[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine schwerentflammbare, biologisch abbaubare funktionelle
Flüssigkeit, namentlich eine Hydraulikflüssigkeit oder eine Isolationsflüssigkeit
für elektrische Vorrichtungen, die als wesentlichen Bestandteil ein bromhaltiges Benzyltoluol-Derivat
enthält.
[0002] Chlorierte Aromaten, insbesondere chlorierte Biphenyle, haben in den letzten Jahrzehnten
einen bedeutenden Platz in weiten Bereichen der Technik eingenommen. Besonders die
polychlorierten Biphenyle wurden in großem Umfang als Hydraulikflüssigkeiten, als
Isolationsflüssigkeiten für elektrische Anlagen und als flammhemmende Zusätze für
Kunststoffe und dergleichen benutzt. Indessen sind in den letzten Jahren diese Verbindungen
in erheblichen Verruf geraten. Es wurden schwere Gesundheits- und umweltschädigende
Wirkungen dieser Produkte festgestellt, wobei katastrophenartige Gefahren möglich
sind, wenn es zu Bränden kommt, da hierbei hochgiftige Dioxine und Dibenzofurane gebildet
werden können. Dies hat dazu geführt, daß die Herstellung oder zumindest die Verwendung
solcher Verbindungen von den staatlichen Aufsichtsorganen zum Teil schon völlig verboten
wurde und zum Teil gravierende Beschränkungs-Vorrichtungen bei der Verwendung dieser
Stoffe erlassen wurden.
[0003] Zur Überwindung dieser Nachteile wird in der europäischen Patentanmeldung Nr. 88
650 vorgeschlagen, als Schmiermittel, die auch als Hydraulikflüssigkeiten eingesetzt
werden können, chlorierte Benzyltoluole und chlorierte Benzyloxylole einzusetzen,
da diese Verbindungen schwer entflammbar und oxidationsbeständig und daneben biologisch
abbaubar sein und im Hinblick auf ihr toxisches Verhalten Vorteile aufweisen sollen.
[0004] Die GB-PS 1 504 655 beschreibt elektrische Vorrichtungen, die biologisch leicht abbaubare
dielektrische Flüssigkeiten enthalten, nämlich halogenierte Diphenylmethane, die dadurch
gekennzeichnet sind, daß die Halogensubstituenten und etwaige Alkylsubstituenten nur
in einem der beiden Phenylringe vorliegen, während der andere Phenylring unsubstituiert
sein muß, da angegeben ist, daß nur solche halogenierten Diphenylmethane, die eine
unsubstituierte Phenylgruppe aufweisen, leicht biologisch abgebaut werden können,
während die an beiden Phenylresten substituierten Diphenylmethane dem mikrobiologischen
Abbau widerstehen sollen.
[0005] Aus der EP-OS 8251 sind flüssige Dielektrika bekannt, die beispielsweise als Isolierflüssigkeiten
für Transformatoren oder als Imprägniermittel für Kondensatorisolatorschichten eingesetzt
werden können. Es handelt sich um am Kern chlorierte alkylaromatische Verbindungen,
die ausgehend von Chlortoluol und/oder Chlorxylol erhalten worden sind, wie beispielsweise
Tetrachlorbenzyltoluol, von denen angegeben ist, daß sie Vorteile gegenüber den bislang
für den gleichen Anwendungszweck eingesetzten polychlorierten Biphenylen aufweisen.
Dabei wird der Abwesenheit der Biphenylkerne und der Anwesenheit der Alkylgruppen
an den aromatischen Kernen eine günstige Wirkung auf das biologische Abbauverhalten
zugeordnet.
