[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein naßchemisches Verfahren zur Herstellung von Leiterplatten.
[0002] Es ist allgemein bekannt, daß die Abscheidung von haftfesten Metallauflagen auf den
üblichen Isolierbasismaterialien eine aufwendige Vorbehandlung erfordert. So müssen
beispielsweise die Basisplatten zunächst mit einer Haftvermittlerschicht versehen
und anschließend mit oxidierender Flüssigkeit, vorzugsweise Chromschwefelsäure, behandelt
werden, bevor die so präparierten Platten mit ionischen oder kolloidalen Edelmetallösungen
aktiviert, maskiert und in handelsüblichen Metallisierungsbädern metallisiert werden.
[0003] Abgesehen von der Vielstufigkeit dieser Methoden weist diese Technik den Nachteil
auf, daß eingeschleppte Chromionen die Bäder irreversibel vergiften und daß die erhaltenen
Leiterplatten unbefriedigende elektrische Eigenschaften zeigen.
[0004] Es ist daher bereits vorgeschlagen worden, die nichtleitenden Oberflächen von Substraten,
beispielsweise Basisträger von Leiterplatten, ohne oxidative Vorbehandlung mit einer
Lösung oder einem Lack einer Edelmetallkomplexverbindung für die anschließende chemische
Metallisierung zu aktivieren /vgl. z.B. DE-A 1 696 603 und DE-A 2 116 3897.
[0005] Diese an sich materialschonenden Aktivierungsverfahren konnten sich jedoch bislang
in der Praxis nicht durchsetzten, da sie verhältnismäßig große Aktivatormengen benötigen
und die in der Elektronikindustrie geforderten hohen Abzugsfestigkeiten der Metallauflagen
nicht erreichen. Aus diesem Grunde wird zumindest in der erstgenannten Patentpublikation
eine Oberflächenbehandlung mit Atzmitteln empfohlen (vgl. Spalte 6, Zeile 48).
[0006] Es wurde nun gefunden, daß man diese Nachteile vermeiden und auf einfache Weise,
d. h. ohne Ätzung, zu Halbzeugen zur Herstellung von hochwertigen Leiterplatten gelangen
kann, wenn man
a) die Basisplatten mit einem Aktivatorsystem, enthaltend Komplexverbindungen der
Elemente der I. oder VIII. Nebengruppe des Periodensystems, die mindestens eine haftvermittelnde
funktionelle Gruppe aufweisen, behandelt,
b) auf den so aktivierten Platten naßchemisch-stromlos oder kombiniert naßchemisch-stromlos/galvanisch
eine elektronisch leitfähige Metallauflage mit einer Schichtdicke von 0,05-10 pm aufbringt
und
c) die auf diese Weise metallisierten Basisplatten, die sog. Halbzeuge, in üblicher
Weise zu Leiterplatten weiterverarbeitet.
[0007] Gegenüber dem bekannten Subtraktiv-Verfahren, bei dem bis zu 70 µm starke Metallauflagen
partiell mit Hilfe von Ätzlösungen herausgelöst werden müssen, weist das erfindungsgemäße
Verfahren den Vorteil auf, daß man Metallschicht mit einer Dicke von nur maximal 10
pm, vorzugsweise 0,1-7,5 µm bzw. - besonders bevorzugt 0,1-5,0 µm - herausätzen muß,
was eine beträchtliche Materialersparnis zur Folge hat.
[0008] Im Vergleich zu den ebenfalls bekannten "Dünnschichtmethoden" zur Herstellung von
Leiterplatten, die durch das Auflaminieren von galvanisch hergestellten Dünnschichtauflagen
charakterisiert sind, zeichnet sich das neue Verfahren durch einen geringeren Arbeitsaufwand
sowie verbesserte mechanische und elektrische Eigenschaften der Metallauflagen aus.
[0009] Die zur Durchführung des neuen Verfahrens benötigten Komplexverbindungen sind allgemein
bekannt (vgl. z.B. DE-A 31 48 280).
[0010] Geeignete Komplexverbindungen in den Aktivatorlösungen sind π-Komplexe von Olefinen,
konjugierten Dienen und α,ß-ungesättigten Ketonen sowie Chelatkomplexe von Nitril-,
Amin-, Carboxyl-, Hydroxyl-, Sulfonsäure-und sulfonamidgruppen haltigen Verbindungen,
die
[0011] außer diesen zur Metallkomplexbildung benötigten Gruppen mindestens eine weitere
funktionelle Gruppe enthalten, die die Haftfestigkeit des Aktivators auf der Substratoberfläche
verbessert.
