[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Anlage zur Herstellung geformter Bauplatten
aus Gips, insbesondere Decken-Bauplatten.
[0002] Die Herstellung von Wandbauplatten aus Gips ist bekannt. Solche Platten dienen zur
Erstellung von Trennwänden in Gebäuden aller Art und gelegentlich auch zur Verkleidung
bereits bestehender Wände. Gipsplatten haben viele vorteilhafte Eigenschaften, so
dass sie vielfältig Anwendung finden. Gipsplatten für Wände werden in der Regel mit
einer Länge von 667 cm (= 2/3 m) und einer Breite von 500 mm (= 1/2 m) und mit modulmässigen
Dicken von 60, 70, 80 und 100 mm gefertigt.
[0003] Zur rationellen Fertigung sind Formgiessanlagen entwickelt worden. Sie bestehen in
der Regel aus den Lagerungsbehältern für gebrannten Gips und eventuelle Zuschläge
wie Verstärkungsmaterialien, Abbindebeschleuniger bzw. -verzögerer usw. Sodann ist
eine Dosier- und Mischvorrichtung zur Herstellung eines giessfähigen wässrigen Gipsbreis
vorhanden, der dann in die eigentliche Giessmaschine überführt wird, wo eine grosse
Anzahl von Platten in einem Formkasten gleichzeitig vertikal gegossen werden, beispielsweise
36 Stück. Nach Erreichen der Abbindefestigkeit, die ein Ausformen und Transportieren
gestattet, werden die Gipsplatten durch hydraulische Mittel zugleich aus dem Formkasten
nach oben ausgestossen, von einer Greifvorrichtung erfasst, auf Transportkarren abgelegt
und in einem langen Kammerofen bis zu 72 Stunden lang getrocknet.
[0004] Ausser nach den genannten Wandplatten besteht ein ständig steigender Bedarf nach
Deckenplatten, die wie die Bezeichnung bereits aussagt, zur Befestigung an Decken
in Gebäuden dienen. Sie erfüllen dabei insbesondere ornamentale und schall- sowie
wärmeisolierende Funktionen und werden als Deckenverkleidungen oder Lüftungsdecken
eingesetzt. Ihre Abmessungen bezüglich der Länge und Breite betragen meist 600 x 600
mm oder 1000 x 500 mm, und sie werden mit Dicken von 15, 25, 30 und 40 mm verlangt
und geliefert.
[0005] Es ist bisher nicht möglich gewesen, die zur Herstellung von Wandbauplatten verwendeten
Anlagen auch zur Herstellung von Deckenbauplatten zu benutzen, weil die geringe Dicke
der Deckenplatten ein Ausstossen der erhärteten Platten aus dem Formkasten insofern
unmöglich macht, als die Platten dabei zerbrechen. Auch das Erfassen der Platten durch
die bekannten und eingeführten, an den Plattenschmalseiten angreifenden Greifvorrichtungen
führt wegen der geringen Plattendicke zur Zerstörung der Platte.
[0006] Die Deckenplatten werden bis heute in halbkontinuierlichen Verfahren mit Hilfe zerlegbarer
Einzelformen hergestellt. So kann man auf einer horizontalen Drehscheibe von ca. 5-6
m Durchmesser mehrere Stationen anordnen. An der ersten Station wird der oben offene,
horizontale Formkasten geschlossen, die Form wird mit einem Trennöl eingesprüht und
dann mit Gipsbrei angefüllt. Die freie Oberfläche der Form wird mit einem Lineal glattgestrichen.
Dann legt man Abstandsschienen und eine Deckplatte auf, die den Boden einer weiteren,
zuvor geschlossenen Form darstellt. Diese wird wie oben beschrieben mit Gipsbrei beschickt.
Dann verfährt man so weiter, bis ein Stapel aus im allgemeinen 8 oder 10 horizontal
übereinanderliegenden Formen entstanden ist.
[0007] Dann dreht sich die Scheibe um einen Winkel weiter, der der Lage des nächsten Formkastens
entspricht. Im ersten Formkasten härtet der Gipsbrei, während der zweite Formkasten
wie beschrieben vorbehandelt aufgebaut und gefüllt wird.
