[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Beurteilung der Druckqualität
und/oder Regelung der Farbführung bei einer Offset-Druckmaschine gemäss dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 bzw. 15 sowie eine mit einer entsprechenden Vorrichtung ausgestattete
Offset-Druckmaschine gemäss Oberbegriff von Anspruch 17.
[0002] Die Beurteilung der Druckqualität und Regelung der Farbführung erfolgt üblicherweise
mit Hilfe von standardisierten Farbkontrollstreifen. Diese mitgedruckten Kontrollstreifen
werden densitometrisch ausgewertet und danach die Farbwerte der Druckmaschine entsprechend
eingestellt. Die Ausmessung der Farbkontrollstreifen kann dabei an der laufenden Maschine
mit sogenannten Maschinendensitometern oder off-line mittels z.B. eines automatischen
Abtastdensitometers erfolgen, wobei der Regelkreis zu den Farbwerken hin in beiden
Fällen offen (Qualitätsbeurteilung) oder geschlossen (Maschinenregelung) sein kann.
Ein repräsentatives Beispiel für eine rechnergesteuerte Druckmaschine mit geschlossenem
Regelkreis ist u.a. in der US-PS 4 200 932 beschrieben.
[0003] In der Praxis kommt es z.B. aus Formatgründen sehr häufig vor, dass die Verwendung
eines Farbkontrollstreifens nicht möglich ist. In diesen Fällen erfolgt die Qualitätsbeurteilung
in der Regel nach wie vor visuell und entsprechend die Farbführung aufgrund der visuellen
Beurteilung von Hand.
[0004] In US-PS 3 376 426 ist eine über ein Maschinendensitometer gesteuerte Mehrfarben-Druckmaschine
beschrieben, die ohne Farbmessstreifen auskommt. Bei dieser Druckmaschine werden die
einzelnen Druckbögen punktweise abgetastet, die dabei gewonnenen Remissionswerte werden
in Dichten umgerechnet (logarithmiert) und die Farbdichten werden in einer nichtlinearen
Entmaskierungsoperation in analytische Farbdichten transformiert. Diese analytischen
Farbdichten werden unmittelbar mit auf dieselbe Art gewonnenen und gespeicherten analytischen
Farbdichten eines OK-Bogens verglichen und aus dem Vergleichsergebnis wird für jede
Druckfarbe ein Signal gewonnen, welches die Abweichung der Farbführung von der Solleinstellung
anzeigt und anhand von welchem die Farbführung nachgestellt werden kann.
[0005] Dieses in der US-PS 3 376 426 beschriebene System hat sich jedoch in der Praxis nicht
bewährt. Einer der Hauptgründe dürfte darin zu sehen sein, dass die Berücksichtigung
der Nebenabsorptionen und des Uebereinanderdrucks bei diesem System nicht in ausreichendem
Masse gelöst ist.
[0006] Neuerdings ist auch schon ein System bekannt geworden (siehe z.B. die publizierte
UK-Patentanmeldung 2 115 145), das auch ohne Farbkontrollstreifen eine maschinelle
Beurteilung von Druckerzeugnissen ermöglicht. Bei diesem System werden die Druckerzeugnisse
an der laufenden Druckmaschine mittels eines Maschinendensitometers über die gesamte
Bildfläche bildelementweise fotoelektrisch abgetastet. Die Abtastwerte aus den einzelnen
Bildelementen werden, eventuell nach einer speziellen Aufbereitung, mit den gegebenenfalls
aufbereiteten Abtastwerten eines Referenzdruckerzeugnisses (O.K.-Bogen) verglichen
und anhand des Vergleichsergebnisses wird nach bestimmten Kriterien eine Qualitätsentscheidung
"gut" bzw. "schlecht" getroffen. Zu den Entscheidungskriterien gehören die Anzahl
der Bildelemente, die sich um mehr als ein gewisses Toleranzmass von den entsprechenden
Bildelementen der Referenz unterscheiden, die über ausgewählte Bildbereiche aufsummierten
Unterschiede der Abtastwerte zu den entsprechenden Abtastwerten der Referenz und die
über gewisse Abtastspuren aufsummierten Unterschiede der Abtastwerte zu den entsprechenden
Werten der Referenz.
[0007] Dieses neue System bringt zwar bereits einen gewissen Fortschritt, ist jedoch noch
in mancher Hinsicht verbesserungsfähig.