[0006] Schließlich beschreibt die europäische Patentanmeldung Nr. 71 338 elektroviskose
Flüssigkeiten, die aus hydrophoben Flüssigkeiten bestehen, in denen feste hydrophile
Teilchen dispergiert sind. Beim Anlegen eines elektrischen Feldes an eine solche Suspension
steigt die Viskosität dieses Gemisches drastisch an. Diese Änderung ist reversibel
und schnell, so daß solche Suspensionen beispielsweise in elektronisch steuerbaren
Kupplungen eingesetzt werden können. Es ist angegeben, daß die im Gemisch vorhandene
hydrophobe Flüssigkeit einen hohen Siedepunkt, eine niedrige Viskosität, ausreichende
elektrische Eigenschaften aufweisen und chemisch stabil sein und darüber hinaus geringe
Toxizität und vor- . zugsweise biologisch abbaubar sein sollte. Zu diesem Zweck werden
nach der Lehre dieser europäischen Patentanmeldung als hydrophobe Flüssigkeiten halogenierte
Diarylderivate eingesetzt, deren aromatische Kerne durch die verschiedenartigsten
Brücken miteinander verbunden sein und als Halogensubstituenten Fluor-,Chlor- oder
Bromatome aufweisen können. Es ist angegeben, daß diese Diarylderivate asymmetrisch
substituiert sein sollen, da sich hierdurch ein niedriger Gefrierpunkt der Flüssigkeit
und eine Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit des Materials ergeben würden.
[0007] Die nach dem Stand der Technik bekannten funktionellen Flüssigkeiten können nicht
in vollem Umfang befriedigen, weil sie entweder das Kriterium der Schwerentflammbarkeit
von Hydraulik- und Isolationsflüssigkeiten nicht erfüllen oder bei gegebener Schwerentflammbarkeit
nachteilige Eigenschaften wie schlechte Bioabbaubarkeit, Toxizität der Flüssigkeit
oder ihrer Zersetzungsprodukte,ungünstiges Viskositäts-Temperaturverhalten oder Unverträglichkeit
mit Dichtelementen besitzen.
[0008] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, funktionelle Flüssigkeiten
anzugeben, die sämtliche für den angestrebten Anwendungszweck notwendigen physikalischen
Eigenschaften aufweisen und dabei gleichzeitig bei hoher chemischer Stabilität biologisch
abgebaut werden können, weitgehend untoxisch sind und auch bei unsachgemäßer Behandlung
nicht zu hochtoxischen Produkten, wie beispielsweise Dioxinen, führen.
[0009] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß eine bestimmte Gruppe von halogenierten
Diarlyderivaten nicht nur auf der einen Seite wertvolle technische Eigenschaften aufweisen,
sondern andererseits auch nicht die Gefährlichkeit und die umweltschädigenden Wirkungen
der vorbekannten Verbindungen aufweisen, so daß sie sich besonders gut als oder für
funktionelle Flüssigkeiten eignen.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist daher die schwerentflammbare, biologisch abbaubare funktionelle
Flüssigkeit gemäß Hauptanspruch. Die Unteransprüche betreffen besonders bevorzugte
Ausführungsformen dieses Erfindungsgegenstandes.
[0011] Gegenstand der Erfindung ist demnach eine schwerentflammbare, biologisch abbaubare
funktionelle Flüssigkeit, bestehend aus oder enthaltend mindestens ein bromhaltiges
Benzyltoluol-Derivat der allgemeinen Formel I
in der x 1 oder 2,
x' 0 oder 1,
y 0, 1 oder 2,
y' 0, 1 oder 2,
z 0 oder 1 und
z' 1 oder 2
mit der Maßgabe bedeuten, daß die Beziehungen

und

erfüllt sind.
[0012] Bei den erfindungsgemäß als oder in funktionellen Flüssigkeiten verwendeten bromhaltigen
Benzyltoluol-Derivaten handelt es sich also um Verbindungen, die an beiden Kernen
substituiert sind, wobei mindestens ein Bromsubstituent und eine Methylgruppe als
Substituent vorhanden sein müssen. Die beiden Kerne können jedoch mehrere Bromatome
und mehrere Methylgruppen tragen, wobei die Positionen dieser Substituenten nicht
wesentlich sind, so daß erfindungsgemäß auch sämtliche Stellungsisomere dieser bromhaltigen
Benzyltoluol-Derivate der obigen allgemeinen Formel I in oder als funktionelle Flüssigkeiten
verwendet werden können.