[0012] Dieses kann durch eine chemische Reaktion mit der Substratoberfläche vorzugsweise
aber durch Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen oder durch die Wirkung von van
der Waalsscher Kräfte erreicht werden.
[0013] Besonders geeignet für eine solche chemische Verankerung des Aktivators an der Substratoberfläche
sind funktionelle Gruppen wie Carbonsäuregruppen, Carbonsäurehalogenidgruppen, Carbonsäureanhydridgruppen,
Carbonestergruppen, Carbonamid- und Carbonimidgruppen, Aldehyd- und Ketongruppen,
Ethergruppen, Sulfonamidgruppen, Sulfonsäuregruppen und Sulfonatgruppen, Sulfonsäurehalogenidgruppen,
Sulfonsäureestergruppen, halogenhaltige heterocyclische Reste, wie Chlortriazinyl-,
-pyrazinyl-, -pyrimidyl- oder -chinoxalinylgruppen, aktivierte Doppelbindungen, wie
bei Vinylsulfonsäure- oder Acrylsäurederivaten, Aminogruppen, Hydroxylgruppen, Isocyanatgruppen,
Olefingruppen und Acetylengruppen sowie Mercaptogruppen und Epoxidgruppen, ferner
höherkettige Alkyl- oder Alkenylreste ab C
8, insbesondere Olein-, Linolein-, Stearin- oder Palmitingruppen.
[0014] Ganz besonders gut geeignet sind funktionelle Gruppen wie Carbonsäuregruppen, Carbonsäureanhydridgruppen,
Amidgruppen, Carbonsäure-imidgruppen, Keto-, Aldehyd- und Estergruppen.
[0015] Es ist zweckmäßig, die die Adsorption hervorrufenden funktionellen Gruppen auf das
jeweilige Substrat abzustimmen. So verbessern z.B. langkettige Alkyl- oder Alkenyl-Gruppen
im Aktivatormolekül die Haftfestigkeiten auf Substraten aus Polyethylen oder Polypropylen.
Zur Metallisierung von Gegenständen auf Polyamid- oder Polyesterbasis sind dagegen
Aktivatoren mit beispielsweise zusätzlichen Carbonyl- oder Sulfon-Gruppen besonders
günstig.
[0016] Bevorzugte Aktivatoren sind organometallische π-Verbindungen der Elemente Pd, Au,
Pt und Ag, wie sie z.B. in DE-A 3 148 280 beschrieben sind. Besonders bevorzugt sind
die ebenfalls zum Teil bekannten bzw. nach an sich bekannten Verfahren erhältlichen
Komplexverbindungen der Elemente der 1. oder 8. Nebengruppe des Periodensystems in
den Oxidationsstufen 1-4 (insbesondere einwertiges Palladium) mit ungesättigten Ketonen
der Formel

worin
R1 und R4 C1-C20-Alkyl, vorzugsweise C1-C6-Alkyl,
R2 und R3 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl, vorzugsweise Methyl bedeuten.
[0017] Beispielhaft seien genannt: Mesityloxid, n-Buten-3-on-2, n-Hepten-3-on-2, n-Hexen-3-on-2,
n-Decen-4-on-3, 5-Chlor-penten-3-on-2, Ethylvinylketon, 3-Methyl-octen-5-on-4, 3-Methyl-penten-3-on-2,
7-Methoxy-hepten-3- on-2.
[0018] Weitere Beispiele für bevorzugte Komplexbildner sind: Butadien, 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureanhydrid
und 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureimid. Besonders bevorzugt sind deren Palladiumkomplexe.
[0019] Das erfindungsgemäß neue Verfahren wird zweckmäßigerweise so durchgeführt, daß man
Basismaterialien mit den o.a. organometallischen Verbindungen benetzt. Dies kann vornehmlich
durch Besprühen mit einer leichtflüchtigen organischen Lösung der genannten Aktivatoren
oder durch Tauchen in diese Medien erfolgen. Hierbei soll die Konzentration des Aktivators
zwischen 0,01 g und 10 g pro Liter Lösungsmittel betragen. Als Lösemittel kommen vorzugsweise
chlorierte Kohlenwasserstoffe wie HCC1
3, CC1
4, CH
2Cl
2 und ClCH=CCl
2, Alkohole wie C
2H
5OH und CH
3OH bzw. deren Gemische untereinander in Betracht.
