[0001] Die Erfindung betrifft ein motorisch betriebenes Handgerät, das einem Werkzeug eine
Drehbewegung erteilt, mit einem Gehäuse und einer darin in einer senkrecht zur Werkzeugachse
verlaufenden Ebene beweglich gelagerten Masse.
[0002] Bei Handgeräten muss das am Werkzeug auftretende Reaktionsmoment von der Bedienungsperson
aufgebracht werden. Dieses ist im Normalbetrieb ohne weiteres beherrschbar. Beispielsweise
beim Bohren in inhomogenem Material kann der Bohrer jedoch plötzlich klemmen und gar
blockiert werden. Dies führt zu einem raschen Ansteigen des Reaktionsmomentes, auf
das die Bedienungsperson im allgemeinen nicht vorbereitet ist. Unter ungünstigen Voraussetzungen
kann dies zu Verletzungen der Bedienungsperson führen. Bei Arbeiten auf Gerüsten oder
Leitern besteht ausserdem die Gefahr eines Gleich
gewichtsverlustes, was zu einer weiteren Gefahrenquelle führt.
[0003] Zur Verminderung der genannten Gefahren ist es bekannt, zwischen dem Antriebsmotor
und der Werkzeugachse eine bei einem bestimmten Drehmoment ansprechende Kupplung anzuordnen.
Das Ansprechen einer solchen, sogenannten Ueberlastkupplung setzt jedoch das Aufbringen
eines entsprechenden Gegendrehmomentes durch die Bedienungsperson voraus. Eine solche
Kupplung ist somit in erster Linie ein Ueberlastschutz für das Gerät und nur bedingt
dazu geeignet, die Bedienungsperson zu schützen.
[0004] Bei einem weiteren bekannten Gerät ist eine Masse in einer im wesentlichen rechtwinklig
zur Werkzeugachse verlaufenden Ebene relativ zum Gehäuse beweglich gelagert. Bei einem
aus den vorgenannten Gründen plötzlichen Verdrehen des Gerätes um die Werkzeugachse
wird die Masse infolge ihrer Trägheit relativ zum "Gehäuse versetzt und betätigt dabei
einen Schalter. Der vom.. Schalter bei dessen Betätigung abgegebene Impuls kann beispielsweise
zum Unterbrechen der Energiezufuhr zum Antriebsmotor, zum Betätigen einer Trennkupplung
oder einer Bremse verwendet werden.
[0005] Diese bekannte Einrichtung weist jedoch einige Unsicherheitsfaktoren auf. So tritt
bei der Lagerung der Masse Lagerreibung auf, durch welche das Ansprechen des Schalters
beeinflusst wird. Andererseits kann die Masse, beispielsweise infolge von Vibrationen,
zu Schwingungen angeregt werden, welche zu einem Aufschaukeln und schliesslich zum
Betätigen des Schalters führen können, ohne dass dabei ein Blockieren des Werkzeuges
eingetreten ist. Das Aufschaukeln der Masse kann zwar durch eine Dämpfung verhindert
werden, doch wird durch diese Dämpfung im Falle eines wirklichen Blockierens des Werkzeuges
das Betätigen des Schalters zeitlich verzögert.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, zu einem Handgerät eine einfache Einrichtung
zu schaffen, die ein rasches und von äusseren Einflüssen wie Temperatur, Verschmutzung
oder dergleichen unabhängiges Erfassen von unerwünschten, plötzlich auf das Gerät
einwirkenden Drehmomenten ermöglicht.
[0007] Gemäss der Erfindung wird dies dadurch erreicht, dass die Masse eine in einem verschlossenen,
elektrisch nicht leitenden Behälter angeordnete, elektrisch leitfähige Flüssigkeit
ist und Mittel zum Abgreifen der bei einer Relativ-Bewegung der Masse in einem Magnetfeld
entstehenden Induktion vorgesehen sind.
[0008] Durch die erfindungsgemässe Ausbildung der Masse als Flüssigkeit wird die von verschiedenen
Faktoren wie Schmierzustand, Temperatur und dergleichen abhängige mechanische Reibung
durch die wesentlich geringere Flüssigkeitsreibung ersetzt. Die Flüssigkeit ist im
Behälter hermetisch abgeschlossen. Beim plötzlichen Verdrehen des Handgerätes um seine
Werkzeugachse dreht sich die flüssige Masse infolge ihrer Trägheit relativ zum Gehäuse
um ihre eigene Achse. Diese Relativbewegung der Masse gegenüber dem Gehäuse kann nach
den Gesetzmässigkeiten des "Elektromagnetismus bzw dem Zusammenhang von stromdurchflossenem
Leiter und Magnetfeld von aussen als elektrisches Signal festgestellt werden.
