[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Reinigung einer mindestens 20g/l
NaOH enthaltenden Mercerisierlauge insbesondere von festen Verunreinigungen, wobei
eine der Zugabe von mindestens O,1 Vol.-% an 30%igem H
20
2 entsprechende Menge an H
2O
2 der Mercerisierlauge zugemischt und die Verunreinigungen durch Flotation abgetrennt
werden.
[0002] CH-A- 604 815 beschreibt ein derartiges Verfahren, welches darauf gerichtet ist,
Rußteilchen, welche durch das Wegbrennen freistehender Fasern vor dem Mercerisieren
entstanden und beim Mercerisieren in die Lauge gelangt sind, entweder zu oxidieren
oder so weit zu koagulieren, daß sie aus der Lauge abgetrennt werden können. Im Sinne
dieser speziellen Aufgabenstellung wird der Zerfall des H
20
2 mit Mangandioxid katalysiert, da sowohl die Oxidation wie die Koagulation von einem
hinreichenden Angebot an naszierendem Sauerstoff abhängen. Die Abtrennung der koagulierten
Teilchen erfolgt in einem gesonderten Verfahrensschritt, wobei als Trennmethode u.a.
die Flotation genannt ist.
[0003] In der Praxis stehen feindispergierte Rußteilchen keineswegs an erster Stelle der
Verunreinigungen, die aus einer vewendeten Mercerisierlauge entfernt werden müssen,
insbesondere tritt das Problem des Rußstaubes überhaupt nicht auf, wenn ein Sengen
der Baumwolle vor dem Mercerisieren unterbleibt. Ein Verfahren zur Reinigung von Mercerisierlaugen
wird vor allem dann einen weiten Anwendungsbereich vorfinden, wenn es damit gelingt,
nicht nur Fasern und dispergierte Schmutzteilchen, sondern vor allem Farbstoffe, insbesondere
Küpenfarbstoffe, aus der Lauge zu entfernen.
[0004] Im Gegensatz zu der Situation, welche CH-PS 604 815 zugrundeliegt, bildet im allgemeinen
nicht die mangelnde Koagulation feindisperser Teilchen dasder wirksamen Reinigung
von Mercerisierlaugen im Wege stehende Problem, sondern das Fehlen einfacher und preiswerter
Abtrennverfahren, insbesondere Flotationsverfahren. Selbst wenn außerdem die nach
dem Stand der Technik erzielte Koagulation der Verunreinigungen deren Abtrennung durch
einfaches Filtrieren möglich ".achen sollte, hat das bekannte Verfahren den Nachteil,
daß das eingesetzte Schwermetalloxid bei einer späteren Peroxid-Bleiche, welche an
sich das bevorzugte Bleichverfahren darstellt, als Bleichgift wirkt und überdies einen
Kostenfaktor darstellt.
[0005] Der Erfindung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß auch bei Verzicht
auf Katalysatoren und damit einem Verzicht auf die rasche Zersetzung von H
20
2, welche dem Verfahren nach CH-A- 604 815 zugrundeliegt, eine Reinigung von Mercerisierlaugen
mittels H
20
2 möglich ist. Der Reinigungseffekt beruht in diesem Falle jedoch primär auf der chemischen
Flotation, welche der bei der H
20
2-Zersetzung frei werdende Sauerstoff bewirkt. Daß unter Anwendung von Peroxid-Verbindungen
die jedem Flotationsprozeß zugrundeliegenden Gasblasen erzeugt werden können, ist
zwar prinzipiell bekannt, wurde aber noch 1969 (vgl. Reinhold Köhler in "Wasser, Luft
und Betrieb", Seite 324) als nur von theoretischem Interesse bezeichnet. Insbesondere
gab es keinen Hinweis darauf, daß die langsame Gasfreisetzung, welche in Mercerisierlaugen
mit hohem pH-Wert bei Verzicht auf Katalysatoren erzielbar ist, ausreichen könnte,
die Lauge durch Flotation zu reinigen, wogegen die bei Verwendung von Katalysatoren
auftretende stürmische Gasentwicklung einen gesonderten Abtrennvorgang nicht überflüssig
macht.