[0020] Die so behandelten Basismaterialien werden dann, wenn erforderlich in einem Lösemittel
angequollen, anschließend sensibilisiert und in einem reduktiven Metallisierungsbad
ganzflächig metallisiert.
[0021] Gegebenenfalls wird darin die so erhaltene Metallauflage galvanisch bis zu einer
maximalen Gesamtstärke von 10 µm verstärkt.
[0022] Danach wird das metallisierte Basismaterial, auch "Halbzeug" genannt, partiell mit
einer Maske versehen.
[0023] Zum Abdecken der Halbzeuge kommen in den meisten Fällen "Resistauflagen" (Photolacke,
Photoresists) und zwar "Negativ-Resists" oder "Positiv-Resists" in Betracht. Sie sind
allgemein bekannt (s. beispielsweise Günther Hermann, "Leiterplatten, Herstellung
und Vorbehandlung", S. 98 - 103 und 125 - 127).
[0024] Im ersten Fall werden nach dem Belichten die unbelichteten Teile mit einem geeigneten
Lösungsmittel entfernt, im zweiten Fall die belichteten Teile. Zur Herstellung von
Reliefs für die Elektronik bzw. für die Mikroelektronik können eine Reihe von speziellen
Resistsystemen verwendet werden. In diesem Zusammenhang seien die mit Hilfe von UV-Strahlung,
Elektronenstrahlung und Laserstrahlung härtbaren Resistsysteme erwähnt (vgl. DE-A
2 007 267, DE-A 2 454 879 und DE-A 2 507 874).
[0025] Zum Herauslösen der nicht vernetzten Teile der Resistauflage eignen sich übliche
organische Lösungsmittel, in denen das Präpolymere der Lackauflagen gut löslich ist.
[0026] Das Aufbringen der Reliefmaske kann auch durch Siebdrucken, Beschichten oder Bestempeln
erfolgen.
[0027] Als Substrate für das erfindungsgemäße Verfahren eignen sich Platten, vorzugsweise
mit Normlöchern versehene Platten aus glasfaser- und glasmattenverstärkten Epoxidharzen
(s. beispielsweise Kunststoffhandbuch, Prof. R. Vieweg, XI, S. 180 - 246, Carl Hanser
Verlag, München (1971)), fluorhaltigen Polymerisaten (s. beispielsweise o.a. Literaturstelle
S. 673 - 674) wie PTFE (Polytetrafluorethylen), wärmehärtbaren Kunststoffen wie Phenol-Formalin-
und/oder Melaminharze (s. beispielsweise Prof. R. Vieweg "Kunststoff-Handbuch" X,
S. 19 - 59 und 63 - 128), Polypropylen, Polyethylen, ABS- (Acrylnitril-Butadien-Styrol)-Misch-oder
Pfropfcopolymerisate und Polykondensate (z.B. Polycarbonate, aromatische und/oder
aliphatische Polyamide, Polyester, aromatische und/oder aliphatische Polyamide bzw.
Polyamid-Imide und deren Mischung-oder Cokondensate).
[0028] Die Polymerplatten müssen im Einzelfall vor der Metallisierung mit einem geeigneten
Quellmittel angequollen werden.
[0029] Zur Behandlung von Platten auf der Basis von Polyamidkondensaten werden beispielsweise
Lösungen eines Gemisches von Halogeniden von Elementen der 1. und/oder 2. Hauptgruppe
des Periodensystems mit Salzen aus schwachen anorganischen Basen und starken anorganischen
Säuren eingesetzt.
[0030] Geeignete Halogenide von Elementen der 1. und 2. Hauptgruppe sind insbesondere die
Chloride; bevorzugt sind LiCl, BeCl
2, MgCl
2 und CaCl
2.
[0031] Geeignete Salze schwacher Basen und starker Säuren sind Sulfate, Nitrate und vor
allem Chloride von Metallen der 3. und 4. Haupt- und Nebengruppe sowie von Nichtedelmetallen
der 6. - 8. Nebengruppe. Bevorzugt sind FeCl
2, FeCl
3, TiCl
3, TiCl
4, BCl
3 und insbesondere AlCl
3.
