[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen von Phosphatüberzügen auf Oberflächen
aus Stahl und/oder Zink durch Auftrag eines Filmes einer wäßrigen zinkphosphatlösung.
[0002] Es ist bekannt, daß Stahl- und frisch verzinkte Stahloberflächen nur schwierig mit
einem Lack versehen werden können, wenn sie keine Vorbehandlung erhalten haben. Sofern
es sich bei der-Vorbehandlung um vergleichsweise kleine Gegenstände bzw. Teile handelt,
sind zahlreiche Vorbehandlungsweisen bekannt. Bei großen Gegenständen, wie z.B. Brücken
oder ähnlichen Konstruktionen, ist es jedoch schwierig, eine gründliche Reinigung
vor der eigentlichen Vorbehandlung zu erreichen. Außerdem ist es schwierig und auch
unerwünscht, nach der Vorbehandlung und vor der Lackierung eine gründliche Spülung
vorzunehmen.
[0003] Wäßrige
Phosphatierungslösungen sind seit langer zeit zur Vorbehandlung von Oberflächen aus
Stahl und/oder Zink im Einsatz. Sie haben jedoch den Nachteil, große Konstruktionen,
insbesondere wegen der mangelhaften Oberflächenreinheit, nicht ausreichend zu benetzen.
Vor allem
Zinkphosphatlösungen sind in großem Umfang für die Vorbehandlung kleiner Teile entwickelt
worden, jedoch verlangen sie in der Regel eine nachfolgende gründliche Spülung. Zwar
gibt es Zinkphosphatlösungen, die eine Spülung nicht erfordern; diese arbeiten Oberflächen
sehr sauber sind.
[0004] Die US-PS 3 346 426 beschreibt ein Verfahren zum Aufbringen von Phosphatüberzügen
auf Oberflächen von Stahl und/oder Zink durch
Aufwischen einer Lösung, die Zink, Phosphorsäure, Natrium-2,4-dinitrobenzolsulfonat
und regelmäßig auch Glykolsäure enthält. Dieses Verfahren hat aber keine kommerzielle
Bedeutung erlangt. Aus kommerzieller Sicht ist ein Verfahren von Bedeutung, bei dem
verzinkte Stahloberflächen mit einer Lösung von Phosphorsäure und Kupferkarbonat in
einem Lösungsmittelgemisch behandelt werden. Diese Formulierung ist relativ einfach
auf große Konstruktionen durch Bürsten aufzubringen. Außerdem ist leicht erkennbar,
welche Teile bereits behandelt sind. Die mit der Formulierung erzeugten Schichten
führen zu einer verbesserten
Lackhaftung, verglichen mit frisch verzinkten Oberflächen, besitzen jedoch keineswegs
die Haftvermittlungseigenschaften und meist auch nicht den Korrosionsschutz, der bei
Verwendung einer konventionellen Phosphatierungslösung mit Nachspülung erhalten wird.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Aufbringen von Phosphatüberzügen
auf Oberflächen aus Stahl und/oder Zink bereitzustellen, das die bekannten, insbesondere
vorgenannten Nachteile nicht aufweist, insbesondere für ortsfeste Konstruktionen geeignet
ist und ohne Aufwand eingesetzt werden kann.
[0006] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs genannten
Art entsprechend der Erfindung derart ausgestaltet wird, daß man einen Film einer Phosphatierungslösung
aufträgt, die auf 100 Gew.-Teile Lösung
1 - 5 Gew.-Teile Zink 1 - 20 » « Phosphorsäure (100%ig) 0,01 - 0,5 « " Cobalt und/oder Nickel und 0,02 - 1,5 " " eines, keine Blasen verursachenden Beschleunigers
enthält, und die Phosphatierungslösung auf die Metalloberfläche einwirken läßt.
[0007] Der keine Blasen verursachende Beschleuniger soll so beschaffen sein, daß ein auch
ohne eine Nachspülung anschließend aufgebrachter und getrockneter Anstrichfilm bei
Feuchtigkeits- einwirkung keine Blasen wirft. Das heißt, der verwendete Beschleuniger
sollte in der Phosphatschicht möglichst keine wasserlöslichen Ionen ergeben, die im
allgemeinen für die Blasenbildung verantwortlich sind. Der Beschleuniger sollte also
keine stark ionische Verbindung, wie z.B. Natriumchlorat oder -nitrat, sein.