[0013] Zusätzlich können in einer oder beiden Phenylgruppen Chloratome als Substituenten
vorhanden sein.
[0014] Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß diese erfindungsgemäß verwendeten bromhaltigen
Benzyltoluol-Derivate eine wesentlich günstigere Umweltverträglichkeit besitzen als
die aus dem Stand der Technik bekannten halogenierten Diarylderivate, und gleichzeitig
ausgezeichnete physikalische Eigenschaften aufweisen, die sich für funktionelle Flüssigkeiten,
wie Hydraulikflüssigkeiten oder Isolationsflüssigkeiten für elektrische Vorrichtungen
besonders gut geeignet machen.
[0015] Überraschenderweise hat sich weiterhin gezeigt, daß die erfindungsgemäß eingesetzten
bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate der oben angegebenen allgemeinen Formel I, die
an beiden Phenylringen substituiert sind, ohne weiteres biologisch abgebaut werden
können, was angesichts der oben angesprochenen europäischen Patentanmeldung Nr. 71
338 und der GB-PS 1 504 655 als überraschend anzusehen ist. Darüber hinaus besitzen
diese erfindungsgemäß verwendeten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate der obigen allgemeinen
Formel I den weiteren überraschenden Vorteil, daß sie bei den normalen Anwendungsbedingungen
flüssig sind und ein ,besonders günstiges Viskositäts-Temperatur-Verhalten aufweisen.
Darüber hinaus besitzen sie einen hohen Flammpunkt, sind wenig toxisch und wenig korrosiv
und führen auch bei unsachgemäßer Überhitzung nicht zu den hochgiftigen Dioxinprodukten,
die bei Unfällen mit polychlorierten
Bi-phenylen gelegentlich aufgetreten sind. Darüber hinaus hat sich gezeigt, daß die
erfindungsgemäß verwendeten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate auch eine ausgezeichnete
Dichtelementverträglichkeit aufweisen, so daß die erfindungsgemäß ausgewählte Gruppe
von Verbindungen sich als überraschend vorteilhaft für das angestrebte Verwendungsgebiet
herausgestellt hat.
[0016] Besonders bevorzugt sind schwerentflammbare, biologisch abbaubare funktionelle Flüssigkeiten,
die als bromhaltiges Benzyltoluol-Derivat eine Verbindung der allgemeinen Formel II

enthalten, in der x' 0 oder 1, z 0 oder 1 und z' 1 oder 2 bedeuten.
[0017] Noch stärker bevorzugt sind die erfindungsgemäßen funktionellen Flüssigkeiten, die
ein bromhaltiges Benzyltoluol-Derivat der nachfolgenden Formeln III, IV oder V

enthalten.
[0018] Natürlich können die erfindungsgemäßen funktionellen Flüssigkeiten die oben definierten
bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate einzeln, bevorzugt jedoch in Form von Mischungen,
enthalten, zumal in Form von Mischungen der einzelnen Stellungsisomeren dieser Verbindungen.
[0019] Die erfindungsgemäß ausgewählten und in oder als funktionelle Flüssigkeiten verwendeten
bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate der oben angegebenen Formeln sind teilweise bekannt,
beispielsweise durch die allgemeine Formel der oben bereits angesprochenen europäischen
Patentanmeldung Nr. 71 338 oder aber auch durch die generische Definition der DE-OS
23 36 289. Dabei vermittelt die erstgenannte Literaturstelle eine immens große Gruppe
von Verbindungen, und spricht die erfindungsgemäß verwendeten weder expressis verbis
noch in den Beispielen an. Die DE-OS 23 36 289 beschreibt im wesentlichen chlorierte
o-Benzyltoluole, die als wertvolle Ausgangsstoffe zur Herstellung von Anthracen und
Anthrachinon und deren Derivaten beschrieben werden. Von den in der GB-PS 1 504 655
beschriebenen biologisch abbaubaren bromhaltigen Benzyltoluol-Derivaten unterscheiden
sich die erfindungsgemäß ausgewählten und verwendeten Verbindungen der obigen allgemeinen
Formeln dadurch, daß sie eben nicht asymmetrisch, sondern an beiden Phenylringen substituiert
sind und dennoch überraschend vorteilhafte Eigenschaften aufweisen.
