(19)
(11) EP 0 166 334 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.01.1986  Patentblatt  1986/01

(21) Anmeldenummer: 85107415.3

(22) Anmeldetag:  15.06.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A01K 29/00, A01K 1/02, A61D 17/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB LI NL SE

(30) Priorität: 29.06.1984 DE 3423934
27.11.1984 DE 3443152

(71) Anmelder:
  • de Wit, Paulus Alphensus Joseph
    NL-9363 CE Marum (NL)
  • Bouma, Jitze
    NL-9363 CE Marum (NL)

(72) Erfinder:
  • de Wit, Paulus Alphensus Joseph
    NL-9363 CE Marum (NL)
  • Bouma, Jitze
    NL-9363 CE Marum (NL)

(74) Vertreter: Habbel, Hans-Georg, Dipl.-Ing. 
Postfach 34 29
D-48019 Münster
D-48019 Münster (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zum Verhindern des Totdrückens von Ferkeln in Schweinezuchtbetrieben und deren Verwendung als Anzeige-einrichtung für den Beginn des Geburtsvorganges bei Muttertieren


    (57) Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Verhindern des Totdrückens von Ferkeln in Schweinezuchtbetrieben mit wenigstens einem einer das Muttertier und die Ferkel aufnehmenden Abferkelbucht zugeordneten Mikrofon, einem mit dem Mikrofon verbundenen Geräuschdetektor, der in Abhängigkeit eines eingespeicherten, als Vergleichssignal dienenden Schallsignals einen elektrischen Impuls auslöst, und eine durch den vom Geräuschdetektor ausgelösten Impuls in Tätigkeit versetzbare Warnanlage. Diese Vorrichtung kann als Anzeigeeinrichtung für den Beginn des Geburtsvorganges bei Muttertieren Verwendung finden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Verhindern des Totdrückens von Ferkeln in Schweinezuchtbetrieben, in welchen das Muttertier und die Ferkel gemeinsam in einer Abferkelbucht aufgenommen sind.

    [0002] In Schweinezuchtbetrieben stellt sich immer wieder das Problem, daß die Muttertiere die frischgeworfenen Ferkel erdrücken können, wenn sich die häufig sehr schweren Muttertiere hinlegen oder sich aus ihrer Liegestellung in eine andere Liegestellung bewegen. Bisher sind erhebliche konstruktive Aufwendungen gemacht worden, um dieses Erdrücken der Ferkel zu verhindern, wobei diese Konstruktionen als sogenannte Ferkelschutzkäfige bekanntgeworden sind. Trotz dieser Ferkelschutzkäfige kann es immer wieder vorkommen, insbesondere in den ersten drei bis sechs Tagen nach der Geburt, daß die Ferkel unter die sich bewegenden Muttertiere gelangen.

    [0003] Man hat das Problem auch dadurch versucht zu lösen, daß man in einer Abferkelbucht in vom Muttertier entfernten Bereichen Wärmequellen geschaffen hat, die die Ferkel veranlassen sollten, sich vom Muttertier weg zu diesen Wärmebereichen zu bewegen und in diesen Wärmebereich aufzuhalten. Das ist teilweise gelungen, aber da die Ferkel natürlich auch an der Mutter saugen wollen und ohne jede Frage auch vom Geruch der Mutter angezogen werden, sind auch diese Maßnahme nur teilweise zufriedenstellend.

    [0004] Großräumige Untersuchungen haben im EWG-Raum ergeben, daß grundsätzlich in Ferkelzuchtbetrieben, die mit den besten, heute bekannten Schutzvorrichtungen ausgerüstet sind, immer noch 6,2 % Verluste durch Erdrücken der Ferkel auftreten.

    [0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen, die es dem Züchter ermöglicht, auch diesen noch recht erheblichen Verlustanteil zu vermindern.

    [0006] Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 genannten Merkmale.

    [0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung nach Patentanspruch 1 sind in den Unteransprüchen enthalten.

    [0008] Die Erfindung geht von der Überlegung und Erkenntnis aus, daß dann, wenn ein Ferkel unter ein Muttertier gelangt, das Ferkel durch das Auspressen der Luft aus der Lunge einen bestimmten Schrei ausstößt bzw. bestimmte Geräusche abgibt, die bei Schweinezüchtern als der sogenannte "Ferkeltodesschrei" bekannt sind. In kleineren, insbesondere bäuerlichen Betrieben, konnte dann, wenn sich der Züchter oder Bauer im Stall aufhielt, dieser Züchter auf diesen Todesschrei reagieren und das Muttertier veranlassen, sich von dem Ferkel wegzubewegen. In großen Zuchtanlagen ist dies jedoch heute nicht mehr möglich.

