(57) Das Verfahren betrifft die Vergütung von Holz aus Splintholzbäumen wie Buche, Birke,
Ahorn, Pappel u.a., das eine hohe Schwind- und Quellverformung und eine geringe natürliche
Dauerhaftigkeit aufweist. Dieser Mangel kann durch Tränkung mit Gerbstofflösungen
beseitigt werden, die als Tannine in Pflanzen vorkommen oder synthetisch hergestellt
werden. Die Einlagerung der Gerbstoffe in die Zellwände anstelle des die Schwindung
und Quellung verursachenden Wassers ist für die Wirksamkeit des Verfahrens entscheidend.
Dieser Effekt wird durch eine Wärmebehandlung erreicht, die auf Holzart und Gerbstoffart
abzustimmen ist.
Durch diese Wärmebehandlung werden aus relativ geringwertigen Splinthölzern hochwertige
Spezialhölzer, die vor allem eine hohe Dimensionsstabilität aufweisen. Sie eignen
sich daher besonders für die Verwendung unter wechselnden klimatischen Bedingunger
und unter Außenbedingungen. Das Anwendungsgebiet betrifft Fenster, Türen, Fassaden,
Fußböden sowie weitere Verwendungszwecke, bei denen eine hohe Paßgenauigkeit erforderlich
ist. Ferner eignet es sich für Musikinstrumente und für die Herstellung plattenförmiger
Produkte, z.B. Sperrholz und Schichtholz.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von dimensionsstabilem Holz
und holzhaltigen Materialien.
[0002] Holz verändert seine Abmessungen unter dem Einfluß wechsänder Feuchtigkeit. Dieses
Quellen und Schwinden (Feuchteverformung) führt in der Holzverwendung zu den allgemein
bekannten Schwierigkeiten, insbesondere bei Fenstern, Türen, Fußböden, Plattenflächen
usw.
[0003] Das Problem der Verminderung der Feuchteverformung ist' schon Gegenstand zahlreicher
Versuche in Wissenschaft und Praxis gewesen. Eine Übersicht darüber enthält der von
A. Burmester verfaßte BAM-Bericht Nr. 4 "Formbeständigkeit von Holz gegenüber Feuchtigkeit;
Grundlagen und Vergütungsverfahren" Berlin 1970. Die bisher bekanntgewordenen Vergütungsverfahren
konnten sich nur in wenigen Fällen in die Praxis einführen, weil sie mit Nachteilen
verschiedener Art verbunden sind, die ihre Anwendbarkeit begrenzen. Bei der Komplexität
des Problems ist es nicht möglich, ein universell anwendbares Vergütungsverfahren
zu entwickeln.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verbesserung der Formbeständigkeit
von Splinthölzern wie Ahorn, Birke, Buche, Pappel usw. zu entwickeln, denen von Natur
aus wegen ihrer Struktur und wegen des Fehlens von Kerninhaltsstoffen eine besonders
große Feuchteverformung zueigen ist, so daß sie u.a. deswegen von vielen Verwendungsgebieten
ausgeschlossen sind.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß eine Tränkung mit solchen
Stoffen durchgeführt wird, die in die Zellwandhohlräume eingebracht werden können.
Hierfür sind nur wenige Stoffe geeignet. Zu diesen gehören die Gerbstoffe, die sowohl
als Naturstoffe (Tannin) in Pflanzen vorkommen als auch synthetisch hergestellt werden
können. Tannin ist ein wesentlicher Bestandteil des Kernholzes vieler Baumarten. Es
bewirkt bei der natürlichen Umwandlung von Splint- in Kernholz jedoch nur eine geringe
Dimensionsstabilisierung, weil es lediglich in den Lumina der Zellen und nicht in
den Zellwänden eingelagert ist. Die technische Tränkung von Splintholz mit Tanninlösungen
verursacht nach dem bisherigen Stand des Wissens ebenfalls nur eine mäßige Dimensionsstabilisierung.
