[0001] Verfahren zur elektrochemischen Aufrauhung von Aluminium für Druckplattenträger in
einem wäßrigen Mischelektrolyten
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrochemischen Aufrauhung von Aluminium
für Druckplattenträger, das mit Wechselstrom in einem wäßrigen Mischelektrolyten durchgeführt
wird.
[0003] Druckplatten (mit diesem Begriff sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung Offsetdruckplatten
gemeint) bestehen in der Regel aus einem Träger und mindestens einer auf diesem angeordneten
strahlungs(licht)empfindlichen Reproduktionsschicht, wobei diese Schicht entweder
vom Verbraucher (bei nicht-vorbeschichteten Platten) oder vom industriellen Hersteller
(bei vorbeschichteten Platten) auf den Schichtträger aufgebracht wird. Als Schichtträgermaterial
hat sich auf dem Druckplattengebiet Aluminium oder eine seiner Legierungen durchgesetzt.
Diese Schichtträger können prinzipiell auch ohne eine modifizierende Vorbehandlung
eingesetzt werden, sie werden im allgemeinen jedoch in bzw. auf der Oberfläche modifiziert,
beispielsweise durch eine mechanische, chemische und/oder elektrochemische Aufrauhung
(im Schrifttum gelegentlich auch Körnung oder Ätzung genannt), eine chemische oder
elektrochemische Oxidation und/oder eine Behandlung mit Hydrophilierungsmitteln. In
den modernen kontinuierlicharbeitenden Hochgeschwindigkeitsanlagen der Hersteller
von Druckplattenträgern und/oder vorbeschichteten Druckplatten wird oftmals eine Kombination
der genannten Modifizierungsarten angewandt, insbesondere eine Kombination aus elektrochemischer
Aufrauhung und anodischer Oxidation, gegebenenfalls mit einer nachfolgenden Hydrophilierungsstufe.
Das Aufrauhen wird beispielsweise in wäßrigen Säuren wie wäßrigen HCl- oder HN0
3-Lösungen oder in wäßrigen Salzlösungen wie wäßrigen NaCl- oder Al(NO
3)
3-Lösungen unter Einsatz von Wechselstrom durchgeführt. Die so erzielbaren Rauhtiefen
(angegeben beispielsweise als mittlere Rauhtiefen R
z) der aufgerauhten Oberfläche liegen im Bereich von etwa 1 bis 15 µm, insbesondere
im Bereich von 2 bis 8 µm. Die Rauhtiefe wird nach DIN 4768 in der Fassung vom Oktober
1970 ermittelt, die Rauhtiefe R
z ist dann das arithmetische Mittel aus den Einzelrauhtiefen fünf aneinandergrenzender
Einzelmeßstrecken.
[0004] Die Aufrauhung wird u. a. deshalb durchgeführt, um die Haftung der Reproduktionsschicht
auf dem Schichtträger und die Wasserführung der aus der Druckplatte durch Bestrahlen
(Belichten) und Entwickeln entstehenden Druckform zu verbessern. Durch das Bestrahlen
und Entwickeln (bzw. Entschichten bei elektrophotographisch arbeitenden Reproduktionsschichten)
werden auf der Druckplatte die beim späteren Drucken farbführenden Bildstellen und
die wasserführenden Nichtbildstellen (im allgemeinen die freigelegte Trägeroberfläche)
erzeugt, wodurch die eigentliche Druckform entsteht. Auf die spätere Topographie der
aufzurauhenden Aluminiumoberfläche haben verschiedenste Parameter einen Einfluß, wofür
beispielhaft die folgenden Ausführungen zum Stand der Technik stehen mögen:
[0005] Der Einsatz von wäßrigen HN0
3-Lösungen als Elektrolytlösung zum elektrochemischen Aufrauhen von Trägermaterialien
aus Aluminium ist grundsätzlich als bekannt vorauszusetzen. Es kann damit - wie auch
viele Beispiele von Handelsdruckplatten zeigen - eine relativ gleichmäßige Körnung,
allerdings oftmals mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Narbenbilduna, erhalten
werden, die für das Anwendungsgebiet der Lithographie geeignet ist und innerhalb eines
für die Praxis im allgemeinen brauchbaren Rauhigkeitsbereiches liegt. Für bestimmte
Einsatzgebiete von Druckplatten (z. B. bei bestimmten negativ-arbeitenden Reproduktionsschichten)
ist aber eine gleichmäßige und relativ "flach" aufgerauhte Oberflächentopographie
erforderlich, die jedoch in den bisher bekannten Elektrolytlösungen auf der Basis
von wäßrigen HN0
3-Lösungen in den modernen, schnell-laufenden Hochleistungsanlagen nur unter erschwerten
Bedingungen zu erzielen ist; beispielsweise müssen - was prozeßmäßig immer nur schwierig
steuerbar ist - die Verfahrensparameter innerhalb sehr enger Grenzen gehalten werden.
