(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung der Schadstoffemission, insbesondere
zur Entschwefelung, bei der Verbrennung von als Kohle/Wasser-Suspension über größere
Entfernungen in einer Rohrleitung zur Feuerungsanlage transportierter, schwefelhaltiger
Kohle, insbesondere Steinkohle.
Um mit möglichst geringem Aufwand eine Verminderung der Schadstoffemission zu erreichen,
wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß der Kohle-Wasser-Suspension ein schwefelbindendes
Additiv zugesetzt wird und die mehr als 55 Gew.-% Kohleanteil enthaltende Suspension
dem Brenner der Feuerungsanlage zugeführt wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung der Schadstoffemission, insbesondere
zur Entschwefelung, bei der Verbrennung von Kohle, insbesondere Steinkohle, die als
Kohle/Wasser-Suspension über größere Entfernungen in einer Rohrleitung zu einer Feuerungsanlage,
z.B. zu einem Kraftwerk, transportiert wurde.
[0002] Es ist bekannt, fein gemahlene Kohle in Form einer Kohle/Wasser-Suspension von einer
Kohlelagerstätte über größere Entfernungen (z.B. 440 km) zu einem Kohleverbrauchszentrum
zu transportieren. Vor der Verbrennung in Form von Kohlestaub in der Feuerungsanlage
eines Kraftwerkes wird der Wasseranteil der Suspension unter erheblichem Aufwand weitestgehend
abgetrennt (z.B. Fister: Coal Slurry Systems - a viabel transport alternative, CIM
Bulletin, December 1982, Seite 71 - 76).
[0003] Weiterhin ist z.B. aus WO 83/00 500 ein Kohlebrennstoff in Form einer hochkonzentrierten
Kohle/Wasser-Suspension (60 - 80 Gew.-% Kohleanteil) bekannt, die sich unmittelbar
zur Verfeuerung in den Brennern einer Feuerungsanlage eignet. Eine solche Suspension
ist zwar pumpfähig, ihre hohe Viskosität ist jedoch ein technisches Hindernis für
den Ferntransport in einer Rohrleitung. Dieses Problem wird in der genannten Schrift
nicht näher behandelt.
[0004] Schließlich sind zur Verminderung der bei der Verbrennung von Kohle entstehenden
Schadstoffemission zahlreiche Verfahren und Vorrichtungen bekannt. In erster Linie
richten sich die Bemühungen auf eine Verminderung der Gehalte an SO
J und NO
x. Die meisten Vorschläge beziehen sich auf eine Reinigung der Rauchgase nach der Verbrennung
der Kohle. Es ist aber auch bekannt, Additive, die Schadstoffe wie z.B. Schwefel abbinden,
bereits während der Verbrennung zuzuführen. Dies kann dadurch geschehen, daß die Additive
dem Brennstoff unmittelbar zugegeben werden, wobei jedoch ein Anteil des zugegebenen
Additivs durch die zu erwartenden hohen Verbrennungstemperaturen "totgebrannt" wird.
[0005] Eine andere Möglichkeit der Additivzugabe zur Senkung der Schwefelemission wurde
daher in der DE-OS 31 06 580 vorgeschlagen, bei der das Additiv mit Hilfe eines Trägermittelstromes
unter Bildung eines die Brennerflamme umgebenden Schleiers dem Feuerraum zugegeben
wird. In diesem Mischungsbereich Ist die Verbrennung bereits soweit fortgeschritten
und die Flammentemeraturen bereits soweit abgesenkt, daß die Mischung des Additives
mit den Rauchgasen in einem für die Reaktion optimalen Temperaturbereich ablaufen
kann. Die Zugabe des Additives mittels eines Trägermediums erfordert jedoch einen
erheblichen apparativen Aufwand. Ebenfalls wird über die Verbrennung von Kohle/Wasser-Suspensionen
in dieser Schrift nichts ausgesagt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren anzugeben, das bei möglichst geringem
Aufwand zu einer Verminderung der Schadstoffemission bei der Verbrennung schwefelhaltiger
Kohle, insbesondere Steinkohle, führt, die in Form einer Kohle/Wasser-Suspension in
einer Rohrleitung zur Feuerungsanlage transportiert wird.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruchs
1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2 - 10 angegeben.
[0008] Dadurch, daß die Kohle dem Brenner der Feuerungsanlage in Form einer Kohle/Wasser-Suspension
mit mindestens 55 Gew.-% Kohleanteil zugeführt wird, wird erreicht, daß diese Suspension
unmittelbar verbrannt werden kann onne die Notwendigkeit einer vorhergehenden Abscheidung
des Wasseranteils. Der Wassergehalt seinerseits führt zu einer deutlichen Verminderung
der bei der Verbrennung entstehenden Spitzentemperaturen gegenüber einer trockenen
Kohlestaubfeuerung. Hierdurch wird die Entstehung von Stickoxiden wesentlich eingeschränkt.