[0008] Keine Blasen verursachende Beschleuniger können beispielsweise Peroxide sein. Wegen
ihrer mangelnden Stabilität sind sie jedoch nicht bevorzugt. Bevorzugt sind statt
dessen organische Verbindungen, wie Nitroguanidin, das in der Phosphatierungslösung
vorzugsweise in Mengen von 0,1 bis 0,5 Gew.-Teilen enthalten ist, wie Sulfosalicylsäure
bzw. Salze hiervon, und organische Nitroverbindungen, gegebenenfalls deren Salze.
Die Gehalte der Phosphatierungslösung an Salicylsäure bzw. organischer Nitroverbindung,
insbesondere Nitrobenzolsulfonat, sind vorzugsweise 0,2 bis 1,5 Gew.-Teile. Wenn die
Menge an organischem Beschleuniger zu niedrig ist, kann die Haftung des anschließend
aufgebrachten Anstrichs beeinträchtigt werden; ist sie zu hoch, kann gegebenenfalls
doch eine Blasenbildung auftreten. Optimale Mengen sind daher 0,5 bis 1,2 Gew.-Teile.
[0009] Vorzugsweise ist die Phosphatierungslösung frei von Anionen, die von Phosphat und/oder
Ionen der genannten oder anderer, keine Blasen verursachender, im allgemeinen organischer
Beschleuniger verschieden sind. Insbesondere sollte sie so weit wie möglich frei von
wasserlöslichen Kationen, wie Alkali- oder Ammoniumionen, sein. Geringe Mengen, die
beispielsweise mit der aromatischen Nitroverbindung bzw. der Sulfosalicylsäure bei
Eintrag in Form des Natriumsalzes in die Phosphatierungslösung gelangen, sind jedoch
akzeptabel. Vorzugsweise sollten die absichtlich zugegebenen Kationen außer Zink nur
Cobalt und/oder Nickel sein.
[0010] Die Phasphatierungslösung kann als solche, aber auch als
Kon- zentrat, das später verdünnt wird, hergestellt werden. Dabei kann das Lösungsmittel
lediglich Wasser sein. Es kann jedoch auch aus einer Mischung von Wasser und organischem
Lösungsmittel, vorzugsweise in einer Menge bis 20 Gew.-Teilen pro 100 Gew.-Teile Lösung,
bestehen. Obgleich nicht von essentieller Bedeutung, erleichtert das organische Lösungsmittel
die Benetzung des Substrates und damit die Aufbringung des Films der Phosphatierungslösung.
Gehalte über 20 Gew.-Teile liefern im allgemeinen keine Verbesserung in den Aufbringungseigenschaften
der Phosphatierungslösung. Sie können jedoch die Stabilität der Phosphatierungslösung
in einem solchen Ausmaß beeinträchtigen, daß der Gehalt an Phosphorsäure heraufgesetzt
werden müßte, um erneut Stabilität herbeizuführen. Dies wiederum kann zu übermäßigem
Beizangriff auf der zu behandelnden Oberfläche führen.
[0011] Das gegebenenfalls verwendete organische Lösungsmittel darf nicht toxisch sein. Auch
sind stark hydrophile Lösungsmittel, wie Methanol, wenig geeignet, da sie eine Tendenz
zur Fällung von Zinkphosphat aus der Phosphatierungslösung aufweisen. Die Lösungsmittel
sollten mäßig polar sein. Zahlreiche heterozyklische Lösungsmittel sind geeignet,
vorausgesetzt, daß sie nicht toxisch sind. Bevorzugtes Lösungsmittel ist N-methyl-2-pyrrolidon.