[0008] Durch die Erfindung soll ein gegenüber dem Stand der Technik insbesondere hinsichtlich
Genauigkeit und Zuverlässigkeit verbessertes, ohne Farbkontrollstreifen auskommendes
System zur maschinellen Qualitätsbeurteilung von Druckerzeugnissen bzw. entsprechenden
Regelung der Farbführungsorgane an einer Druckmaschine geschaffen werden.
[0009] Das erfindungsgemässe Verfahren, die erfindungsgemässe Vorrichtung und die entsprechende
erfindungsgemässe Offset-Druckmaschine, die dieser der Erfindung zugrundeliegenden
Aufgabe gerecht werden, sind in den Ansprüchen 1, 15 und 17 beschrieben. Bevorzugte
Ausführungsformen und Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0010] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung rein beispielsweise näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine stark vereinfachte, schematische Darstellung der erfindungsrelevanten
Teile eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemässen Offset-Druckmaschine und
Fig. 2 ein Blockschema einer Ausführungsvariante.
[0011] Von der eigentlichen, konventionell aufgebauten Druckmaschine sind in der Zeichnung
lediglich das letzte Druckwerk 1 sowie die Farbführungsorgane 2 angedeutet. Mit 3
ist ein Maschinendensitometer ebenfalls konventioneller Bauart bezeichnet, welches
die Druckwerke (Druckbögen 4) fotoelektrisch abtastet. An das Maschinendensitometer
3 ist ein elektronisches System in Form eines Prozessrechners 5 angeschlossen, welcher
alle Funktionsabläufe des Maschinendensitometers steuert und die von diesem erzeugten
Remissionsdaten auswertet. Das Ergebnis dieser Auswertung sind Stellwerte oder -signale,
mit denen die Farbführungsorgane 2 der Druckmaschine beeinflusst werden. Anstelle
von Stellsignalen oder zusätzlich dazu kann der Prozessrechner die Messdaten auch
zu Qualitätsmassen für die Beurteilung der Druckqualität verarbeiten.
[0012] Soweit entspricht die dargestellte Anordnung im grossen und ganzen dem bekannten
Stand der Technik wie er u.a. etwa durch die eingangs angeführten Druckschriften gegeben
ist. Der Hauptunterschied gegenüber diesem liegt vor allem in der Erfassung der Messdaten
sowie in deren Verarbeitung.
[0013] Die fotoelektrische Ausmessung der einzelnen Druckerzeugnisse erfolgt bildelementweise,
d.h. die Druckbögen werden in Bildelemente eingeteilt und in jedem Bildelement wird
die Remission in vier spektralen Bereichen (Infrarot für Black, Rot für Cyan, Grün
für Magenta und Blau für Yellow) bestimmt. Für die Praxis vernünftige Bildelementgrössen
liegen bei 0,5 x 0,5 mm
2 bis etwa 2
0 x 20 mm
2, vorzugsweise etwa 1 x 1 mm
2 bis 10 x 10 mm
2. Selbstverständlich müssen die Remissionswerte für die einzelnen Bildelement nicht
alle aus demselben Druckbogen stammen, die Remissionserfassung kann vielmehr auch
über mehrere Druckbögen verteilt sein (apparativ geringerer Aufwand). Beispiele für
geeignete Maschinendensitometer, mit denen die Druckerzeugnisse in der beschriebenen
Weise bildelementweise abgetastet werden können, sind u.a. in US-PS Nos. 2 968 988,
3 376 426, 3 835 777, 3 890 048 und 4 003 660 beschrieben.
[0014] Die gemessenen Remissionen werden gemäss einem wichtigen Aspekt der Erfindung nicht
in Dichtewerte umgerechnet sondern sofort "demaskiert", d.h., es werden aus den vier
Remissionen jedes Bildelements die zugehörigen Flächenbedeckungen für die beteiligten
Druckfarben errechnet. Diese Berechnung erfolgt in noch näher zu erklärender Weise
durch Auflösung der Neugebauer-Gleichungen. Die Demaskierung der Remissionen ist in
der Zeichnung durch den Kasten 51 innerhalb des Prozessrechners 5 angedeutet.
[0015] Die weitere Verarbeitung der Messdaten ist in der Zeichnung nur für eine einzige
Druckfarbe (Black) angedeutet. Die Verarbeitung der sich auf die übrigen Druckfarben
beziehenden Messdaten erfolgt analog.
[0016] Wenn der Druckprozess (von Hand) richtig eingestellt ist und die gewünschte Druckqualität
erreicht ist, gibt der Drucker das OK für den Fortdruck. Die zu diesem Zeitpunkt und
unmittelbar danach erzeugten Druckbögen können als Referenz (OK-Bögen) verwendet werden.