Diese Probleme treten insbesondere dann auf, wenn statt der Aluminiumtypen mit mehr
als 99,5 Gew.-% Al (z. B. "Reinaluminium" DIN-Werkstoff Nr. 3.0255) solche mit niedrigerem
Al-Gehalt von beispielsweise 98,5 bis 99,0 Gew.-% (z. B. Typen "3003" oder "A-19",
in Anlehnung an DIN-Werkstoff Nr. 3.0515) eingesetzt werden, denn gerade bei Typen
mit einem solchen niedrigeren Al-Gehalt kommt es bei Anwendung der bekannten Verfahren
häufig zu einer störenden Schmant- und/oder Narbenbildung.
[0006] Der Einfluß der Zusammensetzung des Elektrolyten auf die Aufrauhqualität wird beispielsweise
in den folgenden Veröffentlichungen beschrieben, in denen wäßrige Mischelektrolyte
zum Einsatz kommen:
- die DE-A 22 50 275 (= GB-A 1 400 918) nennt als Elektrolytlösung bei der Wechselstrom-Aufrauhung
von Aluminium für Druckplattenträger wäßrige Lösungen eines Gehalts von 1,0 bis 1,5
Gew.-% an HNO3 oder von 0,4 bis 0,6 Gew.-% an HC1 und gegebenenfalls 0,4 bis 0,6 Gew.-% ar. H3P04,
- die DE-A 28 10 308 (= US-A 4 072 589) nennt als Elektrolytlösung bei der Wechselstrom-Aufrauhung
von Aluminium wäßrige Lösungen eines Gehalts von 0,2 bis 1,0 Gew.-% an HCl und 0,8
bis 6,0 Gew.-% an HN03,
- die DE-B 12 38 049 (= US-A 3 330 743) nennt als zusätzliche Komponente in wäßrigen
HN03-Lösungen bei der Wechselstrom-Aufrauhung von Aluminium für Druckplattenträger Schutzkolloide
mit Inhibitorwirkung wie Lignin, Benzaldehyd, Acetophenon oder Fichtennadelöl,
- die DE-A 32 22 170 (= US-A 4 336 113) nennt als Elektrolytlösung bei der Aufrauhung
von Aluminium für Druckplattenträger wäßrige Lösungen eines Gehalts von 0,3 bis 2,0
Gew.-% an HN03 und 0,1 bis 6,0 Gew.-% an H202 (Wasserstoffperoxid), und
- die EP-A 0 089 508 (= US-A 4 374 710) nennt als Elek-
[0007] trolytlösung bei der Aufrauhung von Aluminium für Druckplattenträger wäßrige Lösungen
eines Gehalts von 0,3 bis 2,0 Gew.-% an HN0
3 und 0,1 bis 8,0 Gew.-% an Oxalsäure, wobei in der Lösung auch noch Borsäure, Aluminiumnitrat
und/oder H
2O
2 anwesend sein können.
[0008] Die bekannter, organischen Zusätze zu wäßrigen Säureelektrolyter. wie HCl- oder HNO
3-Lösungen haben den Nachteil, daß sie bei hoher Strombelastung (Spannung) in den modernen
kontinuierlich arbeitenden Bandanlagen elektrochemisch instabil werden und sich zumindest
teilweise zersetzen. Die bekannten anorganischen Zusätze wie Phosphor-, Chrom- oder
Borsäure haben den Nachteil, daß lokal die beabsichtigte Schutzwirkung häufig zusammenbricht
und dort dann einzelne, besonders ausgeprägte Narben entstehen. Auch der erst in jüngerer
Zeit beschriebene Einsatz von H
20
2 bzw. Oxalsäure zu einem Salpetersäureelektrolyten führt nicht zu einer signifikanten
Verbesserung der Oberflächentopographie, denn die Narbenbildung ist immer noch zu
stark für eine gute Lithographiequalität.
