[0001] Die Erfindung betrifft einen künstlichen Rasen, insbesondere für Spiel- und Sportanlagen,
zwischen dessen Polfäden eine Füllung aus schüttfähigem Material, insbesondere Sand,
derart vorgesehen ist, daß die freien Enden der Polfäden über die Füllung vorstehen.
[0002] Ein derartiger künstlicher Rasen ist beispielsweise aus der DE-OS 31 16 231 bekannt.
Andere sandgefüllte künstliche Rasen sind ferner in den US-PSsen 3 995 679, 4 044
179, 4 389 435 und 4 337 283 beschrieben.
[0003] Es ist ein gemeinsames Merkmal der bisher bekannten sandgefüllten Rasen, daß das
Material der Füllung, wenn man einmal davon absieht, daß es im Gebrauch, das heißt
beim Bespielen der künstlichen Rasens, zu einer im allgemeinen unerwünschten, sehr
starken Verdichtung kommen kann, bezüglich der Polfäden relativ frei beweglich ist
und daß weder zwischen den Polfäden und dem
[0004] Material der Füllung, noch zwischen den einzelnen Partikeln des körnigen Füllmaterials
eine Bindung besteht.
[0005] Die Tatsache, daß das Füllmaterial bisher locker zwischen die Polfäden des Rasens
eingefüllt ist, macht es gemäß dem Stande der Technik erforderlich, bei der Anlage
eines Sportplatzes oder dergleichen zunächst den künstlichen Rasen auf einem entsprechend
präparierten Untergrund zu verlegen und gegebenenfalls zu spannen und zu befestigen
und erst dann an Ort und Stelle die Füllung in den Pol des Rasens einzubringen, was
in der Weise geschieht, daß das schüttfähige Material der Füllung auf den künstlichen
Rasen geschüttet und mit Hilfe von Bürsten in den Pol eingetragen wird, wobei die
Bürsten gleichzeitig für eine Nivellierung des Füllmaterials im Pol des Rasens sorgen
und so eingesetzt werden, daß die freien Enden der Polfäden mehr oder weniger weit
über die Oberseite der Füllung vorstehen.
[0006] Das bisher angewandte Verfahren für die Herstellung eines sandgefüllten künstlichen
Rasens ist in zweierlei Hinsicht nachteilig, nämlich zum einen deshalb, weil die Einrichtungen
zum Eintragen und Nivellieren der Füllung an der Baustelle selbst verfügbar sein müssen,
insbesondere dann, wenn die Füllung aus mehreren, zur Entmischung neigenden Komponenten
zusammengesetzt ist und folglich nur mit speziellen Geräten zuverlässig in den Pol
des künstlichen Rasens eingebracht werden kann, und zum anderen deshalb, weil ein
gleichmäßiges Eintragen der Füllung im Freien bereits durch eine geringfügig erhöhte
Feuchtigkeit beeinträchtigt wird, da die Partikel des schüttfähigen Materials aneinander
und/oder an den Polfäden haften und die Zwischenräume zwischen den Polfäden folglich
nicht gleichmäßig füllen. Beispielsweise genügt bereits eine geringfügige Befeuchtung
der Polfäden durch Tau oder Nebelnässen, um ein gleichmäßiges Eintragen und Nivellieren
des Füllmaterials zu verhindern.
[0007] Ausgehend vom Stande der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen
künstlichen Rasen der eingangs angegebenen Art dahingehend zu verbessern, daß er an
einer Baustelle unabhängig von der Witterung und ohne Spezialmaschinen bei gleichmäßiger
Qualität der Füllung zwischen den Polfäden ausgelegt werden kann, sowie ein Verfahren
zum Herstellen eines derartigen verbesserten künstlichen Rasens anzugeben.
[0008] Diese Aufgabe wird, was den künstlichen Rasen anbelangt, gemäß der Erfindung dadurch
gelöst, daß die Füllung bezüglich der Polfäden mittels eines Bindemittels festgelegt
ist.
[0009] Es ist ein wesentlicher Vorteil des künstlichen Rasens gemäß der Erfindung, daß er
einschließlich der Füllung im Herstellerwerk fertiggestellt werden kann, wo optimale
Betriebsbedingungen und Maschinen verfügbar sind, so daß eine gleichmäßige Einbringung
der Füllung in den Pol des Rasens gewährleistet ist, der dann aufgrund der Fixierung
der Füllung mit Hilfe eines Bindemittels im gefüllten Zustand aufgerollt und so zu
der jeweiligen Baustelle transportiert werden kann, um dort in der Halle oder im Freien
ausgelegt zu werden.
