[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Schmiermittel für die Metallbearbeitung auf
der Basis von Öl und/oder Polyglykol mit einem Additiv.
[0002] Zur Verminderung der Reibung bei der Herstellung von Metallteilen und zur Reduzierung
des Verschleißes an den Zieh- und Prägewerkzeugen ist die Verwendung von Zieh- und
Trennmitteln unerläßlich, wobei Umformungsvorgänge unter extrem hoher mechanischer
und thermischer Belastung, beispielsweise Gesenkschmieden, durch spezielle Schmiermittel
überhaupt erst möglich sind. Für den sog. "schweren" Zug bzw. die "schwere" Umformung
muß das Schmiermittel auch bei hohen Drucken seine Schmierwirksamkeit in einem großen
Temperaturbereich behalten. Um die Schmierwirksamkeit von Ölen oder Polyglykolen unter
den erwähnten extremen Bedingungen zu erhalten, müssen ihnen Additive zugesetzt werden.
[0003] Nach der DE - PS 901 833 wird die mechanische Belastbarkeit von Mineralöl erheblich
verbessert, wenn in ihm beispielsweise 0,5 Gewichtsprozent wasserfreie phosphorige
Säure in feiner Form suspendiert ist.
[0004] Aus der DE - OS 1 594 439 ist ein Schmiermittel bekannt, welches aus Estern von mono-
oder polyfunktionellen Alkoholen einerseits und mono- oder polyfunktionellen Carbon-
'säuren der aliphatischen oder aromatischen Reihe andererseits besteht, wobei den Estern
0,1 bis 10 Gewichtsprozent eines Mono- und/oder Diphosphorsäureesters zugesetzt sind.
[0005] Schließlich wird in der DE - OS 2 108 780 ein Schmiermittel auf der Basis von Mineralöl
oder Syntheseöl beschrieben, welchem als Additiv 0,1 bis 20 Gewichtsprozent Schwermetalldithiophosphate
oder Schwermetalldithicarbamate sowie sulfidierter oder polysulfidierter Phosphor
zugesetzt sind.
[0006] Nachteilig ist bei dem wasserfreie phosphorige Säure enthaltenden Mineralöl, daß
die Suspension nur wenige Tage lagerstabil ist. Setzt man der Suspension Emulgatoren
zu, so wird zwar eine klare Lösung erhalten, die jedoch ein stark reduziertes Druckaufnahmevermögen
aufweist.
[0007] Bei der Verwendung von Phosphorsäureestern als Additiv ist von Nachteil, daß das
resultierende Schmiermittel zur Aufnahme hoher Drucke ungeeignet ist. Wenn in dieser
Beziehung Dithiophosphate als Additive auch besser geeignet sind, so sind sie in Schmiermitteln
für Verformungsvorgänge bei höheren Temperaturen unbrauchbar, weil sie bei diesen
Temperaturen Schwefelwasserstoff abspalten, wodurch die Schlammbildung im Schmiermittel
durch sulfidische Umsetzungsprodukte gefördert wird.
[0008] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Schmiermittel auf der Grundlage
von Öl oder Polyglykol mit einem Additiv anzugeben, welches bei höheren Temperaturen
und Drucken verwendbar ist, wobei das Additiv im Öl bzw. Polyglykol klar löslich ist.
Das wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß es als Additiv eine Mischung aus phosphoriger
Säure und mindestens einem Phosphorsäureester enthält.
[0009] Das Schmiermittel gemäß der Erfindung kann wahlweise auch noch dadurch weitergebildet
sein, daß
a) die Mischung 1 bis 40 Gewichtsprozent phosphorige Säure enthält;
b) die Phosphorsäureester aus Fettalkoholen mit 4 bis 22 Kohlenstoffatomen aufgebaut
sind;
c) die Fettalkohole bis zu 10 Mole Ethylenoxid pro Mol Fettalkohol enthalten;
d) es 1 bis 40 Gewichtsprozent Additiv enthält.
[0010] Das erfindungsgemäße Schmiermittel ist homogen und weist ein gutes Druckaufnahmevermögen
auf.
[0011] Der Phosphorsäureester im Schmiermittel gemäß der Erfindung sollte aus einem Fettalkohol
mit mindestens 4 Kohlenstoffatomen aufgebaut sein, um seine Löslichkeit im Öl bzw.
Polyglykol sicherzustellen. Andererseits sollte die Kohlenstoffzahl 22 nicht überschreiten,
weil sonst eine Verdickung des Öl bzw. des Polyglykols eintritt.
[0012] Die Homogenität des erfindungsgemäßen Schmiermittels wird verbessert, wenn sein Additiv
einen ethoxilierten Phosphorsäureester enthält.
[0013] Überschreitet beim Schmiermittel gemäß der Erfindung der Anteil des Additivs 40 Gewichtsprozent,
so ist seine Homogenität nicht mehr gewährleistet.
[0014] In den folgenden Beispielen werden Schmiermittel verwendet mit
Basis : Coray 90® naphthenbasisches Öl, Handelsprodukt der Esso AG Polyglykol B01/120
Handelsprodukt der Hoechst AG
Additiv:
[0015] Zum Vergleich
V1: Mono-di-phosphorsäureester des Tridecylalkohols, Handelsprodukt der Hoechst AG
V2: Mono-di-phosphorsäureester des Dodecylalkohols mit 4 Mol Ethylenoxid, Handelsprodukt
der Hoechst AG
[0016] Erfindungsgemäße Mischungen
E1: 90 Gew.-% Mono-di-phosphorsäureester des . Dodecylalkohols mit 4 Mol Ethylenoxid
10 Gew.-% phosphorige Säure, wasserfrei
E2: 90 Gew.-% Mono-di-phosphorsäureester des 2-Ethylhexylalkohols 10 Gew.-% phosphorige
Säure, wasserfrei
[0017] Die Prüfung der Schmiermittel erfolgte mit der Reibverschleißwaage nach Reichert
(vergl. DE - GM 1 749 247), mit der Tiefziehpresse nach Erichsen (vergl. DIN 50 101,
Teile 1 und 2 sowie DIN 50 102; jeweils September 1979) und mit dem Shell- Vierkugel
Apparat (vergl. DIN 51 530, Teile 1 und 2; jeweils Januar 1977).
Beispiel 1
[0018] Es wurde die Änderung des spezifischen Flächendruckes [bar] sowie die Geräuschmeter
[m] mit der Reibverschleißwaage nach Reichert unter Verwendung verschiedener Schmiermittel
bestimmt. Die erhaltenen Zahlenwerte sind in Tabelle 1 aufgeführt.
[0019] Der spezifische Flächendruck ist ein Maß für das Lasttragevermögen bzw. die Druckaufnahmefähigkeit
des Schmiermittels und ist aus der Belastung der Reichert-Maschine und dem Abrieb
ihrer Prüfrolle errechenbar:
[0020] Spez. Flächendruck =