[0032] Geeignete Quell- und Lösungsmittel sind solche wie sie in üblichen Handbüchern über
Polyamide beschrieben sind (vgl. z.B. "Die Polyamide" von Hopff. Müller, Wegner, Springer-Verlag
(1954), sowie "Polymer Handbook" von Brandrup et al, New York, Band IV (1975) sowie
"Kunststoffhandbuch" von Vieweg/Müller; Band IV (1966)). Beispielsweise seien genannt:
niedrige aliphatische und araliphatische Alkohole, wie z.B. Methanol, Ethanol, Isopropanol,
n-Propanol, n-Butanol, Benzylalkohol und Phenylethylalkohol. Besonders bevorzugt ist
Methanol. Auch Dimethylsulfoxid und amidgruppenhaltige Lösungsmittel wie Formamid
und Dimethylformamid kommen in Betracht. Selbstverständlich sind auch Mischungen dieser
Lösungsmittel einsetzbar.
[0033] Ein besonders bevorzugtes Quellmittelsystem ist eine Lösung von CaCl
2/AlCl
3-Gemisch in Methanol.
[0034] Gewünschtenfalls können auch übliche Polyamidweichmacher (0,2 - 10 Gew.-%, bzw. 0,5
- 5 Gew.-%, bezogen auf die gesamte Flüssigkeitsmenge) zugesetzt werden. Beispielshaft
seien Benzolsulfonsäuremonoethylamid, p-Toluolsulfonsäureamid, Dioxidiphenylsulfon
und Dibenzylalkohol genannt.
[0035] Gemäß einer bevorzugten Verfahrensvariante können die Arbeitsgänge "Aktivieren" und
"Anquellen" kombiniert werden, indem man den Aktivator in dem Quellmittel löst und
dieses System zur Anwendung bringt.
[0036] Nach der Lösungsmittelbehandlung werden die Platten von anhaftendem Lösungsmittel
befreit.
[0037] Das geschieht im allgemeinen durch Verdampfen, gegebenenfalls unter reduziertem Druck.
Höher siedende Lösungsmittel werden zweckmäßigerweise durch Extraktion oder Spülen
mit niedrigsiedenden Lösungsmitteln entfernt.
[0038] Werden Fluorpolymerisate als Substrate eingesetzt, geht man vorzugsweise bei der
Durchführung dieser Variante so vor, daß man diese Polymerisate durch Tauchen in einer
organischen, vorzugsweise wasserfreien, Lösung wie THF (Tetrahydrofuran), Benzol und
Toluol, die zusätzlich eine alkaliorganische Verbindung mit einem einsamen, zur Bildung
von einem Carbanion oder Carbkation befähigten Elektronenpaar enthält, behandelt.
In diesem Zusammenhang sei auf die Literaturstellen "N. D. Scott et al.: Am. Soc.
58, 2443 (1936); N. D. Scott: USP 2 181 771; M. Szwar: Nature 178, 1168 (1956); M.
Szwarc: Am. Soc. 78, 2656 (1956)" hingewiesen. Wobei Naphthalinnatrium, Naphthalinlithium,
Benzollithium, Benzolnatrium, Biphenyl-, Triphenyl-und Butyl-lithium bzw. natrium
besonders zu bevorzugen sind. Die Konzentration der alkaliorganischen Verbindungen
soll 0,01 bis 250, vorzugsweise 2,5 - 100, besonders bevorzugt 5 - 75 g pro Liter
Lösemittel betragen.
[0039] Die zur Herstellung von erfindungsgemäßen Basismaterialien ebenso einsetzbaren Duroplaste
auf der Basis von Phenol-, Epoxid- und Melaminharzen können selbstverständlich mit
einem Haftvermittlerlack (s. beispielsweise G. Hermann, Leiterplatten, Herstellung
und Vorbereitung. S. 164-168, Eugen G. Lenze Verlag, Saulgau/ Württ. (1978)), der
eine kautschukelastische Komponente enthält, beschichtet werden. Ebenso können sie
nach ihrer Aktivität zur Erhöhung der Abzugsfestigkeit der im letzten Schritt abgeschiedenen
Metallschicht in für die ABS-Polymerisate üblichen Löse- oder Quellmitteln (s. beispielsweise
"Polymer Handbook" Brandrup et al. New York, Band IV (1975)) bzw. in oxidierend wirkenden
Medien behandelt werden.
