(19)
(11) EP 0 151 676 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.08.1985  Patentblatt  1985/34

(21) Anmeldenummer: 84107615.1

(22) Anmeldetag:  30.06.1984
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 15/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB

(30) Priorität: 03.08.1983 DE 3327945

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Grosswendt, Werner
    D-4030 Ratingen 5 (DE)

(74) Vertreter: Podszus, Burghart, Dipl.-Phys. 
Rheinmetall GmbH Ulmenstrasse 125 Postfach 6609
D-4000 Düsseldorf
D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Geschoss mit einem Nutzlastteil und einem Antriebsteil


    (57) Die Erfindung betrifft ein Geschoß 10 mit einem Nutzlastteil 12 und einem Antriebsteil 11. Um die Baulänge des Geschosses 10 zu verringern und somit seine Handhabung in engen Kampfräumen, wie z. B. in Panzerhaubitzen und seinen Abschuß aus herkömmlichen Waffenanlagen zu ermöglichen, umgibt in Abschußposition das Antriebsteil 11 das teleskopartig im Antriebsteil 11 verschiebbar gelagerte Nutzlastteil 12 koaxial.
    Nach dem Abschuß des Geschosses 10 wird das Nutzlastteil 12 in Flugrichtung nach vorn verschoben und gibt dabei die Brennkammer 2' des beispielsweise als Staustrahltriebwerk ausgebildeten Antriebsteil 11 frei.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß mit einem Nutzlastteil und einem Antriebsteil.

    [0002] Aus Rohrwaffen, z. B. einem Artilleriegeschütz, verschossene Geschosse haben bei optimaler Rohrerhöhung eine begrenzte Reichweite, die im wesentlichen durch die Anfangsgeschwindigkeit und daher letztlich durch den Energieinhalt der Treibladung begrenzt ist.

    [0003] Es ist bereits bekannt (DE-OS 31 48 407), die Reichweite eines derartigen Geschosses durch einen zusätzlichen Antrieb, beispielsweise ein Staustrahltriebwerk, zu vergrößern, das nach dem Abfeuern gezündet wird und dem Geschoß einen zusätzlichen Impuls verleiht. Das sich an den Nutzlastteil des Geschosses anschließende Staustrahltriebwerk vergrößert dessen Baulänge in nachteiliger Weise, so daß es in herkömmlichen Geschützen mit einem vorgegebenen Ladungsraum nicht ohne weiteres verwendbar ist. Auch wenn durch Modifikationen des Ladungsraums eine Verwendung derartiger Geschosse denkbar wäre, ist eine Handhabung derartiger überlanger Geschosse in Panzerhaubitzen wegen des dort vorhandenen geringen Raumangebots nahezu völlig ausgeschlossen.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoß der eingangs genannten Art bereitzustellen, das infolge seiner kurzen Bauweise aus eingeführten Waffen zu verschie- ßen ist, und das insbesondere auch in beengten Kampfräumen, wie z. B. Panzerhaubitzen, verwendbar ist.

    [0005] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.

    [0006] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.

    [0007] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt .

    Fig. 1: das Geschoß in Ruhelage bzw. Abschußposition;

    Fig. 2: das Geschoß in Flugposition;

    Fig. 3: einen Querschnitt durch den Antriebsteil des Geschosses entlang Linie 3 - 3 der Fig. 2;

    Fig. 4: eine Vorderansicht des Geschosses aus Blickrichtung 4 - 4 der Fig. 2.



    [0008] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung ein aus einem Nutzlastteil 12 und einem Antriebsteil 11 bestehendes Geschoß 10 im Ruhezustand bzw. in Abschußposition. Dabei umgibt der Antriebsteil 11, bei dem es sich zweckmäßig um ein Staustrahltriebwerk handelt, den Nutzlastteil 12 des Geschosses 10 koaxial. Auf diese Weise ergibt sich eine stark verkürzte Bauweise des Geschosses 10, die die Verwendung des Geschosses 10 bei herkömmlichen Waffenanlagen und insbesondere auch in räumlich beengten Kampfräumen, wie in Panzerhaubitzen, ermöglicht. Das zusätzliche Antriebsteil 11 verleiht dem Geschoß nach dem Abfeuern aus einem Waffenrohr einen Zusatzantrieb und ermöglicht dadurch eine vergrößerte Reichweite des Geschosses. Während herkömmliche Artilleriegeschosse Entfernungen bis zu etwa 30 km überbrücken können, läßt sich die Reichweite eines Geschosses mit einem Zusatzantrieb etwa bis auf 50 km steigern.

