[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zu'r untertägigen Vergasung von Kohle in Kohletlözen,
bei dem ein oder mehrere Vergasungsmittel für die Vergasungsreaktion sowie Zündmittel
zu deren Auslösung von der Erdoberfläche aus durch eine Bohrung dem Flöz zugeführt
werden.
[0002] Zur untertägigen Vergasung von Kohle wird nach einem in P. Ledent, T.K. Li, V. Chandelle,
R. Fabry, M. Kurth und C. Sonntag, Verfahren und Stand der Untertagevergasung von
Kohle, Seminar: Eigenschaften und Reaktionen von Kohle für Untertage-Umwandlungsprozesse
sowie in situ-Meßverfahren, Kurzfassung der Vorträge, Hannover 12.-14.10.1983, beschriebenen
Verfahren von einem Bohrloch ausgehend eine Abbrandzone in Richtung auf mindestens
ein weiteres Bohrloch vorgetrieben, durch welches die gasförmigen Umsetzungsprodukte
nach Ubertage gefördert werden. Dieses Verfahren wurde bereits mit Erfolg in mäßigen
Teufen (>500 m) betrieben. Seine Durchführung setzt eine gewisse Permeabilität der
Kohle voraus, um den gasförmigen Produkten den Abzug bzw. Durchgang zu ermöglichen.
Während bei der Durchführung in geringen Teufen die Porosität des Deckgebirges zu
hohen Gasverlusten führt, verhindert eine mangelhafte Durchlässigkeit der Kohle eine
einfache Durchführung des Verfahrens in großen Teufen (>
1000 m). In diesen Tiefen fehlen die für den Fortschritt des Abbrandes notwendigen, als
Durchlässe dienenden Klüfte (Schlechten)in der Kohle.
[0003] Mit großem und kostspieligem Aufwand wurde daher schon versucht, durch zusätzliche
Maßnahmen, wie Rißaufsprengung durch Flüssigkeitskapillarwirkung, mikrobiologische
Aufschlußverfahren, flözgängige Bohrungen, eine Auflockerung bzw. eine Erhöhung der
Durchlässigkeit zu bewirken.
[0004] Eine weitere hohe Kostenbelastung dieser Untertagevergasungsverfahren ist gegeben
durch die verhältnismäßig stark ansteigenden Bohrkosten mit zunehmender Teufe.
[0005] Vorliegender Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur untertägigen
Vergasung von Kohle in Kohleflözen zu entwickeln, das unter Vermeidung der geschilderten
Nachteile einen wirtschaftlichen Betrieb gestattet.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe werden bei einem Verfahren der eingangs beschriebenen Art
die Vergasungs- und Zündmittel durch eine in der Bohrung koaxial angeordnete Rohrleitung
bis an das Flöz herangeführt und nach Zündung der exothermen Vergasungsreaktion die
Rohrleitung mit ihrer Sp/P
[0007] Mündung- in die durch Abbrand entstehende Vertiefung im Flöz nachgeführt und dabei
Wasser zur Kühlung der Rohrmündung und zur Herabsetzung der Vergasungstemperatur durch
endotherme Teilreaktion herangeführt, so daß mit Fortschritt einer den Abbrand bewirkenden
Bohrflamme ein Brennkanal entsteht, wobei die entstehenden Vergasungsprodukte durch
den Ringraum zwischen Bohrung und Rohrleitung nach Ubertage geleitet werden.
[0008] Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung werden nach dem Anlegen eines ausreichend
langen Brennkanals mit Hilfe der Bohrflamme die Vergasungs-und Zündmittel durch den
Ringraum an das die vorgeschobene Rohrleitung umgebende Flözmaterial herangeführt,
so daß nach erneuter Zündung der Brennkanal durch Abbrand kavernenartig erweitert
wird, wobei die entstehenden Vergasungsprodukte durch die Rohrleitung nach Ubertage
geleitet werden.
[0009] Einzelheiten und Erläuterungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind anhand der Zeichnung
nachfolgend beschrieben.
Es zeigen
Figur 1 die Erzeugung eines Brennkanals im Flöz durch die Bohrflamme
Figur 2 die kavernenartige Erweiterung des Brennkanals.
[0010] Wie Figur 1 veranschaulicht, werden durch eine in einer Tiefbohrung 1 koaxial angeordnete
Rohrleitung 2 sowohl ein oder mehrere Vergasungsmittel S wie Luft, Sauerstoff und
Wasser für die Vergasungsreaktion als auch Zündmittel Z wie z.B. gerolltes und Ubertage
gezündetes Salpeterpapier zur Auslösung der Vergasungsreaktion bis an das Flöz 3 herangeführt.