[0040] Die vorbehandelten und aktivierten Basisplatten müssen durch Reduktion sensibilisiert
werden. Dazu können bevorzugt die in der Galvanotechnik üblichen Reduktionsmittel,
wie Hydrazinhydrat, Formaldehyd, Hypophosphit oder Borane verwendet werden. Natürlich
sind auch andere Reduktionsmittel möglich. Bevorzugt wird die Reduktion in wäßriger
Lösung durchgeführt. Es sind aber auch andere Lösungsmittel wie Alkohole, Ether, Kohlenwasserstoffe
einsetzbar. Selbstverständlich können auch Suspensionen oder Aufschlämmungen der Reduktionsmittel
verwendet werden.
[0041] Die so sensibilisierten Oberflächen können direkt zur stromlosen Metallisierung eingesetzt
werden. Es kann aber auch erforderlich sein, die Oberfläche durch Spülen von den Reduktionsmittelresten
zu befreien. Eine ganz besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, daß die Reduktion im Metallisierungsbad gleich mit dem Reduktionsmittel
der stromlosen Metallisierung durchgeführt wird. Diese Ausführung stellt eine bisher
nicht mögliche Vereinfachung der stromlosen Metallisierung dar.
[0042] Diese Ausführungsform ist ganz besonders für die bevorzugt einzusetzenden aminboranhaltigen
Nickelbäder oder formalinhaltige Kupferbäder geeignet.
[0043] Als in dem erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbare Metallisierungsbäder kommen handelsübliche
Bäder von Nickelsalzen, Cobaltsalzen, Kupfersalzen, Gold- und Silbersalzen oder deren
Gemische in Betracht.
[0044] Für die galvanische Verstärkung kommen folgende Metalle in Frage:
Ni, Co, Cu, Ag, Al, Cr und Au. Bevorzugt ist Cu.
Halbzeuge, d.h. die nach beliebigen Methoden mit einer stromlos-naßchemischen Dünnschichtmetallauflage
versehenen Polymerplatten, auf der Basis von Polyamiden und Fluorpolymerisaten sind
bisher nicht in der Literatur beschrieben worden und deshalb ebenfalls Gegenstand
der Erfindung.
[0045] Die Halbzeugmaterialien zur Herstellung von Leiterplatten sollen folgende Eigenschaften
aufweisen:
1. Sie sollen im aktivierten Zustand an der Luft gegenüber Feuchtigkeit stabil sein.
2. Ihre Aktivatorauflage soll nicht während des Aufbringens bzw. des Entwickelns von
Fotoresistauflagen von der Oberfläche entfernbar oder gar desaktivierbar sein.
3. Ihre Aktivatorauflage soll nicht während einer Quell- oder Oxidantieneinwirkung
von der Oberfläche entfernt bzw. desaktiviert werden.
4. Ebenso darf die Reliefauflage während des Quell-oder Abbauvorganges von der Materialoberfläche
nicht abgeschwemmt werden.
5. Die Abzugsfestigkeit der Metallauflage nach DIN 53 494 soll mindestens 25, vorzugsweise
50 N/25 mm betragen.
6. Bei der Sensibilisierung bzw. Metallisierung dürfen keine Liganden freiwerden,
die die Metallisierung- oder Sensibilisierungsbäder vergiften.
[0046] Die Weiterverarbeitung dieser Halbzeuge zu Leiterplatten durch partielles Maskieren,
gegebenenfalls galvanische Verstärkung bis zu 50 µm und Herauslösen der nicht benötigten
Metallbereiche mit geeigneten Ätzlösungen erfolgt nach üblichen Methoden.
[0047] Grundsätzlich bieten sich für die Weiterverarbeitung zwei Varianten an.
[0048] Die erste ist dadurch gekennzeichnet, daß man die nicht-maskierten Bereiche auf dem
Halbzeug mit der Ätzlösung herauslöst. Auf diese Weise erhält man Leiterplatten mit
einer verhältnismäßig dünnen Metallauflage, nämlich maximal 10 µm.
[0049] Die bevorzugte Verfahrensweise besteht dem gegenüber darin, daß man die nicht-maskierten
Bereiche galvanisch bis maximal 50 µm verstärkt und gegebenenfalls anschließend mit
einer Zinnauflage schützt, bevor die Maske und die darunterliegende Dünnschichtauflage
mit Hilfe einer Ätzlösung abgetragen werden.
