[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von mit
Veredelungsschichten furnierten Span- und Faserplatten, wobei die Span- oder Faserplatten
der Emissionsklasse E1 angehören.
[0002] Unter Holzspanplatten versteht man Platten aus Holzspänen, die mit einem Bindemittel
aus Kunstharzleim heißgepreßt werden. Durch Größe, Form und Anordnung der Späne und
die Menge des Kunstharzanteils, die im allgemeinen im Bereich von 5 bis 10% liegt,
können die Eigenschaften der Holzspanplatten stark variiert werden. Die Holzspanplatten
lassen sich mit Dekorfilmen, Grundierfilmen und Furnieren, beispielsweise,mit wertvollen
Hölzern, beschichten.
[0003] In der Bundesrepublik Deutschland ist der Verbrauch an Holzspanplatten in den letzten
Jahren sehr stark gestiegen. Während die Produktion von Holzspanplatten 1969 bei 3,4
Millionen Kubikmeter lag, stieg sie 1971 auf 4,3 Millionen K
Ubik- meter an und betrug 1980 bereits 6,2 Millionen Kubikmeter.
[0004] Harnstoffharze oder Aminoplaste sind die weitaus am meisten benutzten Spanplattenbindemittel.
Sie zeichnen sich durch günstigen Preis und hohe Festigkeit der Verleimung aus und
ermöglichen zudem sehr kurze Preßzeiten. Die Harastoffharze besitzen jedoch den großen
Nachteil, daß sie während des Gebrauchs der Spanplatten Formaldehyd abgeben, der nicht
nur einen unangenehmen Geruch besitzt sondern auch gesundheitsbedenklich ist, und
daher unterliegt die Verwendung von Harnstoffharzen als Bindemittel bestimmten Beschränkungen.
[0005] Es ist heute bereits möglich,'auch nach anderen Verfahren aminoplastgebundene Holzspanplatten
mit einer Formaldehydabgabe - gemessen nach dem Perforatorverfahren (DIN EN 120; Bestimmung
von Formaldehyd in Spanplatten, Perforatormethode, Beuth-Verlag, Berlin, Köln) - von
unter 10 mg/100 g atro Platte herzustellen. Bauspanplatten dieser Emissionsklasse
(
E1) dürfen unbeplankt und unbeschichtet uneingeschränkt in Wohnräumen eingesetzt werden
(vgl. ETB-Richtlinie 1980:
Richtlinie über die Verwendung von Spanplatten hinsichtlich der Vermeidung unzumutbarer
Formaldehydkonzentration in der Raumluft, Fassung April 1980, Beuth-Verlag, Berlin,
Köln).
[0006] Isocyanate werden bisher nur in geringem Umfang als Bindemittel für Spanplatten verwendet.
Speziell Diphenylmethandiisocyanat hat sich aber als ausgezeichnetes Bindemittel erwiesen,
mit dem sich Platten von hoher Dauerhaftigkeit herstellen lassen. Der Preis dieser
Produkte hat bisher jedoch eine breitere-Anwendung verhindert.
[0007] In der veröffentlichten europäischen Patentanmeldung 0 012 169 werden mehrschichtige,
vorwiegend aminoplastgebundene Span- oder Faserplatten beschrieben, die in einem Innenbereich,
vorzugsweise in der Mittelschicht, als Bindemittel einen nicht zur Gruppe der Aminoplaste
gehörenden Kleber, zum Beispiel Diisocyanat, aufweisen und die dadurch gekennzeichnet
sind, daß für- diesen Innenbereich nur solche Bindemittel verwendet werden, deren
Aushärtung durch die Anwesenheit von zusätzlichen formaldehydreaktiven Stoffen nicht
beeinträchtigt wird, wobei dem Bindemittel diese zusätzlichen Stoffe in Form von Ammoniak,
Ammoniumcarbonat, Harnstoffen, Thioharnstoffen, Melamin oder Dicyandiamid beigemischt
sind, die mit dem nach dem Pressen der Platte noch vorhandenen oder freiwerdenden
Formaldehyd unter Feuchte- und/oder Wärmeeinwirkung direkt, gegebenenfalls auch indirekt
über Spaltprodukte, ihn abbindend reagieren.
