(19)
(11) EP 0 164 434 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.12.1985  Patentblatt  1985/51

(21) Anmeldenummer: 84106806.7

(22) Anmeldetag:  14.06.1984
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D21F 1/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(71) Anmelder: F. Oberdorfer GmbH & Co. KG Industriegewebe-Technik
D-89522 Heidenheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Vöhringer, Fritz
    D-7920 Heidenheim (DE)

(74) Vertreter: Kern, Wolfgang, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Kern, Brehm & Partner Albert-Rosshaupter-Strasse 73
D-81369 München
D-81369 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Papiermaschinen-Sieb


    (57) Die Erfindung betrifft ein Papiermaschinen-Sieb als Verbundgewebe, bestehend aus einem Ober- oder Formiergewebe und einem Unter- oder Verschleißgewebe mit wenigstens drei Längsfadensätzen (1, 2, 3) sowie aus wenigstens zwei Querfadensätzen (4, 5). Derartige Papiermaschinen-Siebe eignen sich aufgrund der mangelhaften Beschaffenheit der papierseitigen Oberfläche, die zu Markierungen aller Art im Papier führt, nicht zur Herstellung von Feinpapieren. Zur Beseitigung dieses Nachteils wird das Sieb so ausgebildet, daß wenigstens die Hälfte aller aussen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes (Papierseite) des Siebes aus zwei Längsfadensätzen (1, 2) gebildet sind und daß der erste Längsfadensatz (1) mit dem ersten Querfadensatz (4), der dritte Längsfadensatz (3) mit dem zweiten Querfadensatz (5) und wenigstens Teile des zweiten Längsfaaensatzes (2) mit beiden Querfadensätzen (4, 5) verwoben sind.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Papiermaschinen-Sieb als Verbundgewebe, bestehend aus einem Ober- oder Formiergewebe und einem Unter- oder Verschleißgewebe mit wenigstens drei Längsfadensätzen sowie aus wenigstens zwei Querfadensätzen.

    [0002] Bisher bekanntgewordene Verbundgewebe als Papiermaschinen-Siebe konnten bis heute zur Herstellung von Feinpapieren aufgrund der mangelhaften Beschaffenheit der papierseitigen Oberfläche, die zu Markierungen aller Art im Papier führt, nicht erfolgreich eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang sind Längsmarkierungen, Quermarkierungen und Diagonalmarkierungen bekanntgeworden, die so stark sind, daß die Siebe in den meisten Fällen aus der Papiermaschine herausgeschnitten werden mußten.

    [0003] In der DE-OS 29 17 649 ist ein Formiersieb für Papiermaschinen beschrieben, bestehend aus einem ersten Satz Kettfäden und einem ersten Satz Schußfäden, die miteinander zu einem ersten kompletten Gewebe zusammengewebt sind, und aus einem zweiten Satz Kettfäden sowie einem zwiten Satz Schußfäden, die miteinander zu einem zweiten dampletten Gewebe verwoben sind. Das genannte erste Gewebe sowie das zweite Gewebe sollen dabei durch besondere. zwischen den Geweben gelegene Bindeschußfäden zusammengebunden werden, die mit Fäden aus den genannten ersten und zweiten Kettfädensäzen einbinden. Das dort angestrebte Ziel, die Bindeschußfäden ziemlich gerade im Gewebekörper verlaufe zu lassen, wobei sie von Kettfäden des oberen und des unteren Gewebes umschlungen werden, wodurch die Bindepunkte im Gewebekörper und nicht an dessen Außenfäden liegen sollen und deshalb die Ebenheit der Papierseite nicht beeinflussen, wird bei diesem bekannten Sieb jedoch nicht erreicht. Die Bindeschußfäden verlaufen nicht gerade, sondern sind stark gekröpft und bilden auf der Papierseite des Siebes mit den Schußfäden des Obergewebes regelmäßig angeordnete Doppelkröpfungen, die in die Oberfläche Vertiefungen hineinziehen, welche sogar noch benachbarte Kröpfungen umfassen. Dadurch werden aber die eingans genannten Nachteile, nämlich die starken Markierungen, die für viele Papiersorten, insbesondere für Feinpapieer ,untragbar sind, nicht beseitigt.

    [0004] Durch die US-PS 3 127 308 ist nun zwar ein Formiersieb bekanntgeworden, das eine feinmaschige Seite nach der Papierbahn und eine grobmaschige Seite als Verschleißseite hat, die in Form von kompletten Geweben vorliegt, welche mit besonderen Bindekettfäden zusammenbinden, jedoch werden bei dieser bekannten Konstruktion keine Angaben über die Verteilung der Bindungspunkte und deren Einfluß auf die Papierseite des Siebes gemacht, so daß davon auszugehen ist, daß auch bei diesem bekannten Sieb der wellenförmige Verlauf der Kettfäden auf der Papierseite zu den genannten nachteiligen Markierungen führen wird.

    [0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, das Papiermaschinen-Sieb der eingangs genannten Art, das vorzugsweise zur Herstellung von Feinpapieren Verwendung finden soll, so auszubilden, daß das Markierungsproblem endgültig beseitigt wird.

