[0001] Auf dem Gebiet des Textildrucks war es von jeher ein Problem gewesen, scharf begrenzte
weiße oder farbige Muster auf tiefgefärbtem Hintergrund zu erzielen. Insbesondere,
wenn die Herstellung filigranartiger Motive auf dunklem Untergrund gewünscht wird,
versagt der direkte Druck zur Musterung des Textilmaterials völlig. Um solche Dessins
zu produzieren, ist es dem Fachmann seit langem geläufig, auf einer mit einem weißätzbaren
Farbstoff erzeugten tiefen Hintergrundfärbung eine Ätzpaste in dem gewünschten Muster
aufzudrucken und anschließend durch eine trockene oder nasse Wärmebehandlung den Farbstoff
an den mit der Ätzpaste bedeckten Stellen zu zerstören. Nach dem Auswaschen der so
bewerkstelligten Drucke wird das gewünschte Muster in Weiß auf dunklem Fond erhalten.
Es ist auch bereits bekannt, den Ätzdruckpasten ihrerseits noch Farbstoffe zuzusetzen,
die gegen das Ätzmittel resistent sind. Hierbei wird gleichzeitig mit der Zerstörung
der Fondfärbung eine Färbung des Textilmaterials an den bedruckten Stellen durch den
unzerstörbaren Farbstoff hervorgerufen, wobei man in diesem Fall farbige Drucke auf
dunklem Fond gewinnt. Farbige Drucke auf dunklem Fond können indessen genauso zuwege
gebracht werden, wenn der dunkle Ätzboden mit einer Mischung eines ätzbaren und eines
andersfarbigen nichtätzbaren Farbstoffs angefertigt wird und man diese beiden Farbstofftypen
in eine gemeinsame Klotzflotte einbringt.
[0002] Bei der Übertragung dieser vom Cellulosegebiet her vertrauten Verfahrensvarianten
auf synthetische Fasermaterialien oder Textilgut, welches bevorzugt aus hydrophoben
synthetischen Fasern besteht, ergibt sich insofern eine komplizierte Aufgabe, als
die Ätzung von beispielsweise mit Dispersionsfarbstoffen angefärbten Polyesterfasern
mit besonderen Anstrengungen verbunden ist. Das kommt davon, daß Dispersionsfarbstoffe,
die einmal in der Polyesterfaser fixiert wurden, d.h. sich darin gelöst haben, nunmehr
dem Zugriff wäßriger Agenzien weitgehend entzogen sind und damit wiederum dem Angriff
von wäßrigen Ätzmitteln. Bei der Herstellung von Ätzdrucken auf hydrophobe Fasern
enthaltenden oder aus hydrophoben Fasern bestehenden Textilmaterialien wird daher
das bekannte Ätzdruckverfahren derart abgewandelt, daß die Textilbahn zunächst mit
einer Dispersionsfarbstoff aufweisenden Farbflotte geklotzt und getrocknet oder angetrocknet
wird, wobei jedoch keine Fixierung des Farbstoffs, d.h. Lösung des Farbstoffs in der
hydrophoben Faser, erfolgen darf. Auf das solchermaßen getrocknete oder angetrocknete,
geklotzte Gewebe wird sodann das gewünschte Muster mit der Ätzdruckpaste aufgedruckt
und das geklotzte sowie bedruckte Gewebe anschließend einer Wärmebehandlung unterworfen,
bei der gleichzeitig der Fondfarbstoff an den nicht bedruckten Stellen in die Polyesterfaser
einwandert, d.h. daselbst fixiert wird, und an den mit der Ätze bedruckten Stellen
der Farbstoff zerstört wird, d.h. dort keine Färbung stattfindet. Im Hinblick auf
diesen Mechanismus wird die eben beschriebene Technik auch als Ätzreservedruck bezeichnet.
[0003] Das an sich einfache Verfahren des Ätzreservedrucks beinhaltet' eine Reihe technischer
Schwierigkeiten, die seinen Einsatz häufig erschweren. So ist es grundsätzlich nicht
einfach, den Fondfarbstoff durch das Ätzmittel restlos zu zerstören. Gelingt dies
nicht, dann hinterbleibt auf den geätzten Stellen ein farbiger Rückstand, dessen Nuance
zwischen gelbbraunen und stumpfviolett bzw. rotstichig grauen Tönen schwanken kann
und der den Weißfond an den geätzten Stellen anschmutzt. Dies führt zu unsauber erscheinenden
Weißätzen oder für den Fall, daß eine Buntätze hergestellt werden soll, zu einer Verfälschung
der Nuance des ätzmittelbeständigen Farbstoffs.
[0004] Um diese Unzulänglichkeit der herkömmlichen Methode zu beheben, werden Ätzpasten
verwendet, die relativ kräftige Reduktions- oder Oxydationsmittel enthalten, wie z.B.
Natriumdithionit in Verbindung mit Alkali, Alkaliformaldehydsulfoxylate oder gar Schwermetallsalze
wie beispielsweise Zinn-2-chlorid. Mit dergestalt starken Ätzmitteln ist es zwar in
der Regel möglich, einen einwandfreien Weißätzdruck zu erzielen, jedoch tritt nebenher
häufig auch eine Schädigung des Fasermaterials ein, insbesondere dann, wenn das Polyesterfasergewebe
noch Begleitfasern, wie beispielsweise aus Cellulose, umfaßt. Ferner sind diese Ätzmittel
meistenteils nicht billig, und im Falle der Schwermetallätzmittel stellen sie obendrein
