[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Treibladungsanzünder nach dem Oberbegriff
des Hauptanspruches.
[0002] Die Leistungsfähigkeit eines Geschützes hängt wesentlich von der kinetischen Energie
der abgefeuerten Geschosse ab, insbesondere, wenn es sich dabei um unterkalibrige
Hartkern-Geschosse handelt. Die Mündungsenergie der Geschosse hängt von der Menge
an Treibladungspulver ab, welches das Geschoß antreibt. Ohne eine Änderung der durch
das verwendete Geschütz bestimmten Maße der Kartuschenhülse führt diese Maßnahme zwangsläufig
zu vergrößerten Ladedichten des Treibladungspulvers und zu einer damit verbundenen
Erschwernis seiner Anzündung. In derartigen Treibladungen können herkömmliche Treibladungsanzünder
katastrophale Druckzustände erzeugen, weil der Menge der aus dem Teibladungsanzünder
in die Treibladung eintretenden Anzündgase nur ein wesentlich reduziertes Leervolumen
zur Verfügung steht. Die unter Druck stehenden Anzündgase können sich wegen des fehlenden
Platzes und auch wegen erhöhter Drosselwirkung der nun enger gepackten Treibladungspulverkörner
nicht schnell genug entspannen. Es kommt somit zu lokalen Überdrucken in der Anzündphase,
starken mechanischen Belastungen der Pulverkörner und unter Umständen zur Oberschreitung
des Konstruktionsgasdruckes der Waffe. Die Menge der Anzündgase läßt sich nicht reduzieren,
weil nicht nur die bisher übliche Anzündenergie nach wie vor zur Verfügung stehen
muß, sondern diese wegen der Erhöhung der Treibladungsdichte eigentlich noch erhöht
werden müßte.
[0003] Der Aufbau eines Treibladungsanzünders konventioneller Art, bei dem sich die oben
genannten Probleme ergeben, und der im wesentlichen z.B. aus der DE-OS 32 26 269 bekannt
ist, wird im folgenden anhand der Figur 1 erläutert. Der Treibladungsanzünder besteht
aus einem Außenkörper 1 mit darin befindlichem Anzündstück 2 und einen über Vergußmasse
4 in den Außenkörper 1 eingesetzten Anzündrohr 3. Im Anzündrohr 3 ist die von einem
Schrumpfschlauch 7 gehaltene Säule von Ringtabletten 6 angebracht und über ein Distanzrohr
5, Ringe 8 und 9 und ein weiteres Abstandsrohr 10 und eine Verschlußschraube 11 fixiert.
Das Anzündrohr 3 weist im Bereich der Tablettensäule Bohrungen 12 auf. Die Säule von
Ringtabletten 6 (Verstärkungssatz) ist dasjenige Element, bei dessen Abbrand die heißen
Anzündgase entstehen, die sodann durch die Bohrungen 12 des AnzUndrohres 3 in die
Treibladung (nicht gezeigt) eintreten und diese entzünden. Der Verstärkungssatz jedoch
selbst behindert diese Strömung, weil die Ringtablettensäule von innen her angefeuert
wird. Erst nach geraumer Zeit sind die Tabletten durchgebrannt und geben den Weg für
das Anzündgas frei. Zu diesem Zeitpunkt ist aber der Innendruck im Treibladungsanzünder
bereits stark angestiegen, und die Anzündgase stehen schon unter einem schädlich hohen
Druck, wenn sie die Bohrungen 12 des Anzündrohres 3 passieren.
[0004] Ausgehend vom oben genannten Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
einen Treibladungsanzünder so auszubilden, daß kritische Belastungen der Treibladung
vermieden werden und diese sicher angezündet wird.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Ringtabletten aus einem ringförmigen Basiskörper
bestehen, der auf mindestens einer seiner Stirnflächen einen Ansatz gertn
ge-T rer Wandstärke trägt , dessen Außendurchmesser höchstens dem Außendurchmesser des
Basiskörpers entspricht.
