[0001] Die Erfindung betrifft ein Mehrzweckgefechtskopf nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Ein derartiger Mehrzweckgefechtskopf zur parallelen Bekämpfung von Personen und mobilen
bzw. immobilen gepanzerten Zielen ist aus der DE- OS 22 05 074 bekannt. Bei diesem
Mehrzweckgefechtskopf sind jedoch nur einer Sprengladung innerhalb einer Sprengkörperhülle
eine nach vorn gerichtete stachelbildende Hohlladungsauskleidung, mehrere senkrecht
zur Sprengladungslängsachse angeordnete projektilbildende Belegungen und an den verbleibenden
freien Mantelabschnitten der Sprengladung beispielsweise kugelförmige Splitter als
Splitterbelegung zugeordnet. In dieser Anordnung können bei der Detonation negative
Beeinflussungen der Durchschlagsleistung und der Treffgenauigkeit beispielsweise bei
der stachelbildenden Hohlladungsauskleidung bereits dadurch auftreten, daß zur Ausbildung
des Stachels keine Detonationswellenlenkung vorgesehen ist. Des weiteren lassen sich
leistungsvermindernde Störungen der Hohlladung auch deshalb nicht verhindern, weil
eine gleichmäßige Anfeuerung bei der Druckwellenausbildung aufgrund von Schwadenbildung
nicht erreicht werden kann. Ebenso läßt sich eine Beeinträchtigung des Hohlladungsstachels
durch die heißen Schwaden selbst und durch umherfliegende Wirkteile der Splitterbelegung
nicht vermeiden. Dadurch, daß die Splitterbelegung den Raum der Sprengladung über
der stachelbildenden Hohlladung einengt, ist auch mit einer weiteren Verminderung
der Durchschlagsleistung der Hohlladungsauskleidung zu rechnen.
[0003] Des weiteren kann auch die Treffgenauigkeit der projektilbildenden Belegung negativ
beeinflußt werden, weil durch die Wölbung der Sprengkörperhülle die Detonationswellen
nicht rotationssymmetrisch zur Achse der Belegung auf dieser auftreffen.
[0004] Die Anordnung nur einer Sprengladung innerhalb der Sprengladungshülle gestattet es
nicht, die Energie zur Erzielung verschiedener belegungsspezifischer Detonationsgeschwindigkeiten
optimal auszulegen und zu dosieren.
[0005] Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Treffgenauigkeit und die
Durchschlagsfähigkeit und somit die Wirksamkeit des im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 genannten Mehrzweckgefechtskopfes bei der Bekämpfung harter, halbharter und weicher
Ziele zu erhöhen.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen gegen aus den Unteransprüchen hervor.
[0007] Der Mehrzweckgefechtskopf zeichnet sich erfindungsgemäß besonders vorteilhaft dadurch
aus, daß in einfacher Bauweise außendurchmessergleiche und jeweils eine andere Belegungsart
aufweisende Wirkteile hintereinander in einer rohrähnlichen Mehrzweckgefechtskopfhülle
angeordnet werden können, wobei die Detonationsenergien der jeweiligen Sprengladungen
den notwendigen Detonationsgeschwindigkeiten der unterschiedlichen Belegungsarten
angepaßt und dosiert werden können. Weiter vorteilhaft sind innerhalb der Mehrzweckgefechtskopfhülle
zur gleichzeitigen Bekämpfung harter, halbharter und weicher Ziele wenigstens drei
verschiedene Wirkteile angeordnet, wobei zwischen einem als stachelbildende Auskleidung
ausgebildeten ersten Wirkteil und einem vorgeformte Splitter enthaltenden dritten
Wirkteil ein als projektilbildende Belegung ausgebildetes zweites Wirkteil angeordnet
ist, das symmetrisch auf der Achse beidseitig nach außen sich öffnende kegelförmige
Ausnehmungen aufweist, wobei innerhalb der zum 1. Wirkteil hingerichteten Ausnehmung
eine Inerteinlage anliegt und innerhalb der zum 3. Wirkteil hingerichteten Ausnehmung
eine Zündeinrichtung angeordnet ist.
[0008] Durch die Anordnung der Inertanlage in der kegelförmigen Ausnehmung des zweiten Wirkkörpers
wird verhindert, daß auf dem zentralen Bereich der Sprengstoffstirnfläche der Hohlladung
keine heißen Schwaden oder Partikel der nachfolgend angeordneten Wirkteile auftreffen.
