[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Ätzreservedrucken
auf Textilmaterialien, die aus hydrophoben Fasern bestehen oder diese in Verbindung
mit Cellulose, insbesondere mit Baumwolle, oder in Verbindung mit Wolle enthalten,
wobei auf das Textilmaterial ein oder mehrere weißätzbare Dispersionsfarbstoffe und
gegebenenfalls ein oder mehrere ätzbeständige Dispersionsfarbstoffe in Form einer
Farbflotte oder Druckpaste aufgebracht und anschließend vorsichtig angetrocknet oder
getrocknet werden und danach eine Ätzreservedruckpaste in dem gewünschten Muster aufgedruckt
wird, die gegebenenfalls zusätzlich einen oder mehrere ätzbeständige Dispersionsfarbstoffe
enthalten kann, wobei die Reihenfolge des Aufdruckens der Ätzreservedruckpaste und
der Druckpaste auch vertauscht sein und bei Verwendung einer Druckpaste das Antrocknen
oder Zwischentrocknen auch entfallen kann, und anschließende Wärmebehandlung bei 100
bis 230°C.
[0002] Beim Textildruck war es seit jeher ein Problem, weiße oder farbige, scharf begrenzte
Muster auf tiefgefärbtem Hintergrund zu erzeugen. Insbesondere bei der Herstellung
filigranartiger Muster auf dunklem Untergrund versagt der direkte Druck des Textilmaterials
völlig. Zur Herstellung solcher Muster ist es bekannt, auf einer mit einem weißätzbaren
Farbstoff hergestellten tiefen Hintergrundfärbung eine Ätzdruckpaste in dem gewünschten
Muster aufzudrucken und anschließend durch eine trockene oder nasse Wärmebehandlung
den Farbstoff an den mit der Ätzdruckpaste bedruckten Stellen zu zerstören. Nach dem
Auswaschen der so erhaltenen Drucke wird das gewünschte Muster weiß auf dunklem.Fond
erhalten. Es ist auch bereits bekannt, den Ätzdruckpasten Farbstoffe zuzusetzen, die
gegen das Ätzmittel resistent sind. In diesem Fall wird gleichzeitig mit der Zerstörung
der Fondfärbung eine Färbung des Textilmaterials an den bedruckten Stellen durch den
unzerstörbaren Farbstoff vorgenommen. Man erhält in diesem Fall farbige Drucke auf
dunklem Fond. Farbige Drucke auf dunklem Fond können auch erhalten werden, wenn der
dunkle Fond mit einer Mischung eines ätzbaren und eines andersfarbigen, nichtätzbären
Farbstoffs hergestellt wird.
[0003] Bei der Übertragung dieser bekannten Verfahren auf Textilmaterialien, die aus hydrophoben
synthetischen Fasern bestehen, ergibt sich insofern ein Problem, als die Ätzung von
beispielsweise mit Dispersionsfarbstoffen angefärbten Polyesterfasern sehr schwierig
ist. Dispersionsfarbstoffe, die einmal in der Polyesterfaser fixiert, d.h. gelöst
sind, sind dem Zugriff wäßriger Agenzien weitgehend entzogen und somit auch dem Angriff
von wäßrigen Ätzdruckpasten. Bei der Herstellung von Ätzdrucken auf hydrophobe Fasern
enthaltenden oder aus hydrophoben Fasern bestehenden Textilmaterialien wird daher
das bekannte Ätzdruckverfahren in der Weise abgewandelt, daß das Textilmaterial zunächst
mit einer Dispersionsfarbstoff enthaltenden Farbflotte geklotzt und anschließend so
vorsichtig getrocknet oder angetrocknet wird, daß noch keine Fixierung des Farbstoffs,
d.h. Lösung des Farbstoffs, in der hydrophoben Faser erfolgt. Auf das getrocknete
oder angetrocknete geklotzte Gewebe wird sodann das gewünschte Muster mit der Ätzdruckpaste
aufgedruckt und das so behandelte Gewebe anschließend einer Wärmebehandlung unterworfen,
wobei gleichzeitig der Fondfarbstoff an den nicht bedruckten Stellen in den Polyester
einwandert, d.h. fixiert wird, und an den mit Ätzdruckpaste bedruckten Stellen der
Farbstoff zerstört wird, d.h. keine Färbung erfolgt. Dieses Verfahren wird auch als
Ätzreservedruck bezeichnet.
[0004] Das an sich einfache Verfahren des Ätzreservedrucks beinhaltet eine Reihe technischer
Schwierigkeiten, die seinen Einsatz häufig erschweren. So ist es in der Regel nicht
einfach, den Fondfarbstoff durch das Ätzmittel restlos zu zerstören. Gelingt dies
nicht, so hinterbleibt auf den geätzten Stellen ein farbiger Rückstand, dessen Nuance
zwischen gelbbraunen und stumpfviolett bzw. rotstichig grauen Tönen schwanken kann
und der den Weißfond an den geätzten Stellen anschmutzt. Dies führt zu unsauber erscheinenden
Weißätzen oder, für den Fall, daß eine Bunt- ätze hergestellt werden soll, zu einer
Verfälschung der Nuance des ätzmittelbeständigen Farbstoffs.
[0005] Um diese Schwierigkeit zu überwinden, werden Ätzdruckpasten verwendet, die relativ
starke Reduktions- oder Oxydationsmittel enthalten, wie z.B. Alkaliformaldehydsulfoxylate,
oder gar Schwermetallsalze, wie beispielsweise Zinn-2-chlorid. Mit derartigen starken
Ätzmitteln gelingt es zwar in der Regel, einen einwandfreien Weiß- ätzdruck zu erzielen,
jedoch tritt häufig eine Schädigung des Fasermaterials ein. Ferner sind diese Ätzmittel
in der Regel nicht billig. Bei der Verwendung von Zink-2- chlorid kommt es durch die
sich abspaltende Salzsäure zu einer starken Korrosion in den Dämpfern.