[0006] Durch diese Ausführung der Ringtabletten werden die Probleme der Anzündung leistungsgesteigerter
Munition vermieden, da der Anzündvorgang verlangsamt wird, indem die vom Treibladungsanzünder
gelieferte Gasrate so reduziert wird, daß kritische Belastungen der Treibladung sicher
vermieden werden. Dadurch nämlich, daß: der bzw. die Ansätze auf dem Basiskörper eine
geringere Wandstärke aufweisen, als der Basiskörper selbst, steigt der Innendruck
innerhalb der Säule von Ringtabletten nur so lange steil an, bis sich durch das Abbrennen
der Ansätze Verbindungen zwischen dem Innenraum der Säule und den Bohrungen im Anzündrohr
öffnen. Von diesem Zeitpunkt an wird der Druck erniedrigt, so daß die Tabletten mit
geringerer Geschwindigkeit abbrennen und die Treibladung schonend angezündet wird.
Vorzugsweise sind die Ansätze auf beiden Stirnflächen der Basiskörper ausgebildet.
[0007] Bei einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Ansätze den gleichen Innendurchmesser,
jedoch einen geringeren Außendurchmesser wie die Basiskörper auf. Dadurch können sich
die Gas nach dem Durchbrennen der Ansätze in den freien Ringräumen zwischen der Innenwand
des Anzündrohres und den äußeren Wänden der Tablettensätze weiterhin entspannen, wodurch
der Druck nochmals erniedrigt und die Anzündung gleichmäßiger und schonender gestaltet
wird.
[0008] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung weisen
die Ansätze Ausnehmungen auf, welche die Bohrung der Ringtablette und den Außenraum
verbinden. Bei dieser Ausführungsform werden die Anzündgase nun von Anfang an nicht
ausschließlich im Säulen-Innenvolumen gespeichert, sondern sofort durch die Aushehmungen
und die Bohrungen nach außen hin in die Treibladung geleitet. Aus diesem Grund kommt
es zu keiner wesentlichen Drucksteigerung im Inneren des Treibladungsanzünders. Weiterhin
wird dadurch von Anfang an wegen des geringeren Innendruckes die Abbrandgeschwindigkeit
der Tabletten erniedrigt, so daß der Anzundprozeß sehr langdauernd wirkt. Durch die
Vermeidung des hohen Innendruckes kann es nun auch nicht mehr geschehen, daß,wie bisher,
die Tabletten zertrümmert werden und unverbrannte Trümmer durch die Bohrungen des
Anzündrohres in die Pulver-Treibladung gelangen, wo sie unkontrolliert wirken.
[0009] Um die Stapelbarkeit der Ringtabletten zu gewährleisten, was für die Gestaltung des
Treibladungsanzünders von äußerster Wichtigkeit ist, wählt man vorteilhafterweise
die Breite der Ausnehmungen geringer als die Breite der verbleibenden Teile der Ansätze.
Auf diese Weise ist gewährleistet, daß auch dann, wenn die Ringtabletten ohne besondere
Orientierung zueinander gestapelt werden, keine "Verzahnung" der Ringtabletten und
die daraus resultierende unkontrollierbare Querschnittsveränderung der Ausnehmungen
auftreten kann.
[0010] Vorteilhafterweise wählt man die Gesamthöhe der Ringtabletten entsprechend dem Abstand
zwischen den Bohrungen in Längsrichtung des Anzündrohres, wobei es besonders vorteilhaft
ist, wenn in der Höhe eines jeden Ansatzes mindestens eine Bohrung im Anzündrohr zu
finden ist.
[0011] Im folgenden werden bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung anhand
von Abbildungen näher erläutert. Hierbei zeigt
Figur 1 einen herkömmlichen Treibladungsanzünder im Längsschnitt, -
Figur 2'die perspektivische Darstellung einer bevorzugten Ausführungsform der Ringtabletten,
und
Figur 3 eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Ringtabletten.