Die Inerteinlage gestattet durch ihre zentrale Lage und ihren gegenüber dem Durchmesser
der Hohladung kleineren Außendurchmesser eine ringförmige Anfeuerung und eine Detonationswellenlenkung
der Hohlladung, wobei das die Hohlladung tragende erste Wirkteil durch den Fortfall
der Inerteinlage erheblich in der Länge verkürzt ausgeführt werden kann.
[0009] Durch die zweckmäßige Anordnung des Zünders in einer der ersten kegelförmigen Ausnehmung
entsprechenden zweiten kegelförmigen Ausnehmung des zweiten Wirkteiles und durch die
Anordnung eines Detonator zwischen den einander zugekehrten Spitzen der kegelförmigen
Ausnehmungen,wird weiter vorteilhaft auch für das benachbarte erste und dritte Wirkteil
nur ein einziger Zünder benötigt. Die gegenüberliegenden kegelförmigen Ausnehmungen
sind rotationssymmetrisch zur Achse der projektilbildenden Belegung angeordnet, wodurch
die Detonationswellen nahezu senkrecht auf der Belegung auftreffen können, wobei auch
große Belegungen als Projektile mit hoher Durchschlagsleistung in exakt vorbestimmten
Richtungen erzeugt werden können.
[0010] Je nach den Raumverhältnissen im Mehrzweckgefechtskopf und den Forderungen von den
zu erwartenden Zielen, können weitere Wirkteile an das dritte Wirkteil nach hinten
angefügt werden. Vorteilhaft enthält dabei jedes vierte und übernächste als projektilbildende
Ladung ausgebildete Wirkteil in einer kegelförmigen Ausnehmung anstelle der Inerteinlage
eine Metalleinlage, die einerseits die Beschleunigungskräfte, die auf den Sprengstoff
der projektilbildenden Ladung wirken können, aufnehmen kann, andererseits dabei die
anliegende Wirkeinheit initiieren kann. Zur Übertragung der Beschleunigungskräfte
ist es auch möglich, den Hohlraum innerhalb der Metalleinlage mit einem geeigneten
Ballaststoff auszufüllen.
[0011] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden anhand der dargestellten Figuren
im einzelnen beschrieben.
[0012] Es zeigt:
Fig. 1 in einer teilweise geschnittenen Seitenansicht die Anordnung eines Mehrzweckgefechtskopfes
in einem Flugkörper;
Fig. 2 in einem Längsschnitt die Darstellung eines aus drei Wirkteilen bestehenden
Mehrzweckgefechtskopfes;
Fig. 3 in einem Längsschnitt die Darstellung eines Mehrzweckgefechtskopfes, der gegenüber
dem in Fig. 2 dargestellten Mehrzweckgefechtsköpf durch weitere Wirkteile verlängert
ist.
[0013] Fig. 1 verdeutlicht die Anordnung eines aus den Wirkteilen 1, 2 und 3 bestehenden
Mehrzweckgefechtskopfes 23 innerhalb eines die Mehrzweckgefechtskopfhülle 7 bildenden
Flugkörpers 19. Die Wirkteile 1, 2 und 3 bzw. 1, 2, 3, 4 und 5 (Fig. 3) sind zwischen
einer ballistischen Haube 24 und einem heckseitig angeordneten Flügelleitwerk 25 angeordnet.
Die Anordnung der Wirkteile 1, 2 und 3 in einem lenkbaren Flugkörper 19, dessen Steuer-
und Lenkmechanismen jedoch nicht erfindungsrelevant sind und deshalb nicht näher beschrieben
werden, gestattet eine optimale und wirksame Bekämpfung stark und schwach gepanzerter
sowie weicher Ziele aus großer Entfernung. Die Anordnung der Wirkteile innerhalb einer
aus Rohrwaffen verschießbaren Munition ist ebenfalls möglich, wenn die Wirkteile 1,
2, 3 heckseitig anstelle des Flügelleitwerkes mit einem nicht dargestellten Bodenstück
und frontseitig mit einem ebenfalls nicht dargestellten Sensor ausgerüstet sind.
[0014] Im einzelnen zeigt Fig. 2 den Aufbau eines aus drei artverschiedenen Wirkteilen 1,
2, 3 bestehenden Mehrzweckgefechtskopfes 23 innerhalb der rohrähnlichen durchmesser
- gleichen Mehrzweckgefechtskopfhülle 7. Obwohl jedes Wirkteil 1, 2, 3 seinen individuellen
Aufbau,beispielsweise mit einer jeweiligen-belegungsartspezifischen Sprengladung 6,
die jeweils in der Zusammensetzung und in der Sprengwirkung unterschiedlich sein kann,
beibehält, bilden die mit unterschiedlichen Belegungsarten 8, 9, 22 versehenen Wirkteile
1, 2, 3 einen gemeinsam zündbaren Mehrzweckgefechtskopf 23 mit hoher Wirksamkeit zur
gleichzeitigen Bekämpfung harter, halbharter und weicher Ziele.
