[0001] Die Erfindung betrifft ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial mit wenigstens
einer empfindlicheren Silberhalogenidemulsionsschicht und einer vergleichsweise geringer
empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht, die aber im gleichen Spektralbereich
empfindlich sind, wobei diesen Schichten Farbkuppler und DIR-Verbindungen zugeordnet
sind. Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Entwicklung eines belichteten
fotografischen Aufzeichnungsmaterials.
[0002] Es ist bekannt, die sensitometrischen Eigenschaften eines Aufzeichnungsmaterials
durch derartige Verbindungen zu steuern, aus denen bei der Entwicklung diffundierende
Substanzen in Freiheit gesetzt werden, die die Entwicklung des Silberhalogenids zu
inhibieren vermögen. Hierzu zählen die aus der GB 953 454 bekannten DIR-Kuppler, die
in der Kupplungsstelle einen Substituenten tragen, der bei der Kupplung abgespalten
wird unter Freisetzung einer diffundierenden Verbindung, die die Entwicklung des Silberhalogenids
hemmt. Durch die Verwendung von DIR-Kupplern läßt sich die Farbkörnigkeit verbessern
und der Interimage-Effekt gezielt beeinflussen.
[0003] Gleichartige Effekte lassen sich auch mit derartigen Verbindungen erzeugen, die keinen
dauerhaften Farbstoff erzeugen, verwiesen wird auf die US 3 632 345 und die DE-OS
2 359 295. Im folgenden werden alle Verbindungen, die bei der Reaktion mit FarbentwicklerOxidationsprodukten
diffundierende, organische, die Entwicklung des Silberhalogenids inhibierende Substanzen
in Freiheit setzen, als DIR-Verbindungen bezeichnet.
[0004] Aus der US-PS 3 620 747 und der DE-OS 2 322 165 sind fotografische Materialien mit
zwei unterschiedlich empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschichten gleicher spektraler
Empfindlichkeit bekannt, wobei in beiden Schichten Farbkuppler enthalten sind und
wobei in der unempfindlicheren Schicht zusätzlich eine DIR-Verbindung vorliegt. Aus
der DE-OS 2 509 722 und der GB-PS 1 536 341 ist die Kombination von wenigstens zwei
DIR-Verbindungen unterschiedlicher Reaktivität bekannt. Danach kann eine Silberhalogenidemulsionsschicht
in zwei Teilschichten unterschiedlicher Empfindlichkeit aufgeteilt werden, wobei die
empfindlichere Silberhalogenidteilschicht die reaktivere und die weniger empfindliche
Silberhalogenidteilschicht die weniger reaktive DIR-Verbindung enthalten kann oder
umgekehrt. Die Verwendung von DIR-Verbindungen in stärker und in weniger empfindlichen
Teilschichten ist ebenfalls angegeben in der DE-OS 2 600 524 und der US 4 170 479.
Aus der DE-OS 2 707 489 und der US-PS 4 183 752 sind fotografische Aufzeichnungsmaterialien
mit DIR-Verbindungen geringer Reaktivität bekannt, die sich insbesondere zur Abmischung
mit reaktiveren DIR-Verbindungen eignen. Dabei kann man eine grobkörnige hochempfindliche
Schicht mit einem Farbkupplerunterschuß mit einer geringer empfindlichen Schicht in
einem sogenannten Doppelschichtverband kombinieren. Zur Erzielung besserer sensitometrischer
Eigenschaften können die DIR-Verbindungen dabei entweder einer der beiden Schichten
oder auch jeder der Schichten zugesetzt werden, bevorzugt ist jedoch die Zugabe zu
der unteren feinkörnigen Schicht eines Doppelschichtverbandes. Aus der DE-OS 2 853
362 und der US-PS 4 315 040 sind DIR-Verbindungen besonders hoher Reaktivität bekannt.
Gemäß der europäischen Patentanmeldung 00 70 183 sind DIR-Verbindungen vorzugsweise
in weniger empfindlichen Teilschichten eines Doppelschichtverbandes enthalten. Gemäß
der EP 00 86 654 wird eine DIR-Verbindung mit einer sogenannten "Timing-Gruppe" in
eine hochempfindliche Schicht und eine DIR-Verbindung ohne "Timing-Gruppe" in eine
weniger empfindliche Schicht eingebracht.