[0020] Die Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate
erfolgt in an sich bekannter Weise entweder durch Halogenieren der nichthalogensubstituierten
entsprechenden Benzyltoluole mit elementarem Brom oder einen Gemisch aus Bran und
Chlor in Gegenwart eines bekannten Halogenierungskatalysators wie Eisen, FeGl
3, FeBr
3, AlCl
3, TiCl
4 und dergleichen. Dabei kann die Umsetzung bei Zimmertemperatur durchgeführt werden,
wobei jedoch, in Abhängigkeit von dem jeweiligen Katalysator, beispielsweise auch
Temperaturen zwischen -5 und +40°C geeignet sind.
[0021] Eine weitere bevorzugte Verfahrensweise zur Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten
bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate der obigen allgemeinen Formel I besteht in der
Kondensation einer Verbindung der allgemeinen Formel VI

worin x', y' und z' die oben angegebenen Bedeutungen besitzen, mit einer Verbindung
der allgemeinen Formel VII

worin Hal Brom oder Chlor bedeutet und x, y und z die oben angegebenen Bedeutungen
besitzen. Bei der Kondensation arbeitet man gegebenenfalls in Gegenwart eines Friedel-Crafts-Katalysators,
wie beispielsweise FeCl
3, FeBr
3, A1C1
3 und/oder TiCl
4, mit einem Überschuß von Verbindungen der allgemeinen Formel VI.
[0022] Gegenüber den aus der europäischen Patentanmeldung Nr. 88 650 bekannten chlorsubstituierten
Verbindungen zeigen die erfindungsgemäß verwendeten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate
eine wesentlich verbesserte Schwerentflammbarkeit bei gleichzeitig verbessertem Viskositäts-Temperaturverhalten.
[0023] Das aus der GB-PS 1 504 655 bekannte asymmetrisch substituierte Dibrombenzyltoluol
wird bei Zimmertemperatur fest, während das an beiden Phenylringen bromierte Isomere
sich erst bei -25°C verfestigt, was für die Anwendung dieser Verbindung als Hydraulikflüssigkeit
bzw. Isolationsflüssigkeit besonders vorteilhaft ist.
[0024] Somit haben sich die erfindungsgemäß eingesetzten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate
sowohl bei Hydraulikflüssigkeiten als auch bei Isolationsflüssigkeiten für elektrische
Vorrichtungen, wie beispielsweise Kondensatoren, Transformatoren und dergleichen,
nicht nur aufgrund ihres günstigen Viskositäts-Temperaturverhaltens, sondern auch
wegen ihrer sehr günstigen flammhemmenden Wirkung bewährt. Die erfindungsgemäßen funktionellen
Flüssigkeiten können demzufolge insbesondere auch als schwerentflammbare Hydraulik-
bzw. schwerentflammbare Isolationsflüssigkeiten eingesetzt werden, die aufgrund ihrer
geringen Toxizität, ihrer geringen Neigung zur Bildung giftiger Zersetzungsprodukte
und ihrer biologischen Abbaubarkeit eine erhebliche Bereicherung der Technik darstellen.
[0025] Wie bereits erwähnt, können anstelle der einzelnen Verbindungen in den erfindungsgemäßen
funktionellen Flüssigkeiten die genannten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate einzeln
oder auch in Form von Gemischen, namentlich in Form der Isomerengemische, enthalten
sein.
[0026] Die Erfindung sei im folgenden näher anhand von
Beispie- len beschrieben.
