[0001] Verfahren zum Oszillieren einer in sich starren Horizontal-Stranggießkokille für
Metalle, insbesondere Stahl
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Oszillieren einer in sich starren Horizontal-Stranggießkokille
für Metalle, insbesondere Stahl, die sinusförmig ozillierende Hubbewegungen in Gießrichtung
und Gegengießrichtung ausführt, wobei der Strang kontinuierlich abgezogen wird.
[0003] Das Verfahren der eingangs genannten Gattung wird beispielsweise bei einer Horizontal-Stranggießanlage
ausgeführt, welche in der DE-OS 27 37 835 beschrieben ist.
[0004] Die Stranggießkokille stellt dabei mit dem vorgeschalteten Vorratsbehälter eine bewegliche
gelagerte Einheit dar, wobei der Gießhohlraum der in sich starren Stranggießkokille
auf deren Eingußseite ehe Querschnittsverkleinerung aufweist.
[0005] Die bekannte Horizontal-Stranggießanlage ist im übrigen mit einem Oszillationsantrieb
ausgestattet, über den der Kokillenhub zwischen O bis 5 mm und die Kokillen-Oszillationsfrequenz
zwischen O bis 500/min. einstellbar ist.
[0006] Die in Rede stehende Vorveröffentlichung enthält keinen Hinweis darauf, in welcher
Weise die hier angesprochenen veränderlichen Größen Kokillenhub, Kokillen-Oszillationsfrequenz
und Gießgeschwindigkeit (entsprechend der Strangabzugsgeschwindigkeit) aufeinander
abgestimmt sein sollten, um zu einem Gußerzeugnis ausreichender Qualität, insbesondere
ohne Fehlstellen im Bereich der Strangoberfläche, zu gelangen.
[0007] Horizontal-Stranggießkokillen sind im allgemeinen mit dem Nachteil behaftet, daß
die hergestellten Gußerzeugnisse eine geringere Oberflächengüte aufweisen als die
Erzeugnisse von Vertikal-Stranggießkokillen. Dies hängt u.a. mit der Verwendung eines
zwischen Vorratsbehälter und Stranggießkokille angeordneten Abreißrings zusammen,
welchereine Verengung des Gießhohlraums darstellt. Da die Bildung der Strangschale
an der Verbindungsstelle zwischen dem Abreißring und der Stranggießkokille einsetzt,
weist diese bei ihrer oszillierenden Bewegung in Gießrichtung die Wirkung eines Kolbens
auf, welcher die Strangschale staucht.
[0008] Im Gegensatz dazu wirken die ofenunabhängigen Stranggießkokillen (zu denen neben
den Vertikalkokillen auch die Kreisbogenkokillen zählen) wie eine Hülse, d.h. eine
Stauchung der Strangschale findet nur solange statt, bis nach Überwindung der Reibung
zwischen Strangschale und Stranggießkokille zwischen diesen Bestandteilen eine Relativbewegung
eintritt. Angesichts dieses wesentlichen Unterschieds lassen sich die Gesichtspunkte,
die bei der Auslegung von Vertikal- bzw. Kreisbogenkokillen zu berücksichtigen sind,
nicht auf die Verhältnisse beim Horizontal-Stranggießen übertragen (vgl. dazu DE-OS
31 37 119).
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Oszillationsverfahren für eine oszillierende,
bei kontinuierlicher Strangabziehbewegung arbeitende Horizontal-Stranggießkokille
anzugeben, welches bei vertretbarem technischem Aufwand die Herstellung eines Gußerzeugnisses
mit verbesserter Qualität ermöglicht. Insbesondere soll der zu erzeugende Strang weder
eine geschuppte Oberfläche noch tiefgehende Fehlstellen aufweisen, die ggf. eine Vorbehandlung
der Strangoberfläche vor der Weiterverarbeitung erforderlich machen. Das Verfahren
soll im übrigen in erster Linie die Verarbeitung von Stahl ermöglichen; es kann jedoch
auch ohne weiteres bei der Herstellung von Strängen aus anderen Metallen Verwendung
finden.