[0006] Ein Vorschlag, die Verwendung von reduzierenden Metallsalzen zu vermeiden oder zumindest
ihren Mengenanteil in Ätzdruckpasten herabzusetzen, besteht darin, als Ätzmittel organische
Verbindungen einzusetzen, die einen reduzierenden Effekt auf die organischen Farbstoffe
ausüben, wie Thioharnstoff, Isothioharnstoff oder deren Selenanaloga. Da aber die
ätzende Wirkung dieser Verbindungen in der Regel nicht ausreicht, müssen in den bevorzugten
Ausführungsformen des Verfahrens Metallsalze mit ihren eingangs erwähnten Nachteilen
zugesetzt werden.
[0007] In den japanischen Patentanmeldungen 56-165079, 56-159378, 57-029683, 57-029684 und
57-029685 wird die Verwendung von reduzierenden Zuckern in Gegenwart von Alkali als
Ätzmittel beschrieben.
[0008] Ein ähnliches Verfahren wird in der DE-OS 31 28 984 beschrieben: Hier wird als Ätzmittel
eine Kombination reduzierender Zucker mit mehrwertigen Alkoholen, wobei u.a. auch
Thioglycol genannt ist, und gegebenenfalls mit Salzen der Thiocyansäure eingesetzt.
Neben der auch hier in vielen Fällen nicht ausreichenden Ätzwirkung der reduzierenden
Zucker besteht ein Hauptmangel dieser Ätzmittel darin, daß die damit hergestellten
Drucke einen unscharfen Stand haben, die Begrenzung des Ätzmusters also nicht scharf
ist, was vor allem bei filigranartigen Mustern untragbar ist.
[0009] Die DE-OS 31 13 732 betrifft ein Ätz- bzw. Ätzreservedruckverfahren für Textilmaterialien
aus hydrophoben Fasern, bei dem als Ätzmittel eine Kombination eines organischen Reduktionsmittels
mit alkoxylierten Aminen eingesetzt wird, wobei als Reduktionsmittel Alkylsulfinate,
reduzierende Mono- oder Disaccharide und/oder Thioharnstoffdioxid benutzt wird.
[0010] Auf dem Gebiet des Ätzreservedrucks von Cellulosetextilien mit Phthalocyanin-Kondensationsfarbstoffen
(sogenannten Ingrain-Farbstoffen) ist es aus der DE-OS 31 32 416 bekannt, als Ätzmittel
wasserlösliche organische Derivate der Thiokohlensäure bzw. Thiophosphorsäure einzusetzen.
Diese Substanzen verhindern die Bildung der Phthalocyaninfarbstoffe aus den aufgedruckten
Polyisoindolenin-Metall-Komplexen.
[0011] Um die Verwendung metallischer Reduktionsmittel zu vermeiden und weniger wirksame
Reduktionsmittel benutzen zu können, ist auch bereits vorgeschlagen worden, solche
Dispersionsfarbstoffe für die Hintergrundfärbung einzusetzen, die sich mit möglichst
milde wirkenden Agenzien rein weiß ätzen lassen. Aus den deutschen Offenlegungsschriften
26 12 740, 26 12 741, 26 12 742, 26 12 790, 26 12 791, 26 12 792, 28 36 391, 30 21
269 und 30 35 912 sind Farbstoffe bekannt, die durch wäßrige Alkalien geätzt werden
können, wobei entweder ihr Chromophor zerstört oder ihre Carbonester- oder Sulfonamidgruppen
in eine salzartige Struktur überführt werden, wodurch die Farbstoffe ihre Affinität
zur Faser verlieren. Die Anwendung solcher Farbstoffe nach den beschriebenen Verfahren
führt auf Polyestern durch Verseifung zu Faserschädigung, die besonders im Falle sehr
leichter, dünner Qualitäten untragbar ist. Derartige Farbstoffe sind zudem in der
Regel nur nach speziellen, aufwendigen Verfahren und aus speziell für diesen Farbstofftyp
produzierten Vorprodukten herstellbar. Sie zeigen darüber hinaus aber auch Mängel
in der Applikation. So zeigen sie nach dem Ätzen eine gewisse Affinität zu hydrophilen
Begleitgeweben und schmutzen diese an, oder sie neigen zur Thermomigration, oder sie
besitzen ein schlechtes Ziehvermögen und haben somit nur eine geringe Farbausbeute
auf der Faser. Ihr spezieller Aufbau wirkt sich außerdem auch meist negativ auf die
Gebrauchsechtheiten, wie z.B. Lichtechtheit und Thermofixierechtheit, aus.
[0012] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich auch konventionelle Dispersionsfarbstoffe
aus der Azo-Reihe als weißätzbare Farbstoffe für den Ätzreservedruck auf hydrophoben
Textilmaterialien eignen, wenn bei dem eingangs geschilderten Verfahren eine Ätzreservedruckpaste
verwendet wird, die als Ätzmittel ein oder mehrere Salze des Schwefelwasserstoffs
oder der Polysulfane und/oder eine oder mehrere Verbindungen enthält, die eine Thiolat-Struktur
besitzt bzw. eine solche bilden kann, gegebenenfalls in Kombination mit Thioharnstoff
und/oder Salzen der Thiocyansäure.
[0013] Verbindungen mit einer Thiolat-Struktur sind solche, die mindestens eine Thiolat-Struktur
(-s⊕) oder eine zur Tautomerie fähige Thiostruktur (=S) besitzen, wie z.B. Salze von
Thio-Derivaten der Kohlen- oder Phosphorsäure, Salze von aromatischen oder aliphatischen
Thio-oder Di-thiocarbonsäuren oder Salze von Thiolen.
[0014] Verbindungen, die eine Thiolat-Struktur bilden können, sind z.B. die korrespondierenden
Säuren zu den oben genannten Thiolaten in Kombination mit anorganischen oder organischen
Basen, die in Wasser einen pH-Wert von mindestens 8 hervorbringen.
[0015] Als erfindungsgemäße Ätzreservemittel können auch solche Verbindungen eingesetzt
werden, die durch Thermolyse oder bei Hydrolyse in Thiolatgruppen enthaltende Spaltprodukte
zerfallen. Geeignete thermolysierbare Verbindungen sind z.B. aromatische oder aliphatische
Disulfide, die gegebenenfalls in Kombination mit anorganischen oder organischen Basen
eingesetzt werden. Geeignete, insbesondere im alkalischen Medium, hydrolysierbare
Verbindungen sind z.B. die Alkyl- oder Arylester von Thiokohlensäure-, Thiocarbonsäure-
oder Thiophosphorsäure-Derivaten.