[0015] Die Spitze des Mehrzweckgefechtskopfes 23 bildet das Wirkteil 1 mit einer Hohlladung
6.1 und einer rotationssymmetrisch zur Achse 12 angeordneten kegelförmigen Hohlladungsauskleidung
8. Hinter dem Wirkteil 1 schließt sich ein mehrere projektilbildende Belegungen 22
aufweisendes zweites Wirkteil 2 an. Die Belegungen 22 können in der Wandstärke, in
der Werkstoffausführung, in der Anzahl und in der Formgebung unterschiedlich ausgeführt
sein; in allen Fällen ist jedoch die Achse 26 der jeweiligen Belegung 22 senkrecht
auf der Längsachse 12 ausgerichtet. Die Sprengladung 6.2 enthält symmetrisch auf der
Achse 12 beidseitig nach außen hin sich öffnende kegelförmige Ausnehmungen 10, 11,
wobei innerhalb der zum Wirkteil 1 hingerichteten Ausnehmung 10 eine Inerteinlage
13 anliegt und innerhalb der zum Wirkteil 3 hingerichteten Ausnehmung 11 eine Zündereinrichtung
14 angeordnet ist. Der maximale Durchmesser d
1 der im Wirkteil 2 angeordneten Inerteinlage 13 ist dabei derartig mit dem Außendurchmesser
d
2 des Wirkteiles 1 abgestimmt, daß eine ringförmige Anfeuerung der stachelbildenden
Auskleidung 8 möglich ist. Die Inerteinlage 13 verhindert gleichzeitig, daß auf dem
zentralen Bereich der Sprengstoffstirnfläche der Hohlladung 6.1 keine heißen Schwaden
oder Partikel auftreffen können. Innerhalb der formgleichen jedoch spiegelbildlich
zur Ausnehmung 10 angeordneten kegelförmigen Ausnehmung 11 befindet sich eine in Abhängigkeit
von verschiedenen physikalischen Größen entsicherbare Zündeinrichtung 14, durch welche
in entsicherter Stellung ein zwischen den einander zugekehrten Spitzen 15 und 16 der
kegelförmigen Ausnehmungen 10, 11 angeordneter Detonator-17 mittig und rotationssymmetrisch
zur Achse 12 die Sprengladung 6.2 zünden kann. Bei diesem Zündvorgang werden auch
gleichzeitig die benachbarten Sprengladungen 6.1 und 6.3 gezündet.
[0016] Die Ausnehmung 10 gestattet neben einer optimalen Detonationswellenlenküng, zur Bildung
zielgerichteter Projektile aus den Belegungen 22, auch die Unterbringung der Inerteinlage
13, wodurch das Wirkteil 1 bei hoher Zielwirksamkeit, ohne jedoch die Inerteinlage
13 selbst tragen zu müssen, vereinfacht und wesentlich verkürzt ausgebildet werden
kann.
[0017] Die zylinderartig ausgebildeten Wirkteile 1, 2 gestatten an der Seite 18 des Wirkteiles
2 die Anreihung eines vorgeformte Splitter 9 oder eine Splitterbelegung 20 aufweisenden
weiteren zylinderförmigen Wirkteiles 3 oder 4 (Fig. 3). Je nach den Raumverhältnissen
im Gefechtskopf und den von den Zielen zu erwartenden Forderungen, können entsprechend
Fig. 3 weitere Wirkteile 5, 3 oder 4 an das dritte Wirkteil angereiht werden. Das
projektilbildende Wirkteil 5 erfordert dabei ebenfalls wie Wirkteil 2 eine Initiierung
zentral in der Mitte. Deshalb ist auch jedes Wirkteil 5 mit einer separaten Zündereinrichtung
14 ausgerüstet. Die Wirkteile 3, 4 hingegen, die mit Kugeln oder vorgeformten Splittern
belegt sind, benötigen keinen separaten Zünder, sondern können in sinnvoller Weise
von den anderen Wirkteilen angefeuert werden.
