[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Markieren befahrbarer Flächen
mit wasserhaltigen Farben, sowie dafür verwendbare fahrbare Markierungsmaschinen.
[0002] Es ist bekannt, befahrbare Flächen, wie Straßen und Plätze, mit lösemittelhaltigen
Farben mittels fahrbarer Markierungsmaschinen, beispielsweise durch Verspritzen, zu
markieren. Die auf die Flächen aufgebrachten Farben trocknen je nach Farbenzusammensetzung
durch Verdunstung der Lösemittel oder auch chemische Reaktionen, wie z.B. Polymerisation
reaktiver Lösemittel oder chemische Vernetzungsreaktionen, wie z.B. oxidative Vernetzung
oder Zweikomponenten-Vernetzung. Gegenüber solchen kaltverarbeitbaren Farben haben
aus heißer Schmelze verarbeitbare, weitestgehend lösemittelfreie Markierungsmassen
den entscheidenden Vorteil der wesentlich schnelleren Trocknung, so daß sie bereits
kurz nach dem Aufbringen von Fahrzeugen überfahren werden können.
[0003] Besonders problematisch ist die Markierung mit wasserhaltigen Markierungsfarben.
Diese lassen sich zwar wie die üblichen lösemittelhaltigen Farben, beispielsweise
im Spritzverfahren, in der Kälte verarbeiten; ihre Trocknung benötigt jedoch wegen
der verhältnismäßig langsamen Verdunstung des Wassers relativ lange Zeit. Die Trocknungsdauer
ist sehr stark von den Witterungsverhältnissen, wie Kälte und Luftfeuchtigkeit, abhängig.
Es entstehen hohe Kosten durch übermäßig lange Absperrzeiten für den Straßenverkehr.
In gemäßigten Klimagebieten lassen sich derartige Farben daher nur selten mit akzeptabler
Trocknungsgeschwindigkeit verarbeiten.
[0004] Um die Trocknungsdauer zu verkürzen, werden lösemittelhaltige Farben oft auch vorgewärmt
und in heißem Zustand verarbeitet. Derart aufgetragene Farben trocknen aber nur unwesentlich
schneller und haften im allgemeinen wegen ihrer höheren Viskosität nach dem Abkühlen
nur noch schlecht am Untergrund. Die Haltbarkeit derartiger Markierungen im Straßenverkehr
ist deswegen stark beeinträchtigt.
[0005] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Markierungsverfahren
aufzuzeigen, durch das die Trocknungsdauer von wasserhaltigen Markierungsfarben entscheidend
verkürzt werden kann, ohne dadurch die Haftfestigkeit der Markierungen am Untergrund
zu beeinträchtigen. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum Markieren
befahrbarer Flächen mit wasserhaltigen Farben, die neben Wasser Bindemittel, Pigment
und Füllstoff gegebenenfalls übliche organische Lösemittel und weitere Hilfsmittel
enthalten, nach an sich bekannten Farbauftragsverfahren, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß die zu markierende Fläche unmittelbar vor dem Aufbringen der Farbe mit einer
künstlichen Wärmequelle erwärmt wird.
[0006] Die zu markierenden Flächen sollen vorzugsweise auf Oberflächentemperaturen zwischen
25 und 120, insbesondere 30 und 90°C erwärmt werden, bzw. um 5 bis 100, vorzugsweise
20 bis 80°C gegenüber der Umgebungstemperatur erwärmt werden.
[0007] Bevorzugt werden außerdem solche Farben erfindungsgemäß verwendet, deren Gehalt an
flüchtigem organischem Lösemittel bis zu 25 Gew.%, vorzugsweise weniger als 10 Gew.%
beträgt.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind außerdem fahrbare Markierungsmaschinen
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0009] Der Untergrund, d.h. die zur markierenden Flächen, können aus den beim ' Straßenbau
üblichen Asphalt- oder Betondecken bestehen.
[0010] Zum Erwärmen können übliche künstliche Wärmequellen eingesetzt werden. Bevorzugt
werden bekannte Brennvorrichtungen, die sich mit flüssigen oder gasförmigen leicht
transportablen Brennstoffen, wie Heizöl oder Propangas, versorgen lassen. Je nach
Wärmeaufnahmevermögen des Untergrundes, angestrebter Markierungs- und Trocknungsgeschwindigkeit
der Markierungsfarbe können mehrere Flammen hintereinander und gegebenenfalls auch
nebeneinander geschaltet sein und die Leistung der Brenner reguliert werden.
