[0001] Die Erfindung betrifft eine Glocke, die aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung
gefertigt ist und bei der die Tonhöhe bestimmt ist und die einen langdauernden Nachhall
aufweist.
[0002] Glocken werden seit Jahrhunderten zur Erzeugung von musikalischen Tönen, zur Signalisierung
der Zeit oder zur Bekanntgabe eines Ereignisses, sowie in Orchestern, als die Melodie
gliederndes Schlag- oder Punktierungsmusikinstrument verwendet. Die Glocken in ihren
bekannten Formen dienen tatsächlich als idiophone Musikinstrumente.
[0003] Die Glocke kann als eine dreidimensionale Platte betrachtet werden, die auf Wirkung
des Anschlags zweidimensionale Schwingungen ausführt. Im Verlauf der zweidimensionalen
Schwingung gestalten sich zwei Knotenliniensysteme, und zwar das System der longltudinalen
Knotenlinien und das System der kreisförmigen Knotenllnien.
[0004] Das longitudinale Knotenliniensystem besteht aus sich In vertikalen Ebenen befindenden
Knotenlinien, wobei die vertikalen Ebenen die vertikale Längsachse der Glocke (in
deren an dem Gehänge frei herabhängender Stellung) enthalten; die Knotenlinien weisen
eine den Erzeugenden des Glockenmantels annähernd gleiche Form auf. Die longitudinalen
Knotenlinien unterteilen den Glockenmanten in 4 bis 12 Zonen entlang der Peripherie.
Von den longitudinalen Knotenlinien weisen die Schwingungen an jener Knotenlinie die
größte Amplitude auf, die von dem Schlagmittel, z.B. von dem Glockenschwengel, den
Anschlag erhält.
[0005] Das andere, während der Schwingung entstehende Knotenliniensystem besteht aus kreisförmigen
Knotenlinien in auf der Längsachse der Glocke senkrechten Ebenen entlang der Längsachse
in Abständen voneinander, wobei die Mittelpunkte der kreisförmigen Knotenlinien in
der Längsachse liegen.
[0006] An den Stellen der longitudinalen und kreisförmigen Knotenlinien führt der Glockenmantel
praktisch keine Schwingungen aus. Die Schwingungsmoduli der longitudinalen und kreisförmigen
Knotenlinien werden frei kombiniert.
[0007] An der Glocke findet die Schwingung mit der größten Amplitude am unteren Glockenrand,
an dem Flansch statt. Der Flansch kann so betrachtet werden, als ob er der freie Rand
eines eingespannten Balkens oder einer eingespannten Platte wäre. Die Schwingung,
der Ton, gehen von dem Flansch aus. Praktisch führt die ganze Glocke eine Schwingungsbewegung
aus, mit der Ausnahme der Einspannungsstelle, die oben in der Mitte liegt.
[0008] Der sich ergebende Ton besteht aus zwei Teilen. Als erster erscheint der Schlagton,
der ein einziger kurzer Ton mit fester Tonhöhe und metallischem Klang ist. Als Glockenklang
wird der Schlagklang betrachtet. Der Schlagklang hört nach kurzer Zeit auf, das Ausklingen
erfolgt äußerst schnell. Der Schlagklang Ist das Ergebnis einer Obertonfolge, d.h.
deren subjektive Grundstimme. Dem vollkommenen Verschallen des Schlagtones vorangehend
ertönt der sogenannte Glockenläutton, der mit dem ausgestalteten Schwingungszustand
des Glockenmantels gekennzeichnet werden kann und den Charakter eines mehrstimmigen
Klangs aufweist und recht langsam verschallt. Dieser tönende Schall besteht aus mehreren
Bestandteilen, so im allgemeinen aus dem Unterton, dem Grundton, der Terz, der Quint
und der oberen Oktave, von denen der Unterton am längsten tönt; die anderen werden
verhältnismäßig schnell schwächer.
[0009] Die beiden Glockenklänge haben zweierlei Töne; wenn der Schlagschall weitgehend metallisch
ertönt, was zahlreiche nicht-harmonische Obertöne bedeutet, ist die Tonhöhe unsicher.
[0010] Der tönende Schall ist weicher und leiser. Infolge des allmählichen Verschallens
wird der Klang immer klarer, die Töne (Obertöne) verschallen einer nach dem andere;
zuletzt ist nur noch der Unterton hörbar.
[0011] Das hier geschilderte Tonbild hängt ausschließlich von der Gestaltungsform des Glockenmantels
ab; es wird weder von der Stärke des Schlags noch von der Zusammensetzung des Glockenmaterials
beeinflußt, da von diesen nur die Anzahl und Stärke der Obertöne bestimmt wird.
[0012] Gegenüber einer Glocke guter Qualität wird die Forderung gestellt, daß die Tonhöhe
bestimmt und die Nachhalldauer lang sind. Vom Standpunkt der Herstellung der Glocken
besteht die weitere Forderung, daß die Produktion wirtschaftlich und leicht realisierbar
ist, wobei hinzukommt, ob man individuelle Stücke oder Serien fertigt. Bei Glocken
in der wohlbekannten Gestaltung können die erwähnten Forderungen jedoch nicht gleichzeitig
erfüllt werden.