    [0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß wenigstens die Hälfte aller außen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes (Papierseite) des Siebes aus Längsfadensätzen 1 und 2 gebildet sind, und daß der erste Längsfadensatz 1 mit dem ersten Querfadensatz 4, der dritte Längsfadensatz 3 mit dem zweiten Querfadensatz 2 und wenigstens Teile des zweiten Längsfadensatzes 2 mit beiden Querfadensätzen 4 und 5 verwoben sind.

    [0007] Somit werden beim erfindungsgemäßen Sieb möglichst viele aber wenigstens die Hälfte aller außen liegenden Kröpfungen der Längsfäden des Obergewebes und damit der Papierseite doppelt gewoben. Dadurch werden wenigstens die Hälfte aller Kröpfungen des Obergewebes und nicht nur einzelne in gleicher Weise gestört.

    [0008] Das erfindungsgemäße Papiermaschinen-Sieb bildet somit ein Verbundgewebe mit Doppelkröpfungen. Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind alle außen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes aus dem ersten und dem zweiten Längsfadensatz gebildet. Ferner ist die vorteilhafte Möglichkeit gegeben, alle Fäden des zweiten Querfadensatzes mit Fäden des zweiten Längsfadensatzes zu verweben. Die Gesamtheit der Bindekräfte wird auf ein Maximum von Bindepunkten verteilt, die Belastung des einzelnen Bindepunktes dadurch auf ein Minimum reduziert.

    [0009] Die Kröpfungsverteilung des Obergewebes und/oder des Untergewehes kann einer Leinenb indung entsprechen, und in das Untergewebe können, gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung, zusätzlich Querfäden eingewoben sein, die nach außen wenigstens drei Längsfäden überspannen. Diese zusätzlich eingewobenen Querfäden können aus einem hochverschleißfesten Material bestehen.

    [0010] Des weiteren hat sich bewährt, wenigstens einen Teil des zweiten Längsfadensatzes aus einem Material hoher Dehnung herzustellen und den Durchmesser der Fäden des zweiten Längsfadensatzes höchstens 3/4 des Durchmessers der Fäden des ersten Längsfadensatzes auszulegen.

    [0011] Ferner kann das Untergewebe auch in Batavia-Bindung gewoben sein.

    [0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert. In der Zeichnung zeigt:

    Fig. 1 und 1a Draufsicht und Längsschnittansicht eines erfindungsgemäßen Verbundgewebes aus einem feinen Formiergewebe in Leinenbindung und einem groben Verschleißgewebe in Leinenbindung,

    Fig. 2 und 2a in Draufsicht und Schnittansicht ein erfindungsgemäßes Verbundgewebe mit einem Verschleißgewebe, in dem eine Gruppe Querfäden aus hochvershleißfestem Material eingebunden ednwurde,

    Fig. 3 und 3a eine Draufsicht des erfindungsgemäßen Verbundgewebes in zwei verschiedenenGewebe- .. Feinheiten,wobei die Kröpfungen x des Formiergewebes und die Kröpfungen y des Verschleißgewebes Doppelkröpfungen sind und

    Fig. 4 und 4a eine Draufsicht des erfindungsgemäßen Verbundgewebes in zwei verschiedenen Gewebe-Feinheiten mit unterschiedlichen Bindungen, wobei das Verschleißgewebe in Batavia-Bindung gewoben ist.



    [0013] Die Fig. 1 und 1a zeigen ein Verbundgewebe, das aus einem feinen Formiergewebe in Leinenbindung und einem groben Verschleißgewebe ebenfalls in Leinenbindung besteht. Die ersten und zweiten Kett- oder Längsfadensätze 1 und 2 sind mit dem ersten Schuß- oder Querfadensatz 4 zu einer sogenannten einfachen Bindung verwebt, bei der alle nach außen geformten Längskröpfungen aus einem Kettfaden 1 und einem Kettfaden 2 gebildet sind, wodurch der durch sie ausgeübte Druck auf die von ihnen überspannten Schußfäden an allen Stellen gleich ist. Es gibt also keine Kröpfungen, die einer erhöhten Spannung ausgesetzt sind, und somit keine Vertiefungen im Formiergewebe, die Markierungen im Papier verursachen könnten. Die Verbindung des Obergewebes und des Untergewebes wird durch die Fadenpaare 7 und 8 hergestellt, die abwechselnd im Untergewebe abbinden. Die Fäden 9 sind nicht mit dem Untergewebe verwebt, könnten aber jederzeit durch Fadenpaare 7 und 8 ersetzt werden.

    [0014] Die Fig. 2 und 2a zeigen eine bevorzugte Konstruktion eines Verschleißgewebes, dem eine Gruppe Querfäden 6 aus hocherschleißfestem Material eingebunden wurde. Diese Verschleißfäden 6 bilden lange, nach außen drei Längs- oder Kettfäden überspannende Kröpfungen und verbessern so die Schußläufereigenschaften des Verschleißgewebes.