[0010] Was das Verfahren anbelangt, so wird die gestellte Aufgabe also dadurch gelöst, daß
man das schüttfähige Material nach dem Einbringen desselben in den Pol des künstlichen
Rasens mit Hilfe eines Bindemittels bezüglich der Polfäden fixiert.
[0011] Das Bindemittel kann erfindungsgemäß nur an der Oberfläche der Füllung aus schüttfähigem
Material vorgesehen sein, um dieses während des Transports in seiner Lage zu halten.
Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn das Bindemittel auf die Oberfläche der Füllung
aufgesprüht wird, wofür beispielsweise Cellulose-Äther besonders geeignet ist. Wenn
der gefüllte künstliche Rasen dann verlegt ist, kann das Bindemittel gegebenenfalls
wieder entfernt werden, weshalb es besonders günstig ist, für das Fixieren der Oberflächenschicht
ein wasserlösliches Bindemittel zu verwenden, wobei zu diesen wasserlöslichen Bindemitteln
beispielsweise auch gewisse Caseinprodukte gehören, die vorteilhaft eingesetzt werden
können.
[0012] Wenn das Material der Füllung dagegen dauerhaft bezüglich der Polfäden festgelegt
werden soll, beispielsweise um einer Entmischung im Gebrauch bzw. beim Bespielen entgegenzuwirken,
dann ist es erfindungsgemäß vorteilhaft, das Bindemittel, insbesondere ein wasserunlösliches
Bindemittel, vor dem Eintragen des schüttfähigen Materials in den Pol des Rasens mit
diesem Material zu mischen und später, beispielsweise durch eine Wärmebehandlung,
zu aktivieren. Dabei kommen als wasserunlösliche Bindemittel vorzugsweise folgende
Stoffe in Frage:
PVC-Pulver, PET-Pulver, Schmelzfasern, Kunstharzdispersionen in Wasser oder einem
Lösungsmittel, wobei diese Stoffe einzeln oder in geeigneten Kombinationen eingesetzt
werden können.
[0013] Weiterhin können für einen "sandgefüllten" Rasen gemäß der Erfindung außer Sand,
insbesondere ausgeglühtem Sand, zusätzlich oder stattdessen verschiedene andere schüttfähige
Materialien verwendet werdenwie z.B. Kork, Gummigranulat, korkartiges Kunststoffgranulat,
faseriges oder mehlartiges Gummimaterial oder Textilfaserelemente.
[0014] Besonders vorteilhaft ist es ferner, wenn gemäß der Erfindung bei der sogenannten
Rückenausrüstung des künstlichen Rasens, das heißt bei der Beschichtung des Grundgewebes
des Rasens, mit PVC-Kunststoffen oder mit Latex zumindest in ausgewählten Bereichen,
beispielsweise längs der ausgeprägten Rippen des Grundgewebes einer Raschelware, auch
das Einstreuen des mit einem Bindemittel versetzten Füllguts erfolgt, so daß beim
Ausrüsten bei entsprechender Temperatur der Rückseite des Grundgewebes gleichzeitig
das Bindemittel aktiviert und das schüttfähige Material so gebunden wird, daß es sich
nicht mehr verschiebt und für lange Zeit an den Polfäden des Rasens festgelegt ist.
[0015] Weiterhin hat es sich in Ausgestaltung der Erfindung als vorteilhaft erwiesen, wenn
die Art und die Menge des Bindemittels, bezogen auf die Art und Abmessungen des Füllmaterials,
so gewählt wird, daß das Bindemittel, welches wie oben angedeutet gegebenenfalls zunächst
aktiviert werden muß, einer Verdichtung und/oder einer Entmischung des Füllmaterials
dauerhaft entgegenwirkt. Hierdurch entfällt dann auch die Notwendigkeit, die Füllung
von Zeit zu Zeit aufzulockern und/oder zu ergänzen, was im allgemeinen sehr schwierig
ist, da die Polfäden bei der Benutzung bzw. beim Bespielen eines künstlichen Rasens
spleißen.
[0016] Wie weiter oben bereits angedeutet, kann das schüttfähige Material der Füllung gemäß
der Erfindung ein körniges Material sein oder auch ein faseriges Material, wie zum
Beispiel ein faseriges Gummimaterial, wie es beim Schälen von Gummiteilen erhalten
wird. Dabei werden Länge und Querschnitt der Fasern des fasrigen Füllmaterials entsprechend
den jeweiligen Erfordernissen gewählt, wobei, ebenso wie bei der Wahl der Partikelgröße,
für ein körniges Füllmaterial darauf geachtet wird, daß sich das Füllmaterial in den
Flor des künstlichen Rasens einbürsten läßt.