Weiterhin wird durch die abgesenkten Verbrennungstemperaturen und die flüssigkeitsähnliche
Zerstäubung der Suspension die Voraussetzung geschaffen, daß während der Verbrennung
oxidierter Schwefel durch die der Suspension zugegebenen Additive chemisch gebunden
werden kann, so daß der im Rauchgas noch verbleibende Gehalt an SO
2 entscheidend vermindert wird.
[0009] Als Additive können in Weiterbildung der Erfindung Kalkstein (CaC0
3), welcher vorteilhaft auf eine Korngröße unter 90 um vermahlen worden ist, oder auch
Calciumhydroxid (Ca(OH)
2) zugesetzt werden.
[0010] Mit besonderem Vorteil werden als Additive auch Calcium-Salze verwendet und zwar
insbesondere solche, die zu einer Verminderung der Viskosität der Kohlesuspension
führen (z.B. Calcium-Lignin-Sulfat) oder die die Korrosion in Stahlrohrleitungen vermindern.
Das bedeutet, daß diese Additive nicht nur bei der Verbrennung in Bezug auf die Schadstoffemission
wirksam werden, sondern bereits für den Rohrleitungstransport Vorteile mit sich bringen.
Dies setzt voraus, daß sie zumindest während des Rohrleitungstransports, vorteilhaft
jedoch bereits vor dem Transport zugesetzt werden. In letzterem Fall kann dies z.B.
während der Vermahlung der Kohle bei der Vorbereitung der Suspension geschehen, wobei
sich dann sogar ein besonderes Mischaggregat erübrigt. Selbstverständlich ist es auch
möglich, das Additiv erst kurz vor dem Brenner zuzusetzen. Der Konzentrationsgrad
der Suspension mit mindestens 55 Gew.-% Kohleanteil muß nicht unbedingt während des
Rohrleitungstransports schon so hoch sein; es ist auch möglich, die Kohle zunächst
grobkörniger und mit geringerem Konzentrationsgrad zu transportieren und eine zusätzliche
Aufbereitung vor der Verbrennung vorzusehen, wobei die Kohle feiner aufgemahlen wird
und ein Teil des Wassers aus der Suspension abgetrennt wird.
[0011] Um die verschiedenen Vorteile einzelner schwefelbindender Substanzen in Kombination
nutzen zu können, werden als Additiv entsprechende Mischungen dieser Substanzen der
Suspension zugesetzt. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß es für eine effektive
Schadstoffminimierung in vielen Fällen vorteilhaft ist, das Additiv in einer doppelt
so großen Menge zuzusetzen, wie rein stöchiometrisch zur vollständigen Abbindung des
Schwefelgehaltes erforderlich wäre. Die Qualität, bzw. die Deponiefähigkeit der beim
Verbrennungsprozeß erzeugten Asche ist durch den Additivzusatz nicht beeinträchtigt.
1. Verfahren zur Verminderung der Schadstoffemission, insbesondere zur Entschwefelung,
bei der Verbrennung von als Kohle/Wasser-Suspension über größere Entfernungen in einer
Rohrleitung zur Feuerungsanlage transportierter, schwefelhaltiger Kohle, insbesondere
Steinkohle, dadurch gekennzeichnet daß der Kohle-Wasser-Suspension ein schwefelbindendes
Additiv zugesetzt wird und die mehr als 55 Gew.-% Kohleanteil enthaltende Suspension
dem Brenner der Feuerungsanlage zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kalkstein (CaC03) enthaltendes Additiv zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kalkstein vor dem Zusetzen
auf eine Korngröße unter 90 µm gemahlen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kalkstein zusammen
mit der Rohkohle in einer Naßvermahlung auf die erforderliche Korngröße zerkleinert
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Calciumhydroxid
(Ca(OH)2) enthaltendes Additiv zugesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Additiv,
das ein die Viskosität der Suspension verminderndes Calcium-Salz enthält, zugesetzt
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein Additiv,
das ein die Korrosion in der für den Transport benutzten Stahlrohrleitung verminderndes
Calcium-Salz enthält, zugesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Additiv
ein Gemisch aus verschiedenen, den Schwefel bindenden Stoffen zugesetzt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Additiv
in einer doppelt so großen Menge zugesetzt, wie rein stöchiometrisch aufgrund des
Schwefelgehaltes der Kohle für die vollständige Schwefelbindung erforderlich wäre.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Additiv
vor Beginn des Rohrleitungstransports zugesetzt wird.