[0001] Alpha-Amylase ist eines der industriell bedeutsamsten Enzyme und wird in großem Umfang
beispielsweise in der Stärke-, TextiL-, LebensmitteL-Industrie zur HydroLyse von Stärke
eingesetzt. Die industrielle HersteLLung von Alpha-Amylase hat daher wirtschaftlich
einiges Gewicht.
[0002] Zur HersteLLung von Alpha-Amylase ist es allgemein bekannt, daß durch Fermentierung
verschiedener Arten von Mikroorganismen der Gattung BaciLLus, darunter BaciLLus subtilis
und dessen Varietäten, Alpha-Amylase in wirtschaftlich vertretbarer Ausbeute gewonnen
werden kann. Besonders vorteilhaft ist es dabei, wenn schon in dem Fermentationsmedium
möglichst hohe Konzentrationen an aktivem Enzym vorliegen. Es mangelt daher nicht
an Bemühungen, um durch züchterische und verfahrenstechnische Maßnahmen im Fermentationsmedium
eine möglichst hohe Enzymkonzentration zu erzielen. So wird zum BeispieL von Yoneda
et aL. in der Zeitschrift "AppLied and EnvironmentaL MicrobiLogy"; Jahrgang 1980,
Band 39, S. 274 ff und in dem Buch "Molecular Cloning and Gene ReguLation in Bacilli",
herausgegeben von Ganesan, Chang und Hoch, erschienen 1982 bei Academic Press, Inc.,
New York, ein Verfahren beschrieben, wie bei einem industriell genutzten Stamm von
BaciLLus subtilis durch gezielte Übertragung von Genfragmenten die Ausbeute der ALpha-AmyLase
in der Fermentationsbrühe von 130 bis 150 U/mL auf 25000 U/mL gesteigert werden konnte.
Diese Steigerung stellt in diesem FaLL eine ca. 170fache Verbesserung der Produktivität
dar. Eine derartige Produktivität ist jedoch für eine industrielle HersteLLung von
Alpha-Amylase immer noch ungenügend.
[0003] Der Erfindung Liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Mikroorganismus der Art BaciLLus
subtilis bereitzustellen bzw. ein Verfahren zur HersteLLung von ALpha-AmyLase unter
Verwendung eines solchen Mikroorganismus zu entwickeln, bei dem eine wesentlich höhere
Produktivität erzielbar ist.
[0004] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt durch BereitsteLLung des Mikroorganismus BaciLLus
subtilis DSM 2704 bzw. durch ein Verfahren zur HersteLLung von Alpha-Amylase unter
Verwendung dieses Mikroorganismus.
[0005] Der neue Mikroorganismus DSM 2704 wurde bei den in der industriellen Fermentation
üblichen KontroLLuntersuchungen (Anfertigung von Ausstrichen von Proben der Fermentationsbrühe,
Fermentierung von KoLonien solcher Ausstriche im Schüttelkolben, Anfertigung von Ausstrichen
von Proben der Fermantionsbrühe aus den Schüttelkolben) als abweichende KoLonie auf
dem Kontrollausstrich einer Probe aus dem Schüttelkolben beobachtet, durch systematisches
Screening rein isoliert und als im morphologischen und physiologischen VerhaLten sich
vom ursprünglichen Mikroorganismus unterscheidende Mutante erkannt.
[0006] Der neue Mikroorganismus mit der internen Bezeichnung A4 ist unter der HinterLegungsnummer
DSM 2704 bei der Deutschen SammLung von Mikroorganismen hinterlegt.
[0007] Die morphologischen und stoffwechselphysiologischen Eigenschaften des Mikroorganismus
DSM 2704 wurden untersucht und zur Bestimmung mit den in "Bergey's Manual of determinative
bacteriology" aufgeführten Eigenschaften verglichen. Im einzelnen wurden folgende
Eigenschaften festgestellt:

[0008] Die morphologischen MerkmaLe der EinzeLLen entsprechen den von BaciLLus subtilis
bekannten; ebenso ist die Koloniemorphologie mit der bekannter Stämme von BaciLLus
subtilis weitgehend identisch. Im direkten Vergleich mit den Ausgangskulturen fällt
der Stamm A4 durch stark gekräuselte KoLonien mit unebener Oberfläche auf, die im
DurchLicht bräunlich dunkel mit körniger Struktur erscheinen.
