(19)
(11) EP 0 155 431 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.09.1985  Patentblatt  1985/39

(21) Anmeldenummer: 84810114.3

(22) Anmeldetag:  07.03.1984
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D03D 47/34
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR IT LI

(71) Anmelder: MASCHINENFABRIK SULZER-RÜTI AG
CH-8630 Rüti (Zürich) (CH)

(72) Erfinder:
  • Riboli, Gianni
    CH-8637 Laupen (CH)

(74) Vertreter: Gubler, Hans (CH) 
Hochgrütstrasse 18
CH-8472 Seuzach
CH-8472 Seuzach (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren für den Eintrag von Schussfäden bei einer Webmaschine und Webmaschine zur Durchführung des Verfahrens


    (57) Bei dem Schusseintragsverfahren für eine Luftdüsen- Webmaschine wird der Schussfaden (53) durch einen Faden- umlerkhebel (66) bereits vor dem bei 235° liegenden Eintragsende Kurve R) durch Absenkung von G nach H umgelenkt und dadurch aufgrund einer besonders sanften Bremsung gestreckt Dadurch wird die Wellung (81), die insbesondere auf der Schussseite (106) der Webbreite (W) entstehen kann, bereits gegen Ende des Schusseintrages ausgestreckt. Lose Schussfaden können nicht zum Anschlag an das Gewebe kommen Gegebenenfalls lässt sich das Arbeitsspiel der Maschine verkurzen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren für den Eintrag von Schussfäden bei Web-, insbesondere Düsenwebmaschinen, mit einer Einrichtung zum Umlenken des Schussfadens. Ferner betrifft die Erfindung eine Webmaschine zur Durchführung des Verfahrens.

    [0002] Bei einer bisherigen Zwei-Schuss-Luftdüsenwebmaschine (DE-OS 3 203 876) wird mit der Schussfaden-Umlenkeinrichtung nach dem Schnitt des eingetragenen Schussfadens derjenige Scnussfaden aurch die Umlenkeinrichtung zurückgezogen, der beim folgenden Schuss nicht in das Webfach eingetragen werden soll. Die Umlenkeinrichtung wird erst nach Beendigung des vorhergehenden Schusseintrages betätigt.

    [0003] Bei einer Greiferprojektil-Webmaschine (CH-PS 253 927 = US-PS 2 589 429 / T. 129) werden zwei schussseitig angeordnete Schussfadenbremsen gegen Ende des Schusseintrages in Bremsstellung gebracht, wodurch der Schussfaden gebremst und ein loser Verlauf des Schusses im Webfach vermieden werden soll. Ein zwischen den beiden Fadenbremsen angeordneter Fadenumlenkhebel wird erst nach Ende des Schusseintrages betätigt.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schusseintragsverfahren zu schaffen, das besonders für Luftdüsenwebmaschinen geeignet ist. Dabei sollen auch besonders empfindliche Garne gestreckt werden können und die Streckung soll möglichst weitgehend bereits bei Eintragsende abgeschlossen sein.

    [0005] Das erfindungsgemässe Verfahren besteht darin, dass die Umlenkeinrichtung bereits vor Ende des Schusseintrages in eine Wirkungssrellung gebracht wird.

    [0006] Das Verfahren eignet sich besonders für schwere oaer empfindliche Garne und auch besonders für Webmaschinen mit grosser Webbreite. In diesen Fällen ist es selbst bei Anwendung von über die ganze Webbreite verteilten Hilfsdüsen nicht immer möglich, das Schussgarn bereits beim Eintrag genügend gestreckt zu halten.

    [0007] Vielfach sollen gegen Ende des Schusseintrages nur noch die auf der Fangseite angeordneten Hilfsdüsen blasen. Bei schwereren Garnen oder hoher Webbreite genügt die Einwirkung dieser wenigen Hilfsdüsen nicht mehr, um den ganzen Faden gestreckt zu halben. Beginnt jedoch das Umlenken erfindungsgemäss bereits vor Eintragsende, so lassen sich wellenförmige Partien des Schussfadens insbesondere auf der Schussseite weitgehend vermeiden. In Fällen, wo gleichwohl während des Eintrages auf der Schussseite noch leichte Wellen (Peitscheneffekt) entstehen, sind diese von geringer Wellenhöhe bzw. können unmittelbar bei oder nach dem Ende des Schusseintrages gänzlich ausgestreckt werden. Lose Schussfäden im Gewebe werden daher vermieden.

