(19)
(11) EP 0 159 391 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.10.1985  Patentblatt  1985/44

(21) Anmeldenummer: 84110430.0

(22) Anmeldetag:  01.09.1984
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F41G 3/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT SE

(30) Priorität: 06.10.1983 DE 3336399

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Scheipner, Robert Hans, Dipl.-Ing.
    D-5620 Velbert 11 (DE)

(74) Vertreter: Podszus, Burghart, Dipl.-Phys. 
Rheinmetall GmbH Ulmenstrasse 125 Postfach 6609
D-4000 Düsseldorf
D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Einrichten eines Artilleriegeschützes


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einrichten eines Artilleriegeschützes und eine dazu geeignete Vorrichtung.
    Um das in Feuerstellung befindliche Geschütz (20) schnellstmöglich und ohne Schwenkungsfehler in Grundrichtung einzurichten, wird zunächst von einem justierten Richtkreis (10) das Rundblickperiskop des Geschützturms (21) angepeilt und die durch diese Peilung ermittelte Richtkreiszahl (24) an die Geschützbesatzung übermittelt. Die Geschützbesatzung ihrerseits peilt - ausgehend von einer beliebigen Grundlinie des Geschützrohrs (23) - den Richtkreis (10) an und ermittelt auf diese Weise den Winkel 8. Anschließend wird die Summe aus den Winkeln y und δ gebildet und der Turm (21) des Geschütztes (20) um einen dieser Summe entsprechenden Winkel geschwenkt. Der Winkel y ist dabei die Differenz zwischen Grundrichtung Nord (6400-) und der durch Anpeilung des Geschützes (20) ermittelten Richtkreiszahl (24).




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Einrichten eines Artilleriegeschützes.

    [0002] Unter Einrichten eines Artilleriegeschützes versteht man die Übertragung einer definierten Grundrichtung, z. B. Nord 6400- von einem Richtkreis auf die Rohrstellung des Artilleriegeschützes. Der Richtkreis erzeugt die Grundrichtung autonom.

    [0003] Bei dem herkömmlichen Verfahren zum Einrichten eines Artilleriegeschützes definiert ein Richtkreis autonom eine Grundrichtung und ermittelt relativ hierzu um 3200 - versetzt durch Anpeilen des Rundblickperiskops des einzustellenden Geschützes die Richtkreiszahl. Die Richtkreiszahl wird dann, z. B. über Funk, dem Gesc-hützführer zur Kenntnis gebracht und von diesem am Geschütz instrumentell von der Rohr-Nullstellung aus eingestellt. Durch Schwenken des Geschützturms wird die Grundrichtung vom Geschützrohr in dem Augenblick erreicht, in dem der freie Schenkel des mit dem Geschütz geschwenkten Winkels den Richtkreis schneidet. Fehlerfrei erfolgt dies allerdings nur, wenn das Rundblickperiskop des Artilleriegeschützes zentrisch in dessen Turmdrehachse gelagert ist. Bei exzentrischer Lage des geschützeigenen Rundblickperiskops relativ zur Turmdrehachse entsteht bei dem zuvor beschriebenen Vorgang ein Schwenkungsfehler, um den die Endlage des eingerichteten Rohres von der einzustellenden Grundrichtung abweicht. Die Größe des Schwenkungsfehlers hängt ab von Abstand und Richtung des Richtkreises relativ zum Geschütz in der Ausgangsstellung sowie von den Daten der Exzentrizität des Periskops. In extrem ungünstigen Fällen kann die Abweichung bis zu 10 betragen, während für eine optimale Zielbekämpfung eine Genauigkeit von mindestens 1 gefordert wird. In der Praxis wird der Schwenkungsfehler entweder - wenn klein - völlig vernachlässigt, oder er wird durch das nachfolgend noch näher beschriebene Iterationsverfahren stufenweise verkleinert. Bei Anwendung des Iterationsverfahrens wird das oben beschriebene Einrichtverfahren wiederholt, wobei von der Rohrstellung ausgegangen wird, die nach dem ersten Einrichtvorgang erreicht worden ist. In jedem Fall erfolgen beim herkömmlichen Verfahren mindestens drei Peilungen, bei Anwendung der Iteration zur Korrektur darüber hinaus je Iterationsschritt noch weitere drei Peilungen mit je einem Weiterschwenken des Turms. Das eingeführte Verfahren macht auch bei Vernachlässigung des Schwenkungsfehlers in jedem Fall mindestens eine aktive Peilung vom Geschütz aus nach erfolgter Turmbewegung erforderlich; d. h. die geschützseitige Peilung erfolgt nicht stationär.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile des herkömmlichen Einrichtverfahrens zu beseitigen und dadurch in kürzerer Zeit eine größere Genauigkeit beim Einrichten zu erreichen.