[0012] Weiterhin kann die
Phosphatierungslösung Tensid enthalten, was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn
die zu behandelnden Oberflächen nicht gänzlich sauber sind. Tensidgehalte bis 0,5
Gew.-Teile verbessern die Benetzbarkeit der Oberfläche mit der Phosphatierungslösung
beträchtlich. Eine Beeinträchtigung der
Phosphatierungsreaktion erfolgt dabei nicht. Ein Gehalt über 0,5 Gew.-Teile führt im
allgemeinen nicht zu weiteren Verbesserungen. Ein Gehalt von 0,05 bis 0,3 Gew.-Teile
ist bevorzugt. Das Tensid ist vorzugsweise vom nichtionogenen Typ. Kationische oder
amphotere Tenside können gegebenenfalls von der zu behandelnden Oberfläche absorbiert
werden und dadurch die Bildung der Schicht beeinträchtigen.
[0013] Schließlich können die innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Einsatz kommenden
Phosphatierungslösungen Polyhydroxycarbonsäure, wie Weinsäure, enthalten. Die bevorzugte
Menge beträgt bis 1 Gew.-Teil.
[0014] Der Zinkgehalt der Phosphatierungslösung ist insofern kritisch, als zu geringe Gehalte
mit einem nicht ausreichenden Schutz verbunden sind. zu hohe Gehalte führen zu einer
verringerten Stabilität der Phosphatierungslösung und gelegentlich zu einer Blasenbildung
im nachträglich aufgebrachten
Anstrichfilm. Daher besteht eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung darin, einen
Film einer Phosphatierungslösung aufzutragen, die 2 bis 4 Gew.-Teile Zink enthält.
[0015] Für den Fall, daß die in der Phosphatierungslösung befindliche Phosphorsäuremenge
zu niedrig ist, ist die Reaktion mit der Metalloberfläche nicht ausreichend, so daß
die Haftung der Phosphatschicht und des anschließend aufgebrachten Anstriches reduziert
ist. Auch kann die Phosphatierungslösung eine verringerte Stabilität aufweisen. Ein
zu hoher Phosphorsäuregehalt ist mit einem zu hohen Angriff auf die Metalloberfläche
verbunden. Daher sieht eine weitere vorzugsweise Ausgestaltung der Erfindung vor,
einen Film einer Phosphatierungslösung aufzutragen, die 5 bis 15 Gew.-Teile Phosphorsäure
(100%ig) enthält.
[0016] Cobalt und/oder Nickel begünstigen den Korrosionsschutz und die Anstrichhaftung.
Sofern deren Gehalt zu gering ist, wird nur eine geringfügige Verbesserung des Korrosionswiderstandes
erhalten. Bei zu hohen Gehalten kann sich gegebenenfalls mit dem Basismetall ein galvanisches
Element bilden und die
Korro- sion erhöht werden. Daher ist es zweckmäßig, einen Film einer Phosphatierungslösung
aufzutragen, die 0,1 bis 0,4 Gew.-Teile Cobalt und/oder Nickel enthält. Obgleich jedes
der Metalle allein verwendet werden kann, werden Mischungen, insbesondere mit gleichen
Teilen, bevorzugt.
[0017] Der Auftrag des Film der Phosphatierungslösung kann beispielsweise durch Wischen,
Bürsten, Aufstreichen, Aufrollen, aber auch durch Aufspritzen erfolgen. Wesentlich
ist lediglich, daß sich ein geschlossener Film der Phosphatierungslösung bildet.
[0018] Die Oberfläche sollte möglichst frei von Schmutz und/oder Fett sein. Sie muß allerdings
nicht so sauber sein, wie es bei konventionellen Zinkphosphatverfahren erforderlich
ist. Die Aufbringung der Phosphatierungslösung erfolgt üblicherweise bei Umgebungstemperatur,
d.h. - da es sich im allgemeinen um im Freien befindliche Konstruktionen handelt -
bei Temperaturen im Bereich von 3 bis 30 °C.
[0019] Nach dem Auftrag des Lösungsfilms läßt man die Phosphatierungslösung auf die Metalloberfläche
einwirken. Einwirken bedeutet dabei, daß die Phosphatierungslösung ausreagiert oder
auch nur teilweise reagiert. In beiden Fällen kann im Anschluß an die Einwirkung gespült
werden. Ein Anstrich kann sowohl nachdem die Lösung ausreagiert hat, aber auch nachdem
die Lösung nur teilweise reagiert hat, aufgebracht werden. Letzteres ist insbesondere
durchführbar, wenn es sich um einen Anstrich auf Basis Wasser als Lösungsmittel handelt.
