[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verankern eines Ankers im Erdreich mittels
Bodengefrieren. Zum Aufnehmen von Zug- oder Schubkräften bei Erdbauarbeiten dienen
häufig Anker oder Dübel, die im Erdreich verankert sind. Soll beispielsweise im Erdreich
eine Spundwand errichtet werden und ist ein Einrütteln oder ein Rammen der einzelnen
Spundwandbohlen wegen der damit verbundenen Erschütterungen nicht möglich, so ist
es erforderlich, die Spundwandbohlen in das Erdreich einzudrücken. Die dabei auftretenden
Zugkräfte werden von Ankern aufgenommen.
[0002] Es ist bekannt, Anker oder Dübel durch Verpressen im Erdreich zu verankern. Dazu
wird der Anker an der vorgesehenen Stelle ins Erdreich eingebracht und durch das Rohrinnere
des als Hohlrohr ausgebildeten Ankers Beton in das Erdreich eingepreßt. Um das Ankerende
bildet sich ein Betonklotz,durch den ein sicherer Halt des Ankers im Erdreich gewährleistet
ist. Dieser Betonklotz verbleibt im Erdreich. Nachteilig ist hierbei, daß der Betonklotz
als Störkörper wirkt, da Spannungen im Boden in anderer Weise abgebaut werden als
ohne Betonklotz.
[0003] Bei einer anderen bekannten Methode kann ein Anker temporär im Erdreich fixiert werden
ohne daß ein störender Körper im Erdreich verbleibt. Dabei wird der Baugrund um die
ins Erdreich eingebrachten Anker vereist, indem dem Baugrund Wärme entzogen wird.
Nachdem der Anker seine Funktion erfüllt hat, wird dem Baugrund keine Wärme mehr entzogen,
so daß die Vereisung aufgehoben wird und sich der Frostkörper zurückbildet. Der Nachteil
dieses Verfahrens ist, daß zusätzlich zu den Ankern Gefrierrohre um die Anker angeordnet
wurden, über die ein Kühlmittel in Wärmetausch mit dem Baugrund gebracht wird. Für
jedes Gefrierrohr ist eine Bohrung vorzunehmen, so daß dieses Verfahren sehr aufwendig
und teuer ist.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art zu entwickeln, mit dem ein Anker auf einfache und kostengünstige Weise sicher
im Erdreich verankert werden kann.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß nach dem Einbringen des Ankers
in das Erdreich ein tiefkaltes Fluid über den Anker in Wärmetausch mit dem den Anker
umgebenden Erdreich gebracht wird.
[0006] Erfindungsgemäß wird dem den Anker umgebenden Erdreich Wärme nicht über Gefrierrohre
sondern direkt über den Anker entzogen. Der Anker wirkt praktisch selbst als Gefrierrohr.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren erübrigt sich die Verwendung von zusätzlichen Gefrierrohren,
so daß auch zusätzliche Gefrierlochbohrungen eingespart werden können. Allein aus
diesem Grund ist das erfindungsgemäße Verfahren kostengünstiper als herkömmliche Verfahren.
Darüber hinaus sind beim erfindungsgemäßen Verfahren geringere Kühlmittelmengen erforderlich
als beim herkömmlichen Verfahren. Da der als Gefrierrohr wirkende Anker im Zentrum
des sich bildenden Frostkörpers sitzt, reicht ein Frostkörper kleineren Volumens aus,
als beim konventionellen Verfahren. Bei diesen bildet sich der Frostkörper zunächst
um ein Gefrierrohr. Anschließend wächst der Frostkörper in den Bereich des Ankers
hinein und schließlich über diesen hinaus.
[0007] Grundsätzlich ist es möglich, das tiefkalte Fluid in direkten Wärmetausch mit dem
den Anker umgebenden Erdreich zu bringen. Dies könnte z.B. über einen als Hohlrohr
ausgebildeten Anker, der zumindest an seinem unteren Ende öffnungen besitzt, geschehen.
Dabei ist aber die Verwendung eines umweltfreundlichen Kühlmittels erforderlich. Weiterhin
ist nicht gewährleistet, daß sich das Kühlmittel in alle Richtungen gleichmäßig ausbreitet.
Somit ist auch der Wärmeentzug ungleichmäßig, so daß sich ein Frostkörper ausbilden
kann, der eine von der rotationssymmetrischen Form stark abweichende Form besitzt.
Ein Anker mit einem derartigen Frostkörper kann daher nur mit geringeren Zugkräften
belastet werden, als ein Anker, um den sich ein weitgehend rotationssymmetrischer
Frostkörper gebildet hat.
[0008] In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens wird daher das tiefkalte
Fluid in indirekten Wärmetausch mit dem Erdreich gebracht, in dem das tiefkalte Fluid
in den Innenraum des als Gefrierrohr ausgebildeten Ankers eingeleitet und nach dem
Wärmetausch mit dem umgebenden Erdreich aus dem Innenraum abgezogen wird.
