[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Einrichten eines Artilleriegeschützes.
[0002] Unter Einrichten eines Artilleriegeschützes versteht man die Übertragung einer definierten
Grundrichtung, z. B. Nord 6400
- von einem Richtkreis auf die Rohrstellung des Artilleriegeschützes. Der Richtkreis
erzeugt die Grundrichtung autonom.
[0003] Bei dem herkömmlichen Verfahren zum Einrichten eines Artilleriegeschützes definiert
ein Richtkreis autonom eine Grundrichtung und ermittelt relativ hierzu um 3200 - versetzt
durch Anpeilen des Rundblickperiskops des einzustellenden Geschützes die Richtkreiszahl.
Die Richtkreiszahl wird dann, z. B. über Funk, dem Gesc-hützführer zur Kenntnis gebracht
und von diesem am Geschütz instrumentell von der Rohr-Nullstellung aus eingestellt.
Durch Schwenken des Geschützturms wird die Grundrichtung vom Geschützrohr in dem Augenblick
erreicht, in dem der freie Schenkel des mit dem Geschütz geschwenkten Winkels den
Richtkreis schneidet. Fehlerfrei erfolgt dies allerdings nur, wenn das Rundblickperiskop
des Artilleriegeschützes zentrisch in dessen Turmdrehachse gelagert ist. Bei exzentrischer
Lage des geschützeigenen Rundblickperiskops relativ zur Turmdrehachse entsteht bei
dem zuvor beschriebenen Vorgang ein Schwenkungsfehler, um den die Endlage des eingerichteten
Rohres von der einzustellenden Grundrichtung abweicht. Die Größe des Schwenkungsfehlers
hängt ab von Abstand und Richtung des Richtkreises relativ zum Geschütz in der Ausgangsstellung
sowie von den Daten der Exzentrizität des Periskops. In extrem ungünstigen Fällen
kann die Abweichung bis zu 10 betragen, während für eine optimale Zielbekämpfung eine
Genauigkeit von mindestens 1 gefordert wird. In der Praxis wird der Schwenkungsfehler
entweder - wenn klein - völlig vernachlässigt, oder er wird durch das nachfolgend
noch näher beschriebene Iterationsverfahren stufenweise verkleinert. Bei Anwendung
des Iterationsverfahrens wird das oben beschriebene Einrichtverfahren wiederholt,
wobei von der Rohrstellung ausgegangen wird, die nach dem ersten Einrichtvorgang erreicht
worden ist. In jedem Fall erfolgen beim herkömmlichen Verfahren mindestens drei Peilungen,
bei Anwendung der Iteration zur Korrektur darüber hinaus je Iterationsschritt noch
weitere drei Peilungen mit je einem Weiterschwenken des Turms. Das eingeführte Verfahren
macht auch bei Vernachlässigung des Schwenkungsfehlers in jedem Fall mindestens eine
aktive Peilung vom Geschütz aus nach erfolgter Turmbewegung erforderlich; d. h. die
geschützseitige Peilung erfolgt nicht stationär.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Nachteile des herkömmlichen Einrichtverfahrens
zu beseitigen und dadurch in kürzerer Zeit eine größere Genauigkeit beim Einrichten
zu erreichen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch das in Patentanspruch 1 angegebene Verfahren gelöst. Eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist im Unteranspruch beschrieben.