[0008] Die veröffentlicht; europäische Patentanmeldung 0 006 486 betrifft ein Verfahren
zur Verminderung der Formaldehydabgabe von aminoplastgebundenen Span- oder Faserplatten,
bei dem auf die Oberfläche der Platten im heißen Zustand unmittelbar in kurzem Zeitabstand
nach deren Entnahme aus der Heizpresse Harnstoffe oder andere Ammoniak abspaltende
Stoffe in Form einer wäßrigen Lösung aufgebracht werden.
[0009] Diese E1-Platten werden aber in der Sperrholzindustrie in vielen Fällen mit Veredelungsschichten
furniert, zum Beispiel mit Mahagoni, beispielsweise für die Herstellung von Paneelen.
In der Sperrholzindustrie ist es üblich, zum Furnieren Harnstoff-Formaldohyd-Harze
mit hohem Formaldehydgehalt (Molverhältnis Harnstoff : Formaldehyd 1 : 1,6 bis 1 :
1,8) als Bindemittel zwischen dem.Furnier und der Platte einzusetzen. Auch bei der
Aufbringung von Kunststoffoberflächen für den Möbelbau werden heißhärtende formaldehydreiche
Harnstoff-Formaldehyd-Harze verwendet.
[0010] Durch die Anwendung dieser Bindemittel kann sich die Formaldehydabgabe der furnierten
bzw. anderweitig beschichteten Platten je nach Beschichtungstyp, Holzart, Dicke, Schnittrichtung,und
Herstellungsbedingungen so erhöhen, daß die gesetzlichen Erfordernisse nicht mehr
erfüllt werden. Auch die formaldehydmindernde Wirkung des Absperrens (zum Beispiel
durch das Furnier) geht verloren und wird völlig überdeckt (vgl. Marutzky, R., Mehlhorn,
L. und Wenzel, W., 1981: "Empfehlungen zur Verwendung von Spanplatten im Möbelbau",
Vortrag, gehalten anläßlich des Symposiums der Mobil Oil AG in Grainau am 18. September
1981).. Dies trifft insbesondere zu, wenn die Formate der furnierten Platten bzw.
der Paneele sehr klein sind (vgl. ETB-Richtlinien).
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, gemäß dem es möglich ist, die Formaldehydabgabe von Span- und Faserplatten
mit aufgebrachten Veredelungsschichten zu verringern, wobei die Platten selbst der
Emissionsklasse E1 angehören, die Veredelungsschichten insbesondere wertvolle Furnierhölzer
sind und unter Verwendung von Harnstoff-Formaldehyd-Harzen mit hohem Formaldehydgehalt
aufgebracht worden sind.
[0012] Das in der oben erwähnten europäischen Patentanmaldung 79 101 728.8 beschriebene
Verfahren eignet sich zur Lösung dieser Aufgabe nicht, da durch das Aufsprühen auf
die bereits furnierten Platten von Harnstoff öder anderen Ammoniak abspaltenden Stoffen
in Form einer wäßrigen Lösung die Veredelungsschichten beschädigt und stark verfärbt
würden.
[0013] Überraschenderweise wurde jetzt gefunden, daß die oben genannte Aufgabe dadurch gelöst
werden kann, daß die
Platten vor dem Furnieren in an sich bekannter Weise mit wäßrigen Lösungen von Harnstoff
und/oder anderen Ammoniak abspaltenden Verbindungen behandelt werden und daß anschließend
in an sich bekannter Weise die Veredelungsschichten aufgebracht werden.
[0014] Die erfindungsgemäß behandelten Platten werden vorzugsweise mit Mahagoniholz furniert.
[0015] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden als formaldehydreaktive Stoffe Harnstoff
und/oder andere Ammoniak abspaltende Verbindungen, wie zum Beispiel Ammoniumcarbonat,
verwendet. Solche Stoffe sind in der.-europäischen Patentanmeldung 79 103 902.7 (entsprechend
der DE-PS 28 29 021) beschrieben. Durch das erfindungsgemäße Verfahren soll nicht
die Formaldehydabgabe der Rohplatten selbst vermindert werden, da bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren Platten der emissionsklasse E1 verwendet werden, für deren Verwendung es
im Bauwesen keiner weiteren Verringerung in ihrer Formaldehydemission bedarf. Erfindungsgemäß
ist es möglich, Platten, die kaum Formaldehyd abgeben, unter Verwendung von Harnstoff-Formaldehyd-Harzen
zu furnieren, ohne daß die fertige furnierte Platte unzulässige Mengen an Formaldehyd
abgibt. Die Spanplatte fungiert als Träger für den Formaldehydfänger. Durch die räumliche
Trennung zwischen dem Harnstoff-Formaldehyd-Harz und dem Formaldehydfänger geht die
Härtung des Harzes ungestört vonstatten, während der freie Formaldehyd in der Platte
abgefangen wird (vgl. Erörterung des Standes der Technik in der DE-PS 28 51 589).
