[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung für die Einleitung von Metallschmelze, insbesondere
von Stahlschmelze, in eine Stranggießkokille, mit mindestens einem Ausgießrohr, das
einen Vorratsbehälter mit der Stranggießkokille verbindet.
[0002] Eine derartige Vorrichtung verbindet den Vorratsbehälter mit der Stranggießkokille
strömungstechnisch, verhindert größere Wärmeverluste der Metallschmelze und schützt
die Metallschmelze im wesentlichen vor Reoxidation.
[0003] Das Vergießen von Metallschmelze, insbesondere von flüssigem Stahl, auf Vertikalstranggießanlagen
ist nach dem derzeitigen Stand der Technik bei kleinen Abmessungen des Gußstranges
auf gewisse Formatabmessungen begrenzt. Unterhalb dieser Formatabmessungen kann das
gesicherte Einfließen der Metallschmelze aus dem Vorratsbehälter in die Stranggießkokille
nicht mehr gewährleistet werden. Das Vergießen von Abmessungen im Bereich von 70 mm
Durchmesser bzw. Quadrat bis 120 mm Durchmesser bzw. Quadrat wird gegenwärtig nur
durch freies Eingießen, d.h. durch freien Fall der Metallschmelze möglich, wobei auf
das Eingießen der Metallschmelze durch einen Tauchausguß hindurch verzichtet werden
muß. Der Gießstrahl läuft hierbei unmittelbar aus dem Vorratsbehälter in die Stranggießkokille.
Für den Fall, daß bei derartigen Formaten die drei Grundforderungen (Strömungsführung,
Wärmeverlust, Vermeidung der Reoxidation) teilweise erfüllt werden sollen, muß der
Gießstrahl mit einem Schutzgasschleier umgeben werden. Mit einem derartigen Schutzgasschleier
sind zusätzliche Kosten für den Yorrichtungsaufwand sowie für den Betrieb verbunden.
[0004] Das Vergießen von Querschnitten im Bereich um 70 mm Durchmesser bzw. Quadrat ist
an und für sich schon problematisch, da in diesen Fällen der Gießstrahl nicht ständig
gleichmäßig aus dem Ausgußrohr des Vorratsbehälters ausläuft, sondern in einigen Fällen
den Rand der Stranggießkokille treffen kann. Derartige Vorfälle bedeuten eine unmittelbare
Verschlechterung des Gießergebnisses, wenn nicht gar den totalen Abbruch des Stranggi
eBvorganges.
[0005] Der Srfindung ist daher die Aufgabe zugrundegelegt, für besonders kleine bzw. schmale
Gießquerschnitte eine Vorrichtung vorzuschlagen, die es gestattet, für sog. Dünnstränge
die Metallschmelze, insbesondere Stahlschmelze, strömungstechnisch günstig, ohne größeren
Wärmeverlust bzw. ohne unangemessene Vergrößerung der Gefahr der Reoxidation in die
Eingießöffnung der Stranggießkokille einzuleiten.
[0006] Die gestellte Aufgabe wird dadurch gelöst, daß für Stranggießkokillen, die einen
Gießquerschnitt von weniger als 70 mm Breite bzw. 70 mm und mehr Länge oder einen
Gießquerschnitt kleiner als 70 mm Rund- oder Quadratquerschnitt aufweisen, eine Metallschmelzenführung
vorgesehen ist, die aus einem geschlossenen oberen Abschnitt und einem unmittelbar
anschließenden, der Eingießöffnung der Stranggießkokille zugeordneten, unteren, teilweise
offenen Abschnitt besteht, wobei der offene Abschnitt die Metallschmelze an zumindest
einem Teil des Strömungsquerschnitts führt. Diese Vorrichtung weist die Vorteile auf,
eine weitestgehende Strömungsfuhrung unter Vermeidung von freiem Fall der Metallschmelze
zu gewährleisten, ferner Temperaturverluste unter den gegebenen Umständen weitestgehend
zu vermeiden und ebenso weitestgehend eine Reoxidation auszuschließen. Ein wesentlicher
Vorteil der Erfindung besteht in der geschaffenen Möglichkeit, die Metallschmelze
in sehr schmale Gießräume von Stranggießkokillen einzuleiten, ohne den oberen Rand
der Stranggießkokille zu benetzen. Die Erfindungslehre schafft daher die Voraussetzung
für das Gießen von extrem dünnen Gußsträngen.
[0007] In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß der untere offene Abschnitt schräg
bis lotrecht verläuft. Das schräge bis lotrechte Einführen der Metallschmelze begünstigt
vorteilhaft die Erstarrungsbedingungen innerhalb der Stranggießkokille.
[0008] In weiterer Verbesserung der Erfindung ist vorgesehen, daß der untere offene Abschnitt
aus einem an seinem Ausgießende schräg angeschnittenen Ausgießrohr mit ringförmigem
Querschnitt besteht. Das Ausgießrohr bildet hierbei eine weitestgehende Führung für
die Strömung der Metallschmelze, so daß hierbei Einströmbedingungen ähnlich wie bei
Tauchrohren entstehen, bei denen die Metallschmelze unterhalb des Gießspiegels austritt.