[0009] Die bisher bekannten komplexierend wirkenden Zusätze beschleunigen in der Regel durch
"Wegfangen" von freigesetzten Al
3+-Ionen die Auflösung des Aluminiums und führen dadurch zur Verstärkung des
Aufrauhangriffs; dies führt jedoch oftmals dazu, daß keine zusätzlichen Lochkeime geschaffen
werden, sondern bereits gebildete Keime und Löcher weiterwachsen, d. h. es kommt dann
zu einer verstärkten Narbenbildung. Die bisher bekannten inhibierend wirkenden Zusätze
bewirken zwar in der Regel, daß das
Lochwachstum einzelner Löcher relativ bald gestoppt wird und neue Lochkeime entstehen
können; sie haben jedoch den entscheidenden Nachteil, daß diese Schutzwirkung durch
Fehlstellen, Legierungsbestandteile u. ä. zusammenbrechen kann; dies führt dann zu
tiefen Löchern in einer sonst flach und gleichmäßig aufgerauhten Oberfläche. Trägermaterialien
mit solchen Fehlstellen sind aber für lithocraphische Zwecke ungeeignet.
[0010] Es sind auch bereits wäßrige Elektrolytlösungen mit einem Gehalt an anorganischen
oder organischen Fluorverbindungen allein oder in Kombination mit anderen Komponenten
bzw. an Fluorwasserstoffsäure zur Aufrauhung von Aluminium bekannt geworden, dazu
zählen u.a.:
- aus der DE-C 120 061 Alkalisalze der Flußsäure bei der Herstellung von Druckplattenträgern
aus Al oder Zn,
- aus der DE-C 695 182 Flußsäure oder ihre Salze bei der Herstellung von Laufflächen
auf Aluminiumkolben oder -zylindern,
- aus der DE-A 14 96 825 Salze der Borfluorwasserstoffsäure (HBF4) in nahezu gesättigter Lösung bei der anodischen Behandlung von metallischen Werkstücken,
wobei konkret nur ein Stahlblech behandelt wird; in einem Vergleichsbeispiel wird
auch NaF eingesetzt,
- aus der DE-A 16 21 090 (= GB-A 1 166 901) Siliciumfluorwasserstoffsäure (H2SiF6) in einem Gemisch mit Wasser und Ethylenglykol für das Ätzen von speziellen Legierungen
aus Be/Cu oder Ni/Fe/P,
- aus der DE-A 16 21 115 (US-A 3 632 486 und US-A 3 766 043) wäßrige Flußsäure bei
der Aufrauhung von Aluminiumbändern für dekorative Verkleidungen oder Druckplatten
unter anodischer Schaltung des Aluminiums,
- aus der DE-B 24 33 491 (GB-A 1 427 909) fluorierte anionaktive Tenside (z. B. 2-Perfluorhexyl-ethan-l-sulfonsäure)neben
einer Säure wie Salpetersäure bei der Ausbildung einer "eidechsenhautartigen" Oberfläche auf Aluminium unter Einfluß von Wechselstrom; die so erzielbare Oberfläche
soll für ein dekoratives Aussehen von Aluminiumoberflächen dienen.
[0011] Die aus den vorstehenden Druckschriften bekannten Elektrolyten führen jedoch ebensowenig
wie die übrigen bisher bekannten Mischelektrolyte auf der Basis von wäßrigen HN0
3-Lösungen bei verschiedensten Rauhtiefen zu Oberflächen, wie sie von modernen Druckplattenträgermaterialien
erwartet werden. In reiner wäßriger Flußsäure aufgerauhte Aluminiumträger sind zu
heterogen aufgerauht, die komplexen Fluorverbindungen wurden bisher noch nicht für
die Aluminiumaufrauhung eingesetzt; eine eidechsenhaut-artige Oberfläche ist für Lithographiezwecke
ungeeignet.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur elektrochemischen
Aufrauhung von Aluminium für Druckplattenträger vorzuschlagen, das es ermöglicht,
eine gleichmäßig aufgerauhte Oberflächentopographie bei einer großen Bandbreite in
den mittleren Rauhtiefewerten zu erzielen und lange Badstandzeiten zu realisieren
und mit dessen Hilfe auch Aluminiumlegierungen mit weniger als 99,5 % an Al gleichmäßig
aufgerauht werden können.