    [0009] Heckseitig ist das Geschoß 10 mittels einer Treibscheibe 13 verschlossen, die den Druck, der sich im Waffenrohr beim Abschuß entwickelnden Treibladungsgase auf das Geschoß 10 überträgt. Zentralaxial in der Treibscheibe 13 ist eine Bohrung 13' angeordnet, durch die Treibladungsgase in den heckseitigen Bereich des Anteriebsteils 11 eindringen können, der zum Vorderteil des Geschosses hin durch eine Scheibe 20 abgedichtet ist. Eine Verriegelung verhindert dabei, daß unter dem Druck der Treibladungsgase, die durch die Öffnung 3' in der Treibscheibe 13 eingedrungen sind, sich der Nutzlastteil 12 des Geschosses nach vorn bewegt. Auf sehr einfache und zweckmäßige Weise kann für diese Verriegelung die Trägheitskraft des Nutzlastteile 12 während der Beschleunigungsphase herangezogen werden. Dazu sind die Bohrung 13' in der Treibscheibe 13 sowie das Volumen der Kammer 11' des Antriebsteils 11 so zu dimensionieren, daß die durch den Druck der eingeströmten Treibladungsgase ausgeübte Kraftwirkung geringer ist, als die Trägheitskraft des Nutzlastteils 12 während der Beschleunigungsphase im Waffenrohr. Da nach dem Verlassen des Waffenrohrs keine Trägheitskräfte mehr auf das Geschoß wirken, können nun die in die Kammer 11' eingeschlossenen Gase den Nutzlastteil 12 nach vorne schieben und die durch die Verlagerung des Nutzlastteils 12 entriegelte Treibscheibe 13 mit zeitlicher Verzögerung nach hinten ausstoßen.

    [0010] Fig. 2 zeigt das Geschoß 10 in Flugposition, die das Geschoß nach dem Verlassen des Waffenrohrs einnimmt.

    [0011] Die Treibladungsgase haben den teleskopartig im Antriebsteil 11 verschiebbar gelagerten Nutzlastteil 12 des Geschosses nach vorn bewegt, so daß nunmehr Nutzlastteil 12 und Antriebsteil 11 in Axialrichtung hintereinander angeordnet sind. Nun kann auch der als Staustrahltriebwerk ausgebildete Antriebsteil 14 in Funktion treten, der über einen als Ringdiffusor 17, 19 ausgebildeten Lufteinlauf und eine heckseitig angeordnete Düse 21 verfügt. Der Festtreibstoff 15 (Fig. 3) ist ringmantelförmig auf der Innenwandung des rohrförmig ausgebildeten Antriebsteils 14 aufgebracht. Der Mantel des Festtreibstoffs 15 ist lediglich durch achsaparallel angeordnete Laufstege 14 unterbrochen, die mit dem Antriebsteil 11 fest verbunden sind und ein leichtes Gleiten des teleskopartig in die Flugposition verschiebbaren Nutzlastteils 12 ermöglichen. In Fig. 3, die einen Querschnitt durch den Antriebsteil 11 des Geschosses 10 entlang der Linie 3 - 3 nach Fig. 2 zeigt, sind vier dieser Laufstege 14 dargestellt. Je nach den Erfordernissen können auch weniger, z. B. drei Laufstege 14 oder mehr Laufstege vorgesehen werden.

    [0012] Noch vor dem Vorgleiten des Nutzlastteils 12, zweckmäßig mit dem Lösen der Verriegelungsmittel synchronisiert, wird die Dichtscheibe 20 in Heckrichtung ausgestoßen. Das Ablösen dieser Dichtscheibe 20 (Fig. 1) erfolgt zweckmäßig durch eine in der Figur nicht dargestellte pyrotechnische Ladung.

    [0013] Fig. 4 zeigt eine Ansicht des Geschosses 10 mit Blickrichtung aus 4 - 4 gem. Fig. 2 und läßt die Klappleitwerke 16 erkennen, die in Abschußposition (Fig. 1) noch an den Mantel des Antriebsteils 11 angelegt waren und sich erst nach dem Abschuß des Geschosses 10 entfaltet haben.


    Ansprüche

    1. Geschoß mit Nutzlastteil und einem Antriebsteil, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsteil (11) das Nutzlastteil (12) koaxial umgibt und daß das Nutzlastteil (12) teleskopartig verschiebbar im Antriebsteil (11) gelagert ist.
     
    2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsteil (11) waffenseitig durch eine Treibscheibe (13) mit einer zentralaxialen Bohrung (13') abgeschlossen ist.
     
    3. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein heckseitiger Bereich (11') des Antriebsteils (11) durch eine Dichtscheibe (20) gasdicht abgeschlossen ist.
     
    4. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsteil (11) des Geschosses (10) als Staustrahltriebwerk mit einem Ringdiffusor (17, 19) , einer Düse (21) und einem zentral angeordneten Verbrennungsraum (11") ausgebildet ist.
     
    5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet, daß für den Betrieb des Antriebsteils (11) ein Festtreibstoff (15) vorgesehen ist, der ringmantelförmig auf der Innenwand der rohrförmig ausgebildeten zentralen Brennkammer (11") angeordnet ist.
     
    6. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb des Festtreibstoffs (15) achsparallel verlaufend eine Mehrzahl von Laufstegen 14 angeordnet ist.
     




    Zeichnung