[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Flachbildschirm gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1. Eine solche Bildröhre wird in der älteren, noch nicht veröffentlichten Patentanmeldung
P 3329059.8 beschrieben.
[0002] Das Display der zitierten Anmeldung arbeitet nach folgendem Prinzip: In einer rückwärtigen
Gasentladung werden Elektronen erzeugt, die durch ausgewählte löcher einer Steuermatrix
in einen vorderen Raum gelangen, dort auf etwa 4kV nachbeschleunigt werden und schließlich
auf einen Phosphorschirm prallen. Die Beschleunigungsstrecke ist so kurz bemessen,
daß die Hochspannung nicht ausreicht, das Gas - es handelt sich um Helium - im Nachbeschleunigungsraum
zu zünden.
[0003] Helium hat eine Reihe von günstigen Eigenschaften: Es ist chemisch inert, verlangt
eine relativ geringe Brennspannung und ermöglicht einen hochspannungsfesten Nachbeschleunigungsraum.
Weniger günstig ist, daß die Brennspannung im Laufe des Betriebs ansteigen kann und
daß die dargestellten Bilder einen recht hellen Hintergrund haben, durch Nebensprecheffekte
beeinträchtigt werden und im . übrigen auch nicht besonders leuchtstark sind. Seit
dem man erkannt hat, daß der Brennspannungsanstieg vor allem auf eine druckmindernde
He
+-Implantation in der Nachbeschleunigungsstrecke zurückzuführen ist, kann man diesen
Effekt durch einen speziellen Elektrodenüberzug begrenzen (vgl. hierzu die eingangs
erwähnte Anmeldung). Auch die Bildstörungen, die im wesentlichen daher kommen, daß
schnelle Plasmaelektronen im Helium relativ wenig abgebremst werden, lassen sich durch
zusätzliche Sperrgitter weitgehend beseitigen (vgl. hierzu auch die ältere, ebenfalls
noch unveröffentlichte Patentanmeldung P 32 07 685.1). Les 1 Lk/26.10.1983
[0004] Es ist aber noch nicht gelungen, die Stromdichte der Gasentladung ohne schädliche
Nebenwirkungen soweit zu erhöhen, daß man auch rasch bewegte Bilder mit ausreichender
Lichtstärke darstellen könnte. Besonders unangenehm sind Sputterphänomene, die zu
Kurzschlüssen führen können und die Kathode mit der Zeit zerstören.
[0005] Die Stromausbeute ist erheblich größer, wenn man das Edelgas He durch das Molekülgas
H
2 ersetzt. Wasserstoff liefert überdies recht kräftige Bildkontraste und - zumindest
mit besonders präparierten Aluminiumkathoden (DE-OS 2929270) - geringe Sputterraten,
ist aber weniger durchschlagsfest und kommt letztlich vor allem deshalb nicht in Frage,
weil er den Phosphor angreift.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Flachbildröhre der eingangs
genannten Art so weiterzuentwickeln, daß man aus der Gasentladung noch mehr Strom
ziehen kann, ohne störende Zerstäubungseffekte oder sonstige Verschlechterungen in
Kauf nehmen zu müssen. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Anzeigevorrichtung
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0007] Der Lösungsvorschlag beruht auf dem Befund, daß Zirkon durch ein He
+-Bombardement extrem wenig zerstäubt wird, und zwar auch dann, wenn die Ionen aus einer
anomalen Gasentladung stammen. ("Anomal" ist die Gasentladung bekanntlich dann, wenn
die Kathode auf ganzer Fläche emittiert und die Stromdichte und die Brennspannung
mit steigender Stromstärke zunehmen.) Unterstützt man außerdem noch, wie erfindungsgemäß
vorgeschrieben, das Schaltvermögen der Steuermatrix mit einer davorgesetzten Gitterelektrode,
so kann man - bei richtigen Druck- und Spannungswerten und ggf. einer zusätzlichen
Implantationsschutzschicht auf der Nachbeschleunigungskathode - einen Kontrast bis
zu 1:100 und eine Stromdichte von mehr als 200µA/cm
2 erzielen und diese Werte über mehrere tausend Stunden hinweg halten. Damit lassen
sich bewegte Farbbilder mit Grausteuerung und guter Auflösung unter bemerkenswert
stabilen Betriebsbedingungen darstellen.
