[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bekämpfung und Abtötung von Pilzen und/oder
Schwämmen an organischen Materialien und Baumaterialien, insbesondere bei Vernässungen,
mit Hilfe von entfeuchteter, verdichteter und erwärmter Luft.
[0002] Organische Materialien, insbesondere Holz, stellen einen seit Jahrhunderten vielverwendeten
Baustoff dar. So wird Holz zur Verkleidung von Wänden und Decken in Wohnräumen, als
tragende Elemente in Holzbalkendecken, als Fußbodenbelag und dergleichen mehr in der
Bauindustrie verwendet. Es ist daher von besonderer Bedeutung beim Einbau eines solchen
Materials in Bauwerke auf dessen einwandfreien Zustand zu achten, für eine richtige
und gute Austrocknung zu sorgen und in älteren schwammbefallenen Häusern die zur Beseitigung
des Schwamm- oder Pilzbefalls notwendigen Maßnahmen effektiv und wirkungsvoll durchzuführen,
um alle Keime zu beseitigen, damit ein erneut auftretender Schaden unbedingt vermieden
wird.
[0003] Die Bekämpfung des Schwammbefalls kann ohne oder mit Hilfe von operativen Eingriffen
durchgeführt werden, wobei man zunächst versuchen wird die Bekämpfung ohne operative
Eingriffe, d.h. durch Vergasung, beispielsweise mit Kohlensäure oder durch Wärme bzw.
Hitze vorzunehmen. Die weitaus aufwendigere operative Methode geht zunächst davon
aus die Feuchtigkeitsursache festzustellen, dann die Austrocknung des Herdes vorzunehmen
und dann können schließlich nach Freilegung der infizierten Konstruktionsteile die
sorgfältig und gewissenhaft vorzunehmenden Sanierungsarbeiten beginnen.
[0004] Aus der DE-OS 30 43 646 ist ein Verfahren zum Entfeuchten von Zwischenschichten in
Baukonstruktionen, die zwischen Schichten mit relativ hohem Strömungswiderstand angeordnet
sind, insbesondere Isolierschichten in Wänden, Fußböden usw. bekannt, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß über eine Durchbohrung in einer zugänglichen Außenschicht
entfeuchtete Luft unter Druck eingepreßt wird und angefeuchtete Luft über mindestens
eine von der Durchbohrung entfernt angeordnete Austrittsöffnung entweicht. Man arbeitet
dabei mit Temperaturen von 30° bis 35°C. Dieses Verfahren hat sich jedoch als nachteilig
erwiesen, weil die entsprechend entfeuchtete, verdichtete und erwärmte Luft zwar einen
gewissen Austrocknungseffekt bewirkt, aber nicht imstande ist eine eventuelle neue
Keimung und ein erneutes Wachstum des Pilzes oder Schwammes zu verhindern.
[0005] Demgemäß besteht die vorliegende Erfindung darin ein Verfahren vorzuschlagen, das
nicht nur der Entfeuchtung von Baukonstruktionen dient, sondern bei dem auch eine
nachhaltige Beseitigung irgendwelcher Keimungsmöglichkeiten (Schimmelbefall und -ausbreitung)
erfolgt.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe wird durch die technische Lehre vermittelt, daß man bei
Temperaturen arbeitet, bei denen die Sporen der Pilze oder Schwämme abgetötet bzw.
die Keimung und das Wachstum der Mycelien (Pilzgeflecht) unterbrochen werden, d.h.
in Bereichen oberhalb von 42°C, und daß die Temperatur solange oberhalb 42°C gehalten
wird, bis der Feuchtigkeitsgehalt im Substrat (z.B. Holz) soweit abgesunken ist, daß
das Mycelwachstum zum Stillstand kommt und der Pilz abgetötet wird.
[0007] Die erfinderische Maßnahme beruht dabei auf der Erkenntnis, daß man die Temperaturen
bei einer wirkungsvollen Bekämpfung des Schwamms so auswählen muß, daß auch eine zukünftige
erneute Keimung und ein Wachstum nachhaltig unterbunden werden.
[0008] Umfassende Versuche haben gezeigt, daß das Wachstum üblicher, z.B. in organischen
Baumaterialien auftretender Schwämme bei Temperaturen zwischen 26 und 42°C zum Stillstand
kommt (vgl. hierzu Tabelle aus Max Wünsche, "Schwamm im Haus", Verlag Druckhaus Tempelhof
Berlin, 1952).
[0009]

[0010] Das Mycelium (Pilzgeflecht) einer jeden Pilzart besitzt für eine gleichbleibende
Wachstumstemperatur auch einen bestimmten konstanten Längenwachstumswert.
[0011] Der Längenzuwachs beginnt bei den holz zerstörenden Pilz-Mycelien bei ca. 3°C und
nimmt von da an mit der Steigerung der Temperatur bis zum optimalen Wachstumspunkt
gleichmäßig zu.