[0006] Das erfindungsgemäße Einrichtverfahren bietet sowohl bei zentrischer, insbesondere
aber bei exzentrischer Lage des geschützeigenen Rundblickperiskops (Normalfall) Vorteile
gegenüber dem bekannten Einrichtverfahren, ohne irgendwelche neuartigen Nachteile
in Kauf zu nehmen. In beiden Fällen, d. h. sowohl bei zentrischer als auch bei exzentrischer
Lage des geschützeigenen Rundblickperiskops, erfolgt die Peilung vom einzurichtenden
Geschütz aus vor dem Beginn der Turmbewegung. Insbesondere vermeidet das vorgeschlagene
Verfahren im Falle der exzentrischen Periskoplage das Entstehen eines Schwenkungsfehlers
und erübrigt so die sonst erforderliche Zweitpeilung des Richtkreises zur Feststellung
des Schwenkungsfehlers sowie ggf. erforderliche Iterationspeilungen von Geschütz und
Richtkreis einschließlich der damit verbundenen weiteren Turmschwenkungen, wenn eine
höhere Genauigkeit des Einrichtvorgangs gefordert ist.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren und die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
werden im folgenden unter Bezug auf die Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigt
Fig. l: eine Aufsicht auf einen Richtkreis und ein Geschütz in verschiedenen Schwenkpositionen
zur Erläuterung des herkömmlichen Einrichtverfahrens;
Fig. 2: eine Aufsicht auf einen Richtkreis und ein Geschütz in verschiedenen Schwenkpositionen
zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0008] Fig. 1 zeigt eine Aufsicht auf die schematische Darstellung eines Richtkreises 10
und eines einzurichtenden Artilleriegeschützes 20 zur Erläuterung des herkömmlichen
fehlerbehafteten Einrichtverfahrens. Das Artilleriegeschütz 20 verfügt über einen
drehbaren Turm 21 mit einem Waffenrohr 23 und mit einem Rundblickperiskop 22, das
in der Regel aus Platzgründen insofern exzentrisch auf dem Turm 21 angeordnet ist,
als es nicht in der Drehachse 21' des Turms 21 liegt. In Fig. la ist der Richtkreis
10 bereits auf Grundrichtung Nord (6400 ) justiert. Das Artilleriegeschütz 20 befindet
sich schon in seiner Feuerstellung, ist jedoch noch nicht ordnungsgemäß eingerichtet,
d. h. der Geschützbedienung ist die Nordrichtung noch nicht genau bekannt. Vom Richtkreis
her wird durch Anpeilen des Rundblickperiskops des Geschützturms zunächst die Richtkreiszahl
24 ermittelt, die bei der dargestellten Situation z.B. 5500 beträgt. Diese Richtkreiszahl
24 wird vom Richtkreis, z. B. per Funk, zum Geschützführer übertragen. Beim Geschütz
20 wird sodann die Richtkreiszahl 24 am turmfesten Rundblickfernrohr von der Rohr-Nullstellung
aus eingestellt. Schließlich wird der Turm solange geschwenkt, bis der Fadenstrich
P in Anzielrichtung zum Richtkreis 10 liegt. Wegen der Gleichheit der Wechselwiakel
γ wäre jetzt die Parallelität des iRohrs 23 des Geschützes 20 zu der durch den Richtkreis
vorgegebenen Grundrichtung erreicht, wenn nicht das Rundblickfernrohr 22 exzentrisch
liegend, d. h. außerhalb der Turmdrehachse 21' angeordnet wäre. Aufgrund der exzentrischen
Anordnung des Rundblickperiskops 22 ist jedoch tauch nach dem Schwenken des Turms,
also auch wenn der Fadenstrich P in Anzielrichtung zum Richtkreis 10 liegt, das Rohr
23 des Geschützes 20 noch nicht in Grundrichtung Nord ausgerichtet, sondern weicht
um den Fehlerwinkel E von dieser Richtung ab.
[0009] Dieser Schwenkungsfehler kann - wie eingangs beschrieben - nur durch ein vergleichsweise
umständliches und zeitaufwendiges Iterationsverfahren verringert werden. Die nachteiligen
Auswirkungen auf die Feuerbereitschaft des Geschützes 20 bzw. die Schußpräzision bei
ungenügender Korrektur des Schwenkungsfehlers sind offensichtlich. Die Darstellung
in Fig. lb zeigt die Abweichung des eingerichteten Rohrs 23 um den Schwenkfehler ε
von der Nordrichtung.