[0011] Um Wärmeverluste durch Konvektion oder Abstrahlung zu vermeiden, wird die Wärmeabgabe
der Wärmequelle zweckmäßigerweise durch eine wärmeisolierende Abschirmung im wesentlichen
auf die zu markierende Fläche begrenzt. Die Wirksamkeit der Wärmequelle kann durch
einen wärmereflektierenden Mantel im Inneren der Abschirmung erhöht werden.
[0012] In einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Wärmequelle
so angeordnet, daß sie gleichzeitig noch die auf den Untergrund von der Farbauftragsvorrichtung
her austretende wäßrige Markierungsfarbe miterwärmt.
[0013] Für das erfindungsgemäße Verfahren eignen sich die für Markierungsfarben üblichen
Straßenmarkierungsmaschinen. Vorzugsweise enthalten sie jedoch eine Zusatzeinrichtung,
die in Fahrtrichtung vor der Farbauftragsvorrichtung angebracht ist und die künstliche
Wärmequelle enthält.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, die Trockengeschwindigkeiten lösemittelhaltiger
Markierungsfarben entscheidend zu verkürzen. Insbesondere lassen sich wäßrige Markierungsstoffe
auf diese Weise schneller und weitestgehend unabhängig von den Witterungsbedingungen,
wie Temperatur und Feuchtegehalt der Luft, verarbeiten. Damit können die Kosten, die
für eine langfristige Absperrung von Straßen und Plätzen für den Verkehr entstehen,
gesenkt werden.
[0015] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren, insbesondere aus wäßrigen Markierungsstoffen,
erhaltenen Farbmarkierungen zeichnen sich durch verbesserte Haftfestigkeit am Untergrund
sowie erhöhte Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse, wie Regen, anhaltende Nässe,
Frost und Salzwasser, aus, insbesondere wenn die Beanspruchung bereits kurz nach dem
Aufbringen der Markierungen erfolgt.
[0016] Allgemein eignen sich als Bindemittel physikalisch trocknende Polymerisate, die Glasübergangstemperaturen
zwischen 10 und 70°C und K-Werte (nach DIN 53 726) zwischen 25 und 90 aufweisen. Aber
auch gegebenenfalls oxidativ trocknende Polykondensate, sowie Kombinationen dieser
Bindemittel kommen in Frage.
[0017] So eignen sich als Bindemittel für das erfindungsgemäße Verfahren beispielsweise
wäßrige Primär- oder Sekundär-Dispersionen von Copolymerisaten, insbesondere solche,
die Copolymerisate aus Styrol und (Meth-)acrylsäureestern von Monoalkoholen mit 1
bis 14, insbesondere 4 bis 8 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise Styrol/n-Butylacryl-Copolymerisate,
die noch weitere Monomere, wie z.B. Acrylsäure, Acrylamid und/oder Methacrylamid einpolymerisiert
enthalten können.
[0018] Als Pigmente eignen sich die für die Straßenmarkierung üblichen, beispielsweise Anatas,
Rutil und Chromgelb. Auch als Füllstoffe werden die üblichen verwendet, wie beispielsweise
Microdolomit, Microcalcit, Kristobalithmehl und Kieselgur.
[0019] An gegebenenfalls mitzuverwendenden organischen Lösemitteln kommen sowohl die üblichen
flüchtigen, wie z.B. Toluol, Xylol, Aceton, Isopropanol, Methoxypropanol und Butylglykol,
als auch schwerflüchtige, als Weichmacher wirkende Lösemittel in Frage. Vorzugsweise
wird jedoch mit nur sehr geringen Mengen organischer Lösemittel oder ohne organische
Lösemittel gearbeitet.
[0020] An weiteren Hilfsmitteln, die in der Farbe enthalten sein können, kommen in Frage
Weichmachungs- bzw. Filmbildehilfsmittel, Pigmentdispergier- und Netzmittel, Hydrophobierungsmittel,
Verdickungs- und Antiabsetzmittel, Vernetzungsmittel bzw. Härter.
[0021] Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete typische Markierungsfarben können beispielsweise
zusammengesetzt sein aus
10 bis 25 Gew.% Bindemittel (Copolymerisat),
10 bis 25 Gew.% Pigment,
10 bis 60 Gew.% Füllstoff,
15 bis 50 Gew.X Wasser,
wobei das Bindemittel in Form einer feinteiligen Primär- oder Sekundärdispersion vorliegen
kann. Als Farbauftragsverfahren kommen in Frage Spritzen, Rollen, Walzen, Streichen,
Gießen und Aufziehen. Bevorzugt werden Spritzverfahren.
