[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Herstellen von Treibladungspulver in
Strangform mit achsparallel verlaufenden Kanälen in einer Presse mit wenigstens einer
Formmatrize, die in ihrem den Strang formenden Bereich eine Mehrzahl von parallel
angeordneten Nadeln zum Einformen der Kanäle aufweist.
[0002] Die diskontinuierliche Herstellung von strangförmigem Treibladungspulver erfolgt
in Topfpressen, deren Boden mehrere Formmatrizen enthalten kann. Es enstehen somit
mehrere kurze zylindrische Körper aus Treibladungspulver. Daneben gewinnt die kontinuierliche
Herstellung von Strängen die auf Wunschmaß abgelängt werden können, zunehmend an Bedeutung.
Für diese Herstellung werden Doppelwellen-Schneckenextluder als Gleich- oder Gegenläufer
eingesetzt (DE-OS 30 44 577), die in wechselnder Anordnung schneckenförmige Föroersegmente
sowie in definierter Anordnung Beruhigungszonen aufweisen.
[0003] An der Austrittsseite des Extruders ist ein Formkopf mit reduziertem Innendurchmesser
angeordnet, der das plastifizierte Treibladungspulver zu einem Strang ausbildet. An
dem Formkopf sind ferner Nadeln angeordnet, die in die Bohrung des formgebenden Teils
hineinragen und die Kanäle in den Strang einformen.
[0004] Für einen einwandfreien Abbrand und eine einwandfreie Bal- listik ist es notwendig,
daß einerseits die Durchmesser der einzelnen Kanäle eng toleriert sind, andererseits
ihre Anordnung innerhalb des Strangs absolut symmetrisch ist, d.h. der Abstand de:
Kanäle untereinander, wie auch der Abstand jedes Kanals vor Zertrum und vom Außenumfang
des Strangs muß absolut gleich sein. Die Praxis mit Pressen - gleich welcher Art -
h
at ergeben, da2 diese Forderungen an die Geometrie der kanäle haufig nicht eingehalten
werden können. So kommt es zu Durchmesserschwankungen an den Kanälen, die zwangsläufig
auch Fehler in der Gesamtgeometrie mit sich bringen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen, mit der -
kontinuierlich oder diskontinuierlich - ein Treibladun
gsstrang mit definierter und reproduzierbarer Geometrie der Kanäle hergestellt werden
kann.
[0006] Ausgehend von der eingangs genannten Vorrichtung wird diese Aufgabe oadurch gelöst,
daß die Nadeln als offene Hohlnadeln ausgebildet und mit einem Fluid mit geringem
Überdruck beaufschlagt sind.
[0007] während des Auspressens des Strangs werden die offenen Hohlnadeln ständig von dem
Fluid, das unter geringem Überdruck steht, durchströmt. Das Fluid dringt an den offenen
Enden der Hohlnadeln in die von ihnen außenseitig abgeformten Kanäle ein, so daß auch
diese unter einem geringen Überdruck stehen.
[0008] Am vorlaufenden Ende des Treibladungsstrangs, wo dieser seine Plastizität weitgehend
verloren hat, tritt das Fluid in die Umgebung aus. Praktische Versuche an Topfpressen
und Extrudern haben gezeigt, daß mit dieser Maßnahme die Kanäle mit einem absolut
gleichen Durchmesser erzeugt werden können, so daß weder der einzelne Kanal, noch
die Gesamtgeometrie der Kanalanordnung gestört wird. Eine Er- klärung für diese Wirkung
dürfte darin liegen, daß die bisher beobachteten Deformationen auf Eigenspannungen
zurückzuführen sind, die dem Strang beim Extrudieren aufgeprägt werden. Auch das Fließverhalten
des Strangs im Formkopf dürfte nicht absolut symmetrisch abzunehmen sein, so daß am
umfang des Strangs lokal urterschiedliche Scherkräfte wirken. Diese, wenn auch geringer
Eicenspannungen, die nach dem Entlasten bei Austritt des Strangs zu den Deformationen
führen dürften, werden offensichtlich durch den geringen Überdruck in den Kanälen
kompensiert, so daß die Eigenspannungen dann, wenn der Strang in zunehmend härtere
Konsistenz übergeht, "eingefroren" werden.
[0009] Bekannte Vorrichtungen in Form eines Extruders weisen einen Formkopf mit einer den
Extruderraum austrittsseitig abschliessende Lochplatte mit mehreren auf einem Kreis
symmetrisch angeordneten Durchtrittslöchern und einen zentrisch angeordneten Nadelhalter
auf, dessen Nadeln in ein stromabwärts gelegenes Formteil mit einem gegenüber dem
Anordnungskreis der Löcher reduzierten Innendurchmesser hineinragen. Das plastifizierte
Treibladungspulver wird also mittels der Extruderwellen zunächst durch die Löcher
der Lochblende gedrückt. Die dabei entstehenden einzelnen Stränge kleineren Durchmessers
werden dann in dem Formteil mit dem reduzierten Innenduchmesser zu einem größeren
Strang vereinigt. Bei einer solchen Ausführungsform der Vorrichtung ist vorzugsweise
vorgesehen, daß der Nadelhalter und die Lochblende wenigstens einen radial verlaufenden
Kanal zum Zuführen des Fluids zu den Hohlnadeln aufweisen.
