[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Oximinophosphorsäurederivate, Verfahren zu ihrer
Herstellung, Schädlingsbekämpfungsmittel, die diese Phosphorsäurederivate als Wirkstoffe
enthalten, sowie ein Verfahren zur Bekämpfung von Schädlingen mit diesen Wirkstoffen.
[0002] Oximinophosphorsäurederivate sind aus der DE-AS 10 52 981, der DE-AS 12 38 902, der
DE-OS 23 04 848 der DE-OS 29 52 738 und der DE-OS 31 35 182 bekannt. Sie eignen sich
zur Bekämpfung von Insekten und Spinnentieren. Ihre Wirkung ist jedoch speziell bei
geringer Konzentration nicht immer ganz zufriedenstellend.
[0003] Es wurde gefunden, daß Oximinophosporsäurederivate der Formel I

in der
R1 eine unverzweigte oder verzweigte Alkylgruppe mit bis zu 4 Kohlenstoffatomen,
R2 eine unverzweigte oder verzweigte Alkoxy- oder Alkylthiogruppe mit bis zu 4 Kohlenstoffatomen,
eine unverzweigte oder verzweigte Alkylgruppe mit bis zu 3 Kohlenstoffatomen, Phenyl,
die Aminogruppe oder einen unverzweigten Alkylamino- oder Dialkylaminorest mit jeweils
bis zu 4 Kohlenstoffatomen in einer Alkylgruppe,
R eine unverzweigte oder verzweigte Alkylgruppe mit bis zu 4 Kohlenstoffatomen,
X Sauerstoff oder Schwefel bedeuten
insektizid, akarizid und nematizid sehr gut wirksam und bekannten Wirkstoffen ähnlicher
Struktur bzw. gleicher Wirkungsrichtung überlegen sind.
[0004] Die Oximinophosphorsäurederivate der Formel I können durch Umsetzung entsprechender
α-Oximinonitrile mit entsprechenden (Thiono)(Thiol)Phosphor(Phosphon)säureester(amid)halogeniden
erhalten werden:

[0005] Hal(ogen) bedeutet aus wirtschaftlichen Gründen vorzugsweise ein Chloratom.
[0006] Die Umsetzung wird zweckmäßigerweise in einem Lösungs- oder Verdünnungsmittel ausgeführt.
Hierzu sind beispielsweise geeiget:aliphatische und aromatische, gegebenenfalls chlorierte
Kohlenwasserstoffe, wie Petrolether, Benzol, Toluol, Xylol, Benzin, Dichlormethan,
Chloroform, Tetrachlormethan, 1,2-Dichlorethan, Chlorbenzol, wie Diethyl- und Di-n-butylether,
Methyl-tert.-butylether, Tetrahydrofuran, Dioxan; Ketone, beispielsweise Aceton, Methylethylketon,
Methylisopropylketon; ferner Nitrile, wie Acetonitril und Propionitril. Auch Gemische
dieser Stoffe können als Lösungs- oder Verdünnungsmittel verwendet werden.
[0007] Als Säurebindemittel (Säureacceptoren) eignen sich die bei der Phosphorylierung von
Hydroxyverbindungen üblichen basischen Mittel. Besonders geeignet sind Alkalimetallcarbonate
oder -alkoholate, wie Natrium- und Kaliumcarbonat, -methylat und -ethylat, ferner
aliphatische, aromatische und heterocyclische Amine, z.B. Triethylamin, Dimethylamin,
Piperidin, Dimethylanilin, Dimethylbenzylamin und Pyridin. In einigen Fällen ist die
Verwendung von Alkyllithiumverbindungen, z.B. n-Butyllithium oder Alkalimetallhydriden,
z.B. Natriumhydrid vorteilhaft.
[0008] Anstelle des Zusatzes eines Säureacceptors kann man auch vor der Umsetzung die Salze
der oC-0ximinonitrile (II), etwa die Alkalimetall-, Erdalkalimetall- oder Ammoniumsalze
herstellen und diese umsetzen.
[0009] Üblicherweise setzt man die Ausgangsstoffe in stöchiometrischem Verhältnis ein. Ein
Überschuß des einen oder anderen kann in Einzelfällen aber durchaus vorteilhaft sein.
[0010] Die Umsetzung verläuft gewöhnlich oberhalb von Raumtemperatur mit ausreichender Geschwindigkeit.
120°C müssen i.a. nicht überschritten werden. Da die Reaktion in einigen Fällen unter
Wärmeentwicklung verläuft, kann es von Vorteil sein, eine Kühlmöglichkeit vorzusehen.
[0011] Aus dem Reaktionsgemisch wird der erfindungsgemäße Wirkstoff in üblicher Weise gewonnen,
z.B. durch Versetzen mit Wasser, Trennen der Phasen und Destillation und/oder Säulenchromatographie.
[0012] Die zur Herstellung von Verbindungen der Formel (I) als Ausgangsmaterialien verwendeten
α-Oximinonitrile der Formel (II) sind neue Stoffe. Sie lassen sich z.B. durch Umsetzung
von halogenierten α-Oximinonitrilen der Formel (IV), in der Hal beispielsweise für
Chlor oder Brom steht, mit Alkylthiolen der Formel (V) gemäß folgender Reaktionsgleichung
herstellen:

