[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erzeugung positiver und/oder negativer
Ionen mittels eines mit Influenzentladung arbeitenden Hochspannungsionisators, dessen
unter Hochspannung stehender Leiter gegenüber der Umgebung isoliert ist, während seine
Spitzenelektroden geerdet sind.
[0002] Beim elektrostatischen Beschichten mit Flüssiglacken, Pulver oder Flocken verwendet
man bisher Sprühgeräte mit einer vorstehenden Hochspannungselektrode. Sie bildet ein
elektrisches Feld, längs dessen Feldlinien das Beschichtungsmaterial durch elektrostatische
Kräfte zum Werkstück fliegt.
[0003] Allerdings verursacht dieses elektrische Feld bei der Beschichtung von Hohlkörpern
eine sog. Käfigwirkung. Die von der Sprühpistole ausgehenden Feldlinien laufen überwiegend
zur Außenseite des Hohlkörpers und daher fliegt das Beschichtungsmaterial nur schlecht
in die Hohlräume hinein. In der Beseitigung dieses Nachteiles besteht die erste Aufgabe
der vorliegenden Erfindung.
[0004] Daneben besteht in zahlreichen Anwendungsfällen das Bedürfnis, Werkstücke in möglichst
ladungsfreiem Zustand zu halten bzw. eine auf dem Werkstück vorhandene Ladung weitestgehend
abzuführen, damit die Handhabung der Werkstücke durch das Bedienungspersonal problemlos,
insbesondere ohne die Gefahr elektrischer Schläge möglich ist. Dieses Bedürfnis besteht
beispielsweise bei der elektrostatischen Sprühbeschichtung, wo eventuelle Funkenentladungen
des Werkstückes das in der Sprühkabine enthaltende Pulver/ Luftgemisch zur explosionsartigen
Entzündung bringen können. Außerdem wird die Beschichtungsqualität von einer eventuellen
Aufladung der Werkstücke beeinträchtigt, da sich das wirksame Potentialgefälle zwischen
Sprühgerät und Werkstück verändert.
[0005] Berührungslos arbeitende Hochspannungsionisatoren mit den Merkmalen des Oberbegriffes
sind durch die US-PS 3,369,152, ihre Verwendung zur elektrostatischen Sprühbeschichtung
durch die US-PS 4,042,971 bekannt. Dabei handelt es sich jeweils um Ionisatoren, die
mit Wechselspannung betrieben werden. Dies führt dazu, daß die an den Spitzen der
geerdeten Elektroden erzeugten Ionen abwechselnd positiv und negativ geladen sind.
Durch Rekombination neutralisieren sich zahlreiche der positiven Ionen mit den negativen
bzw. umgekehrt. Die Ionenausbeute wird dadurch beeinträchtigt, ebenso die räumliche
Reichweite der Ionisierung.
[0006] Daneben sind auch Gleichspannungs-Ionisatoren bekannt, bei denen gleichsinnig geladene
Ionen gebildet werden. Dabei müssen jedoch die von außen frei zugänglichen Spitzenelektroden
an Hochspannung liegen, so daß es Probleme mit dem Berührungsschutz und der Überschlagsgefahr
gibt. Bei explosionsgefährdeten Anlagen sind diese Ionisatoren völlig ausgeschlossen.
[0007] Hiervon ausgehend, liegt die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, einen Hochspannungsionisator
der eingangs beschriebenen Gattung, also mit geerdeten Spitzenelektroden, dahingehend
zu verbessern, daß die vorbeschriebene Rekombination der gebildeten Ionen ausgeschlossen
wird. Zugleich soll sich der Ionisator zum Aufladen von Beschichtungsmaterial eignen,
ohne daß es zur Bildung eines elektrischen Feldes zwischen Ionisator und Werkstück
kommt.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der isolierte Leiter des Ionisators
einerseits über eine Diode an einen schaltbaren Entladekreis seines Kondensators angeschlossen
ist, der mit einer bestimmten Polarität aufladbar ist und daß der isolierte Leiter
andererseits über einen Entladewiderstand geerdet ist.
[0009] Durch den mit gleichbleibender Polarität aufladbaren Kondensator wird'zunächst erreicht,
daß der Entladestrom im Ionisator stets Ionen gleicher Polarität erzeugt. Damit sich
die Entladung des Kondensators nicht in Form einer mehr oder weniger gedämpften Schwingung
vollzieht, ist der isolierte Leiter des Ionisators über eine Diode an den Entladekreis
des Kondensators angeschlossen. Dadurch ist das zu erwartende Schwingkreisverhalten
zwischen Ionisator und Entladekreis ausgeschlossen, das heißt, in der negativen Phase
(Rückfluß der Ladung) können im Ionisator keine Ionen mit entgegengesetztem Vorzeichen
erzeugt werden, die wieder zur'Rekombination beitragen würden. Die gespeicherte Ladung
kann somit nicht zurück in den Entladekreis des Kondensators fließen, sondern wird
durch den Entladewiderstand des isolierenden Leiters abgeleitet, um einen neuen Ladestromimpuls
in den Ionisator zu ermöglichen.