Diese Referenz (in Form eines einzigen Bogens oder in Form mehrerer aufeinanderfolgender
Bögen) wird nun gemäss Obigem bildelementweise ausgemessen und demaskiert. Die dabei
errechneten Flächenbedeckungen sämtlicher Bildelemente der Referenz, im folgenden
als Soll-Flächenbedeckungen bezeichnet, werden in vier je einer Druckfarbe zugeordneten
Flächenbedeckungsmatrizen 52 abgespeichert. Ferner werden aufgrund dieser Flächenbedeckungen
vier je einer Druckfarbe zugeordnete Gewichtsmatrizen errechnet (Block 53) und abgespeichert
(Block 54). Jedem Bildelement wird so für jede Druckfarbe ein Gewichtsfaktor zugeordnet,
welcher die Sicherheit angibt, mit der sich die Flächenbedeckung dieser Farbe in diesem
Bildelement bestimmen lässt. Nähreres über diese Gewichtsfaktoren ist weiter unten
erläutert.
[0017] Die Farbführung der Druckmaschine ist in Zonen eingeteilt. Die Gewichtsfaktoren werden
deshalb entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu einer Zone im Block 55 aufsummiert. Pro
Zone und Druckfarbe ergibt sich dann je ein Totalgewicht, welches ein Mass für die
Sicherheit darstellt, mit der eine Aenderung der Farbführung in dieser Zone gemessen
werden kann.
[0018] Die Berechnung der Gewichtsmatrizen und der zonalen Totalgewichte muss selbstverständlich
nur ein einziges Mal durchgeführt werden.
[0019] Zur Beurteilung der Druckqualität und/oder zur Regelung der Farbführung werden laufend
oder von Zeit zu Zeit Fortdruckbögen in gleicher Weise wie die Referenz (OK-Bogen)
ausgemessen und mit der Referenz verglichen.
[0020] Die nach der Demaskierung aus den Remissionen erhaltenen Flächenbedeckungen des Fortdrucks
(Ist-Flächenbedeckungen) werden Bildelement für Bildelement mit den entsprechenden
Soll-Flächenbedeckungen der Referenz verglichen (Subtrahierstufe 56) und die Abweichungen
von den Soll-Flächenbedeckungen mit den zugehörigen, in den Gewichtsmatrizen 54 abgespeicherten
Gewichtsfaktoren gewichtet (Multiplikator 57). Die gewichteten Abweichungen werden
für jede Druckfarbe zonenweise aufsummiert (Summierer 58) und schliesslich die so
gebildeten zonalen Summen durch Division (Dividierer 59) mit dem zugeordneten zonalen
Totalgewicht normiert. Das Ergebnis dieser Schritte ist dann pro Druckzone und Druckfarbe
eine gewichtete, normierte zonale Abweichung, welche die relative Farbabweichung in
der Druckzone im Laufe des Druckprozesses ausdrückt und als Stellsignal für das zugeordnete
Farbführungsorgan 2 benutzt werden kann.
[0021] Der Vergleich von Soll- und Ist-Flächenbedeckungen erfolgt vorzugsweise on-line,
sodass die einzelnen Messwerte des Fortdrucks nicht abgespeichert werden müssen.
[0022] Zusätzlich oder parallel zur oben erläuterten Auswertung können die Abweichungen
der Flächenbedeckungen auch in Koordinatenabweichungen im Farbraum umgerechnet werden.
Den einzelnen Bildelementen können verschiedene, der Bildwichtigkeit entsprechende
Gewichte zugeordnet und die Abweichungen damit gewichtet werden. Auf diese Weise können
Veränderungen des visuellen Eindrucks des gedruckten Bilds bzw. ein Qualitätsmass
dafür bestimmt werden.
[0023] Die Bildung der genormten zonalen Abweichungen, welche als Stellwerte für die Farbführungsorgane
verwendet werden, lässt sich formelmässig wie folgt darstellen:

Darin bedeuten:
F.., F.'. : Flächenbedeckung des Bildelements i bezüglich 1,J 1,J Druckfarbe j für Referenz bzw.
Fortdruck
Gi,j : Gewichtsfaktor des Bildelements i bezüglich Druckfarbe j
: Summation über alle Bildelemente i einer Zone z
ΔFrelj : genormte zonale Abweichung der Flächenbedeckung für die Druckfarbe j
[0024] Im folgenden werden die Demaskierung sowie die Bildung der Gewichtsfaktoren näher
erläutert.
