[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß mit einem Nutzlastteil und einem Antriebsteil.
[0002] Aus Rohrwaffen, z. B. einem Artilleriegeschütz, verschossene Geschosse haben bei
optimaler Rohrerhöhung eine begrenzte Reichweite, die im wesentlichen durch die Anfangsgeschwindigkeit
und daher letztlich durch den Energieinhalt der Treibladung begrenzt ist.
[0003] Es ist bereits bekannt (DE-OS 31 48 407), die Reichweite eines derartigen Geschosses
durch einen zusätzlichen Antrieb, beispielsweise ein Staustrahltriebwerk, zu vergrößern,
das nach dem Abfeuern gezündet wird und dem Geschoß einen zusätzlichen Impuls verleiht.
Das sich an den Nutzlastteil des Geschosses anschließende Staustrahltriebwerk vergrößert
dessen Baulänge in nachteiliger Weise, so daß es in herkömmlichen Geschützen mit einem
vorgegebenen Ladungsraum nicht ohne weiteres verwendbar ist. Auch wenn durch Modifikationen
des Ladungsraums eine Verwendung derartiger Geschosse denkbar wäre, ist eine Handhabung
derartiger überlanger Geschosse in Panzerhaubitzen wegen des dort vorhandenen geringen
Raumangebots nahezu völlig ausgeschlossen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoß der eingangs genannten Art
bereitzustellen, das infolge seiner kurzen Bauweise aus eingeführten Waffen zu verschie-
ßen ist, und das insbesondere auch in beengten Kampfräumen, wie z. B. Panzerhaubitzen,
verwendbar ist.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.
[0006] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Dabei
zeigt .
Fig. 1: das Geschoß in Ruhelage bzw. Abschußposition;
Fig. 2: das Geschoß in Flugposition;
Fig. 3: einen Querschnitt durch den Antriebsteil des Geschosses entlang Linie 3 -
3 der Fig. 2;
Fig. 4: eine Vorderansicht des Geschosses aus Blickrichtung 4 - 4 der Fig. 2.
[0008] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung ein aus einem Nutzlastteil 12 und einem
Antriebsteil 11 bestehendes Geschoß 10 im Ruhezustand bzw. in Abschußposition. Dabei
umgibt der Antriebsteil 11, bei dem es sich zweckmäßig um ein Staustrahltriebwerk
handelt, den Nutzlastteil 12 des Geschosses 10 koaxial. Auf diese Weise ergibt sich
eine stark verkürzte Bauweise des Geschosses 10, die die Verwendung des Geschosses
10 bei herkömmlichen Waffenanlagen und insbesondere auch in räumlich beengten Kampfräumen,
wie in Panzerhaubitzen, ermöglicht. Das zusätzliche Antriebsteil 11 verleiht dem Geschoß
nach dem Abfeuern aus einem Waffenrohr einen Zusatzantrieb und ermöglicht dadurch
eine vergrößerte Reichweite des Geschosses. Während herkömmliche Artilleriegeschosse
Entfernungen bis zu etwa 30 km überbrücken können, läßt sich die Reichweite eines
Geschosses mit einem Zusatzantrieb etwa bis auf 50 km steigern.
[0009] Heckseitig ist das Geschoß 10 mittels einer Treibscheibe 13 verschlossen, die den
Druck, der sich im Waffenrohr beim Abschuß entwickelnden Treibladungsgase auf das
Geschoß 10 überträgt. Zentralaxial in der Treibscheibe 13 ist eine Bohrung 13' angeordnet,
durch die Treibladungsgase in den heckseitigen Bereich des Anteriebsteils 11 eindringen
können, der zum Vorderteil des Geschosses hin durch eine Scheibe 20 abgedichtet ist.