[0016] Derivate der Kohlen- oder Phosphorsäure, die als erfindungsgemäße Ätzreservemittel
geeignet sind und die mindestens eine Thiolat-Struktur oder eine zur Tautomerie fähige
Thiostruktur besitzen, sind solche der Formel I

worin
A ein Kohlenstoffatom oder eine der Gruppen P-NR1R2, POR oder PSR ;
B Sauerstoff, Schwefel oder eine Gruppe =NR2 ;
X eine direkte Bindung, Sauerstoff, Schwefel oder eine Gruppe -NR2-;
R Wasserstoff, einen m-wertigen, gegebenenfalls substituierten Alkanrest, der durch
einen 1,2-, 1,3- oder 1,4-Phenylenrest oder, sofern eine Kettenlänge >3 ist, durch
-O-, -S- oder -NR2- einmal oder mehrfach im Abstand von mindestens 2 C-Atomen oder durch zweiwertige
Reste der Formeln

einmal oder zweimal im Abstzand von mindestens 2 gegebenenfalls substituierten Cycloalkanrest
oder Alkenrest; einen m-wertigen Rest eines Trialkylamins oder Polyalkyl-alkylenpolyamins,
dessen Alkylgruppen, sofern ihre Kettenlänge >3 ist, durch -O-, -S- oder -NR2- einmal oder mehrfach im Abstand von mindestens 2 C-Atomen unterbrochen sein können;
R Wasserstoff, einen gegebenenfalls substituierten Alkylrest, der, sofern seine Kettenlänge
>3 ist, durch -O-, -S- oder -NR3- einmal oder mehrfach im Abstand von mindestens 2 C-Atomen oder durch zweiwertige
Reste der Formeln

einmal oder zweifach unterbrochen sein kann; einen gegebenenfalls substituierten Cycloalkylrest
oder Alkenylrest bedeuten;
R2 eine der für R 1 genannten Bedeutungen hat und zusätzlich auch für gegebenenfalls substituiertes Aryl
oder Heteroaryl steht;
R und R2 gemeinsam mit einem N-Atom, an das sie gebunden sind, einen N-Pyrrolidin-, N-Piperidin-,
N-Piperazin-, N-Morpholin- oder N-Thiomorpholinrest bilden;
R3 Wasserstoff oder gegebenenfalls durch Halogen, -OH oder Alkoxy substituiertes Alkyl,
Alkenyl oder Cycloalkyl bedeutet und gegebenenfalls
R-X- auch gemeinsam für Cyan stehen;
m eine Zahl von 1 bis 3 ist und
Me⊕ für ein Äquivalent eines Kations oder Alkali-oder Erdalkalimetalls oder ein gegebenenfalls
substituiertes Ammoniumion steht.
[0017] Für R stehende einwertige Alkanreste sind verzweigte oder vorzugsweise geradkettige
Alkylreste; m-wertige Alkanreste sind solche, die sich von verzweigten oder vorzugsweise
geradkettigen Alkanen durch Substitution von m Wasserstoffatomen durch

ableiten. Sofern die Kohlenstoffkette des Alkanrestes durch einen Phenylenrest unterbrochen
ist, sind die 1,3-und 1,4-Phenylenreste bevorzugt.
[0018] Ist der Alkanrest durch Reste der Formel

unterbrochen, so sind auch hier die 1,3- und 1,4-Stellungen in den Phenylenresten
bevorzugt und ferner die einfache Unterbrechung.
[0019] Von den durch -O-, -S- oder -NR - unterbrochenen Alkanresten sind die durch -O- unterbrochenen
bevorzugt. Sind die Alkanketten durch -S- oder -NR
2- unterbrochen, so sind vorzugsweise nur ein -S- oder eine -
NR2-Gruppe vorhanden. Dies gilt auch, wenn die Alkankette neben der Unterbrechung durch
-S- oder -NR
2- noch weitere Unterbrechungen durch -O- aufweist.
[0020] So sind von derartigen, unterbrochenen Alkanketten z.B. solche der Formeln
-CH2CH2-O-CH2CH2-NR2-CH2CH2-O-CH2CH2- oder
-CH2CH2-0-CH2CH2-S-CH2CH2-0-CH2CH2- bevorzugt.
[0021] m-wertige Reste R, die sich von Trialkylaminen ableiten, sind vorzugsweise dreiwertig.
Sie entsprechen der Formel

worin R
4 wiederum die für zweiwertige Reste R geltende Definition hat. Vorzugsweise sind die
Reste R
4 zweiwertige Alkanreste, die gegebenenfalls substituiert sind und, bei einer Kettenlänge
>3 einfach oder mehrfach im Abstand von mindestens 2 C-Atomen durch -O-unterbrochen
sein können.
[0022] m-wertige Reste R, die sich von Polyalkyl-alkylenpolyaminen ableiten, entsprechen
der Formel

worin R
5 eine direkte Bindung oder ein Rest R
4 ist.
[0023] Zur Vereinfachung der Beschreibung sollen im folgenden unter "Ätzmittel mit Thiolat-Struktur"
auch solche Verbindungen verstanden werden, die unter geeigneten Umgebungsbedingungen
eine Thiolat-Struktur auszubilden vermögen, (z.B. korrespondierende Säuren, hydrolytisch
oder thermolytisch spaltbare Vorprodukte).
[0024] Geeignete erfindungsgemäß einzusetzende Ätzmittel der Formel I können aus der Reihe
der Thiocarbaminate stammen. In diesem Fall bedeuten A ein C-Atom, B ein O-Atom, X
eine Gruppe -
NR 2 -.
[0025] Eine weitere Gruppe erfindungsgemäß einzusetzender Ätzmittel der Formel I entstammt
der Reihe der Trithiokohlensäurederivate, wobei A ein C-Atom, B ein S-Atom und X ebenfalls
ein S-Atom ist.
[0026] Weitere Gruppen erfindungsgemäß einzusetzender Ätzmittel der Formel I gehören der
Reihe der Cyan-di-thioameisensäure (A = C-Atom; B = S-Atom; R
-X-bedeutet eine Cyangruppe) oder der Reihe der Trithiophosphorsäureester (A = POR
1; B = S-Atom; X = S-Atom) an.