[0005] Bei Doppelschichtanordnungen führt die Verwendung von DIR-Verbindungen in höher empfindlichen
Teilschichten leicht zu nicht tolerierbaren Empfindlichkeitsverlusten. Andererseits
ist die Verwendung von DIR-Verbindungen auch in den höher empfindlichen Teilschichten
zur Verbesserung der Farbkörnigkeit erwünscht.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die sensitometrischen Eigenschaften von
Farbaufzeichnungsmaterialien zu verbessern. Insbesondere soll die Farbkörnigkeit derartiger
Aufzeichnungsmaterialien auch im Bereich geringer Farbdichte verbessert werden, ohne
die Empfindlichkeit zu beeinträchtigen.
[0007] Es wurde nun ein fotografisches Aufzeichnungsmaterial mit wenigstens einer vergleichsweise
empfindlicheren Silberhalogenidemulsionsschicht I und einer vergleichsweise weniger
empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht II, die beide im gleichen Spektralbereich
empfindlich sind, gefunden, wobei den Schichten I und II DIR-Verbindungen unterschiedlicher
Reaktivität und Farbkuppler zugeordnet sind. Erfindungsgemäß ist das Verhältnis k
Ku/k
DIR der effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten des Farbkupplers k
KU und der DIR-Verbindung k
DIR in Schicht I größer als in Schicht II.
[0008] Die effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten beziehen sich dabei auf die Reaktion
mit dem Entwickleroxidationsprodukt. Dieses wird durch Oxidation der üblicherweise
als Farbentwicklersubstanzen verwendeten p-Phenylendiamine durch Silberhalogenid gebildet.
[0009] Die Messung von Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten wird beispielsweise von J. Eggers
beschrieben in "Mitteilungen aus den Forschungslaboratorien der Agfa", Leverkusen/
München, Band III, 1961, Seiten 81 ff. Da sich gezeigt hat, daß die Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten
einer DIR-Verbindung vom umgebenden Medium beeinflußt wird, ist erfindungsgemäß auf
die effektive Reaktionsgeschwindigkeitskonstante abgehoben. Diese berücksichtigt die
Art des umgebenden Mediums, beispielsweise die Verwendung eines ölbildners. Die effektive
Reaktionsgeschwindigkeitskonstante läßt sich nach dem aus der DE-OS 2 853 632 und
der US 4 315 070 bekannten Methode elektrochemisch bestimmen. Danach weist die effektive
Reaktionsgeschwindigkeitskonstante k
eff die Dimension LI x mol x sek. ] auf.
[0010] Das Verhältnis der effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten in der empfindlicheren
Schicht I liegt vorzugsweise zwischen 2:1 und 20:1 und das Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten
von Farbkuppler und DIR-Verbindungen der weniger empfindlichen Schicht II liegt vorzugsweise
zwischen 0,03:1 und 6:1. DIR-Verbindungen und Kuppler sind jeweils bestimmten Silberhalogenidemulsionsschichten
zugeordnet. Ihre weitere Reaktion bei der fotografischen Entwicklung wird deshalb
durch die Entwicklung der jeweiligen Silberhalogenidemulsionsschicht gesteuert. Im
einfachsten Falle sind Farbkuppler und DIR-Verbindung in der jeweiligen Silberhalogenidemulsionsschicht
selbst enthalten, sie können aber auch in einer benachbarten Schicht vorliegen.
[0011] Gegebenenfalls ist es aber auch möglich, den Farbkuppler erst bei der Entwicklung
in das Aufzeichnungsmaterial eindiffundieren zu lassen.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform enthält aber das fotografische Material selbst
die üblichen Farbkuppler, die mit dem Oxidationsprodukt von Entwicklern, im allgemeinen
p-Phenylendiaminen, unter Bildung von Farbstoffen reagieren können.
[0013] So kann die rotempfindliche Schicht beispielsweise einen nicht-diffundierenden Farbkuppler
zur Erzeugung des blaugrünen Teilfarbenbildes enthalten, in der Regel einen Kuppler
vom Phenol- oder α-Naphtholtyp. Die grünempfindliche Schicht kann beispielsweise mindestens
einen nicht-diffundierenden Farbkuppler zur Erzeugung des purpurnen Teilfarbenbildes
enthalten, wobei üblicherweise Farbkuppler vom Typ des 5-Pyrazolons oder des Schicht
kann beispielsweise einen nicht-diffundierenden Farbkuppler zur Erzeugung des gelben
Teilfarbenbildes, in der Regel einen Farbkuppler mit einer offenkettigen Ketomethylengruppierung
enthalten. Bei den Farbkupplern kann es sich z.B. um 6-, 4- und um 2-Äquivalentkupplern
handeln, darunter die sogenannten Weißkuppler, die bei Reaktion mit Farbentwickleroxidationsprodukten
keinen Farbstoff ergeben. Geeignete Kuppler sind beispielsweise bekannt aus den Veröffentlichungen
"Farbkuppler" von W. Pelz in "Mitteilungen aus den Forschungslaboratorien der Agfa,
Leverkusen/München", Band III, Seite 111 (1961, K. Venkataraman in "The Chemistry
of Synthetic Dyes", Vol. 4, 341 bis 387, Academic Press (1971) und T.H. James, "The
Theory of the Photographic Process", 4. Ed., S. 353-362, sowie aus der Zeitschrift
Research Disclosure Nr. 17643 vom Dezember 1978, Abschnitt VII, veröffentlicht von
Industrial Opportunities Ltd., Homewell Havant, Hampshire, P09 1 EF in Großbritannien.