[0020] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele beispielsweise und näher erläutert.
Beispiel 1
[0021] Verzinkte Stahlbleche wurden mit der nachfolgenden Lösung bei Raumtemperatur behandelt,
getrocknet und mit einem Chlorkautschuk-Lack lackiert.
[0022] Die Lösung enthielt:

[0023] Anschließend wurden die so behandelten Bleche dem Salzsprühtest gemäß ASTM B 117
unterworfen. Es wurden ein guter Korrosionsschutz und gute Lackhaftung festgestellt.
Blasen waren nur in geringem Umfang feststellbar.
[0024] Zum Vergleich wurden verschiedene Phosphatierungslösungen hergestellt und in der
vorgenannten Weise eingesetzt. Eine Lösung hatte die gleiche Formulierung wie die
vorgenannte, außer daß sie kein
Nitrobenzolsulfonat enthielt. Eine weitere Lösung hatte die obengenannte Formulierung
außer einem Gehalt an Cobalt und Nickel. Eine dritte Lösung hatte die vorgenannte
Zusammensetzung, enthielt jedoch einen weiteren Zusatz von Glykolsäure entsprechend
US-PS 3 346 426. In einer vierten Lösung schließlich wurde Cobalt und Nickel weggelassen
und durch andere Ubergangsmetalle ersetzt. Alle vier Lösungen gaben wesentlich schlechtere
Resultate als die erfindungsgemäß eingesetzte Lösung.
Beispiel 2
[0025] Das verfahren des Beispiels 1 wurde wiederholt unter
Verwen- dung von Nitroguanidin anstelle von Natriumnitrobenzolsulfonat. Dessen Gehalt
konnte bis 0,1 Gew.-Teile gesenkt werden. Bei gleichbleibendem Korrosionsschutz und
gleichbleibender
Anstrichhaftung wurde eine Blasenbildung gänzlich eliminiert.
1. Verfahren zum Aufbringen eines Phosphatüberzuges auf Metalloberflächen aus Stahl
und/oder Zink durch Auftrag eines Filmes einer wäßrigen Zinkphosphatlösung, dadurch
gekennzeichnet, daß man einen Film einer Phosphatierungslösung aufträgt, die auf 100
Gew.-Teile Lösung

enthält, und die Phosphatierungslösung auf die Metalloberfläche einwirken läßt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Film einer Phosphatierungslösung
aufträgt, die Nitroguanidin, vorzugsweise in Mengen von 0,1 bis 0,5 Gew.-Teilen, enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Film einer
Phosphatierungslösung aufträgt, die Sulfosalicylsäure in Mengen von 0,2 bis 1,5 Gew.-Teilen,
vorzugsweise von 0,5 bis 1,2 Gew.-Teile, enthält.
4. Verfahren nach Anspruch l, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Film
einer Phosphatierungslösung aufträgt, die aromatische Nitroverbindung in Mengen von
0,2 bis 1,5 Gew.-Teilen, vorzugsweise von 0,5 bis 1,2 Gew.-Teilen, insbesondere Nitrobenzolsulfonat, enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Film einer Phosphatierungslösung aufträgt, die bis 20 Gew.-Teile organisches
Lösungsmittel, vorzugsweise N-methyl-2-pyrrolidon, enthält.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Film einer Phosphatierungslösung aufträgt, die bis 0,5 Gew.-Teile, vorzugsweise
0,05 bis 0,3 Gew.-Teile, Tensid enthält.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Film einer Phospha- tierungslösung aufträgt, die Polyhydroxysäure, vorzugsweise in einer Menge
bis 1 Gew.-Teil, enthält.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Film einer Phosphatierungslösung aufträgt, die 2 bis 4 Gew.-Teile Zink
enthält.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Film einer Phosphatierungslösung aufträgt, die 5 bis 15 Gew.-Teile Phosphorsäure
(100%ig) enthält.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß man einen Film einer Phosphatierungslösung aufträgt, die 0,1 bis 0,4 Gew.-Teile
Cobalt und/oder Nickel enthält.
11. Anwendung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10 zum Aufbringen
von Phosphatüberzügen auf ortsfeste Konstruktionen mit Stahl- und/oder Zinkober- flächen.