[0001] Die Erfindung betrifft einen Reparatur- und Montage-Wagen für kerntechnische Anlagen.
Diese Wagen sollen für strahlungsgefährdete Bereiche eingesetzt werden. Deshalb ist
zum Beispiel von der Kernforschungsanstalt Karlsruhe ein solcher Wagen entwickelt
worden, der vollständig durch Fernsteuerung betrieben wird. Der Wagen ist mit Hilfe
von Antriebsraupen zwar auch in schwierigem Gelände beweglich, seine Nutzungsmöglichkeiten
sind aber zum Beispiel dadurch begrenzt, daß das Bedienungspersonal nur eine eingeschränkte
Sicht insbesondere über Fernsehmonitore hat. Deshalb können nur relativ einfache Arbeiten
damit ausgeführt werden.
[0002] Die Erfindung geht dagegen von der Aufgabe aus, strahlungsgefährdete Komponenten,
zum Beispiel aus heißen Zellen in Wiederaufbereitungsanlagen ober Brennelementfabriken,
vor allem Rohrleitungen, Pumpen, Ventile, Filter usw. reparieren oder austauschen
zu können, ohne daß das Personal dabei durch eine Abschirmung zu stark behindert ist.
[0003] Die Lösung der vorgenannten Aufgabe besteht in der besonderen Ausbildung eines Reparatur-
und Montagewagens, und zwar so, daß auf einem fahrbaren Unterteil eine in der Höhenlage
verstellbare und vorzugsweise auch drehbare Plattform angeordnet ist, daß die Plattform
eine abgeschirmte Kabine trägt, die sich über einen Teil der Plattform erstreckt,
daß in der Wand der Kabine ein oder mehrere Manipulatoren angeordnet sind, deren Steuerglieder
in der Kabine liegen und deren Arbeitsglieder über den neben der Kabine liegenden
Teil der Plattform greifen. Damit können die meisten in kerntechnischen Anlagen anfallenden
Reparaturarbeiten direkt vor Ort vorgenommen werden, und zwar mit Hilfe bekannter
Manipulatoren unter unmittelbarer Beobachtung durch das Bedienungspersonal, das in
der abgeschirmten Kabine freibeweglich untergebracht ist.
[0004] Der Wagen kann vorteilhaft so ausgebildet werden, daß die Plattform einen Kran trägt.
Zum Beispiel kann der Kran auf oder an der Kabine sitzen, so daß deren Aufbau als
Tragstruktur genutzt wird. Mit Kran sind dabei auch andere Hebezeuge als solche mit
einem Ausleger gemeint.
[0005] Der Wagen kann ein angetriebenes Fahrwerk aufweisen, wobei dem Fahrwerk Steuerorgane
in der Kabine zugeordnet sind. Dabei ergibt sich ein einfaches Fahrwerk, wenn der
Weg des Wagens den Umständen entsprechend durch Schienen vorgegeben ist. Der erfindungsgemäße
Wagen kann aber durchaus auch mit lenkbaren Rädern oder, wie der bekannte Wagen, mit
Raupen ausgerüstet werden.
[0006] Zweckmäßigerweise ist dem Wagen eine Schleuse zum Betreten der Kabine zugeordnet.
Damit kann man erreichen, daß das in strahlengefährdeter Umgebung stehende Fahrzeug
vom Bedienungspersonal ohne Belastung durch die Umgebungsatmosphäre des Wagens betreten
werden kann. Außerdem sollte die Kabine mit Sauerstoff-Flaschen mit Atemschutz ausgerüstet
sein, um für den Fall, daß die strahlenfreie Luftversorgung der Kabine ausfällt, eine
Überbrückungsmöglichkeit bis zum Aussteigen des Personals zu haben.
[0007] Für Arbeiten, die größere Kräfte erfordern, ist es günstig, wenn äußere Greiforgane
zur Verankerung in einer Arbeitsstellung vorgesehen sind. Damit wird ein Widerlager
geschaffen, so daß der Wagen selbst relativ leicht ausgebildet werden kann.