eine ökologische Belastung dar bzw. verursachen sie zusätzliche Aufwendungen bei der
Reinigung der Abwässer. Hinzu kommt, daß es nur relativ wenige Farbstofftypen gibt,
die gegen Ätzmittel auf der zuvor erwähnten Basis resistent sind, und so ist die Auswahl
von ätzmittelbeständigen Farbstoffen, die zur Herstellung von Buntätzen eingesetzt
werden können, relativ gering.
[0005] Zur Überwindung der gezeigten Mängel benötigt man Dispersionsfarbstoffe für die Hintergrundfärbung,
die sich mit möglichst milde wirkenden Agenzien reinweiß ätzen lassen.
[0006] Aus den deutschen Offenlegungsschriften DE-A 26 12 740, 26 12 741, 26 12 742, 26
12 790, 26 12 791 und 26 12 792 sind Dispersionsfarbstoffe bekannt, die in ihrem Molekül
mindestens zwei veresterte Carboxylgruppen besitzen. Derartige Farbmittel verseifen
bei der Behandlung mit wäßrigen Alkalien unter Bildung von entsprechenden alkalilöslichen,
Carboxylgruppen enthaltenden Verbindungen.
[0007] Die Verwendung solcher Produkte als Dispersionsfarbstoff zum Färben von Polyesterfasermaterialien
hat den Vorteil, daß nicht fixierte Farbstoffreste von dem Textilgut durch einfache
Behandlung mit alkalisch wirkenden Mitteln wieder abgewaschen werden können.
[0008] Eine Variation des erläuterten Verfahrensprinzips, bei der man im gleichen Arbeitsgang
sowohl die Musterungen als auch die Fonds unter Überlappung naß-in-naß auf die Ware
aufbringt, wird in den beiden britischen Patentanmeldungen GB-A 2 071 707 und GB-A
2 071 708 beschrieben. Hierbei wird alkalisches Wasserglas als Ätzreservemittel benutzt.
Die in dieser Weise modifizierten Verfahren schädigen jedoch genauso wie die eingangs
genannte Dessinierungstechnik mit alkalischen Ätzdruckpasten, die gegebenenfalls auch
noch Reduktionsmittel wie Natriumdithionit oder Alkaliformadehydsulfoxylate enthalten,
das Polyesterfasermaterial infolge Verseifung der Fasersubstanz. Die bekannnten sauren
Ätzdruckverfahren, die entweder Zinn-2-chlorid oder Zinksalze der Formaldehydsulfoxylsäure
als oxydative Ätzmittel in den Druckpasten aufweisen, bedeuten hingegen neben dem
Nachteil der korrosiven Einwirkung auf die Fixieraggregate auch noch das Risiko der
Abwasserbelastung.
[0009] In Fortführung der Anstrengungen zur Lösung der zuvor dargelegten Probleme, filigranartige
Dessins auf dunklem Untergrund von ausschließlich oder vorwiegend aus syn- ' thetischen
Fasern bestehendem Textilgut zu erzielen, wurde nun überraschenderweise gefunden,
daß sich die aufgezählten Hindernisse bezüglich der Erlangung einwandfreier Färberesultate
im Zuge der bekannten Maßnähmen zum Erzeugen derartiger Musterungen mit Dispersionsfarbstoffen
unter Dispersionsfarbstoffen nach der Ätzreservetechnik aus dem Wege räumen lassen,
wenn die Ätzreserven so zusammengesetzt sind, daß sie unter weitgehend neutralen Bedingungen
zur Einwirkung kommen.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit die Herstellung von weißen oder bunten
Mustern nach der Ätzreservetechnik auf andersfarbigem Fond von textilen Flächengebilden
enthaltend oder bestehend aus hydrophoben synthetischen Fasern, insbesondere Polyesterfasern,
wobei auf die ungefärbte Warenbahn in-beliebiger Reihenfolge sowie unter Überlappung
(i) mindestens eine wäßrige Druckpaste enthaltend selbst eine nicht-färbende Ätzreserve
sowie gegebenenfalls noch mindestens einen heißfixierbaren, gegen das Ätz- bzw. Reservierungsmittel
beständigen Färbstoff, insbesondere Dispersionsfarbstoff, in dem gewünschten Muster
sowie als Fondcolorierung
(ii) eine oder mehrere, unterschiedliche wäßrige Druckfarben bzw. eine wäßrige Klotzflotte
jeweils enthaltend eine Farbstoffzubereitung aus mindestens einem heißfixierbaren,
ätz- bzw. reservierbaren Farbstoff, insbesondere Dispersionsfarbstoff, sowie gegebenenfalls
noch mindestens einen heißfixierbaren, gegen das Ätz- bzw. Reservierungsmittel beständigen
Farbstoff, insbesondere Dispersionsfarbstoff, aufgetragen werden, anschließend das
so behandelte Textilmaterial der Einwirkung von Hitze bei Temperaturen von 150° bis
230°C ausgesetzt und danach durch Auswaschen von nicht fixiertem Farbstoff und Hilfsmittelrückständen
befreit wird,
dadurch gekennzeichnet, daß man in der Druckpaste für die Xtzreservemuster (i) als
Ätz- bzw. Reservierungsmittel Mischungen aus den folgenden Komponenten einsetzt:
(a) Hydrazino-Derivate von Aryl- bzw. Aralkyl-carbonsäuren oder -sulfonsäuren bzw.
Salzen davon, vorzugsweise solche, die in ihrer freien Säureform und zugleich freien
Baseform der allgemeinen Formel