[0022] Die in den Beispielen und Vergleichsbeispielen genannten Teile und Prozente sind,
soweit nicht anders angegeben, Gewichtsteile und Gewichtsprozente.
[0023] Die folgenden Beispiele sollen den Gegenstand der vorliegenden Erfindung näher erläutern,
ohne diesen einzuschränken.
Vergleichsbeispiel A
[0024] Eine in bekannter Weise hergestellte Markierungsfarbe aus 200 Teilen einer 50 %igen
wäßrigen handelsüblichen Dispersion auf der Basis eines Styrol-n-Butylacrylat-Copolymerisates
mit einer Mindestfilmbildetemperatur von ca. 20°C sowie 110 Teilen Rutil, 150 Teilen
Microcalcit und 150 Teilen Kristobalithmehl wird mit einer Naßschichtdicke von 600
g/m
2 auf geglättetem Straßenasphaltbelag, dessen Oberflächentemperatur 23°C beträgt, bei
23°C und 65 % rel. Luftfeuchte aufgetragen. Die Luftbewegung über der Farbmarkierung
beträgt ca. 0,3 m/s. Die Markierung benötigt zum Trocknen ungefähr 100 Minuten. Danach
hinterbleibt auf der Markierung nach dem Überrollen eines 2,5 kg schweren 10 mm breiten,
runden Gummireifens kein deutlicher Abdruck mehr.
Vergleichsbeispiel B
[0025] Der gleiche Versuch wird bei einer relativen Luftfeuchte von 95 % bei 23°C wiederholt.
Die Farbmarkierung braucht nun mehr als 16 Stunden zum Trocknen.
Beispiel 1
[0026] Der Versuch wird wie im Vergleichsbeispiel A durchgeführt. Vor dem Auftragen der
Farbe wird der Untergrund jedoch mit einem gasbeheizten Brenner auf ca. 60°C aufgewärmt.
Die Trockendauer wird durch diese Maßnahme auf etwa 5 Minuten verkürzt. Die Oberflächentemperatur
der Markierung beträgt danach ca. 30°C.
Beispiel 2
[0027] Die Markierungsbedindungen des Vergleichsbeispiels B werden durch vorausgehendes
Anwärmen des Untergrundes auf ca. 70°C abgeändert. Die Trockendauer verkürzt sich
dadurch auf ca. 5 bis 10 Minuten.
[0028] Prüfung der Markierungen auf Wasserfestigkeit:
Die 3 Stunden bzw. 24 Stunden alten Markierungen der obigen Beispiele und Vergleichsbeispiele
werden unter Wasser gelagert. Die Anstriche der Beispiele 1 und 2 erweichen entscheidend
weniger und langsamer und haften besser am Untergrund als die der Vergleichsbeispiele
A und B.
1. Verfahren zum Markieren befahrbarer Flächen mit wasserhaltigen Farben, die neben
Wasser Bindemittel, Pigment und Füllstoff gegebenenfalls übliche organische Lösemittel
und weitere Hilfsmittel enthalten, nach an sich bekannten Farbauftragsverfahren, dadürch
gekennzeichnet, daß die zu markierende Fläche unmittelbar vor dem Aufbringen der Farbe
mit einer künstlichen Wärmequelle erwärmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zu markierende Fläche
auf eine Oberflächentemperatur zwischen 25 und 120, vorzugsweise 30 und 90°C erwärmt
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als künstliche Wärmequelle
die in einer üblichen Brennvorrichtung erzeugten Flammen verwendet werden.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Gehalt der Farbe an flüchtigem organischem Lösemittel bis zu 25 Gew•7, vorzugsweise
weniger als 10 Gew.%, beträgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmeabgabe
der Wärmequelle durch eine wärmeisolierende Abschirmung im wesentlichen auf die zu
markierende Fläche begrenzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine wärmereflektierende,
außen wärmeisolierte Abschirmung verwendete wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine vorzugsweise
wäßrige Markierungsfarbe schon während des Auftragens auf den Untergrund von der künstlichen
Wärmequelle miterwärmt wird.
8. Fahrbare Markierungsmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß sie in Fahrtrichtung
vor der Farbauftragsvorrichtung eine künstliche Wärmequelle zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 7 aufweisen.