[0008] Die Scheibe wird erneut um den gleichen Winkel gedreht, und die erhärteten Platten
- die Härtungszeit beträgt ca. 8 Minuten - werden ausgeformt. Dies ist nur dadurch
möglich, dass der Formkasten an den vier Schmalseiten geöffnet wird, worauf die Platten
von oben nach unten nacheinander entnommen und von Hand auf den Transportwagen gelegt
werden, der nach völliger Beladung in den Trockenofen gelangt.
[0009] Die geschilderte Herstellung ist sehr arbeitsintensiv; 3 Mann können pro Stunde im
allgemeinen nicht mehr als 75 Platten erzeugen.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Anlage zu schaffen, welche in Analogie zur Herstellung
der Wandbauplatten eine rationelle, verbesserte und beschleunigte Produktion insbesondere
der dünneren Deckenbauplatten aus Gips erlaubt und bei der ein Plattenbruch, der auch
bei der bisherigen, schonenden und langsamen Arbeitsweise vorkommt, maximal reduziert
ist.
[0011] Die Aufgabe wird durch die erfindungsgemässe Anlage gelöst; bei einer Anlage zur
Herstellung von Decken- bauplatten aus Gips, bei der wie bei der analogen Anlage zur
Herstellung von Wandbauplatten eine Formmaschine mit einer Anzahl von Hohlformen vorgesehen
ist, welche sich vertikal und parallel zueinander derart erstrecken, dass die Hohlformen
einen Formkasten bilden, ist die Erfindung darin zu sehen, dass die Begrenzungselemente
der Hohlformen nicht fest miteinander verbunden sind, und dass Einrichtungen vorgesehen
sind, um den durch die Begrenzungselemente gebildeten Formkasten horizontal zusammenzupressen
und wieder zu entlasten, wobei sich die Begrenzungselemente leicht, d.h. um einen
geringen Betrag, voneinander entfernen können.
[0012] Weitere vorteilhafte Ausbildungen der erfindungsgemä-ssen Anlage stellen den Gegenstand
von abhängigen Ansprüchen dar.
[0013] Ein weiterer Erfindungsgegenstand ist ein Verfahren zur Herstellung von Deckenbauplatten
aus Gips, bei dem man gegebenenfalls zuschlagshaltigen wässrigen Gipsbrei in eine
Anzahl vertikal angeordneter Hohlformen bringt, die einen Formkasten bilden, und die
erzeugten Gipsplatten nach Erhärten des Gipsbreis aus der Form ausstösst, dadurch
gekennzeichnet, dass man den Formkasten vor Einfüllen des Gipsbreis horizontal zusammenpresst
und den angelegten Pressdruck nach Erhärten des Gipsbreis, aber vor dem Ausstossen
der Platten aufhebt, wobei es den Begrenzungselementen, die den Formkasten bilden,
ermöglicht wird, sich voneinander ein wenig zu entfernen.
[0014] Die Erfindung beruht darauf, dass gefunden wurde, dass es bei Anwendung eines hohen
Druckes auf die Gipsplattenform möglich ist, die an sich bekannte geringe Ausdehnung
des Materials einer Gipsplatte beim Erhärten des Gipsbreis zu verhindern, und dass
bei Ablassen des Druckes nach dem Erhärten soviel Spiel zwischen der erzeugten Platte
und den Teilen der Form entsteht, dass man alle erzeugten Platten wie bei der Wandplattenmaschine
mit einem Mehrfachstempel aus dem Formkasten leicht ausschieben kann. Es wurde weiter
gefunden, dass die erfindungsgemäss erzeugten Platten verbesserte Oberflächengüte
und Dichtewerte aufweisen. Ausserdem erhält man als die wichtigsten Vorteile eine
gegenüber der bisherigen Technik vervielfachte Produktion und einen Rückgang der Ausschussrate
gegen Null; dies ist zum Teil auf eine neuartige Greifvorrichtung zurückzuführen,
die ebenfalls noch zu beschreiben ist.