[0018] Dadurch, daß der Hohlraum 10 des Wirkteiles 5 mit einer Metalleinlage 21 belegt ist,
kann diese wie eine Hohlladung die anliegenden Wirkteile 3 bzw. 4 initiieren. Das
Wirkteil 5 ist dabei als viertes bzw. als jedes übernächste Wirkteil angeordnet. Die
Metalleinlage 21 ist dabei gleichzeitig in der Lage, die Beschleunigungskräfte, die
auf den Sprengstoff des Wirkteiles 5 wirken, aufzunehmen. Anstelle der Metalleinlage
21 kann als Verdämmung auch ein anderes geeignetes Material eingesetzt werden. Zur
Übertragung der Beschleunigungskräfte kann der Hohlraum 10 des Wirkteiles 5 auch mit
einem geeigneten Ballaststoff 27 ausgefüllt werden. Die von dem Hohlraum 11 der Wirkteile
2, 5 aufzunehmenden Beschleunigungskräfte werden in sinnvoller Weise von einer der
Form des Hohlraumes 11 entsprechenden Hülle der Zündeinrichtung 14 aufgenommen.
Bezugszeichenliste
[0019] 1 bis 5 Wirkteil
6 Sprengladung
6.1 Hohlladung
6.2 Sprengladung
6.3 Sprengladung
7 Mehrzweckgefechtskopfhülle
8 Auskleidung
9 Splitter
10 Ausnehmung
11 Ausnehmung
12 Achse
13 Inerteinlage
14 Zündeinrichtung
15 Spitze
16 Spitze
17 Detonator
18 Seite
19 Flugkörper
20 Splitterbelegung
21 Metalleinlage
22 Belegung
23 Mehrzweckgefechtskopf
24 Haube
25 Flügelleitwerk
26 Achse
27 Ballaststoff
d1 Durchmesser
d2 Durchmesser
1. Mehrzweckgefechtskopf mit projektilbildenden Belegungen zur Bekämpfung halbharter
Materialziele, mit einer stachelbildenden Auskleidung zur gleichzeitigen Bekämpfung
harter Materialziele und mit vorgeformten Splittern bzw. Splitterbelegungen zur gleichzeitigen
Bekämpfung sogenannter weicher Ziele , gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) in einer Mehrzweckgefechtskopfhülle (7) sind hintereinander wenigstens drei jeweils
eine Sprengladung (6) enthaltende zylinderförmige und außendurchmessergleiche Wirkteile
(1, 2, 3, 4) angeordnet;
b) jedes Wirkteil (1, 2, 3, 4) verkörpert eine andere Belegungsart mit unterschiedlichen
Wirkungen, wobei in einer Mehrzweckgefechtskopfhülle (7) wenigstens drei verschiedene
Wirkteile (1, 2, 3, 4) angeordnet sind;
c) zwischen einem als stachelbildende Auskleidung (8) ausgebildeten ersten Wirkteil
(1) und einem vorgeformte Splitter (9) enthaltenden dritten Wirkteil (3) ist ein als
projektilbildende Belegung (22) ausgebildetes zweites Wirkteil (2) angeordnet, das
symmetrisch auf der Achse (12) beidseitig nach außen sich öffnende kegelförmige Ausnehmungen
(10, 11) aufweist, wobei innerhalb der zum Wirkteil (1) hingerichteten Ausnehmung
(10) eine Inerteinlage (13) anliegt und innerhalb der zum Wirkteil (3) hingerichteten
Ausnehmung (11) eine Zündeinrichtung (14) angeordnet ist.
2. Mehrzweckgefechtskopf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den
einander zugekehrten Spitzen (15, 16) der kegelförmigen Ausnehmungen (10, 11) des
Wirkteiles (2) ein Detonator (17) angeordnet ist.
3. Mehrzweckgefechtskopf nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der maximale
Durchmesser (d1) der im Wirkteil (2) angeordne= ten Inerteinlage (13) derartig mit dem Außendurchmesser (d2) des Wirkteiles (1) abgestimmt ist, daß eine ringförmige Anfeuerung der stachelbildenden
Auskleidung (8) möglich ist.
4. Mehrzweckgefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als drittes Wirkteil ein mit einer Splitterbelegung (20) versehenes Wirkteil (4)
angeordnet ist.
5. Mehrzweckgefechtskopf nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß als viertes und jedes übernächste Wirkteil ein gegenüber dem Wirkteil (2) den
Hohlraum (10) mit einer Metalleinlage (21) zur mittigen Initiierung des anliegenden
Wirkteils belegtes Wirkteil (5) angeordnet ist.