[0014] Bei den erfindungsgemäß zu verwendenden DIR-Verbindungen handelt es sich um Substanzen,
die mit dem oxidierten Farbentwickler zu reagieren vermögen und dabei bildmäßig Substanzen
in Freiheit setzen, die die Entwicklung des benachbarten Silberhalogenids inhibieren.
Bei den freigesetzen Hemmsubstanzen handelt es sich vorzugsweise um Mercapto-Verbindungen,
z.B. 1-Phenyl-5-mercaptotetrazol. Bei den erfindungsgemäß zu verwendenden DIR-Verbindungen
werden die Hemmsubstanzen unmittelbar durch Reaktion der DIR-Verbindung mit dem Entwickleroxidationsprodukt
in Freiheit gesetzt.
[0015] Besonders geeignete DIR-Verbindungen zum Einsatz in der vergleichsweise empfindlichen
Schicht I sind beispielsweise aus der DE-OS 2 707 489 bekannt und weisen folgende
Formel auf

worin bedeuten
R1 einen gegebenenfalls substituierten Hydrocarbylrest
Y -S- oder -NR2 worin R2 für Wasserstoff, einen gegebenenfalls substituierten Hydrocarbylrest, eine über ein
Ringkohlenstoffatom angeknüpfte heterocyclische Gruppe oder einen Elektronen anziehenden
Substituenten steht
X eine aliphatische Gruppe, eine aromatische Gruppe oder insbesondere eine heterocyclische
Gruppe, die bei der Abspaltung mit dem Schwefelatom der Thioetherbrücke eine diffundierende,
die Entwicklung des Silberhalogenids inhibierende Mercaptoverbindung bildet.
[0016] Besonders geeignet sind die in der DE-OS 2 707 489 und der US-PS 4 183 752 unter
1 bis 30 angegebenen speziellen Verbindungen vom Thiazol-Typ und Imidazol-Typ.
[0017] Ganz besonders geeignete Verbindungen für die Verwendung in der empfindlichen Schicht
I gemäß der vorliegenden Erfindung sind in folgender Tabelle 1 aufgeführt. Die keff-werte
beziehen sich auf eine Lösung in dem angegebenen Lösungsmittel:

Besondersgeeignete DIR-Verbindungen zum Einsatz in der vergleichsweise weniger empfindlichen
Schicht II sind beispielsweise bekannt aus der D
E-OS 2 853 362 und den US-Patenten 3 227 554 und 4 315 070. Besonders bevorzugte derartige
DIR-Verbindungen sind in folgender Tabelle 2 angegeben (k
eff-Werte für die Lösung in dem angegebenen Lösungsmittel

Die erfindungsgemäß zu verwendenden Farbkuppler und DIR-Verbindungen können in die
erfindungsgemäßen Materialien nach üblichen, bekannten Methoden eingearbeitet werden.
Wenn es sich um wasser- oder alkalilösliche Verbindungen handelt, können sie in Form
von wäßrigen Lösungen, gegebenenfalls unter Zusatz von mit Wasser mischbaren organischen
Lösungsmitteln wie Ethanol, Aceton oder Dimethylformamid, zugesetzt werden. Soweit
die Farbkuppler und DIR-Verbindungen wasser- bzw. alkaliunlöslich sind, können sie
in an sich bekannter Weise in dispergierter Form in die Aufzeichnungsmaterialien eingearbeitet
werden. Zum Beispiel kann man eine Lösung dieser Verbindungen in einem niedrig siedenden
organischen Lösungsmittel direkt mit der Silberhalogenidemulsion oder zunächst mit
einer wäßrigen Gelatinelösung vermischen und darauf das organische Lösungsmittel entfernen.