[0013] Die Erfindung geht aus von dem bekannten Verfahren zur elektrochemischen Aufrauhung
von Aluminium oder seinen Legierungen für Druckplattenträger in einer wäßrigen Mischelektrolytlösung
mit einem Gehalt an HN0
3 und mindestens einem weiteren anorganischen Elektrolyten unter der Einwirkung von
Wechselstrom. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dann dadurch gekennzeichnet, daß
der weitere anorganische Elektrolyt eine anorganische Fluorverbindung ist, die als
Säure oder Alkalimetallsalz vorliegt und deren Anion Fluor und gegebenenfalls mindestens
ein weiteres E-ement enthält. In einer bevorzugten Ausführungsform enthält die wäßrige
Elektrolytlösung 0,3 bis 4 Gew.-%, insbesondere 0,8 bis 3 Gew.-%, und bevorzugt 1,0
bis 2 Gew.-% an HN0
3 und 0,05 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 1,5 Gew.-%, an der Fluorverbindung.
[0014] Zu den geeigneten anorganischen Fluorverbindungen zählen neben Flußsäure (HF) und
einfachen Fluoriden wie NaF insbesondere komplexartige Fluorverbindungen bzw. mit
diesen vergleichbare Verbindungen. Bevorzugte Beispiele für derartige Fluorverbindungen
sind Säuren oder Alkalisalze (einschl. der Ammoniumsalze) mit den Anionen: SiF
62-, TiF
62-, ZrF
62-, BF
4-, PF
6-, HfF
62-, SO
3F
- und PO
3F
2-; es können aber auch Verbindungen mit folgenden Anionen eingesetzt werden: NbF
6-, TaF
6-, FeF
63-, AsF
6- und SbF
6-. Die Verbindungen werden bevorzugt einzeln eingesetzt, können aber auch als Gemisch
von mehreren eingesetzt werden.
[0015] Zu den geeigneten Grundmaterialien für das erfindungsgemäß aufzurauhende Material
zählen solche aus Aluminium oder einer seiner Legierungen, die beispielsweise einen
Gehalt von mehr als 98,0 Gew.-%, insbesondere von weniger als 99,5 Gew.-%, an Al und
Anteile ar. Si, Fe, Ti, Cu, Zn, Mn und/oder Mg aufweisen. Diese Aluminiumträcermaterialien
können auch noch, gegebenenfalls nach einer Vorreinigung, vor der elektrochemischen
Stufe mechanisch (z. B. durch Bürsten und/oder mit Schleifmittel-Behandlungen) aufgerauht
werden. Alle Verfahrensstufen können diskontinuierlich mit Platten oder Folien durchgeführt
werden, sie werden aber bevorzugt kontinuierlich mit Bändern durchgeführt.
[0016] Im allgemeinen liegen die Verfahrensparameter, insbesondere bei kontinuierlicher
Verfahrensführung, in der elektrochemischen Aufrauhstufe in folgenden Bereichen: die
Temperatur des Elektrolyten zwischen 20 und 60° C, die Stromdichte zwischen 3 und
200 A/dm
2, die Verweilzeit eines aufzurauhenden Materialpunkts im Elektrolyten zwischen 3 und
100 sec und die Elektrolytströmungsgeschwindigkeit an der Oberfläche des aufzurauhenden
Materials zwischen 5 und 100 cm/sec; beim diskontinuierlich durchgeführten Verfahren
liegen die erforderlichen Stromdichten eher im unteren Teil und die Verweilzeiten
eher im oberen Teil der jeweils angegebenen Bereiche, auf die Strömung des Elektrolyten
kann dabei auch verzichtet werden. Als Stromart wird meistens normaler Wechselstrom
einer Frequenz von 50 bis 60 Hz eingesetzt, es sind jedcch auch modifizierte Stromarten
wie Wechselstrom mit unterschiedlichen Amplituden der Stromstärke für den Anoden-
und Kathodenstrom, niedrigere Frequenzen, Stromunterbrechungen oder Überlagerungen
von zwei Strömen unterschiedlicher Frequenz und Wellenform möglich. Die mittlere Rauhtiefe
R
z der aufgerauhten Oberfläche liegt dabei im Bereich von 1 bis 15 um, insbesondere
von 1,5 bis 8,0 um. Dem wäßrigen Elektrolyten können auch neben den vorstehend bereits
genannten Komponenten noch Aluminiumionen in Form von Aluminiumsalzen, insbesondere
2 Gew.-% bis zur Sättigung und bevorzugt 4 bis 8 Gew.-% an Al(NO
3)
3 zugesetzt werden.
[0017] Bereits die mikroskopische Betrachtung der Oberfläche bei ca. 100facher Vergrößerung
zeigt eine deutlich gleichmäßigere Aufrauhtopographie als bei den bekannten Elektrolyten,
denn sie ist weitgehend oder vollständig frei von Narben oder Plateaus (= Stellen
mit höherliegender flacherer Aufrauhstruktur als in der Umgebung zu beobachten ist).