[0009] Um ein für die weitere Verarbeitung brauchbares Signal zu erhalten, ist es zweckmässig,
dass die Masse wenigstens teilweise vom Magnetfeld durchsetzt wird. Bei einer Relativbewegung
der Masse gegenüber dem Magnetfeld wird somit in dem vom Magnetfeld durchsetzten Bereich
der Masse eine Spannung induziert, die gemessen und als Signal verwendet werden kann.
[0010] Als Umkehrung dieses Prinzips kann an die elektrisch leitfähige, flüssige Masse eine
Spannung angelegt werden. Bewegt sich diese Masse somit als stromdurchflossener Leiter
durch das Magnetfeld, so entsteht eine Feldänderung, die wiederum gemessen und als
Signal verwendet werden kann.
[0011] Zur Erzeugung des Magnetfeldes können beispielsweise elektrische Spulen verwendet
werden. Diese Spulen bedeuten jedoch einen Energieverlust und weisen ausserdem den
Nachteil auf, dass sie sich im Betrieb mit der Zeit erwärmen. Es ist daher vorteilhaft,
einen Permanentmagneten zur Erzeugung des Magnetfeldes vorzusehen. Ein Permanentmagnet
benötigt wenig Platz und erzeugt dauernd ein gleichbleibendes Magnetfeld. Die Einleitung
des Magnetfeldes auf die Masse kann über mit dem Magneten in Verbindung stehende Joche
erfolgen.
[0012] Zum Messen bzw Anlegen einer Spannung an die flüssige Masse müssen Kontaktstellen
geschaffen werden. Es ist daher zweckmässig, die Mittel zum Abgreifen der Induktion
als mit der Flüssigkeit in elektrischer Verbindung stehende Elektroden auszubilden.
Für die Elektroden können elektrisch gut leitfähige Materialien wie Kupfer, Silber
oder Gold verwendet werden. Die Elektroden durchragen die Wand des Behälters. Da jedoch
keine Relativ-Bewegung zwischen den Elektroden und dem Behälter stattfindet, kann
die Durchführung der Elektroden durch die Behälterwandung problemlos abgedichtet werden.
[0013] Wie erwähnt, kann eine Relativbewegung der Masse gegenüber dem Feld durch Abgreifen
der in die Masse induzierten Spannung erfolgen. Die dabei auftretenden Ströme sind
jedoch sehr gering und müssen daher elektrisch verstärkt werden. Eine weitere zweckmässige
Möglichkeit besteht darin, die Mittel zum Abgreifen der Induktion an einem Induktionselement
anzuordnen. Dieses Induktionselement kann beispielsweise eine zusätzliche Spule sein.
Werden die Pole dieser zweiten Spule zu denjenigen einer ersten Spule analog dem Aufbau
eines Wechselstromzählers versetzt angeordnet, so wird bei einer Relativbewegung der
Masse in die zweite Spule eine Spannung induziert.
[0014] Anstelle einer zweiten Spule kann zum Abgreifen der Induktion jedoch auch ein Halbleiter-Bauelement,
insbesondere ein sogenanntes "Hall-Element" als Induktionselement verwendet werden.
[0015] Im Prinzip können als Flüssigkeit für die Masse verschiedene Stoffe verwendet werden,
sofern diese leitfähig sind. Beispielsweise kommen dafür auch konzentrierte Salzlösungen
oder dergleichen in Frage. Für ein sicheres Funktionieren der Einrichtung ist ein
bestimmtes Mindestgewicht der Masse von Vorteil. Aufgrund der relativ geringen Dichte
von Salzlösungen kann eine grosse Dimensionierung des Behälters erforderlich sein.
Um dies zu vermeiden, ist es vorteilhaft, dass die Flüssigkeit Quecksilber ist. Quecksilber
besitzt eine sehr hohe Dichte und ergibt somit ein hohes Trägheitsmoment. Die elektrische
Leitfähigkeit von Quecksilber ist gut und es können keine störenden galvanischen Potentiale
entstehen. Der flüssige Aggregatszustand erstreckt sich über einen weiten Temperaturbereich
und die Viskosität ist sehr gering. Wegen der hohen Oberflächenspannung des Quecksilbers
wird der vorzugsweise aus Kunststoff bestehende Behälter nicht benetzt. Eine allfällige
Luftblase im Behälter bliebe daher ortsfest und würde somit nicht stören.
[0016] Die Erfindung soll nachstehend anhand der sie beispielsweise wiedergebenden Zeichnungen
näher erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 ein erfindungsgemässes Bohrgerät, teilweise aufgeschnitten und perspektivisch
dargestellt, ..