Die so erhaltene Dispersion der jeweiligen Verbindung kann anschließend mit der Silberhalogenidemulsion
vermischt werden. Gegebenenfalls verwendet man zusätzlich noch sogenannte ölformer,
in der Regel höhersiedende organische Verbindungen, die die zu dispergierenden Farbkuppler
und DIR-Verbindungen in Form öliger Tröpfchen einschließen. Verwiesen wird in diesem
Zusammenhang beispielsweise auf die US-Patentschriften 2 322 027, 2 533 514, 3 689
271, 3 764 336 und 3 765 897.
[0018] Die erfindungsgemäßen Aufzeichnungsmaterialien enthalten mindestens eine Silberhalogenidemulsionsschichten-Einheit
für die Aufzeichnung von blauem, grünem und rotem Licht.
[0019] üblicherweise ist die rotempfindliche Silberhalogenidemulsionsschichten-Einheit dem
Schichtträger näher angeordnet als die grünempfindliche Silberhalogenidemulsionsschichten-Einheit
und diese wiederum näher als die blauempfindliche. Wenigstens eine Silberhalogenidemulsionsschichten-Einheit
besteht aus wenigstens zwei Teilschichten unterschiedlicher Empfindlichkeit. In einer
bevorzugten Ausführungsform besteht wenigstens eine der Einheiten für die Aufzeichnung
von grünem, rotem und blauem Licht aus wenigstens zwei Teilschichten. Ein besonders
bevorzugter Aufbau dieses Typs setzt sich aus folgenden Schichten zusammen:
blauempfindliche Schicht(en)
Gelbfilter
höher grünempfindliche Schicht
geringer grünempfindliche Schicht
höher rotempfindliche Schicht
geringer rotempfindliche Schicht Träger.
[0020] Zwischenschichten sind hierbei nicht angegeben, können selbstverständlich aber enthalten
sein.
[0021] Es ist auch möglich, Teilschichten unterschiedlicher spektraler Empfindlichkeit nach
ihrer Empfindlichkeit zusammenzufassen. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
liegt - ohne Berücksichtigung von Zwischenschichten - folgender Aufbau vor:
blauempfindliche Schicht(ten)
Gelbfilterschicht
höher grünempfindliche Schicht
höher rotempfindliche Schicht
geringer grünempfindliche Schicht geringer rotempfindliche Schicht
Träger.
[0022] Das erfindungsgemäß anzuwendende Verhältnis der Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten
kann in allen, gegebenenfalls aber auch nur in einer oder zwei Schichteinheiten angewandt
werden.
[0023] Die verwendeten Silberhalogenidemulsionen können als Halogenid Chlorid, Bromid und
Iodid bzw. Mischungen davon enthalten. In einer bevorzugten Ausführungsform besteht
der Halogenidanteil wenigstens einer Schicht zu 0 bis 10 Mol-% aus AgI, zu 0 bis 10
Mol-% aus AgCl und zu 0 bis 100 % aus AgBr, wobei sich die Summe dieser Anteile zu
100 % ergänzt. In einer weiteren Ausführungsform kann der Halogenidanteil auch überwiegend
aus Chlorid bestehen. Die Silberhalogenidhörner können z. B. kubisch, oktaedrisch
oder tafelförmig sein.
[0024] Die Emulsionen können chemisch sensibilisiert sein. Zur chemischen Sensibilisierung
der Silberhalogenidkörner sind die üblichen Sensibilisierungsmittel geeignet. Besonders
bevorzugt sind schwefelhaltige Verbindungen, beispielsweise Allylisothiocyanat, Allylthioharnstoff
und Thiosulfate.
[0025] Als chemische Sensibilisatoren können ferner auch Reduktionsmittel, z. B. die in
den belgischen Patentschriften 493 464 oder 568 687 beschriebenen Zinnverbindungen,
ferner Polyamine wie Diethylentriamin oder Aminomethylsulfinsäure-Derivate, z. OB.
gemäß der belgischen Patentschrift 547 323, verwendet werden. Geeignet als chemische
Sensibilisatoren sind auch Edelmetalle bzw. Edelmetallverbindungen wie Gold, Platin,
Palladium, Iridium, Ruthenium oder Rhodium. Diese Methode der chemischen Sensibilisierung
ist in dem Artikel von R. Koslowsky, Z.Wiss.Phot. 46, 65-72 (1951), beschrieben. Es
ist ferner möglich, die Emulsionen mit Polyalkylenoxid-Derivaten zu sensibilisieren,
z. B. mit Polyethylenoxid eines Molekulargewichts zwischen 1000 und 20 000, ferner
mit Kondensationsprodukten von Alkylenoxiden und aliphatischen Alkoholen, Glykolen,
cyclischen dehydratisierungsprodukten von Hexitolen, mit alkylsubstituierten Phenolen,
aliphatischen Carbonsäuren, aliphatischen Aminen, aliphatischen Diaminen und Amiden.
