[0001] Zur Hydrierung von Schwer- und Schwerstölen, Bitumen, Teer, Ölen aus Ölschiefer oder
Teersand und dergl. sind Verfahren bekannt, bei denen diese Einsatzstoffe bei Temperaturen
von 250 - 550 °C, vorzugsweise 350 - 490 °C und Drücken von 50 - 700 bar, vorzugsweise
100 - 350 bar, gegebenenfalls in Gegenwart von Katalysatoren hydriert werden. Durch
die Hydrierung dieser bei Normaldruck hochsiedenden Einsatzstoffe werden neben gasförmigen
Kohlenwasserstoffen und bei Raumtemperatur zähviskosen bzw. festen Hydrierrückständen
insbesondere niedriger siedende Flüssigprodukte des Benzin- und Mittelölsiedebereiches
als Produkte erzeugt (s. W. Krönig, "Die katalytische Hydrierung von Kohlen, Teeren
und Mineralölen", Springer Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1950 insbesondere
S. 77 - 91).
[0002] Die entsprechenden Technologien wurden in den Jahren 1920 bis 1965 zur technischen
Reife entwickelt und eingesetzt. Das Basisverfahren war die Hydriertechnologie nach
BERGIUS-PIER. Aufbauend auf dieses Verfahren wurden in neuerer Zeit spezielle Technologien
entwickelt und im Pilotanlagen- bzw. großtechnischen Maßstab angewandt. Als neuere
Entwicklungen sind insbesondere die H-OIL-Technologie, das LC-FINING sowie das VEBA
COMBI CRACKING-Verfahren (VCC) zu nennen (s. u. a. R. M. Eccles, "Recent Technical
Advances in H-OIL Upgrading of Heavy Crudes", Proc., Vol. II, 2nd World Congress of
Chemical Engineering, 1981, S. 520 - 537); U. Graeser, K. Niemann, "Proven hydrogenation
processes for upgrading residua being revived in Germany", Oil and Gas J., 22. März
1982, S. 121, 122, 125 - 127).
[0003] Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, daß die Abtrennung der Hydrierrückstände von
den gasförmigen bzw. kondensierbaren Produkten in Heißabscheidern erfolgt, wobei die
Phasenseparierung unter Reaktionsdruck bei Reaktionstemperatur bzw. wenig darunter
liegenden Temperaturen durchgeführt wird. Schwierigkeiten bietet dabei die Aufarbeitung
der Hydrierrückstände. Diese enthalten neben Feststoffen wie z. B. Katalysatoren und
nicht verdampfbaren flüssigen oder pastösen Bestandteilen wie z. B. Asphaltene wertvolle
verdampfbare Produktöle, deren Abtrennung aus wirtschaftlichen Gründen zwingend ist.
[0004] Zur Abtrennung dieser verdampfbaren Ölbeimengungen wurden verschiedene Verfahren
wie Filtration, Schleudern, Vakuumdestillation usw. angewandt. Die dabei gewonnenen
Öle im Siedebereich des Vakuumgas- öls werden z. B. durch weitere Hydrierung in marktfähige,
niedriger siedende Produkte überführt. Allerdings enthalten die durch Filtration bzw.
Schleudern abgetrennten Ölmengen z. T. erhebliche Beimengungen an schwerhydrierbaren
öllöslichen hochmolekularen Stoffen wie z. B. Asphaltenen, die eine weitere hydrierende
Aufarbeitung ungünstig beeinflussen bzw. deren Abbau verschärfte Hydrierbedingungen
erfordert.
[0005] Die vorgenannten Schwierigkeiten werden durch Einsatz der Vakuumdestillation überwunden.
Die durch Vakuumdestillation gewonnenen Öle können unter verhältnismäßig milden Bedingungen
zu höherwertigen Produkten aufhydriert werden. Die verfahrenstechnische Durchführung
der Vakuumdestillation derartiger Hydrierrückstände ist zwar bekannt, doch wirft die
Handhabung des Vakuumrückstandes erhebliche Probleme auf. Insbesondere gestaltet sich
das Austragen aus der Vakuumkolonne sowie der Transport zur Weiterverarbeitung aufgrund
der hohen Zähigkeit des Vakuumrückstandes äußerst schwierig.