    [0009] Gemäß der Erfindung wird daher ein Geräuschdetektor eingesetzt, der aus einer Fülle der in einem Schweinezuchtstall auftretenden Geräusche nur auf ein bestimmtes Geräusch reagiert, d.h. eine bestimmte Frequenz des Geräuschdetektors wird als Steuerungsfrequenz eingesetzt. Die Geräusche werden durch entsprechende Mikrofone aufgenommen, dem Geräuschdetektor aufgegeben und sobald die ihm eingegebene Geräuschfrequenz auftritt, löst dieser Geräuschdetektor einen elektrischen Impuls aus, der eine entsprechende Warnanlage steuert.

    [0010] Praktische Versuche haben gezeigt, daß in der Praxis der Geräuschdetektor mit einer Kupfermatte verbunden werden kann, die im Liegebereich des Muttertieres angeordnet ist. Bei Auslösen des Warnimpulses durch den Geräuschdetektor wird in dieser Matte ein Stromschlag freigegeben, der das Muttertier unverzüglich zwingt aufzustehen oder sich umzudrehen, so daß dadurch das Ferkel möglicherweise vor dem Erdrücken gerettet ist.

    [0011] Gemäß der Erfindung ist es möglich, einen Geräuschdetektor für mehrere Abferkelbuchten einzusetzen oder für jede einzelne Abferkelbucht einen eigenen Geräuschdetektor vorzusehen. Weiterhin ist es gemäß der Erfindung möglich, ein oder mehrere Mikrofone pro Abferkelbucht einzusetzen oder auch ein Mikrofon für eine Vielzahl von Abferkelbuchten vorzusehen.

    [0012] Der vom Geräuschdetektor erzeugte Warnimpuls kann nicht nur zum Muttertier geführt werden, sondern es ist auch möglich, diesen Warnimpuls auch zum überwachungspersonal für den Stall zu führen, so daß dieses Oberwachungspersonal sofort reagieren kann, wobei mit dem erzeugten Impuls gleichzeitig eine Anzeige erfolgen kann, in welchem der ggf. mehreren Abferkelbuchten ein Problem auftritt. Hierbei ist es natürlich möglich, sowohl den Impuls zum Muttertier wie auch zur überwachungsperson gleichzeitig zu leiten. Anstelle des erzeugten Stromstoßes ist es auch möglich, das Muttertier durch eine durch den Warnimpuls initiierte Blitzlichtlampe zu motivieren.

    [0013] Die Erfindung sieht weiterhin vor, daß die Verbindung zwischen den Mikrofonen und dem Geräuschdetektor und/oder die Verbindung zwischen dem Geräuschdetektor und der Warnanlage nicht mehr über eine Verkabelung erfolgt, sondern über Radiowellen, so daß der Installationsaufwand erheblich vermindert wird und gleichzeitig die Fehlerquellenmöglichkeit möglichst gering gehalten wird.

    [0014] Weiterhin wird vorgeschlagen, einen Gurt vorzusehen, der vom Muttertier getragen wird und der eine größere Sicherheit zur Übertragung des Warnimpulses gibt. Auch wird der Installationsaufwand durch eine solche Anordnung verringert.

    [0015] Anstelle des Gurtes können auch andere, vom Tier selbst getragene Warneinrichtungen vorgesehen werden, wie beispielsweise kleine Empfänger, die am Tier befestigt werden.

    [0016] Da sich herausgestellt hat, daß die Tiere sehr unterschiedlich auf die ausgelösten Warnimpulse reagieren, wird gemäß der Erfindung weiterhin vorgeschlagen, daß die Schockintensität der Warnanlage regelbar ist, so daß in Anpassung an die individuelle Konstitution eines Muttertieres der entsprechende Schock ausgewählt werden kann.

    [0017] Schließlich wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, daß die eingesetzten Mikrofone hinsichtlich ihrer Aufnahmeempfindlichkeit einregelbar sind, so daß auch hier Anpassungen an die verschiedenen Stallverhältnisse ohne Schwierigkeiten auch von einem Laien vorgenommen werden können.

    [0018] Während im voraufgehenden die Problematik anhand eines Abferkelkäfigs erläutert wurde, liegt es auch im Bereich der Erfindung, eine solche Vorrichtung auch für kurz vor der Entbindung stehende Muttertiere zu verwenden, so daß der den Stall überwachende in die Lage versetzt wird, beispielsweise bei großen Rinderzuchtanlagen, über den Zeitpunkt der Geburt informiert zu werden, so daß er zu diesem Zeitpunkt hilfeleistend zur Verfügung stehen kann. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß Tiere vor der Geburt bestimmte Geräusche abgeben, die unverwechselbar auf das bevorstehende Geburtsereignis hinweisen.

