[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Herstellen eines Spinnvlieses durch pneumatisches
Abziehen und Ablegen schmelzgesponnener Filamente, bestehend aus einer mit der Schmelzspinndüse
gasdicht verbundenen Überdruckkammer mit Austrittsöffnungen für die Filamente.
[0002] Eine derartige Vorrichtung ist aus der britischen Patentschrift 10 82 224 bekannt.
Dieses Patent weist auch darauf hin, daß sich diese Vorrichtung für das sogenannte
Vorhangspinnen eignet. Diese Vorrichtung führt zu Filamenten hoher Dehnung, wie aus
den Beispielen ersichtlich ist.
[0003] Eine ausführliche Diskussion derartiger Spinnanlagen mit einer überdruckkammer liefert
die deutsche Offenlegungsschrift 20 16 860, in der die Austrittsöffnungen als Kanäle
mit einer Länge von mindestens 20 mm, bevorzugt 50 - 300 mm Länge ausgebildet sind.
- Durch diese Gestaltung ergibt sich eine verbesserte Kraftübertragung der strömenden
Luft auf die Filamente und entsprechend eine verbesserte Orientierung der Filamente,
wie z.B. aus Beispiel 10 dieser Offenlegungsschrift zu ersehen ist.
[0004] Der Durchmesser dieser Kanäle muß relativ groß gewählt werden, um den Anspinnvorgang
zu ermöglichen, bei dem die frisch gesponnenen Filamente mit Hilfe von dünnen Drähten
vom Austrittsende her durch die Austrittsöffnungen geleitet werden. Dieser Anspinnvorgang
verbietet auch größere Kanallängen.
[0005] Im Text der deutschen Offenlegungsschrift 20 16 860 wird auch ausgedrückt, daß sich
diese Vorrichtung nur für kreisrunde Düsenlochanordnungen eignet, nicht aber für das
sogenannte Vorhangspinnen.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine Vorrichtung zu liefern, die
sich für das Vorhangspinnen, d.h. eine Reihenanordnung der Spinndüsenlöcher eignet
und die den Anfahrvorgang erleichtert.
[0007] Die erfindungsgemäße Vorrichtung besteht aus einer an sich bekannten Überdruckkammer
unterhalb der Reihenspinndüse, die sich dann schwach konisch zu einem Verstreckschacht
19 konstanter Weite verjüngt, der vorzugsweise eine Länge von über 1 m aufweist.
[0008] Der Öffnungswinkel α des schwach konischen Teils 10 der Überdruckkammer liegt vorzugsweise
unter 7°.
[0009] Die Luftzufuhr zur Überdruckkammer erfolgt besonders bevorzugt durch zwei gegenüber
angeordnete waagrechte Reihen von Anblasdüsen, bestehend aus Sintermetallkörpern,
nach denen die Luftströmung bevorzugt in Fadenlaufrichtung umgelenkt wird.
[0010] Der Verstreckschacht 19 mit konstanter.Weite enthält an seinem Austrittsende bevorzugt
ein sich erweiterndes Endteil 13.
[0011] In einer bevorzugten Ausführungsform ist zumindest eine Seite des konischen Teils
10 der Druckkammer und des Verstreckschachtes 19 bewegbar.
[0012] Die erfindungsgemäße Vorrichtung eignet sich besonders für -Vorhangspinnanlagen mit
einer linearen Anordnung der Spinndüsenlöcher über die gesamte Vliesbreite, wie sie
die DE-AS 20 48 006 beschreibt. Die erfindungsgemäße Vorrichtung erstreckt sich dann'ebenfalls
über die gesamte Vliesbreite. Zum Anfahren wird dabei dann eine der beiden Wände des
konischen Teils 10 und des Verstreckschachts 19 weggeklappt oder weggeschoben.
[0013] Die überdruckkammer ist in an sich bekannter Weise direkt anschließend an der eigentlichen
Spinnanlage befestigt. In einigem Abstand zur Spinndüsenoberfläche ist die Luftzufuhr
8 zur überdruckkammer angeordnet. Der Abstand wird so groß gewählt, daß die Spinndüsenoberfläche
nicht mehr von der eingeblasenen Luft beeinträchtigt wird. Aus demselben Grund ist
auch eine Umlenkung der Strömung in Fadenlaufrichtung vorteilhaft. Derartige Einblasdüsen
sind Stand der Technik und müssen nur noch der speziellen Gestaltung der Spinnanlage
beim Vorhangspinnen angepaßt werden.
[0014] Der öffnungswinkel a des leicht konisch zulaufenden Teils 10 der überdruckkammer
wird unter 7° gewählt, um die Luftströmung möglichst ruhig zu halten.