[0010] Mit Vorzug ist allerdings zwischen benachbarten Löchern der Lochplatte je ein Fluidkanal
angeordnet, so daß das Fluid den
Hohlnadeln symmetrisch zufließt und unterschiedliche Strömungswiderstände und Strömungswege
vermieden werden bzw. umgekehrt sichergestellt ist, daß das Fluid an jeder Hohlnadel
mit gleicher Geschwindigkeit und gleichem Druck ausströmt.
[0011] Mit Vorteil ist der Nadelhalter in einer Aufnahme der Lochplatte auswechselbar gelagert,
so daß die Anzahl und Anordnung der Kanäle durch Austausch der Nadelhalter bei jeweils
gleicher Fluiczuführung gewählt werden kann.
[0012] Um die während cer Formgebung dem Strang aufgeprägten Eigenspannungen so gering als
möglich zu halten, sieht die Erfindung ferner vor, die Grenzflächenkräfte zwischen
Formteil und Strang zu minimieren. Dies kann dadurch geschehen, daß das Formteil aus
Messing, Edelstahl oder einem Stahl mit hohem TiC-Anteil in sphärolitischer Form besteht.
Ein solches Formteil kann beispielsweise durch Elektroerosion hergestellt werden,
so daß Oberflächen-Unebenheiten durch mechanische Bearbeitung vermieden werden. Die
vorgenannten Werkstoffe besitzen eine Oberfläche mit sehr geringer Rauhigkeit bzw.
eine sphärische Rauhigkeit im Mikrobereich. Statt dessen sind auch Einsätze aus Kunststoffen,
z. B. PTFE, möglich.
[0013] Als Fluid kann sowohl Luft, als auch ein Inertgas verwendet werden, das beispielsweise
unter einem Druck von ca. 1,5 bar steht.
[0014] Nachstehend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
beschrieben.
[0015] In der Zeichnung zeigen:
Figur 1 einen schematischen Längsschnitt durch einen Doppelwellen-Schneckenextruder
für kontinuierliche Arbeitsweise;
Figur 2 einen vergrößerten Detailschnitt (II-II in Figur 3) des Formkopfs in einer
gegenüber Figur 1 etwas abgewandelten Ausführung und
Figur 3 einen Schnitt gemäß III-III der Figur 2.
[0016] Der in Figur 1 gezeigte Extruder weist ein Gehäuse 1 auf, das aus mehreren Segmenten
2 zusammengesetzt ist, die durch stirnseitige Endflansche 3 miteinander verspannt
sind. An der Antriebsseite 4 sind in das Gehäuse zwei parallel an- geordnete,gleich-
oder gegenläufige Schneckenwellen 5 hineingeführt, die bis zum vorderen Endflansch
3 reichen und dort in Spitzen enden. In Figur 1 ist lediglich eine der beiden Schneckenwellen
erkennbar. An das letzte Gehäusesegment 2 schließt sich ein Formkopf 17 an. Mit einem
solchen Schneckenextruder lassen sich beispielsweise ein- oder mehrbasige Treibladungspulver
herstellen, wie dies in der älteren Patentanmeldung P 32 42 301 beschrieben ist, so
daß hier nur auf die wesentlichen Teile des Extruders eingegangen wird.
[0017] Das erste antriebsseitige Gehäusesegment 2.ist mit einer Zugabe- öffnung 6 für die
Feststoffkomponenten, nämlich Nitrocellulose (NC) und Zuschlagstoffe versehen. Das
stromabwärts folgende nächste Segment 2 ist mit einem Düsenkanal 7 ausgestattet, durch
den ein Lösungsmittel zudosiert wird. Das in Förderrichtung vorletzte Gehäusesegment
2 weist eine Aussparung 8 auf, die einerseits zum Entgasen des plastifizierten Produktes,
andererseits zur fotooptischen Aufzeichnung der Oberfläche des plastifizierten Produktes
an dieser Stelle dient. Hierzu ist eine in die Öffnung 8 gerichtete Kamera 9 vorgesehen,
die mit einem Monitor 10 in Verbindung steht. Über die fotooptische Aufzeichnung wird
das Lösungsmittel über den Kanal 7 dosiert. Hierzu wird auf die DE-OS 30 44 577 verwiesen.