    [0015] In den Fig. 3 und 3a ist eine Ausführungsform gezeigt, bei der nicht nur die Kröpfungen x des Formiergewebes, sondern auch die kröpfungen y des Verschleißgewebes Doppelkröpfungen sind, wobei die Anzahl der Maschen des Formiergewebes viermal so groß ist wie beim Verschleißgewebe. Gerade diese Kröpfungen y verdeutlichen die außerordentlich hohe Zahl von Bindepunkten.

    [0016] Es ist natürlich auch möglich, mit dem erfindungsgemäßen Verbindungsprinzip Gewebe mit unterschiedlichen Bindungen miteinander zu kombinieren. Eine solche Kombination zeigen die Fig. 4 und 4a. Hierbei ist das Verschleißgewebe in Batavia-Bindung gewoben. Der Bindefadensatz besteht nur aus Fadenpaaren 7 und 8. Die Anzahl der Bindefäden ist somit doppelt so groß wie die Anzahl der Kettfäden des Obergewebes Sie übersteigt sogar die Summe aller Längs-oder Kettfäden 1 und 3 der beiden Gewebe auch hier ist die Anzahl der Maschen des Formiergewebes viermal so groß wie beim Verschleißgewebe.

    [0017] Während also bei den bekannten Verbundgeweben der eingangs genannten Art die Anzahl der Bindefäden stets wesentlich kleiner ist als die Anzahl der in der gleichen Richtung verlaufenden Fäden des Formiergewebes, ist diese Bindefädezahl beim erfindungsgemäßen Gewebe größer, beispieielweise wie oben erläutert, doppelt so groß.

    [0018] Somit werden beim erfindungsgemäßen Papiermaschinen-Sieb in bevorzugter Ausführung alle außen liegenden Kröpfungen der Längs- oder Kettfäden des Ober- oder Formiergewebes doppelt gewoben, wodurch alle Kröpfungen dieses Gewebes und nicht etwa nur einige wenige, in gleicher Weise gestört werden. Dadurch wird in vorteilhafter Weise nicht nu eine weitgehende Beseitigung der Markierung erreicht, sondern auch eine optimale Verteilung der Gesamtheit der Bindekräfte auf ein Maximum von Bindepunkten, wodurch die Belastung des einzelnen Bindepunktes auf ein Minimum reduziert wird.

    [0019] Es versteht sich, daß durch entsprechende Verwendung von Bindeschüssen auch alle außen liegenden, papierseitigen Schußkröpfungen zu Doppelkröpfungen gemacht werden können. Das hier beschriebene, erfindungsgemäße Bindungsprinzip wäre dann zwar um 90° gedreht zur Anwendung gelangt, jedoch mit der gleichen Wirkung, allerdings wäre in diesem Fall der Webaufwand größer.


    Ansprüche

    1. Papiermaschinen-Sieb als Verbundgewebe, bestehend aus einen Ober- oder Formiergewebe und einem Unter- oder Verschleißgewebe mit wenigstens drei Längsfadensätzen (1,2 und 3) sowie aus wenigstens zwei Querfadensätzen (4 und 5), dadurch gekennzeichnet , daß wenigstens die Hälfte aller außen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes (Papierseite) des Siebes aus Längsfadensätzen (1 und 2) gebildet sind und daß der erste Längsfadensatz (1) mit dem ersten Querfadensatz (4), der dritte Längsfadensatz (3) mit dem zweiten Querfadensatz (5) und wenigstens Teile des zweiten Längsfadensatzes (2) mit beiden Querfadensätzen (4 und 5) verwoben sind.
     
    2. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet , daß alle außen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes aus dem ersten und zweiten Längsfadensatz (1 und 2) gebildet sind.
     
    3. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet , daß alle Fäden des zweiten Querfadensatzes (5) mit Fäden des zweiten Längsfadensatzes (2) verwoben sind.
     
    4. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet ,daß außer dem Querfadensatz (5) noch ein Verschleiß-Querfadensatz (6) vorhanden ist, der ebenfalls mit den Fäden des zweiten Längsfadensatzes (2) verwoben ist.
     
    5. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadur gekennzeichnet, daß die Kröpfungsverteilung des Obergewebes einer Leinenbindung entspricht.
     
    6. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet , daß die Kröpfungsverteilung des Untergewebes einer Leinenbindung entspricht.
     
    7. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 6, d a durch gekennzeichnet , daß in das Untergewebe zusätzlich Querfäden (6) eingewoben sind, die nach außen wenigstens drei Längsfäden überspannen.
     
    8. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß die zusätzlich eingewobenen Querfäden (6) aus einem hochverschleißfesten Material bestehen.
     
    9. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet , daß wenigstens ein Teil des zweiten Längsfadensatzes (2) aus einem Material hoher Dehnung besteht.
     
    10. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet , daß der Durchmesser der Fäden des zweiten Längsfadensatzes (2) höchstens 3/4 des Durchmessers der Fäden des ersten Längsfadensatzes (1) beträgt.
     
    11. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet , daß das Untergewebe in Batavia-Bindung gewoben ist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht