[0001] Unter Oberflächenbehandlungen von Metallen sind Entfetten, Beizen, Phosphatieren
und Lackieren zu verstehen.
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Metallen in einem
Flüssigkeitsbad auf nicht wäßriger Basis in einer nicht hermetisch gegen die Umgebungsatmosphäre
abgeschlossenen Kammeranlage. Es kommen dabei Flüssigkeitsbäder infrage, wie sie z.
B. in den deutschen Patentanmeldungen P 32 09 829. 4, P 33 14 974. 7 und P 33 24 823.0
beschrieben sind.
[0003] Bei der Oberflächenbehandlung in Flüssigkeiten auf nicht wäßriger Basis sind als
Lösemittel geeignet i. a. niedrig siedende Halogenkohlenwasserstoffe, wie Dichlormethan,
Chloroform, Trichlorfluormethan, Dichlorethan, Trichlorethylen, 1, 1, 1-Trichlorethan,
1, 1, 3-Trichlorethan und die Gemische dieser Chlorkohlenwasserstoffe.
[0004] Als Lösungsvermittler werden in Beiz- und Phosphatierbädern häufig niedrig siedende
Alkohole, wie Methanol, Ethanol, Isopropanol, Propanol, Butanol, sec. -Butanol, tert.
-Butanol, n-Pentanol, sec. -Pentanol, Hexanol, Heptanol, Octanol, 2-Ethylhexanol,
Nonanol, Decanol, Undecanol, Dodecanol und deren Gemische, eingesetzt.
[0005] Häufig enthalten solche Rezepturen Stabilisatoren, wie Chinone, Phenole, Nitrophenole
oder Nitromethan.
[0006] Als Inhibitoren kommen häufig folgende Verbindungen infrage: Nitroharnstoffe, Thioharnstoffe,
Methylthioharnstoff, Ethylthioharnstoff, Dimethylthioharnstoff, Diethylthioharnstoff
und alkylierte Thioharnstoffe.
[0007] Als Beschleuniger können gegebenenfalls Pyridin und Pikrinsäure eingesetzt werden.
[0008] Das Hauptlösemittel, d. h. i. a. der Chlorkohlenwasserstoff ist meist bei Beiz- und
Phosphatierlösungen zu 60 bis 85 Gewichtsprozent anwesend, die wäßrige Phosphorsäure
zu 0, 1 bis 2, 0 Gewichtsprozent, bezogen auf die gesamte Lösung.
[0009] In Entfettungsbädern liegt der Anteil an Chlorkohlenwasserstoffen i. a. über 95 %,
während in Lackiertauchbädern der Lösemittelanteil in der Regel zwischen 30 und 70
% liegt, wobei sich der Rest aus Bindemitteln und Farbpigmenten zusammensetzt.
[0010] Die Erfindung bezieht sich insbesondere auf Kammeranlagen, in denen Bäder auf Basis
organischer Lösemittelsysteme unter Verbrauch einzelner reaktiver Komponenten eingesetzt
werden, und aus denen weitere Bestandteile der Bäder laufend oder von Zeit zu Zeit
ausgeschleust werden müssen, wie es beispielsweise bei Beiz- und Phosphatieranlagen
auf Lösemittelbasis der Fall ist. Bei diesen Bädern soll in jedem Betriebszustand
eine praktisch stationäre Zusammensetzung des Behandlungsbades sichergestellt werden,
obwohl laufend in nicht festem Verhältnis einerseits reaktive Komponenten verbraucht
und andererseits weitere Komponenten ausgeschleust werden.
[0011] Es sind bereits Kammeranlagen (Handelsprodukte) zur Oberflächenbehandlung von Metallen
und anderen Materialien bekannt, die aus einem unteren beheizbaren Kammerteil zur
Aufnahme eines Behandlungsbades und einer oberen Kühlzone zur Erzeugung eines kalten
Gaspolsters über dem gegebenenfalls bis zum Sieden erwärmten Bad bestehen. Unterhalb
der Kühlzone und/oder innerhalb der Kühlzone befinden sich eine Kondensatrinne bzw.