[0008] Daß Heliumionen aus einer Zirkonoberfläche nur wenig Atome herausschlagen können,
ist an sich bekannt (J.Appl.Phys.33 (1962) 1842). Es gibt auch schon seit Jahren Gaslaser,
bei denen mit einer Zr-Kathode in einem He-Ne-Gemisch eine (normale) Gasentladung
erzeugtwird (DE-PS 25 06 842). Diese Kenntnisse sind allerdings für die vorliegenden
Probleme wenig aussagekräftig; insbesondere war nicht vorherzusehen, daß der hier
vorgeschlagene Bildschirm in der Summe seiner Eigenschaften allen Vorgängern seines
Typs überlegen sein würde.
[0009] Zu besten Resultaten kommt man, wenn man Gasdruck und Schaltspannungen zwischen folgenden
Grenzwerten einstellt: Den Druck zwischen2mbar und 2, 5mbar; die Spannung des jeweils
getasteten Zeilenleiters (Tastpotential) zwischen +40V und +60V gegenüber der Spannung
der übrigen Zeilenleiter (Ruhepotential); die Sperr- und Durchlaßspannungen der Spaltenleiter
um bis zu 15V positiver als das Ruhepotential bzw. um bis zu 15V negativer als das
Tastpotential; die Sperr-und Durchlaßspannungen der Tetrodenleiter um bis zu 40V negativ
gegen das Ruhepotential bzw. um bis zu 20V positiv gegenüber dem Tastpotential. Befindet
sich vor der Tetrodenebene noch eine weitere, als Nachbeschleunigungskathode dienende
Elektrode, so sollte sie um mindestens +30V gegen die Durchlaßspannung der Tetrodenleiter
vorgespannt sein.
[0010] Es genügt, wenn die Kathode der Gasentladung nur in ihren Elektronen emittierenden
Bereichen aus Zirkon besteht. Davon abgesehen kann es sich empfehlen, das Zirkon mit
einer dünnen, normalerweise höchstens 1µm dicken Oxidhaut zu überziehen. Versuche
haben nämlich gezeigt, daß eine derart formierte Kathode eine mindestens genauso gute
Elektronenausbeute und Sputterrate wie eine oxidfreie Zirkonoberfläche hat. Voraussetzung
ist allerdings, daß die Oxidschicht über der ganzen Fläche homogen ist, da die Entladung
sonst ungleichmäßig wird und unter Umständen die Lebensdauer der Kathode begrenzt.
[0011] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand
zusätzlicher Ansprüche.
[0012] Der Lösungsvorschlag soll nun anhand eines bevorzugten, schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden.
[0013] Die Figur zeigt in einem schematischen Seitenschnitt ein Flachdisplay, das in einem
Farbfernsehgerät eingesetzt werden könnte. Dieses Display enthält eine Vakuumhülle
mit einem wannenartigen Rückteil 1 und einer Frontplatte 2. Das Hülleninnere wird
durch eine Steuerstruktur, bestehend aus einer hinteren Steuerscheibe 3 und einer
vorderen Trägerplatte 4, in einen hinteren Gasentladungsraum 5 und einen vorderen
Nachbeschleunigungsraum 6 unterteilt. Alle Platten sowie der Wannenboden erstrecken
sich in zueinander parallelen Ebenen und sind randseitig miteinander verlötet; der
Abstand zwischen der Trägerplatte und der Frontplatte wird dabei durch einen Abstandsrahmen.7
gewahrt. Das Rückteil trägt eine Reihe von streifenförmigen, zueinander parallelen
Kathoden 8, die durch den Wannenboden hindurchgeführt sind. Die Steuerplatte 3 ist
auf ihrer Rückseite mit Zeilenleitern 9 und vorne mit Spaltenleitern 10 versehen.
Beide
' Leiterarten bilden zusammen eine Steuermatrix mit einzeln ansteuerbaren Elementen.