[0006] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der in CH-A- 604 815
skizzierten Art so zu modifizieren, daß einerseits auf die Verwendung von Bleichgiften
verzichtet werden kann und andererseits ein zusätzlicher Abtrennvorgang überflüssig
wird. Dies wird dadurch erreicht, daß die Mischung von Mercerisierlauge und H
2Ö
2 im wesentlichen von Schwermetallkatalysatoren freigehalten und mindestens 15 Minuten
lang stehen gelassen wird, damit der bei der Zersetzung des H
2O
2 freiwerdende Sauerstoff die Flotation bewirkt.
[0007] Die Dichte der behandelten Lauge ist für das Verfahren nur insoweit kritisch, als
die Zersetzung des H
20
2 ohne Katalysatoren nur im hinreichend basischen Bereich, etwa ab einem pH-Wert von
13,7 hinreichend schnell vor sich geht. In der Praxis fällt die Mercerisierlauge ohnedies
mit einer Konzentration von 40g/1, welche einem pH-Wert 14 entspricht, an. In Hinblick
auf die Kosten des eingesetzten H
2 O
2 ist es nun günstig, die Lauge zu verdicken, da das Eindampfen der Lauge billiger
kommt als der Einsatz großer Mengen H
2O
2. Das Eindicken der Lauge hat überdies den Vorteil, daß die Verunreinigungen leichter
aufschwimmen, wogegen eine allzu dicke Lauge aufgrund ihrer hohen Viskosität das Aufschwimmen
wieder behindert. Übliche Reinigungsverfahren, wie Zentrifugieren, Filtration, Druckluftflotation
oder Elektroflotation, sind dem beschriebenen Verfahren insbesondere bei höheren Viskositäten
unterlegen. Der optimale Wert der Konzentration liegt je nach der Art der hauptsächlich
anfallenden Verunreinigungen bei 300g/1 oder - häufiger - zwischen 400 und 420 g/1.
[0008] Im Zusammenhang mit der Frage, welche Menge an H
2O
2 der Lauge zuzugeben ist, zeigt sich am deutlichsten der Unterschied zwischen der
Erfindung und bekannten Verfahren: kommt es primär auf Oxidation und Koagulation an,
so verbessert jede Vermehrung des Angebots an H
2O
2 das Ergebnis und eine obere Grenze der eingesetzten Menge ergibt sich nur aus der
Abwägung der Kosten, die für eine weitere Verbesserung aufzuwenden wären. Erfindungsgemäß
hingegen genügen nicht nur an sich schon geringe Mengen von H
2O
2, um eine weitgehende Abtrennung der Verunreinigungen durch Flotation zu bewirken.
Es zeigt sich überdies, daß bei an sich möglichen Konzentrationen von H
2O
2 von über 5 Vol.-% an 30%igem H
20
2 zwar eine verstärkte Sauerstoffentwicklung auftritt, die höhere Flotationsgeschwindigkeit
und die Vergrößerung der auftretenden Gasblasen jedoch mit einer Verminderung des
Reinigungseffektes einhergeht. Während bei bekannten technischen Flotationsverfahren
Turbulenzen zum Teil absichtlich erzeugt werden, um die Gasblasen zu verteilen, können
solche den Reinigungsgrad verschlechternde Turbulenzen erfindungsgemäß vermieden werden.
[0009] Nicht nur aus Kostengründen, sondern vor allem auch um das erzielte Ergebnis zu verbessern,
empfiehlt es sich also, den Zusatz an H
20
2 so niedrig zu halten, wie dies möglich ist, ohne die Flotationsdauer allzu sehr zu
verlängern. Konzentrationen von 0,25 - 0,5 Vol.-% an 30%igem H
20
2 haben sich in diesem Sinn als optimal herausgestellt.
[0010] Der Einfluß der Temperatur auf den Verfahrensablauf ist jenem der H
2O
2 -Konzentration vergleichbar.: erhöht man die Temperatur, folgt eine raschere Zersetzung
des HzOz. Hiedurch kommt es jedoch zu Turbulenzen in der Flüssigkeit und zu einem
verschlechterten Reinigungsgrad. Man wird die Temperatur somit hoch genug wählen,
um nicht auf unzumutbar lange Behandlungsdauern zu kommen, andererseits aber nicht
höher als nötig, um das Verfahrensergebnis nicht zu verschlechtern. Temperaturen im
Bereich zwischen 20°C und 40°C haben sich in den meisten Fällen als günstig herausgestellt.