[0010] Der Ionisator wird einem hohen Aufladestrom und einem niedrigen Entladestrom ausgesetzt.
Die Entladung erfolgt dabei zehnmal, hundertmal oder tausendmal langsamer als die
Aufladung, so daß praktisch kaum gegenpolige Ionen erzeugt werden. Je Ladeimpuls wird
eine bestimmte Menge an gleichpoligen Ionen vor dem isolierten Leiter gebildet und
der nachfolgende, gleichpolige Ionennachschub stößt diese besteherde Ionenwolke ab
und somit von den Spitzenelektroden weg. Daher empfiehlt es sich, mit einer möglichst
hohen Impulsfrequenz, insbesondere oberhalb 100 Hz zu arbeitene. Der Ladeimpuls steht
dann nur für sehr kurze Zeit an und für den Entladewiderstand am Ionisator genügt
ein Widerstand mit geringem Leistungswert.
[0011] Aufgrund der Isolierung der Hochspannungsleiter kann der Ionisator gefahrlos in Sprühgeräte
eingebaut werden, so daß im Inneren des Sprühgerätes die Aufladung des Beschichtungsmaterials
erfolgt und die bisher notwendigen, am Sprühpistolenesustritt angeordneten Elektroden
entfallen. Ein elektrisches Feld zum Werkstück mit der unerwünschten Käfigwirkung
kann sich daher nicht ausbilden.
[0012] In Weiterbildung des Erfindungsgedankens hat es sich als besonders zweckmäßig erwiesen,
daß der Entladekreis die eine Wicklung eines Hochspannungstransformators enthält,
dessen andere Wicklung in der Anschlußleitung des Ionisators liegt. Dadurch ergibt
sich der Vorteil, daß der Entladekreis mit Niederspannung betrieben werden kann und
lediglich die Anschlußleitung des Ionisators selbst unter Hochspannung steht. Die
Verkabelung der Anlage wird dadurch wesentlich kostengünstiger. Für die Speisung des
Kondensators empfiehlt es sich einen thyristorgesteuerten Impulsgenerator mit Oszillator
zu verwenden, der nach Erreichen einer vorgegebenen Sollspannung am Kondensator dessen
Verbindung zum Generator unterbricht und einen Unterbrecher im Entladekreis schließt.
Außerdem kann an den Impulsgenerator eine Überwachungs- und Regeleinheit angeschlossen
sein, damit eventuelle Kurzschlüsse oder unzulässig hohe Ströme bzw. Spannungen sofort
erkannt werden und zum Abschalten der Anlage führen.
[0013] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispieles anhand der Zeichnung; dabei zeigt:
Fig. 1 ein Blockschaltbild des Entladekreises mit dem Ionisator und
Fig. 2 ein Blockschaltbild des Impulsgenerators.
[0014] Der mit 1 bezeichnete Ionisator besteht aus einem gegenüber der Umgebung isolierten
Leiter 2, der eine Reihe von nach oben ragenden Spitzenelektroden 3 umgibt. Der Leiter
2 ist an Hochspannung zwischen 50 und 150 kV angeschlossen, die Spitzenelektroden
3 liegen an Erde. Für die konstruktive Ausbildung des Ionisators kann selbstverständlich
auch auf andere Bauarten zurückgegriffen werden, etwa gemäß der DE-PS 25 36 091.
[0015] Der Leiter 2 ist einerseits über einen Entladewiderstand 4 geerdet, andererseits
über eine Diode 5 und einen Hochspannungstransformator 6 an den Entladekreis eines
Kondensators 7 angeschlossen. Dabei liegt die Hochspannungswicklung des Kondensators
6 in Reihe mit der erwähnten Anschlußleitung des Leiters 2, die Niederspannungswicklung
in Reihe mit dem Entladekreis. Außerdem ist in den Entladekreis ein Unterbrecherschalter
8 eingebaut. Seine Steuerung erfolgt durch die abfallende Flanke des Entladeimpulses
des Kondensators 7.
[0016] Da der Kondensator 7 im allgemeinen an Wechselspannung angeschlossen wird, ist ihm
eine Diode 9 vorgeschaltet. Sie stellt sicher, daß die Aufladung des Kondensators
immer mit gleichbleibender Polarität erfolgt und der Ionisator 1 dementsprechend nur
gleichpolige Ionen erzeugt.
[0017] Es liegt im Rahmen der Erfindung, den Entladungswiderstand 4, die Diode 5 und ggf.
auch den Transformator 6 in das Gehäuse des Ionisators 1 zu integrieren.
[0018] Das in Fig. 2 dargestellte Blockschaltbild zeigt den Aufbau des Impulsgenerators
zur Speisung des Kondensators 7. Die Schaltung besteht aus einem Transformator 10
. (ggf. mit Gleichrichter), einem Oszillator 11, einer Strom/Spannungs-Regeleinheit
12, einer Arbeitskomutierung 13, einer Pausenkomutierung 14 und einem Strom/SPannungs-Meßglied
15.
[0019] Der Oszillator 11, der mit einer Frequenz von 10 bis 300 Hz, zweckmäßig mit mehr
als 100 Hz, arbeitet, schließt zum Aufladen des Kondensators den Schalter der Arbeitskomutierung
13. Dadurch wird der Kondensator 7 aufgeladen. Ist über das Meßglied 15 das Erreichen
der Sollspannung am Kondensator festgestellt, so wird die Stromzufuhr über das Schaltglied
13 unterbrochen und die nachgeschaltete Außenkomutierung 14 geschlossen. Dadurch sinkt
die Spannung zwischen den Leitern a und b auf null und dieser Spannungsabfall vor
der Diode 9 steuert den Schalter 8, indem dieser Schalter schließt, wenn die Spannung
vor der Diode 9 nahe null lie
ft. Damit kann sich der Kondensator 7 entladen, wobei der Entladestrom in dem Hochspannungstransformator
6 und damit in. dem Leiter 2 des Ionisators 1 den gewünschten Hochspannungsimpuls
erzeugt. Hat die Impulsstärke auf einen vorgegebenen Wert abgenommen, so wird der
Schalter 8 und die Außenkomutierung 14 durch bekannte elektronische Steuerungsmittel
wieder geöffnet, die Arbeitskomutierung 13 geschlossen und der Vorgang wiederholt
sich.
[0020] Selbstverständlich kann die Stromversorgung des in Fig. 1 dargestellten Schaltkreises
auch auf andere Weise er- folgen.
[0021] Müssen die zu entladenden Werkstücke sowohl mit positiven wie auch mit negativen
Ionen beaufschlagt werden, so empfiehlt es sich, zwei entsprechend gepolte Ionisatoren
einzusetzen, jedoch in einem solchen Abstand, daß sich ihre Ionenwolken nicht überschneiden,
sondern erst im Bereich des Werkstückes aufeinandertreffen.
[0022] Soll die erfindungsgemäße Vorrichtung nicht zur Entladung von Werkstücken benutzt
werden, sondern zur gleichpoligen Aufladung, insbesondere von Beschichtungsmaterial
von elektrostatischen Beschichtungsanlagen, so werden die Spitzenelektroden 3 im Strömungskanal
des Beschichtungsmaterials angeordnet, so daß das Beschichtungsmaterial beim Passieren
des Ionisators positiv oder negativ aufgeladen wird. Das pulver- oder tröpfchenförmige
Beschichtungsmaterial fliegt dann aufgrund der elektromagnetischen Anziehungskräfte,
ggf. durch Druckluft unterstützt, zum Werkstück. Da die Spitzenelektroden innerhalb
der Sprühpistole angeordnet sind und somit kein elektrisches Feld mit dem zu beschichtenden
Werkstück bilden können, kann es auch nicht zur Entstehung der vorbeschriebenen Käfigwirkung
kommen. Es spielt daher keine Rolle, ob Außenflächen oder Hohlräume beschichtet werden
sollen.
[0023] Dadurch, daß die an Hochspannung liegender Elektroden isoliert sind, besteht auch
keine Gefahr, daß es innerhalb des Sprühgerätes zu Funkenüberschlägen, Explosionen
od. dgl. kommt.
[0024] Zugleich hat die Erfindung den Vorteil, daß es nicht mehr zur paarweisen Neutralisation
entgegengesetzt aufgeladener Beschichtungsteilchen kommen kann. Der Ausfall vor: neutralisiertem
Beschichtungsmaterial, das nicht mehr zum Werkstück gelangt, sondern die Umluft belastet,
wird dadurch wesentlich reduziert.
1. Vorrichtung zur Erzeugung positiver und/oder negativer Ionen mittels eines mit
Influenzentladung arbeitenden Hochspannungsionisators, dessen unter Hochspannung stehender
Leiter gegenüber der Umgebung isoliert ist, während seine Spitzenelektroden geerdet
sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß der isolierte Leiter (2) des Ionisators (1) einerseits über eine Diode (5) an
einen schaltbaren Entladekreis eines Kondensators (7) angeschlossen ist, der mit einer
bestimmten Polarität aufladbar ist und daß der isolierte Leiter (2) andererseits über
einen Entladewiderstand (4) geerdet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Entladewiderstand
(4) so hochohmig ist, daß die Entladung um zumindest eine Größenordnung langsamer
als die Aufladung erfolgt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1., dadurch gekennzeichnet, daß die Impulsfrequenz im
Entladekreis über 100 Hz liegt. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Entladekreis die eine Wicklung eines Hochspannungstransformators
(6) enthält, dessen andere Wicklung in der Anschlußleitung des Ionisators (1) liegt.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Speisung des Kondensators (7) durch einen Impulsgenerator mit Oszillator (11)
erfolgt, der nach Erreichen einer vorgegebenen Sollspannung am Kondensator (7) dessen
Verbindung zum Generator unterbricht und einen Unterbrecherschalter (8) im Entladekreis
schließt.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
zwei gegensinnig gepolte Ionisatoren kombiniert und derart ausgerichtet sind, daß
sich ihre Abstreiffelder erst nahe des zu entladenden Werkstückes überlappen.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Ionisator im Inneren eines Sprühgerätes eingebaut ist.