Fig. 2 einen Ausschnitt des in Fig. 1 dargestellten Bohrgerätes, in vergrössertem
Massstab.
[0017] Das aus Fig. 1 ersichtliche Bohrgerät weist ein Gehäuse 1 sowie einen damit verbundenen,
seitlich wegragenden Handgriff 2 auf. Am Handgriff 2 sind ein Schalter 3 sowie eine
Zuleitung 4 angeordnet. An dem dem Handgriff 2 entgegengesetzten Ende des Gehäuses
1 ragt eine Bohrspindel 5 aus dem Gehäuse 1. Die Bohrspindel 5 ist mit einem Spannfutter
6 zur Aufnahme der Bohrwerkzeuge versehen.
[0018] Im rückwärtigen, dem Handgriff 2 benachbarten Bereich des Gehäuses 1 ist ein Behälter
7 angeordnet. Der Behälter 7 ist hermetisch verschlossen und enthält, wie insbesondere
aus Fig. 2 ersichtlich ist, eine als Masse 8 dienende Flüssigkeit. Die Masse 8 ist
elektrisch leitfähig und soll eine möglichst hohe Dichte aufweisen. Für die Masse
8 wird vorzugsweise Quecksilber verwendet. Quecksilber weist ausserdem eine hohe Oberflächenspannung
auf und benetzt daher die Wandung des Behälters 7 nicht. Anstelle von Quecksilber
können jedoch auch konzentrierte Salzlösungen verwendet werden. Der Behälter 7 ist
feststehend mit dem Gehäuse 1 verbunden. Ausserhalb des Behälters 7 ist ein Permanentmagnet
9 angeordnet. Der Permanentmagnet 9 ist beidseitig mit einem in den Bereich des Behälters
7 ragenden Joch 10 versehen. Die im Behälter 7 angeordnete, flüssige Masse 8 wird
somit teilweise von einem durch den Permanentmagneten 9 erzeugten Magnetfeld durchsetzt.
Im Zentrum sowie am Umfang des Behälters 7 ragen je eine Elektrode 10, 11 in den Behälter
7. Die Elektroden 10, 11 stehen mit der Masse 8 in elektrischer Verbindung. Der Magnet
9 mit den beiden Jochen 10 ist mit dem Gehäuse 1 ebenfalls feststehend verbunden.
Der Behälter 7 ist vorzugsweise als runde Dose ausgebildet, deren Achse parallel zur
Bohrspindel 5 verläuft.
[0019] Bei einer plötzlichen Verdrehung des Bohrgerätes um die Achse der Bohrspindel 5 erfolgt
infolge der Massenträgheit eine Relativbewegung zwischen der Masse 8 und dem Behälter
7 bzw dem Permanentmagneten 9. Die Masse 8 wird dabei im Behälter 7 um die zentrale
Längsachse des Behälters 7 verdreht. Die Masse 8 bewegt sich somit als Leiter durch
das vom Permanentmagneten 9 und den Jochen 10 erzeugte Magnetfeld. Dabei wird in die
Masse 8 eine Spannung induziert. Diese Spannung kann an den Elektroden 10, 11 abgegriffen
und als Signal zur Auslösung einer bestimmten Funktion, wie beispielsweise Abschalten
der Energiezufuhr, Betätigung einer Kupplung oder Bremse, verwendet werden. Zu diesem
Zweck sind die Elektroden 11, 12 mit Anschlussleitungen 13, 14 verbunden. Da die Stärke
des Signals relativ gering ist, kann, wie in Fig. 2 dargestellt, das Signal auch zuerst
einem Verstärker 15 zugeführt werden.
1. Motorisch betriebenes Handgerät, das einem Werkzeug eine Drehbewegung erteilt,
mit einem Gehäuse und einer darin in einer senkrecht zur Werkzeugachse verlaufenden
Ebene beweglich gelagerten Masse, dadurch gekenn- zeichnet, dass die Masse (8) eine
in einem verschlossenen, elektrisch nicht leitenden Behälter (7) angeordnete, elektrisch
leitfähige Flüssigkeit ist und Mittel zum Abgreifen der bei einer Relativbewegung
der Masse (8) in einem Magnetfeld entstehenden Induktion vorgesehen sind.
2. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Masse (8) wenigstens teilweise
vom Magnetfeld durchsetzt wird.
3. Gerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Permanentmagnet
(9) zur Erzeugung des Magnetfeldes vorgesehen ist.
4. Gerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel
zum Abgreifen der Induktion als mit der Flüssigkeit in elektrischer Verbindung stehenden
Elektroden (11, 12) ausgebildet sind.
5. Gerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel
zum Abgreifen der Induktion an einem Induktionselement angeordnet sind.
6. Gerät nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit
Quecksilber ist.