[0027] Eine weitere Gruppe erfindungsgemäß einzusetzender Ätzmittel der Formel I sind die
Salze von Thio- oder Di-thiokohlensäuren, bei denen A ein C-Atom, B ein O-oder S-Atom
und X eine direkte Bindung ist.
[0028] Bevorzugt als erfindungsgemäß einzusetzende Ätzmittel der Formel I sind Verbindungen
aus der Reihe der Di-thiocarbaminate, wobei A ein C-Atom, B ein S-Atom und X eine
Gruppe -NR
2- ist, und aus der Reihe der Di-thiophosphorsäureester, wobei A für POR
2, B für ein S-Atom und X für ein 0-Atom steht.
[0029] Besonders bevorzugte, erfindungsgemäß einzusetzende Ätzmittel der Formel I sind Verbindungen
der Xanthogenat-Reihe, wobei A ein C-Atom, B ein S-Atom und X ein O-Atom ist.
[0030] In den vorstehend aufgeführten Ätzmittelgruppen haben die Symbole R, R und R
2 die weiter oben genannten Bedeutungen.
[0031] Gegebenenfalls substituierte, für R stehende m-wertige Alkan-, Cycloalkan- oder Alkenreste
sowie Alkyl-, Alkenyl- oder Cycloalkylreste, die für R
1 oder
R2 stehen, sind Alkan- bzw. Alkylreste mit 1 bis 12 C-Atomen, Cycloalkan- bzw. Cycloalkylreste
mit 5 oder 6 C-Atomen oder Alken- bzw. Alkenylreste mit 3 bis 5 C-Atomen, die durch
Fluor, Chlor, Brom, Hydroxy, Alkoxy mit 1 bis 4 C-Atomen, Phenoxy, Phenyl, Benzyl,
Phenethyl, Cyan, Carboxyl, Alkoxycarbonyl mit insgesamt bis zu 8 C-Atomen oder durch
einen Alkylrest der Formel II

substituiert sein können.
[0032] In der obigen Formel II bedeuten
D und D' unabhängig voneinander lineare oder verzweigte Alkylenreste mit 2 bis 6 C-Atomen,
R6 Wasserstoff, Alkyl mit 1 bis 8 C-Atomen, Cycloalkyl mit 5 oder 6 C-Atomen, Alkenyl
mit 3 bis 5 C-Atomen, Phenyl, Benzyl, Phenethyl oder Cyanethyl,
r die Zahlenwerte 0 bis 10 und
t die Zahlenwerte 0 und 1, wobei die Summe von r und
t >1 ist.
[0033] Die Anzahl der an die für R, R und R 2 stehenden Kohlenwasserstoffreste gebundenen,
oben genannten Substituenten richtet sich nach deren Struktur. Von einfachen Substituenten,
wie Halogenatome, Hydroxy, Niederalkoxy können 1 bis 6, vorzugsweise 1 bis 3 gleiche
oder verschiedene an einen der Kohlenwasserstoffreste gebunden sein. Umfangreichere
Substituenten, wie solche, die einen Phenylkern enthalten, aber auch Substituenten
mit stärkeren Nachbargruppeneffekten, wie Cyan, Carboxyl oder Alkoxycarbonyl, sind
in der Regel nur einfach vorhanden. Insgesamt bevorzugt ist die Einfachsubstitution.
[0034] Gegebenenfalls substituierte Arylreste, die für R und R stehen können, sind Phenyl-,
Naphthyl-1- und Naphthyl-2-Reste, die ein- bis dreifach durch Fluor, Chlor, Brom,
Alkyl mit 1 bis 4 C-Atomen, Alkoxy mit 1 bis 4 C-Atomen, Nitro, Cyan, Carboxyl, Alkoxycarbonyl
mit 1 bis 4 C-Atomen, Mono- oder Dialkylaminocarbonyl mit 1 bis 4 C-Atomen in jedem
Alkylrest, Hydroxysulfonyl, Alkoxysulfonyl mit 1 bis 4 C-Atomen, Alkylsulfonyl mit
1 bis 4 C-Atomen im Alkylrest, Phenylsulfonyl, Mono- oder Dialkylaminosulfonyl mit
1 bis 4 C-Atomen in jedem Alkylrest substituiert sein können.
[0035] Für R stehende m-wertige aromatische Reste sind 1,2-, 1,3- und 1,4-Phenylen bzw.
1,2-, 1,4-, 1,6- oder 1,8-Naphthylen. Bevorzugt sind die Phenylenreste, insbesondere
der 1,3-Phenylen- und ganz besonders der 1,4-Phenylenrest.
[0036] Bevorzugte einwertige Reste R bzw. bevorzugte Reste R und R
2 sind Alkylreste mit 1 bis 4 C-Atomen, die durch Hydroxy, Alkoxy mit 1 bis 4 C-Atomen,
Phenoxy, Phenyl, Chlor, Brom oder Cyan substituiert, insbesondere einfach substituiert,
sein können. Eine weitere bevorzugte Bedeutung von R
1 ist Wasserstoff.
[0037] Bevorzugte zweiwertige Reste R sind Ethylen und Polymethylen mit 3 bis 6 C-Atomen,
die, sofern sie 2 oder mehr C-Atome aufweisen, durch Phenylen oder, sofern sie 4 oder
mehr C-Atome aufweisen, im Abstand von mindestens 2 C-Atomen durch 1 bis 2 Sauerstoffatome
unterbrochen sein können, oder der 1,4-Phenylenrest.
[0038] Alkali- oder Erdalkalimetalle, für deren Kation MM⊖ steht, sind z.B. Lithium, Natrium,
Kalium, Magnesium, Calcium, Strontium und Barium.
[0039] Ammoniumionen, die für Me⊕ stehen, können bis zu 2 Reste der Bedeutung von R
1 und einen Rest der Bedeutung von
R2 tragen oder sich von einem 5- oder 6-Ring Stickstoff-Heteroxcylus, wie beispielsweise
Pyridin, Lutidin oder Pyrrolidin ableiten.
[0040] Bevorzugte Kationen sind das Ammonium-Ion und Ammonium- Ionen, die bis zu 3 Alkylreste
mit 1 bis 4 C-Atomen tragen, die gegebenenfalls durch Hydroxy, Alkoxy mit 1 bis 4
C-Atomen substituiert sind.