[0025] Der spektrale Verlauf der Druckfarben ist nicht ideal. Deshalb müssen bei der fotoelektrischen
Messung die gegenseitigen Einflüsse der Nebenabsorptionen möglichst gut unterdrückt
werden. Der Einfluss der einzelnen Farbanteile und der Statistik des Uebereinanderdrucks
in Abhängigkeit der Flächenbedeckungen der einzelnen Druckfarben wird durch die sog.
Neugebauer-Gleichungen beschrieben (vgl. z.B. Artikel "Die theoretischen Grundlagen
des Mehrfarbenbuchdrucks" in "Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie, Photophysik
und
Photochemie", Band 36, Heft 4, April 1937). Auf vier Farben j = Infrarot, Rot, Grün, Blau erweitert
lauten diese:

[0026] Darin bedeuten:
ß. : Remissionen gemessen mit Filter der Farbe j
W. : Weissremission mit Filter j
Bj, Cj, Mj, Yj : Remission von Vollton Black, Cyan, Magenta, Yellow gemessen mit Filter j
BC., BM., BYj, Blj, Gj, R. : Remission von Vollton-Uebereinanderdruck B+C, B+M, B+Y, C+M (Blau), C+Y (Grün),
M+Y (Rot) gemessen mit Filter j
BBlj, BGj, BRj, Nj : Remission von Vollton-Uebereinander- druck B+C+M, B+C+Y, B+M+Y,
C+M+Y (Noir) gemessen mit Filter j BN. : Remission von Vollton-Uebereinander-
druck B+C+M+Y gemessen mit Filter j b, c, m, y : Flächenbedeckungen der Druckfarben
B, C, M, Y
[0027] B.-BN. sind Konstanten, die von der Druckreihenfolge und der Volltondichte abhängig
sind. Ihre Werte können empirisch aus entsprechenden Farbtabellen gemessen werden.
Für die Druckreihenfolge B, C, M, Y wurden sie beispielsweise für eine Volltondichte
von ca. 1,5 wie folgt ermittelt:
[0028]

Für die Volltondichten D im Bereich von 1 bis 2 liegen diese Werte in einem engen
Bereich von X
0,6 bis X
1,3, wenn X den Tabellenwert bezeichnet.
[0029] Die obenstehenden Neugebauer-Gleichungen, in denen die ß. die gemessenen Remissionen
bedeuten, werden iterativ nach den unbekannten Flächenbedeckungen b, c, m, y aufgelöst.
Dabei wird angenommen, dass F = 1-ß genügend genau erfüllt ist (F = Flächenbedeckung
(b, c, m, y), ß = Remission). Aufgrund der gegenseitigen Beeinflussungen ist die geeignetste
Reihenfolge zur Iteration Magenta, Yellow, Cyan, Black.
[0030] Die Sicherheit, mit der Abweichungen der Flächenbedeckungen eines Bildelements bestimmt
werden können, hängt von mehreren Parametern ab. Bei ca. 50-70 % Flächenbedeckung
wirkt sich die Punktzunahme bei einer Dichtezunahme des Volltons am stärksten aus.
Somit müssen mittlere Flächenbedeckungen stärker berücksichtigt werden als grosse
oder kleine Flächenbedeckungen. In einer ruhigen Umgebung (homogene Flächenbedeckung)
spielen Fehlpositionierungen eine kleinere Rolle als in bewegter Umgebung. Sind am
gleichen Punkt mehrere Farben miteinander gedruckt, kann die einzelne Farbe weniger
genau isoliert werden. Um diese Faktoren zu berücksichtigen, werden für jedes Bildelement
und/oder Druckfarbe drei Teilgewichte definiert, und zwar ein flächenbedeckungsabhängiges
Teilgewicht G
1, ein umgebungsabhängiges Teilgewicht G
2 und ein fremdfarbenabhängiges Teilgewicht G
3. Die drei Teilgewichte werden miteinander multipliziert und ergeben zusammen den
schon genannten Gewichtsfaktor für jedes Bildelement und jede Druckfarbe. Die einzelnen
Teilgewichte können bei der Kombination zum Gewichtsfaktor eventuell selbst auch unterschiedlich
stark gewichtet werden, was sich formelmässig wie folgt ausdrücken lässt:

[0031] Darin bedeuten g
l-g
3 die Einflussgewichte der drei Teilgewichte. Diese Einflussgewichte liegen im Bereich
von 0 bis 1. Ueblicherweise erhält G
1 das stärkste und G
2 das schwächste Einflussgewicht.