In jedem Leiterkreuzungspunkt sind die Elektroden und die Platte je einmal durchbrochen
(Öffnungen 11). Die Trägerplatte 4 ist rück- und frontseitig mit zeilenleiterparallelen
Streifenleitern (Tetrodenleitern) 12 bzw. einer durchgehenden Elektrode (Pentode)
13 beschichtet. Diese Einheit enthält ein regelmäßiges Muster aus Durchtrittskanälen
14, die jeweils mit einer der Öffnungen 11 fluchten. Die Frontplatte trägt auf ihrer
Rückseite ein Raster aus Phosphorpunkten 15 und darüber eine durchgehende Schichtelektrode
(Nachbeschleunigungsanode) 16; die Phosphorpunkte sind jeweils einem der Durchtrittskanäle
14 vorgelagert. Im vorliegenden Beispiel sind sechs Streifenkathoden, 280 Zeilenleiter
und 720 Spaltenleiter bei einem Raster von 0,32x0,60mm
2 vorgesehen.
[0014] Die einzelnen Displayteile sind folgendermaßen beschaffen: Rückteil, Steuerscheibe
und Frontplatte bestehen aus einem Weichglas mit einem thermischen Ausdehnungskoeffizienten
von 90 x10-7
oK-
1. Die Trägerplatte ist aus einem fotoätzbaren, thermisch angepaßten Glas hergestellt
worden. Die Steuerscheibe und die Trägerplatte sind 0,15mm bzw. 0,8mm dick, der Abstand
zwischen Träger- und Frontplatte beträgt 1,7mm. Die Elektroden der Steuerstruktur
bestehen aus einer aufgedampften, mit Cu und Ni galvanisch verstärkten Ti/Cu-. Schicht;
die Pentode ist zusätzlich mit einer W-Implantationsschutzschicht bedeckt. Die Streifenkathoden
bestehen jeweils aus einem 0,2mm starken Zr-Blech, das vor dem Einbau bei ca. 250°C
aktiviert worden ist, um Verunreinigun-. gen auszutreiben und die Blechoberfläche
ca. 200µm tief zu oxidieren. Die Gasfüllung besteht aus reinem He mit einem Anfangsdruck
von 2,5mbar. Als Phosphore wurden verwendet: Gd
20
2S:Tb(grün), ZnS:Ag(blau) und Y
20
3:Eu(rot).
[0015] Im Betrieb des Displays werden die Zeilenleiter, die zunächst auf Erdpotential liegen,
nacheinander angesteuert, das heißt auf +50V angehoben. Die hinter dem gerade getasteten
Zeilenleiter befindliche Streifenkathode wird auf -150V gelegt. Während jeder Zeilentastzeit
erhalten die Spaltenleiter die zugehörigen Signalspannungen in Höhe von +40V bzw.
+10V. In der Tetrodenebene liegt der Leiter, der dem gerade getasteten Zeilenleiter
zugeordnet ist, auf +60V, während die übrigen Leiter -30V erhalten. Die Pentode befindet
sich auf +100V, und die Spannung der Nachbeschleunigungsanode liegt zwischen +4kV
und +5kV. Bei diesen Spannungen brennt jeweils zwischen dem angesteuerten Zeilenleiter
und der jeweils gegenüberliegenden Streifenkathode eine Gasentladung, die durch einen
geeignet gewählten Vorwiderstand eine Stromdichte von 200µA/cm
2 hat und somit bereits stark anomal ist. Die Elektronen dieses Plasmas fliegen durch
die voll selektierten Löcher der Steuermatrix in den Nachbeschleunigungsraum, wo sie
schließlich mit Energien von mehr als 4kV auf die zugehörigen Phosphorpunkte platzen.
Für weitere Betriebseinzelheiten wird auf Elektronik 14 (1982) 79 verwiesen.
[0016] Die Erfindung beschränkt sich nicht nur auf das dargestellte Ausführungsbeispiel.
So kann die Steuerstruktur auch anders organisiert und konstruiert sein, solange nur
die Elektronen aus einem Längsplasma mit einem vorzugsweise keilähnlichen Volumen
gewonnen und in einem plasmafreien Raum auf einige kV gebracht werden. Dementsprechend
steht es dem Fachmann frei, die Steuermatrix relativ grob zu rastern und mit einer
Elektronennachablenkung zu kombinieren, die Leiter einer Ebene gruppenweise zusammenzuschalten
oder etwa einzelne Elektrodengitter durch Drähte zu realisieren. Im übrigen braucht
das zur Füllung verwendete Helium nicht stets hochrein zu sein; störende Verunreinigungen
ließen sich bei Bedarf weggettern - Zirkon bindet selbst eine Reihe von Gasen - ,
und Spuren gewisser (Molekül- oder Edel-)Gase können sich unter Umständen auch durchaus
positiv auswirken.