Bei verschiedenen Rohmercerisationslaugen hat es sich als günstig erwiesen, die Lauge
fürlO min auf Temperaturen bis zu 80°C, vorzugsweise 40 - 60°C zu erwärmen und anschließend
innerhalb von 1 - 2 Stunden auf Raumtemperatur abkühlen zu lassen. Die Flotation der
Verunreinigungen tritt insbesondere während der Abkühlphase ein.
[0011] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden anschließend anhand der Zeichnung beschrieben,
in welcher eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens schematisch dargestellt
ist.
[0012] Wie in der Zeichnung angedeutet, wird in einem Mischbehälter 3, der einen Mischer
6 enthält, ungereinigte Lauge aus dem Behälter 2 und H
20
2 aus dem Behälter 1 gemischt. Die Mischdauer sollte 30 Minuten, vorzugsweise 15 Minuten,
besonders vorteilhaft 5 Minuten, nicht überschreiten. Ansonsten beginnt die H
20
2 Zersetzung bereits in merklichem Ausmaß. Die Mischtemperatur wird vorteilhaft zwischen
15° und 30°C eingestellt. Auch höhere Temperaturen bis 90°C sind verwendbar. Die Mischungszeit
sollte dann aber so kurz wie möglich gewählt werden. Anstelle einer 30%igen HzOz-Lösung
kann zur leichteren Zudosierung eine entsprechend verdünnte Lösung verwendet werden.
Nach der H
2O
2-Zudosierung wird die Mischung in den Flotationsbehälter 4 geleitet. Eine Geschwindigkeitssteuerung
der Flotation ist durch Einstellung einer bestimmten Temperatur der Lauge möglich.
Eine Erwärmung der Lauge könnte an sich vor der HzGz-Zumischung, zwischen Mischbehälter
3 und Flotationsbehälter 4 oder im Flotationsbehälter 4 erfolgen. Im vorliegenden
Fall wird zu diesem Zweck die Mischung durch einen Wärmetauscher 5 geführt, welcher
in bekannter Weise nach dem Gegenstromprinzip funktionieren kann.
[0013] Der Betrieb der dargestellten Einrichtung kann kontinuierlich oder chargenweise erfolgen.
Zur Steuerung des Verfahrens dienen dabei Ventile 7 - 14 und Schlauchpumpen 15 - 18.
[0014] Im Flotationsbehälter 4 findet neben einer teilweisen Oxidation der Laugenverunreinigungen
eine Flockung derselben und vor allem eine Flotation der ungelösten Verunreinigungen
statt. Neben einer Entfernung der dispergierten Verunreinigungen werden auch gelöste
gefärbte Verbindungen gebleicht, sodaß eine Reinigung nicht nur in Hinblick auf die
dispergierten Verunreinigungen eintritt.
[0015] Insbesondere für die Entfernung von Küpenfarbstoffen ist der Einsatz eines oxidierenden
Flotationsmittels vorteilhaft, da diese durch Oxidation wasserunlöslich werden und
so durch Flotation vollständig entfernt werden. Besonders bemerkenswert ist, daß das
Flotationsverfahren auch in der Lage ist, bestimmte gelöste Verbindungen,wie z.B.
Stärke, Polyethylenglykole, Fettsäuren, in der Schaumschicht anzureichern. Es ist
daher nicht nur eine oxidative Entfernung sondern auch eine flctative Entfernung gelöster
Verunreinigungen moglich.
[0016] Die bei der Flotation von Mercerisierlaugen bzw. eingedampften Mercerisierlaugen
entstehende Schaumschicht ist ausreichend stabil, um durch übliche Verfahren zur Abtrennung
von Flotationsschäumen entfernt zu werden. Die Entfernung erfolgt, indem über die
Pumpe 19 und Ventile 9 und 12 Luft abgesaugt wird, wodurch der Schaum in den Behälter
20 abgelagert wird.
[0017] Die Reinlauge wird mittels der Schlauchpumpe 18 über das Ventil 10 in den Behälter
21 gepumpt, ein verbleibender Bodensatz gelangt unter dem Einfluß der Vakuumpumpe
19 über das Ventil 11 in den Behälter 22.
[0018] Ein Zusatz von speziellen Sammlern oder Schäumern erübrigt sich, was besonders für
eine Wiederverwertung der Lauge von grcßer Eedeutung ist, da alle zugesetzten Hilfsmittel
potentielle Störungsfaktoren darstellen. Durch den Zusatz anionischer Tenside, wie
Dodecylhydrogensulfat-Na-Salz, kationischer Tenside, wie Hyamin 1622, oder nichtionischer
Tenside, wie Nonylphenolpolyethylenglokolether kann jedoch eine deutliche Verbesserung
der Flotierbarkeit erzielt werden. Auch die Flotationsgeschwindigkeit steigt in bemerkenswerten
Maße an.