[0041] Ganz besonders bevorzugte Kationen Me@ sind das Natrium-oder Kalium-Ion.
[0042] Außer den Ätzmitteln der Formel I können auch Salze von gegebenenfalls substituierten
aliphatischen oder aromatischen Thiolen der allgemeinen Formel III

in der R die oben genannten Bedeutungen mit Ausnahme von Wasserstoff hat, erfindungsgemäß
eingesetzt werden.
[0043] Bevorzugte Salze von aliphatischen Thiolen sind die ein-und zweiwertigen Salze der
Thioglycolsäure. Besonders bevorzugt sind dabei die Natrium- und Kaliumsalze.
[0044] Korrespondierende Säuren, die mit anorganischen oder organischen Basen Verbindungen
mit Thiolat-Struktur bilden können, sind z:B. Thiole, wie die Thioglykolsäureester,
und bevorzugt Thioglykolsäure.
[0045] Anorganische Basen im Sinne der obigen Ausführungen sind z.B. die Hyderoxide, Oxide,
oder Salze von schwachen Säuren , wie die Carbonate, Hydrogencarbonate, Phosphate,
Hydrogenphosphate und Acetate der obengenannten Metalle, deren Kation für Me⊕ stehen
kann; organische Basen sind z.B. die zu den obengenannten Ammonium-Ionen korrespndierenden
Amine.
[0046] Bevorzugte erfindungsgemäß einzusetzende Ätzmittel sind auch die Salze des Schwefelwasserstoffs
Hs⊖Me⊕ und S
2⊖Me⊕
2 sowie der Polysulfane Me⊕
2S
x mit 2 bis 4, vorzugsweise 2, S-Atomen.
[0047] Eine weitere Klasse erfindungsgemäß einzusetzender Ätzmittel sind Disulfide, die
insbesondere in Gegenwart von Basen thermisch in Verbindungen mit Thiolat-Struktur
zerfallen können, wie z.B. die Thiurame der allgemeinen Formel IV

Verbindungen der allgemeinen Formeln V und Va

oder z.B. Di-(hydroxycarbonylmethyl)-disulfid.
[0048] Verbindungen, die durch alkalische Hydrolyse Verbindungen mit Thiolat-Struktur freisetzen,
sind z.B. Di-(hydroxycarbonylmethyl)-tri-thiokohlensäureester oder das innere Salz
des S-Hydroxycarbonylmethyl-thioharnstoffs.
[0049] Voraussetzung für den Einsatz von Verbindungen, die eine Thiolat-Struktur durch Neutralisation,
thermischer Zersetzung oder alkalische Hydrolyse bilden, ist, daß diese Bildung beendet
ist und die Verbindung mit der Thiolat-Struktur auf den Farbstoff nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren noch ätzend einwirken kann, bevor dieser auf der Faser fixiert.
[0050] Kombinationen von Salzen der Thiocyansäure mit Verbindungen, die eine Thiolat-Struktur
besitzen oder bilden können, sind Kombinationen von z.B. Natrium-, Kalium- oder Ammoniumrhodanid
mit Verbindungen der Formeln I bis V, insbesondere mit Salzen aus der Reihe der Di-thiocarbaminate,
Di-thiophosphorsäureester, Xanthogenate oder der Thioglykolsäure. ,
[0051] Die erfindungsgemäß einzusetzenden Ätzmittel können als Einzelsubstanz eingesetzt
werden. Aufgrund ihrer Verträglichkeit miteinander können aber auch Kombinationen
mehrerer erfindungsgemäßer Ätzmittel angewendet werden.
[0052] Die erfindungsgemäß einzusetzenden Ätzmittel können auch in Kombination mit anorganischen
oder organischen Basen, die in Wasser einen pH-Wert von mindestens 8 hervorbringen,
zur Ätzreserve bei Farbstoffen eingesetzt werden, die durch diese Basen allein nicht
vollständig geätzt würden, bzw. bei denen diese Basen in so großen Mengen eingesetzt
werden müßten, daß eine Faserschädigung entstehen würde.
[0053] Als Ätzreservedruckpasten sind alle Zubereitungen geeignet, welche die vorgenannten
Ätzmittel auf das Gewebe aufzubringen gestatten und die unter den Applikationsbedingungen
eine möglichst egale Abgabe der Druckpaste an das Gewebe gewährleisten und einen möglichst
scharf stehenden Druck liefern. Zur Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden
Ätzreservedruckpasten werden den üblicherweise benutzten Druckpasten die Verbindungen
zugefügt, die eine Thiolat-Struktur besitzen, bzw. eine solche bilden können. Zweckmäßigerweise
werden die Ätzmittel bereits bei der Herstellung der Druckpasten aus den Ausgangsbestandteilen
zugesetzt. In der Regel sind Konzentrationen des Ätzmittels in den Ätzreservedruckpasten
von 0,1 bis 250 g/kg, vorzugsweise 1 bis 130 g/kg, erforderlich, um bei den üblicherweise
zur Anwendung kommenden Auftragsmengen der Ätzreservedruckpaste sicherzustellen, daß
auf den zu bedruckenden Substraten die für die Ätzung erforderliche Ätzmittelmenge
vorhanden ist. Diese Menge richtet sich nach der Farbtiefe der Färbung, der Ätzbarkeit
der verwendeten Farbstoffe und der Aktivität des Ätzmittels. In der Regel kommt das
Ätzmittel bei den üblichen Auftragsmengen der Ätzdruckpaste und bei den angegebenen
Konzentrationen in einem molaren Verhältnis Ätzmittel : ätzenden Farbstoffen von 1
: (1 bis 10000) zur Anwendung.
[0054] Wie üblich enthalten die Ätzreservedruckpasten neben den Ätzmitteln noch Wasser,
Verdickungsmittel sowie Hilfsmittel (z.B. Quellmittel, Dispergiermittel, Fixierbeschleuniger)
und gegebenenfalls ätzbeständige Farbstoffe. Geeignete Verdickungsmittel für erfindungsgemäß
zu verwendende Ätzreservedruckpasten sind beispielsweise: Stärkeabbauprodukte, wie
Dextrin; nichtionische Stärkederivate, wie British Gum; Gummiarten, wie Gummiarabikum;
Johanisbrotkernmehl, insbesondere Kernmehlether, Tragant; Guar-Derivate, insbesondere
Guar-Ether, Celluloseethercarbonsäuren. Ferner können die Ätzreservedruckpasten auch
noch andere übliche Hilfsmitel und Zusätze enthalten, wie z.B. hydrotrope Substanzen,
sowie Zusätze, welche die Benetzung, Durchdringung und Farbstoffaufnahme fördern.