Eine Verriegelung verhindert dabei, daß unter dem Druck der Treibladungsgase, die
durch die Öffnung 3' in der Treibscheibe 13 eingedrungen sind, sich der Nutzlastteil
12 des Geschosses nach vorn bewegt. Auf sehr einfache und zweckmäßige Weise kann für
diese Verriegelung die Trägheitskraft des Nutzlastteile 12 während der Beschleunigungsphase
herangezogen werden. Dazu sind die Bohrung 13' in der Treibscheibe 13 sowie das Volumen
der Kammer 11' des Antriebsteils 11 so zu dimensionieren, daß die durch den Druck
der eingeströmten Treibladungsgase ausgeübte Kraftwirkung geringer ist, als die Trägheitskraft
des Nutzlastteils 12 während der Beschleunigungsphase im Waffenrohr. Da nach dem Verlassen
des Waffenrohrs keine Trägheitskräfte mehr auf das Geschoß wirken, können nun die
in die Kammer 11' eingeschlossenen Gase den Nutzlastteil 12 nach vorne schieben und
die durch die Verlagerung des Nutzlastteils 12 entriegelte Treibscheibe 13 mit zeitlicher
Verzögerung nach hinten ausstoßen.
[0010] Fig. 2 zeigt das Geschoß 10 in Flugposition, die das Geschoß nach dem Verlassen des
Waffenrohrs einnimmt.
[0011] Die Treibladungsgase haben den teleskopartig im Antriebsteil 11 verschiebbar gelagerten
Nutzlastteil 12 des Geschosses nach vorn bewegt, so daß nunmehr Nutzlastteil 12 und
Antriebsteil 11 in Axialrichtung hintereinander angeordnet sind. Nun kann auch der
als Staustrahltriebwerk ausgebildete Antriebsteil 14 in Funktion treten, der über
einen als Ringdiffusor 17, 19 ausgebildeten Lufteinlauf und eine heckseitig angeordnete
Düse 21 verfügt. Der Festtreibstoff 15 (Fig. 3) ist ringmantelförmig auf der Innenwandung
des rohrförmig ausgebildeten Antriebsteils 14 aufgebracht. Der Mantel des Festtreibstoffs
15 ist lediglich durch achsaparallel angeordnete Laufstege 14 unterbrochen, die mit
dem Antriebsteil 11 fest verbunden sind und ein leichtes Gleiten des teleskopartig
in die Flugposition verschiebbaren Nutzlastteils 12 ermöglichen. In Fig. 3, die einen
Querschnitt durch den Antriebsteil 11 des Geschosses 10 entlang der Linie 3 - 3 nach
Fig. 2 zeigt, sind vier dieser Laufstege 14 dargestellt. Je nach den Erfordernissen
können auch weniger, z. B. drei Laufstege 14 oder mehr Laufstege vorgesehen werden.
[0012] Noch vor dem Vorgleiten des Nutzlastteils 12, zweckmäßig mit dem Lösen der Verriegelungsmittel
synchronisiert, wird die Dichtscheibe 20 in Heckrichtung ausgestoßen. Das Ablösen
dieser Dichtscheibe 20 (Fig. 1) erfolgt zweckmäßig durch eine in der Figur nicht dargestellte
pyrotechnische Ladung.
[0013] Fig. 4 zeigt eine Ansicht des Geschosses 10 mit Blickrichtung aus 4 - 4 gem. Fig.
2 und läßt die Klappleitwerke 16 erkennen, die in Abschußposition (Fig. 1) noch an
den Mantel des Antriebsteils 11 angelegt waren und sich erst nach dem Abschuß des
Geschosses 10 entfaltet haben.
1. Geschoß mit Nutzlastteil und einem Antriebsteil, dadurch gekennzeichnet, daß das
Antriebsteil (11) das Nutzlastteil (12) koaxial umgibt und daß das Nutzlastteil (12)
teleskopartig verschiebbar im Antriebsteil (11) gelagert ist.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsteil (11) waffenseitig
durch eine Treibscheibe (13) mit einer zentralaxialen Bohrung (13') abgeschlossen
ist.
3. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein heckseitiger
Bereich (11') des Antriebsteils (11) durch eine Dichtscheibe (20) gasdicht abgeschlossen
ist.
4. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsteil
(11) des Geschosses (10) als Staustrahltriebwerk mit einem Ringdiffusor (17, 19) ,
einer Düse (21) und einem zentral angeordneten Verbrennungsraum (11") ausgebildet
ist.
5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet, daß für den Betrieb des
Antriebsteils (11) ein Festtreibstoff (15) vorgesehen ist, der ringmantelförmig auf
der Innenwand der rohrförmig ausgebildeten zentralen Brennkammer (11") angeordnet
ist.
6. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb
des Festtreibstoffs (15) achsparallel verlaufend eine Mehrzahl von Laufstegen 14 angeordnet
ist.