(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ablösen bzw. Entfernen von auf Oberflächen
aufgebrachten Schutzbeschichtungen oder Belägen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, mit welchem schadhafte
und/oder kontaminierte Schutzbeschichtungen oder Beläge auf Oberflächen beispielsweise
von Gebäudestrukturen, Maschinen, Anlagen, Apparaten etc. leicht und rückstandslos
von ihrem Untergrund abgelöst bzw. entfernt werden können. Das Verfahren soll, insbesondere
bei der Entfernung von mit radioaktiven Substanzen kontaminierten Beschichtungen,
geringstmögliche Belastungen für Personal und Umwelt mit sich bringen. Dies wird dadurch
erreicht, daß die abzulösende Beschichtung oder der Belag mit ihrer offenen, der zu
schützenden Oberfläche abgewandten Seite einem Kälteschock ausgesetzt wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ablösen bzw. Entfernen von auf Oberflächen
aufgebrachten Schutzbeschichtungen.oder Belägen.
[0002] Zum Schutz gegen schädigende Einflüsse jedwelcher Art, werden Oberflächen, wie z.B.
Gebäudeoberflächen, Betonfußböden, mit Betonplatten verlegte Gehwege, Oberflächen
von Maschinen oder Apparaturen etc. mit Schutzbeschichtungen oder Belägen versenen.
Unter schädigende Einflüsse sollen hier solche Einflüsse verstanden werden, die sowohl
von aggressiven Gasen oder Flüssigkeiten, beispielsweise aus der Umgebungsluft oder
von wäßrigen Chemikalien, als auch von nicht radioaktiven oder radioaktiven, festhaftenden
Kontaminationen herrühren. Die Schutzbeschichtungen unterliegen im Laufe der Zeit
bzw. während des Betriebes unter Umständen mechanischen und chemischen Belastungen.
Insbesondere organische Beschichtungen können altern und werden hierdurch teilweise
schadhaft oder werden mit festhaftenden Kontaminationen verschmutzt. Solche schadhaft
gewordenen oder mit inaktiven Stoffen oder mehr oder weniger stark mit radioaktiven
Substanzen kontaminierten Schutzbeschichtungen müssen dann möglichst rückstandslos
von ihrem Untergrund abgelöst bzw. entfernt werden. Dies gilt insbesondere auch für
radioaktiv kontaminierte Schutzbeschichtungen vor einer Demontage bzw. vor einem Abbruch
stillgelegter kerntechnischer Anlagen.
[0003] Bisher kamen für die Entfernung der Schutzbeschichtungen von Oberflächen Verfahren
zur Anwendung, wie z.B. Abbeizen, mechanische Strahlverfahren, Abschleifen oder Flammstrahlen.
Hierbei wirkte sich aber besonders nachteilig aus -und dies gilt für mit radioaktiven
Substanzen kontaminierte Schutzsysteme im besonderen Maße-, daß zusätzliche Maßnahmen
erforderlich sind, weil
- das Arbeitspersonalvor schädigenden Einflüssen giftiger Stoffe, Gase, Aerosole und
Radioaktivität (Strahlung, Inkorporation) geschützt werden muß,
- die Ausbreitung dieser Schadstoffe in die Umwelt auf ein Minimum reduziert werden
muß,
- die Arbeitsplatzbedingungen vertretbar sein müssen,
- möglichst wenig Sekundärabfälle anfallen sollen,
- keine Verschleppung der Kontamination in den Strukturuntergrund (z.B. bei Beton)
erfolgen darf.
[0004] Beispielsweise mußten bisher Anlagenteile zeitweilig stillgelegt werden.
[0005] Bei den bisher angewandten Techniken treten diese Nachteile in mehr oder weniger
starkem Maße auf (d.h. sie sind nicht sämtlich vermeidbar bzw. weitestgehend zu eliminieren).
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfaches Verfahren zu schaffen, mit
welchem schadhafte und/oder kontaminierte Schutzbeschichtungen oder Beläge auf Oberflächen,
beispielsweise von Gebäudestrukturen, Maschinen, Anlagen, Apparaturen etc., leicht
und rückstandslos von ihrem Untergrund abgelöst bzw. entfernt werden können. Das Verfahren
soll wirksam sein und, insbesondere bei der Entfernung von mit radioaktiven Substanzen
kontaminierten Beschichtungen, geringstmögliche Belastungen für Personal und Umwelt
mit sich bringen. Der Anfall von Abfallmengen soll möglichst gering sein, d.h. es
soll praktisch kein Sekundärabfall auftreten, und der Gesamtaufwand soll wirtschaftlich
vertretbar sein.
