[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Orientierung einer flüssigkristallinen Substanz
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Die Eigenschaften von flüssigkristallinen Substanzen können aufgrund optisch feststellbarer
Texturumwandlung für Anzeigevorrichtungen (displays) und für die Thermographie genutzt
werden.
[0003] Die Thermographie, d.h. die Messung von Temperaturverteilungen auf Oberflächen, gewinnt
für die Entwicklung und Qualitätsanalyse von integrierten Schaltungen oder von sonstigen
stromdurchflossenen elektrischen Bauteilen zunehmend an Bedeutung. Das zur Zeit empfindlichste
Verfahren zur Bestimmung von "hot spots" (lokal begrenzten thermisch belasteten Bereichen)
ist die Temperaturmessung mit Flüssigkristall-Schichten im Polarisationsmikroskop.
Dabei sind Flüssigkristall-Schichten auf die zu untersuchenden Oberflächen aufgebracht.
Das Studium der Doppelbrechung des Flüssigkristalls dient dabei im polarisierten Licht
zur Ermittlung von Strukturen dieses Flüssigkristalles. Aus Strukturveränderungen
der Flüssigkristall-Schicht auf der zu untersuchenden Oberfläche kann auf Temperaturunterschiede
innerhalb der zu untersuchenden Oberfläche geschlossen werden. Aus den Temperaturunterschieden
innerhalb der zu untersuchenden Oberfläche kann dann wiederum auf elektrische Eigenschaften
innerhalb dieser Oberfläche geschlossen werden.
[0004] Wenn eine Flüssigkristall-Schicht auf die Oberfläche eines integrierten Schaltkreises
aufgebracht worden ist, kann auch aus der Intensität der Reflexion eines Laserstrahles
durch das System Flüssigkristall-Schicht/Oberfläche auf die Spannung derjenigen Stelle
auf der Oberfläche geschlossen werden, auf die der Laserstrahl auftrifft.
[0005] Das Prinzip eines "hot spot"-Detektors ist in der PCT-Patentanmeldung WO 83/01989
beschrieben. Diese PCT-Patentanmeldung beruht auf einer US-Patentanmeldung mit der
Anmeldenummer 326,224 vom 1.12.1981.
[0006] Zur. technischen Nutzung der Eigenschaften flüssigkristalliner Substanzen ist eine
einheitliche Orientierung ihrer Moleküle über größere Flächenbereiche hinweg nötig.
Diese Orientierung kann durch geeignete Behandlungsmethoden derjenigen Oberflächen
erreicht werden, die mit den flüssigkristallinen Substanzen in Berührung kommen.
[0007] Bisher wurden Oberflächen, die mit den flüssigkristallinen Substanzen in Berührung
kommen, durch Reiben, chemisches Ätzen, Uberschichten mit Kunststoffen, Organosilanen
oder amphipatischen Substanzen, wie Lecithin, behandelt. Beispielsweise ist in der
US-PS 3 728 008 die Chemisorption eines Silanderivats auf denjenigen Oberflächen einer
Flüssigkristall-Anzeigevorrichtung beschrieben, die mit der flüssigkristallinen Substanz
in Berührung kommen. Das chemisorbierte Silanderivat soll eine klare Anzeige bewirken
und den Kontrast der Anzeige verbessern.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
anzugeben, das einfach zu verwenden ist, das langanhaltend und zuverlässig wirkt,
das besonders billig durchzuführen ist, das einen hohen Orientierungsgrad der flüssigkristallinen
Moleküle und damit eine klare Anzeige ermöglicht und das einen besonders starken Kontrast
zwischen verschiedenen Phasen der flüssigkristallinen Substanz herbeiführt.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach dem Anspruch 1 gelöst.
[0010] Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung sind in den Unteransprüchen, der Beschreibung
und der Zeichnung dargestellt.
[0011] Eine Parallelorientierung der Molekül-Längsachsen, insbesondere von nematisch-flüssigkristallinen
Substanzen bezüglich ihrer Unterlage, kann gemäß der Erfindung besonders wirksam durch
eine vorhergehende Behandlung der Unterlage mit Lösungen von Steroiden und/oder Porphyrin-Farbstoffen
in Wasser und/oder organischen Lösungsmitteln erreicht werden.
[0012] Die Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert.
Fig.1 erläutern efindungsgemäße Verfahren zur Behandlung mit 4 einer Unterlage für
eine flüssigkristalline Substanz. einer Unterlage für eine flüssigkristalline Substanz.