    [0019] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung in Verbindung mit einem Abferkelstall wird nachfolgend anhand der Zeichnung erläutert. In der Zeichnung zeigt

    Fig. 1 eine schaubildliche Ansicht von oben auf einen Abferkelkäfig und in

    Fig. 2 eine Schemaskizze zur Verdeutlichung der Erfindung.



    [0020] In der Zeichnung ist mit 1 eine Abferkelbucht bezeichnet, der zwei Mikrofone 2 und 3 zugeordnet sind. Die Mikrofone 2 und 3 sind mit einem Geräuschdetektor 4 verbunden, der aus den von den Mikrofonen 2 und 3 aufgenommenen Geräuschen nur das Geräusch herausfiltert, auf das er eingestellt ist, wobei dann, wenn dieses Geräusch eintritt, vom Geräuschdetektor 4 ein elektrischer Impuls ausgeht, der zu einer Warnanlage 5 führt.

    [0021] Diese Warnanlage 5 kann als Gurt 5a vom Tier 7 getragen werden oder besteht aus einer im Liegeflächenbereich des Muttertieres 7 angeordneten elektrisch leitenden und bei Betätigung einen elektrischen Stromstoß abgebenden Matte 5b.

    [0022] Der Geräuschdetektor 4 kann zusätzlich mit einem Abzweig 6 versehen sein, der im Gegensatz zur Warnanlage 5 nicht zum Tier 7, sondern zu einer Warneinrichtung 8 für die überwachungsperson für den Stall führt, z.B. einen Lautsprecher oder eine Warnlampe.

    [0023] Die Verbindung zwischen dem oder den Mikrofonen 2, 3 und dem Geräuschdetektor 4 und/oder die Verbindung zwischen dem Detektor 4 und der Warnanlage 5 kann drahtlos, z.B. über Radiowellen, erfolgen oder auch durch entsprechende elektrische Stromleitungen.

    [0024] Da die größte Gefahr für das Erdrücken der Ferkel in den ersten sechs Tagen besteht, braucht die gesamte Anlage nur in diesem Zeitraum in Tätigkeit gesetzt zu werden und kann ggf. dadurch für mehrere Abferkelbuchten einsetzbar sein.


    Ansprüche

    1. Vorrichtung zum Verhindern des Totdrückens von Ferkeln in Schweinezuchtbetrieben, in welchen das Muttertier und die Ferkel gemeinsam in einer Abferkelbucht aufgenommen sind, gekennzeichnet durch wenigstens ein der Abferkelbucht (1) zugeordnetes Mikrofon (2, 3), einen mit dem Mikrofon verbundenen Geräuschdetektor (4), der bei Einspeisung eines einem eingespeicherten Vergleichsschallsignal entsprechenden Schallsignals einen elektrischen Impuls auslöst und
    eine durch den vom Geräuschdetektor (4) ausgelösten Impuls in Tätigkeit versetzbare Warnanlage (5).
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung zwischen dem oder den Mikrofonen (2, 3) und dem Geräuschdetektor (4) und/oder die Verbindung zwischen dem Detektor (4) und der Warnanlage (5) drahtlos, d.h. über Radiowellen, erfolgt.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Warnanlage (5) durch eine im Liegeflächenbereich des Muttertieres angeordnete, elektrisch leitende und bei Betätigung einen elektrischen Stromstoß abgebende Matte gebildet ist.
     
    4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Warnanlage (5) durch einen vom Muttertier getragenen, elektrisch leitfähigen Gurt gebildet wird, der bei Abgabe des Impulses durch den Geräuschdetektor (4) einen elektrischen Stromstoß auslöst.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Warnanlage (5) als im Liegebereich des Muttertieres angeordnete Blitzlichtlampe ausgebildet ist.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Warnanlage im Bereich der mit der Überwachung des Stalles beauftragenden Bedienungsperson angeordnet ist.
     
    7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Geräuschdetektor (4) mehreren Abferkelbuchten (1) zugeordnet ist.
     
    8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Geräuschdetektor (4) mit einer Zählanlage für die von ihm zur Warnanlage (5) abgegebenen Impulse ausgerüstet ist.
     
    9. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufnahmeempfindlichkeit des oder der Mikrofone den örtlichen Verhältnisse anpaßbar einstellbar ist.
     
    10. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schockintensität der Warnanlage regelbar ist.
     
    11. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß anstelle des Gurtes andere vom Tier getragene, auf den vom Geräuschdetektor abgegebenen Impuls reagierende Warnanlagen vorgesehen sind.
     
    12. Verwendung der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 und 6 bis 11 als Anzeigeeinrichtung für den Beginn des Geburtsvorganges bei Muttertieren, die kurz vor dem Werfen des Nachwuchses stehen.
     




    Zeichnung