[0007] Die Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren in überraschend einfacher Weise
dadurch gelöst, daß die abzulösende Beschichtung oder der Belag mit ihrer offenen,
der zu schützenden Oberfläche abgewandten Seite einem Kältschock ausgesetzt wird.
Vorteilhafterweise wird die Beschichtung oder der Belag mit einem verflüssigten, inerten
Gas oder mit einem nahe an die Siedetemperatur unterkühlten inerten Gas beaufschlagt.
Als inertes Gas wird beispielsweise Stickstoff verwendet.
[0008] Durch den spontanen Wärmeentzug kommt es innerhalb der Beschichtung zu einer starken
Kontraktion und als Folge hiervon zu einer Schichtablösung vom Untergrund. Abhängig
von den physikalischen Eigenschaften der Beschichtung erfolgt deren Abtrennung dann
in mehr oder weniger großen, splitterförmigen Stücken, und zwar entweder infolge eines
Adhäsionsbruches zwischen Beschichtung und Untergrund oder eines Adhäsionsbruchs im
oberen Bereich des Untergrundes.
[0009] Bei dem für das erfindungsgemäße Verfahren verwendbaren Kältestrahlgerät kann es
sich beispielsweise um eine kompakte, mobile Anlage handeln, ausgestaltet mit einem
isolierten Speichertank für das Kältemittel, einer flexiblen isolierten Schlauchleitung
und einem Strahlrohr mit auswechselbaren Strahlköpfen, Schutzmanschetten usw. Durch
Kontroll- und Regeleinrichtungen wird die Kältemittelzufuhr gesteuert. Durch die Mobilität
einer solchen Anlage und deren kompakte Bauart ist ein Einsatz auch unter räumlich
beschränkten Bedingungen möglich.
[0010] Durch den Einsatz einer Kältestrahlanlage, und dies gilt in besonderem Maße für hochsensible
Bereiche in nukleartechnischen Anlagen, können reparaturbedürftige und/oder kontaminierte
Beschichtungen auf einfache, Personal, Arbeitsräume und Umwelt nicht belastende Weise
von ihren Untergrundstrukturen abgelöst werden. Hierbei werden weder Lösungsmitteldämpfe,noch
schädliche Gase, Aerosole oder Stäube erzeugt. Ferner fallen keinerlei Sekundärabfälle
an, weder in fester oder in flüssiger Form.
[0011] Die abgelösten, splitterförmigen Beschichtungsteile sofort können einfach und ohne
Umstände/in Abfallfässer gefüllt und anschließend endlagerreif verfestigt werden.
[0012] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Durchführungsbeispiels näher erläutert.
Die Erfindung ist jedoch nicht auf dieses Beispiel beschränkt.
[0013] Beispiel:
Ablösen einer Epoxidbeschichtung durch Einwirkung von flüssigem Stickstoff.
[0014] Es wurden zwei beschichtete Betonplatten mit folgendem Beschichtungsaufbau behandelt:
zunächst wurden ca. 150 g/m2 eines grünen ,transparenten Einlaßgrundes mit der Firmenbezeichnung GEHOPON-EX auf
die Betonplatten einwirken gelassen. Danach erfolgte eine Kratzspachtelung zur Verfüllung
von Poren und Lunkern mit ca. 350 g/m2 einer Mischung von GEHOPON-E 70/Quarzsand, worauf die Abschlußschicht, ca. 1,5 mm
dick, mit 2,7 kg/m2 GEHOPON-E 70 auf der Basis Epoxidharz, lösungsmittelfrei und selbstverlaufend, aufgebracht
wurde. Eine solche Beschichtung eignet sich nach ihrer Erhärtung besonders gut für
Oberflächen, die von radioaktiven Substanzen dekontaminiert werden müssen. Haftet
jedoch die Kontamination zu fest, bzw. ist die Beschichtung schadhaft, muß sie abgelöst
und ersetzt werden. Durch Beaufschlagung der beschichteten Betonplatten mit flüssigem
Stickstoff oder durch Eindringenlassen in die Beschichtung und durch kurze Einwirkung
entstanden infolge der Abkühlung zunächst Risse in der Beschichtung mit darauf anschliessender
Ablösung, wobei der Bruch im Betonuntergrund erfolgte.
1. Verfahren zum Ablösen bzw. Entfernen von auf Oberflächen aufgebrachten Schutzbeschichtungen
oder Belägen, dadurch gekennzeichnet,
daß die abzulösende Beschichtung oder der Belag mit ihrer offenen, der zu schützenden
Oberfläche abgewandten Seite einem Kälteschock ausgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung oder der
Belag mit einem verflüssigten, inerten Gas beaufschlagt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung oder der
Belag mit einem hohe an die Siedetemperatur unterkühlten inerten Gas beaufschlagt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß als inertes Gas Stickstoff
verwendet wird.