Die Aufnahmen mit dem Raster-Elektronenmikroskop bei 1200facher und vor allem bei
6000facher Vergrößerung zeigen das Fehlen der für die bekannten Aufrauhverfahren in
Elektrolyten auf der Basis von HN0
3 typischen filigranen Porenwände.
[0018] Die Vorreinigung umfaßt beispielsweise die Behandlung mit wäßriger NaOH-Lösung mit
oder ohne Entfettungsmittel und/ oder Komplexbildnern, Trichlorethylen, Aceton, Methanol
oder anderen handelsüblichen sogenannten Aluminiumbeizen. Der Aufrauhung oder bei
mehreren Aufrauhstufen auch noch zwischen den einzelnen Stufen kann noch zusätzlich
eine ahtragende Behandlung nachgeschaltet werden, wobei insbesondere maximal 2 g/m
2abgetragen werden (zwischen den Stufen auch bis zu 5 g/m
2);als abtragend wirkende Lösungen werden im allgemeinen wäβrige Alkalihydroxidlösunger
bzw. wäßrige Lösungen von alkalisch reagierenden Salzen oder wäßrige Säurelösungen
auf der Basis von HN0
3, H
2S0
4 oder H
3P0
4 eingesetzt. Neben einer abtragenden Behandlungsstufe zwischen der Aufrauhstufe und
einer nachfolgenden Anodisierstufe sind auch solche nicht-elektrochemischen Behandlungen
bekannt, die im wesentlichen lediglich eine spülende und/oder reinigende Wirkung haben
und beispielsweise zur Entfernung von bei der Aufrauhung gebildeten Belägen ("Schmant")
oder einfach zur Entfernung von Elektrolytresten dienen; im Einsatz sind für diese
Zwecke beispielsweise verdünnte wäßrige Alkalihydroxidlösungen oder Wasser.
[0019] Nach dem erfindungsgemäßen elektrochemischen Aufrauhverfahren kann sich dann bevorzugt
in einer weiteren anzuwendenden Verfahrensstufe eine anodische Oxidation des Aluminiums
anschließen, um beispielsweise die Abrieb- und die Haftungseigenschaften der Oberfläche
des Trägermaterials zu verbessern. Zur anodischen Oxidation können die üblichen Elektrolyte
wie H
2SO
4, H
3PO
4, H
2C
2O
4, Amidosulfonsäure, Sulfobernsteinsäure, Sulfosalicylsäure oder deren Mischungen eingesetzt
werden; insbesondere werden H
2S0
4 und H
3P0
4 allein, in Mischung und/oder in einem mehrstufigen Anodisierprozeß verwendet.
[0020] Der Stufe einer anodischen Oxidation des Trägermaterials aus Aluminium können auch
eine oder mehrere Nachbehandlungsstufen nachgestellt werden. Dabei wird unter Nachbehandeln
insbesondere eine hydrophilierende chemische oder elektrochemische Behandlung der
Aluminiumoxidschicht verstanden, beispielsweise eine Tauchbehandlung des Materials
in einer wäßrigen Polyvinylphosphonsäure-Lösung nach der DE-C 16 21 478 (= GB-A 1
230 447), eine Tauchbehandlung in einer wäßrigen Alkalisilikat-Lösung nach der DE-B
14 71 707 (= US-A 3 181 461) oder eine elektrochemische Behandlung (Anodisierung)
in einer wäßrigen Alkalisilikat-Lösunc nach der DE-A 25 32 769 (= US-A 3 902 976).
Diese Nachbehandlungsstufen dienen insbesondere dazu, die bereits oftmals ausreichende
Hydrophilie der Aluminiumoxidschicht noch zusätzlich zu steigern, wohei die übrigen
bekannten Eigenschaften dieser Schicht mindestens erhalten bleiben.
[0021] Die erfindungsgemäß hergestellten Materialien werden als Träger für Offsetdruckplatten
verwendet, d. h. es wird entweder beim Hersteller von vorsensibilisierten Druckplatten
oder direkt vom Verbraucher eine strahlungsempfindliche Beschichtung ein- oder beidseitig
auf das Trägermaterial aufgebracht. Als strahlungs(licht)empfindliche Schichten sind
grundsätzlich alle Schichten geeignet, die nach dem Bestrahlen (Belichten), gegebenenfalls
mit einer nachfolgenden Entwicklung und/ oder Fixierung eine bildmäßige Fläche liefern,
von der gedruckt werden kann.