[0012] Die in Figur 2 gezeigte Ringtablette 6 aus einer bekannten Anzündmischung, z.B. Bor-Kaliumnitrat,
weist einen im wesentlichen ringförmigen Basiskörper 22 auf, auf dessen beiden Endflächen
Ansätze 20,20' angebracht sind. Die Ansätze 20,20' weisen hierbei den gleichen Innendurchmesser
wie das ringförmige Basisteil 22 auf. Die Stirnfläche der Ansätze 20,20' weist einen
wesentlich geringeren Außendurchmesser auf, als das Basisteil 22, während der Außendurchmesser
der Ansätze 20,20' an der Obergangszone in das Basisteil 22 gegenüber dem der Stirnfläche
erweitert ist. Durch diese konische Form der Ansätze 20,20' ergibt sich eine besonders
hohe mechanische Stabilität der ganzen Ringtablette 6, und der beim Stapeln entstehende
Ringraum zwischen Tabletten 6 und Anzündrohr 3 wird wirksam erweitert. Darüberhinaus
öffnet sich beim Abbrennen der Spalt zwischen Innenraum 21 und Außenraum der Tablette
nur allmählich, so daß es nicht zu Druckstößen kommen kann.
[0013] Bei der in Figur 3 gezeigten bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
sind die Ansätze 20,20' mit Ausnehnungen 23 versehen, die den Innenraum 21 der Tabletten
6 mit dem Außenraum verbinden. Die Ansätze bilden somit das Bild einer zinnenbewehrten
Mauerkrone, wobei der Querschnitt der Ausnehmungen 23 vorteilhafterweise im wesentlichen
halbkreisförmig ist. Um die Stapelbarkeit der Tabletten 6 zu erhalten, wählt man vorzugsweise
die Breite b der Ausnehmungen geringer als die Breite a der verbleibenden Teile der
Ansätze 20,20'. Auf diese Weise kann es nicht vorkommen, daß beim Stapeln die verbleibenden
Teile der Ansätze in die Ausnehmungen einrasten und diese in unkontrollierter Weise
zumindest teilweise verschließen.
[0014] Es ist selbstverständlich möglich, die Ansätze Z0,20' auch nur einseitig an den Basiskörpern
22 anzubringen und diese nicht konisch, sondern gerade, schräg oder gewölbt auszustalten.
Ebenso kann man natürlich die Nuten eckig oder anders geformt ausgestalten. Weiterhin
ist es möglich, den Innendurchmesser der Ansätze anders zu wählen, als denjenigen
des zylindrischen Teils.
1. Treibladungsanzünder mit einem Anzündrohr mit Bohrungen zur Verbindung mit einem
Druckraum mit Hauptladung und mit einer Säule von Ringtabletten als Anzündladung,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Ringtabletten (6) aus einem ringförmigen Basiskörper (22) bestehen, der auf
mindestens einer Stirnfläche einen Ansatz (20,20') geringerer Wandstärke trägt, dessen
Außendurchmesser höchstens dem Außendurchmesser des Basiskörpers (22) entspricht.
2. Treibladungsanzünder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf beiden Stirnflächen
des Basiskörpers (22) Ansätze (20,20') ausgebildet sind.
3. Treibladungsanzünder nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ansätze (20,20') den gleichen Innendurchmesser, jedoch einen geringeren Außendurchmesser
als der Basiskörper (22) aufweisen, wobei sich der Außendurchmesser der Ansätze (20,20')
vorzugsweise in Richtung auf den Basiskörper (22) konisch erweitert.
4. Treibladungsanzünder nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Ansätze (20,20') Ausnehmungen aufweisen, welche die Bohrung (21) der Ringtabletten
(6) und den Außenraum verbinden.
5. Treibladungsanzünder nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Breite (a)
der verbleibenden Teile der Ansätze (20,20') größer als die Breite (b) der Ausnehmungen
(23) ist.
6. Treibladungsanzünder nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamthöhe der Ringtabletten (6) einem geradzahligen Bruchteil des Abstandes
zwischen den Bohrungen (12) in Längsrichtung des Anzündrohres (3) entspricht.