[0001] Die Erfindung betrifft eine Treibladungshülse nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Zur Reduzierung des Totlastanteils, insbesondere bei patronierter Muntion, ist es
aus US-PS 2,991,168 bereits bekannt, die Treibladungshülse zumindest teilweise aus
einem verbrennbaren Material herzustellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen, vollständig
aus Metall bestehenden Treibladungshülsen, umfaßt eine solche Hülse höchstens noch
einen ggf. wiederverwendbaren Hülsenboden aus Metall. Die Herstellung der verbrennbaren
Hülsenteile erfolgt jedoch in einem komplexen, mehrschrittigen und daher teuren Verfahren
und ergibt zudem einen Hülsenwerkstoff mit einer unbefriedigenden mechanischen Festigkeit.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Treibladungshülse anzugeben, die besonders
einfach herstellbar ist und die daher die Laborierung von Treibladungen, insbesondere
auch die Laborierung von patronierter Munition stark vereinfacht und verbilligt.
[0004] Diese Aufgabe wird durch die in Patentanspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.
[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen
hervor.
[0006] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Dabei
zeigt:
Fig. 1: eine großkalibrige patronierte Munition in Seitenansicht;
Fig. 2: einen Querschnitt durch einen Teil der Treibladungshülse;
Fig. 3: einen Querschnitt durch ein weiteres Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäß
ausgebildeten Treibladungshülse.
Fig. 4: einen Querschnitt durch eine modulartig ausgestaltete Treibladung.
[0007] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung in einer Seitenansicht eine großkalibrige
patronierte Munition 10 mit einem Geschoß 12, einem aus Metall bestehenden Hülsenboden
13 und einer verbrennbaren Hülse 11 sowie einer aus einem elastischen Material bestehenden
Liderung 14. Erfindungsgemäß besteht die Treibladungshülse 11 aus einer verbrennbaren
Kunststoffolie 20, die das in Fig. 1 nicht sichtbare Treibladungspulver mantelförmig
umhüllt und die einerseits mit dem Geschoß 12 und andererseits mit dem Hülsenboden
13 fest verbunden ist.
[0008] Besonders vorteilhaft ist die Kunststoffolie 20 als Schrumpffolie ausgeführt, die
unter Wärmeeinfluß stark schrumpft, dabei das eingehüllte Treibladungspulver stark
zusammenpreßt und auf diese Weise für eine hervorragende mechanische Festigkeit des
Treibladungsaufbaus sorgt. Im Vergleich zu einem locker eingefüllten Pulver ist dadurch
auch eine wesentlich größere Ladedichte zu erreichen, die innenballistische Vorteile
bringt. In einem weiteren weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung wird eine im
Bereich der Nahrungsmittelverpackung an sich bekannte Methode angewendet, indem nach
Einhüllung des
[0009] Treibladungspulvers mit der Folie 20 durch Anschluß einer Vakuumpumpe Luft abgesaugt
wird. Auch dadurch legt sich die Folie 20 eng an das eingehüllte Treibladungspulver
an, wodurch ein ähnlich stabiler Aufbau entsteht, wie bei Verwendung einer Schrumpffolie.
[0010] Als weitere Laboriermöglichkeit bietet sich ein Einpressen des Treibladungspulvers
in die aus einer Kunststoffolie 20 bestehende Treibladungshülse 11 an. Dazu wird die
Treibladungshülse 11 zweckmäßig in eine Preßform eingebracht, an deren Innenwandung
sie sich während des Füllvorgangs abstützt. Auch bei dieser Laborierungsart läßt sich
eine höhere Ladedichte, verbunden mit einer Verbesserung der mechanischen Stabilität
des Treibladungsaufbaues erreichen.
[0011] Besonders gut geeignet sind Kunststoffolien, die durch Sauerstoffträger auf ein gewünschtes
Abbrandverhalten eingestellt sind. Beispielsweise eignen sich Kunststoffolien aus
Polyäthylen, Polyurethan, Polyisobutylen, Polybutadien sowie Polysulfiden.