    [0008] Ferner kann gegebenenfalls vermieden werden, dass -im Arbeitsspiel der Webmaschine -- nach Eintragsende ein besonderes Zeitintervall für das Zurückziehen des eingetragenen Schussfadens zwecks Streckung vorgesehen werden muss. Die Streckung kann gegebenenfalls vollständig vor dem Eintragsende ausgeführt werden.In solchen Fällen kann aas Arbeitsspiel verkürzt und die Schusszahl erhöht werden.

    [0009] In weiterer Erfindung ist eine Webmaschine zur Durchführung des Verfahrens gekennzeichnet durch einen am Schussfadenweg -- in Schussrichtung -- vor dem Riet angeordneten, quer zur Schussrichtung bewegbaren Faaenumlenkhebel, der so gesteuert ist, aass er bereits vor aem Ende des Schusseintrages in Wirkungsstellung verschwenkt ist.

    [0010] Bei einer Ausführungsform ist der Fadenumlenkhebel das einzige, während des Schusseintrages auf den Schussfaden einwirkende Umlenk- bzw. Bremselement. Diese Bauart eignet sich z.B. besonders für empfindliche Glasfasergarne, die aurch die sanfte Bremsung gegen Ende des Schusseintrages besonders geschont werden. Eine plötzliche Bremsung, wie sie z.B. durch die harte Einwirkung (Reibung) einer Schussfadenklemme auf der Schussseite der Webmaschine entsteht, kann vermieden werden.

    [0011] Weitere Merkmale ergeben sich aus der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit den Ansprüchen und der Zeichnung.

    Fig. 1 ist eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäss ausgebildeten Luftdüsen-Webmaschine, von der Warenseite her gesehen,

    Fig. 2 veranschaulicht die wesentlichen Schusseintragsteile der Maschine,

    Fig. 3 ist ein zugehöriger Schnitt nach Linie III - III in Fig. 2,

    Fig. 4 zeigt ein Detail aus Fig. 2 in grösserem Massstab und

    Fig. 5 ist ein Schusseintragsdiagramm.



    [0012] Die als Ganzes mit 31 bezeichnete Luftdüsenwebmaschine enthält zwei Seitenwangen 32,33, einen dazwischen angeordneten Warenbaum 34, ein Riet 35, einen Druckluft-Verteilbehälter 45, an den über Ventile 44 zwei wechselweise aktivierte Hauptdüsen 51,52 und über die Webbreite W verteilt angeoranete Hilfsdüsen 1 - 24 angeschlossen sind. Die Hilfsdüsen sind in Gruppen A - F zu je vier Düsen zusammengefasst. Die Gruppen A - F weraen sukzessive während des Eintrages aktiviert, so dass ein Wanderfeld entsprechend der im Webfach fortschreitenden Spitze 48 des Schussfadens 53 entsteht.

    [0013] Die Wanderfeldsteuerung erfolgt durch eine elektronische Einrichtung 43. Der Druckluftbehälter 45 ist über eine Leitung 46 an eine Druckluftquelle 47, z.B. einen Kompressor angeschlossen.

    [0014] Auf der Fangseite 105 (in Fig. 1 rechts) ist eine Streckdüse 55 (DE-OS 2 700 119 = US-PS / TS 248) eingebaut, durch welche bei Ende des Schusseintrages die gestrichelt eingezeichnete Spitze 48a des Schussfadens 53 quer zur Schussrichtung (Pfeil 56) geblasen wird (Pfeile 57). Das Schussfadenende 48a kann dadurch festgehalten werden.

    [0015] Auf der Schussseite 106 sind zwei Schussfadenvorratsspulen 61,62 angeordnet, von denen aus die beiden Schussfäden 53,53a wechselweise über als Ganzes mit 64,65 bezeichnete Schussfadenspeicher und über diesen nachgeschaltete Fadenumlenkhebel 66,67 zu den Düsen 52,51 geleitet werden. Von diesen aus wird gemäss Fig. 2 beispielsweise gerade der Schussfaden 53a eingetragen. Die Fadenumlenkhebel 66,67 bilden jeweils für den zugehörigen Schussfaden 53,53a das einzige Umlenk- bzw. Bremselement, welches bei oder kurz nach dem Eintrag auf den Schussfaden einwirkt. Eine besondere Fadenklemme (Reibungsbremse) etwa zwischen den Teilen 61,64; 62,65; 64,66 oder 65,67 fehlt.