[0009] Unter Anwendung der im "Bergey's ManuaL of determinative bacteriology" angegebenen
BestimmungstabeLLe wurde größtmögliche Ähnlichkeit festgestellt zu BaciLLus subtiLis
(Ehrenberg) Cohn. Wir möchten daher diesen Stamm als zur Spezies BaciLLus subtilis
(Ehrenberg) Cohn gehörig bezeichnen.
[0010] Der neue Mikroorganismus DSM 2704 ist in der Produktivität von ALpha-AmyLase allen
bekannten Mikroorganismen der gleichen Gattung und Art weit überlegen. Die Konzentration
an ALpha-AmyLase in den Fermentationsmedien Liegt konstant über 250000 U/mL und reicht
zum TeiL über 300000 U/mL hinaus. Besonders vorteilhaft an dem neuen Mikroorganismus
ist insbesondere, daß er weniger Protease als die bekannten Mikroorganismen der Art
BaciLLus subtiLis bildet. So Lag die Konzentration an Protease im Fermentationsmedium
in keinem FaLL höher als 10 NU/100000 AmyLaseeinheiten. Typischerweise Liegt die Konzentration
an Protease unter 8 NU/100000 Amylaseeinheiten.
[0011] Beansprucht werden auch alle natürlichen und künstLichen Mutanten des neuen Mikroorganismus
BaciLLus subtiLis DSM 2704, insbesondere wenn sie bei Fermentation mindestens 200000
U/mL, vorzugsweise mindestens 250000 U/mL, Alpha-Amylase bilden.
[0012] SoLche natürlichen und künstlichen Mutanten werden insbesondere dann beansprucht,
wenn sie bei Fermentation höchstens 10 NU/100000 Amylaseeinheiten, vorzugsweise höchstens
8 NU/100000 Amylaseeinheiten, Protease bilden.
[0013] Die Fermentation des neuen Mikroorganismus BaciLLus subtilis DSM 2704 beziehungsweise
die erfindungsgemäße HersteLLung von Alpha-Amylase unter Verwendung des Stammes DSM
2704 kann sowohl in flüssigen Nährböden submers als auch auf festen Nährböden erfolgen,
wobei die HersteLLung in flüssiger KuLtur im allgemeinen vorteilhafter ist. Die Fermentation
erfolgt nach heute allgemein üblichen Verfahren. Die HersteLLung der verwendbaren
Nährböden erfolgt ebenso auf bekannte Weise. Die Nährböden enthalten assimiLierbare
KohLenstoffqueLLen, assimiLierbare Stickstoffquellen und andere, für das Wachstum
des Mikroorganismus günstige oder notwendige Nähr- und HiLfsstoffe. ALs Kohlenstoffquellen
geeignet haben sich verschiedene Zucker und zuckerhaltige Stoffe erwiesen, wobei die
Zucker in unterschiedlichen PoLymerisationsstufen vorliegen können; als Beispiel seien
genannt Stärke, Dextrine, Rohrzucker, MiLchzucker, MaLtose, Fructose, GLucose. ALs
Stickstoffquellen können sowohl anorganische als auch organische Stickstoffverbidnungen
sowohl einzeln als auch in Kombination verwendet werden. ALs Beispiel seien genannt
proteinhaltige Substanzen, wie z.B. Pepton aus Soja, FLeisch und Casein, GeLatine,
Hefeeiweiß oder Hefeextrakt, AbfäLLe aus der FLeischerzeugung oder Tierkörperverwertung,
Ammoniumsalze. Darüberhinaus kann der Zusatz von anorganischen SaLzen, insbesondere
von ALkaLi- und ErdaLkaLi-MetaLLSaLzen und Phosphaten, von Vorteil sein, sowie die
Zugabe von SpureneLementen, wie beispielsweise Fe, Mg, Mn, Co, Ni.