[0032] Für spezielle Druckvorlagen ist es denkbar, ein viertes Gewicht G
4 einzuführen. Mit G
4 lassen sich bestimmte Gebiete des Druckbogens stärker oder schwächer bewerten. Die
Gebiete und G
4 können vom Drucker interaktiv über ein Computerterminal eingegeben werden. G
4 kann zum Beispiel verwendet werden, um die Bewertung von gedrucktem Text zu unterdrücken.
[0033] Abweichungen in der Farbführung wirken sich bei ca. 50-70r Flächenbedeckung am stärksten
aus. Bei mittleren Flächenbedeckungen können somit Abweichungen mit grösserer Sicherheit
festgestellt werden. Entsprechend wird das flächenbedeckungsabhängige Teilgewicht
G
1 so gewählt, dass es bei mittleren Flächenbedeckungen maximal ist, gegen kleinere und
grössere Flächenbedeckungen hin jedoch abfällt. Geeignete Verläufe (Teilgewicht G
1 in Funktion der Flächenbedeckung) sind beispielsweise Parabeln, Dreiecke, Trapeze,
wobei der Maximalwert 1 des Teilgewichts jeweils bei oder um 50 % Flächenbedeckung
liegt. Selbstverständlich sind auch unsymmetrische Verläufe, die höhere Flächenbedeckungen
bevorzugen, möglich. Einige Beispiele für Teilgewichtsverläufe stellen sich formelmässig
wie folgt dar:

[0034] Die Indizes i,j für Bildelemente und Druckfarbe sind in diesen Formeln der Einfachheit
halber weggelassen.
[0035] Je homogener die Flächenbedeckung in der Umgebung eines Bildelementes ist, desto
unempfindlicher ist der Messwert auf Fehlpositionierung (grosser Einfluss von Kanten).
Kanten können am besten mit Hilfe einer Differenzierung ermittelt werden. Steile Kanten
ergeben grosse Werte, was einem kleinen Gewicht entsprechen muss. Als einfacher Differentialoperator
in einer 3 x 3 Bildelemente umfassenden Umgebung des Bildelements eignet sich besonders
ein Laplace-Operator der allgemeinen Art:

[0036] Anwendung dieses Operators bedeutet, dass die Flächenbedeckung des jeweils betreffenden
Bildelements (für je eine Druckfarbe) mit dem Faktor c, die Flächenbedeckungen der
es umgebenden Bildelemente mit den Faktoren a bzw. b gewichtet werden. Die Summe der
neun so gewichteten Flächenbedeckungen entspricht der Ableitung der Flächenbedeckung
im betreffenden Bildelement.
[0037] Praktisch kann der Lapalace-Operator wie folgt aussehen:
[0038] Für feinere Abstufungen kann die berücksichtigte Umgebung beliebig vergrössert werden.
Die diagonalen Koeffizienten können dabei ebenfalls mitberücksichtigt werden (fO).
[0039] Das umgebungsabhängige Teilgewicht G
2 (für jedes Bildelement und für jede Druckfarbe) errechnet sich dann aus der folgenden
Formel:

worin |L| das Ergebnis des gemäss Obigem auf das betreffende Bildelement und seine
Umgebung angewandten Laplace-Operators und c das Mittelelement des Laplace-Operators
ist.
[0040] Je kleiner die Flächenbedeckung dreier Farben ist, desto genauer lässt sich die Flächenbedeckung
der vierten Farbe bestimmen. Nicht jede Farbe hat den gleichen Einfluss auf die Messung
der anderen. Deshalb müssen für jede Farbe bzw. für jeden Filter separate Beeinflussungskoeffizienten
berücksichtigt werden. Das Teilgewicht G
3 ergibt sich dann als Produkt der Remissionswerte der Fremdfarbanteile exponiert mit
den entsprechenden Einflusskoeffizienten:

[0041] Darin sind ß
B, ß
C, ß
M und ß
Y die Remissionen in den Farben B, C, M und Y und a
j1 bis a
j4 die genannten Einflusskoeffizienten. Der Index j bezeichnet die jeweilige Druckfarbe,
für die das Teilgewicht gilt. Für j = B, C, M und Y lassen sich diese Koeffizienten
in einer Matrix darstellen:

[0042] Praktische Werte sind beispielsweise:

[0043] Die Koeffizienten sind abhängig vom spektralen Verlauf der einzelnen Farben. Ihr
Streubereich ist etwa wie folgt:

[0044] Aufgrund der nichtlinearen Gewichtung werden die Abweichungen verzerrt. Es ist daher
nicht möglich, eine genaue Aussage über das absolute Mass der Abweichung zu machen.