[0012] Bei einem gleichartigen Substrat (Nährboden - z.B. einer Dielenunterfläche) entwickelt
sich z.B. das Mycelium des echten Hausschwammes (merulius domesticus lacrimans) von
einem Wachstumsherd strahlenförmig nach allen Richtungen gleichmäßig fort.
[0013] Bei freiem Wachstum an der Oberfläche, d.h. wenn es sich ungehindert vollziehen kann,
tritt also im Zeitraum vom 10 Tagen bei bestimmten Temperaturen ein entsprechender
Längenzuwachs ein, der jedoch dann aufhört, wenn die Temperaturen das Optimum über-
bzw. unterschreiten, und zwar jeweils in Verbindung mit dem jeweiligen Feuchtigkeitsgehalt
des Holzes.
[0014] So liegt die günstigste Wachstumstemperatur bei den Hausschwammarten zwischen 18
und 26°C, bei einem günstigen Feuchtigkeitsgehalt des Holzes von 20% bis etwa 40%.
[0015] Alle anderen holzzerstörenden Pilze (Schwämme) liegen etwa auch in diesen Bereichen,
wobei lediglich coniophora cerebella (brauner Warzenschwamm oder Kellerschwamm) einen
besonders hohen, günstigen Feuchtigkeitsgehalt des Holzes von etwa 55% benötigt.
[0016] Die Wachstumsgeschwindigkeiten betragen in 10 Tagen beim echten Hausschwamm bei 22°C
etwa 6 cm, bei 5°C nur noch 1,3 cm. Das heißt, der echte Hausschwamm weist selbst
bei relativ niedrigen Temperaturen noch ein meßbares Wachstum auf.
[0017] Die übrigen Schwammarten weisen in dem Temperaturbereich bis zu 30°C ebenfalls noch
ein Wachstum von 5,5 bis ca. 7 cm innerhalb von 10 Tagen auf
[0018] Lediglich coniophora cerebella hat bei 26°C eine Wachstumsgeschwindigkeit bis etwa
11 cm aufzuweisen, stellt jedoch bei 34°C sein Wachstum ein.
[0019] Auch die übrigen Schwammarten kommen etwa in diesem Temperaturbereich zum Wachstumsstillstand.
Beim gefährlichen echten Hausschwamm tritt der Wachstumsstillstand glücklicherweise
bereits bei 26°C ein. Lediglich die relativ häufig vorkommencen Lenzitesarten (Blätterschwamm
- Lagerfäule), wie z.B. lenzites abietina, stellen ihr Wachstum erst bei etwa 36 bis
42°C ein.
[0020] Aufgrund der vorgenannten Wachstumsziffern läßt sich also die Ausbreitung des Herdes
aber auch das Alter etwa vorher festgestellter Schwammbildungen (Altschäden) berechnen.
[0021] Aus den vorstehenden Ausführungen über die Wachstumsgeschwindigkeit, die optimale
Wachstumstemperatur und den Wachstumsstillstand, unter Berücksichtigung der Feuchtigkeit
des Substrates (Holzfeuchtigkeit), ist zu ersehen, daß, wenn durch Wasserschäden durchnäßtes
Holz schnell und schonend wieder entfeuchtet wird und dies bei Temperaturen über 42°C
geschieht, man davon ausgehen kann, daß Holz, das vorher noch nicht von einem holzzerstörenden
Pilz,also von einem Schwamm befallen war, mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit
in Zukunft auch nicht befallen werden wird.
[0022] Wird nämlich der Feuchtigkeitsgehalt auf den in jedem Holz vorhandenen normalen Feuchtigkeitsgehalt
von ca. 15% zurückgeführt, so ist, wie aus der vorstehenden Tabelle hervorgeht, nicht
damit zu rechnen, daß ein durch eine Vernässung ausgelöster Schwammbefall stattfindet.
[0023] Bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es also bei rechtzeitigem
Einsatz nicht erforderlich, die mehr oder minder die Gesundheit des Menschen beeinträchtigenden
handelsüblichen Holzschutzmittel (Schwammbekämpfungsmittel) einzusetzen, zumal dies
in der Regel nicht ohne größere Räumungs- und Ausbauarbeiten möglich ist.
[0024] Außerdem dürfte eine Behandlung mit handelsüblichen Schwammbekämpfungsmitteln häufig
aus konstruktiven Gründen nicht möglich sein. So ist eine einwandfreie Sanierung der
im Mauerwerk liegenden Balkenköpfe mit Holzschutzmitteln im Nachhinein in manchen
Fällen praktisch unmöglich.
[0025] Auch um Tau- bzw. Kondenswasserbildung ("Schwitzwasser"), z.B. im Bereich von Balkenköpfen
zu vermeiden, ist es zweckmäßig, die entfeuchtete und verdichtete Luft mit höherer
Temperatur schonend in die zu trocknenden Zwischenräume und dergleichen einzubringen.