[0014] Die Fermentation wird bei pH-Werten zwischen 5 und 9, vorzugsweise zwischen 6 und
8, und einer Temperatur zwischen 25 und 50 °C, vorzugsweise 33 und 45 °C, durchgeführt.
Die Fermentationsdauer beträgt zwischen 30 und 90 Stunden, vorzugsweise zwischen 50
und 70 Stunden.
[0015] Nachstehend sind die BeispieLe für Fermentationen aufgeführt, die die Erfindung beschretben,
ohne daß diese auf die aufgeführten BeispieLe beschränkt wird.
[0016] Die Bestimmung der Alpha-Amylase-Aktivität erfolgt nach einer von FUWA (1954) in
der Zeitschrift "Journal of Biochemistry (Tokyo)", Jahrgang 1954, Band 41, Seite 583
ff beschriebenen Methode. ALs Enzymsubstrat wurde hochgereinigte Amylose (Sigma Chemicals
Co., Bestellnr. A 0512) verwendet. Alle anderen Reagentien waren Standardqualität
"pro analysi".
[0017] Amyloselösung 0,2 X:
200 mg AmyLose werden in 4 ml 1 N NaOH gegeben und über Nacht im Kühlschrank stehengelassen.
Nach Verdünnung auf ca. 80 ml wird mit 1 N Essigsäure neutralisiert und auf 100 ml
aufgefüLLt. Diese Lösung muß täglich frisch bereitet werden.
[0018] Reagenz A:
Lösung mit 0,2 % Jod und 2 % Kaliumjodid. Diese Lösung wurde täglich aus einer fünffach
konzentrierten StammLösung durch Verdünnen mit Wasser hergesteLLt.
[0019] Arbeitsweise:
500 µl 0,5 M Acetatpuffer und 500 µl enzymhaltige Lösung, gegebenenfalls mit Kalziumacetatlösung
verdünnt, wurden mit 100 µl Amyloselösung (0,2 X) gemischt und 30 Minuten im Wasserbad
bei 37 °C inkubiert.
[0020] Die Reaktion wurde durch Zugabe von 2000 µl 1 N Essigsäure gestoppt, das Gemisch
1 : 50 mit Reagenz A verdünnt und die Extinktion bei 700 nm und 10 mm Lichtweg gemessen.
Eine Amylaseeinheit (U) entspricht einer 10 %igen Reduktion des JodstärkefarbkompLexes.
Im Bereich von 1 bis ca. 5 Einheiten ist die Eichkurve linear.
[0021] Die Bestimmung der Protease-Aktivität erfolgt nach folgender Methode:
CaseinLösung:
0,2 % Casein nach Hammarsten (Merck, Art.-Nr. 2242) in Puffer 1, durch Erwärmen auf
40 °C für 45 Minuten, Lösen.
[0022] Puffer 1:
10,3 g Borsäure, 46,18 g Dinatriumhydrogenphosphat x 7 H2O, 60,7 g Trinatriumcitrat x 2 H20 auf 2 L mit destilliertem Wasser auffüllen; pH = 8,0.
[0023] Puffer 2:
120 g Natriumacetat x 3 H2O und 160 ml Essigsäure auf 2 L mit destilliertem Wasser auffüllen; pH = 4,0.
[0024] Arbeitsweise:
ParaLLeL zur Probe wird ein durch Erhitzen denaturierter Blindwert gemessen. 50 ml
CaseinLösung (vortemperiert auf 40 °C) + 1 mL EnzymLösung bzw. BLindwert (EnzymLösung
so verdünnen, daß die Aktivität zwischen 0,07 und 0,11 NU/mL Liegt) 35 Minuten bei
40 °C inkubieren; Reaktion durch Zugabe von 25 mL Puffer 2 stoppen.