[0050] Selbstverständlich können die nach dem besagten Verfahren abgeschiedenen Metallauflagen
auch nach dem Differenzätzverfahren rasterförmig entwickelt werden.
Beispiel 1
[0051] Eine 200 x 200 x 1 mm starke glasfaserverstärkte (30 %) und mit Normlöchern versehene
Kunststoffplatte aus Polyamid-6 wird 5 Minuten in einer Lösung von 1 g 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureanhydridpalladium(II)chlorid
in 1 1 CH
2C1
2 bei Raumtemperatur (RT) aktiviert, getrocknet und in einem Bad, welches

enthält, 5 Minuten bei RT behandelt. Anschließend wird die Platte in einem Bad, bestehend
aus

5 Min. bei RT sensibilisiert, mit destilliertem Wasser gespült und dann in einem handelsüblichen
Verkupferungsbad bei 30°C bis zu einer Metallauflage von ca. 1 µm verkupfert.
[0052] Die galvanische Verstärkung dieser Auflage bis zu einer Gesamtschichtdicke von 5
µm erfolgt in einem üblichen Galvanisierungsbad.
[0053] Die so hergestellte Dünnschichtplatte wird mit Hilfe eines Siebdrucklackes auf der
Basis eines Styrolbutadiencopolymerisats, welche freie kammförmige Bahnen von etwa
500 µm Breite aufweist, bedeckt und dann in einem Bad, welches aus

besteht, 10 Min. nachbehandelt.
[0054] Man erhält eine durchkontaktierte Leiterbahnplatte mit 500 µm breiten und 4,0 µm
starken Leiterbahnen. Die Metallauflage haftet an der Substratoberfläche so gut, daß
sie trotz einer 1-minütiger Nachbehandlung bei 265°C in einem Trockenschrank nicht
von der Polymeroberfläche zu entfernen ist.
Beispiel 2
[0055] Eine 200 x 200 x 1 mm große handelsübliche kautschukgepfropfte Polyamid-6-Platte
wird mit 0,2 mm großen Löchern versehen, in einem Bad aus 1 ltr. CH
2Cl
2 und 0,9 g Mesityloxid-palladiumchlorid im Verlaufe von 4 Minuten bei 18°C aktiviert,
getrocknet, in einem Bad aus

bei 20°C 5 Minuten behandelt, gemäß Beispiel 1 sensibilisiert und dann in einem handelsüblichen
Verkupferungsbad auf dem chemischen Wege verkupfert.
[0056] Nach etwa einigen Minuten färbt sich die Probenoberfläche dunkel und nach ca. 30
Min. wird eine gut elektrisch leitende Cu-Auflage abgeschieden. Diese wird auf galvanischem
Wege auf ca. 7,5 µm verstärkt.
[0057] Die so hergestellte Dünnschichtleiterplatte wird mit einer UV-härtbaren Lack auf
der Basis von oligomerem 1,4-Polyisopren (ca. 5 gew.-%ig in Xylol) der Fa. Agfa Gevaert
AG, Leverkusen) besprüht und dann getrocknet. Nach einer Woche wird die Halbzeugoberfläche
mit einer Fotomaske bedeckt und mit Hilfe von UV-Bestrahlung partiell vernetzt. Der
nicht vernetzte Präpolymeranteil wird nach Entfernen der Maske vom Probekörper in
Methanol (reinst) entfernt. Anschließend wird die Dünnschichtplatte bei 25°C in einem
Bad aus

bildmäßig entwickelt.
[0058] Man erhält eine durchkontaktierte Leiterplatte mit 40 µm breiten und 7,5 µm starken
Leiterbahnen. Die Abzugsfestigkeit der Metallauflage gemessen nach DIN 53 494 beträgt
ca. 60 N/25 mm und besteht den 15 sekundigen Lötbadtest bei 255°C.
Beispiel 3
[0059] Eine 200 x 200 x 1 mm große handelsübliche Polytetrafluorethylen-Folie wird mit Normlöchern
versehen und in einer Lösung, welche aus

angesetzt wird, 5 Min. vorbehandelt.