    [0016]  Die am Riet 35 befestigten Lamellen sind mit 71 bezeichnet. Sie enthalten Ausnehmungen 72, die einen Tunnel und damit einen Führungskanal 72a für Luftstrom und Schussfaaen 53a bilden.

    [0017] In dem Diagramm nach Fi. 5 sind auf der Abszisse die Winkelstellungen der Hauptwelle der Webmaschine 31 in Grad aufgetragen, auf der Abszisse die Positionen der Umlenkhebel 66,67. Ein erster Schusseintrag des Schussfadens 53 (Schussfadenweg 53c) verläuft entsprechend der Kurve R von 80° bis 235° einer ersten Drehung L der Hauptwelle der Webmaschine. Kurz vor Eintragsbeginn wird der Hebel 66 z.B. durch einen nur schematisch angedeuteten Nockentrieb 102 aus der Anfangsposition Y bei Null Grad abgesenkt in die tiefste Position K bei 60°. Gemäss Kurve U wird er während des Eintrages in die Position G (bei 100°) oberhalb der Höhe V der Schusslinie 53 angehoben. In dieser Stellung bleibt Hebel 66 bis zur Stellung 190° der Hauptwelle. Der Schusseintrag erfolgt in seinem wesentlichen, ersten Teil ohne Reibung am Hebel 66.

    [0018] Bei 190° wird Hebel 66 abwärtsbewegt in die Position H bei 250°. Faden 53 wird dabei umgelenkt und erfährt eine erste, sanfte Bremsung während des Eintrags. Zwischen 250° und 340° wird der Hebel 66 weiter in die Position J abgesenkt, um darauf in weiterer, langsamer Abwärtsbewegung in die Ausgangsposition Y zu gelangen. Inzwischen beginnt in der zweiten Umdrehung M der Hauptwelle bei 800 der Eintrag des Fadens 53a (gestrichelte Kurve T). Er dauert entsprechend dem vorhergehenaen Eintrag des Fadens 53 bis 235° dieser Hauptwellendrehung. Dabei wird Hebel 67 entsprechend der Bewegung des Hebels 66 durch einen Nockentrieb 101 in die Positionen G - K bewegt. Auch bei diesem Eintrag erfolgt also bereits während des Eintrages eine allmänliche Bremsung durch den Hebel 67 im Bereich der Positionen G - H. Schliesslich erfolgt bei dem dargestellten Zweischuss-Elntragsverfahren ein neuer Eintrag des Fadens 53 in einer dritten Hauptwellendrehung N (Kurve S). Nunmehr wird wieder Hebel 66 entsprechend der eingezeichneten Kurve U bewegt, wodurch die gleiche Bremsung erfolgt.Hierauf folgen die weiteren Arbeitsspiele in entsprechender Weise. Bei allen Schusseinträgen wird die in Fig. 2 angedeutete Wellenform 81 insbesondere in aen Bereichen zwischen G,H und J in Fig. 2 nach links hin gestreckt, so dass der Schussfaden in gestreckter Form durch das Rie; 35 am Gewebe angeschlagen werden kann. Lose Schüsse im Gewebe werden dadurch vermieden.

    [0019] Die Wellung 81 kann besonders dadurch entstehen, dass gegen Schluss des Schusseintrages jeweils nur noch die vier letzten hilfsdüsen 21 - 24 der Gruppe F blasen. Bei grosser Webbreite W von z.B. 3,5 m und mehr und bei schweren Schussgarnen reicht die Wirkung der letzten Hilfsdüsen 21 - 24 nicht mehr aus, um den Faden voll auszustrecken.

    [0020] Bei der Rückziehbewegung eines eingetragenen Schussfadens im Bereich der Positionen G,H,J wirkt die Streckdüse 55 als Pufferreservoir, aus dem eine gewisse Schussfadenlänge in Fig. 1 nach links zurückgezogen werden kann, wodurch sich die Schussfadenspitze 48a in der Streckdüse 55 entgegen der Wirkung des aufwärts gerichteten Luftstromes absenkt.