[0010] Die gestellte Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1
gelöst.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren verläßt danach den bereits längere Zeit von der Fachwelt
beschrittenen Weg, trotz Inkaufnahme eines erhöhten wirtschaftlichen und technischen
Aufwandes mit einer intermittierenden Strangabzugsbewegung zu arbeiten.
[0012] Derartige Verfahren, die mit einer ortsfesten oder einer zusätzlich bewegten Horizontal-Stranggießkokille
arbeiten, sind beispielsweise aus der DE-OS 31 48 033 bzw. 31 37 119 bekannt. Das
Verfahren der erstgenannten Druckschrift benötigt dabei eine Abzieheinrichtung, die
in außerordentlich kurzer Aufeinanderfolge ein gezieltes ruckartiges Beschleunigen
und Abbremsen des
[0013] Strangs ermöglicht, und zwar bei einem unter Umständen beachtlichen Abstand der Abzieheinrichtung
von der Horizontal-Stranggießkokille. Das Verfahren der zweitgenannten Druckschrift
arbeitet zwar ohne Rückstoß des Strangs in Richtung auf die Horizontal-Stranggießkokille;
es ist jedoch insofern mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden, als zusätzlich,
beispielsweise durch Bewegen der Horizontal-Stranggießkokille, stoßartige Impulse
in Gießrichtung auf den Strang übertragen werden. Sofern das bekannte Verfahren mit
Überlagerung der Strangabzieh-und Impulsbewegung arbeitet, weist die Horizontal-Stranggießkokille
keine Voreilung mehr auf. Die Angaben über den bei der Impulserzeugung zurückzulegenden
Weg lassen, abgesehen von den im übrigen vorhandenen Unterschieden, nicht erkennen,
daß die Einhaltung eines Stauchweges in der Größenordnung allenfalls von einigen zehntel
Millimetern von Bedeutung ist. Nach alledem kann dem Stand der Technik keine Anregung
dafür entnommen werden, abweichend von der eingeschlagenen Entwicklungsrichtung bei
der Lösung der gestellten Aufgabe auf das erfindungsgemäße Verfahren mit oszillierender
Horizontal-Stranggießkokille und kontinuierlicher Strangabzugsbewegung zurückzugehen.
[0014] Im einzelnen geht das erfindungsgemäße Verfahren davon aus, daß sich eine gute Strangoberfläche
nur dann erzielen läßt, wenn die Geschwindigkeit der Horizontal-Stranggießkokille
in Gießrichtung größer ist als die Gießgeschwindigkeit (entsprechend der Strangabzugsgeschwindigkeit).
Dieser Forderung läßt sich dadurch Rechnung tragen, daß durch gegenseitige Abstimmung
der drei veränderlichen Größen - Kokillen-Oszillationsfrequenz, Kokillenhub und Gießgeschwindigkeit
- für die durchschnittliche Voreilung der Stranggießkokille bezüglich des Strangs
ein Mindestwert von 2/π entsprechend etwa 0,64 eingehalten wird. Darüber hinaus werden
die drei erwähnten Größen so gewählt, daß der Stauchweg, d.h. die während der Voreilung
der Stranggießkokille bezüglich des Strangs in Gießrichtung zurückgelegte Wegstrecke,
höchstens 1 mm, vorzugsweise sogar nur 0,1 bis 0,5 mm, beträgt. Das Verfahren wird
im übrigen so ausgeführt, daß die Kokillen-Oszillationsfrequenz einen Mindestwert
von etwa 100/min. nicht unterschreitet.
[0015] Die Voreilung der Horizontal-Stranggießkokille bezüglich der Bewegung des Strangs
in Gießrichtung hat zur Folge, daß das bei einem Oszillationsvorgang gebildete Strangschalen-Zusatzelement
auf die zuvor gebildete Strangschale aufgeschoben wird und dort verschweißt. Angesichts
der bereits erwähnten Kolbenwirkung der Horizontal-Stranggießkokille mit vorgeschaltetem
Abreißring wird die Einhaltung eines sehr kleinen Stauchweges vorgeschlagen. Falls
dieser zu große Werte annimmt, besteht die Gefahr, daß sich das aufgeschobene Strangschalen-Zuwachselement
unter oder über die nachfolgende Strangschale schiebt; dies führt zu einer unerwünsch
ten Schuppenbildung an der Strangoberfläche und/oder zu einer Beschädigung des aus
Keramikwerkstoff bestehenden Abreißrings.