Fig.5 erläutert das Ergebnis eines erfindungsgemäßen Verfahrens bei einer Flüssigkristall-Anzeigevorrichtung.
Fig.6 erläutert das Ergebnis eines erfindungsgemäßen Verfahrens bei der Durchführung
von Thermographie-Messungen.
[0013] In den Fig.1 mit 4 sind verschiedene erfindungsgemäße Verfahren zur Behandlung der
Oberfläche einer Unterlage S für eine flüssigkristalline Substanz C dargestellt. Eine
Glasplatte S wird in Fig.1 in eine 0,01%ige Lösung A eines Steroids oder eines Porphyrin-Farbstoffes
oder einer Kombination von wenigstens einem Steroid und/oder wenigstens einem Porphyrin-Farbstoff
in Wasser und/oder einem organischen Lösungsmittel eingetaucht. Die angegebene Konzentration
der Lösung A muß bezüglich eines erfindungsgemäßen Verfahrens nicht besonders genau
eingehalten werden. Ein erfindungsgemäßes Verfahren kann auch mit einer 0,05%igen
Lösung A der angegebenen Art oder beispielsweise mit einer 0,005%igen Lösung A der
angegebenen Art durchgeführt werden.
[0014] Durch Kippen oder Senkrechtstellen der Unterlage (Objektträger) S fließt der größte
Teil des Lösungsmittels von der Oberfläche der Unterlage S ab. Der Rest der Lösung
A trocknet auf der Oberfläche der Unterlage S ein. Eine so behandelte Oberfläche einer
Unterlage S unterscheidet sich optisch nicht von einer unbehandelten Oberfläche einer
Unterlage S derselben Art. Dies bedeutet gegenüber dem Stand der Technik einen besondere
Vorteil, weil die optischen Eigenschaften einer Flüssigkristall-Anzeigevorrichtung
oder eines Thermographie-Objekts nicht von einem Haftvermittler, wie beispielsweise
einem Kunststoff, einem Organosilan oder Lecithin, in einer nicht gewünschten Weise
beeinflußt werden, und weil andererseits ein erfindungsgemäßes Verfahren zuverlässig
und langanhaltend wirkt im Gegensatz zu einer Oberflächenbehandlung durch Reiben,
das zwar ebenfalls die optischen Eigenschaften einer Unterlage S nicht verändert,
deren Wirkung jedoch nach kurzer Zeit bereits verschwunden ist.
[0015] Gerade bei der Thermographie-Untersuchung von elektronischen Bauelementen würde ein
Uberschichten der Oberfläche eines elektronischen Bauelementes mit Kunststoffen oder
anderen dergleichen Stoffen eine Untersuchung von Eigenschaften des elektronischen
Bauelementes erschweren, weil die Übermittlung von Informationen über die Eigenschaften
der Unterlage S durch eine solche Schicht, wie Kunststoff, stark gedämpft sein würde.
Ein erfindungsgemäßes Verfahren ermöglicht daneben einen klaren und kontrastreichen
Betrieb einer Flüssigkristall-Anzeige in Transmissionsbetrieb, der ebenfalls durch
ein Beschichten der Unterlage S mit Kunststoff oder dergleichen sehr erschwert sein
würde.
[0016] Schließlich muß beim Uberschichten einer Unterlage S mit Kunststoffen und dergleichen
darauf geachtet werden, daß diese zusätzlichen Schichtstoffe (Haftvermittler), wie
Kunststoffe und dergleichen, möglichst gleichmäßig aufgebracht werden, was nur mit
einem großen Aufwand möglich ist. Da bei einem erfindungsgemäßen Verfahren der größte
Teil des Lösungsmittels von selbst von der Unterlage S abfließen kann und der Rest
der Lösung A von Natur aus in der erforderlichen Gleichmäßigkeit auf der Oberfläche
der Unterlage S eintrocknet, ist ein erfindungsgemäßes Verfahren wesentlich billiger
durchführbar als ein Verfahren nach dem Stand der Technik, das ebenfalls langanhaltend
wirken würde.
[0017] .Fig.2 zeigt das Kippen der Unterlage S, damit nach einem Benetzen oder sonstigen
Aufbringen-der Lösung A ,auf die Oberfläche dieser Unterlage S der größte Teil des
Lösungsmittels abfließen kann.
[0018] Fig.3 zeigt als Unterlage S eine waagrecht liegende Glasplatte mit einer Fläche von
2,5 x 7,6 cm
2. Diese Unterlage S wird mit etwa 0,1 ml einer oben beschriebenen Lösung A aus einer
Sprühvorrichtung G benetzt. Durch anschließendes Kippen, insbesondere durch anschließendes
Senkrechtstellen der Unterlage S fließt wiederum der größte Teil des Lösungsmittels
ab. Der Rest der Lösung A trocknet auf der Oberfläche der Unterlage S wiederum ein.
[0019] Fig.4 zeigt ein weiteres erfindungsgemäßes Verfahren. Dabei wird mit einem Träger
P, der mit der Lösung A benetzt ist, durch Drücken einer mit der Lösung A benetzten
Oberfläche des Trägers P auf eine Oberfläche der Unterlage S die Oberfläche der Unterlage
S mit einer geeigneten Menge der Lösung A benetzt. Der Träger P kann als feiner Schwamm,
Gummi, Kunststoff oder dergleichen ausgebildet sein.
[0020] Wird auf eine Glasplatte, wie sie anhand der Fig.3 beschrieben worden ist, etwa 0,1
ml einer Lösung von N-(p-Methoxy- benzyliden)-p-n-butylanilin, beispielsweise einer
nematisch-flüssigkristallinen Substanz in Hexan als Lösungsmittel gleichmäßig auf
die waagrecht liegende Glasplatte aufgegeben und eingetrocknet, so sind in Abhängigkeit
von der Oberflächenbehandlung der Glasplatte folgende Erscheinungen zu beobachten:
Wenn die Oberfläche der Glasplatte unbehandelt ist, zieht sich nach dem Verdunsten
des Lösungsmittels (Hexan) des Flüssigkristalles die flüssigkristalline Substanz zu
einzelnen Tropfen zusammen. Die oben angegebene', in Hexan gelöste flüssigkristalline
Substanz wird allgemein mit der Kurzformel MBBA bezeichnet.
[0021] Ist die Oberfläche der Glasplatte mit einem Verfahren nach der Erfindung behandelt
worden, so verbleibt nach dem Verdunsten des Lösungsmittels (Hexan) der flüssigkristallinen
Substanz MBBA eine gleichmäßige flüssigkristalline Schicht auf dem Objektträger. Im
Polarisationsmikroskop erscheinen die geordneten Bereiche der flüssigkristallinen
Schicht leuchtend hell bei Winkelstellungen von 45° zwischen den gekreuzten Polarisatoren.
[0022] Eine erfindungsgemäße Oberflächenbehandlung der Glasplatte (Unterlage S) wurde dabei
mit folgenden Lösungen A durchgeführt:
0,01%ige Lösung von D'esoxycholsäure in abs. Äthanol,
0,01%ige Lösung des Natriumsalzes von Desoxycholsäure in Wasser,
0,01%ige Lösung von Saponin in Wasser 0,01%ige Lösung von Taurocholsäure in Wasser
0,01%ige Lösung von Hämin in 0,01 n NaOH 0,01%ige Lösung von Alcianblau in abs. Äthanol
0,01%ige Lösung von Alcianblau in Wasser.
[0023] In der Fig.5 ist schematisch eine Unterlage S dargestellt, deren Oberfläche mit einem
Verfahren nach der Erfindung behandelt worden ist und auf der gleichmäßig eine Flüssigkristallschicht
C verbleibt. Eine solche Anordnung nach Fig.5 eignet sich besonders zur Verwendung
in einer Flüssigkristall-Anzeigevorrichtung.
[0024] Fig.6 zeigt eine Unterlage S, die ebenfalls mit einem Verfahren nach der Erfindung
behandelt worden ist. Auf dieser Unterlage S, beispielsweise einer nicht-passivierten
oder einer passivierten Oberfläche eines integrierten elektronischen Baus teines,
verbleibt ebenfalls eine gleichmäßige flüssigkristalline Schicht C. Die Temperatur
der flüssigkristallinen Schicht C wird so eingestellt, daß sie etwa 1/2 K unter derjenigen
Temperatur ist, bei der die flüssigkristalline Substanz C in ihren amorphen, nicht-kristallinen
Zustand übergeht. Von einer Lichtquelle L aus wird durch einen ersten Polarisator
P1 hindurch eine zu untersuchende Stelle auf der Oberfläche der Unterlage S mit Licht
bestrahlt. Dieses Licht wird an dem System Flüssigkristall-Schicht C/Oberfläche.der
Unterlage S reflektiert. Dieses reflektierte Licht gelangt durch einen zweiten Polarisator
P2 hindurch zu einem Detektor D, beispielsweise einem menschlichen Auge. Die Polarisatoren
P1, P2 sind gekreuzt angeordnet. Wird als Flsüssigkristall beispielsweise MBBA verwendet,
sind die beiden gekreuzten Polarisatoren P1, P2 bei Winkelstellungen von 45° zueinander
angeordnet, so erscheint ein kristalliner Bereich des Flüssigkristalles C beim Detektor
D hell. Ist aufgrund einer Temperaturerhöhung ein Bereich des Flüssigkristalles C
in den amorphen Zustand übergegangen, so wird das polarisierte Licht in diesem amor-
. phen Bereich gestreut, und der sonst klare Flüssigkristall C erscheint in der Reflexion
beim Detektor D dunkel.
[0025] Bei einem Thermographie-Verfahren nach Fig.6 betragen die Ortsauflösung einige Mikrometer
und die thermische Auflösung einige wenige 0,1 K. Diesen Auflösungen entspricht eine
Nachweisgrenze für die Heizleistung eines "hot spot" von etwa 1 mW.
[0026] Im folgenden werden einzelne Klassen chemischer Verbindungen beschrieben, die eine
Parallelorientierung der Molekül-Längsachsen flüssigkristalliner Substanzen C bezüglich
ihrer Unterlage S verursachen.
[0027] Steroide:
A) Gallensäuren sind Steroide, die als verdauungsfördernde Inhaltsstoffe der Galle
bekannt sind. Sie sind oberflächenaktiv und wirken daher emulgierend auf Fette. Die
wichtigsten Gallensäuren sind Derivate der Cholsäure und der Desoxycholsäure. Desoxycholsäure
bildet mit Fetten und anderen Lipiden Einschlußverbindungen, die sogenannten wasserlöslichen
Choleinsäuren, wobei z.B. je ein Molekül Palmitin- oder Stearinsäure von acht Molekülen
Desoxycholsäure umgeben wird.
B) Saponine sind glycosidische pflanzliche Steroide, die schäumende wässrige Lösungen
bilden und daher als Reinigungsmittel verwendet worden sind (Seifenkraut). Typische
Saponine sind auch die herzwirksamen Digitalisglycoside und die Krötengifte.
[0028] Porphyrine und Phtalocyanine: Diese chemischen Verbindungen bestehen aus einem Ringsystem
mit fortlaufend konjugierten Doppelbindungen. Als mesomere Systeme sind sie eben gebaut
und enthalten in ihrem Zentrum ein Metall-Atom gebunden. Porphyrinringe liegen im
Hämin des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) und im Chlorophyll der grünen Blätter
vor. Alcianblau ist ein wasserlösliches Derivat des in allen anorganischen und organischen
Lösungsmitteln fast unlöslichen Farbstoffes Kupferphtalocyanin.
[0029] Mit einem erfindungsgemäßen Verfahren können nicht nur nematisch-flüssigkristalline
Substanzen, sondern jeder beliebige Flüssigkristall orientiert werden.
1. Verfahren zur Orientierung einer flüssigkristallen Substanz (C) bezüglich einer
Unterlage (S),
dadurch gekennzeichnet ,
daß vor Aufbringen der flüssigkristallinen Substanz (C) auf die Unterlage (S) die
Oberfläche dieser Unterlage (S) mit einer Lösung (A) von Steroiden und/oder Porphyrin-Farbstoffen
in Wasser oder organischen Lösungsmitteln behandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Unterlage (S) mit einer
0,005%i-gen bis 0,05%igen Lösung (A) behandelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Unterlage (S) mit einer
0,01%i-gen Lösung behandelt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterlage
(S) mit der Lösung (A) benetzt wird und daß dann zum Abfließen eines Teiles der Lösung
(A) die Unterlage (S) gekippt wird.
5. Verfahren nach einem.der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß die Unterlage
(S) mit der Lösung (A) besprüht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß die Unterlage
(S) in die Lösung (A) eingetaucht wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet , daß ein Träger
(P), auf dem sich die Lösung (A) befindet, auf die Unterlage (S) gedrückt wird.