[0015] Der Formkasten, der noch im einzelnen zu beschreiben ist, besteht grundsätzlich aus
einer Vielzahl nebeneinander angeordneter Begrenzungselemente. Diese sind nicht fest
miteinander verbunden, z.B. verschraubt oder verschweisst, sondern können sich horizontal
pro Platte um geringe Werte, z.B. 0,1 bis 0,25 mm je nach Plattendicke, gegeneinander
bewegen. Vorzugsweise wird diese Länge, die in der folgenden Beschreibung als Formspalt
bezeichnet wird, begrenzt, damit das Risiko ausgeschlossen wird, dass sich Gipsabrieb
in dem gebildeten Spalt absetzt. Es empfiehlt sich natürlich, von Zeit zu Zeit eine
Reinigung des Formkastens vorzunehmen, bei der auch etwaige Rückstände zwischen den
Formen im Formspalt beseitigt werden.
[0016] Bevorzugt sind die einzelnen Begrenzungselemente der Hohlformen, die den Formkasten
bilden, durch horizontale Zugstangen gehalten, die mit Spiel alle Begrenzungselemente
mit Ausnahme der den Ausschiebestempel bildenden unteren Elemente verbinden. Das Zusammenpressen
der Begrenzungselemente geschieht dann dadurch, dass auf die beiden äusseren Abdeckungen
des Formkastens einseitig oder doppelseitig ein Druck ausgeübt wird, insbesondere
durch hydraulische Mittel. Beim Ablassen des Druckes nach erfolgter Erhärtung des
Gipsbreis der Platten kann sich dann der Formspalt ausbilden, wobei eine geeignete
Wahl oder Einstellung der hydraulischen Druckmittel die hydraulischen Druckmittel
für dessen Begrenzung sorgen. Sodann lassen sich alle Platten gleich gut ausstossen,
da ja der Formspalt nicht individuell pro Hohlform, sondern global als Summe aller
Hohlformen des Kastens begrenzt wird und sich jede Platte ihre erforderliche Entlastung
"aussuchen" kann. Es sei an Scheibenbremsen in Automobilen erinnert, bei denen die
Bremsdruckentlastung zum Rückzug der Bremsklötze nur um Bruchteile von Millimetern
führt und die Bremsscheibe trotzdem völlig freigegeben wird.
[0017] Der Druck, der seitlich auf den Formkasten während der Erhärtung der Platten mindestens
ausgeübt werden muss, um die Erfolge der Erfindung zu erzielen, wird durch die Ausdehnungskraft
des erhärtenden Gipsbreies bestimmt. Er entspricht beispielsweise für einen Formkasten
zur gleichzeitigen Herstellung von 25 Platten mit den Abmessungen 500 x 1000 x 25
mm einer Kraft von 981 kN (100 t), erzeugt durch 8 Hydraulikzylinder mit einem Hydraulik-Speisedruck
von 400 bar (40 MPa). Der Fachmann ist mit diesen Angaben in der Lage, die erforderlichen
Kräfte bei anderer Plattenanzahl und/oder anderen Plattenabmessungen auszurechnen;
notfalls wären einige einfache Versuche zu machen.
[0018] An Hand der nun folgenden Beschreibung, die durch die anliegende Zeichnung ergänzt
wird, soll nun ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen Anlage und die Durchführung
des erfindungsgemässen Verfahrens beispielhaft näher erläutert werden. Alle Merkmale
mit Ausnahme derjenigen, die ausdrücklich als nicht zur Erfindung gehörig bezeichnet
werden, sind wichtig und können den Gegenstand von Patentansprüchen bilden.
[0019] In der Zeichnung stellen dar:
Fig. 1 eine Seitenansicht einer Ausführungsform der Anlage,
Fig. 2 eine Vorderansicht der Anlage nach Fig. 1,
Fig. 3 eine Seitenansicht der Formmaschine nach Fig. 1,
Fig. 4 eine Vorderansicht der Formmaschine nach Fig. 1, und
Fig. 5 eine Seitenansicht einer Greifvorrichtung gemäss Erfindung.
[0020] In der Zeichnung bedeuten gleiche Bezugszahlen gleiche oder äquivalente Elemente.
[0021] Die dargestellte erfindungsgemässe Plattenerzeugungsanlage (siehe Fig. 1 und Fig.
2) besteht aus der eigentlichen Formmaschine 1 und einer Anzahl von Zusatzeinrichtungen,
nämlich den Vorratsbehältern für Gips und Zuschläge wie z.B. Glasfasern,die als Verstärkungsmaterial
dienen, den Fördereinrichtungen, den Dosier- und Mischvorrichtungen usw.
