[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur metallurgischen Nachbehandlung
von vorgeschmolzenen Metallen gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruchs und auf ein
Verfahren gemäß Oberbegriff von Patentanspruch 6.
[0002] Vorrichtungen dieser Art gehören seit langem zum Stand der Technik (so z.B. GB-Z
Steel Times, Febr. 1978, Seiten 205 - 211).
[0003] Sie sind aus dem Wunsch heraus entwickelt worden, weitgehend beim Schmelzen von Metallen
alle metallurgische Arbeit aus dem eigentlichen Schmelzaggregat in ein nachgeschaltetes
Behandlungsverfahren zu verlagern. Im Schmelzaggregat soll nur noch eingeschmolzen
werden. Dadurch erzielt man insbesondere bei Elektrostahlwerken zum Schmelzen von
Stahl beträchtliche Ofenzeitverkürzungen und damit eine erhöhte Leistung.
[0004] Dies führt zu der sog. Pfannenmetallurgie, im angelsächsischen Schrifttum als secondary
steelmaking bezeichnet, bei der das Metall aus dem Vorschmelzaggregat in eine Pfanne
abgestochen und in dieser nachbehandelt wird.
[0005] Bei der Erzeugung von Stahl sind Hauptaufgaben der Nachbehandlung
- Auflegieren des Stahles
- Einstellung exakter Analysen
- Analysen- und Temperaturhomogenität in der Pfanne.
[0006] Um die während der Behandlung unvermeidlichen
Tempera- turverluste in der Pfanne - inbesondere bedingt durch die Zugabe fester Legierungsmetalle
und das Spülen der Stahlschmelze mittels über Bodenblassteine eingeleiteter Inertgase
- zu kompensieren, ist die Nachbehandlungspfanne mit einer Pfannenaufheizeinrichtung
versehen, meistens in Form einer Lichtbogenheizung.
[0007] Bei einer derartigen Heizung befindet sich über der Pfanne ein Deckel ähnlich dem
eines Lichtbogenofens. Über ein oder mehrere an Tragarmen aufgehängte und in Elektrodenführungen
durch den Deckel geführte Elektroden (meist wechselstrombetrieben) kann die Stahlschmelze
über den entstehenden elektrischen Lichtbogen aufgeheizt werden. Das elektrische Lichtbogenheizen
kann sowohl unter Atmosphärendruck - wobei eine Abdichtung der Pfanne gegen den Deckel
nicht erforderlich ist - als auch unter Vakuum stattfinden, wobei die Pfanne gegenüber
der Atmosphäre vakuumdicht verschlossen ist und die Elektroden über Vakuumdichtungen
durch den Deckel geführt sind.
[0008] Als Elektroden nach dem Stand der Technik werden runde Grafitelektroden verwendet,
die mit hohen Stromstärken belastet werden können und einen gut regelbaren Lichtbogen
erzeugen. Je nach Pfannengröße und gewünschter Heizleistung weisen sie einen Durchmesser
von 300 bis 500 mm auf.
[0009] Die Elektroden verbrauchen sich jedoch während des Betriebes durch Oxydation mit
der Atmosphäre. So liegt bei einer mit drei wechselstrombetriebenen 450 mm-Elektroden
bestückten Pfannenheizanlage der Elektrodenverbrauch bei ca. o,5 kg/to behandelten
Stahles. Dies entspricht bei einem Preis von ca. 6,-- DM/kg Elektrode Kosten von ca.
150.000,-- DM bei einer monatlichen Nachbehandlung von ca. 50.000 to Stahl.
[0010] Abgesehen von diesen Kosten ist der Einsatz von Grafitelektroden bei der Nachbehandlung
von Stählen mit niedrigsten Kohlenstoffgehalten (<
0,
02 % C) bzw. von Stählen mit einem engen, den Kohlenstoffgehalt betreffenden Analysenbereich
nicht möglich.
[0011] Das zur Homogenisierung der Stahlschmelze - insbesondere nach einer Legierungszugabe
- durch Bodenblassteine in die Schmelze eingeleitete inerte Spülgas bringt die Schmelze
derart in Wallung, daß die normalerweise dicht über der Schmelzoberfläche "brennenden"
Elektroden mit der Schmelze in Berührung kommen und aus dem Grafitmaterial der Elektroden
derartig viel Kohlenstoff in die Schmelze gelangt, daß die vorgeschriebenen niedrigen
bzw. eng bestimmten Kohlenstoffgehalte überschritten werden und der Stahl somit für
den vorgesehenen Verwendungszweck nicht mehr brauchbar ist.
[0012] Zur Vermeidung der oben angeführten Nachteile schlägt die vorliegende Erfindung daher
vor, eine Vorrichtung zur metallurgischen Nachbehandlung der eingangs genannten Art
mit Elektroden aus Metallsträngen zu versehen. Vorteilhafterweise bestehen die Elektroden
dabei aus im Strang gegossenen Knüppeln, die eine der Analyse der zur Nachbehandlung
vorgesehenen Metallschmelze entsprechende Zusammensetzung aufweisen. Das Gußgefüge
dieser Stranggußknüppel - insbesondere von Knüppeln aus Stahl mit im Kern dendritischen
Erstarrungsgefüge - erlaubt hohe Strombelastungen einer solchen Metallelektrode bei
hoher Stromdichte, ohne daß jedoch die Elektroden schnell abschmelzen.
