[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Brennraum-Bauteil für Verbrennungsmotoren mit
mindestens einem Einsatz aus hitzebeständigem, insbesondere keramischem Werkstoff,
in einer dem Brennraum zugewandten Ausnehmung des Bauteiles, der durch Umgießen oder
Einschrumpfen mit dem Grundwerkstoff des Bauteiles verbunden ist.
[0002] Bauteile aus Aluminiumlegierungen, die den Verbrennungsraum von Verbrennungskraftmaschinen
begrenzen, werden häufig mit Einsätzen aus hitzebeständigen, hochfesten Werkstoffen
versehen, um den Leichtmetallwerkstoff in thermisch und/oder mechanisch hochbeanspruchten
Bereichen örtlich zu armieren. Ein typisches Beispiel sind
Brannraumeinsätze in Kolben. Gleichartige Einsätze werden jedoch auch in Zylinderköpfen
verwendet. Die Einsätze können aus warmfesten Stählen oder aus anderen geeigneten
Schwermetall-Legierungen bestehen. In jüngster Zeit werden bevorzugt auch Keramikwerkstoffe
für diesen Zweck eingesetzt.
[0003] Insbesondere bei der Verwendung von Keramikeinsätzen besteht das bisher nicht befriedigend
gelöste technische Problem, dem Einsatz einen festen Halt im Kolbengrundwerkstoff
zu geben.
[0004] In der DE-PS 725 761 sind Kolben beschrieben, bei welchen die Einsätze beim Umgießen
mit dem Kolbengrundwerkstoff durch Hinterschneidungen formschlüssig verankert sind.
Beim Aufschrumpfen des Umgußmaterials entstehen im Bereich der Hinterschneidungen
jedoch Spannungskonzentrationen, die leicht zu Rissen im Keramikeinsatz führen können.
Außerdem steht oft der für eine Hinterschneidung erforderliche Platz rein konstruktiv
am Kolbenkopf nicht zur Verfügung.
[0005] Die gleiche Gefahr unzulässiger Spannungen im Keramikwerkstoff ist bei mechanischen
Verbindungen, z.B. mit Hilfe von Schrauben, gegeben. Auch das Abpuffern der Schrumpfspannungen
mit weichen Zwischenlagen, wie in der US-PS 4 245 611 beschrieben, bringt keine in
jeder Hinsicht befriedigende Lösung.
[0006] Die sowohl im Hinblick auf den Platzbedarf und die Vermeidung von Spannungskonzentrationen
günstigste Verbindungstechnik ist die Umklammerung des Keramikeinsatzes im wesentlichen
durch die beim Umgießen entstehenden Schrumpfkräfte bei weitgehend glatter, allenfalls
leicht gewölbter Außenfläche des Einsatzteiles.
[0007] Um allein mit Hilfe der beim Umgießen entstehenden Schrumpfspannung einen sicheren
Halt des Eingußteiles auch unter Motorbetriebsbedingungen zu erreichen, ist man gezwungen,
die relevanten physikalischen Eigenschaften, wie Ausdehnungskoeffizient, Elastizitätsmodul
und Fließgrenze der beteiligten Werkstoffe, so aufeinander abzustimmen, daß die Schrumpfkräfte
auch bei zyklischen Temperaturwechseln erhalten bleiben, wie dies in der
DE-OS 33 28 435 beschrieben ist.
[0008] Trotz solcher Maßnahmen zeigte sich bisher in der Praxis immer wieder, daß auf diese
Weise eingegossene Einsatzteile im Motorbetrieb allmählich aus dem sie umklammernden
Umgußmaterial herauswanderten, wodurch es leicht zum Anschlagen des Keramikteils an
gegenüberliegenden Teilen der Brennraumwand und damit zur Zerstörung des Einsatzes
kommen konnte. Interessant dabei war, daß das Einsatzteil auch im teilweise herausgewanderten
Zustand in der Regel von den Schrumpfkräften noch fest umklammert war.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, Bauteile oben genannter Art anzugeben, bei welchen
die Einsätze im Motorbetrieb aus dem sie umklammernden Grundmaterial nicht herauswandern,
also einen dauerhaft festen Halt im Bauteil-Grundwerkstoff besitzen. Des weiteren
soll ein Verfahren zur Herstellung dieser Bauteile angegeben werden.
[0010] Diese Aufgabe wird durch Bauteile mit den Merkmalen des Anspruches 1 und durch ein
Verfahren nach Anspruch 5 gelöst.
[0011] Demgemäß ist zur Entspannung eines sich unter den-Einsätzen aufbauenden Gasdruckes
im Grundmaterial zu der Unterseite der Einsätze führend mindestens eine Gasdruckentlastungsbohrung
vorgesehen. Diese Bohrungen, die erfindungsgemäß einen Durchmesser von 0,01 bis 10
mm aufweisen können, wirken als Entlüftungs- oder
Druckentlastungskanäle, d.h. sie verhindern den Aufbau eines Druckgaspolsters in der
Trennfuge zwischen Einsatzteil und Umgußmaterial.