[0019] Der apparative Aufwand der dargestellten Einrichtung ist im Vergleich zur Elektroflotation
zur Laugenreinigung gering. Im Vergleich zur Druckentspannungsflotation führt die
chemische Gasblasenerzeugung nach der Erfindung zu ungleich höheren verfügbaren Gasmengen.
Anwendungsbeispiel 1 (diskontinuierlich):
[0020] Als ungereinigte Lauge wurde eine durch Eindampfen aufkonzentrierte Mercerisierablauge
verwendet. Die Lauge enthielt 402 g/l NaOH und 37,5 g/1 Na
2CO
3 . 50 ml Lauge wurden bei 20°C mit 0,5 ml und 13% igem H
2O
2 eine Minute lang heftig vermischt. Die Mischung wurde in einem Wasserbad ohne Rühren
langsam auf 30°C erwärmt. Der zeitliche Verlauf der Grenze zwischen Schaum und gereinigter
Lauge ist in Tabelle 1 dargestellt.

[0021] Die Schaumschicht wurde durch Absaugen entfernt. Der Reinigungseffekt wurde durch
Bestimmung des COD-Wertes (chem. Sauerstoffbedarf für den Abbau der Verunreinigungen
zu CO
2 und Wasser) beurteilt.
[0022] COD ungereinigte Lauge 70,4 g/1 K
2Cr
2O
7 - 100 % COD gereinigte Lauge 31,3 g/1 -"- - 44,5 %
[0023] Die dispergierten Verunreinigungen wurden entfernt, der verbleibende COD-Wert wurde
durch gelöste Verunreinigungen hervorgerufen.
Anwendungsbeispiel 2
[0024] Verwendet wurde eine wiedereingedampfte Mercerisierlauge mit folgenden Daten:
NaOH 438,8 g/1
Na2C03 20,1 g/l
COD 49,9 g/1 trüb, dunkel
[0025] Die Lauge wurde in einer kontinuierlich arbeitenden Apparatur, wie sie in der Zeichnung
dargestellt ist, gereinigt. H
2O
2 und NaOH wurden durch eine Dosierpumpe in den Mischbehälter gefördert und gelangten
von dort in den Flotationsbehälter (Vol. ca. 2 1). Die gereinigte Lauge wurde dem
Behälter laufend entnommen.
[0026] Exp. Daten des Versuchs: Gereinigte Laugenmenge: 3500 ml zudos. H
2O
2 Volumen : 1 Vol.-% Laugentemperatur: 30°C Ausbeute: 88% COD-Reinlauge: 32 g/1 COD-Schaum:
142 g/1 Leistung der Apparatur: 4,3 1/h Behandlungsdauer: 30 min
[0027] Die in der Reinlauge verbleibenden Fremdstoffe machten diese farblos bis leicht gelblich
und stellten somit kein Hindernis für deren Wiederverwendung dar.
1. Verfahren zur Reinigung einer mindestens 20 g/1 NaOH enthaltenden Mercerisierlauge
insbesondere von festen Verunreinigungen, wobei eine der Zugabe von mindestens 0,1
Vol.-% an 30%igem H202 entsprechende Menge an H2O2 der Mercerisierlauge zugemischt und die Verunreinigungen durch Flotation abgetrennt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung von Mercerisierlauge und H202 im wesentlichen von Schwermetallkatalysatoren freigehalten und mindestens 15 Minuten
lang stehen gelassen wird, damit der bei der Zersetzung des H2O2 freiwerdende Sauerstoff die Flotation bewirkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mercerisierlauge vor
der Mischung mit H202 auf einen Gehalt von 140 - 475 g/1 NaOH, vorzugsweise 400 - 420 g/1 NaOH, eingedickt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Mercerisierlauge
von 0,1 - 5,0 Vol.-%, vorzugsweise von 0,25 - 0,5 Vol.-% HzOz, bezogen auf 30%iges
H2O2, zugemischt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Flotation
bei Temperaturen zwischen 20°C und 80°C, vorzugsweise zwischen 20°C und 40°C erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung
von Mercerisierlauge und H2O2 mindestens eine Stunde lang stehen gelassen wird.