1. Flachbildschirm mit folgenden Merkmalen:
1a) eine vakuumdichte, mit Helium gefüllte Hülle hat zwei zueinander parallele, in
Betrachtungsrichtung hintereinander liegende Wandplatten (Frontplatte, Rückplatte);
b) die Rückplatte trägt auf ihrer Vorderseite mindestens eine großflächige Elektrode
(Plasmakathode);
c) die Frontplatte ist auf ihrer Rückseite mit einer durchgehenden Schichtelektrode
(Nachbeschleunigungsanode) und einer kathodolumineszenten Schicht versehen;
d) zwischen beiden Wandplatten befindet sich eine Steuerstruktur, die das Hülleninnere
in einen hinteren Raum (Gasentladungsraum) und einen vorderen Raum (Niachbeschleunigungsraum)
unterteilt und mindestens eine wandplattenparallele Stützplatte sowie mindestens drei
wandplattenparallele Elektrodengitter enthält;
e) das hinterste Elektrodengiiter besteht aus einzeln ansteuerbaren Zeilenleitern,
das vor den Zeilenleitern befindliche Elektrodengitter besteht aus einzeln ansteuerbaren,
zu den Zeilenleitern senkrecht verlaufenden Spaltenleitern, und das vor den Spaltenleitern
befindliche Elektrodengitter besteht aus zeilenleiterparallelen Streifenleitern (Tetrodenleiter);
f) die Stützplatte, die zumindest eines der Elektrodengitter trägt, ist in den Kreuzungspunkten
der Zeilenleiter mit den Spaltenleitern gelocht;
2a) im Betrieb brennt zwischen der Plasmakathode und einem der Zeilenleiter eine Gasentladung
und
b) liegt zwischen der Nachbeschleunigungsanode und dem vordersten Elektrodengitter
(Nachbeschleunigungska-' thode) eine Hochspannung >1kV, wobei der Abstand zwischen
den beiden Nachbeschleunigungselektroden so gering ist, daß im Nachbeschleunigungsraum
keine Gasentladung gezündet wird;
dadurch gekennzeichnet, daß
1g) die Plasmakathode (8) zumindest auf ihrer Emissionsfläche aus Zirkon besteht und
2c) die Gasentladung anomal ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Heliumfüllung einen
Druck zwischen 1,8mbar und 2,7mbar, insbesondere zwischen 2mbar und 2,5mbar hat.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasentladung
mit einer Stromdichte zwischen 100µA,cm2 und 350µA/cm2, insbesondere zwischen 200µ/cm2 und 300µA/cm2 brennt.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Emissionsfläche
der Plasmakathode (8) mit einer vorzugsweise <0,1µm dicken Zirkonoxidhaut überzogen
ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere
streifenförmige, zeilenleiterparallele Plasmakathoden (8) vorgesehen sind und daß
vor jeder dieser Kathoden zwischen 35 und 90, insbesondere zwischen 45 und 80 Zeilenleiter
(9) liegen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,dadurch gekennzeichnet, daß im Betrieb
der jeweils als Plasmaanode dienende Zeilenleiter (9) auf einem Potential (Tastpotential)
liegt, das zwischen 40V und 60V positiver ist als das Potential der übrigen Zeilenleiter
(Ruhepotential), daß die Spaltenleiter (10) entweder auf einem Sperr- oder einem Durchlaßpotential
liegen, das um bis zu 15V positiver als das Ruhepotential bzw. um bis zu 15V negativer
als das Tastpotential ist, und daß die Tetrodenleiter (12) entweder auf einem Sperr-
oder einem Durchlaßpotential liegen, das um bis zu 40V negativer als das Ruhepotential
bzw. um bis zu 20V positiver als das Tastpotential ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, mit einer weiteren, durchgehenden Elektrode (Pentode)
vor den Tetrodenleitern, dadurch gekennzeichnet, daß die Pentode (13) im Betrieb ein
gegen das Streifenleiter-Durchlaßpotential mindestens 80V positiveres Potential erhält.
8, Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß im Betrieb die
Plasmakathode (8) auf einem Potential liegt, das gegenüber dem Tastpotential zwischen
180V und 220V negativer ist, und das Potential der Nachbeschleunigungsanode (16) in
Bezug auf das Ruhepotential zwischen +4kV und +5kV liegt.