[0009] Nach dem Prinzip der Erfindung kann eine turbulente Strömung insbesondere dadurch
vermieden werden, daß der untere offene Abschnitt aus einer unterhalb vom Ausgießrohr
vorgesehenen, in die Stranggießkokille gerichteten Ablaufschräge besteht. Eine solche
Ablaufschräge weist den Vorteil auf, die Metallschmelze in Längsrichtung der Stranggießkokille
gleichzeitig zu verteilen und eine laminare Strömung zu begünstigen.
[0010] Hierbei ist außerdem vorrichtungstechnisch zweckmäßig, daß die Ablaufschräge getrennt
vom Ausgießrohr vorgesehen ist.
[0011] Vorteilhaft ist ferner für rechteckige Stranggießkokillen-Gießräume, daß an der Ablaufkante
der Ablaufschräge und/oder an den Seitenenden der Ablaufschräge Überlaufstege vorgesehen
sind. Solche Überlaufstege verteilen ebenfalls die Metallschmelze leicht in einer
sich in der zweiten Dimension erstreckenden Stranggießkokille.
[0012] Die Verteilung der Metallschmelze in Stranggießkokillen mit erheblich unterschiedlich
langen Begrenzungswänden des Gießraumes wird grundsätzlich dadurch begünstigt, daß
die Ablaufschräge der Länge des Gießraums der Stranggießkokille angepaßt ist.
[0013] In vielen Fällen kann eine besondere Maßnahme gegen die Reoxidation der Metallschmelze
eingespart werden. Für den Fall, daß derartige Maßnahmen dennoch erwünscht sind, können
diese auf einen wesentlich engeren Bereich zwischen Vorratsbehälter und Stranggießkokille
beschränkt werden. Dahingehend wird vorgeschlagen, daß der Bereich vom Ausgießrohr
mit Ablaufschräge bis zur Stranggießkokillen-Oberkante mit einem Reoxidationsschutz
versehen ist.
[0014] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden im
folgenden näher beschrieben. Es zeigen
Fig. 1 eine Seitenansicht der Vorrichtung mit vertikal geschnittener Stranggießkokille
als ein erstes Ausführungsbeispiel,
Fig. 2 eine Seitenansicht der Vorrichtung mit vertikal geschnittener Stranggießkokille
als ein zweites Ausführungsbeispiel,
Fig. 3 eine Seitenansicht der Vorrichtung mit vertikal geschnittener Stranggießkokille
als ein drittes Ausführungsbeispiel und
Fig. 4 die zu Fig. 3 gehörende Vorderansicht,
Fig. 5 eine Seitenansicht der Vorrichtung mit vertikal geschnittener Stranggießkokille
als ein viertes Ausführungsbeispiel und
Fig. 6 die zu Fig. 5 gehörende Seitenansicht.
[0015] Gemäß Fig. 1 wird die Metallschmelze aus dem Vorratsbehälter 1 durch den Regel- und
Verschließmechanismus 2 und durch die Austrittsdüse 3 hindurch mittels des Ausgießrohres
4 in die Stranggießkokille 7 geführt. Die Stranggießkokille 7 bildet einen sehr schmalen
Gießraum 8.
[0016] Das Ausgießrohr 4 weist einen geschlossenen oberen Abschnitt 4a und einen unmittelbar
anschließenden unteren, teilweise offenen Abschnitt 5 auf. Der untere Abschnitt 5
verjüngt sich von der Stelle 5a (Beginn des unteren Abschnitts 5) bis zur Stelle 5b,
wobei das Ausgießrohr 4 zwischen den Stellen 5a und 5b etwa die Gestalt wie eine Rinne
besitzt. Die Metallschmelze 9 strömt daher, geführt durch das Ausgießrohr 4, bis nahe
an die Stranggießkokillen-Oberkante 7a der Stranggießkokille 7 und in die Stranggießkokille
7 hinein bis auf den Gießspiegel 6. Hierbei tritt kein nachteiliger Höhenunterschied
zwischen der Stelle 5a und dem Gießspiegel 6 auf. Außerdem ragt der untere Abschnitt
5 in die Eingießöffnung 7b der Stranggießkokille 7 hinein. Der die Strömung stützende
Strömungsquerschnitt 10 wird bei diesem ersten Ausführungsbeispiel durch einen Fortsatz
des Ausgießrohres 4 selbst gebildet.
[0017] Ein zweites Ausführungsbeispiel (Fig. 2) sieht einen seitlich zur Stranggießkokille
7 versetzten Vorratsbehälter 1 mit Regel- und Verschließmechanismus 2 und der Austrittsdüse
3 vor, bei dem das Ausgießrohr 4 unter einem Winkel 11 verläuft, woraus sich eine
variable Metallschmelzenströmung im Bereich des Gießspiegels 6 in dem sehr engen Gießraum
8 ergibt. Das erste und zweite Ausführungsbeispiel setzen jeweils einen ringförmigen
Querschnitt 12 des Ausgießrohres 4 voraus.
