[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Platte zum Anordnen an Kesselfeuerraum-Innenwänden,
bei welcher Platte mindestens drei Seitenflächen als Leitflächen für das Ausblasen
mit Druckluft ausgebildet und zur Bildung einer Luftdüse mit der jeweils benachbarten
Platte vorgesehen sind sowie eine mit dieser Platte ausgerüstete Kesselfeuerraum-Innenwand
und ein Verfahren zum Betreiben eines Heizkessels.
[0002] In Verbrennungsanlagen, insbesondere in Müllverbrennungsanlagen, werden herkömmlicherweise
die Feuerraumwände aus keramischer Masse oder feuerfesten Steinen gebildet. Durch
die mögliche örtliche Ueberhitzung schmilzt die Flugasche und es bilden sich Schlackenansätze
mit den bekannten negativen Folgen.
[0003] Bei Bildung der Feuerraumwände mit wassergekühlten bzw. dampfgekchlten Kesselrohren
sind dagegen die Korrosionsprohleme zu beachten.
[0004] Vorrichtungen zur Regelung der LuEtmengen, insbesondere für grössere Feuerungen,
bei welchen durchlochte, gegeneinander in einer Ebene verschiebbare Platten verwendet
wurden, waren schon Ende des letzten Jahrhunderts bekannt. Derartige Luftzuführungen
an Feuerungen wurden mit Hilfe zueinander versetzter, durchlochter Platten vorgenommen,
von denen die eine oder beide, mit Durchlochungen entsprechenden schrägflächigen Ansätzen
versehen waren, wie dies im einzelnen in der DE-A- 94 822 erläutert ist.
[0005] Dieses Problem beschäftigte aber auch andere Kesselwandkonstrukteure, wobei versucht
wurde, derartige Platten in Form länglicher Rechtecke zu vereinen und damit Kesselfeuerraum-Innenwände
mindestens stellenweise auszurüsten, wobei die nebeneinander liegenden Platten entsprechende
schlitzförmige, im Querschnitt L-förmige Durchgänge festlegten, durch welche aus dem
dahinterliegenden Druckraum Kühlluft ausströmte.
[0006] Diese Luft dient der Kühlung der Platten, um ein Anbacken von geschmolzener Flugasche
u. dgl. zu verhüten. (US-A- 1 620 488)
[0007] Einzelne Durchgänge kreisförmigen Querschnittes zwischen den sich im übrigen berührenden
Platten, welche auf diese Weise lotrechte Düsenreihen bildeten, wurden durch spätere
Konstruktionen bekannt. (GB-A- 1 230 864)
[0008] Eine neuere Konstruktion (DE-A- 2 317 064) offenbart eine metallische Plattenwand
als Auskleidung von Feuerrauminnenwänden, insbesondere in Verbrennungsöfen zum Verbrennen
von Müll, welche Platten rechteckige bzw. quadratische Formen aufweisen und mit speziellen
Randnocken versehen sind, um zwischen zwei sich folgenden Platten jeweils rechteckig-schlitzförmige
Düsen festzulegen, deren Ausström-Richtung senkrecht zur dem Feuerraum zugekehrten
Plattenfläche ist, wobei der massgebende Düsenquerschnitt entsprechend den jeweiligen
Plattendimensionen temperaturabhängig ist.
[0009] Die wesentlichen Nachteile,welche in einzelnen Punkten diesen Ausführungen anhaften,
sind:
1. Zu grosser Luftverbrauch
2. Mögliches Eindringen von Fremdkörpern durch die relativ grossen Luftschlitze
3. Geringer bzw. fehlender Luftdruckaufbau hinter den Frontplatten und der daraus
resultierenden ungleichmässigen Luftverteilung in den Düsen
4. Mangelhafte Kühlung der Frontplatten, infolge fehlender Kühlrippen bzw. fehlender
Kühlrippen im Randgebiet der Frontplatten.
[0010] In der Erkenntnis, dass für Verbrennungsöfen von Müll die den Kesselfeuerraum innen
abgrenzenden derartigen Platten keine sog. kalten Taschen bilden dürfen, deren Temperaturen
unter 800° C sinken und unter Berücksichtigung, dass eine gewisse Kühlung der Platten
erfolgen muss und eine minimale Luftmenge nicht nur wegen des Kühlens, sondern auch
wegen des verlangten vollständigen Verbrennungsvorganges unbedingt nötig ist, hat
sich die vorliegende Erfindung die Schaffung einer Platte zum Ziel gesetzt, welche
temperaturinvariant die zur Kühlung der Platten und zum Verbrennungsvorgang minimal
nötige Luftmenge, auch nach Richtung dosiert, dem Feuerraum zuzuführen im Stande ist.