    [0005] Diese Aufgabe wird durch das in Patentanspruch 1 angegebene Verfahren gelöst. Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist im Unteranspruch beschrieben.

    [0006] Das erfindungsgemäße Einrichtverfahren bietet sowohl bei zentrischer, insbesondere aber bei exzentrischer Lage des geschützeigenen Rundblickperiskops (Normalfall) Vorteile gegenüber dem bekannten Einrichtverfahren, ohne irgendwelche neuartigen Nachteile in Kauf zu nehmen. In beiden Fällen, d. h. sowohl bei zentrischer als auch bei exzentrischer Lage des geschützeigenen Rundblickperiskops, erfolgt die Peilung vom einzurichtenden Geschütz aus vor dem Beginn der Turmbewegung. Insbesondere vermeidet das vorgeschlagene Verfahren im Falle der exzentrischen Periskoplage das Entstehen eines Schwenkungsfehlers und erübrigt so die sonst erforderliche Zweitpeilung des Richtkreises zur Feststellung des Schwenkungsfehlers sowie ggf. erforderliche Iterationspeilungen von Geschütz und Richtkreis einschließlich der damit verbundenen weiteren Turmschwenkungen, wenn eine höhere Genauigkeit des Einrichtvorgangs gefordert ist.

    [0007] Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens werden im folgenden unter Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt

    Fig. l: eine Aufsicht auf einen Richtkreis und ein Geschütz in verschiedenen Schwenkpositionen zur Erläuterung des herkömmlichen Einrichtverfahrens;

    Fig. 2: eine Aufsicht auf einen Richtkreis und ein Geschütz in verschiedenen Schwenkpositionen zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens.



    [0008] Fig. 1 zeigt eine Aufsicht auf die schematische Darstellung eines Richtkreises 10 und eines einzurichtenden Artilleriegeschützes 20 zur Erläuterung des herkömmlichen fehlerbehafteten Einrichtverfahrens. Das Artilleriegeschütz 20 verfügt über einen drehbaren Turm 21 mit einem Waffenrohr 23 und mit einem Rundblickperiskop 22, das in der Regel aus Platzgründen insofern exzentrisch auf dem Turm 21 angeordnet ist, als es nicht in der Drehachse 21' des Turms 21 liegt. In Fig. la ist der Richtkreis 10 bereits auf Grundrichtung Nord (6400 ) justiert. Das Artilleriegeschütz 20 befindet sich schon in seiner Feuerstellung, ist jedoch noch nicht ordnungsgemäß eingerichtet, d. h. der Geschützbedienung ist die Nordrichtung noch nicht genau bekannt. Vom Richtkreis her wird durch Anpeilen des Rundblickperiskops des Geschützturms zunächst die Richtkreiszahl 24 ermittelt, die bei der dargestellten Situation z.B. 5500 beträgt. Diese Richtkreiszahl 24 wird vom Richtkreis, z. B. per Funk, zum Geschützführer übertragen. Beim Geschütz 20 wird sodann die Richtkreiszahl 24 am turmfesten Rundblickfernrohr von der Rohr-Nullstellung aus eingestellt. Schließlich wird der Turm solange geschwenkt, bis der Fadenstrich P in Anzielrichtung zum Richtkreis 10 liegt. Wegen der Gleichheit der Wechselwiakel γ wäre jetzt die Parallelität des iRohrs 23 des Geschützes 20 zu der durch den Richtkreis vorgegebenen Grundrichtung erreicht, wenn nicht das Rundblickfernrohr 22 exzentrisch liegend, d. h. außerhalb der Turmdrehachse 21' angeordnet wäre. Aufgrund der exzentrischen Anordnung des Rundblickperiskops 22 ist jedoch tauch nach dem Schwenken des Turms, also auch wenn der Fadenstrich P in Anzielrichtung zum Richtkreis 10 liegt, das Rohr 23 des Geschützes 20 noch nicht in Grundrichtung Nord ausgerichtet, sondern weicht um den Fehlerwinkel E von dieser Richtung ab.

    [0009] Dieser Schwenkungsfehler kann - wie eingangs beschrieben - nur durch ein vergleichsweise umständliches und zeitaufwendiges Iterationsverfahren verringert werden. Die nachteiligen Auswirkungen auf die Feuerbereitschaft des Geschützes 20 bzw. die Schußpräzision bei ungenügender Korrektur des Schwenkungsfehlers sind offensichtlich. Die Darstellung in Fig. lb zeigt die Abweichung des eingerichteten Rohrs 23 um den Schwenkfehler ε von der Nordrichtung.