[0018] Die beiden symmetrisch aufgebauten Schneckenwellen 5 weisen antriebsseitig zunächst
ein Fördersegment 11 auf, das eingängig ausgebildet ist. Hieran schließt im Bereich
des Düsenkanals 7 ein weiteres mehrgängiges Fördersegment 12 an, dem wiederum ein
erstes Knetsegment 13 und ein zweites Knetsegment 14 folgen. An das letzte Knetsegment
schließt eine Stauscheibe 15, an die wiederum von einem mehrgängigen Fördersegment
12 gefolgt wird. Auf das austrittsseitige Ende der Welle sind schließlich weitere
Knetsegmente 13 aufgesetzt.
[0019] Zwischen den einzelnen Fördersegmenten 12 sowie zwischen diesen und den Knetsegmenten
13 wie auch der Stauscheibe 15 sind Beruhigungszonen 16 vorgesehen, in denen sich
auf den Wellen keine Verdrängungskörper befinden. Die einzelnen Gehäusesegmente, wie
auch der"Formkopf 17 sind mit Heiz- bzw. Kühleinrichtungen 18 versehen, um die Temperatur
des plastifizierten Produktes in den einzelnen Knet- und Förderbereichen unterschiedlich
steuern zu können.
[0020] Der Formkopf 17 sitzt in einem Gehäusesegment 19 (Figur 2 und 3), das an das letzte
Gehäusesegment 2 des Extruders anschließt..Er weist in Förderrichtung zunächst eine
Lochplatte 20 mit mehreren achsparallelen Löchern 21 auf, die mit Abstand von der
Achse auf einem Kreis angeordnet sind. Durch diese Löcher wird das plastifizierte
Treibladungspulver hindurchgedrückt. An die Lochplatte 20 schließt ein Formteil 22
mit einem reduzierten Innendurchmesser an, das dem Strang die endgültige Form und
den endgültigen Außendurchmesser verleiht. In die Bohrung des Formteils 22 reichen
mehrere Nadeln 23 hinein, die nach einer genau festgelegten Geometrie angeordnet sind.
Die Nadeln 23 sitzen an einem axial in die Lochblende 20 austauschbar eingesetzten
Nadelhalter 24 und sind als beiderseits offene Hohlnadeln ausgebildet.
[0021] In den Nadelhalter 24 münden radiale Kanäle 25 in der Lochplatte 20. Diese radialen
Kanäle 25 verlaufen jeweils zwischen den Löchern 21 der Lochplatte 20 und sind am
Außenumfang der Lochplatte an einen Ringkanal 26 angeschlossen. Der Ringkanal 26 wird
über zwei achsparallele Bohrungen 27 mit einem Fluid, vorzugsweise Luft oder Inertgas,
unter schwachem Überdruck versorgt. Das Fluid strömt vom Ringkanal über die ra- dialen
Kanäle 25 in der Lochplatte 20 in den Nadelhalter 24 ein und von dort durch die Hohlnadeln
23 in die Kanäle des ausgepreßten Treibladungsstrangs.
[0022] Bei einer satzweise arbeitenden Topfpresse sind meist mehrere Formmatrizen mit entsprechenden
Nadelhaltern vorgesehen. Auch dort sind die Nadeln als Hohlnadeln ausgebildet, denen
das Fluid über entsprechende Kanäle im Boden des Preßtopfs zugeführt wird.
1. Vorrichtung zum Herstellen von Treibladungspulver in Strangform mit achsparallel
verlaufenden Kanälen in einer Presse mit wenigstens einer Formmatrize, die in ihrem
den Strang formenden Bereich eine Mehrzahl von parallel angeordneten Nadeln zum Einformen
der Kanäle aufweist dadurch gekennzeichnet, daß die Nadeln (23) als offene Hohlnadeln
ausgebildet und mit einem Fluid mit geringem Uberdruck beaufschlagt sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch l in Form eines Extruders mit einer den Extruderraum
austrittsseitig abschließenden Lochplatte mit mehreren auf einem Kreis symmetrisch
angeordneten Durchtrittslöchern und einem zentrisch angeordneten Nadelhalter, dessen
Nadeln in ein stromabwärts gelegenes Formteil mit einem gegenüber dem Anordnungskreis
der Löcher reduzierten Innendurchmesser hineinragen, dadurch gekennzeichnet, daß der
Nadelhalter (24) und die Lochplatt.e (20) wenigstens einen radial verlaufenden Kanal
(25) zum Zuführen des Fluids zu den Hohlnadeln (23) aufweisen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen benachbarten
Löchern (21) der Lochplatte (20) je ein Fluidkanal (25) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fluidkanäle
(25) an einem im Formkopf (17) angeordneten Ringkanal (26) angeschlossen sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Nadelhalter
(24) in einer Aufnahre der Lochplatte (20) auswechselbar gelagert ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Formteil
(22) aus Messing, Edelstahl oder einem Stahl mit hohem TiC-Anteil in sphärolitischer
Form besteht.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid
Luft oder ein Inertgas ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluid
unter einem Druck von ca. 1,5 bar steht.