[0013] Bei den bekannten Glockentypen stellt die Abstimmung des Grundtons und des Schlagtons
eine schwierige Aufgabe dar. Der Hauptgrund dafür besteht darin, daß der Glockenmantel
um zwei Knotenliniensysteme schwingt, wobei die beiden Knotenliniensysteme praktisch
zueinander senkrecht verlaufen und auf ihre Umgebung eine gegenseitige Wirkung ausüben.
Es besteht nicht die Möglichkeit, die Tonzusammensetzung im voraus bestimmen zu können.
[0014] Die Tonhöhe wird hauptsächlich von dem Werkstoff und dem Durchmesser der Glocke bestimmt,
wobei das Gewicht der Glocke zu dem Durchmesser proportional ist. Es ist als vorteilhaft
zu betrachten, wenn die vorgeschriebene bzw. gewünschte Tonhöhe mit einer Glocke mit
möglichst kleinem Durchmesser und möglichst geringem Gewicht erreicht werden kann.
Der kleinste Durchmesser und das geringste Gewicht können mit Gold als Werkstoff bei
einer gegebenen Tonhöhe erreicht werden, mit einem größeren Durchmesser und Gewicht
wird die gewünschte Tonhöhe mit Silber als Grundstoff erreicht. Infolge der hohen
Preise können weder Silber, noch Gold als Grundstoffe hergenommen werden.
[0015] Von dem Standpunkt des erreichbaren geringen Gewichtes und eines kleinen Durchmessers
können zunächst Bronze aus Cu und Sn, die sogenannte Glockenbronze, danach Messing
aus Cu und Zn und eine Kupferlegierung mit Silizium (Cu + Si + Zn) bzw. siliziumhaltige
Bronze in Frage kommen. Diese Grundstoffe sind noch immer sehr teuer; ihr hoher Preis
kann darauf zurückgeführt werden, daß ihre Verwendung für eine Glocke die höchste
Reinheit beansprucht. So werden z.B., wenn einige Hunderstel Prozent Aluminium in
die Glockenbronze geraten, die Nachhallzeiten bereits auf ein Drittel verkürzt. Ein
weiterer Mangel der Kupferlegierungen besteht darin, daß das Gießen der Glocke eine
äußerst lange Zeit erfordert, häufig einige Monate, unabhängig davon, ob das Gewicht
der Glocke mehrere Tonnen oder einige Kilo beträgt. Dabei kommt es häufig vor, daß
die nach einer so langen Zeit fertig gewordene Glocke nicht den gewünschten Ton gibt.
[0016] Man probierte Glocken aus Aluminium oder Aluminiumlegierungen herzustellen, aber
bei den bekannten Glockenkonstruktionen erwiesen sich Aluminium und Aluminiumlegierungen
als völlig ungeeignet, da zum Erreichen einer gegebenen Tonhöhe Glocken mit noch größerem
Durchmesser und Gewicht erforderlich wären, als bei Verwendung der herkömmlichen Kupferlegierungen.
[0017] Von dem Standpunkt einer langen Nachhalldauer ist von den Kupferlegierungen die Glockenbronze
mit der Cu + Sn-Zusammensetzung die günstigste; die sonstigen Kupferlegierungen führen
nicht zu dem gewünschten Resultat. Die aus Aluminium oder Aluminiumlegierungen gefertigten
Glocken in der bekannten Konstruktion zeigten hinsichtlich der Nachhallzeiten unannehmbare
kurze Perioden; auch der Ton war nicht angenehm.
[0018] Durch die Erfindung wird die Aufgabe gelöst, eine Glockenkonstruktion zu schaffen,
die die Anwendung des verhältnismäßig billigen Aluminiums bzw. von Aluminiumlegierungen
zu ihrer Herstellung ermöglicht und die als Erfolg Glocken, sei es als Einzelstück
oder in Serie, schnell und mit einer bedeutenden Kostenverringerung herzustellen erlaubt.
Eine weitere Forderung besteht darin, daß die Glocke leicht und schnell eingestimmt
werden und ihre gewünschte Tonhöhe eingestellt werden kann. Desweiteren soll die Nachhallzeit
auf einen Wert gebracht werden, der der Nachhallzeit der aus Glockenbronze hergestellten
Glocken entspricht bzw. diesen Wert überschreitet.
[0019] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Glocke gelöst, deren Grundstoff Aluminium
oder eine Aluminiumlegierung ist und die dadurch gekennzeichnet werden kann, daß entlang
des Glockenmantels voneinander im Abstand angeordnete, in Längsrichtung der Glocke
im wesentlichen abstandsgleich zueinander verlaufende Spalte vorgesehen sind.
[0020] Bei einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Glocke liegen die Mittellinien der
Spalte in die Längsachse der Glocke enthaltenden Ebenen.
[0021] Jedoch können die Spalte in der Seitenansicht oder eines Teils davon auch bogenförmig
verlaufen und die Krümmungen der bogenförmigen Spalte können in einer oder in zwei
Richtungen verlaufen.