[0045] Bei konstanter Volltonabweichung ergibt sich die grösste Abweichung der Flächenbedeckung
bei ca. 50-70%. Teilgewicht G
1 hat den Schwerpunkt ebenfalls bei ca. 50 % Flächenbedeckung. G
1 bewirkt somit eine Dynamikkompression der Abweichungen bei grösseren und kleineren
Flächenbedeckungen. Wird z.B. die Trapezfunktion von G
1 breit genug gewählt, ergeben sich jedoch nur geringfügige Verzerrungen der absoluten
Abweichungen.
[0046] Anders verhält es sich bei den Teilgewichten G
2 und G
3. Sie verzerren die Abweichungen aufgrund von Umgebungs- und Fremdeinflüssen und sind
nur schwer berechenbar. Möchte man die gemessene Grösse der Abweichungen durch die
Gewichtung nicht allzustark verzerren, so müssen die Teilgewichte entweder 0 oder
1 sein. Ueberschreitet z.B. G oder G
3 einen gewissen Wert, so sind sie 1, darunter sind sie 0. Mit dieser digitalen Gewichtung
ist die berechnete relative Abweichung der Flächenbedeckung einigermassen proportional
zu einer Dichteänderung des Volltons.
[0047] Bei dieser Gewichtung werden die Abweichungen weniger verzerrt. Bei extremen Druckvorlagen
besteht jedoch die Gefahr, dass alle Gewichte einer Zone 0 werden.
[0048] Für 5- und 6-Farben Druck muss eine zusätzliche Abtasteinrichtung vor und nach dem
Druckwerk der fünften und sechsten Farbe angebracht werden. Mit der Messung vor und
nach dem Druckwerk kann der Beitrag der zuletzt gedruckten Farbe berechnet und die
Abweichung vom Sollwert festgestellt werden.
[0049] Sonderfarben werden vielfach im Vollton ohne Uebereinanderdruck gedruckt. Für diesen
Fall muss das flächenbedeckungsabhängige Teilgewicht G
l für Mittel- und Volltöne 1 sein. Das fremdfarbabhängige Teilgewicht G
3 wird 0 für jedes Bildelement mit einer (auch kleinen) Flächenbedeckung einer fremden
Farbe. Damit ist gewährleistet, dass nur reine Farben gemessen werden.
[0050] Gemäss Vorstehendem werden die Sollwerte der Flächenbedeckungen von einer Referenz
in Form eines (oder mehrerer) OK-Bogen gewonnen. Dies ist jedoch nicht zwingend, sondern
es können dazu auch andere Referenzen herangezogen werden. Eine solche Alternative
besteht z.B. darin, die Druckplatten selbst als Referenz zu verwenden. Die einzelnen
Druckplatten werden dazu in gleicher Weise wie die zu prüfenden Druckerzeugnisse in
Bildelemente eingeteilt. Die Bildelemente werden fotoelektrisch abgetastet und für
jedes Bildelement wird die Flächenbedeckung bestimmt. Für die weitere Verarbeitung
stehen zwei Möglichkeiten offen. Entweder werden die gemessenen Flächenbedeckungen
jedes Bildelementes jeder Druckplatte anhand der Druckkennlinie der Druckmaschine
(empirisch, Tabellen) in entsprechende Flächenbedeckungen im Druck umgerechnet und
dann direkt als Soll-Flächenbedeckungen zum Vergleich mit den Ist-Flächenbedeckungen
herangezogen, oder es werden die gemessenen Flächenbedeckungen anhand der Druckkennlinie
in Remissionswerte umgerechnet, die dann wieder gemäss vorstehender Beschreibung demaskiert
und dabei in die Soll-Flächenbedeckungen transformiert werden. Bei der letzteren Möglichkeit
wird die Referenz gewissermassen aus den Druckplatten synthetisiert.
[0051] In Fig. 2 ist ein Blockschema einer nach dieser Variante arbeitenden Einrichtung
dargestellt. Der Prozessrechner 5 ist wie bei Fig. 1 mit dem schon genannten Maschinendensitometer
3 und den Farbführungsorganen 2 der Druckmaschine verbunden. Zusätzlich ist noch ein
Plattenscanner 6 vorgesehen, der ebenfalls an den Prozessrechner 5 angeschlossen ist.