[0012] Gemäß dem Verfahren nach der Erfindung wird der Einsatz zuerst im entsprechend vorbereiteten
Bauteil oder im Formhohlraum der Gießform für das Bauteil in seiner Lage relativ zum
übrigen Bauteil fixiert, erst danach werden die Entlastungsbohrungen durch geeignete
Maßnahmen während des Gießens und durch mechanische Bearbeitung im Grundwerkstoff
des Bauteils erzeugt. Das Verankern des Einsatzes im Grundwerkstoff erfolgt dabei
zweckmäßigerweise durch Eingießen bzw. durch Einschrumpfen. Bei Einsätzen aus Keramikwerkstoff
ist das Einpressen als Verbindungsverfahren nahezu ausgeschlossen, weil ein
Keramikkörper die mechanischen Belastungen wahrscheinlich nicht aushalten würde.
[0013] Die Erfindung, die sich bevorzugt auf Einsätze aus porösem Keramikwerkstoff bezieht,
beruht auf folgenden Erkenntnissen bzw. Überlegungen:
Nach dem Umgießen befindet sich in der Trennfuge zwischen Einsatz und Umgußmaterial
eine gewisse Menge eingeschlossener Gase oder kondensierter vergasbarer Substanzen,
wie beispielsweise Wasser. Diese Stoffe können zum einen Einschlüsse von nicht vollständig
entwichener Luft aus dem Formhohlraum sein; zum anderen rühren sie aber auch daher,
daß Keramikteile von Natur aus eine gewisse unvermeidliche Porosität besitzen, was
zur Folge hat, daß sie beim Erhitzen über längere Zeiträume Gase abgeben. Hinzu kommt
eine manchmal ebenfalls über längere Zeit anhaltende Abspaltung von Kristallwasser
aus dem Keramikwerkstoff. Unter dem Einfluß der hohen Motorbetriebstemperaturen expandieren die eingekapselten Gase oder vergasbaren Stoffe
und treiben den Einsatz wie einen Pneumatikkolben nach außen.
[0014] Dem kann sich ein weiterer Vorgang überlagern. Bei der Erwärmung im Motorbetrieb
dehnt sich nämlich der Kolben nicht völlig gleichmäßig aus, so daß es zu leichten
Unrundheiten und örtlichen Spaltbildungen zwischen Umgußmaterial und Einsatz kommen
kann. Die unter hohem Druck stehenden Verbrennungsgase dringen dann entlang diesen
Spalten in die Trennebene zwischen Um
gußmaterial und Einsatz ein. Beim Öffnen des Ausströmventils baut sich der Gasdruck
im Verbrennungsraum in sehr kurzer Zeit ab, während das in die Trennebene eingedrungene
Gas nur langsam entweichen kann, so daß bei jedem Arbeitstakt für eine gewisse Zeit
ein Überdruck in der Trennebene besteht, der den Einsatz nach außen drängen will.
Mit fortschreitendem Herauswandern wird das Gasvolumen in der Trennebene zunehmen
und den Vorgang entsprechend beschleunigen. Die erfindungsgemäß vorgesehenen Druckentlastungsbohrungen
verhindern den Aufbau eines Überdruckes in der Trennebene und damit den beschriebenen
Vorgang des Herausdrückens des Einsatzes. Der nunmehr nur einseitig vom Verbrennungsraum
her wirkende Druck der Verbrennungsgase wird bei Vorhandensein der Druckentlastungsbohrungen
ständig den Einsatz oder das Eingußteil in seine tiefste Lage bzw. seine Umgußlage
hineindrücken.
[0015] Es ist zwar bereits bei Kolben bekannt, unter dem Einsatz eine zur Trennebene hin
offene Bohrung im Grundmaterial vorzusehen. Diese Bohrung dient jedoch jeweils ganz
anderen Funktionen.
[0016] So zeigt die DE-OS 31 10 292 einen Kolben mit Keramikeinsatz, der ebenfalls im Boden
der Kolbenkopfaussparung eine Bohrung aufweist, die von der Trennebene zwischen Einsatzteil
und Kolbenkopf ins Innere des Kolbens führt. Es handelt sich jedoch nicht um ein eingegossenes,
sondern um ein nachträglich rein mechanisch in den Kolbenkopf eingesetztes Einsatzteil,
wobei die Bohrung der Schmierölführung dient.