[0022] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Glocke ist die Breite
der Spalte und/oder die Größe des Abstands zwischen zwei Spalten gleich.
[0023] Auch eine Gestaltung Ist möglich, bei der die Breite wenigstens eines Teils der Spalte
und/oder ein Teil der Abstände zwischen zwei Spalten unterschiedlich ist.
[0024] Es kann vorteilhaft sein, wenn die Spalte unterschiedliche Längen haben.
[0025] Die erfindungsgemäße Glocke wird anhand eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels
erläutert, das aus der Zeichnung in perspektivischer Darstellung ersichtlich ist.
[0026] Die in der Figur dargestellte Glocke bzw. der Glockenmantel sind in ihrem Umriß in
üblicher Weise gestaltet. Zwischen dem Flansch 1 und dem Gehänge 2 der Glocke sind
in dem Mantel 3 der Glocke Spalte 4 ausgebildet, die bei dem hier dargestellten Beispiel
eine den longitudinalen Erzeugenden des Glockenmantels folgende Form aufweisen und
entlang des Umfangs des Glockenmantels in Abständen voneinander verteilt ausgebildet
sind. Die Breiten der Spalte können übereinstimmen, können aber auch unterschiedlich
sein. Ähnlich können die Umfangsabstände zwischen den Spalten 4 gleich oder voneinander
verschieden sein. Die Spalte 4 können an ihren Enden zunächst dem Gehänge 2 an dem
gleichen Umfangskreis oder an unterschiedlichen Umfangskreisen beginnen, wobei die
unteren Enden ebenfalls bel demselben Umfangskreis oder an unterschiedlichen Umfangskreisen
enden können und ein oder mehrere Spalte 4 auch bis zum Rand des Flansches 1 ragen
können. Darüberhinaus können die Spalte 4 - in der Seitenansicht des Glockenmantels
- bogenförmig gestaltet sein, wobei die Bogenform einseitig oder beidseitig, in einer
Wellenlinie, gekrümmt sein kann. Desweiteren können die Spalte 4 - wie es aus der
Figur ersichtlich ist - aus geraden Strecken bestehen. Bei der gezeigten Ausführungsform
sind insgesamt zehn Spalte 4 am Umfang des Glockenmantels 3 gleichmäßig verteilt angeordnet,
wobei die Breite der Stege des Glockenmantels 3 zwischen den Spalten 4 größer als
die Spaltbreite ist.
[0027] Der wesentliche Vorteil der erfindungsgemäßen Glocke besteht darin, daß aus Aluminium
oder Aluminiumlegierungen eine Glocke mit guten Klangelgenschaften hergestellt werden
kann. Materialpreis und Zeitaufwand für die Herstellung verringern sich bedeutend,
wodurch die Produktionskosten ebenfalls geringer sind. Die Arbeitszeit beträgt von
der Modellierung bis zum Gießen anstatt einiger Monate nur einige Tage. So können
Bestellungen mit kurzer Lieferzeit angenommen werden. Auch Kleinserien werden binnen
Kurzem ausgeliefert. Die Tonhöhe kann einfach und mit geringer Abstimmungsarbeit eingestellt
werden; die Abstimmung erfolgt schnell und genau. Praktisch stimmt die Nachhhallzeit
mit jener der aus Glockenbronze hergestellten Glocken überein, kann sogar auf einen
höheren Wert eingestellt werden. Ein guter Schlagton und ein guter Schall können mit
einer Glocke aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung aufgrund der Spalte mit verhältnismäßig
kleinem Durchmesser und geringem Gewicht erreicht werden.
[0028] Die Erfindung beschränkt sich nicht auf großdimensionierte und schwere Glocken. Die
Konstruktion der erfindngsgemäßen Glocke ergibt günstige Tonparameter und gute Wirtschaftlichkeit
auch bei kleindimensionierten und leichten Glocken und Schellen.
1. Glocke aus einer Aluminiumlegierung, mit einem Glockenmantel (3), dadurch gekennzeichnet,
daß in dem Glockenmantel (3) entlang dessen Umfangs im Abstand voneinander angeordnete,
in Längsrichtung des Glockenmantels (3) verlaufende Spalte (4) ausgebildet sind.
2. Glocke nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittellinien der Spalte
(4) in die Längsachse der Glocke enthaltenden Ebenen liegen und aus einem Punkt dieser
Ebene betrachtet die Spalte (4) geradlinig verlaufen.
3. Glocke nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spalte (4) oder ein Teil
derselben In der Seitenansicht der Glocke bogenförmig verlaufen, wobei die bogenförmigen
Spalte (4) in einer oder in zwei Richtungen gekrümmt sein können.
4. Glocke nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Breite
der Spalte (4) und/oder die Größe des Abstandes zwischen je zwei Spalten gleich ist.
5. Glocke nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens
bei einem Teil der Spalte (4) die Spaltenbreite und/oder der Abstand zwischen je zwei
Spalten voneinander verschieden ist.
6. Glocke nach einem der Ansprüche 1 bIs 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge
der Spalte (4) unterschiedlich ist.