[0011] Eine derartige Platte gemäss der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass zwei der
Seitenflächen mindestens annähernd senkrecht auf dem, dem Kesselinnern zuzukehrenden
benachbarten Platten-Flächenteil stehn und mindestens eine Seitenfläche im Bereich
der Luftaustrittskante wesentlich zu diesem Flächenteil geneigt ist.
[0012] Eine mit Platten dieser Art ausgerüstete Kesselfeuerraum-Innenwand ist erfindungsgemäss
dadurch gekennzeichnet, dass bei rechteckförmigen oder quadratischen Platten, zwischen
zwei neben- oder untereinander angeordneten Platten eine oder mehrere schlitzförmige
Düsen entstehen, deren Querschnitt abgewinkelt oder gekrümmt ist, wobei der kleinste
Querschnitt im Betrieb im wesentlichen temperaturinvariant konstant bleibt.
[0013] Die Erfindung wird anschliessend beispielsweise anhand einer Figur erläutert.
[0014] Es zeigen:
Fig. 1 einen Ausschnitt aus einem Schnitt einer Feuerraumseitenwand eines Müllverbrennungsofens
mit Plattenwand, gemäss Schnittlinie I - 1 der Fig. 2,
Fig. 2 eine Ansicht von der Feuerraumseite her auf den Ausschnitt der Feuerraumseitenwand
gemäss Fig. 1,
Fig. 3 einen Schnitt durch die Feuerraumseitenwand gemäss Schnittlinie III - III der
Fig. 2,
Fig. 4 und 5 eine vergrösserte Darstellung des in Fig. 3 eingekreisten Ueberganges
zweier nebeneinander liegender senkrechter Platten mit Bildung der vertikalen Luftdüse.
[0015] In Fig. 1 ist ein Teil eines Feuerraumes einer Kehrichtverbrennungsanlage dargestellt,
mit einem Ausschnitt aus einer Seitenwand 2. Die Feuerraumseitenwand 2 ist gegen den
Feuerraum 1 hin mit einem Stahlgerüst 4 versehen, das, wie Fig. 3 zeigt, in entsprechendem
Abstand voneinander angeordnete U-Eisen 5 mit Querstreben 6 aufweist. Diese U-Eisen
5 sind im Mauerwerk 7 eingebettet. Sie legen Luftkanäle 9 fest.
[0016] Entsprechend der Form des unteren Teiles des Feuerraumes 1 sind zur Auskleidung gekrümmte
untere Seitenwandplatten 10 und 11 vorgesehen, mit einer dem Feuerraum 1 zugekehrten
Feuerraumwand 12 und einer Hinterwand 13, die mit zwei Haken 14 und einer Anzahl Kühlzapfen
15 ausgerüstet ist. Die Zapfen 15 sind in gegeneinander versetzten Reihen angeordnet,
um optimale Wärmeübergangszahlen bezüglich der durchstreichenden Luft zu erhalten.
[0017] Den unteren Abschluss der gekrümmten Seitenwandplatten 10 und 11 bildet eine ebene
horizontale untere Seitenabschlusswand 17, während oben eine horizontale obere Abschlusswand
20 vorgesehen ist. Diese Wand 20 läuft in einen leistenförmigen Teil 21 mit paralleler
Vorderwand 22 und Hinterwand 23 aus, welche Wände 22 und 23 in die Schräge der Feuerraumwand
24 übergehen. Ueber dieser Seitenwandplatte 10 bzw. 11 ist eine erste senkrecht hängende,
ebene Seitenwandplatte 40 bzw. 28 angeordnet, mit einer ebenen geneigten unteren Seitenabschlusswand
29, welche mit dem oberen schrägen Randteil der darunterliegenden Platte 10 bzw. 11
oder der darüber liegenden Platte 40 bzw. 28, wie in Fig.1 ersichtlich, je eine horizontale
Luftschlitzdüse 26 festlegt. Die entsprechenden Pfeile geben die Richtung der ausströmenden
Luft wieder. Der Düseneinlauf 32 dieser Luftschlitzdüse 26 verläuft vertikal, um dann
über eine Knickstelle 33 in den schrägen Düsenmund 34 überzugehen. Dadurch, dass unabhängig
von der Temperatur der Platten 10, 11, 28 und 40 die Schlitzbreite des Düseneinlaufes
32 konstant bleibt und dieser Düseneinlauf 32 im Querschnitt, unabhängig von der Betriebstemperatur,
höchstens gleich gross ist wie der Querschnitt des Düsenmundes 34, bildet diese Düse
bezüglich Durchflussquerschnitt eine Invariante.
