[0001] Die Erfindung betrifft ein Papiermaschinen-Sieb als Verbundgewebe, bestehend aus
einem Ober- oder Formiergewebe und einem Unter- oder Verschleißgewebe mit wenigstens
drei Längsfadensätzen sowie aus wenigstens zwei Querfadensätzen.
[0002] Bisher bekanntgewordene Verbundgewebe als Papiermaschinen-Siebe konnten bis heute
zur Herstellung von Feinpapieren aufgrund der mangelhaften Beschaffenheit der papierseitigen
Oberfläche, die zu Markierungen aller Art im Papier führt, nicht erfolgreich eingesetzt
werden. In diesem Zusammenhang sind Längsmarkierungen, Quermarkierungen und Diagonalmarkierungen
bekanntgeworden, die so stark sind, daß die Siebe in den meisten Fällen aus der Papiermaschine
herausgeschnitten werden mußten.
[0003] In der DE-OS 29 17 649 ist ein Formiersieb für Papiermaschinen beschrieben, bestehend
aus einem ersten Satz Kettfäden und einem ersten Satz Schußfäden, die miteinander
zu einem ersten kompletten Gewebe zusammengewebt sind, und aus einem zweiten Satz
Kettfäden sowie einem zwiten Satz Schußfäden, die miteinander zu einem zweiten dampletten
Gewebe verwoben sind. Das genannte erste Gewebe sowie das zweite Gewebe sollen dabei
durch besondere. zwischen den Geweben gelegene Bindeschußfäden zusammengebunden werden,
die mit Fäden aus den genannten ersten und zweiten Kettfädensäzen einbinden. Das dort
angestrebte Ziel, die Bindeschußfäden ziemlich gerade im Gewebekörper verlaufe zu
lassen, wobei sie von Kettfäden des oberen und des unteren Gewebes umschlungen werden,
wodurch die Bindepunkte im Gewebekörper und nicht an dessen Außenfäden liegen sollen
und deshalb die Ebenheit der Papierseite nicht beeinflussen, wird bei diesem bekannten
Sieb jedoch nicht erreicht. Die Bindeschußfäden verlaufen nicht gerade, sondern sind
stark gekröpft und bilden auf der Papierseite des Siebes mit den Schußfäden des Obergewebes
regelmäßig angeordnete Doppelkröpfungen, die in die Oberfläche Vertiefungen hineinziehen,
welche sogar noch benachbarte Kröpfungen umfassen. Dadurch werden aber die eingans
genannten Nachteile, nämlich die starken Markierungen, die für viele Papiersorten,
insbesondere für Feinpapieer ,untragbar sind, nicht beseitigt.
[0004] Durch die US-PS 3 127 308 ist nun zwar ein Formiersieb bekanntgeworden, das eine
feinmaschige Seite nach der Papierbahn und eine grobmaschige Seite als Verschleißseite
hat, die in Form von kompletten Geweben vorliegt, welche mit besonderen Bindekettfäden
zusammenbinden, jedoch werden bei dieser bekannten Konstruktion keine Angaben über
die Verteilung der Bindungspunkte und deren Einfluß auf die Papierseite des Siebes
gemacht, so daß davon auszugehen ist, daß auch bei diesem bekannten Sieb der wellenförmige
Verlauf der Kettfäden auf der Papierseite zu den genannten nachteiligen Markierungen
führen wird.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, das Papiermaschinen-Sieb der eingangs
genannten Art, das vorzugsweise zur Herstellung von Feinpapieren Verwendung finden
soll, so auszubilden, daß das Markierungsproblem endgültig beseitigt wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß wenigstens die Hälfte aller
außen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes (Papierseite) des Siebes aus Längsfadensätzen
1 und 2 gebildet sind, und daß der erste Längsfadensatz 1 mit dem ersten Querfadensatz
4, der dritte Längsfadensatz 3 mit dem zweiten Querfadensatz 2 und wenigstens Teile
des zweiten Längsfadensatzes 2 mit beiden Querfadensätzen 4 und 5 verwoben sind.
[0007] Somit werden beim erfindungsgemäßen Sieb möglichst viele aber wenigstens die Hälfte
aller außen liegenden Kröpfungen der Längsfäden des Obergewebes und damit der Papierseite
doppelt gewoben. Dadurch werden wenigstens die Hälfte aller Kröpfungen des Obergewebes
und nicht nur einzelne in gleicher Weise gestört.