entsprechen, worin n eine Zahl von 1 bis 3 bedeutet, X eine Gruppe der Formel

darstellt, wobei mehrfaches X gleich oder verschieden ist, und in welcher das aromatische
Ringsystem gegebenenfalls ankondensierte weitere Ringe enthalten und/oder durch nicht-ionische
Reste substituiert sein kann,
(b) Polyalkylenglykole, vorzugsweise Polyethylenglykole entsprechend der allgemeinen
Formel

worin m eine Zahl zwischen 1 und 100 bedeutet und
(c) Stickstoff-Verbindungen entsprechend der allgemeinen Formel

worin a ungleich b ist und jedes davon Null oder eine Zahl zwischen 1 und 3 darstellt
- unter der Voraussetzung, daß die Summe von a + b immer 3 beträgt - und in welcher
Y ein Wasserstoffatom oder eine niedere Alkylgruppe, insbesondere -CH3, -C2H5, -C3H7 oder -C4H9 bedeutet, wobei mehrfaches Y gleich oder verschieden ist.
[0011] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auch auf Ätzreservemittel zur Durchführung
der beanspruchten Verfahrens, gekennzeichnet durch einen Gehalt an einer Mischung
aus den Komponenten (a), (b) und (c).
[0012] Bei der Mischungskomponente (a) in der erfindungsgemäßen Ätzreserve handelt es sich
beispielsweise um 2-, 3- oder 4-Hydrazino-benzol-carbonsäure; 2-Hydrazino-phenylessigsäure;
Hydrazino-naphthalin-carbonsäuren; 2-, 3- oder 4-Hydrazino-benzol-sulfonsäure-(5);
4-, 5- oder 8-Hydrazino-naphthalin-sulfonsäure-(l); 1- oder 6-Hydrazino-naphthalinsulfonsäure-(2);
4-Hydrazino-toluol-sulfonsäure-(2); 2-oder 3-Hydrazino
-benzol-disulfonsäure-(1,4) und 4-Hydrazino-benzol-disulfonsäure-(1,3) sowie um entsprechende
Alkalimetall- oder Ammoniumsalze am Säurerest bzw. um Salze von Halogenwasserstoffsäuren
an der Hydrazinogruppe. Die Mischungskomponente (a) wird in Mengen zwischen 5 und
60 g, vorzugsweise zwischen 10 und 30 g pro Kilogramm der Ätzdruckpaste verwendet.
Diese Menge richtet sich hauptsächlich nach der beabsichtigten Farbtiefe des Fonds.
[0013] Die Mischungskomponente (c), besonders N,N-Dimethyl-N-ethanol-amin, dient zum Neutralisieren
von Verbindung (a); deshalb ist die Einsatzmenge an (c) hauptsächlich von der jeweils
vorhandenen Menge an der Mischungskomponente (a) abhängig. Der pH-Wert der wäßrigen
Lösung dieser neutralisierten Phenylhydrazinderivate muß so eingestellt sein, daß
die Lösungen in Wasser durchsichtig und klar sind. Zweckmäßig sollen die wäßrigen
Lösungen der 3-Komponentenmischung für die Ätzreserve in der Druckpaste (i) einen
pH-Wert im Bereich zwischen 6,5 und 8,8 aufweisen.
[0014] Als Polyalkylenglykole entsprechend Komponente (b) kommen für die erfindungsgemäße
Ätzreserve in erster Linie Polyethylenglykole zweckmäßig mit einem durchschnittlichen
Molekulargewicht zwischen 300 und 4500 in Frage. Die Menge der in der Druckpaste (i)
benötigten Mischungskomponente (b) bewegt sich zwischen 30 und 500 g, vorzugsweise
zwischen 60 und 200 g, pro Kilogramm der Ätzdruckpaste.
[0015] In Anbetracht der Zubereitung der Druckpasten (i) hat es sich' als rationell erwiesen,
wenn man vor dem Ansetzen derselben eine wäßrige Stammlösung aus der Mischung der
drei Komponenten (a), (b) und (c) herstellt. Durch diese Maßnahme wird der Neutralisationsvorgang
vorweggenommen und man hat somit in Form der Stammlösung eine jederzeit gut funktionierende
Ätzreserve zur Verfügung, welche lediglich nur noch zur Druckpaste verarbeitet werden
muß und in die sich gegebenenfalls ohne besondere Mühe wäßrige Formulierungen von
gegenüber der Ätzreserve beständigen Farbstoffen einbringen lassen.