Die Eindringung in die Zellwände ist wegen der Molekülgröße der Gerbstoffe beschränkt
und kann durch Tränkung des Holzes im fasersatten Zustand und durch Verlängerung der
Träntzeit nur in geringem Maße gefördert werden. Für praktische Belange ist diese
Dimensionsstabilisierung jedoch nicht ausreichend, wenn man sie mit von Natur aus
dimensionsstabilen Holzarten vergleicht. Bisher ist es nicht gelungen, Tannin in größerem
Umfang in die Zellwände einzulagern.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß eine entscheidende Verbesserung der Dimensionsstabilisierung
gerbstoffgetränkten Holzes durch Wärmeeinwirkung bei bestimmter Temperaturhöhe erreicht
werden kann. Neben der Erniedrgung der Viskosität der Gerbstofflösung wird vor allem
die Porosität der Zellwände so weit erhöht, daß die Tränkstoffmoleküle die Zellwandhohlräume
anstelle des die Feuchteverformung verursachenden Wassers ausfüllen können. Dadurch
wird das Schwinden des Holzes beim Trocknen weitgehend unterbunden. Für das Eindringvermögen
des Tränkstoffes in die Zellwände ist dessen Molekülgröße und die Porenweite der Zellwände
von Bedeutung. Die optimale Temperaturhöhe bei der Wäreeinwirkung ist daher entsprechend
der Molekülgröße der jeweiligen Gerbstoffart und des Feinbaues der jeweiligen Holzart
unterschiedlich. Sie liegt allgemein im Bereich zwischen 20° C und 140° C.
[0007] Gerbstoff kann allein oder in Mischung mit anderen Stoffen, z.B. Zuckern oder Salzen
einschließlich Holzschutz-oder Feuerschutzsalzen, verwendet werden.
[0008] Die Tränkung des Holzes mit derartigen Lösungen ist auf verschiedene Weise nach den
üblichen Verfahren (unter Druck- oder Vakuumanwendung sowie im Tauchverfahren) möglich.
Die Wärmeeinwirkung kann durch Tränkung mit entsprechend erwärmter Lösung, evtl. nach
Vorwärmung des Holzes, erfolgen. Es ist aber auch möglich, die Erwärmung erst nach
der bei Raumtemperatur erfolgten Tränkung am lösungsgesättigten Holz oder nach teilweiser
bis vollständiger Trocknung vorzunehmen. Das erreichbare Ausmaß der Dimensionsstabilisierung
hängt vom Feuchtigkeitszustand bei der Wärmebehandlung sowie von ihrer Dauer und Temperaturhöhhe
ab. Weitere Parameter sind Tränkstoffart, Lösungskonzentration und Holzfeuchtigkeit
vor der Tränkung.
[0009] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, daß
1. die Dimensionsstabilität von Splinthölzern in entscheidendem Maße verbessert wird,
so daß geringwertige Hölzer zu hochwertigen Spezialhölzern vergütet werden,
2. das Verwerfen und Reißen des Holzes beim Trocknen unterbunden wird,
3. der Volumenverlust durch Schwindung und spanabhebende Bearbeitung wesentlich reduziert
wird,
4. die Tränkung des Holzes bei beliebigem Feuchtigkeitsgehalt mit den üblichen Einrichtungen
erfolgen kann,
5. der Tränkstoff, insbesondere Tannin, preiswert ist und aus den Rinden einheimischer
Bäume gewonnen werden kann,
6. mit der Verwendung von Tannin und weiteren Extraktstoffen aus Baumrinde ein wesentlicher
Beitrag zur Verwertung dieses bisher wenig genutzten Rohstoffes geleistet werden kann,
7. die Widerstandsfähigkeit des vergüteten Holzes gegen Befall durch Pilze und Insekten
erhöht wird, wobei Tannin ein für den Menschen ungiftiger Schutzstoff ist, der dem
helle Splintholz ein ansprechendes Aussehen verleihto
Beispiel 1
[0010] Kanteln aus Buchenholz von 350 mm Länge, deren Holzfeuchtigkeit etwa 20% betrug,
wurden in einem Autoklaven mit Tanninlösung T.L. von 70° C geflutet. Nach halbstündiger
Evakuierung, wobei die Temperatur der Tränklösung auf 70° C gehalten wurde, wurde
der normale Luftdruck wieder hergestellt, so daß die Tanninlösung in das Holz eindrang.