[0013] Als Säurebindemittel (Säureacceptoren) eignen sich die bei Alkyl
thiolie- rungen von Halogenverbindungen üblichen basischen Mittel. Besonders geeignet
sind Alkalimetallhydroxide oder -alkoholate, wie Natrium- und Kaliumhydroxid, -methylat
und -ethylat, ferner aliphatische, aromatische und heterocyclische Amine. In einigen
Fällen ist die Verwendung von Alkyllithiumverbindungen, z.B. n-Butyllithium oder Alkalimetallhydriden,
z.B. Natriumhydrid, vorteilhaft.
[0014] Anstelle des Zusatzes eines Säureacceptors kann man auch vor der Umsetzung die Salze
der Alkylthiole, etwa die Alkalimetallsalze herstellen und diese umsetzen.
[0015] α-Oximinonitrile der Formel IV erhält man in bekannter Weise (Houben--Weyl, Methoden
der organischen Chemie, Band IV/5a, S. 143ff, Stuttgart 1975) durch Halogenierung
des aus der US-PS 4 302 402 bekannten Vorläufers VI nach

[0016] Die zur Synthese der Verbindungen der Formel I außerdem benötigten (Thio)(Thiol)Phosphor(Phosphon)säureester(amid)halogenide
III sind aus Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Band XII/2, S. 274 ff (Stuttgart
1964) bekannt und lassen sich auf den dort beschriebenen Synthesewegen herstellen.
[0017] Die neuen Verbindungen der Formel I fallen teilweise in Form farbloser oder schwach
bräunlich gefärbter öle an, die sich durch längeres Erwärmen unter vermindertem Druck
auf mäßig erhöhte Temperatur ("Andestillieren") von den letzten flüchtigen Anteilen
befreien und auf diese Weise reinigen lassen. Sind die Verbindungen der Formel I kristallin,
so kann ihre Reinigung durch umkristallisation erfolgen.
[0018] Da die Verbindungen der Formel I meist als Gemische strukturisomerer syn-und anti-Formen
auftreten, eignen sich deren Schmelz- bzw. Siedebereiche wenig zur Identifizierung,
es sei denn, man hat die Strukturisomeren zuvor getrennt. Von den jeweils hergestellten
Stoffen werden daher im folgenden H-NMR-Spektren, Ergebnisse der Elementaranalyse
und IR-Spektren mit typischen Absorptionsmaxima aus dem sog. "fingerprint"Bereich
zwischen 1 500 cm
-1 und 900 cm angegeben.
Beispiel 1
[0019]

6,0 g 2-Hydroximino-3-methylthio-3-methylbutyronitril und 5,2 g gepulvertes Kaliumcarbonat
werden in 60 ml Acetonitril gelöst bzw. suspendiert und unter Rühren tropfenweise
mit 7,52 g Thiophosphorsäure-0,0-diethyl- esterchlorid versetzt. Die Mischung wird
24 Stunden bei 60°C gerührt, dann wird von unlöslichen Bestandteilen abgesaugt und
das Filtrat im Vakuum eingeengt. Der Rückstand wird in Ether aufgenommen, einmal mit
5 %iger Natronlauge sowie dreimal mit Wasser gewaschen und vom Lösungsmittel befreit.
Nach dem Andestillieren bei 75°C und 0,01 mbar verbleiben 11,45 g 0-(0,0-Diethylthiophosphoryl)-2-oximino-3-methyl-thio-3-methyl-
butyronitril aus nahezu farbloses, viskoses öl, Ausbeute 97 % der rechnerisch möglichen.
[0020] C
10H
19N
2O
3PS
2 (310)
[0021] ber.: C 38,7 H 6,2 N 9,0
[0022] gef.: C 39,0 H 6,4 N 9,2
[0023] 200-MHz-H-NMR-Spektrum in CDC1
3 (δ Werte in ppm): 1,35 (t,6H); 1,65 (s,6H); 2,05 (s,3H); 4,20-4,45 (m,4H).
[0024] Infrarotabsorptionen (cm
-1): 1108, 1022, 975, 928, 900, 854, 824, 800, 764.
[0025] Die in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Verbindungen wurden ebenfalls auf dem
im Beispiel 1 beschriebenen Weg erhalten, soweit mindestens eine physikalische Angabe
zu ihrer Identifizierung vorliegt; andere Verbindungen, die der Formel (I) entsprechen,
können auf die gleiche Weise unter entsprechender Abwandlung der Vorschriften nach
der jeweils benötigten Menge und (wegen der besten Reaktionsbedingungen) gegebenenfalls
nach einem Vorversuch erhalten werden.