[0022] Neben den auf vielen Gebieten verwendeten Silberhalogenide enthaltenden Schichten
sind auch verschiedene andere bekannt, wie sie z. B. in "Light-Sensitive Systems"
von Jaronir Kosar, John Wiley & Sons Verlag, New York 1965 beschrieben werden: die
Chromate und Dichromate enthaltenden Kolloidschichten (Kosar, Kapitel 2); die ungesättigte
Verbindungen enthaltenden Schichten, in denen diese Verbindungen beim Belichten isomerisiert,
umgelagert, cyclisiert oder vernetzt werden (Kosar, Kapitel 4); die photopolymerisierbare
Verbindungen enthaltenden Schichten, in denen Monomere oder Präpolymere gegebenenfalls
mittels eines Initiators beim Belichten polymerisieren (Kosar, Kapitel 5); und die
o-Diazo-chinone wie Naphthochinondiazide, p-Diazo-chinone oder Diazoniumsalz-Kondensate
enthaltenden Schichten (Kosar, Kapitel 7). Zu den geeigneten Schichten zählen auch
die elektrophotogra- . phischen Schichten, d. h. solche die einen anorganischen oder
organischen Photoleiter enthalten. Außer den lichtempfindlichen Substanzen können
diese Schichten selbstverständlich noch andere Bestandteile wie z. B. Harze, Farbstoffe
oder Weichmacher enthalten. Insbesondere können die folgenden lichtempfindlichen Massen
oder Verbindungen bei der Beschichtung der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Trägermaterialien eingesetzt werden:
[0023] positiv-arbeitende, o-Chinondiazide, insbesondere o-Naphthochinondiazide wie Naphthochinon-(1,2)-diazid-(2)-sulfonsäureester
oder -amide, die nieder- oder höhermolekular sein können, als lichtempfindliche Verbindung
enthaltende Reproduktionsschichten, die beispielsweise in den DE-C 854 890, 865 109,
879 203, 894 959, 938 233, 1 109 521, 1 144 705, 1 118 606, 1 120 273, 1 124 817 und
2 331 377 und den EP-A 0 021 428 und 0 055 814

werden;
[0024] negativ-arbeitende Reproduktionsschichten mit Kondensationsprodukten aus aromatischen
Diazoniumsalzen und Verbindungen mit aktiven Carbonylgruppen, bevorzugt Kondensationsprodukte
aus Diphenylamindiazoniumsalzen und Formaldehyd, die beispielsweise in den DE-C 596
731, 1 132 399, 1 138 400, 1 138 401, 1 142 871, 1 154 123, den US-A 2 679 498 und
3 050 5C2 und der GB-A 712 606 beschrieben werden;
[0025] negativ-arbeitende, Mischkondensationsprodukte aromatischer Diazoniumverbindungen
enthaltende Reproduktionsschichten, beispielsweise nach der DE-C 20 65 732, die Produkte
mit mindestens je einer Einheit aus a) einer kondensationsfähigen aromatischen Diazoniumsalzverbindung
und b) einer kondensationsfähigen Verbindung wie einem Phenolether oder einem aromatischen
Thioether, verbunden durch ein zweibindiges, von einer kondensations- fahigen Carbonylverbindung
abgeleitetes Zwischenglied wie einer Methylengruppe aufweisen;
[0026] positiv-arbeitende Schichten nach der DE-A 26 10 842, der DE-C 27 18 254 oder der
DE-A 29 28 636, die eine bei Bestrahlung Säure abspaltende Verbindung, eine monomere
oder polymere Verbindung, die mindestens eine durch Säure abspaltbare C-O-C-Gruppe
aufweist (z. B. eine Orthocarbonsäureestergruppe oder eine Carbonsäureamidacetalqruppe)
und gegebenenfalls ein Bindemittel enthalten;
[0027] negativ-arbeitende Schichten aus photopolymerisierbaren Monomeren, Photoinitiatoren,
Bindemitteln und gegebenenfalls weiteren Zusätzen; als Monomere werden dabei beispielsweise
Acryl- und Methacrylsäureester oder Umsetzungsprodukte von Diisocyanaten mit Partialestern
mehrwertiger Alkohole eingesetzt, wie es beispielsweise in den US-A 2 760 863 und
3 060 023 und den DE-A 20 64 079 und 23 61 041 beschrieben wird;
[0028] negativ-arbeitende Schichten gemäß der DE-A 30 36 077, die als lichtempfindliche
Verbindung ein Diazoniumsalz-Polykondensationsprodukt oder eine organische Azidoverbindung
und als Bindemittel ein hochmolekulares Polymeres mit seitenständigen Alkenylsulfonyl-
oder Cycloalkenylsulfonylurethan-Gruppen enthalten.