[0017] Weiterhin hat es sich in Ausgestaltung der Erfindung als vorteilhaft erwiesen, wenn
ein wasserunlösliches Bindemittel vor dem Mischen mit dem Füllmaterial mit einer wasserlöslichen
Komponente, insbesondere mit grobem Kochsalz oder einem anderen wasserlöslichen,preiswert
zur Verfügung stehenden Salz, gemischt wird und wenn das so erhaltene Gemisch aus
Bindemittel und wasserlöslicher Komponente mit dem Material der Füllung gemischt wird,
da die wasserlösliche Komponente in diesem Fall nach dem Aktivieren des wasserunlöslichen
Bindemittels wieder aus dem "sandgefüllten" Rasen herausgewaschen werden kann, wobei
Hohlräume zurückbleiben, die verhindern, daß das Material der Füllung zu stark verdichtet
wird.
[0018] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn in den Flor des künstlichen
Rasens eine Füllung aus 50 % Gummigranulat, 25 % grobes Streusalz und 25 % Polyäthylen-Sinterpulver
eingebürstet wird, wie es beispielsweise von der Firma Hoechst unter der Typenbezeichnung
PE B 06 in den Handel gebracht wird. Eine derartige Mischung wird bei einem künstlichen
Rasen mit einer Polhöhe von 24 mm und mit 300 Stichen pro Meter in einer Menge von
5,5 kg/m
2 eingebürstet. Nachdem das Gemisch eingefüllt ist, erfolgt eine Wärmebehandlung bei
einer Temperatur von etwa 135
0C für die Dauer von etwa 5 bis 8 Minuten, wodurch eine Sinterung des Sinterpulvers
erfolgt und eine wasserunlösliche Bindemittelstruktur erhalten wird. Der wasserlösliche
Mischungsbestandteil - beim Ausführungsbeispiel Salz - verhindert im Bereich seiner
Körner ein Zusammenbacken der Füllung und wird später mit Wasser herausgespült, so
daß zwischen dem Gummigranulat, dessen Partikel durch das wasserunlösliche Bindemittel
nicht nur miteinander, sondern auch mit den Polfäden verbunden sind, Hohlräume entstehen.
[0019] Die Erfindung wird nachstehend anhand einer Zeichnung noch näher erläutert, deren
einzige Figur eine schematische, perspektivische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform
eines künstlichen Rasens gemäß der Erfindung schräg von unten gesehen zeigt.
[0020] Im einzelnen zeigt die Zeichnung ein Teilstück eines wasserdurchlässigen künstlichen
Rasens 10, an dessen Unterseite eine Filtermatte 12 ankaschiert ist. Das Ankaschieren
der Filtermatte 12 an den Rasen 10 erfolgt dabei in der Weise, daß von den gitterartig
verlaufenden Stegen bzw. Rippen 14 des Grundgewebes des Rasens 10 mindestens die in
einer Richtung parallel zueinander verlaufenden Rippen - beim Ausführungsbeispiel
die in der Zeichnung von links nach rechts verlaufenden Rippen - mit einer Beschichtung
versehen werden, die ein Ankaschieren der Filtermatte 12, vorzugsweise durch thermische
Verschweißung, gestattet. Die Filtermatte 12 dient dabei dazu, das Aufwärtswandern
von Schmutzpartikeln aus dem Untergrund in den künstlichen Rasen zu verhindern.
[0021] Der künstliche Rasen 10 weist von dem gitterartigen Grundgewebe nach oben abstehende
Polfäden 18 auf, die in der Praxis insbesondere bei der Verwendung von Raschelware
für den Rasen 10 häufig durch schmale Kunststoffbändchen gebildet sind, welche üblicherweise
eine Länge bzw. Höhe zwischen etwa 18 und 36 mm aufweisen.