Vorprodukte
[0026]

40,5 g 2-Hydroximino-3-methylbutyronitril werden in 750 ml Methylenchlorid gelöst
und unter Lichteinwirkung (HpK-125-W-Lampe) innerhalb von 23 Stunden mit 57,9 g Brom,
gelöst in 70 ml Methylenchlorid, versetzt.
[0027] Die so erhaltene Mischung wurde tropfenweise zu einer Lösung von Natriummethylmercaptid
(hergestellt durch Eingasen von 24 g Methylmercaptan in 30 %iges Natriummethylat)
gegeben. Man ließ 12 Stunden bei Raumtemperatur rühren, zog das Lösungsmitttel im
Vakuum ab, nahm den Rückstand in Ether auf, wusch dreimal mit Wasser und trocknete
über Natriumsulfat. Nach Filtration über Kieselgel wurde eingeengt und das verbleibende
öl unter vermindertem Druck (0,01 mbar) destilliert, wobei 10,2 g des gewünschten
2-Hydroximino-3-methylthio-3-methyl-butyronitrils bei einer Temperatur von 86°C als
farblose Flüssigkeit übergingen, welche beim Abkühlen durchkristallisierte. Schmelzintervall:
61-64°C.
[0028] Infrarotabsorptionen (cm
-1); 1423, 1387, 1104, 1016, 982, 680, 640.
[0029] 60 MHz-NMR-Spektrum in CDC1
3 (f-Werte in ppm): 1,60 (s,6H); 2,0 (s,3H); 9,35 (breites s,lH).
[0030] Die in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Vorprodukte (II) wurden ebenfalls auf
dem zuvor beschriebenen Weg erhalten; andere Vorprodukte, die der Formel II entsprechen,
können auf die gleiche Weise unter entsprechender Abwandlung der Vorschriften nach
der jeweils benötigten Menge und - wegen der besten Reaktionsbedingungen - gegebenenfalls
nach einem Vorversuch erhalten werden.