[0009] Durch den indirekten Wärmetausch des Kühlmittels mit dem den Anker umgebenden Erdreich
wird ein in alle Richtungen gleichmäßiger Wärmeentzug bewirkt, der zu einer konzentrischen
Frostkörperbildung um den Anker, d.h. einer optimalen Geometrie des Frostkörpers führt.
Ein nach diesem Verfahren verankerter Anker kann - bezogen auf die eingesetzte Kühlmittelmenge
- maximal belastet werden. Aufgrund des erfindungsgemäßen Verfahrensmerkmals, daß
der Frostkörper um den Anker gebildet wird, wird eine höchstmögliche Festigkeit des
Frostkörpers am Anker sowie eine höchstmögliche Anbindung des Frostkörpers an den Anker
erzielt.
[0010] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird als tiefkaltes Fluid ein verflüssigtes Gas, insbesondere verflüssigter Stickstoff,
verwendet. Wegen ihrer niedrigen Siedetemperaturen können durchdiese Gase dem Erdreich
erhebliche Wärmemengen entzogen werden. Ein besonders geeignetes tiefsiedendes verflüssigtes
Gas ist flüssiger Stickstoff, da dieser billig ist, wegen seines tiefen Siedepunktes
für eine rasche Abkühlung sorgt und darüber hinaus einfach zu handhaben ist. Es kann
auch eine Sole als tiefkaltes Fluid eingesetzt werden.
[0011] In einer zur Durchführung des Verfahrens geeigneten Vorrichtung mit einem Anker sowie
einer Vorrichtung zur Zuführung von tiefkaltem Fluid zum Anker ist vorteilhafterweise
der Anker als Hohlrohr mit geschlossenem Rohrboden ausgebildet, wobei im Innenraum
koaxial und mit Abstand zum Hohrohr ein Fallrohr angeordnet ist, in das eine an einen
Vorratsbehälter für tiefkaltes Fluid angeschlossene Zufuhrleitung mündet und wobei
der Innenraum wenigstens einen Ausgang für das tiefkalte Fluid besitzt.
[0012] Mit dieser Vorrichtung wird ein indirekter Wärmetausch bewirkt. Kühlmittel aus dem
Vorratsbehälter strömt über das Fallrohr zum Boden des Ankers. Das Kühlmittel erwärmt
sich nun beim Wärmetausch und steigt in dem aus Fallrohr und Ankerrohr gebildeten
Ringraum auf, ehe es den Ankerinnenraum über den Ausgang verläßt. Durch diese Kältemit-
. telführung wird das Kältemittel ohne wesentliche Erwärmung dem Ankerboden zugeführt.
Daher bildet sich der Frostkörper im Bereich des Ankerbodens am schnellsten. Der Frostkörper,
der sich um ein mit Fallrohr ausgerüsteten Anker bildet, ist daher birnenförmig.
[0013] Wird das Innenrohr gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens
auf wenigstens einem Teil seiner Länge mit einer wärmedämmenden Schicht ausgerüstet,
so wird das Kühlmittel stets mit einer konstant tiefen Temperatur in den zu gefrierenden
Boden gebracht und auf den Transport im wesentlichen nicht erwärmt, so daß sich die
Gefrierzeit verringert. Aus diesem Grund sinkt auch der Verbrauch an gekühltem Fluid
und damit der Energiebedarf, der für die Kühlung des Fluids aufzuwenden ist. Eine
weitere Reduzierung des Energieverbrauchs ist darauf zurückzuführen, daß die erfindungsgemäße
Vorrichtung eine Abkühlung, insbesondere eine Vereisung nur der Bodenbereich ermöglicht,
deren Kühlung für die Verankerung tatsächlich wichtig ist. Zudem ist eine gezielte
Regelung möglich. Bei einer Kühlmittelzufuhr durch das Innenrohr kann beispielsweise
ein Temperaturmeßfühler innerhalb des Ankerrohres an einer frei wählbaren Stelle positioniert
werden. Anhand der Temperaturmeßwerte wird dann die Zugabe des Kühlmittels so gesteuert,
daß das Kühlmittel an der Stelle des Temperaturmeßfühlers stets eine konstante Temperatur
besitzt. Dies bedeutet, daß sich das Kühlmittel immer um eine konstante Temperaturdifferenz
erwärmt und die Kühlkapazität des Kühlmittels folglich mit einem stets konstanten
Grad genutzt wird.
[0014] Zusammenfassend ist festzustellen, daß das erfindungsgemäße Verfahren Einsparungen
beim Kühlmittelverbrauch sowie Materialeinsparungen ermöglicht. Die Handhabung einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung ist leichter als die bei herkömmlichen Vorrichtungen.
Aufgrund der erfindungsgemäßen Frostkörperbildung und Frostkörperform ergeben sich
höhere Frostkörperfestigkeiten. Außerdem wird die Krafteintragungsstrecke besser als
bisher genutzt.
