[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Schleudergiessen von Rohren, bei welchen
ein flüssiges Gusseisen in eine rotierende metallische Kokille eingebracht wird, wobei
vor oder während des Einbringens der Schmelze Zusatzmittel eingebracht werden.
[0002] Die Herstellung von Rohren nach dem Schleudergiessverfahren ist schon seit langer
Zeit bekannt. Bei diesem Verfahren wird eine vorbestimmte Menge einer Metallschmelze
über einen Giesskanal in eine rotierende, die Giessform bildende Kokille eingegossen,
wobei der Giessvorgang innerhalb einer vorbestimmten Zeit zu erfolgen hat, damit die
gewünschten Eigenschaften des Materials erreicht werden. In grossem Umfang ist es
bekannt, für das Schleudergiessen von Rohren eine Gusseisenschmelze zu vergiessen,
wobei es sich hierbei sowohl um ein Gusseisen mit Lamellengraphit als auch um ein
Gusseisen mit Kugelgraphit handeln kann.
[0003] Die Anwendungsmöglichkeiten für die nach dem Schleudergiessverfahren hergestellten
Rohre sind überaus zahlreich. Ein besonders wichtiges und umfangreiches Anwendungsgebiet
ist die Verwendung dieser Rohre beim Transport von Flüssigkeiten aller Art. Die hierfür
erstellten Leitungen sind oft im Boden verlegt, wobei sie unmittelbar mit dem umliegenden
Bodenmaterial in Berührung kommen. Durch diesen Kontakt besteht die Möglichkeit, dass
eine chemische oder elektrochemische Reaktion des Rohrmaterials mit seiner Umgebung
auftreten kann, die zur Zerstörung des Rohrmaterials führen kann.
[0004] Dem Auftreten von chemischen und/oder elektrochemischen Reaktionen an diesen im Erdboden
verlegten Rohren kann mit verschiedenen Massnahmen begegnet werden. Die bekannten
Massnahmen bedeuten jedoch eine zusätzlich Behandlung des fertigen Rohrs, wofür entsprechende
Einrichtungen erforderlich sind. Von den bekannten Massnahmen sei das Teeren der Rohre
erwähnt, wozu die Rohre in ein Teerbad eingetaucht werden. Andere bekannte Massnahmen
stellen das Einwickeln des Rohrs mit einer losen Kunststoffolie, die Spritzverzinkung
oder das Aufextrudieren einer Polyäthylen-Beschichtung dar. Auch ist das Aufbringen
einer mit Glasfasern verstärkten Zusatzbeschichtung bekannt. Trotz des verhältnismässig
grossen Aufwandes für das Anbringen solcher Schutzschichten kann ein zuverlässiger
Schutz nicht gewährleistet werden, da diese Schutzschichten beschädigt werden können,
insbesondere bei der Lagerung, beim Transport und beim Verlegen. Aber selbst dann,
wenn bis zum Verlegen der Rohre keine Verletzung der Schutzschicht auftritt, ist eine
solche auch nachher noch möglich, z.B. beim Auffüllen der Gräben infolge von Belastungen,
die durch den Verkehr entstehen, und infolge von Erdbewegungen wie Senkungen o.dgl.
[0005] Weisen die erwähnten Schutzschichten verletzte Stellen auf, zeigt es sich, dass diese
besonders gefährdet sind; die auftretende Korrosion konzentriert sich auf diese Stellen
und schreitet deshalb besonders rasch voran. Hierbei beginnt die Korrosion an der
Aussenumfangsfläche des Rohres und schreitet von aussen nach innen fort.
[0006] Hier setzt die Erfindung ein, der die Aufgabe zugrundeliegt, ein Verfahren der eingangs
beschriebenen Art so auszugestalten, dass unter Einhaltung eines gleichartigen Schutzes
gegen chemische und/oder elektrochemische Reaktionen des Rohrmaterials mit seiner
Umgebung eine Beschädigung dieses Schutzes zuverlässig vermieden wird.
[0007] Diese Aufgabe wird gemäss der Erfindung dadurch gelöst, dass durch das Zusatzmittel
auf der Aussenfläche des zu schleudernden Rohres eine korrosionsfeste, mit dem Rohr
eine Legierung eingehende Schicht gebildet wird.
[0008] Zwar ist es bekannt, beim Schleudergiessen von Rohren beim Eingiessen der Metallschmelze
in die rotierende Kokille Zusatzmittel zu verwendet, die entweder vor dem oder während
des Einbringens in die Kokille eingebracht werden. Unter diese Zusatzmittel fällt
z.B. Flussmaterial (DE-OS 3 105 145), das dazu verwendet wird, um eine dichtende Schlacke
an der Innenfläche des Rohres auszubilden, welche etwaige in der Metallschmelze eingeschlossene
Verunreinigungen aufnehmen.
[0009] Zusatzmittel können auch eingebracht werden, um die Abkühlung der Metallschmelze
in der Kokile zu beeinflussen, z.B. zu verlangsamen, um dadurch das Gefüge und damit
die Rohrqualität zu verbessern (DE-AS 2 460 510).
[0010] Beim Schleudergiessen von Bimetallrohren ist es bekannt (DE-OS 2 852 030) nacheinander
verschiedene Schmelzen zur Bildung unterschiedlicher Schichten in die rotierende Kokille
einzubringen. Hierbei wird die nächste Schicht erst eingebracht, wenn.die Grundschicht
eine unter der Solidustemperatur liegende Temperatur erreicht hat. Die innere Schicht
kann hierbei eine, Nickel als Liegierungselement enthaltende Plattierungsschicht sein.