Die Kondensationsprodukte haben ein Molekulargewicht von mindestens 700, vorzugsweise
von mehr als 1000. Zur Erzielung besonderer Effekte kann man diese Sensibilisatoren
selbstverständlich kombiniert verwenden, wie in der belgischen Patentschrift 537 278
und in der britischen Patentschrift 727 982 beschrieben. Verwiesen wird weiter auf
die oben angegebene Research Disclosure Nr. 17 643, Abschnitt III.
[0026] Die Emulsionen können in an sich bekannter Weise optisch sensibilisiert werden, z.B.
mit den üblichen Polymethinfarbstoffen, wie Neutrocyaninen, basischen oder sauren
Carbocyaninen, Rhodacyaninen, Hemicyaninen, Styrylfarbstoffen, Oxonolen und ähnlichen.
Derartige Sensibilisatoren sind von F.M. Hamer in "The Cyanine Dyes and related Compounds",
(1964), beschrieben. Verwiesen sei diesbezüglich insbesondere auf Ullmanns Enzyklopädie
der technischen Chemie, 4. Auflage. Band 18, Seiten 431 ff und auf die oben angegebene
Research Disclosure Nr. 17643, Abschnitt IV.
[0027] Zusätzlich zu den erfindungsgemäß zu verwendenden Antischleiermittel können üblicherweise
verwendete Antischleiermittel und Stabilisatoren verwendet werden.
[0028] Als Stabilisatoren sind besonders geeignet Azaindene, vorzugsweise Tetra- oder Pentaazaindene,
insbesondere solche, die mit Hydroxyl- oder Aminogruppen substituiert sind. Derartige
Verbindungen sind z.B. in dem Artikel von Birr, Z.Wiss.Phot. 47, 1952), S. 2-58, beschrieben.
Weitere geeignete Stabilisatoren und Antischleiermittel sind in der oben angegebenen
Research Disclosure Nr. 17643 in Abschnitt IV angegeben.
[0029] Für die erfindungsgemäßen Materialien können die üblichen Schichtträger verwendet
werden, z.B. Träger aus Celluloseestern, z.B. Celluloseacetat und aus Polyestern.
Geeignet sind ferner Papierträger, die gegebenenfalls beschichtet sein können z.B.
mit Polyolefinen, insbesondere mit Polyethylen oder Polypropylen. Verwiesen wird diesbezüglich
auf die oben angegebene Research Disclosure Nr. 17643 Abschnitt XVII.
[0030] Als Schutzkolloid bzw. Bindemittel für die Schichten des Aufzeichnungsmaterials sind
die üblichen hydrophilen filmbildenden Mittel geeignet, z.B. Proteine, insbesondere
Gelatine, Alginsäure oder deren Derivate wie Ester, Amide oder Salze, Cellulose-Derivate
wie Carboxymethylcellulose und Cellulosesulfate, Stärke oder deren Derivate oder hydrophile
synthetische Bindemittel wie Polyvinylalkohol, teilweise verseiftes Polyvinylacetat,
Polyvinylpyrrolidon und andere. Die Schichten können im Gemisch mit den hydrophilen
Bindemitteln auch andere synthetische Bindemittel in gelöster oder dispergierter Form
enthalten wie Homo- oder Copolymerisate von Acryl-oder Methacrylsäure oder deren Derivaten
wie Estern, Amiden oder Nitrilen, ferner Vinylpolymerisate wie Vinylester oder Vinylether.
Verwiesen wird weiterhin auf die in der oben angegebenen Research Disclosure 17643
in Abschnitt IX angegebenen Bindemittel.