[0006] Die vorliegende Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, diese Schwierigkeiten zu
überwinden. Erfindungsgemäß geschieht dies dadurch, daß der Rückstand der Hydrierung
von Schwer- oder Schwerstölen, Bitumen, Teer, Schieferölen und dergl. in einer einoder
mehrwelligen Schneckenmaschine einer Destillation unter vermindertem Druck unterworfen
wird. Der während der Destillation ständig seine Viskosität erhöhende Hydrierrückstand
wird durch die Schnecke laufend umgewälzt und dabei durch die Destillationszone der
Schneckenmaschine geführt, so daß ihm die verdampfbaren Bestandteile entzogen werden.
[0007] Ein- oder mehrwellige Schneckenmaschinen mit Gas-oder Dampfabführung sind bekannt,
z. B. aus den US-PSen 1 156 096 und 2 615 199. Sie wurden jedoch bisher trotz der
Schwierigkeiten, die schon bei der Verarbeitung der Hydrierrückstände von Kohle in
den 30er und 40er Jahren dieses Jahrhunderts auftraten, nicht zur Ölgewinnung aus
Hydrierrückständen, sondern z. B. zur Entfernung von Gasen oder Monomeren-Dämpfen
aus Kunststoffen eingesetzt (s. M. Herrmann "Schneckenmaschinen in der Verfahrenstechnik",
Berlin/Heidelberg/New York 1972). In der Kunststoffindustrie stellt die Schneckenmaschine
somit einen Teil des Polymerisationsreaktors dar, wobei über die Monomerenentfernung
in der Vakuumzone ein Abbruch der Polymerisationsreaktion herbeigeführt wird, wohingegen
im Fall der Hydrierung vorgenannter Einsatzstoffe die Feststoffanreicherung im Hydrierrückstand
zielführend ist.
[0008] Bei der Destillation des Hydrierrückstandes in der ein- oder mehrwelligen Schneckenmaschine
werden insbesondere Drücke von 0,01 - 0,6 bar, vorzugsweise 0,02 - 0,1 bar angewandt.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung fällt über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt des Hydrierabschlammes zu dessen Austritt der Druck von 0,6, vorzugsweise
0,1 bar auf 0,01, vorzugsweise 0,02 bar ab. Diese Maßnahme verringert die Gefahr von
Störungen des Destillationsvorganges in der Schneckenmaschine.
[0009] Die Destillation des Hydrierrückstandes in der Schneckenmaschine erfolgt insbesondere
bei Temperaturen von 200 - 400 °C, vorzugsweise 250 - 350 °C. Nach einer weiteren
Ausbildung der Erfindung steigt über die Länge der Schneckenmaschine vom Eintritt
zum Austritt des Hydrierrückstandes die Temperatur von 200 °C, vorzugsweise 250 °C
auf 400 °C, vorzugsweise 350 °C an. Hierdurch wird die Zeit, während der Hydrierrückstand
hohe, Veränderungen begünstigende Temperaturen annimmt, verkürzt und die weitere Verarbeitung
des von den flüchtigen Bestandteilen befreiten Rückstandes erleichtert. Nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren können Rückstände bis zu einer Endviskosität von etwa 2000 mPas (250 °C)
bei der Destillatabtrennung gehandhabt werden.
[0010] Die gasförmig aus der Schneckenmaschine abgezogenen Öle werden zweckmäßigerweise
mit den übrigen Hydrierölen, z. B. den die Heißabscheider gasförmig verlassenden Hydrierprodukten
vereinigt und zusammen mit diesen der Weiterbehandlung, z. B. einer Hydrierung unterworfen.
Das nicht verdampfte Gut kann nach einer weiteren Ausbildung der Erfindung aus der
Schneckenmaschine in eine Kühl- oder Granuliervorrichtung eingebracht werden, wo es
verfestigt wird. Das in dieser Form lager- und transportfähige Gut kann z. B. als
Brennmaterial oder als Einsatzprodukt einer Vergasungsanlage verwendet werden.