Herstellungsbeispiel
[0027] Herstellung von Dibrombenzyltoluol durch Kondensation von Bromtoluol mit Brombenzylbromid
[0028] Zur Herstellung von Dibrombenzyltoluol wird zunächst durch Bromieren von Toluol mit
elementarem Brom in Gegenwart von wasserfreiem FeC1
3 Bromtoluol hergestellt, welches dann an der Seitenkette bromiert wird. Man erhitzt
hierzu 8,3 Mol Bromtoluol in Gegenwart von 0,5 g eines Radikalketteninitiators (d,d'-Azobisisobutyronitril),
auf eine Temperatur von 80°C. Unter Bestrahlung mit einer Ultraviolettlampe mit einer
Leistung von 300 W tropft man 1,66 Mol Brom unter Kühlen zu. Der entstehende Bromwasserstoff
wird in einer Waschflasche mit gekühltem Wasser absorbiert.
[0029] Das abgekühlte Gemisch wird dann zur Kondensationsreaktion in eine Suspension von
6 g FeC1
3 in 1,66 Mol Bromtoluol bei einer Temperatur von 30°C eingetropft. Der entstehende
gasförmige Bromwasserstoff wird in gleicher Weise, wie oben beschrieben, mit gekühltem
Wasser in einer Waschflasche absorbiert. Bei dieser Kondensationsreaktion wird durch
den angewandten großen Bromtoluolüberschuß die Bildung von Nebenprodukten (bromiertes
Dibenzyltoluol) unterdrückt. Nach Beendigung der Zugabe wird 30 Minuten auf 50°C erwärmt,
worauf das abgekühlte Reaktionsgemisch mit 1 Liter Wasser, dann mit 1 Liter 10 %-iger
Natriumhydroxidlösung und anschließend erneut mit 1 Liter Wasser gewaschen wird. Man
trocknet die organische Phase und destilliert den Bromtoluolüberschuß ab.
[0030] Die verbleibende Flüssigkeit wird bei 0,4 mbar rektifiziert, wobei man 395 g einer
zwischen 155 und 166°C bei 0,4 mbar siedenden Hauptfraktion erhält, die massenspektrometrisch
als Dibrombenzyltoluol identifiziert wird. Dabei wurde auf eine Isomerenuntersuchung
verzichtet.
[0031] In der nachfolgenden Tabelle ist das Elektronenstrommassenspektrum des erhaltenen
Dibrombenzyltoluols wiedergegeben.

Die übrigen erfindungsgemäß eingesetzten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate erhält
man in analoger Weise zu der oben beschriebenen Verfahrensweise unter Anwendung an
sich bekannter Methoden oder auch durch direktes Bromieren oder Bromieren und Chlorieren
von Benzyltoluol, wobei in diesem Fall allerdings Reaktionsgemische anfallen, die
in geeigneter Weise, beispielsweise gaschromatographisch, in die erfindungsgemäß eingesetzten
bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate der oben angegebenen allgemeinen Formeln aufgetrennt
werden müssen.
[0032] Die erfindungsgemäßen schwerentflammbaren, biologisch abbaubaren funktionellen Flüssigkeiten
können neben dem bromhaltigen Benzyltoluol-Derivat auch zusätzliche, für die funktionellen
Flüssigkeiten übliche Bestandteile und Zusätze enthalten, beispielsweise Korrosionsschutzmittel,
wie Erdalkalisulfonate, Stabilisatoren, wie Aminderivate oder phenolische Produkte,
verschleißmindernde Zusätze, beispielsweise Zinkdialkyldithiophosphate, Säureakzeptoren,
beispielsweise Epoxidverbindungen, Tetraphenylzinn usw., sowie Entschäumer, wie Seife,
Silicone, Glykole, Phosphatester, und Viskositätsindexverbesserer, wie Polymethacrylate,
Polyisobutylen. Weiterhin können die erfindungsgemäß verwendeten bromhaltigen Benzyltoluol-Derivate
mit vielen geeigneten Produkten, wie beispielsweise Mineralöl, Glykolen, etc. modifiziert
werden.
[0033] Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Verdeutlichung der erfindungsgemäßen
schwerentflammbaren, biologisch abbaubaren funktionellen Flüssigkeiten.
