[0001] Die Erfindung betrifft silberreiche Werkstoffe für Schwachstromkontakte, insbesondere
für Steckverbindungen und Schleifkontakte, die in dünner Schicht über eine Nickelzwischenschicht
auf einen Träger aus einem Unedelmetallwerkstoff aufgebracht sind, bestehend aus 45
bis 72 Atom% Silber, 9 bis 32 Atom% Gold, 9 bis 32 Atom% Palladium, 0,01 bis 1 Atom%
Iridium und/oder Osmium, o bis 10 Atom% Kupfer und/ oder 0 bis 5 Atom% Blei und/oder
0 bis 5 Atom% Zinn.
[0002] In elektronischen Geräten sind sogenannte Steckverbinder in erheblichem Umfang vorhanden.
Sie gewährleisten bei sicherer Kontaktgabe ein schnelles Auswechseln defekter Baugruppen.
Mit fortschreitendem Leistungsvermögen elektronischer Geräte haben sich die Anforderungen
an die Qualität der Werkstoffe derartiger Steckverbinder gewandelt. Wichtig ist vor
allem die Resistenz gegenüber einer Fremdschichtbildung auf der Kontaktfläche durch
Schadstoffe der Umwelt. Außerdem müssen die Werkstoffe eine hohe Verschleißbeständigkeit
besitzen, die trotz einer nur wenigen pm betragenden Schichtdicke eine hinreichend
große Funktionsdauer ohne Durchrieb gewährleisten muß. Auch der Preis des Werkstoffs
spielt eine wichtige Rolle.
[0003] Während noch vor wenigen Jahren teilweise beträchtliche elektrische Lasten über die
Kontakte flossen, werden heute oftmals nur noch geringste Ströme und Spannungen im
Mikro- und Nanobereich übertragen. Darüberhinaus hat die zunehmende Miniaturisierung
der Bauteile und damit auch der Steckverbinder einerseits und die steigende Luftverschmutzung
andererseits, das Problem der Anlaufbeständigkeit der eingesetzten Kontakte in erheblichem
Maße verschärft. Während früher eventuell auf den Kontaktstücken vorhandene Fremdschichtfilme
durch die angelegten Spannungen durch sogenanntes Fritten leicht zerstört oder durch
die hohen Kontaktkräfte mühelos mechanisch durchbrochen werden konnten, reichen die
heute angelegten Spannungen, bzw. die durch die fortschreitende Miniaturisierung erheblich
reduzierten Kontaktkräfte für eine derartige Selbstreinigung der Kontakte nicht mehr
aus. Die Beständigkeit gegenüber einer oftmals optisch gar nicht sichtbaren Fremdschichtbildung
ist daher zum wichtigsten Kriterium moderner Kontaktwerkstoffe für Steckverbinder
geworden.
[0004] Diese Anforderungen können naturgemäß durch Legierungen mit hohem Goldgehalt erfüllt
werden. Dabei haben sich insbesondere Legierungen aus Gold und Silber mit mehr als
70 Gew.% Gold bewährt. Es sind auch hochkarätige Legierungen bekannt, die neben Gold
und Silber auch noch Kupfer und/oder Nickel enthalten, jedoch sind selbst diese Legierungen
trotz ihres hohen Goldgehaltes oftmals nicht ausreichend korrosionsbeständig.
[0005] Die ebenfalls wichtige Verschleißbeständigkeit wird nicht nur von den Materialeigenschaften
der Kontaktwerkstoffe, wie z.B. deren Härte geprägt, sondern sie hängt ebenso stark
von der Kontaktpaarung und der Konstruktion des Steckverbindersystems ab,'insbesondere
von der Kontaktgebungskraft. Durch Zulegieren von Unedelmetallen kann man generell
zwar die Verschleißfestigkeit der Werkstoffe steigern, man erhöht dadurch aber auch
die Neigung zu Fremdschichtenbildung. Andererseits zeigen fremdschichtresistente Werkstoffe
normalerweise eine schlechte Verschleißbeständigkeit.