[0026] Zur Erhöhung vor allem der fungiziden Wirkung der entfeuchteten und verdichteten
Luft ist es darüber hinaus von Fall zu Fall zweckmäßig, der Luft Kohlendioxyd und/oder
Formaldehyd sowie ähnliche Substanzen zuzugeben.
[0027] Dies ist mit dem in der DE-OS 30 43 646 beschriebenen Verfahren zum Entfeuchten von
Zwischenschichten in Baukonstruktionen ohne weiteres möglich. Dabei verfährt man im
allgemeinen so,wie schematisch in der Zeichnung dargestellt ist, in der Fig. 1 den
Aufbau einer Balkendecke, Fig. 2 die Trocknung einer Balkendecke und Fig. 3 schließlich
die Trocknung einer Estrich-Isolierung zeigt.
[0028] So haben Versuche ergeben, daß das im üppigen Wachstum befindliche Mycelium des echten
Hausschwammes im Kohlensäurestrom augenblicklich sein Wachstum einstellt und nach
verhältnismäßig kurzer Zeit abstirbt.
[0029] Nach vier Stunden Behandlung mit Kohlendioxyd (CO
a) ist die Abtötung des Mycels vollkommen. Bei einem Gemisch CO
z zu Luft, im Verhältnis 1:1, erfolgt die Abtötung nach 6 Stunden, jedoch wird eine
vollkommene Abtötung erst nach ca. 5 Tagen erzielt. Für eine Hausschwammbekämpfung
ist dieses Verfahren allerdings nur begrenzt anwendbar.
[0030] Fungizide Gase wie Formaldehyd kommen ebenfalls in Verbindung mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren in Betracht. Das Fungizid wirkt auf die lebhaft atmenden Pilze eines Schwammherdes
ein und führt innerhalb der Gasphase zur Abtötung des Pilzwachstums. Dabei richtet
sich die Menge der Flüssigkeit z.B. nach der Größe des zu vergasenden Luftraumes unter
den Dielen, d.h. für einen Kubikmeter zu durchgasenden Raum werden etwa 120cm
3 Formaldehyd benötigt.
[0031] In bewohnten Räumen dürfen natürlich nur solche Stoffe eingesetzt werden, die für
Mensch und Tier gleichermaßen unschädlich sind.
[0032] Dies gilt selbstverständlich im gewissen Sinne auch für CO
2, da in bewohnten Räumen der CO
2-Gehalt der Luft 5% nicht überschreiten darf.
[0033] Wichtig ist in diesem Zusammenhang, daß die Trocknung mit entfeuchteter, verdichteter
Luft vorgenommen wird. Das alleinige Aufheizen der Luft auf z.B. 80°C bis 100°C hat
in der Praxis ergeben, daß nach ca. 1 1/2 Jahren mit starkem Schwammbefall gerechnet
werden muß, weil sich im Bereich der im Mauerwerk liegenden Balkenköpfe Kondenswasser
bildet, das zwangsläufig zu Schwammbefall führen muß. Die vorgenannten hohen Temperaturen
erreichen die Balkenköpfe allgemein nicht, sondern sorgen geradezu für ein üppiges
Pilzwachstum.
[0034] Nur durch die Anwendung entfeuchteter, verdichteter und aufgeheizter Luft ist es
möglich, auch die besonders gefährdeten Bereiche wie Balkenköpfe etc. so zu trocknen,
daß ein Schwammbefall vermieden wird, sofern die Temperatur auch an diesen Stellen
eine längere Zeit über 42°C gehalten wird, und zwar so lange, bis der Feuchtigkeitsgehalt
im Substrat (z.B. Holz) soweit abgesunken ist, daß das Mycelwachstum zum Stillstand
kommt und der Pilz abgetötet wird (siehe vorstehende Tabelle).
1. Verfahren zur Bekämpfung und Abtötung von Pilzen und/oder Schwämmen an organischen
Materialien und Baumaterialien, insbesondere bei Vernässungen, mit Hilfe von entfeuchteter,
verdichteter und erwärmter Luft, dadurch gekennzeichnet, daß man bei Temperaturen
arbeitet, bei denen die Sporen der Pilze oder Schwämme abgetötet bzw. die Keimung
und das Wachstum der Mycelien (Pilzgeflecht) unterbrochen werden, d.h. in Bereichen
oberhalb von 42°C, und daß die Temperatur solange oberhalb 42°C gehalten wird, bis
der Feuchtigkeitsgehalt im Substrat (z.B. Holz) soweit abgesunken ist, daß das Mycelwachstum
zum Stillstand kommt und der Pilz abgetötet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man zusätzlich fungizide
und/oder bakterizide Substanzen, beispielsweise Formaldehyd, Kohlendioxid und dergleichen,
verwendet.