[0011] Nach Zündung der exothermen Vergasungsreaktion entsteht durch Abbrand eine Vertiefung
im Flöz, in die die Rohrleitung mit ihrer Mündung 4 oder einer aufgesetzten Düse mit
der sich ausbildenden Bohrflamme nachgeführt wird, so daß mit fortschreitendem Abbrand
ein Brennkanal 5 entsteht. Die dabei erzeugten Vergasungsprodukte V werden durch den
Ringraum 6 zwischen Bohrung und Rohrleitung nach Ubertage geleitet.
[0012] Zur Kühlung der Rohrmündung 4 bzw. Düse wird dem Vergasungsmittel Wasser W zugesetzt.
Ohne den Wasserzusatz entstehen - z.B. bei Einsatz von reinem Sauerstoff - sehr rasch
hohe Temperaturen ( 2000°C), so daß das Material der Rohrmündung bzw. der Düse schmelzen
würde. Einerseits kann durch Beimischung geeigneter Wassermengen unter Ausnützung
der Endothermie der Umsetzung zwischen Kohle und Wasser gemäß der chemischen Gleichung

eine Absenkung der Reaktionstemperatur erzwungen werden. Zum anderen kann bei Einspeisung
der gasförmigen Vergasungsmittel mit hoher Austrittsgeschwindigkeit (bis etwa Schallgeschwindigkeit)
der Abstand zwischen Abbrandfront und Rohrmündung bzw. Düse vergrößert werden, wobei
gleichzeitig noch eine schärfere Ausbildung der Bohrflamme und eine lokale Konzentration
des Abbrandes erreicht wird, was die Ausbildung eines engeren Brennkanals und damit
einen rascheren Vortrieb bewirkt. Durch diese Maßnahmen kann ohne weiteres eine Absenkung
der Reaktionstemperatur auf Temperaturen unterhalb 1500°C und eine Vorverlegung der
heißen Flammenspitze in Bezug auf die Düse erreicht werden, wodurch keine Gefahr für
das Schmelzen des Rohr- bzw. Düsenmaterials mehr besteht.
[0013] Als Rohr- und Düsenmaterial eignen sich übliche feuer- und oxidationsfeste Materialien
wie Asbest, Schamotte, Sillimanit, Magnesit, Chromit.
[0014] Die Rohrleitung kann sowohl als starre wie auch als flexible Anordnung ausgebildet
sein. Im letzteren Fall wird die Rohrleitung in einer etwa senkrechten Bohrung von
der Erdoberfläche aus niedergebracht, dann dem Verlauf des Kohleflözes entsprechend
an einer Stütz- und Ablenkeinrichtung 7 abgebogen und dem fortschreitenden Abbrand
folgend vorangetrieben. Es genügt im allgemeinen, nur den vorderen Abschnitt der Rohrleitung
flexibel auszubilden, dessen Länge bestimmt ist durch die vorgesehene Länge des Brennkanals.
[0015] Der Brennkanal ist je nach Betriebsweise teils sehr glatt und sauber an seiner inneren
Oberfläche und weist einen Durchmesser auf, der nur wenig größer als der äußere Durchmesser
der Rohrleitung ist. Teils ist er von merklich größerem Durchmesser und auch stark
zerklüftet. Letzteres ist der Fall bei überwiegender Verwendung von Luft als Oxidationsmittel.
Der erstere Fall entspricht dagegen dem Einsatz von Sauerstoff, wobei Vortriebsgeschwindigkeiten
von mehreren Metern je Stunde erreicht werden.
[0016] Beim Abbrand verbrennen sowohl der Kohlenstoff der Kohle als auch die Teeranteile.
Letztere entweichen infolge der hohen Temperatur zunächst als gasförmige Schwelprodukte
und werden schließlich zum Teil oxidativ umgesetzt. Dadurch verbleibt eine konzentrische
koksartige Zone um den Brennkanal. Diese Kokszone hat gewöhnlich eine Ausdehnung vom
3- bis 5-Fachen des Brennkanaldurchmessers und weist eine hohe Porösität auf. Diese
hochporöse Zone hat Bedeutung für den Abzug der Vergasungsprodukte, die sowohl durch
den Ringraum zwischen Rohrleitung und Brennkanalwandung als auch durch die porösen
Kohlepartien entweichen.