[0016] Mit der Einhaltung eines Mindestwertes der Kokillen-Oszillationsfrequenz schließlich
soll erreicht werden, daß das während eines Oszillationsvorgangs gebildete Strangschalen-Zuwachselement
nur eine geringe Durcherstarrung und demzufolge nach dem Lösen vom Abreißring keine
tiefgehende Fehlstelle aufweist.
[0017] Falls, beispielsweise durch eine Veränderung der Gießgeschwindigkeit, die Horizontal-Stranggießkokille
keine Voreilung mehr aufweist, besteht, anders als beim Stranggießen mit einer Vertikal-Stranggießkokille,
eine erhebliche Durchbruchsgefahr. Falls bei voreilender Horizontal-Stranggießkokille
der Stauchweg einen zu großen Wert aufweist, läßt sich kein Strang mit einer ausreichenden
Oberflächenqualität herstellen.
[0018] Vorzugsweise wird bei dem Verfahren für die Stranggießkokille eine Mindest-Oszillationsfrequenz
von 120/ min. verwendet (Anspruch 2).
[0019] Der während eines Oszillationsvorgangs ausgeführte Kokillenhub soll höchstens 6 mm,
vorzugsweise höchstens 5 mm, betragen (Anspruch 3). Zweckmäßigerweise wird das erfindungsgemäße
Verfahren in der Weise ausgefährt, daß bei der Mindest-Oszillationsfrequenz gemäß
Anspruch 2 der Kokillenhub sogar nur auf 2 bis 4 mm eingestellt wird.
[0020] Durch die Einhaltung einer bestimmten Mindest-Oszillationsfrequenz im Zusammenhang
mit einem geringen Kokillenhub läßt sich die Gefahr der Bildung tiefgehender Fehlstellen
an der Strangoberfläche erheblich herabsetzen.
[0021] Damit während des Gießvorgangs - abgesehen allenfalls vom Zeitraum unmittelbar nach
Gießbeginn und unmittel-
bar vor Gießende -Betriebsbedingungen vorliegen, welche die Herstellung eines Stranges
ausreichender Qualität ermöglichen, wird weiterhin vorgeschlagen, die drei veränderlichen
Größen Kokillen-Oszillationsfrequenz, Kokillenhub und Gießgeschwindigkeit in Abhängigkeit
von letzterer derart aufeinander abzustimmen, daß sowohl der Mindestwert der Voreilung
als auch der Höchstwert des Stauchweges eingehalten wird; dies läßt sich dadurch erreichen,
daß die betreffenden Größen über einen Prozeßrechner vorgegeben werden.
[0022] Die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete Horizontal-Stranggießkokille
weist demzufolge einen Oszillationsantrieb auf, der hinsichtlich Kokillen-Oszillationsfrequenz
und Kokillenhub in dem erforderlichen Umfang einstellbar ist; darüber hinaus muß der
zugehörige Strangabzugsantrieb in der Weise ausgebildet sein, daß sich die die Gießgeschwindigkeit
darstellende Strangabzugsgeschwindigkeit in einem ausreichend weiten Bereich verändern
läßt.
[0023] Beim Horizontal-Stranggießen beispielsweise von Knüppeln und Vorblöcken aus Stahl
kommen zur Zeit Gießgeschwindigkeiten von ca.1,5 bis ca.4 m/min. in Betracht.
[0024] Die für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens und das damit hergestellte
Strang wesentlichen Größen sind in der Zeichnung dargestellt. Darin bedeuten:
f = Kokillen-Oszillationsfrequenz
H = Kokillenhub = Weg zwischen zwei Umkehrpunkten
t = Zeit
Vo = Gießgeschwindigkeit = Strangabzugsgeschwindigkeit
s = Weg
[0025] Für eine Horizontal-Stranggießkokille mit Sinus-Oszillation gelten damit die folgenden
Beziehungen:
Vom Strang zurückgelegter Weg: S0 = V0t
Kokillenweg: Sk = 0,5 . H sin 2 π ft
Kokillengeschwindigkeit: Vk = π fH · cos 2 π ft
[0026] Relativer Weg Strang / Kokille:

[0027] Weg zwischen Minimum und Maximum von S
rel (Zugweg):

[0028] Weg zwischen Maximum und Minimum von S
rel (Stauchweg):


Ausführungsbeispiele:
[0029] Bei einer Gießgeschwindigkeit V
o = 1,5 m/min., einem Kokillenhub von 5 mm und einer Kokillen-Oszillationsfrequenz
von 100/min. liegen die Voreilung und der Stauchweg in der geforderten Größenordnung.