[0015] Im folgenden soll anhand schematischer Skizzen ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung erläutert werden:
Es zeigen:
Figur 1 eine Ausführungsform eines Ankers für das erfindungsgemäße Verfahren
Figur 2 eine weitere Ausführungsform.
[0016] In Figur 1 ist ein ins Erdreich bereits eingebrachter Anker 1 dargestellt, der je
nach den aufzunehmenden Zugkräften dimensioniert ist. Anker 1 ist als Hohlrohr ausgebildet
und an einem Widerlager 14 befestigt. Im Innenraum des Hohlrohres ist ein Fallrohr
2 koaxial und mit Abstand zum Anker-Hohlrohr angeordnet. Fallrohr 2 ist auf seiner
Außenseite mit einer wärmedämmenden Schicht 3 versehen. Das Fallrohr reicht bis in
den Bereich des Ankerbodens 4. An den Fallrohrkopf ist eine Zufuhrleitung 5 mit einem
Regelventil 6 angeschlossen. über die Zufuhrleitung 5 kann Kühlmittel aus einem Vorratsbehälter
7 entnommen und in das Fallrohr 2 eingeleitet werden. über einen Ausgang 8 verläßt
das Kühlmittel den Anker 1. Im Bereich des Ausgangs 8 ist ein an eine Regeleinheit
9 angeschlossener Temperaturmesser 10 angeordnet. Anhand des gemessenen Temperaturwertes
und eines Vergleichs dieses Istwertes mit einem Sollwert in der Regeleinheit 9 wird
ein auf das Regelventil 6 wirkendes Korrektursignal produziert, so daß die Durchflußmenge
durch das Regelventil 6 im Sinn einer Angleichung des Istwertes an den Sollwert geändert
wird.
[0017] An der Außenseite eines Ankers können Stabilisatoren befestigt sein, die gemäß Figur
1 stiftförmig sind, die aber auch flächig ausgebildet sein können. Gemäß Figur 2 ist
auf der Außenseite des Ankers ein schraubenförmig gewundenes, angeschweißtes Blech
befestigt. Diese Ausführungsform hat den Vorteil, daß der Anker durch eine Schraubbewegung
in das Erdreich eingebracht werden kann. Die in Figur 1 und in Figur 2 dargestellten
Stabilisatoren dienen einerseits dazu, dem Erdreich rasch Wärme entziehen zu können
und andererseits dazu, den Sitz des Ankers imFrostkörperzu stabilisieren.
[0018] Im Ausführungsbeispiel soll flüssiger Stickstoff als Kühlmittel dienen. über das
isolierte Fallrohr 2 erreicht der flüssige Stickstoff den Ankerboden 4, verdampft
in diesem Bereich und strömt gasförmig im Ringraum 11 zum Ausgang 8. Der Wärmefluß
von flüssigem Stickstoff, der durch das Fallrohr zum Ankerboden strömt, auf gasförmigen
Stickstoff, der im Ringraum zurückströmt, wird weitgehend unterdrückt. Auf diese Weise
werden dem Erdreich im Bereich des Ankerbodens erhebliche Wärmemengen entzogen.
[0019] Je höher der gasförmige Stickstoff im Ringraum steigt, desto höher ist seine Temperatur
und desto geringere Wärmemengen werden dem umgebenden Erdreich entzogen. Auf diese
Weise bildet sich ein birnenförmiger Frostkörper, dessen Größe und Form jedoch über
die Regelung bestimmt werden kann.
1. Verfahren zum Verankern eines Ankers im Erdreich mittels Bodengefrieren, dadurch
gekennzeichnet, daß nach dem Einbringen des Ankers in das Erdreich ein tiefkaltes
Fluid über den Anker in Wärmetausch mit dem den Anker umgebenden Erdreich gebracht
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das tiefkalte Fluid in indirekten
Wärmetausch mit dem Erdreich gebracht wird, in dem das tiefkalte Fluid in den Innenraum
des als Gefrierrohr ausgebildeten Ankers eingeleitet und nach dem Wärmetausch mit
dem umgebenden Erdreich aus dem Innenraum abgezogen wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als tiefkaltes
Fluid ein verflüssigtes Gas, insbesondere verflüssigter Stickstoff verwendet wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem Ansprüche 1 bis 3 mit einem
Anker sowie einer Vorrichtung zur Zuführung von tiefkaltem Fluid zum Anker, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anker (1) als Hohlrohr mit geschlossenem Rohrboden (4) ausgebildet
ist, wobei im Innenraum koaxial und mit Abstand zum Hohlrohr ein Fallrohr (2) angeordnet
ist, in das eine an einen Vorratsbehälter (7) für tiefkaltes Fluid angeschlossene
Zufuhrleitung (5) mündet und wobei der Innenraum wenigstens einen Ausgang (8) für
das tiefkalte Fluid besitzt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Innenrohr (2) auf
wenigstens einem Teil seiner Länge mit einer wärmedämmenden Schicht (3) ausgerüstet
ist.