[0022] Seitlich von der Formmaschine 1 ist der Gipssilo 2 aufgestellt, von dem ein Rohrförderer
3 zum Mess- und Dosierbehälter 4 führt. Dieser ist mit einer Wägeeinrichtung 5 verstehen,
die mit der Dosierwaage 6 verbunden ist. Diese Waage ist programmierbar.
[0023] Der Dosierbehälter 4 ist oberhalb der Mischmulde 7 angeordnet und kann in diese entleert
werden. Die Mulde 7 ist mit dem Rührwerk 9 versehen und kann um die Achse 8 mit Hilfe
des Hydraulikantriebs 10 so gekippt werden, dass sich ihr Inhalt in den Einfülltrichter
11 der Formmaschine entleert.
[0024] Das zur Herstellung des Gipsbreis benötigte Wasser gelangt durch die Rohrleitung
12 über einen Ringkolbenzähler 13, der an ein Steuerprogramm angeschlossen ist, welches
sich im Schaltkasten 14 befindet, und über das steuerbare Dosierventil 15 in die Mulde
7.
[0025] In Fig. 1 ist die Greif- und Transportvorrichtung 200 als 200A in der Stellung gestrichelt
dargestellt, in der sie fertig produzierte Gipsplatten ergreift, und als 200B bei
der Absenkung der Plattenschar 202 auf eine Transportpalette 201. Die Vorrichtung
200 wird später beschrieben.
[0026] In Fig. 3 und 4 ist die Seiten- bzw. Vorderansicht der Formmaschine gemäss Fig. 1
und 2 herausgezeichnet, wobei Teile geschnitten dargestellt sind.
[0027] Die Maschine besteht aus dem Formkasten 20, der über der Ausstosseinrichtung 21 angeordnet
ist. Der Formkasten 20 enthält beim gewählten Beispiel 25 Formhohlräume 23, die an
beiden Seiten durch Formschienen104, 105 und an der Unterseite durch Ausstossstempel
112 begrenzt werden. Die Formschienen 104, 105 und der Stempel 112 sind mit Profil
versehen, das dem Kamm und der Nut der zu erzeugenden Platte entspricht; diese Profile
sind insbesondere in Fig. 4 zu sehen.
[0028] Die vordere und hintere Hohlform werden durch je eine starke Deckplatte 101 verschlossen.
Die einzelnen Hohlformen 23 sind ausserdem durch Trennwände 102 voneinander getrennt,
die mit den Formschienen 104, 105 seitlich bündig abschliessen.
[0029] Durch Bohrungen in den Formschienen 104, 105 und den Trennwänden 102 sind vier starke
stählerne Zugstangen 106 mit leichtem Spiel eingezogen. Auf die über den Formkasten
überstehenden Enden der Zugstangen 106 sind einfachwirkende hydraulische Hohlkolbenzylinder
134 geschoben und mit Kontermutterpaaren 107 gesichert. Die Aussenglocke der Zylinder
134 stützt sich gegen die Deckplatten 101 und der Innenkolben gegen die Kontermuttern
107 ab. Diese werden so eingestellt, dass das erforderliche und maximal zulässige
Formspiel gewährleistet ist. Wenn jeder Hydraulikantrieb 134 eine Kraft von 25 t (ca.
245 kN) liefert, so wird der Formkasten mit einer Gesamtkraft von ca. 980 kN zusammengepresst.
Bei einer Fläche von 100 x 50 cm entspricht dies einem Druck von 980 kN/O,5m2 = 1960
kPa, und dieser Druck reicht erfahrungsgemäss aus, um einen Ausdehnungsdruck des Gipses
von ca. 75-80 kPa pro Hohlform.
[0030] Die Hydraulikanschlüsse sind nicht dargestellt. In Fig. 2 ist lediglich die Hydraulikpumpenanordnung
115 zu sehen.
[0031] Nach oben sind die Hohlformen offen. Sie werden nach Füllung mit Gipsbrei durch Roste
114 abgedeckt, die an ihrer Unterseite mit dem entsprechenden Gegenprofil der Plattenschmalseite
versehen sind. Damit die Roste und die Plattenkanten nicht beschädigt werden, wenn
die Form druckentlastet und die Platten ausgestossen werden, ist ein Kontaktschalter
135 vorgesehen, der mit einer Betätigungsklinke 117 zusammenwirkt. Erst wenn die Roste
114 in die Klinken 117 eingehängt sind und der Schalter 135 geschlossen ist, kann
die Druckentlastung der Form und das Ausstossen der Platten in Tätigkeit gesetzt werden
.
[0032] Der ganze Formkasten 20 ist zwischen zwei horizontalen Trägern 116 aufgehängt und
wird von ihnen gehalten; diese Träger sind über Stützpfeiler 127 (Fig. 1) auf dem
Boden einer Grube befestigt. Die Pfeiler 127 dienen gleichzeitig dem Joch 132 der
Plattenausstossvorrichtung 21 zur Führung.
[0033] Mit diesem Joch 132 sind über die flachen Stempeltraversen 110 die Stempel 112 verbunden.
Wird das Joch 132 nach oben bewegt, was hydraulisch geschieht, so werden die gebildeten
Gipsplatten nach oben aus den Hohlformen 23 ausgestossen. Das Joch 132 wird von den
Hydraulikzylindern 122 gehoben und gesenkt (vgl. Fig. 2).
[0034] Im übrigen sind alle Betätigungs-, Mess- und Steuerschaltungen im Schaltschrank 14
untergebracht; dort sind auch Einrichtungen eingebaut, die einen vollautomatisch programmierten
Herstellungsablauf gestatten und bewirken.
[0035] In Fig. 5 ist eine Ausführungsform der erfindungsgemässen Greif- und Transportvorrichtung
200 dargestellt.
[0036] Die in Maschinen zur Herstellung von Wandplatten erzeugten, relativ dicken Platten
können mit Greifern gehandhabt werden, die an den Plattenschmalseiten angreifen. Bei
relativ dünnen Deckenplatten ist dies nicht mehr möglich, ohne die Platte zu beschädigen
bzw. zu zerbrechen.
[0037] Es wurde nun eine neuartige Greif- und Transporteinrichtung entwickelt, die auf die
Handhabung der dünnen Platten abgestimmt ist. Sie besteht (Fig. 5) aus einem waagerecht
an Kranhaken 203 hängenden Balken 204 mit seitlichen Backen 205, in denen Endgreiferplatten
206 über ein Hebelwerk angelenkt sind, das die Endgreiferplatten 206 mit Hilfe der
Hydraulikantriebe 207 nach innen bzw. aussen verschwenken kann. Am Balken 204 sind
ausserdem Zwischenplatten 208 frei aufgehängt. Mit 209 ist die Seilwinde zum Heben
und Senken der Kranhaken 203 bezeichnet.
[0038] Die ganze Anlage arbeitet folgendermassen, wobei der zu schildernde Arbeitsablauf
auch automatisch vonstatten gehen kann.
[0039] In die Misch- und Giessmulde 7 wird die benötigte Menge Wasser eindosiert und die
Verstärkungsmaterialien - etwa 1 kg Glasstapelfasern eingebracht. Dann wird der Rohrförderer
4 in Betrieb gesetzt, der Gips aus dem Gipssilo 2 über die Wäge- und Dosiereinrichtung
5 in den Dosierbehälter 3 fördert. Wenn die eingestellte Gipsmenge zugeführt ist,
stellt die automatische Waage 6 den Förderer ab, und der abgemessene Gips wird in
die Mulde 7 überführt, nachdem das Rührwerk 9 in Betrieb gesetzt wurde.
[0040] Wenn der Gipsbrei in der Mulde 7 homogen ist, wird diese um die Achse 8 geschwenkt,
und der Brei läuft durch den Trichter 11 in die Hohlformen 23 des zuvor unter Druck
gesetzten und zusammengepressten Formkastens 20, der mit Trennöl eingesprüht wurde.
Der Formkasten wird nach Füllung mit den Rosten 114 bedeckt, die in die Oberfläche
des Gipsbreies eingedrückt werden.
[0041] Nach ca. 8-10 Minuten ist der Gips erhärtet, und die noch nassen, formbeständigen,
aber empfindlichen Gipsplatten können ausgeformt werden. Der Druck wird aus den Hydraulikzylindern
134 abgelassen, und die Führungsschienen und Trennwände des Formkastens geben nun
dem Druck der zusammengepressten Gipsplatten nach und entfernen sich um einige Zehntelmillimeter
voneinander; die so entstehenden Formspalte summieren sich, so dass sich die äusseren
Trennwände des Formkastens um 1-2 mm bewegen können. Der Kolbenweg der Zylinder 134
wird auf diesen Wert begrenzt, der sich nach einigen wenigen Versuchen ergibt.
[0042] Zum Ausformen werden die Motoren 122 (Fig. 2) in Betrieb gesetzt und heben das Joch
132. Die Traversen 110 schieben alle Stempel 112 in der zugehörigen Hohlform nach
oben, und demgemäss steigt die erzeugte Plattenserie nach oben aus dem Formkasten.
Es sei noch nachgetragen, dass das Ablassen des Druckes aus den Zylindern 134 und
das Heben des Jochs 132 erst dann in Tätigkeit gesetzt werden können, wenn die Roste
114 vom Formkasten abgenommen und auf die Klinken 117 gehängt worden sind.
[0043] Inzwischen wurde die Greifvorrichtung 200 (Fig. 5) passend abgesenkt, etwa so, wie
es in Fig. 1 gestrichelt angedeutet ist. Nach Massgabe ihrer Aufwärtsbewegung schieben
sich die einzelnen Gipsplatten des Plattenpakets 202 zwischen benachbarte Zwischenplatten
208 der Greifvorrichtung. Sind die Stempel 112 oben abschliessend am Formkasten angekommen,
so werden die Hydraulikzylinder 207 der Vorrichtung 200 mit Druckmedium versorgt,
und infolge der bereits geschilderten, aus Fig. 5 sofort hervorgehenden Hebelbewegungen
erreicht man ein grossflächiges, schonendes Einklemmen aller Platten 202 nicht an
ihren empfindlichen Schmalseiten, sondern an den Ober- und Unterseiten.
[0044] Die Greifvorrichtung wird verfahren, bis der Stapel im Transport- und Trockenwagen
201 (der auch eine Palette sein kann, vgl. Fig. 1) abgelegt ist. Der Wagen 201 gelangt
in den nicht zur Erfindung gehörenden Trockenofen, der auch nicht dargestellt ist.
Der Fabrikationszyklus beginnt nun von neuem mit dem Absenken der Stempel 112 bis
zum unteren Rand des Formkastens, mit dem Vorbereiten und Zusammenpressen des Formkastens
und dem Ansetzen des Gipsbreies, sobald die Greif- und Transportvorrichtung 200 den
Ausformbereich verlassen hat.
[0045] Die erfindungsgemässe Anlage, die nun mit 25 Hohlformen bei einer Erstarrungszeit
des Gipses von 8 Minuten ca. 180 Deckenplatten in der Stunde liefert, braucht nur
noch 1 Bedienungsperson, während nach dem Stand der Technik zur Herstellung von 120-150
Platten 6 Mann benötigt werden und noch schwere körperliche Arbeit leisten.
[0046] Die erfindungsgemässe Anlage lässt sich im Rahmen des Beanspruchten nach Wissen und
Können des Fachmanns abändern, und solche Aenderungen werden vom Schutzbereich umfasst.
Das oben angegebene Beispiel stellt keine Einschränkung des Schutzbegehrens dar.
[0047] In der vorstehenden Beschreibung wurde die Erfindung zur Herstellung von Deckenplatten
aus Gips beschrieben und erläutert. Sie kann grundsätzlich auch zur Herstellung von
Wandplatten dienen, obwohl dabei weniger ausgeprägte Vorteile auftreten. So ist die
nötige Ausformkraft bei Wandplatten z.Zt. ca. 200 t, die dann auf 5-10 t reduziert
werden kann, mit entsprechenden baulichen und betrieblichen Einsparungen. Diesem Vorteil
steht dann der etwas höhere Aufwand eines elementbeweglichen Formkastens mit Presszylindern
gegenüber, wobei aber insgesamt die Vorteile überwiegen, zu denen auch die bessere
Plattenqualität zu rechnen ist.
1. - Anlage zur Herstellung geformter Bauplatten aus Gips, mit einer Formmaschine,
in der eine Vielzahl von Hohlformen, die sich vertikal erstrecken, parallel zueinander
in einer paketartigen Anordnung einen Formkasten bilden, dadurch gekennzeichnet, dass
die Begrenzungselemente (101, 102, 104, 105, 112) der einzelnen Hohlformen (23) gegeneinander
verschiebbar sind, und dass Einrichtungen (107, 134) vorgesehen sind, um den von den
Begrenzungselementen (101, 102, 104, 105, 112) gebildeten Formkasten (20) horizontal
zusammenzupressen und wieder zu entlasten, wobei sich die Begrenzungselemente horizontal
ein wenig voneinander entfernen können.
2. - Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtungen zum Zusammenpressen
des Formkastens (20) hydraulische Druckzylinder sind.
3. - Anlage nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtungen (107,
134) zum Zusammenpressen des Formkastens (20) einfach wirkende, beidseits des Formkastens
(20) angesetzte, einerseits auf Deckplatten (101) des Formkastens und andererseits
auf die Begrenzungselemente (101, 102, 104, 105) durchdringende Zugstangen (106) wirkende
hydraulische Hohlkolbenzylinder (134) sind.
4. - Anlage nach einem der Ansprüche 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, dass die horizontale
Verschiebbarkeit der Begrenzungselemente durch Einstellung des Hubs der Druckkolben
in den hydraulischen Druckzylinder (134) begrenzt ist.
5. - Anlage nach einem der vorstehenden Aensprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Deckroste
(114) zum Abdecken des Formkastens von oben vorgesehen sind, und dass Sicherungseinrichtungen
(117, 135) eingebaut sind, die ein Ablassen des Pressdruckes am Formkasten (20) und
ein Ausstossen der fertigen Gipsplatten sperren, bevor nicht die Deckroste (114) vom
Formkasten (20) entfernt sind.
6. - Anlage nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, das der
untere Abschluss jeder Hohlform (23) von einem vertikal verschiebbaren und in Grenzen
horizontal nachgiebigen Stempel (112) gebildet ist, dass alle Stempel (112) über Traversen
(110) an einem Joch (132) befestigt sind, und dass das Joch (132) zum Ausstossen der
Platten (202) vertikal verfahrbar ist.
7. - Anlage nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch
eine Greif- und Transporteinrichtung (200) für die erzeugten, aus dem Formkasten (20)
nach oben ausgestossenen Platten (202), welche an einem waagrecht hängenden Balken
(204) Greifplatten (206) antreibbar angelenkt aufweist sowie mit einer Anzahl von
Zwischenplatten (208) ausgerüstet ist, die dazu bestimmt sind, einzeln jeweils zwischen
zwei benachbarte Platten (202) des ausgestossenen Gipsplattenpakets eingeschoben zu
werden, und durch Antriebe (207), die die Greifplatten (206) aufeinander zu bzw. voneinander
weg bewegen.
8. - Verfahren zur Herstellung flacher Gipsbauplatten, bei dem man einen wässrigen
Gipsbrei in einen Formkasten mit einer Anzahl paketartig angeordneter Hohlformen eingiesst,
ihn darin erstarren lässt und die erstarrten Platten von unten nach oben gleichzeitig
als Paket ausformt, dadurch gekennzeichnet, dass man den Formkasten, bei dem die Begrenzungselemente
der Hohlformen horizontal beweglich sind, vor dem Eingiessen des Gipsbreies horizontal
zusammenpresst und die Pressung nach Erstarren des Gipses und vor dem Ausformen der
Platten aufhebt, wodurch sich die Begrenzungselemente leicht voneinander entfernen
und das Ausformen erleichtert wird.
10. - Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Pressdruck auf den
Formkasten hydraulisch erzeugt wird und mindestens 75-80 kPa pro Hohlform, multipliziert
mit der Anzahl der Formen, beträgt.
11. - Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
dass der Verfahrensablauf einschliesslich der Abmessung der Mengen an Ausgangsstoffen
pro Charge automatisch und programmierbar gesteuert wird.