[0016] Beim Furniervorgang wandert der frei vorliegende Formaldehyd von den Oberflächen
der Platten in das Platteninnere,wo sich die Formaldehydfänger befinden (vgl. hierzu
die Lehre der DE-PS 28 51 589). Dort reagiert der hineindiffundierende Formaldehyd
mit den Formaldehydfängern. Auf diese Weise läßt sich die Formaldehydabgabe der furnierten
Platten drastisch vermindern. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden wäßrige Lösungen
von Harnstoff und/oder anderen Ammoniak abspaltenden Verbindungen verwendet. Die wäßrigen
Lösungen können Konzentrationen im Bereich von 5% bis 60%, vorzugsweise von 3o% bis
50%, aufweisen. Sie werden auf einfache Weise hergestellt, indem man die entsprechenden
Verbindungen in Wasser löst. Als Ammoniak abspaltende Verbindungen können Ammoniumcarbonat,
Ammoniumbicarbonat verwendet werden. Bevorzugt wird Harnstoff in Abmischung mit Ammoniumcarbonat
verwendet.
[0017] Der Anwendungsbereich der vorliegenden Erfindung ist nicht auf aminoplastharzgebundene
Spanplatten der Emissionsklasse E1 beschränkt, sondern das erfindungsgemäße Verfahren
läßt sich mit Erfolg auf isocyanatgebundene Spanplatten und phenolformaldehydharzgebundene
Spanplatten anwenden, die von sich aus kaum oder gar keinen Formaldehyd abgeben, aber
durch das Furnieren mit Aminoplastharzen als Bindemittel an .Formaldehydabgabepotential
gewinnen. Auch emissionsarme Faserplatten können entsprechend dem Verfahren behandelt
werden.
[0018] Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung, ohne sie zu beschränken.
B e i s p i e l
[0019] Eine Spanplatte der Emissionsklasse E1 [Perforatorwert 8,0 mg (jodometrisch) bzw.
6,1 mg (photometrisch)/100 g atro Platte] wurde mit 220 g/m
2 einer 50%igen Harnstoff-Formaldehyd-Harzlösung (Molverhältnis 1:1,6) bestrichen und
anschließend mit einem Furnier (Mahagoni, Dicke 0,6 mm) beschichtet.
[0020] Zum Vergleich wurde die gleiche Platte vor dem Furnieren unter den gleichen Bedingungen
mit einer 30%igen Harnstofflösung in oinor Mongo von 100 g/m
2 besprüht und anschließend, wie beschrieben, furniert.
1. Verfahren zur Verminderung der Formaldehydabgabe von mit Veredelungsschichten furnierten
Span- und Faserplatten, wobei die Platten der Emissionsklasse E1 angehören, dadurch
gekennzeichnet , daß die Platten vor dem Furnieren in an sich bekannter Weise mit
wäßrigen Lösungen von Harnstoff und/oder anderen Ammoniak abspaltenden Verbindungen
behandelt werden und daß anschließenden · in an sich bekannter Weise die Veredelungsschichten
aufgebracht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß Span- oder Faserplatten
verwendet werden, die mit alkalischen Phenolformaldehydharzen oder Diisocyanatharzen
gebunden sind.
3. Verfahren nach Anpruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Behandlung mit den wäßrigen
Lösungen durch Besprühen erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet , daß
die wäßrigen Lösungen Konzentrationen im Bereich von 5% bis 60% aufweisen.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet , daß
man als Ammoniak abspaltende Verbindungen Ammoniumcarbonat, Ammoniumbicarbonat oder
Harnstoff in Abmischung mit Ammoniumcarbonat verwendet.