[0010] Anhand von Fig. 2 wird jetzt das erfindungsgemäße Verfahren zum Einrichten eines
Artilleriegeschützes erläutert. In der Darstellung nach Fig. 2a befindet sich das
Geschütz 20 zunächst wieder in Feuerstellung, ist jedoch noch nicht eingerichtet,
während der Richtkreis 10 durch vorhergehende Vermessung bereits in Grundrichtung
z.B.Nord 6400 justiert ist. Um das Geschütz 20 einzurichten, wird wie folgt vorgegangen:
Der Richtkreis 10, der die Grundrichtung Nord definiert, bestimmt wiederum zunächst
durch Anpeilen des Rundblickfernrohrs 22 des Geschützes 20 die Richtkreiszahl 24 und
übermittelt diese, vorzugsweise durch Funk, wie gehabt an den Geschützführer. Statt
nun sofort - wie bisher üblich - eine Schwenkung des Turms 21 um dessen Drehachse
21' mit numerisch nicht genau bekanntem Schwenkungswinkel einzuleiten, peilt der Geschützführer
bei zunächst unveränderter Turmlage seinerseits den Richtkreis 10 an und ermittelt
durch dieses Anpeilen von der Nullage des Rohres 23 aus den Winkel δ . Durch Addition
der beiden Winkel γ und δ , wobei der Winkel d - wie zuvor beschrieben - vom Geschütz
20 selbst aus gemessen wird und oder Winkel r sich als Differenz zwischen Grundrichtung
Nord und Richtkreiszahl 24 errechnen läßt, ergibt sich direkt der notwendige Schwenkungswinkel
des Geschützturms, der den beschriebenen Exzenterfehler des herkömmlichen Einrichtverfahrens
gar nicht entstehen läßt. Das neuartige Einrichtverfahren beschränkt sich somit auf
insgesamt zwei stationäre Peilungen und lediglich eine, von vornherein definierte
Turmschwenkung. Der sich daraus ergebende Zeitvorteil hinsichtlich der Herstellung
der Feuerbereitschaft des Geschützes 20 ist klar ersichtlich.
[0011] Zur Durchführung des Verfahrens werden ein Richtkreis 10 sowie ein definiert schwenkbarer
Geschützturm benötigt, die beide mit optischen Mitteln, vorzugsweise Rundblickfernrohren,
zur jeweiligen Anpeilung ausgestattet sind.
[0012] Wie in Fig. 2b dargestellt ist, nimmt das Rohr 23 nach einem einzigen Schwenkvorgang
des Geschützturms 21 bereits die Grundrichtung Nord ein. Eine weitere Korrektur im
Sinne der bisher üblichen Iterationsverfahren ist somit nicht mehr notwendig.
1. Verfahren zum Einrichten einer Waffe, insbesondere eines Artilleriegeschützes,
bei dem von einem örtlich vom Geschütz abgesetzten, auf eine Grundrichtung eingerichteten
Richtkreis durch Anpeilen des Geschützes die Richtkreiszahl ermittelt und diese zwecks
Veranlassung einer Korrekturschwenkung des Geschützturms an die Geschützbedienung
übertragen wird, dadurch gekennzeichnet, daß seitens des Geschützes (20) ausgehend
von einer beliebigen Grundlage dessen Waffenrohres (23) der Richtkreis (10) seinerseits
ebenfalls angepeilt und so der Winkel (δ ) ermittelt wird, daß anschließend geschützseitig
die Winkel (γ und ( d ) ) addiert werden, wobei sich der Winkel ( γ ) als Differenz
zwischen der Grundrichtung, z.B. Nord, (6400-) und der durch Anpeilen des Geschützes
(20) ermittelten Richtkreiszahl(24)ergibt, und daß schließlich der Geschützturm (21)
um einen der Summe der vorgenannten Winkel ( δ , γ ) Winkelwert geschwenkt wird.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
ein mit einem drehbaren Geschützturm (21) ausgestattetes Geschütz (20) sowie einen
örtlich vom Geschütz (20) abgesetzten, in Grundrichtung eingerichteten Richtkreis
(10) sowie mit dem Richtkreis (10) bzw. dem Geschützturm (21) verbundene Richtmittel
zur jeweiligen Anpeilung des Richtkreises (10) bzw. des Geschützturmes (21), insbesondere
in Form von Rundblickfernrohren (22), sowie geschützseitige Mittel zur Bildung einer
Winkelsumme und Durchführung einer definierten Schwenkung des Geschützturms (21) um
einen dieser Winkelsumme entsprechenden Drehbereich.