B e i s p i e 1 1
[0034] Untersuchung der Eigenschaften des erfindungsgemäß bevorzug als bromhaltiges Benzyltoluol-Derivat
eingesetzten Dibrombenzyltoluols
a) Biologische Abbaubarkeit
[0035] Die Untersuchung der biologischen Abbaubarkeit erfolgt mit Hilfe eines anerkannten
Meßverfahrens zur Bestimmung der biologischen Abbaubarkeit von anionischen und nichtionischen
synthetischen Tensiden, nämlich.dem OECD-Screening-Test (Bundesgesetzblatt 1 (1977),
Seite 245) (modifiziert) für nichtionische Tenside.
[0036] Als Impfsuspension verwendet man aerobe, polyvalente Mikroorganismen aus dem Ablauf
einer biologischen Kläranlage.
[0037] Bei dieser Methode erfolgt die erste Probennahme nach 7 Tagen, die zweite Probennahme
nach 14 Tagen und die dritte Probennahme nach 19 Tagen. Die gezogenen Proben wurden
entsprechend der Vorschrift des oben bezeichneten Tests aufgearbeitet und die Abbaurate
gaschromatographisch bestimmt.
[0038] Hierbei hat sich folgendes Ergebnis gezeigt:
Probe nach 7 Tagen: 49,3 % abgebaut
Probe nach 14 Tagen: 69,1 % abgebaut
Probe nach 19 Tagen: 82,9 % abgebaut
[0039] Überraschenderweise läßt sich das erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzte Dibrombenzyltoluol
biologisch zu mehr als 80 % abbauen.
b) Brandtechnische Untersuchung
[0040] Die brandtechnische Untersuchung erfolgt nach dem "6. Luxemburger Bericht über Anforderungen
und Prüfungen schwerentflammbarer Flüssigkeiten für hydraulische Kraftübertragung
und Steuerung".
[0041] Hierbei hat sich gezeigt, daß Dibrombenzyltoluol ein besseres brandtechnisches Verhalten
zeigt als beispielsweise Tetrachlorbenzyltoluol bzw. polychloriertes Biphenyl.
c) Untersuchung der Korrosionswirkung
[0042] Die Korrosionswirkung von Dibrombenzyltoluol wurde nach der Methode des oben angesprochenen
6. Luxemburger Berichts untersucht. Hierzu wurden die Metalle Stahl, Kupfer, Messing,
Aluminium, Cadmium und Zink sowie die Metallpaarungen Kupfer-Zink, Stahl-Aluminium,
Stahl-Cadmium und Aluminium-Zink zu zwei Drittel in die zu prüfende Flüssigkeit (Dibrombenzyltoluol)
eingetaucht und darin während 28 Tagen bei einer Temperatur von 35°C belassen.
[0043] Bei dieser Untersuchung hat sich gezeigt, daß bei sämtlichen Prüfblechen die durch
Korrosion verursachte Gewichtsdifferenz kleiner als 1 mg ist (zulässige Gewichtsdifferenz
20 mg).
d) Verträglichkeit gegenüber Dichtelementen 1
[0044] Zur Untersuchung der Verträglichkeit gegenüber Dichtelementen wird ein Dichtelement
aus dem Dichtungswerkstoff 83 FKM 575 (Viton) in die zu untersuchende Flüssigkeit
eingetaucht, und zwar während 21 Tagen bei 60°C , 80°C, 100°C, 120°C und 150°C. Anschließend
wird die Volumenänderung des Dichtelements und die Änderung seiner Shore-Härte bestimmt.
[0045] Bei dieser Untersuchung zeigt das erfindungsgemäß bevorzugt verwendete bromhaltige
Benzyltoluol-Derivat, nämlich Dibrombenzyltoluol, als solches und auch in fertig formulierten
Hydraulikflüssigkeiten ein besonders gutes Verhalten, indem sich die Volumenänderung
des Dichtungsmaterials zwischen < 1 und 2 % bewegt und die Änderung der Shore-Härte
bei -3 Grad liegt. Zulässig ist bei dieser Untersuchungsmethode eine Volumenänderung
bis 20 % und eine Änderung der Shore-Härte von -10 Grad.