    [0021] Wie aus Fig. 4 zu ersehen ist, enthält der bei diesem Beispiel angewendete Schussfadenspeicher 65 (DE-OS 27 51 380 = US-PS 4 132 370 / TS 252) gemäss dem Pfeil 83 umlaufende Sortiernadeln 84. Bei dem Umlauf gemäss Pfeil 83 rückt z.B. eine Sortiernadel 84 -- unter Eintauchen in den Umfang 85 des Speichers -- in die strichpunktiert angedeutete Position 84a, in welche sie durch einen nicht dargestellten Antrieb gelangt. In der Stellung 84 kann das in Fig. 4 rechts von 84 befindliche Windungspaket 109 beim Eintrag des Fadens 53a vollständig abgezogen werden. Nach Ende des Eintrages wird Faden 53a.durch eine Schere 113 bei 122 abgeschnitten. Es entsteht bei 53b ein mit der Spule 62 zusammehhängenaer Fadenschwanz 53b. Während die Nadel 84 um den Betrag X nach rechts wandert und weitere Windungen 114 links von ihr aufgewickelt werden, wird durch die Absenkung J,K bei Hebel 67 verhindert, dass die Spitze 53b des Fadens 53a in den Tunnel 72a gelangen kann. Beim Eintrag des Fadens 53 entsteht bei den Teilen 64,66 ein ganz entsprechender Vorgang.

    [0022] Die Vorrichtung kann auch für Ein-Schuss-Eintragsverfahren mit nur einem einzigen Schussfaden 53 Speicher 64 und Hebel 66 benutzt werden. Auch ist sie gegebenenfalls für anaere Webmaschinenkategorien, z.B. für Projektilmaschinen verwendbar. Ferner lassen sich auch andere Schussfadenspeicher als die in Fig. 2,4 dargestellten Speicher mit Sortiernadeln anwenden. Die Umlenkung des Schussfadens kann auch durch einen mit einer Oese versehenen Hebel oder Schieber oder durch noch andere, beispielsweise hakenförmige Umlenkelemente erfolgen.


    Ansprüche

    1. Verfahren für den Eintrag von Schussfäden bei Web-, insbesondere Düsenwebmaschinen, mit einer Einrichtung zum Umlenken des Schussfadens, dadurch gekennzeichnet , dass die Umlenkeinrichtung (66,67,91 - 94) bereits vor Ende des Schusseintrages in eine Wirkungsstellung (H,J,K) gebracht wird.
     
    2. Webmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen am Schussfadenweg (53c) -- in Schussrichtung (56) -- vor dem Riet (35) angeordneten, quer zur Schussrichtung (56) bewegbaren Fadenumlenkhebel (66,67), der so gesteuert ist, dass er bereits vor dem Ende des Schusseintrages in Wirkungsstellung (H,J,K) verschwenkt ist.
     
    3. Maschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenumlenkhebel (66,67) das einzige, während des Schusseintrages auf den Schussfaden (53) einwirkende Umlenk- bzw. Bremselement ist.
     
    4. Maschine nach Anspruch 2 oder 3, daaurch gekennzeichnet, dass der Fadenumlenkhebel mehrere, den Schussfaden (53) verschieden stark ablenkende Positionen (G - K; L - O) aufweist, in die er von einer zugehörigen Steuervorrichtung (101,102) wechselweise geführt ist.
     
    5. Luftdüsenwebmaschine nach einem der Ansprüche 2 - 4, gekennzeichnet durch eine auf der Fangseite (105) angeordnete, quer zur Schussrichtung (56) wirkende Streckdüse (55) zum Festhalten des Endes (48a) des eingetragenen Schussfadens (53).
     
    6. Maschine nach einem der Ansprüche 2 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen einer Schussfadenvorratsspule (61,62) und dem Schussfadenumlenkhebel (66,67) ein Schussfadenspeicher (64,65) angeordnet ist, über den jeweils eine der Eintragslänge (W) entsprechende Schussfadenlänge abziehbar ist, wonach der weitere Fadenabzug von dem Speicher (64,65) gesperrt (bei 84) ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht