[0001] Die Erfindung betrifft ein vollkalibriges Übungsgeschoß nach dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
[0002] Ein gattungsgleiches Geschoß ist bekannt aus der DE-OS 28 46 998. Bei einem rotationssymmetrischen
Vorderteil mit Ogivalgestalt steht über eine glatte rückseitige Begrenzungsfläche
ein Bolzen kreisförmigen Querschnitts vor. Mit seinem freien Ende findet der Bolzen
Aufnahme in einer ihm angepaßten zentralaxialen Sacklochbohrung eines im wesentlichen
vollkalibrigen Ballastkörpers. Die Länge des Bolzens ist größer als die Tiefe der
Sacklochbohrung. Der Bolzen weist in einem vorderen Bereich einen größeren Außendurchmesser
auf als im Bereich des freien Endes. Dem größeren Außendurchmesser ist der Innendurchmesser
der Sacklochbohrung in ihrem vorderen Bereich angepaßt. Im rückseitigen Bereich ist
der Innendurchmesser der Sackochbohrung dem kleineren'Außendurchmesser des Bolzens
angepaßt. Auf diese Weise wird der Bolzen auf einem vorgebbaren Stück entlang der
Achse und achsfluchtend geführt. Zwischen der rückseitigen Kreisringfläche des Vorderteils
und einer vorderseitigen, die Mündung der Sacklochbohrung kreisringförmig umfassenden
Begrenzungsfläche des Ballastkörpers ist ein gummielastisches Federelement angeordnet.
Es ist wie ein dickwandiges Rohr ausgebildet, umgibt den Bolzen eng und stützt sich
gegen die beiden vorgenannten Begrenzungaflächen vorder- und rückseitig ab. Das Federelement
ist schwach unterkalibrig; folglich erstreckt sich im Ausgangszustand des Geschosses
zwischen den beiden Begrenzungsflächen eine Ausnehmung. Der Ballastkörper weist in
seinem Umfangsbereich einen Führungaring auf.
[0003] Durch die Abschußbeschleunigung des Ballastkörpers wird das gummielastische Federelement
gestaucht, ohne daß die Anordnung im besagten Bereich überkalibrig wird. Sobald die
Anordnung das Waffenrohr verlassen hat und nicht mehr unter dem unmittelbaren Einfluß
der Treibgase steht, wird die in dem Federelement gespeicherte Energie frei. Der Ballastkörper
wird hierdurch entgegen der Flugrichtung auf dem Bolzen gegen dessen freies Ende hin
verschoben, die achsfluchtende Führung wird aufgehoben, und der Ballastkörper trennt
sich von dem Bolzen des Vorderteils.
[0004] Spätestens hierbei werden empfindliche Nachteile augenfällig: Das Verhalten des Ballastkörpers
ist völlig unkontrolliert. Da er sich bereits kurzfristig nach Verlassen des Rohres
von den Anordnung trennt, ist eine Gefährdung in einem Nahbereich vor der Rohrmündung
nicht auszuschließen. Zu betrachten bleibt nun nur noch der Vorderteil mit dem vom
gummielastischen Federelement umschlossenen rückseitigen Bolzen. Zwar ist unbestritten,
daß die Masse der letztgenannten Restanordnung geringer ist als die der eingangs beschriebenen
Gesamtanordnung, und auch der Luftwiderstand der Restanordsong ist gegenüber demjenigen
der Gesamtanordnung verändert, von einer Verringerung der Reichweite (der Restanordnang)
kann jedoch nicht zwingend ausgegangen werden. Wird schließlich ein Vergleich angestellt
zwischen der Lage des Hassenschwerpunkts der Gesamtanordnung und der Lage des Massenschwerpunkts
der Restanordnung, dann läßt sich feststellen, daß der Massenschwerpunkt der Restanordnung
auf der Geschoßlängsachse wesentlich näher in deren varderem Endbereich liegt als
der Massenschwerpunkt der Gesamtanordmung. Dies kann zu einer Überetabilisierung der
Restanordnung führen, und wenigstens für die Restanordnung bleibt deshalb die beabsichtigte
Reichweitereduzierung
[0005] zweifelhaft. Folglich ergibt sich auch für die Restanordnung ein unkontrolliertes
Verhalten bei starker Streuung, so daß auch hier bei schlechter Reproduzierbarkeit
eine erhebliche Gefährdung gegeben ist.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein übungsgeschoß der eingangs genannten
Gattung bereitzustellen, welches einfach zu fertigen ist, sich auf einer einer vorgebbaren
Schußentfernung zugeordneten Flugbahn im wesentlichen verhält wie ein scharfes ReferenzgeschoB,
auf seiner gesamten zu betrachtenden Flugbahn bei unveränderter Masse einstückig bleibt
und sich eine gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse mit einer guten Vergleichbarkeit
in Bezug auf die Verhältnisse beim Schuß mit scharfer Referenzmunition ergibt.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 angegebene
Erfindung.
[0008] Die Erfindung wird nachstehend an-hand dreier in der Zeichnung im wesentlichen schematisch
dargestellter Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0009] Es zeigen:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel mit einer Ausnehmung im längsaxialen Schnitt,
Fig. 2 ein zweites Ausführungsbeispiel mit zwei Ausnehmungen im längsaxialen Schnitt
und
Fig. 3 einen Querschnitt durch ein drittes Ausführungsbeispiel mit zwei in einem einzigen
Querebenenbereich angeordneten Ausnehmungen, von denen jeder nur ein Teilwinkel um
die Geschoßlängsachse zugeordnet ist.
[0010] Die Ausführungsbeispiele sind in der Zeichnung im wesentlichen schematisch dargestellt;
bei ihrer Erörterung werden weitere Vorteile augenfällig, die sich aus der Erfindung
ergeben. Gleiche Teile sind mit übereinstimmenden Bezugszeichen versehen.
[0011] Gemäß Fig. 1 erstreckt sich ein Übungsgeschoß 10.1 mit einer Spitze 12, einer Heakfläehe
14 und einer Umfangsfläche 16 entlang einer zentralen Längsache A und weist eine kreisringförmige
Ausnehmung 18.1 auf. Das Geschoß 10.1 ist bei einem Kaliber d vollkalibrig ausgebildet.
In der Ausnehmung 18.1 werden eine vorderseitige 20.1 und eine rückseitige Hreiaringbegrenzungafläche
22.1 durch eine Grundfläche 24 miteinander verbunden. Die Tiefe t der Ausnehmung 18.1
entspricht ungefähr einem Fünftel bis zu einem Viertel des Kalibers d. Für ein Verhältnis
der Tiefe t zur Breite b
1 der Ausnehmung 18.1 gilt, daß sein kleinster Zahlenwert größer ist als 0,1 und sein
größter Zahlenwert bis etwa 0,5 erreichen kann. Das Übungsgeachoß 10.1 ist für Rohrwaffen
mit gezogenem Rohr und einem Kaliber von beispielsweise 155 mm bestimmt. Auf die Darstellung
eines Führungsrings wurde verzichtet.
[0012] Das Übungsgescheß 10.2 nach Fig. 2 unterscheidet sich im wesentlichen von dem im
Zusammenhang mit Fig. 1 beschriebenen Übungsgeschoß 10.1 durch eine zweite Ausnehmung
18.2 im Heckbereich des betreffenden Übmngsgeschosses. Im dargestellten Fall sind
beide Ausnehmungen 18.1 und 18.2 gleichtief; die Breiten b
1 und b
2 weichen jedoch von einander ab, ohne daß die bereits angegebenen Grenzen für den
Zahlenwert des Verhältnisses t/d unter- bzw. überschritten werden.
[0013] Beim dritten Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 weist das Übungsgeschoß 10.3 in einem
einzigen Querebenenbereich zwei zueinander symmetrische Ausnehmungen 18.3 und 18.4
auf, von denen jeder nur ein Teilwinkel 26 um die Geschoßlängsachse A zugeordnet ist.
Der nicht dargestellte größte Radialabstand zwischen der Umfangsfläche 16 und der
jeweiligen Grundfläche 24.3 und 24.4 beträgt etwa ein Fünftel des hier nicht näher
bezeichneten Kalibers.
[0014] Bei zahlreichen anmelderseitigen Versuchen wurde festgestellt:
Ein seiner Länge nach vorgebbarer Bereich des ersten Teils der Flugbahn des in seiner
Reichweite auf zuverlässige Weise reduzierten Übungsgeschosses nach der Erfindung
ist dem entsprechenden der Flugbahn eines betreffenden scharfen Referenzgeschosses
derart anpaßbar, daß für das Übungsgeschoß die für das Referenzgeschoß gültigen Schußtafeln
benutzt werden können. Dieserart lassen sich vorteilhafterweise Übungsschießen - auch
bei strenger Einhaltung der auf die zulässige Reichweite und Streuung gerichteten
Sicherheitsvorschriften - durchaus realistisch gestalten. Dabei bleibt das einfach
zu fertigende Übungsgeschoß nach dem Abschuß einstückig. Bei aller Gestaltähnlichkeit
mit dem Referenzgeschoß ist das Übungsgeschoß im hellen durch Augenschein und im dunkeln
durch Tasten sicher vom Referenzgeschoß zu unterscheiden.
[0015] Auf die Darstellung eines veränderbaren Übungsgeschosses wurde verzichtet. Es versteht
sich aber hierfür ein Aufbau aus den Elementen eines baukastenähnlichen Bestandes.
In diesem Zusammenhang wird verwiesen auf die DE-PS 26 09 560. Die Entlastung der
Logistik ist augenfällig.
1. Vollkalibriges, reichweitereduziertes Übungsgeschoß mit wenigstens einer umfangsseitigen
Ausnehmung zur Verwendung mit einer Rohrwaffe mit gezogenem Rohr und in der unteren
Winkelgruppe bei im wesentlichen gestreckter Flugbahn, gekennzeichnet durch folgende
Merkmale:
a) die Gestalt des Übungsgeschesses (10.1; 2; 3) entspricht, mit Ausnahme der Aasnehmang(en)
im wesentlichen derjenigen eines scharfen Referenzgeschosses und
b) die Lage des Massenschwerpunkts des Übungsgeschosses (10.1; 2; 3) entspricht im
wesentlichen derjenigen des Referenzgeschosses.
2. Geschoß nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) es gilt jeweils näherungsweise, daß die Tiefe (t) der Ausnehmung (18.1; 2; 3; 4)
einem Fünftel bis einem Viertel des Kalibers (d) des Übungsgeschosses (10.1; 2; 3)
entspricht und
b) 0,1<t/b≲0,5, wobei mit b die Breite und mit t die Tiefe der Ausnehmung bezeichnet
ist.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausnehmung (18.1;
2; 3; 4) über ihren Verlauf unterschiedliche Querschnitte aufweist.
4. Geschoß nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß sich die Ausnehmung
(18.3; 18.4) über einen vom Vollwinkel abweichenden Winkel (26) um die GeschoBlängsachse
(A) erstreckt.
5. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch austauschbare Mittel
zum Anpassen der Geometrie der Ausnehmung (18.1; 2; 3; 4) an eine vorgesehene Flugbahn
des Übungsgeschosses (10.1; 2; 3).