[0011] Im Gegensatz zu den bekannten Anwendungen von Zusatzmitteln beim Schleudergiessen
von Rohren geht die Erfindung von der Ueberlegung aus, dass die Lösung der vorstehend
genannten Aufgabe nur dann erreicht wird, wenn auf die Bildung einer zusätzlichen
Schutzschicht an der Aussenfläche des Rohrs verzichtet und dafür die Schutzschicht
als Teil der Metallwandung des Rohrs unter entsprechender Veränderung des Gefüges
gebildet wird.
[0012] Es hat sich nun überraschend gezeigt, dass die Bildung einer solchen Schutzschicht
in verhältnismässig einfacher Weise beim Einbringen der Metallschmelze erreicht werden
kann, wenn ein hierzu geeignetes Zusatzmittel vor oder während des Einbringens der
Schmelze in die Kokille eingebracht wird. Als besonders geeignet hat sich eine Nickellegierung
erwiesen, die einen Nickelgehalt von 80% und mehr Nickel enthält. Die weiteren Legierungselemente
können Bor, Silizium, Chrom und Kupfer sein. Solche Legierungen sind als korrosions-
und hitzebeständige Materialien bekannt und im Handel erhältlich. Diese Legierung
wird in Pulverform mit einer Korngrösse von etwa 0,1-1 mm in die Schleudergiesskokille
eingebracht.
[0013] Das spezifische Gewicht solcher Legierungen liegt deutlich über dem spezifischen
Gewicht der Gusseisenschmelze und beträgt etwa 7,8 g/
cm3.
[0014] Der Schmelzpunkt solcher Nickellegierungen soll tiefer sein als 1300°C und liegt
damit tiefer als die Giesstemperatur der Gusseisenschmelze von etwa 1350 - 1380°C.
Besonders günstige Verhältnisse werden erreicht, wenn der Schmelzpunkt der Nickellegierung
unterhalb der Liquidustemperatur des flüssigen Gusseisens, d.h. unterhalb ca. 1150°C,
liegt.
[0015] Nachstehend werden Ausführungsbeispiele für im Schleuderguss hergestellte Rohre aus
Gusseisen mit Kugelgraphit angeführt, die nach dem beschriebenen Verfahren hergestellt
wurden:
Beispiel 1
[0016] In die Stahlkokille einer Schleudergiessmaschine wurde ein Metallpulver mit dem Handelsnamen
Hastelloy D eingebracht, dessen chemische Analyse 85% Ni
10% Si
3% Cu
ist.
[0017] Dieses Material wurde in Pulverform über die Giessrinne gleichzeitig mit dem flüssigen
Gusseisen eingebracht. Das Metallpulver hat einen Schmelzpunkt von 1120°C und ein
spezifisches Gewicht von 7,8 g/cm
3.
[0018] Damit das Metallpulver mit dem eingebrachten flüssigen Gusseisen seinerseits mit
der Aussenwandzone des zu schleudernden Rohres eine Legierung eingeht, musste es in
einer solchen Menge eingebracht werden, dass eine legierte Aussenwandzone von O,1
- 1,0 mm, vorzugsweise 0,4 mm aus austenitischem Sphärogusseisen (21 - 24% Ni) entstand.
Beispiel 2
[0019] In die in Rotation begriffene Stahlkokille einer Schleudergiessmaschine wurde ein
Metallpulver der chemischen Zusammensetzung 94% Ni 3% B 3% Si eingebracht, das einen
Schmelzpunkt von 1050°C aufweist. Das Einbringen erfolgt gleichmässig, beispielsweise
mit einer Siebeinrichtung, über die gesamte Innenfläche der Kokille. Die Menge des
Metallpulvers wurde in gleicher Weise dosiert wie in Beispiel 1.
[0020] Nach dem Einbringen des Metallpulvers wurde in einem zweiten Arbeitsgang das flüssige
Eisen in die Kokille eingebracht. Es entstand wieder eine legierte Aussenhaut des
Rohres aus austenitischem Sphärogusseisen.
[0021] Das beschriebene Verfahren ist keineswegs auf das Schleudergiessen von Rohren aus
Lamellen- oder Kugelgraphit beschränkt, sondern kann in analoger Weise auch für andere
Metallschmelzen verwendet werden. Die zu verwendenden Metallpulver haben hierbei entsprechend
einen tieferen Schmelzpunkt und ein höheres spezifisches Gewicht als die Schmelze
aufzuweisen.
1. Verfahren zum Schleudergiessen von Rohren, bei welchen ein flüssiges Gusseisen
in eine rotierende metallische Kokille eingebracht wird, wobei vor oder während des
Einbringens der Schmelze Zusatzmittel eingebracht werden, dadurch gekennzeichnet,
dass durch das Zusatzmittel auf der Aussenfläche des zu schleudernden Rohres eine
korrosionsfeste, mit dem Rohr eine Legierung eingehende Schicht gebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Zusatzmittel eine Nickel-Legierung
mit 80 % oder mehr Nickel eingebracht wird, wobei sowohl Nickel als Hauptlegierungselement
und die andern Legierungselemente in Pulverform eingebracht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die andern Legierungselemente
Elemente der Gruppe Bor, Silizium, Chrom und Kupfer sind.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als das Zusatzmittel ein
solches mit einem grösseren spezifischen Gewicht als das spezifische Gewicht der Schmelze
eingebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmelzpunkt des bzw.
der Zusatzmittel tiefer gewählt wird als 1300°C.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Schmelzpunkt des bzw.
der Zusatzmittel eine Temperatur gewählt wird, die unterhalb der Liquidustemperatur
des flüssigen Gusseisens von ca. 1150°C liegt.