[0008] Das erfindungsgemäße Papiermaschinen-Sieb bildet somit ein Verbundgewebe mit Doppelkröpfungen.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind alle außen liegenden Längskröpfungen
des Obergewebes aus dem ersten und dem zweiten Längsfadensatz gebildet. Ferner ist
die vorteilhafte Möglichkeit gegeben, alle Fäden des zweiten Querfadensatzes mit Fäden
des zweiten Längsfadensatzes zu verweben. Die Gesamtheit der Bindekräfte wird auf
ein Maximum von Bindepunkten verteilt, die Belastung des einzelnen Bindepunktes dadurch
auf ein Minimum reduziert.
[0009] Die Kröpfungsverteilung des Obergewebes und/oder des Untergewehes kann einer Leinenb
indung entsprechen, und in das Untergewebe können, gemäß einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung, zusätzlich Querfäden eingewoben sein, die nach außen wenigstens drei
Längsfäden überspannen. Diese zusätzlich eingewobenen Querfäden können aus einem hochverschleißfesten
Material bestehen.
[0010] Des weiteren hat sich bewährt, wenigstens einen Teil des zweiten Längsfadensatzes
aus einem Material hoher Dehnung herzustellen und den Durchmesser der Fäden des zweiten
Längsfadensatzes höchstens 3/4 des Durchmessers der Fäden des ersten Längsfadensatzes
auszulegen.
[0011] Ferner kann das Untergewebe auch in Batavia-Bindung gewoben sein.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. In der Zeichnung zeigt:
Fig. 1 und 1a Draufsicht und Längsschnittansicht eines erfindungsgemäßen Verbundgewebes
aus einem feinen Formiergewebe in Leinenbindung und einem groben Verschleißgewebe
in Leinenbindung,
Fig. 2 und 2a in Draufsicht und Schnittansicht ein erfindungsgemäßes Verbundgewebe
mit einem Verschleißgewebe, in dem eine Gruppe Querfäden aus hochvershleißfestem Material
eingebunden ednwurde,
Fig. 3 und 3a eine Draufsicht des erfindungsgemäßen Verbundgewebes in zwei verschiedenenGewebe-
.. Feinheiten,wobei die Kröpfungen x des Formiergewebes und die Kröpfungen y des Verschleißgewebes
Doppelkröpfungen sind und
Fig. 4 und 4a eine Draufsicht des erfindungsgemäßen Verbundgewebes in zwei verschiedenen
Gewebe-Feinheiten mit unterschiedlichen Bindungen, wobei das Verschleißgewebe in Batavia-Bindung
gewoben ist.
[0013] Die Fig. 1 und 1a zeigen ein Verbundgewebe, das aus einem feinen Formiergewebe in
Leinenbindung und einem groben Verschleißgewebe ebenfalls in Leinenbindung besteht.
Die ersten und zweiten Kett- oder Längsfadensätze 1 und 2 sind mit dem ersten Schuß-
oder Querfadensatz 4 zu einer sogenannten einfachen Bindung verwebt, bei der alle
nach außen geformten Längskröpfungen aus einem Kettfaden 1 und einem Kettfaden 2 gebildet
sind, wodurch der durch sie ausgeübte Druck auf die von ihnen überspannten Schußfäden
an allen Stellen gleich ist. Es gibt also keine Kröpfungen, die einer erhöhten Spannung
ausgesetzt sind, und somit keine Vertiefungen im Formiergewebe, die Markierungen im
Papier verursachen könnten. Die Verbindung des Obergewebes und des Untergewebes wird
durch die Fadenpaare 7 und 8 hergestellt, die abwechselnd im Untergewebe abbinden.
Die Fäden 9 sind nicht mit dem Untergewebe verwebt, könnten aber jederzeit durch Fadenpaare
7 und 8 ersetzt werden.
[0014] Die Fig. 2 und 2a zeigen eine bevorzugte Konstruktion eines Verschleißgewebes, dem
eine Gruppe Querfäden 6 aus hocherschleißfestem Material eingebunden wurde. Diese
Verschleißfäden 6 bilden lange, nach außen drei Längs- oder Kettfäden überspannende
Kröpfungen und verbessern so die Schußläufereigenschaften des Verschleißgewebes.
[0015] In den Fig. 3 und 3a ist eine Ausführungsform gezeigt, bei der nicht nur die Kröpfungen
x des Formiergewebes, sondern auch die kröpfungen y des Verschleißgewebes Doppelkröpfungen
sind, wobei die Anzahl der Maschen des Formiergewebes viermal so groß ist wie beim
Verschleißgewebe. Gerade diese Kröpfungen y verdeutlichen die außerordentlich hohe
Zahl von Bindepunkten.
[0016] Es ist natürlich auch möglich, mit dem erfindungsgemäßen Verbindungsprinzip Gewebe
mit unterschiedlichen Bindungen miteinander zu kombinieren. Eine solche Kombination
zeigen die Fig. 4 und 4a. Hierbei ist das Verschleißgewebe in Batavia-Bindung gewoben.
Der Bindefadensatz besteht nur aus Fadenpaaren 7 und 8. Die Anzahl der Bindefäden
ist somit doppelt so groß wie die Anzahl der Kettfäden des Obergewebes Sie übersteigt
sogar die Summe aller Längs-oder Kettfäden 1 und 3 der beiden Gewebe auch hier ist
die Anzahl der Maschen des Formiergewebes viermal so groß wie beim Verschleißgewebe.
[0017] Während also bei den bekannten Verbundgeweben der eingangs genannten Art die Anzahl
der Bindefäden stets wesentlich kleiner ist als die Anzahl der in der gleichen Richtung
verlaufenden Fäden des Formiergewebes, ist diese Bindefädezahl beim erfindungsgemäßen
Gewebe größer, beispieielweise wie oben erläutert, doppelt so groß.
[0018] Somit werden beim erfindungsgemäßen Papiermaschinen-Sieb in bevorzugter Ausführung
alle außen liegenden Kröpfungen der Längs- oder Kettfäden des Ober- oder Formiergewebes
doppelt gewoben, wodurch alle Kröpfungen dieses Gewebes und nicht etwa nur einige
wenige, in gleicher Weise gestört werden. Dadurch wird in vorteilhafter Weise nicht
nu eine weitgehende Beseitigung der Markierung erreicht, sondern auch eine optimale
Verteilung der Gesamtheit der Bindekräfte auf ein Maximum von Bindepunkten, wodurch
die Belastung des einzelnen Bindepunktes auf ein Minimum reduziert wird.
[0019] Es versteht sich, daß durch entsprechende Verwendung von Bindeschüssen auch alle
außen liegenden, papierseitigen Schußkröpfungen zu Doppelkröpfungen gemacht werden
können. Das hier beschriebene, erfindungsgemäße Bindungsprinzip wäre dann zwar um
90° gedreht zur Anwendung gelangt, jedoch mit der gleichen Wirkung, allerdings wäre
in diesem Fall der Webaufwand größer.
1. Papiermaschinen-Sieb als Verbundgewebe, bestehend aus einen Ober- oder Formiergewebe
und einem Unter- oder Verschleißgewebe mit wenigstens drei Längsfadensätzen (1,2 und
3) sowie aus wenigstens zwei Querfadensätzen (4 und 5), dadurch gekennzeichnet , daß
wenigstens die Hälfte aller außen liegenden Längskröpfungen des Obergewebes (Papierseite)
des Siebes aus Längsfadensätzen (1 und 2) gebildet sind und daß der erste Längsfadensatz
(1) mit dem ersten Querfadensatz (4), der dritte Längsfadensatz (3) mit dem zweiten
Querfadensatz (5) und wenigstens Teile des zweiten Längsfadensatzes (2) mit beiden
Querfadensätzen (4 und 5) verwoben sind.
2. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet , daß alle außen liegenden
Längskröpfungen des Obergewebes aus dem ersten und zweiten Längsfadensatz (1 und 2)
gebildet sind.
3. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet , daß alle Fäden des
zweiten Querfadensatzes (5) mit Fäden des zweiten Längsfadensatzes (2) verwoben sind.
4. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet ,daß außer dem Querfadensatz
(5) noch ein Verschleiß-Querfadensatz (6) vorhanden ist, der ebenfalls mit den Fäden
des zweiten Längsfadensatzes (2) verwoben ist.
5. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadur gekennzeichnet, daß
die Kröpfungsverteilung des Obergewebes einer Leinenbindung entspricht.
6. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet ,
daß die Kröpfungsverteilung des Untergewebes einer Leinenbindung entspricht.
7. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 6, d a durch gekennzeichnet , daß in das Untergewebe
zusätzlich Querfäden (6) eingewoben sind, die nach außen wenigstens drei Längsfäden
überspannen.
8. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß die zusätzlich
eingewobenen Querfäden (6) aus einem hochverschleißfesten Material bestehen.
9. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet ,
daß wenigstens ein Teil des zweiten Längsfadensatzes (2) aus einem Material hoher
Dehnung besteht.
10. Papiermaschinen-Sieb nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet , daß der Durchmesser
der Fäden des zweiten Längsfadensatzes (2) höchstens 3/4 des Durchmessers der Fäden
des ersten Längsfadensatzes (1) beträgt.
11. Papiermaschinen-Sieb nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet
, daß das Untergewebe in Batavia-Bindung gewoben ist.