gemäß einem neueren Vorschlag auch mehrere Kondensatrinnen, in denen die Lösemitteldämpfe
kondensiert werden. Da die Kühlzone nicht hermetisch gegen die Umgebungsatmosphäre
abgeschlossen ist, kondensiert neben den Lösemitteldämpfen auch Wasser aus der Luftfeuchtigkeit,
so daß ein wasserreicheres Sammelkondensat anfällt als es dem Gleichgewichtszustand
über der Flüssigphase entspricht. Zur Aufrechterhaltung eines möglichst stationären
Badzustandes ist es daher üblich, das Sammelkondensat im Falle der Entmischbarkeit
in eine möglichst überwiegend wäßrige und eine überwiegend organische Phasen, gegebenenfalls
durch Unterkühlung, zu trennen. Die wäßrige Phase besteht i. a. aus 40 bis 98 % Wasser,
wobei sich der Rest aus gelösten Chlorkohlenwasserstoffen gegebenenfalls mit den genannten
Lösevermittlern und weiteren wasserlöslichen oder wasseraffinen Komponenten aus dem
Behandlungsbad zusammensetzt. Die organische Phase besteht i. a. aus 90 bis 99 % Chlorkohlenwasserstoffen,
wobei sich der Rest aus den o. g. Lösevermittlern, gegebenenfalls Wasser und weiteren
Chlorkohlenwasserstoff-affinen Komponenten aus dem Behandlungsbad zusammensetzt.
[0012] Die Trennung in zwei Phasen geschieht üblicherweise in einem als Wasserabscheider
ausgebildeten Phasentrenngefäß. Während die organische Phase dem Bad direkt wieder
zugeführt werden kann, muß die wäßrige Phase ausgeschleust werden, um den Wasserüberschuß
zu eliminieren. Hierbei ergibt sich das prinzipielle Problem, daß mit der wäßrigen
Phase auch andere Bestandteile des Bades, wie z. B. insbesondere der Lösevermittler,
aber auch durch den Lösevermittler gelöste Anteile an Chlorkohlenwasserstoffen ausgeschleust
werden, wodurch es zu unerwünschten Verschiebungen in der Badzusammensetzung kommt.
Falls das Bad von vornherein auch Wasser enthält, kann sogar unerwünschterweise mehr
Wasser ausgeschleust werden, als durch Einkondensieren eingebracht wird, so daß das
Bad trotz Wasserzufuhr aus der Umgebungsatmosphäre an Wasser verarmt.
[0013] Eine weitere Verschiebung der Badzusammensetzung ergibt sich aus der Tatsache, daß
die zu behandelnde Oberfläche unter Verbrauch reaktiver Badkomponenten reagiert. So
wird beispielsweise bei der Phosphatierung von Metalloberflächen Phosphorsäure verbraucht,
die zur Aufrechterhaltung einer möglichst stationären Badzusammensetzung entsprechend
ergänzt werden muß. Es ergibt sich dabei aber die Schwierigkeit, daß die zu ergänzende
reaktive Komponente, z. B. Phosphorsäure, zweckmäßigerweise nicht einfach in handelsüblicher
Form (z. B. 85 %ig) in das Behandlungsbad eindosiert werden kann, weil dann Inhomogenitäten
im Bad auftreten, die zu Störungen der Oberflächenbehandlung und zu Inhomogenitäten
der resultierenden Phosphatschicht führen.
[0014] Die Zudosierung der reaktiven Komponente, z. B. Phosphorsäure, zum Behandlungsbad
muß daher in einer geeigneten, mit dem Bad verträglichen Abmischung bzw. Verdünnung
erfolgen. Dadurch ergibt sich wiederum das prinzipielle Problem, daß durch die Nachdosierung
nicht nur die verbrauchte Phosphorsäure ausgeglichen wird, sondern auch andere Bestandteile,
wie z. B. insbesondere Wasser und Lösevermittler, gegebenenfalls auch Chlorkohlenwasserstoffe,
je nach Wahl der o. g. Abmischung zugeführt werden, die Verschiebungen in der Badzusammensetzung
bewirken.
[0015] Einerseits werden daher mit der wäßrigen Phase außer Wasser verschiedene Komponenten
aus dem System ausgeschleust und andererseits werden über die Zudosierung der verbrauchten
reaktiven Komponenten in einer Abmischung neben der reaktiven Komponente verschiedene
andere Komponenten zugeführt. Die damit verbundenen Verschiebungen der Konzentrationsverhältnisse
in der Badzusammensetzung sind nicht ohne weiteres zu vermeiden, da die ausgeschleusten
Stoffmengen variabel sind und in erster Linie von der Heizleistung, der Thermik in
der Kammer und der Kammerkonstruktion abhängen und auch die zudosierten Stoffmengen
variabel sind, weil sie sich nach dem Oberflächendurchsatz zu richten haben. Es besteht
prinzipiell kein festes Verhältnis zwischen resultierender Ausschleusmenge und erforderlicher
Zudosiermenge, weil erstere unabhängig vom Oberflächendurchsatz anfällt und letztere
mit dem Oberflächendurchsatz korreliert. Die damit verbundenen Probleme der Konstanthaltung
der Badzusammensetzung sowie des Füllvolumens der Kammer sind grundsätzlicher Natur
und waren bisher nicht gelöst.
[0016] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, konstante Konzentrationsverhältnisse
der Badzusammensetzung und Konstanz des Füllvolumens der Kammer zu erreichen.
[0017] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die in den Ansprüchen 1 und 2 genannten
Maßnahmen gelöst, wobei man sich vorzugsweise der Vorrichtung nach Anspruch 3 bedient.
Unter dem Begriff "gegen die Umgebungsatmosphäre nicht abgeschlossene Anlage" sind
solche Anlagen zu verstehen, in denen die Lösemitteldämpfe mit der Umgebungsatmosphäre
im Austausch stehen. Selbst wenn die Anlage mit einem Deckel versehen ist, jedoch
ein Austausch zwischen Lösemitteldämpfen in der Anlage und Umgebungsatmosphäre bei
bestimmungsgemäßem Betrieb der Anlage noch gegeben ist, fällt diese unter den Begriff
"gegen die Umgebung nicht geschlossene Anlage".
[0018] Die Erfindung wird im folgenden beispielhaft anhand einer ergänzenden Abbildung erläutert.
[0019] Die erfindungsgemäße Kammeranlage zur Durchführung der erfindungsgemäßen Oberflächenbehandlung
besteht aus der eigentliche Behandlungskammer 1, die im unteren Teil 1 a beheizbar
ist und mit einem Behandlungsbad auf Basis eines organischen Lösemittelsystems, wie
beispielsweise in der deutschen Patentanmeldung P 32 09 829.4 beschrieben, befüllt
ist. Die infolge Heizung gegebenenfalls bis zum Siedepunkt des Systems aufsteigenden
Lösemitteldämpfe werden in der oberen Kühlzone 1 b zum größten Teil kondensiert und
gelangen als Kondensat in die im Kühlbereich angeordneten Rinnen. Zusätzlich gelangt
insbesondere im Falle von Tiefkühlzonen kondensiertes Wasser aus der Umgebungsatmosphäre
in das Kondensat. Dieses zusätzliche Wasser fällt als Sammelkondensat in der der Kammeroberfläche
nächstgelegenen Rinne 1 c zusammen mit den oberhalb dieser Rinne kondensierten Lösemitteldämpfen
an. Das Sammelkondensat wird in üblicher Weise in einem den Kondensatanfall und der
notwendigen Verweilzeit entsprechend dimensionierten Wasserabscheider 2 geführt, in
dem, gegebenenfalls nach Kühlung, die Phasentrennung in eine möglichst überwiegend
wäßrige Phase 2 a und in eine überwiegend organische Phase 2 b erfolgt. Die überwiegend
organische Phase wird in die Kammer 1 zurückgeführt. Die wäßrige Phase wird erfindungsgemäß
in einen passend dimensionierten Überlaufbehälter 3 geführt, dessen Überlauf ebenfalls
in die Kammer 1 zurückgeführt wird. Darüber hinaus besitzt der Überlaufbehälter 3
eine Abzugsleitung, die zu einer Abzugspumpe 4 a führt. Hierbei handelt es sich entweder
um eine Pumpe mit Doppelkopf, -membran, -kreisel oder -schlauch mit mechanischer Kopplung
oder um eine mit einer weiteren in geeigneter Weise synchron betriebenen Pumpe 4 b.
Die synchron betriebene Pumpe 4 b ist eine Zudosierpumpe, die aus einem Vorratsbehälter
5 eine geeignete Nachstellösung zudosiert, die die bei der Oberflächenbehandlung verbrauchte
reaktive Komponente in bestimmter Konzentration enthält.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren arbeitet in folgender Weise:
Die Nachstellösung aus (5), welche die reaktive Komponente in einer relativ hohen
Konzentration in homogener Lösung enthält, wird entweder laufend oder von Zeit zu
Zeit über die Pumpe 4 b entsprechend dem Verbrauch an reaktiver Komponente zudosiert,
so daß Verbrauch und Zufuhr an reaktiver Komponente innerhalb tolerierbarer Grenzen
stets ausgeglichen sind. Die Restzusammensetzung der Nachstelllösung entspricht mit
Ausnahme des Wassergehalts weitgehend genau den Konzentrationsverhältnissen der wäßrigen
Phase im Überlaufbehälter. Der Wassergehalt wird um den Teil geringer gehalten, der
aus der Umgebungsatmosphäre im Betriebszustand der Anlage während der Oberflächenbehandlung
einkondensiert.