Besonders günstig für den Ätzvorgang ist die Anwesenheit nichtionogener Detergenzien
oder Lösungsvermittler, die zweckmäßigerweise in den Ätzreservedruckpasten enthalten
sind, wie z.B. Glyzerin und/oder Polyglykole, wie Polyethylenglykol, mit einem mittleren
Molekulargewicht von 300 bis 500, und/oder Polypropylenglykole, wie sie z.B. in der
DE-OS 29 51 312 beschrieben sind, oder Produkte auf der Basis von N,N-dialkylsubstituierten
niederen Carbonamiden, wie z.B. N,N-Di-cyanethyl-formamid. Zur Erzielung farbiger
Dessins können in den Ätzreservedruckpasten auch ätzmittelbeständige Dispersionsfarbstoffe
eingearbeitet werden. Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäß verwendeten Ätzreservedruckpasten
außer den erfindungsgemäß einzusetzenden Ätzmitteln keine Reduktions- oder Oxydationsmittel.
[0055] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können alle Dispersionsfarbstoffe geätzt werden,
deren Chromophor durch die Ätzreservedruckpasten zerstört wird und/oder die durch
diese Ätzreservedruckpasten in eine Form überführt werden, die auf die hydrophoben
Fasern nicht aufzieht. Farbstoffe, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren geätzt
werden können, sind insbesondere Mono- und Disazofarbstoffe.
[0056] Monoazofarbstoffe, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren geätzt werden können,
sind z.B. solche mit carbocyclischen oder heterocyclischen Diazo- und/oder Kupplungskomponenten
aus der Reihe der Aniline, Naphthylamine, Phenole, Naphthole, 5- oder 6-Ringheterocyclen,
die gegebenenfalls benzkondensiert sein können. Geeignete Disazofarbstoffe sind z.B.
solche, deren Mittelkomponente sich von Anilinen, Naphthylaminen oder 5- oder 6-ringheterocyclischen
Aminen ableitet. Beispiele für ätzbare Azofarbstoffe sind: C.I. Disperse Yellow 7,
23, 68, 103 und 180; C.I. Disperse Orange 1, 3, 5, 13, 18, 19, 20, 21, 25, 29, 30,
33, 38, 44, 55, 61, 66, 71, 81, 96, 127, 128 und 130; C.I. Disperse Red 1, 2, 5, 7,
13, 17, 43, 50, 54, 56, 65, 73, 76, 82, 90, 134, 151, 160, 167, 168, 177, 180, 183,
184, 202, 203, 279, 281, 311, 312 und 324; C.I. Disperse Violett 12, 13, 24, 48, 58,
63 und 33; C.I. Disperse Blue 79, 85, 94, 122, 125, 130, 139, 148, 149, 165, 165/1,
165/2, 171, 183, 284, 287, 290, 295 und 330; C.I. Disperse Brown 1, 4/1 und 19; C.I.
Disperse Green 9.
[0057] Das erfindungsgemäße Verfahren ist für Textilmaterialien geeignet, die aus hydrophoben
Fasern, beispielsweise Polypropylen, Polyacrylnitril, Polyamid, Cellulose-triacetat,
insbesondere aber aus Polyesterfasern, bestehen, aber auch für Textilmaterialien,
die diese hydrophoben Fasern in Mischung mit Cellulose, insbesondere Baumwolle, oder
in Mischung mit Wolle enthalten. Als Polyesterfasern kommen beispielsweise solche
auf der Basis von Polybutylenterephthalat, Poly-1,4-cyclohexylen-dimethylentereph-
thalat, insbesondere aber Polyethylenterephthalat, in Betracht, wobei diese Polyester,
z.B. im Hinblick auf eine leichtere Anfärbbarkeit, auch modifiziert sein können, beispielsweise
durch Cokondensation anderer Komponenten, z.B. anderer Dicarbonsäuren und/oder anderer
Diole. Das erfindungsgemäße Verfahren ist aber auch für solche Textilmaterialien geeignet,
die hydrophobe Fasern in überwiegendem Maße neben anderen Fasern, wie z.B. Zell- oder
Baumnwolle, enthalten. Insbesondere komme; dabei solche Textilmaterialien in Betracht,
die beim A:färben bzw. beim Bedrucken mit Dispersionsfarbstoffen noch ein einheitliches
Warenbild liefern. Das Textilmaterial kann z.B. in Form von Wirrvliesen, Filzen, Teppichen,
gewebten, gestrickten oder gewirkten Bahnen oder Stücken vorliegen.