[0011] Nach einer anderen Ausbildung der Erfindung wird das nicht verdampfte Gut in der
Schneckenmaschine nach der Destillation auf höhere Temperaturen, vorzugsweise 350
- 600 °C erhitzt und bei dieser Temperatur, insbesondere bei Atmosphärendruck oder
auch bei einem darunter liegenden Druck geschwelt. Zweckmäßigerweise besitzt die Schneckenmaschine
hierfür neben der Destillierzone eine Schwelzone, in die der Hydrierrückstand nach
Durchlaufen der ersteren durch die Schnecken gefördert wird. Die entstandenen Schweldämpfe
werden getrennt von den Öldämpfen abgezogen. Der anfallende Koks schließlich kann
z. B. als Brennmaterial eingesetzt werden.
[0012] Besonders günstig ist es, das in der Schneckenmaschine nicht verdampfte Gut nach
der Destillation weiter zu verdichten und direkt in einen Vergasungsreaktor einzubringen,
in dem z. B. über Synthesegas der für die Hydrierung der Einsatzprodukte des Hydrierverfahrens
notwendige Wasserstoff gewonnen wird. Zweckmäßigerweise besitzt die Schneckenmaschine
hierfür neben der Destillierzone eine Verdichtungszone verbunden mit einem Direkteintragsystem
in einen Vergasungsreaktor.
[0013] Das vorliegende Verfahren ist geeignet zur Verarbeitung sämtlicher Hydrierrückstände,
die bei Hochdruckhydrierprozessen von Schwer- oder Schwerstölen, Bitumen, Teer, Ölen
aus Ölschiefer oder Teersand und dergl. anfallen, bei denen der Einsatzstoff mit Hydrierwasserstoff
und ggf. in Gegenwart eines Katalysators bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur
umgesetzt wird, beispielsweise nach dem sogenannten Bergius-Pier-Verfahren.
[0014] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispiels und der Zeichnung
weiter erläutert.
[0015] Der Rückstand der Vakuumdestillation eines venezolanischen Rohöls mit einem Siedebeginn
von oberhalb 325 °C wurde in einer Hydrieranlage, die im wesentlichen auf Basis eines
weiterentwickelten Bergius-Pier-Verfahrens arbeitet, bei 300 bar und 450 °C unter
Zusatz eines anorganischen Katalysatorsystems sowie unter Zugabe von Wasserstoff hydriert
und über Leitung 1 einem Heißabscheider 2 zugeführt, in welchem bei Reaktionsdruck
und Reaktionstemperatur die gasförmigen Reaktionsprodukte von den flüssigen und festen
Bestandteilen des Reaktionsgemisches abgetrennt werden. Die gasförmigen Bestandteile
werden über Leitung 3 abgezogen und in üblicher Weise weiterverarbeitet. Die nicht
flüchtigen festen und flüssigen Bestandteile verlassen den Heißabscheider über Leitung
4 und werden nach Entspannung auf Atmosphärendruck über Stutzen 6 der Vakuumschneckenmaschine
7 zugeführt. Hierbei erfolgt der Eintritt in die Vakuumschneckenmaschine von unten
her in den Flüssigraum, um damit einen Abschluß des Zulaufstromes der Produkte aus
dem Heißabscheider zu der Vakuumzone der Vakuumschneckenmaschine 7 zu bekommen. Als
Förderorgan für den Zulaufstrom wird ein zwangsförderndes Pumpensystem 5, welches
gleichzeitig als Dosiereinheit dient, eingesetzt.
[0016] Das Einsatzprodukt in die Vakuumschneckenmaschine setzt sich aus 0,86 t Öl mit einem
Siedebereich von 200 - 550 °C bei Normaldruck, 0,12 t Rückstand mit einem Siedebeginn
von mindestens 550 °C bei Normaldruck und 0,02 t anorganischen Bestandteilen zusammen.
[0017] Die Vakuumschneckenmaschine 7 war mit einer Doppelschnecke ausgerüstet und war im
Falle des vorliegenden Beispiels über die Länge des Schneckenzylinders in eine Verdampfungszone
8 und in eine Schwelzone 9 unterteilt.
