[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffes gemäß
dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Solche Kunststoffe sind zur Herstellung von Gehäusen und Schutzüberzügen von elektrischen
Geräten sowie zur Beschichtung von Verkleidungselementen für Wände und Möbel geeignet.
[0003] In der Elektrotechnik besteht ein großer Bedarf an Polymeren, deren spezifische elektrische
Leitfähigkeit bezogen auf den Querschnitt des Kunststoffes innerhalb eines Bereiches,
in dem der Kunststoff noch als Isolator wirkt, zwischen 10-
14 und 10-7 (Ohm x cm)-
1 frei gewählt werden kann. Hierdurch ist es möglich, noch eine ausreichende Isolierwirkung
aufrecht zu erhalten, und gleichzeitig statische Aufladungen zu vermeiden. Handelsübliche
Kunststoffe weisen im Gegensatz dazu nur eine elektrische Volumenleitfähigkeit von
10-
15 bis
10-1
8 (
Ohm x cm)-
1 auf.
[0004] Aus der GB-PS 10 67 260 ist ein elektrisch leitendes synthetisches Polymer bekannt.
Es handelt sich um ein stickstoffhaltiges Polymer, bei dem die elektrische Leitfähigkeit
durch die Bildung von Charge-Transfer-Komplexen erzielt wird. Die spezifische Leitfähigkeit.
dieses Kunststoffes ist größer als die der handelsüblichen Kunststoffe, jedoch kann
hierbei noch keine spezifische Leitfähigkeit in dem oben angegebenen Bereich erzielt
werden. Ferner ist dieser Kunststoff für die Weiterverarbeitung nicht geeignet, da
er weder löslich noch schmelzbar ist.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde ein Verfahren anzugeben, mit dem
ein Kunststoff hergestellt werden kann, der sich für die Weiterverarbeitung, insbesondere
zum Spritzen und Gießen verwenden läßt, und dessen spezifische Leitfähigkeit auf einen
definierten Wert eingestellt werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches
1 gelöst.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Polymerlegierung aus wenigstens einem polaren oder nichtpolaren
isolierenden Polymer und mindestens einem polaren oder nichtpolaren leitfähigen Polymer
gebildet. Zur Herstellung der Polymerlegierung werden die das Basismaterial bildenden
Polymerkomponenten im flüssigen Zustand bei einer vorgebbaren Temperatur miteinander
vermischt. Das Vermischen erfolgt, je nach dem, welche Ausgangsstoffe verwendet werden,
während einer Wärmebehandlung, und zwar bevorzugt unter einer Stickstoffatmosphäre.
Der so gebildete Kunststoff kann sofort weiterverarbeitet werden. Es besteht andererseits
auch die Möglichkeit, den Kunststoff für eine Zwischenlagerung zu verfertigen, so
daß er zu einem späteren Zeitpunkt für die Weiterverarbeitung verwendet werden kann.
Da der erfindungsgemäße Kunststoff sowohl löslich als auch schmelzbar ist, ist eine
spätere Weiterverarbeitung problemlos möglich. Der erfindungsgemäße Kunststoff kann
beispielsweise zur Bildung einer Spritzlackierlösung in Aceton oder in einem chlorierten
Kohlenwasserstoff gelöst werden. Vorzugsweise wird hierbei das Verhältnis zwischen
Lösungsmittel und Kunststoff in einem Verhältnis von 2 : 1 bis zu einem Verhältnis
von 10 : 1 gewählt.
[0008] Die Polymerlegierung, welche den Kunststoff bildet, kann als isolierende Komponente
beispielsweise Polyvinylchlorid, Terephthalat, eine Epoxidharzmasse, Polycarbonat,
eine Polyurethanharzmasse oder Polyamid enthalten. Es handelt sich hierbei insbesondere
um polare isolierende Polymere. Anstelle dieser Polymere können auch Polyäthylen,
Polybutadien, Polystyrol, Butadienstyrolcopolymere oder Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymere
und deren Gemische verwendet werden. Es handelt sich hierbei um nichtpolare isolierende
Polymere.