[0030] Würde man die Kokillen-Oszillationsfrequenz unter 100/min. absenken, so ergäbe sich
für den Strang keine Stauchung mehr. Eine Erhöhung der Kokillen-Oszillationsfrequenz
auf 150/min. bei sonst unveränderten Verhältnissen hätte bereits zur Folge, daß der
Stauchweg einen Wert oberhalb der Mindestgrenze von 1 mm annähme.
[0031] Bei der bereits erwähnten Größe der Gießgeschwindigkeit V
o und einem Kokillenhub von 4 bzw. 2 mm lassen sich die geforderten Werte für die Voreilung
und den Stauchweg nur dann einhalten, wenn die Kokillen-Oszillationsfrequenz zwischen
120 bis 200/min. liegt bzw. mehr als 250/min. beträgt.
[0032] Eine Erhöhung der Gießgeschwindigkeit auf 2,0 m/min. hat bei einer Einstellung des
Kokillenhubes auf 6 bzw. 5 bzw. 4 bzw.2 mm zur Folge, daß die Kokillen-Oszillationsfrequenz
in dem Bereich zwischen etwa 110 bis 150 bzw. 130 bis 200 bzw. 160 bis 270 bzw. oberhalb
von 320/min. liegen muß.
[0033] Die Ausführungsbeispiele lassen erkennen, daß bei einer vorgegebenen Gießgeschwindigkeit
(entsprechend der Strangabzugsgeschwindigkeit) mit Rücksicht auf die geforderte Größenordnung
der Voreilung und des Stauchweges die anzustrebenden höheren Werte der Kokillen-Oszillationsfrequenz
dann erreichbar sind, wenn mit einem verhältnismäßig geringen Kokillenhub gearbeitet
wird. Eine Verkleinerung des Kokillenhubes führt außerdem dazu, daß sich der geeignete
Bereich der Kokillen-Oszillationsfrequenz vergrößert.
1. Verfahren zum Oszillieren einer in sich starren Horizontal-Stranggießkokille für
Metalle, insbesondere Stahl, die sinusförmig oszillierende Hubbewegungen in Gießrichtung
und Gegengießrichtung ausführt, wobei der Strang kontinuierlich abgezogen wird, dadurch
gekennzeichnet, daß bei einem Mindestwert der Kokillen-Oszillationsfrequenz f von
etwa 100/min. deren Größe mit derjenigen des Kokillenhubes H und der Gießgeschwindigkeit
Vo derart abgestimmt wird, daß die durchschnittliche Voreilung - 2 fH/V - der Stranggießkokille
bezüglich des Strangs den Mindeswert 0,64 aufweist, und daß der Stauchweg - die während
der Voreilung der Stranggießkokille bezüglich des Strangs in Gießrichtung zurückgelegte
Wegstrecke - höchstens 1 mm beträgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Stauchweg 0,1 bis 0,5
mm beträgt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mindest-Oszillationsfrequenz
f von 120/min. verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kokillenhub
H mit höchstens 6 mm, vorzugsweise höchstens 5 mm, verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die veränderlichen
Größen Kokillen-Oszillationsfrequenz f, Kokillenhub H und Gießgeschwindigkeit V0 mittels eines Prozeßrechners in Abhängigkeit von der Gießgeschwindigkeit in der Weise
aufeinander abgestimmt werden, daß - abgesehen allenfalls vom Zeitraum unmittelbar
nach Gießbeginn und unmittelbar vor Gießende - sowohl der Mindestwert der Voreilung
als auch der Höchstwert des Stauchweges eingehalten wird.