[0060] Anschließend wird die Platte mit Methanol neutralgewaschen und dann in einem Bad,
welches aus

besteht, bei 30°C 6 Minuten behandelt und anschließend getrocknet. Die so aktivierte
Platte wird in einem Bad, welches aus

[0061] besteht bei RT 5 Min. sensibilisiert, gewaschen und dann in einem handelsüblichen
Vernickelungsbad vernickelt.
[0062] Nach etwa zwei Minuten färbt sich der Versuchskörper silbergrau und nach ca. 20 Min.
wird eine elektrisch gut leitende Ni-Auflage abgeschieden, die mit galvanischem Silber
auf 3,5 pm verstärkt wird.
[0063] Die so hergestellte Dünnschichtplatte wird mit einem UV-härtbaren Resistlack beschichtet,
getrocknet und anschließend mit einer Photomaske bedeckt bzw. mit Hilfe von UV-Bestrahlung
partiell vernetzt. Der nicht vernetzte Präpolymeranteil wird nach Entfernen der Maske
vom Basismaterial in einer handelsüblichen Entwicklerlösung entfernt. Anschließend
wird die Platte in der in Beispiel 1 angegebenden Metallätzlösung nachbehandelt.
[0064] Man bekommt eine durchkontaktierte Leiterplatte. Die Metallauflage haftet an der
Polymeroberfläche so gut, daß sie die Temperatur nach DIN 53 436 besteht. Diese Platte
läßt sich in einem handelsüblichen Zinn-Lötbad problemlos bei erhöhter Temperatur
(250-260°C) in Verlaufe von einigen Minuten löten.
Beispiel 4
[0065] Eine 200 x 300 mm große aromatische Polyimidfolie (
Kapton (R), wird gemäß Beispiel 1 mit Löchern versehen, in einer Lösung, welche aus
1,0 g 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureimid-palladiumchlorid und 1 ltr. CH
2C1
2 besteht aktiviert, gemäß Beispiel 1 sensibilisiert, metallisiert und dann die Metallauflage
gemäß Beispiel 2 entwickelt.
[0066] Man erhält eine Leiterplatte, deren Metallauflage an der Substratoberfläche so gut
haftet, daß sie trotz einer 1 minütigen Nachbehandlung in einem handelsüblichen Lötbad
bei 250°C nicht von der Polymeroberfläche zu entfernen ist.
Beispiel 5
[0067] Eine 100 x 100 x 1 mm große 40 % mineralfüllstoffverstärkte Polymerplatte aus Polyamid-6
wird in einem Bad aus 0,8 g 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäure-imid-palladium-(II)-chlorid,
1500 ml Methanol, 120 g CaC1
2 und 3 g A1C1
3 bei 30°C 5 Minuten haftaktiviert. Anschließend wird die Platte in einem Bad, bestehend
aus 1200 ml Ethanol, 24 ml NH
3-Lösung (25 %ig) und 500 ml 2n-DMAB (Dimethylaminboran)-Lösung 5 Min. sensibilisiert,
gewaschen, in einem handelsüblichen naßchemischen Verkupferungsbad mit einer ca. 5
µm starken Cu-Auflage verkupfert und dann mit einem UV-härtbaren Resistfilm der Fa.
BASF AG beschichtet. Nun wird diese Halbzeugoberfläche mit einer Photomaske, welche
freie, durchgehende Bahnen von ca. 200 µm aufweist, bedeckt und mit Hilfe von UV-Bestrahlung
partiell vernetzt. Der nicht vernetzte Präpolymeranteil wird nach Entfernen der Maske
vom Basismaterial in einer handelsüblichen Entwicklerlösung entfernt. Danach wird
die freie Metalloberfläche auf galvanischem Wege mit einer 35 µm starken Cu-Auflage
und anschließend mit einer 2 µm starker Zinn-Auflage versehen. Nun wird der Polymer-Metall-Verbundwerkstoff
in Methylenchlorid von der polymeren Resistauflage befreit und 35 Minuten in einer
Cu-Ätzlösung bestehend aus 100 ml HCl (37 %ig), 30 ml H
20
2 (40 %ig) und 1000 ml H
20 nachbehandelt.