[0017] Nach dem Anlegen eines genügend langen Brennkanals, beispielsweise mit einer Länge
von 10 bis 20 Metern, wird die Arbeitsrichtung in Bezug auf die Gasströme umgekehrt;
d.h. die gebildeten Vergasungsprodukte werden dann durch das Innere der Rohrleitung
nach Übertage geleitet, während die Vergasungsmittel einschließlich Wasser - dieses
gegebenenfalls in Form von Dampf - durch den Ringraum .6 zugeführt werden (Figur 2).
Das die Rohrleitung umgebende Flözmaterial wird am Anfang des Brennkanals 5 gegebenenfalls
erneut gezündet, so daß sich die Abbrandfront um die von Ubertage in das Kohleflöz
niedergebrachte Bohrung ausdehnt. Die gasförmigen Umsetzungsprodukte entweichen aus
der Abbrandzone durch den Brennkanal und schließlich durch die koaxiale Rohrleitung
nach Ubertage. Hierdurch bildet sich eine kavernenartige Erweiterung 8 des Brennkanals
bzw. um das Bohrloch von Ubertage aus. Durch Anlegen verschiedener Brennkanäle radial
zur Bohrung 1 können durch Stützpfeiler getrennte Abbaukavernen gebildet werden. Auf
diese Weise wird den gebirgsmechanischen Festigkeitserfordernissen entsprochen, um
ein unerwünschtes Hereinbrechen des Hangenden zu vermeiden.
[0018] Das Verfahren nach der Erfindung umgeht zwei wesentliche Schwierigkeiten des herkömmlichen
Vorgehens zur Untertagevergasung, indem es grundsätzlich mit einer Bohrung von Ubertage
auskommt und durch die Brennkanaltechnik mittels Flammbohren nicht auf eine vorgegebene
Porösität der Kohle als Voraussetzung für den Abbrand angewiesen ist. Das Verfahren
eignet sich daher ganz besonders für die Aufschließung der in großen Teufen (1500
bis 5000 m und gegebenenfalls noch tiefer) lagernden Steinkohle.
[0019] Die nachfolgenden Beispiele veranschaulichen das erfindungsgemäße Verfahren.
Beispiel 1
[0020] Ein Steinkohlenwürfel von etwa 10 cm Kantenlänge wird auf seiner Oberfläche mit einer
Gasflamme erhitzt, wobei sich eine Vertiefung von etwa 20 mm Durchmesser ausbildet.
In diese Vertiefung wird ein Sauerstoffstrom von 180 1/h, dem Wasserdampf entsprechend
190 g/h flüssigem Wasser zugemischt ist, durch eine Quarzglasdüse von 1 mm lichter
Weite und aus einer Entfernung von etwa 15 mm gelenkt. Am Boden der Vertiefung leuchtet
die Kohle weißglühend auf. Der oberflächennahe Teil der Vertiefung erscheint in einem
helleren bis dunkleren Rot.
[0021] Bei stationärer Beschickung der Düse mit Sauerstoff und Wasserdampf wird die Rohrleitung
mit der Düse langsam und stetig in den entstehenden Brennkanal gesenkt. Nach 6 Minuten
ist der Kohleblock in seiner ganzen Länge durchbohrt. Der Brennkanal ist sehr glatt
an seiner Wand und hat einen nur geringfügig größeren Durchmesser (etwa 10 mm) als
die Düse bzw. die Rohrleitung. Die Quarzdüse bleibt unter diesen Betriebsbedingungen
unbeschädigt.
Beispiel 2
[0022] Betrieb in der gleichen Weise wie in Beispiel 1. Als Oxidationsmittel wird anstelle
von Sauerstoff 900 1/h Luft zugeführt, welcher 200 g/h Wasser in Form von Dampf zugemischt
wird. Nach etwa 1/4 Stunde ist der Kohleblock durchbohrt. Das entstandene Loch ist
unregelmäßig und in der Wand zerklüftet. Der Durchmesser ist mit 20 bis 25 mm wesentlich
größer als beim Durchbrennen mit einer Sauerstoffflamme.
'Beispiel 3
[0023] Ein in etwa 300 m Teufe befindliches und etwa waagrecht verlaufendes Kohleflöz von
1,60 m Mächtigkeit wird über eine vertikale Bohrung von 200 mm Durchmesser angebohrt.