[bar]

Geräuschmeter ist eine Maßzahl für die Beendigung des Reiberschleißes. Solange das
Schmiermittel zwischen Prüfring und Prüfrolle der Reichert-Maschine noch keine Reaktionsschicht
gebildet hat, ist ein mahlendes Geräusch hörbar. Das plötzliche Aufhören des Laufgeräusches
der Reichert-Maschine ist an ihrem Zählwerk als Geräuschmeter ablesbar.

Beispiel 2
[0021] Der Materialabtrag [mg] nach einer Laufstrecke von 100 bzw. 600 m wurde auf der Reibverschleißwaage
nach Reichert bestimmt. Die erhaltenen Zahlenwerte sind in Tabelle 2 aufgeführt.

Beispiel 3
[0022] Zur Beurteilung der Schmierwirkung wird ein Stahlblech (Abmessungen: 100 x 100 x
0,5 mm) mit dem Schmiermittel auf beiden Seiten gleichmäßig bestrichen und zwischen
dem Blechhalter und der Matritze der Tiefziehpresse nach Erichsen mit einer genau
meßbaren Kraft (Blechhaltekraft) eingespannt. Nun wird der Ziehstempel der Tiefziehpresse
durch eine Öffnung im Blechhalter gegen das eingespannte Stahlblech gedrückt. Die
Eindringtiefe des Ziehstempels [mm] in das Stahlblech im Augenblick seines Einreißens
sowie die zugehörige Ziehkraft [N] werden ermittelt, wobei bei Bestreichen des Stahlbleches
mit einem qualitativ hochwertigen Schmiermittel statt des Einreißens ein zylindrischer
Hohlkörper ("Näpfchen") gebildet wird, d. h. die Eindringtiefe des Ziehstempels ("Ziehstrecke")
ist ein Maß für die Schmiermittelqualität. Die erhaltenen Zahlenwerte sind in Tabelle
3 aufgeführt.

Beispiel 4
[0023] Die Schweißkraftprüfung wurde an verschiedenen Schmiermitteln mit dem Shell-Vierkugel-Apparat
durchgeführt. Die erhaltenen Zahlenwerte sind in Tabelle 4 aufgeführt.
[0024] Als Schweißkraft [N] bezeichnet man die Prüfkraft, bei welcher ein Verschweißen des
Vierkugelsystems im Prüfgerät eintritt. Als Gutkraft [N] bezeichnet man die vor Erreichen
der Schweißkraft gemessene Prüfkraft, bei welcher noch kein Verschweißen des Vierkugelsystems
im Prüfgerät eintritt.
[0025]

1) Schmiermittel für die Metallbearbeitung auf der Basis von Öl und/oder Polyglykol
mit einem Additiv, dadurch gekennzeichnet, daß es als Additiv eine Mischung aus phosphoriger
Säure und mindestens einem Phosphorsäureester enthält.
2) Schmiermittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung 1 bis 40
Gewichtsprozent phosphorige Säure enthält.
3) Schmiermittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Phosphorsäureester
aus Fettalkoholen mit 4 bis 22 Kohlenstoffatomen aufgebaut sind.
4) Schmiermittel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fettalkohole bis
zu 10 Mole Ethylenoxid pro Mol Fettalkohol enthalten.
5) Schmiermittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß es
1 bis 40 Gewichtsprozent Additiv enthält.