[0008] Der neue Wagen kann in dem Unterteil Fahr-, Hub- und Drehantriebe integriert enthalten.
Die höhenverstellbare Plattform sollte bis zur Oberkante von Gestellen reichen, in
denen reparaturanfällige Komponenten behandelt werden müssen.
[0009] Die Abschirmwände der Kabine sollten großflächig durchsichtig sein, vorzugsweise
in Form ein- oder mehrlagiger Bleiglasfenster.
[0010] Die Manipulatoren können mit verschiedenen austauschbaren Werkzeugen versehen sein.
Im Prinzip sind sie so ausgebildet, wie dies aus heißen Zellen bekannt ist, sie arbeiten
also vorzugsweise als master-slave-Manipulatoren mit Druckmittelunterstützung.
[0011] Zur näheren Erläuterung der Erfindung wird anhand der Zeichnung ein vereinfachtes
Ausführungsbeispiel beschrieben. Dabei zeigt die Fig. 1 den Grundriß einer Wiederaufbereitungsanlage,
die Fig. 2 ist ein Vertikalschnitt durch die Anlage. In Fig. 3 ist in einem Vertikalschnitt
mit vergrößertem Maßstab ein Teil des Wagens dargestellt.
[0012] Das in Fig. 1 ersichtliche Betongebäude 1 gehört zu einer Wiederaufbereitungsanlage
für Brennelemente. Dabei sind die in dem Raum 2 untergebrachten Komponenten in Gestellen
3 angeordnet, die zu beiden Seiten eines Mittelganges 4 längs der Wände 5 und 6 aufgestellt
sind. Die Gestelle umfassen zum Beispiel Behälter, Rohrleitungen und Ventile zum Auflösen
der abgebrannten Brennelemente und zur chemischen Behandlung der überwiegend flüssigen
Stoffe. Dabei zeigt die Fig. 2, daß die Gestelle 3 sich etwa in halber Höhe nach oben
zu verjüngen. Damit ist die Zugänglichkeit für einen Wagen 10 verbessert, der im Gang
4 auf strichpunktiert dargestellten Schienen 11 längs der Gestelle 3 bewegbar ist.
In Fig. 1 ist der Wagen 10 in der Endstellung dargestellt, in der er mit einer Personalschleuse
14 in Verbindung steht. Durch Dichtungen 15 ist für einen gasdichten Anschluß zwischen
dem Wagen 10 und der Schleuse 14 gesorgt.
[0013] Der Wagen 10 umfaßt ein Unterteil 20, das mit Rädern 21 auf den Schienen 11 läuft.
Die Räder werden von einem nicht dargestellten Antrieb betätigt, dessen Steuerorgane
in einer Kabine 23 mit abgeschirmten Wänden 24 untergebracht sind. Die Kabine 23 sitzt
auf einer Plattform 25, die auf dem Unterteil 20 angeordnet ist. Die Plattform 25
ist einmal um die strichpunktiert angedeutete Achse 26 verdrehbar, wie durch den Pfeil
27 dargestellt ist. Ferner ist die Plattform 25 höhenverstellbar. In Fig. 2 ist die
höchste Stellung bei 30 strichpunktiert dargestellt.
[0014] Die Kabine 23 besteht aus Abschirmmaterial. Sie bedeckt, wie die Fig. 1 zeigt, nur
etwas mehr als die Hälfte der Plattform 25. Deshalb gibt es einen neben der Kabine
23 liegenden Bereich 32, der als Arbeitsplattform anzusehen ist. Die dieser Arbeitsplattform
zugekehrte Wand ist mit abschirmenden Bleiglasfenstern 34 gut einsehbar.