[0029] Es können auch photohalbleitende Schichten, wie sie z.B. in den DE-C 11 17 391, 15
22 497, 15 72 312, 23 22 046 und 23 22 047 beschrieben werden, auf die erfindungsgemäß
hergestellten Trägermaterialien aufgebracht werden, wodurch hoch-lichtempfindliche,
elektrophotographischarbeitende Druckplatten entstehen.
[0030] Die aus den nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Trägermaterialien
erhaltenen beschichteten Offsetcruckplatten werden in bekannter Weise durch bildmäßiges
Belichten oder Bestrahlen und Auswaschen der Nichtbildbereiche mit einem Entwickler,
beispielsweise einer wäßrig-alkalischen Entwicklerlösung, in die
ge-wünschte Druckform überführt.
[0031] Das erfindungsgemäβe Verfahren vereinigt u.a. folgende Vorteile:
- Die Verfahrensprodukte weisen eine gleichmäßige Oberflächentopographie auf, eine
Eigenschaft, die sowohl die Stabilität der Druckauflage von aus diesen Trägermaterialien
hergestellten Druckformen als auch die Wasserführung beim Drucken positiv beeinflußt.
- Es treten - verglichen mit reinen Salpetersäureelektrolyten - weniger häufig "Narben"
(= mit der Umgebungsaufrauhung verglichen markante Vertiefungen) auf, diese können
sogar vollständig unterdrückt sein.
- Zur Erzielung der genannten Oberflächeneigenschaften ist kein großer apparativer
Aufwand erforderlich, und diese Eigenschaften sind über einen großen Bereich der Rauhstufe
zu realisieren; beispielsweise hat die Elektrolytströmung nicht mehr einen so starken
Einfluß auf die Ocerflächenqualität wie bei den bekannten Elektro- lyten.
- Das Verfahren ermöglicht auch die Bildung von besonders flach und gleichmäßig aufgerauhten
Oberflächen, eine Eigenschaftskombination, die mit den bekannten Elektrolyten nicht
in diesem Umfang zu erzielen ist.
- Der Mischelektrolyt im erfindungsgemäßen Verfahren ist elektrochemisch stabil, d.h.
es findet bei hoher Strombelastung (Spannung) keine Zersetzung statt.
[0032] In der vorstehenden Beschreibung und den nachfolgenden Beispielen bedeuten %-Angaben,
wenn nichts anderes bemerkt wird, immer Gew.-%. Gew.-Teile stehen zu Vol.-Teilen im
Verhältnis von g zu cm
3.
[0033] Beispiele 1 bis 38 und Vergleichsbeispiele V1 bis V10 Ein Aluminiumblech wird zunächst
während 60 sec in einer wäßrigen Lösung eines Gehalts von 20 g NaOH pro 1 bei Raumtemperatur
gebeizt und anschließend durch kurzes Tauchen in einer dem Aufrauhelektrolyten entsprechenden
Lösung von evtl. vorhandenen Alkaliresten befreit. Die Aufrauhung erfolgt in den aus
den folgenden Tabellen jeweils ersichtlichen Elektrolytsystemen und unter den dort
aufgeführten Bedingungen. Nach der Aufrauhung wird eine anodische Oxidation in einem
wäßrigen Elektrolyten mit einem Gehalt an H
2S0
4 und A1
3+-Ionen bis zu einem Schichtgewicht von 3,0 g/m
2 durchgeführt.
Beispiel 39
[0035] Ein gemäß Beispiel 4 vorbereitetes Aluminiumblech wird bei 40 °C während 30 sec in
eine wäßrige Lösung mit einem Gehalt von 5 g/1 an Polyvinylphosphonsäure getaucht
und anschließend mit vollentsalztem Wasser abgespült und getrocknet. Zur Herstellung
einer lithographischen Druckplatte wird das Blech mit folgender negativ-arbeitender
lichtempfindlicher Lösung beschichtet:
0,70 Gew.-Teile des Polykondensationsproduktes aus 1 Mol 3-Methoxy-diphenylamin-4-diazoniumsulfat
und 1 Mol 4,4-Bis-methoxymethyl-diphenylether, ausgefällt als Mesitylensulfonat,
3,40 Gew.-Teile 85%ige wäßrige H3P04
3,00 Gew.-Teile eines modifizierten Epoxidharzes, erhalten durch Umsetzen von 50 Gew.-Teilen
eines Epoxidharzes mit einem Molgewicht unterhalb 1000 und 12,8 Gew.-Teilen Benzoesäure
in Ethylenglykolmonomethylether in Gegenwart von Benzyltrimethylammoniumhydroxid,
0,44 Gew.-Teile feingemahlenes Heliogenblau G (C.I. 74 100)
62,00 Vol.-Teile Ethylenglykolmonomethylether,
30,60 Vol.-Teile Tetrahydrofuran und
8,00 Vol.-Teile Butylacetat.