[0025] Nach 15 Minuten VerweiLdauer Lösung filtrieren (Blauband, Schleicher & Schüll Nr.
589
3).
[0026] Im FiLtrat wird Stickstoff nach dem Verfahren von Kjeldahl bestimmt; der ProteingehaLt
berechnet nach der FormeL
Protein = Stickstoff x 6,25.
[0027] 1 Proteaseeinheit (NU) ist definiert als die Aktivität, die unter den Bedingungen
des Tests 40 % des Caseins hydrolysiert.
Beispiel 1
[0028] Zur Bereitung von 1 Liter Nährboden wurden 90 g Lactose, 30 g SojamehL, 10 g Proteosepepton
Oxoid Nr. L46 gemischt, à 50 ml in ErLenmeyerkoLben abgefüllt, sterilisiert und mit
BaciLLus subtilis A 4 beimpft. Nach 70 Stunden Bebrütung auf einer RundschütteLmaschine
wurde scharf zentrifugiert und im Überstand die Aktivität bestimmt. Sie betrug im
MitteL 300000 U/mL; die Protease- aktivität 21 NU/mL.
Beispiel 2
[0029] Zur Bereitung von 1 Liter Nährboden wurden 90 g MaLtodextrin, 30 g Soja, 10 g GeLatine,
2,5 g Diammonphosphat gemischt, ä 50 ml in Erlenmeyer-Schikanenkolben abgefüllt, sterilisert
und wie in Beispiel 1 bebrütet. Die Ausbeute betrug im MitteL 280000 U/mL; die Protease-
aktivität 22 NU/mL.
Beispiel 3
[0030] Das in Beispiel 1 aufgeführte Medium wurde in einem 2-Liter-Fermenter mit 650 ml
NutzvoLumen mit einem Luftdurchsatz von 1,3 v/vm und einer Rührdrehzahl von 900
-1 fermentiert. Die Ausbeute betrug nach 70 Stunden 300000 U/mL; die Proteaseaktivität
24 NU/mL.
[0031] Die Aufarbeitung der erfindungsgemäß hergestellten Fermenterbrühe und die Gewinnung
von Alpha-Amylase erfolgt nach allgemein bekannten Methoden und Verfahren. K C 0 0
2 7
1. BaciLLus subtilis DSM 2704 und dessen natürliche und künstliche Mutanten.
2. BaciLLus subtilis DSM 2704 und dessen bei Fermentierung mindestens 200000 U/mL,
vorzugsweise mindestens 250000 U/mL, Alpha-Amylase bildende natürliche und künstLiche
Mutanten.
3. BaciLLus subtilis DSM 2704 und dessen bei Fermentierung mindestens 200000 U/mL,
vorzugsweise mindestens 250000 U/mL, Alpha-Amylase und höchstens 10 NU/100000 Amylaseeinheiten,
vorzugsweise höchstens 8 NU/100000 AmyLaseeinheiten, Protease bildende natürliche
und künstLiche Mutanten.
4. BaciLLus subtilis DSM 2704.
5. Verfahren zur HersteLLung von ALpha-AmyLase durch Fermentierung nach an sich bekannten
Verfahren von Mikroorganismen der Art BaciLLus subtilis in einem Nährmedium mit für
Mikroorganismen der Art BaciLLus subtilis an sich bekannten Zusammensetzung und gegebenenfalls
Abtrennung der Alpha-Amylase aus dem Fermentationsmedium, dadurch gekennzeichnet,
daß man Mikroorganismen gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4 fermentiert.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man bei einem pH von 5,0
bis 9,0, vorzugsweise bei einem pH von 6,0 bis 8,0, fermentiert.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß man bei 25 bis 50
°C, vorzugsweise bei 33 bis 45 °C, fermentiert.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man 30
bis 90 Stunden, vorzugsweise 50 bis 70 Stunden fermentiert.