[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, und
ihr liegt die Aufgabe zugrunde, das Geschoß nach der europäischen Patentanmeldung
mit der Anmeldenummer 83111016.8 (Veröffentlichungs-Nr. 0 11 712 Al zur Verwendung
in einer automatischen Rohrwaffe zum Zwecke der Bekämpfung von Flugzielen bei vergleichsweise
verringerter Flugzeit oder größerer Kampfentfernung einerseits und Erdzielen, beispielsweise
Schützenpanzern, andererseits vorteilhaft zu einem Mehrzweckgeschoß mit einem günstigen
Verhältnis zwischen Splitter- und Wuchtwirkung weiterzuentwickeln.
[0002] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 angegebene
Erfindung.
[0003] Im Vergleich mit drallstabilisierten Geschossen mit Körpern unterschiedlicher Sprödigkeit,
wie sie beispielsweise bekannt sind aus den europäischen Patentanmeldungen mit den
Veröffentlichungsnummern 0051375 und 0073385, ergibt sich aus dem größeren Länge/Durchmesser-Verhältnis
und der Flügelstaiblisierung des Geschosses nach der Erfindung ein vergleichsweise
geringer Gechwindigkeitsabfall auf seiner Flugbahn.
[0004] Hieraus resultiert eine geringere Flugzeit, durch welche die Trefferwahrscheinlichkeit
erhöht und die Kampfentfernung vergrößert werden kann.
[0005] Außerdem ergibt sich, verglichen mit den erwähnten drallstabilisierten Geschossen,
eine erhöhte Querschnittsbelastung, welche dem Panzerdurchschlag zugute kommt.
[0006] Die Erfindung wird anhand zweier in der Zeichnung dargestellter bevorzugter Ausführungsbeispiele
näher erläutert.
[0007] Es zeigen, jeweils vereinfacht,
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel mit einem von einem Treibkäfig eingehüllten
Fluggeschoß im seitlichen Aufriß mit einer nur teilweise im Schnitt dargestellten
Treibladungshülse,
Fig. 2 das Fluggeschoß nach Fig. 1 im längsaxialen Schnitt und
Fig. 3 ein zweites Ausführungsbeispiel in einer der Fig. 1 vergleichbaren Darstellung
mit einem zum Verdeutlichen ausgebrochenen Teil des Fluggeschosses.
[0008] Gemäß Fig. 1 wird ein erstes Fluggeschoß Pl umfangsseitig in einer Formschlußzone
30 von einem Treibkäfig 22 umschlossen. Das Fluggeschoß Pl weist ein heckseitiges
Stabilisierungsleitwerk 20 an einem Körper 10 auf . An letzteren schließt sich vorderseitig
ein Körper 12 mit einem spitzenseitig angeordneten Körper 14 an. Der Treibkäfig 22
weist ein Vorderteil 48 mit einer Lufttasche 54 und ein Heckteil 50 mit einer Gasdruckaufnahmefläche
58 auf. Eine Treibladungshülse 46 ist in Würgenuten 62 mit dem Treibkäfig 22 verbunden.
Vorderteil 48 und Heckteil 50 des Treibkäfigs 22 sind durch eine mit nicht dargestellten
längsachsenparallelen Sollbruchstellen versehene Umhüllung 44 stufenlos miteinder
verbunden. Hierauf wird im Zusammenhang mit Fig. 3 eingegangen.
[0009] Gemäß Fig. 2 weist das Fluggeschoß Pl eine hochfeste Hülle 38, beispielsweise aus
Stahl, auf. Im Umfangsbereich 28 ist sie mit nicht dargestellten Formschlußmitteln
zum Bilden der bereits erwähnten Formschlußzone 30 versehen. Letztere erstreckt sich
vorder- und rückseitig über einen Stoßbereich 16 hinaus, in dem die Körper 10 und
12, beispielsweise durch Hartlöten, miteinander verbunden sind. Die Hülle 38 erstreckt
sich vom Geschoßheck bis zu einer Vorderkante 25, die schneidenförmig ausgebildet
ist. Dabei nimmt ihre Wandstärke in einem Bereich 24 kontinuierlich ab. Der Innenraum
der Hülle 38 zur Aufnahme der beiden Körper 10 und 12 ist durchmessergleich kreiszylindrisch
gestaltet. In einer Berührungszone 36 ist die Hülle 38, beispielsweise durch Hartlöten,
mit den beiden Körpern 10 und 12 verbunden. Im rückseitigen Bereich 26 der Hülle 38
nimmt deren Wandstärke ab, und die Hülle 38 ist dort umfangsseitig als Träger für
das Stabilisierungsleitwerk 20 und innenseitig als Aufnahme 32 für einen Leuchtspursatz
34 ausgebildet.