    [0010] Anhand von Fig. 2 wird jetzt das erfindungsgemäße Verfahren zum Einrichten eines Artilleriegeschützes erläutert. In der Darstellung nach Fig. 2a befindet sich das Geschütz 20 zunächst wieder in Feuerstellung, ist jedoch noch nicht eingerichtet, während der Richtkreis 10 durch vorhergehende Vermessung bereits in Grundrichtung z.B.Nord 6400 justiert ist. Um das Geschütz 20 einzurichten, wird wie folgt vorgegangen: Der Richtkreis 10, der die Grundrichtung Nord definiert, bestimmt wiederum zunächst durch Anpeilen des Rundblickfernrohrs 22 des Geschützes 20 die Richtkreiszahl 24 und übermittelt diese, vorzugsweise durch Funk, wie gehabt an den Geschützführer. Statt nun sofort - wie bisher üblich - eine Schwenkung des Turms 21 um dessen Drehachse 21' mit numerisch nicht genau bekanntem Schwenkungswinkel einzuleiten, peilt der Geschützführer bei zunächst unveränderter Turmlage seinerseits den Richtkreis 10 an und ermittelt durch dieses Anpeilen von der Nullage des Rohres 23 aus den Winkel δ . Durch Addition der beiden Winkel γ und δ , wobei der Winkel d - wie zuvor beschrieben - vom Geschütz 20 selbst aus gemessen wird und oder Winkel r sich als Differenz zwischen Grundrichtung Nord und Richtkreiszahl 24 errechnen läßt, ergibt sich direkt der notwendige Schwenkungswinkel des Geschützturms, der den beschriebenen Exzenterfehler des herkömmlichen Einrichtverfahrens gar nicht entstehen läßt. Das neuartige Einrichtverfahren beschränkt sich somit auf insgesamt zwei stationäre Peilungen und lediglich eine, von vornherein definierte Turmschwenkung. Der sich daraus ergebende Zeitvorteil hinsichtlich der Herstellung der Feuerbereitschaft des Geschützes 20 ist klar ersichtlich.

    [0011] Zur Durchführung des Verfahrens werden ein Richtkreis 10 sowie ein definiert schwenkbarer Geschützturm benötigt, die beide mit optischen Mitteln, vorzugsweise Rundblickfernrohren, zur jeweiligen Anpeilung ausgestattet sind.

    [0012] Wie in Fig. 2b dargestellt ist, nimmt das Rohr 23 nach einem einzigen Schwenkvorgang des Geschützturms 21 bereits die Grundrichtung Nord ein. Eine weitere Korrektur im Sinne der bisher üblichen Iterationsverfahren ist somit nicht mehr notwendig.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Einrichten einer Waffe, insbesondere eines Artilleriegeschützes, bei dem von einem örtlich vom Geschütz abgesetzten, auf eine Grundrichtung eingerichteten Richtkreis durch Anpeilen des Geschützes die Richtkreiszahl ermittelt und diese zwecks Veranlassung einer Korrekturschwenkung des Geschützturms an die Geschützbedienung übertragen wird, dadurch gekennzeichnet, daß seitens des Geschützes (20) ausgehend von einer beliebigen Grundlage dessen Waffenrohres (23) der Richtkreis (10) seinerseits ebenfalls angepeilt und so der Winkel (δ ) ermittelt wird, daß anschließend geschützseitig die Winkel (γ und ( d ) ) addiert werden, wobei sich der Winkel ( γ ) als Differenz zwischen der Grundrichtung, z.B. Nord, (6400-) und der durch Anpeilen des Geschützes (20) ermittelten Richtkreiszahl(24)ergibt, und daß schließlich der Geschützturm (21) um einen der Summe der vorgenannten Winkel ( δ , γ ) Winkelwert geschwenkt wird.
     
    2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein mit einem drehbaren Geschützturm (21) ausgestattetes Geschütz (20) sowie einen örtlich vom Geschütz (20) abgesetzten, in Grundrichtung eingerichteten Richtkreis (10) sowie mit dem Richtkreis (10) bzw. dem Geschützturm (21) verbundene Richtmittel zur jeweiligen Anpeilung des Richtkreises (10) bzw. des Geschützturmes (21), insbesondere in Form von Rundblickfernrohren (22), sowie geschützseitige Mittel zur Bildung einer Winkelsumme und Durchführung einer definierten Schwenkung des Geschützturms (21) um einen dieser Winkelsumme entsprechenden Drehbereich.
     




    Zeichnung