[0031] Die Schichten des fotografischen Materials können in der üblichen Weise gehärtet
sein, beispielsweise mit Härtern des Epoxidtyps, des heterocyclischen Ethylenimins
und des Acryloyltyps. Weiterhin ist es auch möglich, die Schichten gemäß dem Verfahren
der deutschen Offenlegungsschrift 2 218 009 zu härten, um farbfotografische Materialien
zu erzielen, die für eine Hochtemperaturverarbeitung geeignet sind. Es ist ferner
möglich, die fotografischen Schichten bzw. die farbfotografischen Mehrschichtenmaterialien
mit Härtern der Diazin-, Triazin- oder 1,2-Dihydrochinolin-Reihe zu härten oder mit
Härtern vom Vinylsulfon-Typ. Weitere geeignete Härtungsmittel sind aus den deutschen
Offenlegungsschriften 2 439 551, 2 225 230, 2 317 672 und aus der oben angegebenen
Research Disclosure 17643, Abschnitt XI bekannt.
[0032] Weitere geeignete Zusätze werden in der Research Disclosure 17643 und in "Product
Licensing Index" von Dezember 1971, Seiten 107 - 110 angegeben.
[0033] Geeignete Farbentwicklersubstanzen für das erfindungsgemäße Material sind insbesondere
solche vom p-Phenylendiamintyp, z.B. 4-Amino-N,N-diethyl-anilinhydrochlo- rid; 4-Amino-3-methyl-N-ethyl-N-ß-(methansulfonamido)-ethylanilinsulfathydrat;
4-Amino-3-methyl-N-ethyl-N-ß- hydroxyethylanilinsulfat; 4-Amino-N-ethyl-N-(2-methoxyethyl)-m-toluidin-di-p-toluolsulfonsäure
und N-Ethyl-N-ß-hydroxyethyl-p-phenylendiamin.
[0034] Weitere brauchbare Farbentwickler sind beispielsweise beschrieben in J.Amer.Chem.Soc.
73, 3100 (1951) und in G. Haist, Modern Photographic Processing, 1979, John Wiley
and Sons, New York, Seiten 545 ff.
[0035] Nach der Farbentwicklung wird das Material üblicherweise gebleicht und fixiert. Bleichung
und Fixierung können getrennt voneinander oder auch zusammen durchgeführt werden.
Als Bleichmittel können die üblichen Verbindungen verwendet werden, z.B. Fe
3+-Salze und Fe
3+-Komplexsalze wie Ferricyanide, Dichromate, wasserlösliche Kobaltkomplexe usw. Besonders
bevorzugt sind Eisen-III-Komplexe von Aminopolycarbonsäuren, insbesondere z.B. Ethylendiamintetraessigsäure,
Nitrilotriessigsäure, Iminodiessigsäure, N-Hydroxyethylethylendiamintriessigsäure,
Alkyliminodicarbonsäuren und von entsprechenden Phosphonsäuren. Geeignet als Bleichmittel
sind weiterhin Persulfate.
Beispiele
[0036] Die in den Beispielen angegebenen Farbkuppler entsprechen folgender Struktur:

Beispiel 1
[0037] Auf einen mit einer Lichthofschutzschicht und einer Haftschicht versehenen Cellulosetriacetatträger
werden nacheinander die im folgenden angegebenen Schichten aufgetragen. Angegebene
Mengenangaben beziehen sich jeweils auf 1m
2. Der Silberauftrag wird durch die Angabe der äquimolaren Mengen Silbernitrat ausgewiesen:
1. Rotempfindliche Schicht geringer Empfindlichkeit Die Schicht enthält eine rotempfindliche
Silberbromidiodidemulsion vergleichsweise geringer Empfindlichkeit (5 Mol % Silberiodid),
600 mg Blaugrünkuppler A, 30 mg DIR-Verbindung 2.1 sowie einen Maskenkuppler. Farbkuppler
A wird hierbei in 600 mg n-Dibutylphthalat und die DIR-Verbindung 2.1 in 60 mg Trikresylphosphat
als ölformer dispergiert. Silberauftrag: 3,5 g.
2. Rotempfindliche Schicht hoher Empfindlichkeit Die Schicht enthält eine rotempfindliche
Silberbromidiodidemulsion hoher Empfindlichkeit mit 8 Mol % Silberiodid, 200 mg des
unter 1.) angegebenen Blaugrünkupplers A in 200 mg n-Dibutylphthalat sowie nach Maßgabe
der Tabelle 3 eine DIR-Verbindung. Silberauftrag: 3,0 g.
3. Zwischenschicht Die Zwischenschicht enthält 0,7 g Gelatine, 0,09 g eines darin
dispergierten Fängers für Entwickleroxidationsprodukte der folgenden Formel:

4. Grünempfindliche Schicht geringer Empfindlichkeit Die Schicht enthält eine grünempfindliche
Silberbromidiodidemulsion vergleichsweise geringer Empfindlichkeit (6 Mol % Silberiodid)
sowie einen Purpurkuppler vom Pyrazolontyp, eine DIR-Verbindung und einen Gelbmaskenkuppler.