[0006] Angesichts der hohen Edelmetallpreise, insbesondere des hohen Goldpreises, kommt
den Werkstoffkosten zunehmende Bedeutung zu. Man ist daher bestrebt, den Goldgehalt
in diesen Werkstoffen möglichst niedrig zu halten.
[0007] Es sind daher aus der DE-OS 26 37 807 und aus der DE-OS 29 40 772 Kontaktwerkstoffe
auf Gold-Silber-Palladium-Basis bekannt geworden, die sich durch eine gute Anlaufbeständigkeit
bei gleichzeitig vermindertem Goldgehalt auszeichnen. Sie enthalten aber neben mindestens
35 Gew.% Gold noch einige Prozente an Unedelmetallen, wie Indium, Zinn oder Nickel.
Diese Unedelmetallbestandteile beeinträchtigen jedoch die optimale Anlaufbeständigkeit
der reinen Edelmetallegierung und erhöhen die Rekristallisationstemperatur des Kontaktwerkstoffs,
was bei der Weiterverarbeitung zu Schwierigkeiten führen kann. Außerdem ist die Verschleißbeständigkeit
dieser Werkstoffe nicht ausreichend.
[0008] Aus der EP-OS 82 647 sind Kontaktwerkstoffe bekanntgeworden, die neben Palladium
als Rest 10 bis 58 Gew.% Silber, 32 bis 58,5 Gew.% Gold, geringe Anteile Rhodium und/oder
Iridium und bis zu 3 Gew.% Kupfer, Nickel oder Indium enthalten. Auch diese Kontaktwerkstoffe
zeigen in Bezug auf Fremdschichtenbildung und Verschleißbeständigkeit keine optimalen
Eigenschaften.
[0009] Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, silberreiche Werkstoffe für Schwachstromkontakte
zu entwickeln, insbesondere für Steckverbindungen und Schleifkontakte, die in dünner
Schicht über eine Nickelzwischenschicht auf einen Träger aus einem Unedelmetallwerkstoff
aufgebracht sind, bestehend aus 45 bis 72 Atom% Silber, 9 bis 32 Atom% Gold, 9 bis
32 Atom% Palladium, 0,01 bis 1 Atom% Iridium und/oder Osmium, 0 bis 10 Atom% Kupfer
und/oder 0 bis 5 Atom% Blei und/oder 0 bis 5 Atom% Zinn. Diese Werkstoffe sollten
möglichst resistent gegen Fremdschichtbildung sein, eine möglichst hohe Verschleißbeständigkeit
aufweisen, sich gut auf die Trägerwerkstoffe aufbringen lassen und auch bei längerer
Auslagerung bei 125° C keine wesentliche Erhöhung des elektrischen Kontaktwiderstandes
zeigen.
[0010] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Gehalte an Silber und
Goldzueinander im atomaren Verhältnis von 2:1, 3:1, 4:1, 5:1, oder 6:1 und/oder die
Gehalte an Gold'und Palladium zueinander im atomaren Verhältnis 1:3, 1:2, 2:3, i:l,
3:2, 2:1 oder 3:1 und/ oder die Gehalte an Silber und Palladium zueinander im atomaren
Verhältnis 2:1, 3:1, 4:1, 5:1 oder 6:1 stehen.
[0011] Vorzugsweise stehen jeweils zwei Edelmetallpaarungen in den genannten atomaren Verhältnissen
zueinander, d.h. die Gehalte an Gold und Palladium zusammen mit den Gehalten an Gold
und Silber bzw. die Gehalte an Gold und Palladium zusammen mit den Gehalten an Silber
und Palladium.
[0012] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß Silber-Gold-Palladiumlegierungen im
beanspruchten Bereich trotz ihres hohen Silbergehaltes eine wesentliche Verbesserung
ihrer Eigenschaften in bezug auf Fremdschichtenresistenz und Verschleißbeständigkeit
zeigen, wenn die atomaren Anteile an Gold, Silber und Palladium jeweils in den angegebenen
Verhältnissen zueinander stehen.