Der Plattenscanner 6 ist konventioneller Bauart (z.B. gemäss US-PS 4 131 879 und 3
958 509 oder EP-Publ. No. 69572, 96227 und 29561) und tastet die einzelnen Druckplatten
punktweise fotoelektrisch ab. Die Abtastpunkte (-flecke) können dabei mit den Bildelementen
übereinstimmen oder vorzugsweise wesentlich kleiner sein als diese. In letzterem Fall
können die Flächenbedeckungen der einzelnen Bildelemente mit grösserer Auflösung und
damit exakter und zuverlässiger ermittelt werden. Einzelheiten über die Vorausberechnung
der Remissionen bzw. die Bestimmung der Flächendichten aus den Druckplatten gehen
aus der co-pending US-Patentanmeldung Serial No.
[0052] vom (entsprechend CH-Patentanmeldung No. 5965/83 vom 4. November 1983) hervor.
[0053] Die Steuerung des Druckprozesses kann gemäss Vorstehendem also auch aufgrund einer
Referenz in Form der zugrundeliegenden Druckplatten (oder etwa sogar aufgrund der
diesen letzteren zugrundeliegenden Rasterfilme oder dergleichen) erfolgen. Ferner
ist aber auch ein gemischter Betrieb möglich. D.h., zum Hochfahren des Druckprozesses
bis zu einer befriedigenden Qualität (OK-Bogen) wird aufgrund der Druckplatten geregelt,
für den Fortdruck wird aber dann ein OK-Bogen als Referenz verwendet. Im Idealfall
stimmt der OK-Bogen ohnehin mit der aufgrund der Druckplatten vorausberechneten, "synthetisierten"
Referenz überein, sodass sich eine spezielle Ausmessung eines OK-Bogens erübrigt.
1. Verfahren zur Beurteilung der Druckqualität und/oder Regelung der Farbführung bei
einer Offset-Druckmaschine unter bildelementweiser fotoelektrischer Ausmessung von
Druckerzeugnissen und einer Referenz, bildelementweisem Vergleich der Druckerzeugnisse
und der Referenz und Ermittlung eines Qualitätsmasses bzw. von Stellwerten für die
Farbführungsorgane aufgrund dieses Vergleichs, dadurch gekennzeichnet, dass eine Referenz
in Form eines für gut befundenen Druckerzeugnisses oder von dem Druck zugrundeliegenden
Druckplatten in eine Vielzahl von Bildelementen eingeteilt wird und für jedes Bildelement
Soll-Flächenbedeckungen für die einzelnen Druckfarben bestimmt werden, dass jedem
Bildelement für jede Druckfarbe ein ein Mass für die Sicherheit, mit der sich die
jeweilige Flächenbedeckung bestimmen lässt, angebender Gewichtsfaktor zugeordnet wird,
dass das zu beurteilende Druckerzeugnis in gleicher Weise wie die Referenz in Bildelemente
eingeteilt wird und für jedes Bildelement die Remissionen gemessen und daraus rechnerisch
Ist-Flächenbedeckungen für die einzelnen Druckfarben bestimmt werden, dass für jedes
Bildelement und die einzelnen Druckfarben die Abweichungen der Ist-Flächenbedeckungen
von den Soll-Flächenbedeckungen ermittelt und mit den jeweils zugeordneten Gewichtsfaktoren
gewichtet werden, und dass das Qualitätsmass bzw. die Stellwerte für die Farbführungsorgane
aus den dermassen gewichteten Abweichungen ermittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die gewichteten Abweichungen
vorzugsweise durch Summation und Normierung druckzonenweise zu zonalen gewichteten
Abweichungen zusammengefasst werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Stellwerte für die
Farbführungsorgane die zonalen gewichteten Abweichungen verwendet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die rechnerische
Ermittlung der Flächenbedeckungen aus den Remissionen durch vorzugsweise iterative
Auflösung der Neugebauer-Gleichungen erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Grösse
der Bildelemente etwa 0,25 bis 400 mm2, vorzugsweise etwa 1 bis 100 mm gewählt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Gewichtsfaktor
eines jeden Bildelements für jede Druckfarbe aus der Flächenbedeckung, dem Fremdfarbenanteil
und in Abhängigkeit von der Umgebung des betreffenden Bildelements festgelegt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Gewichtsfaktor eines
jeden Bildelements für jede Druckfarbe als Kombination von drei Teilgewichten festgelegt
wird, wobei ein erstes Teilgewicht aufgrund der Flächenbedeckung, ein zweites Teilgewicht