Silberauftrag: 2,2 g.
5. Grünempfindliche Schicht hoher Empfindlichkeit Die Schicht enthält eine grünempfindliche
Silberbromidiodidemulsion hoher Empfindlichkeit (10 Mol % Silberiodid) sowie einen
darin dispergierten Purpurkuppler vom Pyrazolontyp.
6. Zwischenschicht Die Zwischenschicht enthält 0,5 g Gelatine und darin dispergiert
den unter Schicht 3 angegebenen Fänger für Entwickleroxidationsprodukte.
7. Gelbfilterschicht Die Gelbfilterschicht enthält kolloidales Silber. Dichte: 0,7.
8. Blauempfindliche Schicht niedriger Empfindlichkeit Die Schicht enthält eine blauempfindliche
Silberbromidiodidemulsion vergleichsweise geringer Empfindlichkeit (5 Mol % Silberiodid)
und darin dispergiert eine Abmischung von Gelbkupplern vom Benzoylacetanilid-Typ.
9. Blauempfindliche Schicht hoher Empfindlichkeit Die Schicht enthält eine blauempfindliche
Schicht hoher Empfindlichkeit mit 6 Mol % Silberiodid sowie eine Mischung der unter
Schicht 8 angegebenen Gelbkuppler.
10. UV-Absorberschicht Die Schicht enthält in Gelatine dispergiert 0,8 g eines UV-Absorbers
vom Benzotriazol-Typ.
11. Deckschicht
Die Deckschicht besteht aus Gelatine.
[0038] Proben derart aufgebauter Materialien werden hinter einem Stufenkeil belichtet und
der aus British Journal of Photography, 1974, Seite 597 bekannten Farbnegativverarbeitung
unterworfen. Es werden die in folgender Tabelle 3 angegebenen Ergebnisse erhalten.

Rotempfindlichkeit:
Die Empfindlichkeit wird angegeben in DIN; eine Steigerung um 3,0 Einheiten entspricht
einer Verdoppelung der Empfindlichkeit.
[0039] Körnigkeit:
Die Körnigkeit wird angegeben in Form des δD-Wertes x 102. Er ergibt sich aus den Dichteschwankungen, die beim Abtasten einer möglichst langen
Spur des Materials registriert werden. Zur Meßmethodik wird verwiesen auf Ullmann
Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Verlag Chemie, Weinheim 1979, Seite
412 ff.
[0040] Tabelle 3 zeigt, daß bei alleiniger Verwendung einer DIR-Verbindung in der weniger
empfindlichen Schicht zwar eine gute Empfindlichkeit, jedoch nur eine mäßige Körnigkeit
erhalten wird. Durch Verwendung der reaktiven DIR-Verbindung 2.1 auch in der hochempfindlichen
Schicht wird zwar eine Verbesserung der Körnigkeit erhalten jedoch muß eine deutliche
Einbuße an Empfindlichkeit in Kauf genommen werden (Aufbau II). Erst bei Verwendung
einer geeigneten DIR-Verbindung niedrigerer Reaktivität wird eine Verbesserung der
Körnigkeit bei gleicher Empfindlichkeit erzielt (Aufbau III, Erfindung).
Beispiel 2
[0041] Ein farbfotografisches Aufzeichnungsmaterial mit Doppelschichten, die gemäß ihrer
Empfindlichkeit zusammengefaßt sind, wird hergestellt. Es entspricht, bis auf die
im folgenden angegebenen Änderungen, im wesentlichen dem aus dem Beispiel der DE-OS
2 704 797 und der US-PS 4 173 479 angegebenen Aufbau. Hierzu werden auf einen Träger
in der angegebenen Reihenfolge folgende Schichten aufgetragen.
[0042]
1. Rotempfindliche Schicht geringer Empfindlichkeit mit einem Blaugrünkuppler.
2. Eine Gelatinezwischenschicht.
3. Eine grünempfindliche Schicht geringer Empfindlichkeit. Die Schicht enthält eine
Silberbromidiodidemulsion vergleichsweise geringer Empfindlichkeit mit 7 Mol % Silberiodid
und ist grün sensibilisiert. Sie enthält weiter 1000 mg des Farbkupplers B dispergiert
in 1000 mg Trikresylphosphat und 35 mg der DIR-Verbindung 2.2 in 35 mg Trikresylphosphat
dispergiert. Der Silberauftrag beträgt 3,8 g.