[0046] Die untersuchten Vergleichsprodukte auf der Grundlage von polychloriertem Biphenyl
und Tetrachlorbenzyltoluol zeigen Werte der Volumenänderung von 40% bei einer Untersuchungstemperatur
von 150°C. Bei diesen herkömmlichen Produkten muß bei Anwendung als Hydraulikflüssigkeit
darauf geachtet werden, daß Temperaturen von 100°C nicht überschritten werden, da
sonst die Dichtwerkstoffe in zu starkem Maße angegriffen werden und es zu Störungen
kommen kann.
e) Untersuchung der Pyrolyse
[0047] Zur Prüfung auf hochtoxische Zersetzungsprodukte wurde Dibrombenzyltoluol bei Temperaturen
zwischen.150 und 700°C pyrolysiert. Die Aufarbeitung der Probe erfolgt nach der EPA-Methode
No. 613. Bei der Analyse mit GCMS konnte kein hochtoxisches Dioxin bzw. Dibenzofuran
(tri- und tetrabromiert) innerhalb der Nachweisgrenze (0,5 ppb) festgestellt werden.
f) Untersuchung des Viskositäts-Temperatur-Verhaltens
[0048] Die erfindungsgemäße Hydraulikflüssigkeit nach dem nachfolgenden Beispiel 2 zeigt
das folgende Viskositäts-Temperatur- Verhalten:

[0049] Eine auf Tetrachlorbenzyltoluol aufgebaute Hydraulikflüssigkeit besitzt folgendes
Verhalten:

[0050] Die folgenden Beispiele 2 bis 8 dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung und
betreffen die Rezepturen von schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeiten (Beispiele
2 bis 6) und Isolationsflüssigkeiten (Beispiele 7 und 8).
B e i s p i e 1 2
[0051] Zusammensetzung einer schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeit:
93 % Dibrombenzyltoluol
6 % Viskositätsindexverbesserer (Polymethacrylat)
0,5 % Korrosionsschutzmittel (Bariumsulfonat)
0,5 % Verschleißschutzadditiv (Zinkdialkyldithiophosphat)
B e i s p i e 1 3
[0052] Zusammensetzung einer schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeit:
75 % Dibrombenzyltoluol
23 % isopropyliertes Triphenylphosphat
1 % Korrosionsschutzmittel (Alkylsulfamidocarbonsäure)
1 % Säureakzeptor (Epoxidharz)
B e i s p i e 1 4
[0053] Zusammensetzung einer schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeit:
88 % Dibrombenzyltoluol
10 % Butylstearat
1 % Korrosionsschutzmittel (Fettsäurealkanolamid)
0,5 % Oxidationsstabilisator (Aminderivat)
0,5 % Verschleißschutzadditiv (Zinkdialkyldithiophosphat)
[0055] Zusammenestzung einer schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeit:
65 % Dibrombenzyltoluol
25 % monobromiertes Benzyltoluol
9 % Viskositätsindexverbesserer (Polyisobutylen)
1 % Korrosionsschutzmittel (Talgfettaminderivat)
B e i s p i e l 6
[0056] Zusammensetzung einer schwerentflammbaren Hydraulikflüssigkeit:
50 % Dibrombenzyltoluol
45 % monobromiertes Xylylxylol
4,5 % Viskositätsindexverbesserer (Polyisobutylen)
0,5 % Korrosionsschutzmittel (Talgfettaminderivat)
B e i s p i e 1 7
[0057] Zusammensetzung einer Isolationsflüssigkeit für elektrische Vorrichtungen:
99,5 % Dibrombenzyltoluol
0,3 % Korrosionsschutzmittel (Talgfettaminderivat)
0,2 % Epoxidharz
B e i s p i e 1 8
[0058] Zusammensetzung einer Isolationsflüssigkeit für elektrische Vorrichtungen:
50 % Dibrombenzyltoluol
49,5 % monobromiertes Benzyltoluol
0,3 % Korrosionsschutzmittel (Talgfettaminderivat)
0,2 % Epoxidharz