[0022] Zwischen den Polfäden ist gemäß der Erfindung eine Füllung 16 aus einem schüttfähigen
MateriaL.mit Hilfe eines Bindemittels festgelegt. Die Art bzw.Körnung des Füllmatrials
richtet sich dabei nach der geplanten Benutzung und nach anderen Faktoren, beispielsweise
danach, ob der künstliche Rasen in einer Halle oder im Freien verlegt wird. Ebenso
wird das Bindemittel entsprechend dem Verwendungszweck des Rasens ausgewählt und ist
entweder ein dauerhaftes Bindemittel, welches nicht nur das schüttfähige Material
bezüglich der Polfäden fixiert, sondern gleichzeitig eine Verdichtung desselben verhindert,oder
ein nur vorübergehend, insbesondere nur für den Transport wirksames Bindemittel, wie
zum Beispiel ein wasserlösliches Bindemittel, welches nach dem Auslegen des künstlichen
Rasens in einem Freigelände wieder aus dem . schüttfähigen Füllmaterial herausgespült
wird.
[0023] Bei einem künstlichen Rasen gemäß der Erfindung wird die Höhe der Füllung 16 so gewählt,
daß die freien Enden der Polfäden 18 mit einer gewünschten Länge von beispielsweise
etwa 5 mm nach oben über die Füllung 16 vorstehen, wobei die Länge, mit der die freien
Enden der Polfäden 18 im Einzelfall über die Füllung 16 vorstehen, wieder entsprechend
der beabsichtigten Nutzung des künstlichen Rasens, entsprechend der Struktur des künstlichen
Rasens selbst und gegebenenfalls in Abhängigkeit von Art und Körnung des Füllmaterials,
gewählt werden.
1. Künstlicher Rasen, insbesondere für Spiel- und Sportanlagen, zwischen dessen Polfäden
eine Füllung aus schüttfähigem Material, insbesondere Sand, derart vorgesehen ist,
daß die freien Enden der Polfäden über die Füllung vorstehen, dadurch gekennzeichnet
, daß die Füllung (16) bezüglich der Polfäden (18) mittels eines Bindemittels festgelegt
ist.
2. Künstlicher Rasen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel
zumindest an der Oberfläche der Füllung (16) aus schüttfähigem Material vorgesehen
ist.
3. Künstlicher Rasen nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel
in Form einer insbesondere aufgesprühten Schicht an der Oberfläche der Füllung (16)
vorgesehen ist.
4. Künstlicher Rasen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das Bindemittel wasserlöslich ist.
5. Künstlicher Rasen nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemittel
Cellulose-Äther und/oder Casein vorgesehen ist.
6. Künstlicher Rasen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das Bindemittel wasserunlöslich ist.
7. Künstlicher Rasen nach Anspruch 1, 2 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel
über die gesamte Tiefe der Füllung (16) mit dem schüttfähigen Material der Füllung
(16) gemischt ist.
8. Künstlicher Rasen nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß als wasserunlösliches
Bindemittel mindestens einer der folgenden Stoffe vorgesehen ist:
PVC-Pulver, PET-Pulver, Schmelzfasern, Kunstharzdispersion in Wasser oder einem Lösungsmittel.
9. Künstlicher Rasen nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
als schüttfähiges Material für die Füllung (16) mindestens einer der folgenden Stoffe
vorgesehen ist:
Sand, insbesondere ausgeglühter Sand, Kork, Gummimaterial in Form eines mehlartigen,
fasrigen oder granulatförmigen Materials, korkartiges Kunststoffgranulat, Textilfaserelemente.
10. Künstlicher Rasen nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
das wasserunlösliche Bindemittel als Bestandteil eines Gemisches mit einer wasserlöslichen
Komponente vorgesehen ist.
11. Künstlicher Rasen nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß als wasserlösliche
Komponente des das Bindemittel enthaltenden Gemisches grobkörniges Salz vorgesehen
ist.
12. Verfahren zum Herstellen eines künstlichen Rasens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man das schüttfähige Material der Füllung nach dem Einbringen desselben in den
Pol des künstlichen Rasens mit Hilfe eines Bindemittels bezüglich der Polfäden fixiert.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß man zunächst das schüttfähige
Material der Füllung zwischen die Polfäden einbringt und daß man dann die Oberfläche
der Füllung mittels eines aufgesprühten Bindemittels fixiert.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß man das schüttfähige Material
der Füllung mit dem Bindemittel mischt und dann zwischen die Polfäden einbringt und
daß man das Bindemittel dann insbesondere durch Erwärmen aktiviert.
15. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß man das Bindemittel als
Bestandteil einer Mischung aus einem wasserunlöslichen Bindemittel und einer wasserlöslichen
Komponente bereitstellt und diese Mischung dann mit dem schüttfähigen Material der
Füllung mischt und daß man die wasserlösliche Komponente der das Bindemittel enthaltenden
Mischung nach dem Aktivieren des Bindemittels aus der Füllung herauswäscht.