[0058] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt dadurch, daß die weißätzbaren
Dispersionsfarbstoffe auf das Textilmaterial in Form von Farbflotten oder Druckpasten
aufgebracht werden. Bei Verwendung einer Farbflotte wird das Textilmaterial dabei
z.B. in an sich bekannter Weise imprägniert, z.B. geklotzt oder gepflatscht. Die Farbfloten
oder Druckpasten können dabei einen oder mehrere der genannten weißätzbaren Dispersionsfarbstoffe
neben bekannten üblichen Färberei- bzw. Druckhilfsmitteln, wie beispielsweise Dispergiermiteln,
Netzmitteln, Schaumdämpfungsmitteln und Klotzhilfsmitteln, enthalten. Das imprägnierte
Textilmaterial wird auf eine Flottenaufnahme von 50 bis 120 % abgequetscht. Anschließend
werden die so behandelten Textilmaterialien so vorsichtig getrocknet, daß noch keine
Farbstoff-Fixierung in der Faser stattfindet. Dies kann z.B. durch Warmluft mit eventueller
vorausgehender Infrarotstrahlung erfolgen, wobei die Temperatur ca. 60 bis 80°C, maximal
etwa 100
0C bei entsprechender Verkürzung der Zeit, beträgt. Die so vorbereiteten Textilmaterialien
werden dann mit einer der vorgenannten Ätzreservedruckpasten in dem gewünschten Muster
bedruckt. Anschließend werden die imprägnierten und bedruckten Textilmaterialien einer
Wärmebehandlung zwischen 100 bis 230°C unterworfen. Im unteren Temperaturbereich bis
ca. 130°C erfolgt die Wärmezufuhr vorzugsweise durch Druckdampf. Für Wärmebehandlungen,
die zwischen 160 und 230
0C durchgeführt werden, wird als Wärmeträger vorzugsweise überhitzter Dampf oder Heißluft
verwendet. Bei der Verwendung von Dampf für die Wärmebehandlung wird vor der Wärmebehandlung
eine Trocknung bei 60°C bis maximal 100°C, z.B. durch Warmluft mit eventuell vorausgehender
Infrarotstrahlung, durchgeführt. Bei manchen Ätzmitteln, die erst bei der Wärmebehandlung
eine Verbindung mit Thiolat-Struktur bilden, kann die Anwesenheit von geringen Mengen
Wasser während der Wärmebehandlung erforderlich sein. Bei derartigen Ätzmitteln wird
die Wärmebehandlung vorzugsweise mit überhitztem Dampf, insbesondere bei 170 bis 200°C,
durchgeführt. Nach der Wärmebehandlung, die eine Fixierung der Dispersionsfarbstoffe
an den nicht mit Ätzreservedruckpaste überdruckten Stellen sowie die Zerstörung der
Dispersionsfarbstoffe an den mit der Ätzreservedruckpaste bedruckten Stellen zur Folge
hat, werden die Textilmaterialien in der üblichen Art und Weise nachbehandelt, heiß
und kalt gespült und getrocknet.
[0059] Eine besondere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß
die Farbflotte außer weißätzbaren Dispersionsfarbstoffen zusätzlich einen oder mehrere
Dispersionsfarbstoffe enthält, die gegen die erfindungsgemäßen Ätzmittel beständig
sind und somit nicht zerstört werden. Verfährt man im übrigen wie oben angegeben,
so erhält man mehrfarbige Dessins.
[0060] Wie bereits erwähnt, kann man die weißätzbaren Dispersionsfarbstoffe auch in Form
von Druckpasten auf das Textilmaterial aufdrucken und anschließend mit der Ätzreservedruckpaste
in dem gewünschten Muster überdrucken. Ein Antrocknen oder Zwischentrocknen zwischen
den beiden Druckvorgängen ist dabei nicht unbedingt erforderlich, so daß auch naß-naß
gearbeitet werden kann. Die Fixierung und Fertigstellung der Textildrucke erfolgt
dann anschließend wie oben bereits beschrieben. Auch bei diesem Verfahren ist es möglich,
der als erstes aufgedruckten Farbdruckpaste, die auch mehrere weißätzbare Dispersionsfarbstoffe
der genannten Art enthalten kann, einen oder mehrere Dispersionsfarbstoffe zuzusetzen,
die ätzmittelresistent sind. Auch in diesem Fall werden mehrfarbige Dessins erhalten.
Eine weitere Möglichkeit zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
darin, daß auf den mit weißätzbaren Dispersionsfarbstoffen imprägnierten oder bedruckten
Fond Ätzreservedruckpasten der genannten Art aufgedruckt werden, die ihrerseits einen
oder mehrere resistente Dispersionsfarbstoffe enthalten. Bei anschließender Fixierung
und Fertigstellung der Textilmaterialien, wie oben beschrieben, werden auch hier mehrfarbige
Dessins erhalten.
[0061] Schließlich ist es auch möglich, auf das Textilmaterial zuerst eine Ätzreservedruckpaste,
die ein oder mehrere Ätzmittel der genannten Art enthält, in dem gewünschten Muster
aufzudrucken und das so bedruckte Textilmaterial nach Antrocknen oder Zwischentrocknen
oder ohne Antrocknen oder Zwischentrocknen, also "naß-in-naß" mit einer Druckpaste
zu überdrucken, die einen oder mehrere weißätzbare Farbstoffe enthält. Das so behandelte
Textilmaterial wird zur Fixierung des Farbstoffs an den nicht mit Ätzreservedruckpaste
belegten Stellen und zur Zerstörung des Farbstoffs an den mit Ätzreservedruckpaste
belegten Stellen der bereits oben genannten Wärmebehandlung unterworfen und, wie bereits
oben angegeben, fertiggestellt. Dabei werden mehrfarbige Muster dann erhalten, wenn
die Ätzreservedruckpaste zusätzlich noch einen oder mehrere ätzbeständige Dispersionsfarbstoffe
und/oder die Druckpaste zusätzlich zu einem oder mehreren weißätzbaren Dispersionsfarbstoffen
noch einen oder mehrere ätzmittelbeständige Dispersionsfarbstoffe enthält.
[0062] Die Farbstoffe liegen in den Klotzflotten, Druckpasten bzw. in den Ätzreservedruckpasten
in fein dispergierter Form vor, wie es für Dispersionsfarbstoffe üblich und bekannt
ist. Auch die Herstellung der Klotzflotten bzw. Druckpasten, die erfindungsgemäß einzusetzen
sind, erfolgt in an sich bekannter Weise durch Mischen der Fletten- bzw. Druckpastenbestandteile
mit der nötigen Menge Wasser und flüssigen feindispersen oder festen redispergierbaren
Einstellungen der Farbstoffe.
[0063] Ätzmittelresistente Dispersionsfarbstoffe, die zur Herstellung von mehrfarbigen Dessins
mit den ätzbaren Farbstoffen kombiniert werden können, sind z.B. Anthrachinon-, Naphthalimid-,
Nitro-, Chinophthalon- oder Methinfarbstoffe bzw. geeignete ätzmittelbeständige Farbstoffe
sind z.B. C.I. Disperse Yellow 54 und 58; C.I. Disperse Orange 146; C.I. Disperse
Red 60, 91, 92 und 132; C.I. Vat Red 41; C.I. Disperse Violett 35; C.I. Disperse Blue
56 und 87.
[0064] Bei der Herstellung von Weißätzen ist es auch möglich, den erfindungsgemäß verwendeten
Ätzreservedruckpasten ätzbeständige optische Aufheller zuzusetzen.