[0068] Man erhält eine elektrische Leiterplatte mit 200 µm breiten und ca. 42 µm starken
durchgehenden Leiterbahnen bestehend aus ca. 5 µm chemischen und ca. 35 µm galvanischem
Kupfer bzw. aus ca. 1 µm galvanischen Zinn. Die Metallauflage haftet an der Substratoberfläche
so gut, daß sie trotz einer zweistündigen Nachbehandlung bei 160°C nicht von der Polymeroberfläche
zu entfernen ist.
Beispiel 6
4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureimid-palladium-(I1)-chlorid
[0069] 10 g 4-Cyclohexen-1,2-dicarbonsäureimid werden in der fünffachen Menge Dimethylformamid
gelöst, im Verlaufe von 3 Stunden mit der äquimolaren Menge Acetonitrilpalladiumdichlorid
bei 45°C versetzt. DMF und Acetonitril werden bei 45°C/25 mbar abestilliert. Man erhält
mit 95 %iger Ausbeute einen gelb-bräunlichen Feststoff vom Schmelzpunkt 102°C.
Beispiel 7
[0070] Eine mit Löchern versehene Polyamidplatte wird gemäß Beispiel 5 aktiviert und mit
einem UV-härtbaren Resistfilm ®Nylotron LN der Firma BASF AG) beschichtet. Nun wird
die Substratoberfläche mit einer Maske bedeckt, mit Hilfe von UV-Bestrahlung partiell
vernetzt. Der nicht vernetzte Präpolymeranteil wird nach Entfernen der Maske von der
Plattenoberfläche durch Behandeln mit 1,1,1-Trichlorethan entfernt. Danach wird der
Probekörper nach Beispiel 1 in einer methanolischen Lösung gequollen, sensibilisiert,
mit destilliertem Wasser gespült und dann in einem handelsüblichen Verkupferungsbad
bei 60°C bis zu einer Metallauflage von ca. 17,5 um partiell verkupfert.
[0071] Man erhält eine fertige Leiterplatte, deren Cu-Auflage so gut an der Plattenoberfläche
haftet, daß sie trotz einer eintägigen Nachtemperung bei 140°C nicht von der Plattenoberfläche
zu entfernen ist.
1. Verfahren zur Herstellung von Leiterplatten durch naßchemische Metallisierung von
Basisplatten mit Hilfe von metallorganischen Aktivatoren, dadurch gekennzeichnet,
daß man
a) die Basisplatten, mit einem Aktivatorsystem, enthaltend Komplexverbindungen der
Elemente der I. oder VIII. Nebengruppe des Periodensystems, die mindestens eine haftvermittelnde
funktionelle Gruppe aufweisen, behandelt,
b) auf den so aktivierten Platten naßchemisch-stromlos oder kombiniert naßchemisch-stromlos/galvanisch
eine elektrisch leitfähige Metallauflage mit einer Schichtdicke von 0,05-10 µm aufbringt
und
c) die auf diese Weise metallisierten Basisplatten, die sog. Halbzeuge in üblicher
Weise zu Leiterplatten weiterverarbeitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die gegebenenfalls Normlöcher
aufweisenden Basisplatten mit einem Quellmittel behandelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Aktivatorsystem
außerdem ein Quellmittel für die Basisplatten enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die aktivierten Basisplatten
zunächst naßchemisch-stromlos und danach galvanisch mit einer elektrisch leitenden
Metallschicht von maximal 10 µm Dicke versieht.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die aktivierte Basisplatte
zunächst naßchemisch-stromlos vernickelt oder verkupfert und danach auf diese Metallauflagen
galvanisch mit Kupfer verstärkt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Halbzeuge maskiert
und die nicht maskierten Bereiche chemogalvanisch bis zum Erreichen einer Gesamtmetallschichtdicke
von 50 µm verstärkt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Aktivatoren Palladiumkomplexe
von konjugierten Dienen oder ∞, ß-ungesättigten Ketonen verwendet.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Halbzeuge auf der Basis
von Plattenmaterial aus Polyamiden oder Fluorpolymerisaten herstellt.
9. Verwendung von naßchemisch metallisierten Basisplatten mit einer Metallauflage
von 0,05-10 µm und einer Abzugsfestigkeit nach DIN 53 494 von mindestens 25 N/25 mm
zur Herstellung von Leiterplatten.
10. Polyamid- und Fluorpolymerisat-Platten mit einer naßchemisch erzeugten Metallauflage
von 0,05 - 10 µm und einer Abzugsfestigkeit nach DIN 53 494 von mindestens 25 N/25
mm.