Die Kanteln verblieben weitere 5 Stunden in der 70
0 C warmen Lösung und wurden dann entnommen. Danach wurden aus verschiedenen Längenbereichen
Scheiben entnommen, an denen die Schwindung gemessen wurde. Die Schwindung betrug
bis zum Ausgleich in 20°/86% tangential 0,81% und radial 0,57%, in 20°/65% 1,80% bzw.
0,97%. Die tangentiale Schwindung ist damit im Vergleich zum unbehandelten Buchenholz
um 85% bzw. 75% verringert. Die Prüfung der Biegefestigkeit und des E-Moduls ergab
keine Veränderung; die Druckfestigkeit war um 10% erhöht.
Beispiel 2
[0011] Buchenholz wurde bei Raumtemperatur im Vakuumverfahren mit Tanninlösung T.L. getränkt.
Nach Erreichen der Maximalquellung wurde es unter Verhinderung der Austrocknung 5
Stunden lang bei 70° C erwärmt. Die Schwindungsmessung ergab eine Reduzierung der
tangentialen Schwindung um 70%.
Beispiel 3
[0012] Ahornholz wurde bei Raumtemperatur im Vakuumverfahren mit Tanninlösung T.L. getränkt
und bis zur Fasersättigung getrocknet. Dann erfolgte unter Verhinderung weiterer Austrocknung
eine 5stündige Wärmebehandlung bei 85° C. Die gemessene Schwindung war im Vergleich
zum unbehandelten Holz um 72% vermindert.
Beispiel 4
[0013] Frisches Kiefernrundholz von 25 cm Durchmesser wurde im Saugverfahren mit erwärmtem
Mimosarindenextrakt getränkt und anschließend im Normalklima getrocknet. Eine daraus
entnommene Holzscheibe trocknete, ohne zu reißen, während bei einer unbehandelten
Scheibe der typische V-Riß auftrat.
Beispiel 5
[0014] Buchenholz wurde mit 20%igen Lösungen von Quebrachoextrakt bzw. synthetischem Tanigan
LD im fasersatten Zustand getränkt und anschließend wärmebehandelt. Die größte Schwindungsverminderung
wurde für Quebrachoextrakt bei 90° C und für Tanigan LD bei 50° C erreicht.
1. Verfahren zur Dimensionsstabilisierung und zum Schutz von Holz und holzhaltigen
Materialien, dadurch gekennzeichnet, daß Gerbstoffe oder diesen in ihren Eigenschaften
ähnliche Stoffe durch geeignete Verfahren vorzugsweise in die Zellwände eingelagert
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Holz und holzhaltige Materialien
in möglichst hohem Quellungszustand mit den Lösungen der betreffenden Stoffe nach
sonst üblichen Verfahren getränkt werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Binlagerung
der betreffenden Stoffe in die Zellwände durch Wärmeeinwirkung in Temperaturbereichen
durchgeführt wird, die jeweils auf Holzart, Holzfeuchtigkeitsgehalt und Stoffart abgestimmt
sind.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß den Gerbstoffen
oder diesen ähnlichen Stoffen weitere Stoffe zugesetzt werden, welche z.B. die Stabilisierung,
Fixierung und Färbung beeinflussen oder einen zusätzlichen Schutz gegen Pilze, Insekten
und/oder Feuer sowie Verwitterung bewirken.