[0009] Als zweite Komponente wird bei der Herstellung der Polymerlegierung ein leitfähiges
Polymer benutzt. Bevorzugt werden bei der Bildung der Polymerlegierung Polymere verwendet,
deren Leitfähigkeit durch Charge-Transfer-Komplexe erzielt wird. Die Bildung dieser
Charge-Transfer-Komplexe wird durch die Zugabe von Elektronendonatoren und/oder Elektronenakzeptoren
bei der Herstellung oder Weiterverarbeitung der Polymere erzielt. Ein spezielles Beispiel
hierfür ist ein Kunststoff, der Triaromatmethaneinheiten als Grundbausteine aufweist
und mit Schwefeltrioxid (S0
3) dotiert ist. Anstelle dieses Kunststoffes kann auch ein Copolymer aus Acetylen oder
aus
Acetylenderivaten als zweite Komponente zur Herstellung der Polymerlegierung.verwendet
werden.
[0010] Zur Bildung der Polymerlegierung können polare oder nichtpolare isolierte Polymere
sowie polare und nichtpolare leitende Polymere benutzt werden. Erfolgt die Herstellung
unter Verwendung einer ersten Komponente, die aus einem nichtpolaren isolierenden
Polymer besteht, während die zweite Komponente durch ein polares leitendes Polymer
gebildet wird, so muß der Polymerlegierung bei der Herstellung mindestens ein Zusatz
beigemischt werden, welcher die Eigenschaft besitzt, Ketten von nichtpolaren Polymeren
mit Ketten von polaren Polymeren zu verknüpfen. Erfindungsgemäß wird in diesem Fall
ein Zusatz von 0,1 bis 1 Gew.% bezogen auf die Gesamtmenge der Polymerlegierung dem
Basismaterial beigemischt. Als bevorzugter Zusatz wird hier Peroxid verwendet, da
hierdurch eine C-C-Verbindung zwischen jeweils einer polaren und einer nichtpolaren
Kette erzielt werden kann. Hierdurch wird das bei solchen unterschiedlichen Polymeren
vorhandene Bestreben auseinanderdiffundieren zu wollen, vollständig ausgeschlossen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können Polymerlegierungen hergestellt werden,
die bei Anwendung des eingangs beschriebenen Mischungsverhältnisses zwischen den beiden
die Polymerlegierung bildenden Polymerkomponenten eine spezifische Leitfähigkeit aufweisen,
welche 3x10-9 (Ohm x cm)-1 beträgt. Die spezifische Leitfähigkeit dieser Polymerlegierungen
ist damit um etwa 5 Zehnerpotenzen größer als die der Polymerkomponenten, welche für
die
.Herstellung verwendet werden.
[0011] Kunststoffe, die aus der erfindungsgemäßen Polymerlegierung gefertigt sind, können
zu Folien weiterverarbeitet werden. Ferner sind sie zum Gießen von Gehäusen geeignet.
Da der erfindungsgemäße Kunststoff nicht-nur schmelzbar sondern auch löslich ist,
kann aus ihm, wenn er in Aceton oder einem chlorierten Kohlenwasserstoff gelöst wird,
eine Spritzlackierlösung hergestellt werden. Mit ihr können, z.B. Überzüge auf Gehäuse
von elektrischen Geräten hergestellt werden. Ein weiteres Anwendungsgebiet dieses
Kunststoffes liegt im Bereich der Schallplattenherstellung. Als Verpackungsmaterial
für integrierte Bausteine ist der Kunststoff ebenfalls geeignet.
[0012] Die Herstellung des erfindungsgemäßen leitfähigen Kunststoffes wird nachfolgend anhand
von Ausführungsbeispielen erläutert.