[0015] Dort sitzen verschiedene Manipulatoren, zum Beispiel 35, 36 und 37, die vom Inneren
der Kabine 23 aus zum Beispiel mit dem Master-Gerät 40 bedient werden können, so daß
die von den Manipulatoren gehaltenen Werkzeuge 41, 42 und 43 die in der Fig. 3 durch
die Pfeile angedeuteten Bewegungen ausführen. Sie bestreichen dabei alle mindestens
den Bereich 32 der Plattform. Einzelne greifen aber auch darüber hinaus.
[0016] Die Fig. 3 läßt noch erkennen, daß auf der Oberseite 45 der Kabine 23 ein Hebezeug
46 angeordnet ist, dessen Hubwerk 47 einen Kranhaken 48 trägt und am Ende eines Teleskoparmes
50 sitzt, der in Richtung des Pfeiles 51 verstellbar ist.
[0017] In dem in Fig. 1 mit 54 bezeichneten seitlichen Bereich neben der Kabine 23 ist eine
Ablagefläche mit Kästen 55 vorgesehen. Dort können auswechselbare Werkzeuge deponiert
werden, mit denen die Manipulatoren bei Bedarf auszustatten sind.
[0018] Für das Arbeiten an einzelnen Gestellen 3 kann der Wagen 10 mit Haken 57 an diesen
verankert werden. Solche Greiforgane ergeben eine größere Standfestigkeit für die
Aufbringung von Kräften, zum Beispiel zum Lösen von Muttern oder zum Sägen oder Biegen
von Rohrleitungen, so daß der Wagen selbst relativ leicht ausgeführt werden kann.
[0019] In Fig.1 ist noch angedeutet,daß ein Gestell 3 mit einer an der Decke des Raumes
2 gelegenen Laufkatze 58 für Reparaturarbeiten aus der Grundposition in die Stellung
3a im Gang 4 gesetzt worden ist. Dies ergibt die Möglichkeit, von der Seite her in
das Gestell zu greifen. Für diese Arbeiten wird die Plattform 25 in Richtung des Pfeiles
27 gedreht, so daß die Manipulatoren 35, 36 und 37 optimal eingesetzt werden können.
[0020] Die Vorderseite der Kabine 23 ist noch mit einer Düsenöffnung 60 versehen, die in
zwei zueinander senkrechten Ebenen geschwenkt werden kann, wie dies durch die Pfeile
61 und 62 angedeutet ist. Damit kann ohne direkten Personaleinsatz ein Strahl dekontaminierender
Flüssigkeit auf Komponenten gerichtet werden, so daß kontaminierende Abfälle aus dem
Raum 2 ausgeschwemmt werden können.
1. Reparatur- und Montage-Wagen für kerntechnische Anlagen, dadurch gekennzeichnet,
daß auf einem fahrbaren Unterteil (20) eine in der Höhenlage verstellbare und vorzugsweise
auch drehbare Plattform (25) angeordnet ist, daß die Plattform (25) eine abgeschirmte
Kabine (23) trägt, die sich über einen Teil der Plattform (25) erstreckt, daß in der
Wand (24) der Kabine (23) ein oder mehrere Manipulatoren (35, 36, 37) angeordnet sind,
deren Steuerglieder (40) in der Kabine (23) liegen und deren Arbeitsglieder über den
neben der Kabine liegenden Teil (32) der Plattform (25) greifen.
2. Wagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Plattform (25) einen Kran
(46) trägt.
3. Wagen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kran (46) auf oder an der
Kabine (23) sitzt.
4. Wagen nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Wagen (10) ein
angetriebenes Fahrwerk (21) aufweist und daß dem Fahrwerk (21) Steuerorgane in der
Kabine zugeordnet sind.
5. Wagen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem Wagen (10)
eine Schleuse (14) zum Betreten der Kabine (23) zugeordnet ist.
6. Wagen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß äußere Greiforgane
(57) zur Verankerung in einer Arbeitsstellung vorgesehen sind.