[0015] Der anschließende Verstreckschacht 19 dient zum Verstrecken der Filamente und hat,
um dort die erforderlichen Verstreckkräfte zu übertragen, meistens eine Länge von
mehr als 1 m. Der Verstreckschacht hat eine geringe Weite, so daß die freie Fläche
pro Filament bei ca. einem Quadratmillimeter liegt. Bei der Vliesspinnanlage nach
DE-OS 20 16 860 liegt die freie Fläche in den Kanälen bei etwa 20 bis 50 mm
2.
[0016] Diese engen Verstreckschächte 19 erfordern eine Anfahrhilfe, die erfindungsgemäß
daraus besteht, daß eine Längswand 12 des Verstreckschachtes 19 wegbewegt werden kann.
Je nach räumlichen Verhältnissen kann die Längswand weggeklappt oder quer oder längs
weggeschoben werden. Hierbei muß besonders auf eine gute Abdichtung des geschlossenen
Schachtes geachtet werden, da der Fadenvorhang empfindlich auf Luftwirbel etc. reagiert.
[0017] Durch diese Erleichterung kann ein langer Verstreckschacht 19 benutzt werden, der
entsprechend hohe Orientierung der Filamente ergibt. Näherungsweise wächst die vom
Luftstrom auf die Filamente übertragene Kraft mit der Wurzel aus der Länge des Verstreckschachts
19. Die Beispiele zeigen die Wirkung der Schachtlänge auf.
[0018] Der Überdruck in der Kammer kann viel geringer gewählt werden als der Luftdruck in
einer Injektordüse nach dem Stand der Technik, etwa nach der deutschen Offenlegungsschrift
20 48 006. Ein Überdruck von nur 0,4 bar erwies sich in der im Beispiel näher gezeigten
Spinnanlage als ausreichend.
[0019] Die geringe Querschnittsfläche des Fadenvorhangs erfordert entsprechend auch nur
eine kleine abgesaugte Fläche des Ablagebandes. Die dort abgesaugte Luft kann nach
ein- oder mehrstufiger Verdichtung wieder als Verstreckluft eingesetzt werden.
[0020] Die vorliegende Erfindung verbindet also die Vorteile der Spinnvliesanlage mit Überdruckkammer,
d.h. den geringen Luftverbrauch und die gute Gleichmäßigkeit des Fadenvorhangs über
die Anlagebreite mit den Vorteilen von Spinnanlagen, die durch Injektordüsen und Verstreckrohre
zu einer hohen Orientierung der Filamente führen.
[0021] Die vorliegende Erfindung wird an Hand der Abbildungen und an einem bevorzugten Beispiel
näher beschrieben:
In den Figuren bedeuten: 1 Pack, l'Düsenlöcher, 2 Spinnkessel, 3 gasdichte Abdeckung
der öffnung zum Einbau des Packs 1, 4 Wärmeisolation, 5 Oberteil des Druckbehälters,
6 abwärts weisende Luftjalousien, 7 Sintermetallkörper, 8 Luftzufuhr, 9 Fäden, 10
sich verjüngender Teil des Druckbehälters, 11 feststehende Schachtwand, 12 verschiebbare
Wand, 13 Aufweitung des Schachts, 14 beheizte Walze, 15 Unterstützungswalze, 16 Siebband,
17 vorverfestigtes Vlies, 18 Absaugung, L1 Länge des Oberteils des Druckbehälters, L2 Länge des sich verjüngenden Teils des Druckbehälters, L3 Länge des Schachts 19, L4 Schachtweite, 19 Schacht.
[0022] Die Figur 1 zeigt eine mögliche Anordnung der Spinndüsenlöcher l' in einem Rechteckpack
1. Diese Packs werden in der dargestellten Art und Weise versetzt in den Spinnkessel
2 eingebaut, um einen lückenlosen Vorhang von Spinnfäden zu erhalten.
[0023] Die Figur 2 zeigt einen Schnitt durch die gesamte Vorrichtung zum Herstellen eines
Spinnvlieses. Die horizontalen Querschnitte durch das Oberteil 5 und das sich verjüngende
Teil 10 des Druckbehälters sowie durch den Schacht 19 sind jeweils Rechtecke, deren
Länge sich nach der Breite der herzustellenden Vliesbahn richtet.
[0024] Die Figur 3 zeigt vergrößert ein Detail von Figur 2, nämlich den Übergang vom sich
verjüngenden Teil des Druckbehälters zum Schacht 19. Mit strichpunktierten Linien
ist die Anfahrposition der hydraulisch beweglichen Schachtwand 12 dargestellt. Eine
Parallelverschiebung von Teil 12 aus der mit durchgezogenen Linien dargestellten geschlossenen
Position um etwa 30 mm ist ausreichend dafür, daß die Fäden beim Anspinnen durch den
so erweiterten Schacht 19 ungehindert bis auf das Ablageband 16 fallen.