[0018] Die Seitenwandplatten 28 sind mit vertikalen Seitenflächen 36 versehen, welche auf
beiden Seiten mit einer Ueberdeckungsleiste 37 ihren Abschluss finden. Sie überdecken
mit dieser Leiste 37 einen entsprechenden Randteil von zweiten rechteckigen, senkrechten
Seitenwandplatten 40 und bilden mit deren Seitenflächen eine Schlitzdüse 42 mit einem
Düsenmund 43 und einem entsprechenden Knick 44. Auch hier ist die Düse bezüglich ihrem
engsten Querschnitt eine Temperaturinvariante, so dass diesbezüglich auch hier die
durchströmende Luftmenge konstant bleibt.
[0019] Durch Anbringen von Rundhuten 35 in die Endbereiche der düsenbildenden Flächen, können
Düsen mittels entsprechender Schnüre 46 verschlossen werden, wie dies Fig. 5 zeigt.
[0020] Es ist ferner zweckmässig, zur besseren Luftführung im Bereich der Zapfen 15 Leitbleche
48 vorzusehen.
[0021] Die Frontplatten 10, 11, 28 und 40 weisen Ueberlappungen auf. Dadurch wird ein Eindringen
von Fremdkörpern in die Schlitzdüsen 26 bzw. 42 vermieden. Durch die von der Ueberlappung
gebildeten Luftschlitze tritt die Luft in zwei Richtungen in den Feuerraum. Durch
die Ueberlappung werden Wärmeausdehnungen ohne Veränderung des Luftspaltquerschnittes
möglich. Durch die klein ausgebildeten Luftschlitze mit Distanzhaltern 50 ist ein
hoher Druckaufbau hinter den Frontplatten möglich, mit der daraus resultierenden gleichmässigen
Luftverteilung.
[0022] Durch die äussere Isolationswand wird Luft in die Schlitzdüse geführt. Dabei nimmt
die Luft die in diesem Fall von der keramischen Wand 7 abgegebene Strahlungswärme
auf. Die aufgewärmte Luft wird umgelenkt und streicht an der Schrägplatteninnenseite
und der Frontplatteninnenseite vorbei, wird durch die von den Platten und den Kühlnocken
oder -zapfen abgegebene Wärme weiter erhitzt und strömt durch die Luftschlitze in
zwei Richtungen in den Feuerraum. Dabei bildet diese Luft einmal vor den Frontplatten
einen Luftschleier (Schrägdüsen 26), während sie durch die vertikalen Düsen 42 stärker
in den Feuerraum hineindringt. Diese Luft nimmt als Sekundärluft an der Verbrennung
teil. Durch die in zwei Richtungen eingeblasene Luft wird das Feuer sicher von den
Feuerraumwänden zurückgedrängt. Durch den vor die Frontplatten gelegten Luftschleier
wird die Strahlungswärme des Feuerraumes 1 zum Teil zurückgedrängt. Die noch durch
Strahlung aufgenommene Wärme der Frontplatten, Schrägplatten und der keramischen Wand,
wird in den Feuerraum reflektiert.
[0023] Möglich ist auch eine Ausführung des Wandaufbaus anstelle von Keramik mit Steinen,
Metall- oder Isolationselementen. Die Luftzufuhr kann von unten erfolgen. Die Luft
nimmt die Strahlungswärme der keramischen Wand auf, wird durch diese hindurchgeleitet,
kühlt die Frontplatten ab, tritt teilweise durch die in der Grösse wahlweise gebildeten
Luftschlitze und teilweise unter den Verbrennungsrost in den Feuerraum, wobei diese
Luft als Unterwind (Primärluft) verwendet werden kann.
[0024] Auf diese Art lässt sich kostengünstig die Verbrennungsluft vorwärmen. Sekundärluft
wird an den heissesten Stellen im Feuerraum der Verbrennung zugeführt und Schlackenanbackungen
werden vermieden.
[0025] Durch die Zuführung der Sekundärluft an den heissesten Stellen und den vor die Frontplatten
gelegten Luftschleier wird eine heisse, sauerstoffreiche Randzone gebildet, welche
einen guten Wärmeübergang für den Dampfkessel bildet und die Korrosion vermeidet.