[0021] Das mit der Nachstellösung neben der reaktiven Komponente zuviel eindosierte Lösemittelgemisch
mit der vorgenannten Zusammensetzung wird mit der Pumpe 4 a in entsprechender Menge
aus dem Überlaufbehälter 3 abgezogen. Auf diese Weise ist sichergestellt, daß das
mit Pumpe 4 b zuviel eindosierte Lösemittelgemisch, das zur Verdünnung der reaktiven
Komponente dient, in gleicher Menge dem System wieder entzogen wird, so daß das Füllvolumen
und die Konzentrationsverhältnisse in der Anlage konstant bleiben. Das Verhältnis
der Pumpenleistung 4 a/4 b ist < 1 und konstant, da es sich nach der festgelegten
Konzentration an reaktiver Komponente in der Nachstellösung richtet.
[0022] Es ist evident, daß der Überlaufbehälter so dimensioniert sein muß, daß bei synchronem
Betrieb der Pumpen 4 a und 4 b der Vorrat an wäßriger Phase im Überlaufbehälter bei
maximalem Oberflächendurchsatz gerade ausreicht. Der Nachlauf an wäßriger Phase wird
durch eine entsprechend ausgelegte Heizleistung und Konstruktion der Kühlzone sichergestellt.
Wenn infolge verminderten Oberflächendurchsatzes weniger Nachstellösung zudosiert
werden muß, wird lediglich entsprechend mehr wäßrige Phase über den Überlauf in die
Kammer 1 zurückgeführt. Das gilt insbesondere für Stillstand- und Pausenzeiten, in
denen das Bad ohne Oberflächenbehandlung im geschlossenen Zustand betriebsbereit gehalten
wird.
[0023] Die erfindungsgemäße Vorrichtung, verbunden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren,
bieten den bereits genannten Vorteil, daß die Badfüllung in einfacher Weise sowohl
hinsichtlich der Konzentrationsver - hältnisse als auch des Füllvolumens bei jedem
Betriebszustand mit variablem Oberflächendurchsatz unter Einbeziehung von Stillstandszeiten
konstant gehalten werden kann. Die Konzentration an reaktiver Komponente in der Nachstellösung
kann in geeigneter Weise festgelegt werden. Danach richtet sich das dann ebenfalls
konstante Verhältnis der Leistungen der Pumpen 4 a und 4 b.
[0024] Die erfindungsgemäßen Maßnahmen eignen sich insbesondere für eine vollautomatische
Nachdosierung, da über die Mengenbestimmung an reaktiver Komponente im Behandlungsbad
die synchrone Ansteuerung eines kombinierten Dosierorgans möglich ist.
1. Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Metallen in Bädern auf nichtwäßriger Basis
in einer nicht gegen die Umgebungsatmosphäre abgeschlossenen Kammeranlage mit einem
beheizbaren unteren Kammerteil und einer darüber angeordneten Kühlzone mit einer oder
mehreren Kondensatrinnen,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Kondensat aus der der Kammeroberfläche nächstgelegenen Rinne in ein Phasentrenngefäß
geführt wird und die darin entstandene wäßrige Phase in ein Überlaufgefäß geführt
wird, aus welchem während der Oberflächenbehandlung soviel an wäßriger Phase abgezogen
wird, wie durch eine Nachstellösung, welche die für die Oberflächenbehandlung reaktive
Komponenten sowie als Restmenge die Komponenten der wäßrigen Phase in etwas wasserärmerer
Zusammensetzung enthält, dem Behandlungsbad als Restmenge wieder zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abzug der wäßrigen Phase und die Zudosierung der Nachstellösung mit einer
Pumpe mit Doppelkopf, -membran, -kreisel oder -schlauch oder synchron zu betreibender
Einzelpumpen gekoppelt erfolgt, wobei sich das Verhältnis der Pumpenleistungen nach
der gewählten Konzentration an reaktiver Komponente in der Nachstellösung richtet
und so festgelegt wird, daß die Abzugsmenge so groß ist, wie die Zudosiermenge an
Nachstellösung, vermindert um den Anteil an reaktiver Komponente und vermindert um
den Anteil an Wasser, der im Betriebszustand der Anlage aus der Umgebungsatmosphäre
einkondensiert wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 und 2, bestehend
aus einem unteren beheizbaren Kammerteil und einer oberen Kühlzone und einer oder
mehrerer Kondensatrinnen, enthaltend einen Wasserabscheider, einen damit verbundenen
Überlaufbehälter mit Abzugsleitung und einer oder zwei Pumpen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Pumpe eine solche mit Doppelkopf, -membran, -kreisel oder -schlauch mit mechanischer
Kopplung an einer Antriebswelle ist oder daß es sich um zwei synchron zu betreibende
Einzelpumpen handelt.