Bis zum Flöz ist die Bohrung mit einem Stahlrohr ausgekleidet. In diesem Rohr verläuft
eine weitere stählerne Rohrleitung von 100 mm lichter Weite, die am unteren Ende in
eine flexible Schlauchleitung aus Asbestgeflecht mündet und mit einer keramischen
Düse aus Schamotte abschließt. Durch eine Ablenkvorrichtung im Flöz gemäß Figur 1
wird die Düsenöffnung gegen die Kohle gerichtet. Nach Füllen der Anlage mit Sauerstoff
wird ein Ubertage gezündetes Bündel aus gerolltem Salpeterpapier durch die innere
Rohrleitung nach Untertage befördert. Das brennende Bündel bewegt sich nicht nur im
freien Fall, sondern wird durch die am oberen Ende entweichenden Verbrennungsgase
schubartig beschleunigt. Bereits nach wenigen Sekunden hat das brennende Bündel den
Kohlenstoß erreicht, wobei die Kohle sofort oberflächlich erhitzt wird. Der gleichzeitig
durch die innere Rohrleitung nachströmende Sauerstoff von mehreren Kubikmetern pro
Stunde erzeugt eine gerichtete Flamme, die eine Vertiefung bildet. Unmittelbar darauf
wird stündlich der Sauerstoff bis auf 600 m
3/h erhöht und außerdem Dampf mit 475 kg/h dem Sauerstoffstrom zugemischt. Die abgelenkte
Rohrleitung kann mit einer Geschwindigkeit von etwa 10 m/h in den Brennkanal eingesenkt
bzw. vorgeschoben werden. Aus der Bohrung entweicht eine Gasmenge von stündlich etwa
3000 m
3. Das Gas zeigt die folgende Zusammensetzung

und hat einen Heizwert von etwa 2570 kcal/Nm
3.
Beispiel 4
[0024] Nach zweistündigem, stationärem Betrieb gemäß Beispiel 3 hat die vorangeschobene
Rohrleitung einen Brennkanal von etwa 20 m Länge erzeugt. Es wird nun -.nach zwischengeschalteter
Spülung des gesamten Gasweges mit Stickstoff - die Strömungsrichtung der Gase umgekehrt.
Hierdurch verlagert sich die Abbrandfront in Richtung auf den Anfang des Brennkanals,
so daß im allgemeinen keine erneute Zündung von Ubertage erforderlich wird. Das jetzt
durch den Ringraum der Bohrung eingeführt Oxidationsgemisch wird langsam steigernd
auf etwa 1500 m
3/h Sauerstoff und 1200 kg/h Dampf erhöht. Aus der Rohrleitung strömen jetzt stündlich
etwa 7500 m
3/h Gas von vergleichbarer Analyse und Heizwert wie in Beispiel 3.
1. Verfahren zur untertägigen Vergasung von Kohle in Kohleflözen, bei dem ein oder
mehrere Vergasungsmittel für die Vergasungsreaktion sowie Zündmittel zu deren Auslösung
von der Erdoberfläche aus durch eine Bohrung dem Flöz zugeführt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vergasungs- und Zündmittel (S, Z) durch eine in der Bohrung (1) koaxial angeordnete
Rohrleitung (2) bis an das Flöz (3) herangeführt werden und nach Zündung der exothermen
Vergasungsreaktion die Rohrleitung mit ihrer Mündung (4) in die durch Abbrand entstehende
Vertiefung im Flöz nachgeführt und dabei Wasser (W) zur Kühlung der Rohrmündung und
zur Herabsetzung der Vergasungstemperatur durch endotherme Teilreaktion herangeführt
wird, so daß mit Fortschritt der den Abbrand bewirkenden Bohrflamme ein Brennkanal
(5) entsteht, wobei die entstehenden Vergasungsprodukte (V) durch den Ringraum (6)
zwischen Bohrung und Rohrleitung nach Ubertage geleitet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch qekennzeichnet, daß nach dem Anlegen eines ausreichend
langen Brennkanals (5) die Vergasungs- und Zündmittel (S, Z) durch den Ringraum (6)
an das die vorgeschobene Rohrleitung (2) umgebende Flözmaterial herangeführt werden,
so daß nach erneuter Zündung der Brennkanal durch Abbrand kavernenartig erweitert
wird, wobei die entstehenden Vergasungsprodukte (V) durch die Rohrleitung nach Ubertage
geleitet werden.