[0065] In den nachfolgenden Beispielen verhalten sich Gewichtsteile zu Volumenteilen wie
Kilogramm zu Liter.
Beispiel 1:
[0066] Ein Gewebe aus Polyester wird mit einer Flotte aus 20 Gewichtsteilen der flüssigen
Handelsform von C.I. Disperse Blue 165, 3 Gewichtsteilen Zitronensäure, 20 Gewichtsteilen
eines Antimigrationsmittels auf Basis Polyacrylamid und 877 Gewichtsteilen Wasser
bei 20 bis 3o°C mit einem Abquetscheffekt von 70 % geklotzt und bei 60 bis 80°C vorsichtig
getrocknet. Dann wird mit einer Ätzreservedruckpaste, die 500 Gewichtsteile einer
14%igen Kernmehletherverdickung, 80 Gewichtsteile Glyzerin, 80 Gewichtsteile Polyglykol
400 und 50 g Kaliumxanthogenat auf 1000 Gewichtsteile enthält, mit einem Muster überdruckt.
Nach dem Thermosolieren während 1 Minute bei 200°C, reduktivem Nachbehandeln, Seifen,
anschließendem Spülen und Trocknen, erhält man eine weiße Ätze auf blauem Fond mit
scharfem Stand und sehr guten coloristischen Echtheiten.
Beispiel 2:
[0067] Ein Polyestergewebe wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, geklotzt und getrocknet:
Dann wird mit einer Ätzreservedruckpaste, die 375 Gewichtsteile einer 14%igen Kernmehletherverdickung,
125 Gewichtsteile einer 5%igen Stärkeetherverdickung, 20 Gewichtsteile Glyzerin und
80 Gewichtsteile Polyglykol 400, 1 Gewichtsteil Thioglykolsäure und 40 Gewichtsteile
Pottasche auf 1000 Gewichtsteilen enthält, mustermäßig überdruckt. Nach dem Fixieren
unter überhitztem Dampf während 7 Minuten bei 175°C und Fertigstellen wie im Beispiel
1, erhält man eine weiße Ätze auf blauem Fond mit scharfem Stand und sehr guten coloristischen
Eigenschaften.
Beispiel 3:
[0068] Ein Polyestergewebe wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, mit einer Flotte, die jedoch
anstelle von C.I. Disperse Blue 165 20 Gewichtsteile der flüssigen Handelsform von
C.I. Disperse Brown 1 enthält, geklotzt und getrocknet. Dann wird wie im Beispiel
1 mit einer Klotzflotte, die jedoch anstelle von Kaliumxanthogenat 2 Gewichtsteile
Natriumsulfid und 80 Gewichtsteile Pottasche enthält, überdruckt, fixiert und nachbehandelt.
Man erhält so eine weiße Ätze auf rotbraunem Fond mit scharfem Stand und sehr guten
coloristischen Eigenschaften.
Beispiel 4:
[0069] Ein Polyestergewebe wird im Filmdruck mit einer Ätzreservedruckpaste bedruckt, die
aus 500 Gewichtsteilen einer 5%igen Kernmehlverdickung, 80 Gewichtsteilen Glyzerin,
80 Gewichtsteilen Polyglykol 400, 80 Gewichtsteilen Kaliumxanthogenat, 20 Gewichtsteile
eines Klotzhilfsmittels auf Basis Fettsäurepolyglykolester und 220 Gewichtsteilen
Wasser besteht. Anschließend wird das Gewebe ohne Zwischentrocknung "naß-in-naß" mit
einer Druckfarbe überdruckt, die aus 20 Gewichtsteilen C.I. Disperse Blue 165/1, 300
Gewichtsteilen einer niedrig viskosen Alginatverdickung (10%ig) und 200 Gewichtsteilen
eines Stärkeethers (120%ig), 5 Gewichtsteilen eines Entkalkungsmittels auf Basis Polyphosphat,
3 Gewichtsteilen Zitronensäure in 1000 Gewichtsteilen besteht. Nach dem Trocknen wird
während 7 Minuten bei 175°C gedämpft, anschließend reduktiv mit 2 Gewichtsteilen Hydrosulfit
und 3 Volumenteilen einer 50%igen Natronlauge während 15 Minuten bei 80°C nachbehandelt,
gespült, geseift und getrocknet. Man erhält ein weißes Muster auf blauem Fond.
Beispiel 5:
[0070] Ein Cellulosetriacetatgewebe wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, mit einer Flotte,
die als Farbstoff 30 Gewichtsteile der flüssigen Handelsform von C.I. Disperse Yellow
180 auf 1000 Volumenteile enthält, geklotzt und vorsichtig getrocknet. Dann wird mit
einer Ätzreservedruckpaste wie im Beispiel 1 mustermäßig überdruckt und getrocknet.
Nach dem Fixieren mit überhitztem Dampf während 7 Minuten bei 175°C wird der Druck
gespült, neutralisiert, geseift und getrocknet. Die bedruckten Stellen erscheinen
weiß auf gelbem Fond.
Beispiel 6:
[0071] Ein Gewebe aus Polyester wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, geklotzt und getrocknet.
Dann wird wie im Beispiel 1 mit einer Ätzpaste, die jedoch anstelle des Kaliumxanthogenats
2 Gewichtsteile Thioglykolsäure und 80 Gewichtsteile Pottasche und zusätzlich 40 Gewichtsteile
der flüssigen Handelsform von C.I. Disperse Red 303 enthält, mustermäßig überdruckt.
Nach dem Fixieren unter überhitztem Dampf während 7 Minuten bei 175°C und einer Nachbehandlung
wie im Beispiel 1 erhält man eine brillante rote Ätze auf blauem Grund mit scharfem
Stand und sehr guten coloristischen Eigenschaften.
Beispiel 7:
[0072] Ein Polyestergewebe wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, geklotzt und getrocknet.
Dann wird wie im Beispiel 2 mit einer Ätzreservepaste, die jedoch anstelle der Thioglykolsäure
80 Gewichtsteile Bis-(isopropoxythiocarboayl)-disulfid enthält, überdruckt, fixiert
und nachbeh<ndelt. Man erhält auf diese Weise ebenfalls eine weiße Ätze auf blauem
Grund mit scharfem Stand und sehr guten coloristischen Echtheiten.