[0018] In einem dritten Ausführungsbeispiel (Fig. 3 und 4) sind der oberegeschlossene Abschnitt
4a und der untere, teilweise offene Abschnitt 5 in der Form getrennt voneinander ausgeführt,
was mit Vorteilen der Herstellung von Feuerfestteilen verbunden ist,indem unter dem
Ausgießende 4b eine Ablaufschräge 13 angeordnet ist, von der die Metallschmelze 9
in die Stranggießkokille 7 einströmt und den kontrollierten Gießspiegel 6 bildet.
Die Ablaufschräge 13 ist vorteilhafterweise winkeleinstellbar an dem Träger 14 gelagert,
der an ortsfester Stelle 15 befestigt ist. Die Ablaufschräge 13 besteht aus Feuerfestmaterialien,
ähnlich dem Ausgießrohr 4. In der Längenerstreckung des Gießraums 8 (Fig. 4) bei sehr
schmalen, jedoch sehr langen Gießformaten des Gußstrangs 16 ist die getrennt vom Ausgießrohr
4 vorgesehene Ablaufschräge 13 entsprechend lang ausgebildet und kann die Metallschmelze
9 in laminarer Strömung 17 auf den Gießspiegel 6 führen. Zur Strömungsverbreiterung
tragen außerdem an der Ablaufkante 18 der Ablaufschräge 13 hervorspringende Uberlaufstege
19 bei, die auch an den Seitenenden 13a und 13b vorgesehen sein können. Der untere,
teilweise offene Abschnitt 5 kann auch mit einem Reoxidationsschutz 20 versehen sein,
wobei z.B. inertes Gas in den Innenraum 20a geleitet wird.
[0019] Gemäß einem vierten Ausführungsbeispiel (Fig. 5 und 6) ist die Ablaufschräge 13 im
Abschnitt 5 zusammen mit dem Ausgießrohr 4 aus einem gemeinsamen Teil gefertigt. Die
Ablaufschräge 13 kann in - Zusammenwirken mit der Austrittsöffnung 4c zu einer strömungsangepaßten
Lenkrinne 13a (Fig. 6) ausgebildet sein. Die Ablaufschräge 13 eignet sich besonders
zur Verteilung der Metallschmelze 9 in einer Stranggießkokille 7 für einen sog. Dünnstrang
bei Kokillenbreitseiten von unter 100 mm. Die Ablaufschräge 13 bzw. der untere offene
Abschnitt 5 können in ihren Abmessungen am unteren Ende so klein gehalten werden,
daß die Metallschmelze 9 ohne Schwierigkeiten in laminarer Strömung in die sehr schmale
Stranggießkokille 7 geleitet werden kann, wobei Metallspritzer auf die Stranggießkokillen-Oberkante
7a vermieden werden.
1. Vorrichtung für die Einleitung von Metallschmelze, insbesondere von Stahlschmelze,
in eine Stranggießkokille, mit mindestens einem Ausgußrohr, das einen Vorratsbehälter
mit der Stranggießkokille verbindet,
dadurch gekennzeichnet,
daß für Stranggießkokillen (7), die einen Gießquerschnitt von weniger als 70 mm Breite
bzw. 70 mm und mehr Länge oder einen Gießquerschnitt kleiner als 70 mm Rund- oder
Quadratquerschnitt aufweisen, eine Metallschmelzenführung vorgesehen ist, die aus
einem geschlossenen oberen Abschnitt (4a) und einem unmittelbar anschließenden, der
Eingießöffnung (7b) der Stranggießkokille (7) zugeordneten, unteren, teilweise offenen
Abschnitt (5) besteht, wobei der offene Abschnitt (5) die Metallschmelze (9) an zumindest
einem Teil des Strömungsquerschnitts (10) führt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der untere offene Abschnitt (5) schräg bis lotrecht verläuft.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der untere offene Abschnitt (5) aus einem an seinem Ausgußende (4b) schräg angeschnittenen
Ausgießrohr (4) mit ringförmigem Querschnitt (12) besteht.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der untere offene Abschnitt (5) aus einer unterhalb vom Ausgießrohr (4) vorgesehenen,
in die Stranggießkokille (7) gerichteten Ablaufschräge (13) besteht.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ablaufschräge (13) getrennt vom Ausgießrohr (4) vorgesehen ist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß an der Ablaufkante (18) der Ablaufschräge (13) und/oder an den Seitenenden (13a,13b)
der Ablaufschräge (13) Überlaufstege (19) vorgesehen sind.
7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ablaufschräge (13) der Länge des Gießraums (8) der Stranggießkokille (7) angepaßt
ist.
8. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bereich vom Ausgießrohr (4) mit Ablaufschräge (13) bis zur Stranggießkokillenoberkante
(7a) mit einem Reoxidationsschutz (20) versehen ist.