[0013] Die Unedelmetallzusätze sind vor allem dann vorteilhaft, wenn beide Kontaktstücke
eines Kontakt
paares aus dem gleichen Werkstoff gefertigt werden.
[0014] Wegen ihres hohen Silbergehaltes sind diese Werkstoffe preisgünstiger als die bisher
bekannten Gold-Silber-Palladium-Werkstoffe. Sie lassen sich gut verarbeiten und erfahren
keine Erhöhung des elektrischen Übergangswiderstandes bei längerer Auslagerung bei
125° C.
[0015] Die folgende Tabelle zeigt einige beispielhafte Legierungen innerhalb des erfindungsgemäßen
Bereichs.
[0016] Dazu wurden die Legierungen aus den Metallen erschmolzen und zu Prüfkörpern verarbeitet.
Die Zunahme des Übergangswiderstandes wurde nach 21 Tagen bestimmt, nachdem die Prüfkörper
während dieser Zeit einem Gasgemisch aus gereinigter Luft mit 0,5 ppm Schwefelwasserstoff
und 5 ppm Schwefeldioxid bei 75 % relativer Luftfeuchtigkeit bei 30° C ausgesetzt
waren.

Bei den Legierungen 1 bis 7 stehen Gold und Palladium im bevorzugten atomaren Verhältnis,
bei den Legierungen 8 bis 22 gleichzeitig Gold, Palladium und Silber. Die Legierungen
29 bis 32 liegen außerhalb der beanspruchten atomaren Verhältnisse und zeigen daher
eine wesentlich höhere Zunahme des Übergangswiderstandes. Alle Legierungen zeigten
eine hohe Verschleißbeständigkeit.
1. Silberreiche Werkstoffe für Schwachstromkontakte, insbesondere für Steckverbindungen
und Schleifkontakte, die in dünner Schicht über eine Nickelzwischenschicht auf einen
Träger aus einem Unedelmetallwerkstoff aufgebracht sind, bestehend aus 45 bis 72 Atom%
Silber, 9 bis 32 Atom% Gold, 9 bis 32 Atom% Palladium, 0,01 bis 1 Atom% Iridium und/oder
Osmium, 0 bis 10 Atom% Kufper und/oder 0 bis 5 Atom% Blei und/oder 0 bis 5 Atom% Zinn,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gehalte an Silber und Gold zueinander im atomaren Verhältnis, 2:1, 3:1, 4:1,
5:1 oder 6:1 und/oder die Gehalte von Silber und Palladium zueinander im atomaren
Verhältnis 2:1, 3:1, 4:1, 5:1 oder 6:1 stehen und/oder die Gehalte an Gold und Palladium
zueinander im atomaren Verhältnis 1:3, 1:2, 2:3, 1:1, 3:2; 2:1, oder 3:1 stehen.
2. Silberreiche Werkstoffe gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gehalte an Gold und Palladium zueinander im atomaren Verhältnis 1:3, 1:2,
2:3, 1:1, 3:2, 2:1 oder 3:1 stehen und gleichzeitig die Gehalte an Silber und Gold
zueinander im atomaren Verhältnis 2:1, 3:1, 4:1, 5:1 oder 6:1 stehen.
3. Silberreiche Werkstoffe gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gehalte an Gold und Palladium zueinander im atomaren Verhältnis 1:3, 1:2,
2:3, 1:1, 3:2, 2:1 oder 3:1 stehen und gleichzeitig die Gehalte an Silber und Palladium
zueinander im atomaren Verhältnis von 2:1, 3:1, 4:1, 5:1 oder 6:1 stehen.
4. Silberreiche Werkstoffe gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Zusatz von Kupfer, auch Gold und Kupfer zueinander im ganzzahligen atomaren
Verhältnis stehen, vorzugsweise im Verhältnis 3:1.