4. Eine Gelatinezwischenschicht.
5. Eine rotempfindliche Schicht hoher Empfindlichkeit.
6. Eine Gelatinezwischenschicht,
7. Eine grünempfindliche Schicht hoher Empfindlichkeit. Die Schicht enthält eine Silberbromidiodidemulsion
hoher Empfindlichkeit mit 10 Mol % Iodid, die grün sensibilisiert ist. Sie enthält
weiterhin 250 mg des in 250 mg Trikresylphosphat dispergierten Farbkupplers B sowie
nach Maßgabe der folgenden Tabelle 4 gegebenenfalls eine DIR-Verbindung. Der Silberauftrag
beträgt 2,2 g.
8. Eine Gelatinezwischenschicht.
9. Eine Gelbfilterschicht aus kolloidalem Silber.
10. Eine blauempfindliche Schicht geringer Empfindlichkeit mit einem Gelbkuppler.
11. Eine blauempfindliche Schicht hoher Empfindlichkeit mit einem Gelbkuppler.
12. Eine Gelatineschutzschicht.
[0043] Proben derart aufgebauter Materialien werden hinter einem Stufenkeil belichtet und
der aus dem British Journal of Photography, 1974, Seite 597 beschriebenen Farbnegativverarbeitung
unterworfen. Hierbei werden die in folgender Tabelle 4 angegebenen Ergebnisse erhalten.

Empfindlichkeit und Körnigkeit sind wie in Beispiel 1 angegeben definiert. Tabelle
4 zeigt, daß auch bei Zusammenfassung von Teilschichten unterschiedlicher spektraler
Sensibilisierung nach ihrer Empfindlichkeit erfindungsgemäß die in Beispiel 1 angegebenen
Verbesserungen erhalten werden.
1. Fotografisches Aufzeichnungsmaterial mit mindestens einer empfindlicheren Silberhalogenidemulsionsschicht
I und einer vergleichsweise weniger empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht
II, die im gleichen Spektralbereich empfindlich sind und wobei den Schichten I und
II DIR-Verbindungen unterschiedlicher Reaktivität und Farbkuppler zugeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten
des Farbkupplers und der DIR-Verbindung in Schicht I größer ist als in Schicht II.
2. Fotografisches Aufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Verhältnis der effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten in Schicht I zwischen
2:1 und 20:1 liegt.
3. Fotografisches Farbaufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis der effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten in Schicht II
zwischen 0,03:1 und 6:1 liegt.
4. Fotografisches Farbaufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Kuppler und DIR-Verbindung in der ihnen zugeordneten Silberhalogenidemulsionsschicht
enthalten sind.
5. Fotografisches Farbaufzeichnungsmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß in der empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht I wenigstens eine DIR-Verbindung
folgender Formel enthalten ist

worin bedeuten
R einen gegebenenfalls substituierten Hydrocarbylrest,
Y -S- oder -NR2 worin R2 für Wasserstoff, einen gegebenenfalls substituierten Hydrocarbylrest, eine über ein
Ringkohlenstoffatom angeknüpfte heterocyclische Gruppe oder einen Elektronen anziehenden
Substituenten steht, und
X eine aliphatische Gruppe, eine aromatische Gruppe oder eine heterocyclische Gruppe,
die bei der Abspaltung mit dem Schwefelatom der Thioetherbrücke eine diffundierende,
die Entwicklung des Silberhalogenids inhibierende Mercaptoverbindung bildet.
6. Verfahren zur Herstellung eines fotografischen Bildes durch Entwicklung eines belichteten
Aufzeichnungsmaterials mit wenigstens einer vergleichsweise empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht
I und einer vergleichsweise weniger empfindlichen Silberhalogenidemulsionsschicht
II, die im gleichen Spektralbereich empfindlich sind, dadurch gekennzeichnet, daß
bei der Entwicklung den Schichten I und II Farbkuppler und DIR-Verbindungen zugeordnet
sind, wobei das Verhältnis der effektiven Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten des
Farbkupplers und der DIR-Verbindung bezüglich der Schicht I größer ist als bezüglich
der Schicht II.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Farbkuppler
in dem zur Entwicklung verwendeten Farbentwickler enthalten ist.
8. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der effektiven
Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten des Farbkupplers und der DIR-Verbindung bezüglich
Schicht I zwischen 2:1 und 20:1 und bezüglich Schicht II zwischen 0,03:1 und 6:1 liegt.