[0017] Des weiteren ist in der PCT-Anmeldung WO 83/00535 ein Kolben mit einem warmfesten
metallischen Einsatz im Bereich des Verbrennungsraumes beschrieben, bei dem im Boden
der
Kolbenkopfaussparung eine zentrische Bohrung vorgesehen ist. Diese Bohrung dient jedoch
nur zum Entweichen der Luft während des Einpressens des Einsatzes in die Ausnehmung
im Kolbenkopf. Sie ist nicht zur Entlüftung während des Motorbetriebs gedacht. Es
sind nämlich im Boden der Kolbenkopfaussparung oder im Boden des Einsatzes Ausnehmungen
vorgesehen, die der Reduzierung des
Flächenkontaktes zwischen Einsatz und Grundmaterial dienen. Diese Ausnehmungen sind
aber gerade nicht mit Bohrungen versehen, obwohl sie Gaspolster bilden. Ferner können
Keramikeinsätze, wie bereits erwähnt, durch Einpressen nicht eingebracht werden. Diese
müssen eingegossen oder eventuell eingeschrumpft werden. Weder das Eingießen noch
das Einschrumpfen wird aber den Fachmann veranlassen, eine Entlüftungsbohrung wie
bei dem zur Rede stehenden Kolben einzubringen.
[0018] Erfindungsgemäß kann zwar eine Entlüftungsbohrung im wesentlichen mittig vorgesehen
sein. Da in der Mitte des Kolbenbodens jedoch die größten mechanischen Spannungen
auftreten, ist es günstiger, mehrere Entlüftungsbohrungen außermittig vorzusehen.
Mit einer größeren Anzahl peripher angeordneter Bohrungen mit kleinem Querschnitt
wird ein relativ großer Entlüftungsquerschnitt dort geschaffen, wo die Gase während
des Motorbetriebs in den Zwischenraum zwischen Einsatz und Kolbenboden eintreten.
Hierdurch wird gleichzeitig einer Schwächung des Kolbens durch eine zu große zentrische
Bohrung vermieden.
[0019] Der Erfindungsgegenstand wird nachstehend anhand der in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiele weiter erläutert.
[0021]
Fig. l als erfindungsgemäßes Bauteil einen Kolben, und
Fig. 2 einen Zylinderkopf als Bauteil in erfindungsgemäßer Ausführung.
[0022] Wie in Fig. 1 dargestellt, ist in einer Kolbenkopfaussparung 2 eines Kolbens 1 ein
Einsatz, hier ein Eingußteil, angeordnet. Im Boden der Kolbenkopfausnehmung sind Entlastungsbohrungen
4 bzw. 5 angeordnet, die von der Trennebene 6 zwischen Einsatzteil 3 und Kolbenkopf
ins Innere des Kolbens 1 führen.
[0023] Die Bohrung 4 ist dabei zentrisch angeordnet und die Bohrungen 5 sind außermittig
bzw. peripher konzentrisch angeordnet, einen Kranz von Entlastungsbohrungen bildend.
[0024] In Fig. 2 ist als erfindungsgemäß ausgebildetes
Bau- teil ein Zylinderkopf 11 dargestellt, welcher in einer dem Verbrennungsraum zugekehrten
Zylinderkopfaussparung 12 einen Einsatz 13 aufweist. Da durch die Anordnung der Einlaß-
bzw. Auslaßkanäle 17 und 18 eine Unterbrechung des nach oben gewölbten Einsatzes vorhanden
ist, ist hier mindestens eine mittige Entlastungsbohrung 14, die von der Trennebene
16 achsparallel weggeführt ist, vorgesehen. Die peripheren
Entlastungsbohrungen 15 fühen von der Trennebene 16 zur Mantelfläche des Zylinderkopfes
hin.
1 Brennraum-Bauteil für Verbrennungsmotoren mit mindestens einem Einsatz aus hitzebeständigem,
insbesondere keramischem Werkstoff, in einer dem Brennraum zugewandten Ausnehmung
des Bauteiles, der durch Umgießen oder Einschrumpfen mit dem Grundwerkstoff des Bauteiles
verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß zur Entspannung eines sich unter dem Einsatz
(3; 13) aufbauenden Gasdruckes im Grundwerkstoff des Bauteiles (1, 11) mindestens
eine Gasdruck-Entlastungsbohrung (4, 5 bzw. 14, 15) vorgesehen ist, die von einer
freien Obefläche zu der Unterseite des Einsatzes (3; 13) führt.
2. Bauteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Entlastungsbohrung (4
bzw. 14) zentrisch in bezug auf den Einsatz (3; 13) angeordnet ist.
3. Bauteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Entlastungsbohrungen
(5 bzw. 15) außermittig, vorzugsweise peripher, in bezug auf den Einsatz (3; 13) angeordnet
sind.
4. Bauteil nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Entlastungsbohrungen
(4, 5 bzw. 14, 15) einen Durchmesser von 0,01 bis 10 mm aufweisen.
5. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils gemäß den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Einsatz zuerst in seiner Lage relativ zum übrigen Bauteil
fixiert wird und danach die Entlastungsbohrungen im Grundwerkstoff des Bauteils ausgeführt
werden.
6. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils gemäß den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Entlastungsbohrungen während des Umgießens durch entsprechend
angeordnete Kernstifte erzeugt werden.