Beispiel 1
[0025] Mit einer Vorrichtung nach Figur 2 wurde ein Spinnvlies aus Polyethylenterephthalat
hergestellt.
[0026] Die Hauptabmessungen der Spinnanlage betrugen:
L1 = 500 mm; L2 = 1500 mm; L3 = 1500 mm;
lichte Weite des Druckbehälters 5 oben: 200 mm;
lichte Weite des Schachtausgangs L4 = 2 mm.
[0027] Mit Hilfe von 4 Packs 1, wie sie in Figur 1 dargestellt sind, wurde ein 104 cm breiter
Fadenvorhang gesponnen. Die Schmelzetemperatür betrug 295°C, die Viskosität der Schmelze:
220 Pas, jedes Pack 1 hatte 520 Spinndüsenlöcher 1' mit 0.5 mm Durchmesser. Der Gesamtdurchsatz
der Anlage war 3.95 kg/min.
[0028] Zum Anfahren der Anlage wurde die verschiebbare Wand 12 um 30 mm nach rechts verschoben.
Erst danach wurden die Spinnpumpen eingeschaltet und die gesponnenen Fäden 9 fielen
problemlos bis auf das Siebband 16. Die Absaugung 18 und das laufende Siebband 16
sorgten für einen stetigen Weitertransport der Fäden 9. Erst nach dem Schließen der
Wand 12 wurde der Druckbehälter auf einen konstanten Überdruck von 0.4 bar gebracht.
[0029] Die bei 8 zugeführte Luft wurde konstant auf 35°C und einen Taupunkt von 20°C geregelt.
Die Luftgeschwindigkeit unmittelbar nach den Sintermetallkörpern 7 wurde mit 0.3 m/s
gemessen. Die Gesamtfläche der Sintermetallkörper 7 betrug 0.6 m
2. Die Breite des Druckbehälters und des Schachtes (nicht zeichnerisch dargestellt)
war zu 1,2 m gewählt worden, damit die Enden des 104 cm breiten Fadenvorhangs nicht
durch Randeffekte der Strömung im Schacht 19 beeinträchtigt werden konnten. Damit
wurden Fäden mit folgenden Eigenschaften ersponnen:
[0030]

Zur Vliesbildung hatte das Siebband 16 eine Geschwindigkeit von 76 m/min. Die Absaugung
18 war so eingestellt, daß im Ablagebereich unmittelbar über dem Siebband eine vertikale
Luftströmung von 4 m/s erzeugt wurde. Unter diesen Bedingungen wurde ein ca. 1 m breites
Vlies mit einem Flächengewicht von 50 g/m
2 erhalten. Eine Vorverfestigung wurde mittels der beheizten Walze 14 (190°C) und der
Unterstützungswalze 15 noch auf dem Ablageband erreicht. Die Gleichmäßigkeit der hergestellten
Vliesbahn war durch einen Variationskoeffizienten des Flächengewichtes von 6 % gekennzeichnet
und damit sehr gut. Der Durchmesser des runden Meßflecks betrug dabei 30 mm.
[0031] 2. Bei kürzeren Längen
L3 des Schachtes
19 und sonst unverändertem Versuchsaufbau ergaben sich folgende Fadenwerte:

[0032] Diese Werte zeigen, daß bei dem angestrebten niedrigen Druck im Druckbehälter Schachtlängen
von mehr als 1 m nötig sind, um ausreichende textile werte der Fäden zu erhalten.
1. Vorrichtung zum Herstellen eines Spinnvlieses durch pneumatisches Abziehen und
Ablegen schmelzgesponnener Filamente, bestehend aus einer mit der Schmelzspinndüse
gasdicht verbundenen Überdruckkammer mit Austrittsöffnungen für die Filamente, dadurch
gekennzeichnet, daß die Überdruckkammer sich schwach konisch zu einem Verstreckschacht
(19) verjüngt, die Luftzufuhr in die Überdruckkammer durch zwei gegenüberliegende
Reihen von Luftzufuhrvorrichtungen (7,8) erfolgt, die in einigem Abstand von der Oberfläche
der Spinndüsen angebracht sind, und die Umlenkung der Luftströmung in Fadenlaufrichtung
durch Umlenkvorrichtungen (6) bewirkt wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Öffnungswinkel des
schwach konischen Teils (10) der Überdruckkammer unter 7° liegt.
3. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fäden in Form
eines sich über die volle Vliesbreite erstreckenden linearen Fadenvorhangs ins Innere
dieser ebenso breiten Überdruckkammer gesponnen werden.
4. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstreckschacht
(19) an seinem Auslaßende ein leicht konisch geöffnetes Endteil (13) enthält.
5. Vorrichtung nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest eine
Seite des konischen Teils (10) und des Verstreckschachtes (19) bewegbar ist.