[0010] Die Werkstoffe der beiden Körper 10 und 12 zeichnen sich aus durch einen hohen Anteil
wenigstens eines metallischen Elements einer Dichte von wenigstens 18 g.cm . Dabei
kann es sich sowohl um abgereichteres Uran wie auch Wolfram handeln. Im letzteren
Fall liegen wenigstens 90 % (Gewicht) Wolfram in einer Bindemittelphase in Form einer
Legierung vor, die wenigstens Eisen und Nickel enthält. Folglich weist der Werkstoff
eine vorgebbare Duktilität auf. Bei einem vergleichbaren Gehalt an Wolfram ist der
Werkstoff des Körpers 12 vergleichsweise weniger duktil. Er weist eine höhere Sprödigkeit
und damit bessere Zerlegbarkeit auf. Hierdurch werden beim Auftreffen des Geschosses
aus dem Körper 12 zahlreiche Splitter unterschiedlicher Größe gebildet. Die Hülle
38 nimmt wenigstens bei der Handhabung im Zusammenhang mit einer Maschinenkanone auftretende
Quer- und Längskräfte auf, die sowohl den Körper 12 wie auch dessen Verbindung mit
dem Körper 10 im Stoßbereich 16 schädigen könnten. Bei der Handhabung stehen der vom
Gurtzuführer bestimmte Transport, der Vorgang des Einführens in den Ladungsraum und
der der abschußweisen Beschleunigung im Waffenrohr im Vordergrund.
[0011] Bei einem Fluggeschoß P2 nach Fig. 3 übernimmt ein Treibkäfig 23 (anstelle der Hülle
38 in Fig. 1) die Aufnahme von Quer- und Längskräften. Deshalb weist er vorder- und
rückseitig einen jeweils verlängerten Stützbereich 40, 42 auf. Dabei beschränkt sich
die Formschlußzone 30 auf den Körper 10. Im Stoßbereich 16 sind die Körper 10 und
12 zusätzlich mittels eines Zapfen 52 miteinander zentrierend verbunden.
[0012] Der Stützbereich 40 wird außenseitig von einer Lufttasche 56 umgeben. Der Stützbereich
42 wird außenseitig von einer Gasdruckaufnahmefläche 60 begrenzt; hierdurch wird er
unter dem sich bei der Schußentwicklung aufbauenden Gasdruck vorteilhafterweise radial
gegen das Fluggeschoß P2 angedrückt. Die mit nicht dargestellten längsachsenparallelen
Sollbruchstellen versehene Umhüllung 44 gibt dem Treibkäfig 22, 23 eine glatte Umfangsfläche
und erleichtert den Transport- und Zuführvorgang.
[0013] In der werkstoffbedingten zielseitigen Wirkung des Körpers 12 unterscheiden sich
die Fluggeschosse Pl und P2 nicht. Die mit einem Fluggeschoß P2 ins Ziel bringbare
Masse an sprödem und in zahlreiche Splitter unterschiedlicher Größe zerfallendem Werkstoff
ist um ein betreffendes Teilvolumen der Hülle 38 größer als beim Fluggeschoß Pl. Bei
letzterem nimmt jedoch die Hülle 38 auf augenfällige Weise an der zielseitigen Schadwirkung
teil:
sie reißt von der schneidenförmigen Vorderkante 25 her banenschalenartig auf und gibt
dabei den Werkstoff des Körpers 12 frei. Von der trägen Masse des Körpers 10 wird
die aufgerissene Hülle 38 zunächst weiter ins Ziel getrieben und dünne Zielhäute,
beispielsweise aus einer der üblichen Leichtmetallegierungen, werden großflächig durchschlagen.
Schließlich verbleibt der Körper 10 als noch in größerer Zieltiefe wirksamer Penetrator.
[0014] Beim zielseitigen Auftreffen wird zunächst der Werkstoff des spitzenseitig angeordneten
Körpers 14 wirksam. Er ist vorzugsweise pyrophor. Der Werkstoff des Körpers 12 zerfällt,
wie bereits erwähnt, in zahlreiche Splitter unterschiedlicher Größe.