[0016] Als textile Flächengebilde, insbesondere Gewebe oder Gewirke, aus Synthesefasern
mit hydrophobem Charakter kommen verfahrensgemäß alle durch heißfixierbare Farbstoffe,
insbesondere Dispersionsfarbstoffe, färbbaren Materialien in Frage, vor allem aus
Fasern linearer aromatischer Polyester wie Polyethylenterephthalatfernerhin aus Cellulosetriacetat-,
Cellulose-2 1/2-acetat- und Polyamidfasern. Ebenso brauchbar ist Textilgut auf Basis
von Gemischen aus diesen synthetischen Fasern mit Fasern natürlicher Herkunft oder
anderen synthetischen Fasern.
[0017] Für die Herstellung von Fondfärbungen und Bunteffekten nach dem Verfahren der vorliegenden
Erfindung gelangen aus der Klasse der Dispersionsfarbstoffe die unter diesem Begriff
bekannten und für die Applikation auf den oben bezeichneten Synthesefasern geeigneten
Verbindungen zum Einsatz, beispielsweise solche, die im COLOUR INDEX, 3. Auflage 1971
sowie Ergänzungen 1975 unter dem Gattungsnamen "Disperse Dyes" aufgelistet werden.
[0018] Die Auswahl der ätzfähigen Farbstoffe für das beanspruchte Verfahren kann aufgrund
der milden Wirkung der Ätzreserve nur experimentell getroffen werden. Die Palette
von Dispersionsfarbstoffen, die gemäß vorliegender Erfindung geätzt werden können,
ist ausreichend und erstreckt sich von Gelb bis Blau.
[0019] Drucktechnisch kann zur verfahrensgemäßen Erzeugung der Ätzreserven derart vorgegangen
werden, daß man das ungefärbte Textilgewebe oder Gewirke zunächst mit einer, ätzfähigen
Dispersionsfarbstoff enthaltenden Farbflotte klotzt und trocknet oder antrocknet,
wobei jedoch keine Fixierung des Farbstoffs, d.h. Lösung des Farbstoffs in der hydrophoben
Faser, erfolgen darf, und sodann auf das getrocknete Gewebe das gewünschte Muster
mit der Ätzdruckpaste druckt. In umgekehrter Weise ist es aber auch möglich, die ätzmittelhaltigen
Druckpasten auf der Ware vorzudrucken und darüber die Fondfarbstoffzubereitung als
Pflatsch- oder Druckpasten in überlappender Weise aufzutragen. Dabei sind bezüglich
der Durchführbarkeit auch keine Einschränkungen dem Praktiker dahingehend auferlegt,
ob nun die Aufträge der ätzmittelhaltigen und fondfarbstoffhaltigen Pasten in einem
Arbeitsgang naß-auf-naß auf der Ware oder mit einer Zwischentrocknung stattfinden.
Im Fall der Naß-in-Naß-Applikation sind die Muster allerdings weniger scharf begrenzt,
was oft sogar erwünscht ist, um besondere Effekte zu bekommen.
[0020] Als weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Möglichkeit der Lagerung
der mit den ätzmittelhaltigen Druckpasten bedruckten Ware nach der Trocknung angesehen.
Zeitversetzt können dann die Fondfarbstoffe in überlappender Weise aufgetragen werden.
Zu äquivalenten Ergebnissen gelangt man, wenn der Auftrag der Fondfarbstoffe mittels
eines Klotzvorganges und Zwischentrocknung erfolgt und der Auftrag der ätzmittelhaltigen
Druckpasten zeitversetzt auf anderen Maschinen vorgenommen wird.
[0021] Die Fixierung der bedruckten und wahlweise noch überpflatschten oder überdruckten
Ware geschieht wie üblich in Heißluft bzw. Heißdampf bei Temperaturen zwischen 160°
und 220°C während 45 Sekunden bis 8 Minuten, oder im Druckdampf bei 1,2 bis 1,4 atü
während 10 bis 30 Minuten, vorzugsweise 15 bis 20 Minuten. Die Fertigstellung der
fixierten Drucke erfordert nach dem Spülen mit Wasser wie üblich eine reduktive Nachbehandlung
sowie abschließendes erneutes Spülen und Trocknen.
Beispiel 1
[0022]
a) Ein Gewebe aus Polyesterfasern wird mit einer Flotte aus