Beispiel 1:
[0013] In dem nachfolgenden Beispiel wird die Herstellung des erfindungsgemäßen Kunststoffs
in Form einer Folie, die eine spezifische Leitfähigkeit von 3 x 10-9 (Ohm x cm)-
1 aufweist, beschrieben. Als Polymer mit isolierenden Eigenschaften wird hier Polyvinylchlorid
verwendet. Als leitfähiges Polymer wird ein solches benutzt, das Triaromatmethaneinheiten
als Grundbausteine aufweist, und das zur Bildung von Charge-Transfer-Komplexen bei
seiner Herstellung mit Schwefeltrioxid dotiert wurde. Die Herstellung dieses leitfähigen
Polymers ist in der deutschen Patentanmeldung 32 48 088 beschrieben. Zur Herstellung
einer Folie aus diesem Kunststofff werden 2 kg Polyvinylchlorid und 0,2 kg mit Schwefeltrioxid
dotiertes Polytriaromatmethan in einem Lösungsmittel gelöst. Das Lösungsmittel besteht
aus 30 1 Tetrahydrofuran, 8 l Aceton und 2 1 Äthanol. Anschließend wird das Lösungsgemisch
bei 35 Grad Celsius 0,5 Stunden erwärmt und gerührt. Daraufhin wird die Flüssigkeit
gefiltert. Sie kann anschließend in mehrere, beispielsweise 5. Volumen aufgeteilt
werden, aus denen das Lösungsmittel abgedampt wird. Nach dem Abdampfen kommt es zur
Ausbildung von Folien, die eine Dicke von etwa 50 pm aufweisen.
Beispiel 2:
[0014] Nachfolgend wird die Herstellung einer Schicht mit einer spezifischen Leitfähigkeit
von 10-
12 (Ohm x cm)-1 beschrieben. Zur Herstellung der Schicht aus dem erfindungsgemäßen Kunststoff
wird als isolierendes polares Polymer ein flüssiges Epoxidharz verwendet. Die leitfähige
Polymerkomponente besteht aus Polytriaromatmethan, das zur Bildung von Charge-Transfer-Komplexen
mit Schwefeltrioxid dotiert ist. Erfindungsgemäß werden 1,3 kg Epoxidharz und 70 g
mit Schwefeltrioxid dotiertes Polytriaromatmethan unter einer Stickstoffatmosphäre
bei 50 Grad Celsius miteinander vermischt. Nach 20 Minuten ist das feste Polytriaromatmethan
in dem flüssigen Epoxidharz vollständig homogen aufgelöst. Parallel zu dieser Lösung
A wird eine zweite Lösung B angesetzt. Hierfür wird der für das Epoxidharz vorgesehene
Härter und mit Schwefeltrioxid dotiertes Polytriaromatmethan verwendet. Vorzugsweise
werden zur Ausbildung der Lösung 1 kg Härter und 50 g Polytriaromatmethan, das mit
Schwefeltrioxid dotiert ist, verwendet. Die Vermischung der beiden Stoffe erfolgt
ebenfalls unter einer Stickstoffatmosphäre bei 50 Grad Celsius. Anschließend werden
beide Lösungen A und B unter Rühren bei einer Temperatur von 50 Grad Celsius miteinander
vermischt. Die neugewonnene Lösung C wird zwischen zwei Graphitelektroden gegossen.
Anschließend wird der so gebildete Polymerkomplex bei einer Temperatur von 110 Grad
Celsius während einer Zeit von 8 Stunden ausgehärtet. Nach dem Aushärten hat sich
aus dem Kunststoff eine Schicht' gebildet, welche die eingangs beschriebene spezifische
Leitfähigkeit aufweist. Diese spezifische Leitfähigkeit ist um 6 Zehnerpotenzen größer
als-die des reinen Epoxidharzformstoffes.
Beispiel 3:
[0015] Für die Herstellung des erfindungsgemäßen Kunststoffs wird hier als isolierendes
polares Polymer Polybutylenterephthalat verwendet. Erfindungsgemäß werden 10 kg Polybutylenterephthalat
und 0,5 kg mit Schwefeltrioxid dotiertes polares Polytriaromatmethan unter einer Stickstoffatmosphäre
miteinander vermischt. Das Vermischen der Polymere erfolgt bei einer Temperatur von
260 Grad Celsius, wobei die Mischung ständig gerührt wird. Der hierdurch gebildete
Kunststoff weist eine spezifische Leitfähigkeit von 10-
11 (Ohm x cm)-
1 auf. Diese spezifische Leitfähigkeit liegt um 5 Zehnerpotenzen höher als die des
reinen Polybutylenterephthalates.