[0036] Nach der bildmäßigen Belichtung und einer zügigen und schleierfreien Entwicklung
mit einer wäßrigen Lösung eines Gehalts an Na
2S0
4, MgS0
4, H
3P0
4, einem nichtionisehen Tensid, Benzylalkohol und n-Propanol wird beim Drucken mit
der Druckform eine sehr gute Farb-Wasser-Balance und eine hervorragende Schichthaftung
festgestellt. Die Auflagenhöhe beträgt 200.000.
Beispiel 40
[0037] Auf eine gemäß Beispiel 26 hergestellte und nach Beispiel 39 nachbehandelte Aluminiumfolie
wird die folgende positiv-arbeitende lichtempfindliche Lösung aufgebracht:
6,60 Gew.-Teile Kresol-Formaldehyd-Novolak (mit dem Erweichungsbereich 105 bis 120
°C nach DIN 53 181)
1,10 Gew.-Teile des 4-(2-Phenyl-prop-2-yl)-phenylesters der Naphthochinon-(1,2)-diazid-(2)-sulfonsäure-(4)
,
0,60 Gew.-Teile 2,2'-Bis-[naphthochinon-(1,2)-diazid-(2) -sulfonyloxy-(5)]-dinaphthyl-(1,1')-methan
0,24 Gew.-Teile Naphthochinon-(l,2)-diazid-(2)-sulfochlorid-(4),
0,08 Gew.-Teile Kristallviolett,
91,36 Gew.-Teile Gemisch aus 4 Vol.-Teilen Ethylenglykolmonomethylether, 5 Vol.-Teilen
Tetrahydrofuran und 1 Vol.-Teil Essigsäurebutylester.
[0038] Nach der bildmäßigen Belichtung und Entwicklung in einer wäßrigen Na
2SiO
3, Na
3PO
4 und NaH
2PO
4 enthaltenden Lösung druckt eine aus dieser Platte hergestellte Druckform eine Auflage
von 150.000.
Beispiel 41
[0039] Ein gemäß Beispiel 4 erzeugtes Trägermaterial wird zur Herstellung einer elektrophotographisch
arbeitenden Offsetdruckplatte mit folgender Lösung beschichtet:
10,00 Gew.-Teile 2-Vinyl-5-(4'-diethylaminophenyl)-4-(2'-chlorphenyl)-oxazol
10,00 Gew.-Teile eines Mischpolymerisats aus Styrol und Maleinsäureanhydrid mit einem
Erweichungspunkt von 210 °C
0,02 Gew.-Teile Rhodamin FB
300,00 Gew.-Teile Ethylenglykolmonomethylether
[0040] Die Schicht wird im Dunkeln mittels einer Corona auf etwa 400 V negativ aufgeladen.
Die aufgeladene Platte wird in einer Reprokamera bildmäßig belichtet und anschließend
mit einem elektrophotographischen Suspensionsentwickler, der durch Dispergieren von
3,0 Gew.-Teilen Magnesiumsulfat in einer Lösung von 7,5 Gew.-Teilen Pentaerythritharzester
in 1200 Vol.-Teilen eines Isoparaffingemisches mit einem Siedebereich von 185 bis
210 °C erhalten worden war. Nach Entfernen der überschüssigen Entwicklerflüssigkeit
wird der Entwickler fixiert und die Platte 60 sec in einer Lösung aus 35 Gew.-Teilen
Natriummetasilikat . 9 H
20, 140 Gew.-Teilen Glyzerin, 550 Gew.-Teilen Ethylenglykol und 140 Gew.-Teilen Ethanol
getaucht. Die Platte wird dann mit einem kräftigen Wasserstrahl abgespült, wobei die
nicht mit Toner bedeckten Stellen der Photoleiterschicht entfernt werden. Die Druckform
ist dann druckfertig.