bei Raumtemperatur geklotzt und danach vorsichtig unterhalb Fixierungstemperatur für
den betreffenden Farbstoff getrocknet.
b) Gewebe der gleichen Faserart wie in Beispiel 1 a) wird nach der dort angegebenen
Arbeitsweise mit einer Flotte obiger Zusammensetzung, hier jedoch als Farbstoff enthaltend
40 g von C.I. Disperse Red 160, geklotzt und getrocknet.
c) Für die Zubereitung der Ätzreservepasten wird eine Stammlösung hergestellt aus:

d) Die geklotzten Gewebe aus den Beispielen 1 a) und 1 b) werden mit den folgenden
Ätzreserven


in punktförmigen Mustern bedruckt, getrocknet und sodann zur Ätzung bzw. Fixierung
der aufgebrachten Farbstoffe während 7 Minuten in einem Hochtemperaturdämpfer bei
180°C behandelt. Hiernach wird die Ware mit Wasser gespült, in einer wäßrigen Flotte
mit Natriumdithionit, Natronlauge und einem nicht-ionischen Tensid reduktiv nachbehandelt,
nochmals mit Wasser gespült und schließlich getrocknet.
[0023] Nach der Fertigstellung der Ätzreservedrucke erhält man auf der Ware aus Beispiel
1 a) gelbe und weiße punktförmige Muster auf violettem Grund, und auf der Ware aus
Beispiel 1 b) erhält man gelbe und weiße punktförmige Muster auf rotem Grund.
Beispiel 2
[0024] Man bedruckt eine Polyestergewebe mit der Druckpaste 1 gemäß Beispiel 1 d) in beliebigen
Mustern und überpflatscht diesen Vordruck in gleichem Arbeitsgang naß-in-naß mit einer
Pflatschpaste folgender Zusammensetzung:

[0025] Danach wird das Verfahrenserzeugnis wie abschließend in Beispiel 1 getrocknet, fixiert
und sodann fertiggestellt.
[0026] Man erhält gelbe Druckmuster auf grünem Fond.
1. Verfahren zur Herstellung von weißen oder bunten Mustern nach der Ätzreservetechnik
auf andersfarbigem Fond von textilen Flächengebilden enthaltend oder bestehend aus
hydrophoben synthetischen Fasern, insbesondere Polyesterfasern, wobei auf die ungefärbte
Warenbahn in beliebiger Reihenfolge sowie unter überlappung
(i) mindestens eine wäßrige Druckpaste enthaltend selbst eine nicht-färbende Ätzreserve
sowie gegebenenfalls noch mindestens einen heißfixierbaren, gegen das Ätz- bzw. Reservierungsmittel
beständigen Farbstoff, insbesondere Dispersionsfarbstoff, in dem gewünschten Muster
sowie als Fondcolorierung
(ii) eine oder mehrere, unterschiedliche wäßrige Druckfarben bzw. eine wäßrige Klotzflotte
jeweils enthaltend eine Farbstoffzubereitung aus mindestens einem heißfixierbaren,
ätz- bzw. reservierbaren Farbstoff, insbesondere Dispersionsfarbstoff, sowie gegebenenfalls
noch mindestens einen heißfixierbaren,.gegen das Ätz- bzw. Reservierungsmittel beständigen
Farbstoff, insbesondere Dispersionsfarbstoff,
aufgetragen werden, anschließend das so behandelte Textilmaterial der Einwirkung von
Hitze bei Temperaturen von 150° bis 230°C ausgesetzt und danach durch Auswaschen von
nicht fixiertem Farbstoff und Hilfsmittelrückständen befreit wird, dadurch gekennzeichnet,
daß man in der Druckpaste für die Ätzreservemuster (i) als Ätz- bzw. Reservierungsmittel
Mischungen aus den folgenden Komponenten einsetzt:
(a) Hydrazino-Derivate von Aryl- bzw. Aralkyl-carbonsäuren oder -sulfonsäuren bzw.
Salzen davon, vorzugsweise solche, die in ihrer freien Säureform und zugleich freien
Baseform der allgemeinen Formel

entsprechen, worin n eine Zahl von 1 bis 3 bedeutet, X eine Gruppe der Formel -COOH,
-CH2COOH, -SO3H oder -CH2SO3H darstellt, wobei mehrfaches X gleich oder verschieden ist, und in welcher das aromatische
Ringsystem gegebenenfalls ankondensierte weitere Ringe enthalten und/oder durch nicht-ionische
Reste substituiert sein kann,
(b) Polyalkylenglykole, vorzugsweise Polyethylenglykole entsprechend der allgemeinen
Formel

worin m eine Zahl zwischen 1 und 100 bedeutet und
(e) Stickstoff-Verbindungen entsprechend der allgemeinen Formel

worin a ungleich b ist und jedes davon Null oder eine Zahl zwischen 1 und 3 darstellt
- unter der Voraussetzung, daß die Summe von a + b immer 3 beträgt - und in welcher
Y ein Wasserstoffatom oder eine niedere Alkylgruppe, insbesondere -CH3, -C2H5, -C3H7 oder -C4H9 bedeutet, wobei mehrfaches Y gleich oder verschieden ist.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ätzreservehaltigen
Druckpasten auf der Ware vorgedruckt und darüber die Fondfarbstoffzubereitung als
Pflatsch- oder Druckpaste in überlappender Weise aufgetragen werden.
3. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufträge
der ätzreservemittelhaltigen und fondfarbstoffhaltigen Pasten in einem Arbeitsgang
naß-auf-naß auf der Ware stattfinden.
4. Verfahren gemäß dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Auftrag der Fondfarbstoffe
mittels eines Klotzvorganges und Zwischentrocknung stattfindet und . daß der Auftrag
der ätzreservemittelhaltigen Druckpasten zeitversetzt auf anderen Maschinen vorgenommen
wird.
5. Verfahren gemäß dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrigen Lösungen
der Xtzreservemischung einen pH-Wert zwischen 6,5 und 8,8 aufweisen.
6. Ätzreservemittel zur Durchführung des Verfahrens gemäß Ansprüchen 1 bis 5, gekennzeichnet
durch einen Gehalt an einer Mischung aus den Komponenten (a), (b) und (c).