[0012] Als Sauerstoffträger sind besonders gut geeignet Lithiumnitrat, Lithiumchlorat, Natriumnitrat,
Natriumperchlorat, Kaliumnitrat, Kaliumperchlorat, Ammonnitrat, Ammonperchlorat, Ammonchlorat,
Hydrazinnitrat, sowie organische Peroxide, insbesondere Dibenzolperoxid, Nitrylperchlorat,
Hexanitroäthan.
[0013] Auch kombinierte Sauerstoffträger, wie beispielsweise Bor/ Kaliumnitrat, Zirkon/Bariumnitrat
sowie Mischungen der Metalle Magnesium, Bor und Aluminium mit den vorstehend genannten
Oxidatoren sind für die Treibladungshülse besonders geeignet.
[0014] Von den vorgenannten organischen Peroxiden und den kombinierten Sauerstoffträgern
können bis zu 50 %, am zweckmä- ßigsten zwischen 10 bis 20 %, in der Kunststoffolie
enthalten sein.
[0015] Falls erforderlich, kann in einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung die
Stabilität der Treibladungshülse noch dadurch vergrößert werden, daß die Kunststoffolie
20, wie das in Fig. 3 gezeigte Querschnittsbild einer Treibladungshülse 11 zeigt,
mit einer äußeren Beschichtung 21' aus Polyurethan bedeckt wird. Um die Verbrennbarkeit
auch dieser äußeren Schicht l' zu steigern, wird diese zweckmäßig mit einer Mischung
aus z. B. Bor-Kaliumnitrat oder anderen vorgenannten Sauerstoffträgern versetzt.
[0016] Wenngleich die Erfindung vorstehend hauptsächlich anhand einer großkalibrigen Patronenmunition
erläutet worden ist, läßt sie sich mit gleich gutem Erfolg und entsprechenden Einsparungsmöglichkeiten
auch bei kleinkalibriger Munition und zur Umhüllung von Treibladungen für Artilleriegeschosse
einsetzen.
[0017] Abgesehen von der stark vereinfachten Herstellung bietet die Erfindung auch noch
weitere Vorteile, da durch Auswahl gas- und feuchtigkeitsdichter Folienmaterialien
die Lagerfähigkeit laborierter Treibladungen gesteigert werden kann.
[0018] Bei Verwendung durchsichtiger Folien oder zumindest teilweise durchsichtiger Folien
ist es zudem möglich, den Zustand der laborierten Treibladung ohne Zerstörung der
Treibladungshülse zu überprüfen.
[0019] In einem Ausführungsbeispiel der Erfindung wird patronierte Munition (Fig. 1) mit
der erfindungsgemäß als Folie 20 ausgestalteten Treibladungshülse 11 ausgestattet.
Die Folie 20 liegt dazu in Form eines Schlauchs vor, der einerseits am Heck des Geschosses
12 und andererseits am Hülsenboden 13 befestigt ist. Diese Befestigungen können vorzugsweise
durch Kleben oder Verschweißen, ggf. auch durch Verschrauben, Verspritzen oder durch
einen Schrumpfsitz der Folie herbeigeführt werden. Ggf. läßt sich gleichzeitig mit
der Befestigung der Folie 20 am Hülsenboden 13 die Liderung 14 anbringen. Im Anschluß
daran kann die Treibladung in die Treibladungshülse 11 eingebracht werden. Schüttpulver
läßt sich zweckmäßig durch die im Hülsenboden 13 vorgesehene Öffnung für den Treibladungsanzünder
einfüllen, während Röhrenpulver vor der Befestigung des Hülsenbodens 13 in die Treibladungshülse
11 einzufüllen ist. Anschließend wird die Treibladungshülse 11 geschrumpft bzw. evakuiert.
Beim Evakuieren kann wiederum die Öffnung des Treibladungsanzünders zum Absaugen der
Luft verwendet werden.
[0020] Im Vergleich zu herkömmlichen, aus Metall bestehenden Treibladungshülsen zeigt die
durch Schrumpfen bzw. Evakuieren fertiggestellte Treibladungshülse 11 eine stark unregelmäßige
äußere Form. Dies erweist sich jedoch innenballistisch als Vorteil, da hierdurch die
Verbrennung der Folie 20 erleichtert wird.
[0021] Ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand von Fig. 4 erläutert.
Hierbei handelt es sich um eine modulartig aufgebaute Treibladung 40, bei der Treibladungsanteile
43 portionsweise voneinander getrennt in einem Schrumpfschlauch 42 angeordnet sind.
Die Treibladungsportionen 43 sind wiederum in einer ebenfalls aus Kunststoffolie bestehenden
äußeren Hülle 41 untergebracht.
[0022] Je nach Bedarf sind alle in einer Hülle 41 angeordneten Treibladungen 43 gleichzeitig
zu verwenden oder nur teilweise. Dazu ist die äußere Hülle 41 leicht aufreißbar ausgebildet,
so daß eine beliebige Anzahl nicht benötigter Treibladungen 43 herausgenommen werden
kann. Um die Trennung voneinander zu erleichtern, sind die Verbindungsstücke 44 zwischen
den die Treibladungen 43 einhüllenden Folienhüllen perforiert und damit leicht abtrennbar.
[0023] Um die Handhabbarkeit derartiger Treibladungen, insbesondere im Hinblick auf die
auszuwählende Treibladungsmenge zu erleichtern, können die die Treibladungen 43 einhüllenden
Schlauchstücke 42 zweckmäßig mit unterschiedlichen Farben und/oder einem Aufdruck,
z. B. einer Zahlenangabe gekennzeichnet sein.
[0024] Selbstverständlich ist es - analog zu der in Fig. 1 beschriebenen patronierten Munition
- auch bei getrennten Ladungen möglich, eine besondere, etwa einem Treibladungsraum
angepaßte Formgebung der aus Folie bestehenden Treibladungshülse zu erreichen. Auf
einfachste Weise gelingt dies dadurch, daß man die Folie für den Abfüllvorgang in
eine dem Ladungsraum angepaßte Form einbringt.
1. Treibladungshülse für das Treibladungspulver von Artilleriemunition oder die Treibladung
patronierter Munition, dadurch gekennzeichnet , daß die Treibladungshülse (11) aus
einer Kunststoffolie (20) besteht.
2. Treibladungshülse nach Anspruch 1, dadurch ge-kennzeichnet, daß die Kunststoffolie
(20) als Schrumpffolie ausgebildet ist.
3. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 und 2, da-durch gekennzeichnet, daß
die Kunststoffolie (20) mit einer äußeren Beschichtung (21') aus Polyurethan bedeckt
ist.
4. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da-durch gekennzeichnet , daß
die Folie (20) zumindest teilweise durchsichtig ausgebildet ist.
5. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Folie (20) aus Polyäthylen, Polyurethan, Polyisobutylen, Polybutadien oder Polysulfid
besteht.
6. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kunststoffolie (20) und/oder deren äußere Beschichtung (21') einen oder mehrere
der nachfolgend aufgeführten Stoffe als Sauerstoffträger enthalten: . Lithiumnitrat,
Lithiumchlorat, Natriumnitrat, Natriumperchlorat, Kaliumnitrat, Kaliumperchlorat,
Ammonnitrat, Ammonperchlorat, Ammonchlorat, Hydrazinnitrat, organische Peroxide, wie
insbesondere Dibenzolperoxid, Nitrylperchlorat, Hexanitroäthan, Bohr/Kaliumnitrat,
Zirkon/Bariumnitrat, Mischungen der Metalle Magnesium, Bor und Aluminium mit den vorstehend
genannten Sauerstoffträgern.
7. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet , daß
in der Kunststoffolie (20) max. 50 %, vorzugsweise 10 bis 20 % an Sauerstoffträgern
enthalten sind.
8. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
portionsweise abgemessene Treibladungen (43) räumlich voneinander getrennt in einem
aus Folie bestehenden Schrumpfschlauch (42) angeordnet sind und daß die Verbindungsstücke
(44) zwischen den die Treibladungen (43) einhüllenden Folienstücken, beispielsweise
perfoforiert und damit leicht abtrennbar ausgebildet sind.
9. Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 8,. dadurch gekennzeichnet, daß
die Treibladungsportionen (43) in einer ebenfalls aus Kunststoffolie bestehenden äußeren
Hülle (41) angeordnet sind.
10.Treibladungshülse nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet , daß
die die Treibladungen (43) umhüllende Folie mit einer Farbgebung oder einem Aufdruck
gekennzeichnet ist.