[0018] Über die Länge der Verdampfungszone 8 wird der eingesetzte Hydrierrückstand bei 0,1
bar auf 350 °C erhitzt. Es werden 0,75 t flüchtige Bestandteile über die Stutzen 10
abgezogen und über Leitung 11 im Anschluß an eine im Fließbild nicht dargestellte
Abkühlung in den Kondensatbehälter 12 geleitet. Der Kondensatbehälter ist mit der
Vakuumleitung 13 verbunden und das Kondensat wird über Leitung 15 abgezogen.
[0019] In der Verdampfungszone 8 war ein ständiges Ansteigen der Viskosität des eingesetzten
Rückstandes zu beobachten. Die befürchteten Feststoffabsetzungen an der Schnecke sowie
am Schneckenzylinder konnten nicht beobachtet werden.
[0020] Der aus der Verdampfungszone 8 erhaltene Rückstand enthielt 0,13 t Öl-Bestandteile
mit einem Siedebereich von etwa 450 - 500 °C unter Normaldruck, 0,10 t eines bei Normaldruck
oberhalb von 550 °C siedenden Rückstandes sowie 0,02 t anorganischer Bestandteile.
Dieser Rückstand wurde in der sich an die Verdampfungszone 8 anschließenden Schwelzone
9 von 350 °C über die Länge der Schwelzone an allmählich ansteigend auf 600 °C erhitzt,
wobei Verdampfungszone 8 und Schwelzone 9 durch eine maschinentechnische Kompressionsstufe
16 getrennt sind, wodurch eine Verdichtung des Rückstandes erfolgt.
[0021] In der Schwelzone 9 werden weitere 0,21 t Destillat gewonnen, das über die Stutzen
14 und über Leitung 17 abgezogen wird. Der resultierende Rückstand enthielt im wesentlichen
nur noch 0,02 t koksähnlicher Produkte und 0,02 t anorganischer Bestandteile und wurde
in einer Austragszone 18 verdichtet und über Stutzen 19 und Leitung 20 abgezogen.
[0022] Die Beheizung der Vakuumschneckenmaschine erfolgte über eine Mantelbeheizung mittels
überhitztem Dampf in der Verdampfungszone 8 und mittels Rauchgas in der Schwelzone
9.
[0023] In technisch äquivalenter Weise kann die Beheizung aber auch mittels elektrisch beheizter
Heizbacken oder durch Induktionsheizung oder bei Mantelbeheizung durch Wärmeträgeröle
erfolgen.
1. Verfahren zur Gewinnung von verdampfbaren Ölen aus dem Rückstand der Hydrierung
von Schwer- oder Schwerstölen, Bitumen, Teer, Ölen aus Ölschiefer oder Teersand und
dergl. durch eine Vakuumdestillation, dadurch gekennzeichnet, daß der Hydrierrückstand
in einer ein- oder mehrwelligen Schnekkenmaschine einer Destillation unter vermindertem
Druck unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Destillation bei Drücken
von 0,01 bis 0,6 bar, vorzugsweise 0,02 - 0,1 bar erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt zum Austritt des Hydrierrückstandes der Druck von 0,6, vorzugsweise 0,1
bar auf 0,01, vorzugsweise 0,02 bar abfällt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Destillation
bei Temperaturen von 200 - 400 °C, vorzugsweise 250 bis 350 °C erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt zum Austritt des Hydrierrückstandes die Temperatur von 200 °C, vorzugsweise
250 °C, auf 400 °C, vorzugsweise 350 °C ansteigt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das nicht
verdampfte Gut nach der Destillation aus der Schneckenmaschine in eine Kühl- oder
Granuliervorrichtung eingebracht wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das nicht
verdampfte Gut in der Schneckenmaschine nach der Destillation vorzugsweise bei Temperaturen
von 350 bis 600 °C geschwelt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwelung bei Atmosphärendruck
erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das nicht
verdampfte Gut in der Schneckenmaschine nach der Destillation verdichtet und direkt
in einen Vergasungsreaktor eingebracht wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Eintritt
des flüssigen Hydrierrückstandes in die Schneckenmaschine (7) über ein zwangsförderndes
Pumpensystem (5) von unten her in den Flüssigraum erfolgt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneckenmaschine
(7) eine Verdampfungszone (8) und eine Schwelzone (9) aufweist, die durch eine maschinentechnische
Kompressionsstufe (16) voneinander getrennt sind.