[0026] In der Mitte des Feuerraumes, konzentriert in eine sehr heisse Kernzone und durchmischt
von Sekundärluft, können alle unverbrannten Gase, ohne in Berührung von Wänden und
Kesselrohren zu kommen, ausbrennen. Co-Spitzen und deren Schäden sind somit gebannt.
[0027] Diese Platten können für Seitenwände, Stürze, Sekundärluftbalken, Vor- und Rückwände,
Umlenkungen usw. verwendet werden. Die Luftzufuhr kann von oben, unten, oder seitlich
erfolgen oder kombiniert.
[0028] Derartige Verbrennungsöfen, welche insbesondere zum Verbrennen von Müll, Kohle und
Holz vorgesehen sind, können mit einer geringen Luftmenge als Kühlung betrieben werden,
was durch die besondere Kühlwirkung der Kühlplatten ermöglicht wird. Dadurch wird
die Temperatur dieser Platten feuerraumseitig im Betrieb eine Temperatur von 800°C
nicht unterschreiten.
1. Platte (10, 11; 28, 40) zum Anordnen an Kesselfeuerraum-Innenwänden (2), bei welcher
Platte mindestens drei Seitenflächen (22, 29, 36) als Leitflächen für das Ausblasen
mit Druckluft ausgebildet und zur Bildung einer Luftdüse (26, 42) mit der jeweils
benachbarten Platte (11, 10; 40, 28) vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet, dass
zwei der Seitenflächen (36) mindestens annähernd senkrecht auf dem, dem Kesselinnern
(1) zuzukehrenden benachbarten Platten-Flächenteil (12) stehn und mindestens eine
Seitenfläche (29) im Bereich der Luftaustrittskante (34) wesentlich zu diesem Flächenteil
(12) geneigt ist.
2. Platte, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Rückseite mit die Wärmeübergangsfläche vergrössernden Elementen, z.B. Zapfen
(15) sowie gegebenenfalls mit Leitblechen (48) versehen ist, die vorzugsweise versetzt
angeordnet sind.
3. Platte, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Plattenenden (37) im Bereich der Ueberlappung mit Ausnehmungen (35) zum Einlegen
einer Düsensperre (46) ausgebildet sind. (Fig. 5)
4. Platte (10, 11; 28, 40) zum Anordnen an Kesselfeuerraum-Innenwänden (2), bei welcher
Platte alle Seitenflächen (22, 29, 36) als Leitflächen für das Ausblasen mit Druckluft
ausgebildet und zur Bildung einer Luftdüse (26, 42) mit der jeweils benachbarten Platte
(11, 10; 40, 28) vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet, dass zwei der Seitenflächen
(36) mindestens annähernd senkrecht auf dem, dem Kesselinnern (1) zuzukehrenden benachbarten
Platten-Flächenteil (12) stehn und zwei Seitenflächen (29) im Bereich der Luftaustrittskante
(34) wesentlich zu diesem Flächenteil (12) geneigt sind.
5. Mit Platten, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche ausgerüstete Kesselfeuerraum-Innenwand
(2), dadurch gekennzeichnet, dass bei rechteckförmigen oder quadratischen Platten
(10, 11; 28, 40), zwischen zwei neben- oder untereinander angeordneten Platten (10,
10; 11, 11; 28, 28; 40, 40) eine oder mehrere schlitzförmige Düsen (26, 42) entstehen,
deren Querschnitt abgewinkelt oder gekrümmt ist, wobei der kleinste Querschnitt (32)
im Betrieb im wesentlichen temperaturinvariant konstant bleibt.
6. Innenwand, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der Düsenquerschnitt - oder\―- förmig ist, wobei vorzugsweise der kleinste Querschnitt
vom Düsenmund (34, 43) abliegt.
7. Innenwand, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die vorzugsweise mit ungefähr 45° Neigung zu den senkrechten Platten (28, 40)
ausblasenden Düsen (26) horizontal angeordnet sind.
8. Innenwand, vorzugsweise nach mindestens einem der Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass der Raum (9) vor dem Düseneinlauf (32) als Druckraum ausgebildet ist, um eine
gleichmässige Luftbeaufschlagung der Luftdüsen (26, 42) sicherzustellen.
9. Verfahren zum Betreiben eines Heizkessels, vorzugsweise nach mindestens einem der
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass man die durch die Düsen zwischen an Kesselfeuerraumwänden
aufgebrachten Platten ausströmende Luftmenge derart festlegt, dass deren Oberflächentemperatur
im Feuerraum G 800°C beträgt, um die Bildung kalter Taschen an den Feuerrauminnenwänden
zu vermeiden.