aufgrund des Fremdfarbanteils und ein drittes Teilgewicht aufgrund der Umgebung des
betreffenden Bildelements bestimmt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das von der Flächenbedeckung
abhängige Teilgewicht so gewählt wird, dass es bei mittleren Flächenbedeckungen seinen
grössten Wert und kleineren und grösseren Flächenbedeckungen kleinere Werte aufweist.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass das von der Umgebung
abhängige Teilgewicht so gewählt wird, dass es umso grösser ist, je homogener die
Flächenbedeckung in der Umgebung des jeweiligen Bildelements ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das vom
Fremdfarbanteil abhängige Teilgewicht so gewählt wird, dass es umso grösser ist, als
die Flächenbedeckungen in den Fremdfarben kleiner sind.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass für
jedes Bildelement aus den Flächenbedeckungen die Koordinaten im Farbraum ermittelt,
die Abweichungen der Koordinaten der Referenz von denen des zu prüfenden Druckerzeugnisses
bestimmt und mit für jedes Bildelement individuell festgelegten, die Wichtigkeit für
den visuellen Eindruck angebenden Gewichten gewichtet werden, und dass aus den so
gewichteten Abweichungen ein Qualitätsmass für die Aenderung des visuellen Bildeindrucks
bestimmt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle
eines für gut befundenen Druckerzeugnisses als Referenz für jedes Bildelement derselben
die Remissionen in den Druckfarben gemessen und aus diesen Remissionen in gleicher
Weise wie für die zu beurteilenden Druckerzeugnisse die Soll-Flächenbedeckungen rechnerisch
ermittelt werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle
von Druckplatten als Referenz für jedes Bildelement derselben die Flächenbedeckungen
gemessen und anhand der Druckkennlinie der Druckmaschine in Flächenbedeckungen im
Druck umgerechnet werden, und dass diese Flächenbedeckungen im Druck unmittelbar als
Soll-Flächenbedeckungen benutzt werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle
von Druckplatten als Referenz für jedes Bildelement derselben die Flächenbedeckungen
gemessen und anhand der Druckkennlinie in im Druck zu erwartende Soll-Remissionen
umgerechnet werden, und dass aus diesen Soll-Remissionen in gleicher Weise wie für
die zu beurteilenden Druckerzeugnisse die Soll-Flächenbedeckungen rechnerisch ermittelt
werden.
15. Vorrichtung zur Beurteilung der Druckqualität und/oder Regelung der Farbführung
bei einer Offset-Druckmaschine, mit einer fotoelektrischen Abtasteinrichtung für die
Druckerzeugnisse an der laufenden Druckmaschine sowie einem elektronischen System
zur Steuerung der Abtasteinrichtung und zur Auswertung der von der Abtasteinrichtung
erzeugten Messdaten im Hinblick auf ein Qualitätsmass oder Stellwerte für die Farbführungsorgane
der Druckmaschine, dadurch gekennzeichnet, dass das elektronische System Mittel zur
Umrechnung der von der Abtasteinrichtung erfassten Remissionen in Flächenbedeckungen,
Mittel zur Bestimmung von Gewichtsfaktoren anhand der errechneten Flächenbedeckungen,
Mittel zur Bestimmung der Abweichungen der Flächenbedeckungen von zu prüfenden Druckerzeugnissen
gegenüber den Flächenbedeckungen eines Referenzdruckerzeugnisses, Mittel zur Gewichtung
dieser Abweichungen mit den Gewichtsfaktoren und Mittel zur zonenweisen Zusammenfassung
der gewichteten Abweichungen zu zonenspezifischen Qualitätsmassen oder Stellwerten
für die Beeinflussung der Farbführungsorgane der Druckmaschine aufweist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine mit dem elektronischen
System zusammenwirkende Einrichtung zur bereichsweisen fotoelektrischen Abtastung
von Druckplatten und zur Bestimmung von Flächenbedeckungen in Bildelementen dieser
Druckplatten aufweist.
17. Offset-Druckmaschine mit einer automatischen Regeleinrichtung für ihre Farbführungsorgane,
dadurch gekennzeichnet, dass die Regeleinrichtung gemäss einem der Ansprüche 15 bis
16 ausgebildet ist.