[0031] Die Phosphorsäureester der Formel I sind geeignet, Schädlinge aus der Klasse der
Insekten, Spinnentiere und Nematoden wirksam zu bekämpfen. Sie können im Pflanzenschutz
sowie auf dem Hygiene-, Vorratsschutz- und Veterinärsektor als Schädlingsbekämpfungsmittel
eingesetzt werden.
[0032] Die Formulierungen enthalten im allgemeinen zwischen 0,1 und 95 Gew.% Wirkstoff,
vorzugsweise zwischen 0,5 und 90 Gew.X.
[0033] Die Wirkstoffkonzentrationen in den anwendungsfertigen Zubereitungen können in größeren
Bereichen variiert werden.
[0034] Im allgemeinen liegen sie zwischen 0,00001 und 10 %, vorzugsweise zwischen 0,001
und 0,1 %.
[0035] Die Wirkstoffe können auch mit gutem Erfolg im Ultra-Low-Volume-Verfahren (ULV) verwendet
werden, wobei es möglich ist, Formulierungen mit mehr als 95 Gew.% Wirkstoff oder
sogar den Wirkstoff ohne Zusätze auszubringen.
[0036] Die Aufwandmenge an Wirkstoff beträgt unter Freilandbedingungen 0,02 bis 10, vorzugsweise
0,1 bis 2,0 kg/ha.
[0037] Zu den Wirkstoffen können öle verschiedenen Typs, Herbizide, Fungizide, andere Schädlingsbekämpfungsmittel,
Bakterizide, gegebenenfalls auch erst unmittelbar vor der Anwendung (Tankmix), zugesetzt
werden. Diese Mittel können zu den erfindungsgemäßen Mitteln im Gewichtsverhältnis
1 : 10 bis 10 : 1 zugemischt werden.
[0038] Kontaktwirkung auf Stubenfliegen (Musca domestica), Applikationstest
[0039] 4-Tage alte Imagines erhalten in leichter CO
2-Narkose 1 µl der acetonischen Wirkstofflösung auf das ventrale Abdomen appliziert.
Hierzu wird eine Mikrometerspritze verwendet.
[0040] Je 20 Versuchstiere mit gleicher Behandlung bringt man in einen Cellophanbeutel (ca-
500 ml).
[0041] Nach 4 Stunden zählt man die Tiere in Rückenlage aus und ermittelt graphisch die
LD 50.
[0042] Ergebnis:
Wirkstoffbeispiel 1 LD 50 0,08 µg/Fliege
Malathion LD 50 0,5 µg/Fliege
Tribolium castaneum; Malathion-resistent
[0043] Kontaktwirkung auf behandeltem Rundfilter φ 7 cm Mortalität nach 24 Stunden
[0044] Wirkstoffbeispiel 1 0,1 mg 100 % Mort. Malathion 2,0 mg unwirksam
Prodenia litura, Zuchtversuch
[0045] mit Raupen ab L 3 auf behandeltem Agar-Nährboden
[0046] Wirkstoffbeispiel 1 1 ppm 100 % Mort.
[0047] Für die folgenden Beispiele wurden als Vergleichsmittel Beispiele aus der DE-OS 31
35 182 eingesetzt.

und

1. Dauerkontakt auf Stubenfliegen (Musca domestica)
[0048] Petrischalen mit 10 cm Durchmesser werden innen mit der azetonischen Lösung der Wirkstoffe
behandelt.
[0049] Nach Verdunsten des Lösungsmittels besetzt man die Schalen mit 20 4-Tage alten Stubenfliegen.
[0050] Die Mortalität wird nach 4 Stunden ermittelt.
[0052]

2. KOntaktwirkung auf Schaben (Blatta orientalis)
[0053] Der Boden eines 1 1-Weckglases wird mit der acetonischen Lösung des Wirkstoffes behandelt.
[0054] Nach Verdunsten des Lösungsmittels setzt man je Glas 5 adulte Schaben.
[0055] Die Mortalitätsrate wird nach 48 Stunden bestimmt.
Ergebnis
[0056]

3. Kontaktwirkung auf Moskito-Larven (Aedes aegypti)
[0057] 200 ml Leitungswasser werden mit der Wirkstoffaufbereitung versetzt und darauf mit
30-40 Moskito-Larven im 4. Larvenstadium besetzt.
[0058] Die Versuchstemperatur beträgt 20°C. Nach 24 Stunden wird die Wirkung ermittelt.
Ergebnis
[0059]

4. Zuchtversuch mit Stubenfliegen-Larven (Musca domestica)
[0060] Je 4,5 ml Magermilch füllt man in 50 ml Penicillingläser und versetzt sie darauf
mit 0,5 ml der wäßrigen Wirkstoffaufbereitung. Nach kurzem Mischen fügt man ein Wattebällchen
(Firma Hartmann, Maintal) dazu und belegt dieses mit ca. 50 Ei-Larven der Stubenfliege.
[0061] Die Gläser lagert man abgedeckt bei Raumtemperatur und beurteilt die Entwicklung
nach 7 Tagen.
Ergebnis
[0062]

5. Kontaktwirkung auf Baumwollwanze (Dydercus intermedius)
[0063] Petrischalen mit 10 cm Durchmesser werden mit 1 ml azetonischen Wirkstofflösung ausgekleidet.
[0064] Nach Verdunsten des Lösungsmittels besetzt man die Schalen mit je 20 Larven des vorletzten
Stadiums und registriert die Wirkung nach 24 Stunden.
Ergebnis
[0065]

6. Kontaktwirkung auf Zecken (Ornithodorus moubata)
[0066] Die Prüfung erfolgt an jungen Zecken, die erst einmal Blut aufgenommen haben. Je
5 Tiere werden in einen TEEFIX-Beutel 5 Sekunden in die wäßrige Wirkstoffaufbereitung
getaucht. Der Beutel wird frei aufgehängt. Nach 48 Stunden ermittelt man die Mortalitätsrate.
[0067] Die Versuchstemperatur beträgt 25-26°C.
Ergebnis
[0068]