Beispiel 4:
[0016] Die Polymerlegierung wird aus 2 kg eines nichtpolaren Acetylencopolymers und 8 kg
eines nichtpolaren Polyäthylen gebildet. Beide Ausgangsprodukte liegen in Pulver-
oder Granulatform vor. Die beiden Polymerkomponenten werden unter einer Stickstoffatmosphäre
auf 200 bis 300 Grad Celsius erwärmt und miteinander durch Rühren vermischt. Anschließend
wird die so gebildete Lösung abgekühlt. Um die Leitfähigkeit des Acetylencopolymers
zu erreichen, werden dem Gemisch 1 kg Jod zugesetzt. Die Zugabe des Jods erfolgt in
einem Metall- autoklaven,in welchen das Polymergemisch zuvor gefüllt wird. Die Umsetzung
mit dem Jod dauert etwa 2 Stunden. Der so gewonnene Kunststoff weist eine spezifische
Leitfähigkeit von 10-1
0 (Ohm x cm)-
1 auf.
Beispiel 5:
[0017] Für die Herstellung wird hierbei polares Polyvinylchlorid und mit Schwefeltrioxid
dotiertes polares Polytriaromatmethan verwendet. Hierfür werden 6 kg Polyvinylchlorid
in Form von Granulaten mit 1,5 kg mit Schwefeltrioxid dotiertem Polytriaromatmethan
vermischt. Anschließend wird dieses Gemisch unter Vakuum 3 Stunden lang einer Temperatur
von 190 Grad Celsius ausgesetzt. Die sich bildende Schmelze ist sehr homogen. Diese
Homogenität bleibt auch nach dem Abkühlen in dem fertigen Kunststoff erhalten. Die
spezifische Leitfähigkeit dieses Kunststoffs beträgt 10-9 (Ohm x cm)-1.
1. Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffes, der eine definierte Leitfähigkeit
aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß aus wenigstens einem isolierenden Polymer und
mindestens einem leitfähigen Polymer eine schmelzbare und/oder lösliche Polymerlegierung
so gebildet wird, daß in der Polymerlegierung eine homogene Verteilung der beiden
Polymerkomponenten erzielt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die isolierenden und leitfähigen
Polymere in einem flüssigen (geschmolzenen) Zustand und bei einer Temperatur, die
in der Nähe ihrer Schmelztemperaturen liegt, miteinander vermischt werden, und daß
die Polymerlegierung sofort weiterverarbeitet oder für die Zwischenlagerung verfestigt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymerlegierung
aus einem polaren oder nichtpolaren isolierenden Polymer und einem .polaren oder nichtpolaren
leitfähigen Polymer gebildet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung der Polymerlegierung
Polyvinylchlorid, Terephthalat, vorzugsweise Polybutylenterephthalat, eine Epoxidharzmasse,
Polycarbonat, eine Polyurethanharzmasse oder Polyamid als polares isolierendes Polymer
verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung der Polymerlegierung
als nichtpolares isolierendes Polymer Polyäthylen, Polybutadien, Polystyrol, Butadienstyrolkopolymere
oder AcrylnitrilButadien-Styrol-Copolymere verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung
der Polymerlegierung leitfähige Polymere verwendet werden, deren Leitfähigkeit durch
Charge-Transfer-Komplexe erzeugt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung der Polymerlegierung
mit Elektronendonatoren und/oder Elektronenakzeptoren dotierte polare Triaromatmethanpolymere
oder nichtpolare Kopolymere aus Acetylen und/oder Acetylenderivaten verwendet werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildung
der Polymerlegierung 5 bis 10 Gew.% eines leitfähigen Polymers bezogen auf das Gesamtgewicht
der Polymerlegierung verwendet werden, und daß der Rest aus einem isolierenden Polymer
besteht.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Polymerlegierung
bei der Herstellung-ein die Ketten von polaren und nichtpolaren Polymeren verknüpfender
Zusatz beigemischt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Polymerlegierung bei
der Herstellung als Zusatz Peroxide beigemischt werden.