[0015] Sie führen an der jeweiligen Zielhaut bzw. -platte zu einem kumulativen mechanischen
Effekt, welcher einen großflächigen Durchschlag begünstigt. Größere Splitter zerlegen
sich beim Durchschlagen einer Zielhaut oder -platte, beispielsweise auch einer schützenden
Kapselung oder Panzerungskomponente, wiederum in ein sich gefächert ausbreitendes
Haufwerk kleinerer Splitter. Dies führt zu zahlreichen Durchschlägen über eine möglichst
große Fläche und Zieltiefe.
[0016] Wie bereitgs eingangs erwähnt, zeichnet sich das Geschoß nach der Erfindung, verglichen
mit drallstabilisierten Geschossen, durch eine höhere Fluggeschwindigkeit aus. Mit
der hierdurch vergrößerten Reichweite läßt sich die Kampfentfernung steigern und die
Treffwahrscheinlichkeit vergrößern. Dies trifft sowohl zu für Flugziele wie auch für
erdgebundene Ziele, vorzugsweise Schützenpanzer.
1. Flügelstabilisiertes Unterkalibergeschoß großen Länge/Durchmesser-Verhältnisses
mit drei hintereinander angeordneten Körpern, von denen wenigstens zwei aus einem
jeweiligen Werkstoff mit einem großen Anteil eines metallischen Elements einer Dichte
von wenigstens 18 g.cm -3 bestehen, die beiden Werkstoffe unterschiedliche Zug- und Bruchverhalten zeigen und
die beiden Körper in einem Stoßbereich miteinander verbunden sind, wobei derjenige
der beiden Körper aus dem Werkstoff größerer Festigkeit heckseitig angeordnet ist
und sich bis in ein Stabilisierungsleitwerk hinein erstreckt, dadurch gekennzeichnet,
daß das Volumen des spröden Körpers (12) zum Erzielen eines ausgedehnten kumulativen
mechanischen Effekts der sich beim Auftreffen aus seinem Werkstoff bildenden Splitter
annähernd demjenigen des vergleichsweise duktilen Körpers (10) entspricht und wenigstens
ein Mittel (23, 38) vorgesehen ist, das wenigstens bei der Handhabung auftretende
und für den spröden Körper (12) und seine Verbindung mit dem Körper (10) im Stoßbereich
(16) schädliche Quer- und Längskräfte aufnimmt.
2. Geschoß nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) das Mittel (23; 38) umfaßt das Gechoß umfangsseitig in einem sich vorder- und rückseitig
über den Stoßbereich (16) hinaus erstreckenden Bereich und
b) das Mittel (23) ist als segmentierter Treibkäfig (23) ausgebildet.
3. Geschoß nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Treibkäfig (23) je einen
verlängerten vorderseitigen (40) und rückseitigen, das Geschoß umhüllenden Stützbereich
(42) aufweist.
4. Geschoß nach dem Oberbegriff und dem Merkmael (a) im Kennzeichen des Anspruchs
2, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel (38) als hochfeste Hülle (38) ausgebildet
ist, die umfangsseitig eine Formschlußzone (30) zum Zusammenwirken mit einem Treibkäfig
(22) aufweist.
5. Geschoß nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein rückseitiger Bereich (26)
der Hülle (38) wenigstens teilweise als Träger für das Stabilisierungsleitwerk (20)
ausgebildet ist.
6. Geschoß nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wandstärke der
Hülle (38) in einem Vorderbereich (24) bis zu einer schneidenartigen Vorderkante (25)
abnimmt.
7. Geschoß nach Anspruch 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet , daß in dem Stoßbereich
(18) und in einer Berührungszone (36) der Hülle (38) mit dem Körper (10) und dem Körper
(12) jeweils eine Hartlotverbindung vorgesehen ist.
8. Geschoß nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Hülle
(38) heckseitig als Aufnahme (32) für einen Leuchtspursatz (34) ausgebildet ist.
9. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der spitzenseitig
angeordnete Körper (14) aus einem pyrophoren Werkstoff gefertigt ist.
10.Geschoß nach einem der Ansprüche 2 bis 8, gekennzeichnet durch eine ein Vorderteil
(48) mit einem Heckteil (50) des Treibkäfigs (22, 23) im Umfangsbereich stufenlos
verbindende Umhüllung (44) mit längsachsparallelen Sollbruchstellen.