[0013] So beträgt der Abbrand bei einer Elektrode -aus einem Stranggußknüppel der Stahlqualität
42 Cr Mo 4 mit einem quadratischen Querschnitt von 175 x 175 mm bei einer Belastung
von 40 000 Amp und 250 Volt während einer Zeit von 10 Min. nur ca. 0,5 m, entsprechend
einem Abschmelzgewicht von 12o kg. Bei drei
Elek- troden, angeschlossen an 3-Phasen-Wechselstrom, somit insgesamt 360 kg, die als
zusätzliches Metall in das Gewicht der nachzubehandelnden Stahlschmelze eingehen.
Das abgeschmolzene Material der Stranggußknüppel-Elektrode ist somit nicht verloren,
sondern erhöht das Ausbringen der nachbehandelten Stahlschmelze. Wegen des im Verhältnis
zum Gesamtgewicht der Stahlschmelze nur sehr geringen Elektrodenabbrandes braucht
im allgemeinen auf eine unterschiedliche Stahlqualität Elektrode/ Schmelze keine Rücksicht
genommen werden, da die Möglichkeiten von Analysenabweichungen verschwindend gering
sind.
[0014] Bei Qualitäten mit höchster Analysengenauigkeit empfiehlt es sich jedoch, für die
Elektroden eine Stahlzusammensetzung zu wählen, die der Analyse des nachbehandelten
Metalls entspricht.
[0015] Als Metallelektroden werden vorzugsweise Reste von Stranggußknüppeln bzw. Reste von
Stranggußrund eingesetzt. Sofern diese Reststücke eine für die Einspannung als Elektrode
nicht ausreichende Länge aufweisen, können sie vor Einsatz als Elektrode leicht zu
einem längeren Stück zusammengeschweißt werden.
[0016] Die Erfindung eignet sich besonders zur Herstellung kohlenstoffarmer Stähle bzw.
zur Herstellung von Stahlqualitäten mit eng definiertem Kohlenstoffgehalt.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren nach Patentanspruch 6 wird vorteilhaft mit Elektroden
aus stranggegossenen Stahlknüppeln durchgeführt.
[0018] Es ist nicht in jedem Fall erforderlich, auf niedrige Kohlenstoffgehalte in den Elektroden
zu achten, sie sollten aber unter 0,5 % Kohlenstoff, vorzugsweise unter 0,2 % Kohlenstoff
liegen. Die Abschmelzrate ist nämlich überraschend gering, wie Versuche gezeigt haben.
[0019] In Fig. 1 ist schematisch eine Pfannennachbehandlungsanlage dargestellt.
[0020] Sie besteht aus einer zylindrischen Pfanne 1, die flüssiges Metall 2 enthält. Über
einen Bodenblasstein 3 wird die Metallschmelze umgerührt. Die Pfanne 1 ist mit einem
Deckel 4 verschlossen, durch den drei Elektroden 51, 52, und 53, hindurchgeführt sind.
Die Elektrodenspitzen reichen bis nahe an die Oberfläche der Metallschmelze und heizen
dort über den elektrischen Lichtbogen die Metallschmelze auf.
[0021] Die Elektroden bestehen erfindungsgemäß aus Metallsträngen, vorzugsweise aus Stranggußknüppeln
bzw. Stranggußrundmaterial, die eine der Analyse der Metallschmelze entsprechende
Zusammensetzung aufweisen.
1. Vorrichtung zur metallurgischen Nachbehandlung von vorgeschmolzenen Metallen, insbesondere
Stahl, bestehend aus einer die Schmelze aufnehmenden zylindrischen, mit einem Deckel
verschlossenen Pfanne und ein oder mehreren den Deckel durchdringenden Elektroden
zur Aufheizung der Schmelze über Lichtbogen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Elektroden (51, 52, 53) aus Metallsträngen bestehen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Elektroden (51, 52, 53) aus Stranggußknüppeln bestehen.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß Elektroden eingesetzt werden, die eine der Analyse der Metallschmelze entsprechende
Zusammensetzung aufweisen.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Elektroden (51, 52, 53) einen quadratischen Querschnitt von 120 bis 200 mm
Seitenlänge aufweisen.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden
(51, 52, 53) einen kreisrunden Querschnitt mit Durchmessern von 120 bis 200 mm aufweisen.
6. Verfahren zum Herstellen von Stählen mit Kohlenstoffgehalten unter 0,02 % oder
von Stählen mit engen Kohlenstofftoleranzen, wobei der Stahl in einem Schmelzaggregat vorgeschmolzen und
anschließend in einem Nachbehandlungsaggregat legiert, gerührt und homogenisiert wird,
wobei die Schmelze über Lichtbögen zwischen der Schmelze und Elektroden aufgeheizt
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der vorgegebene Kohlenstoffgehalt im Schmelzaggregregat eingestellt und im Nachbehandlungsaggregat
dadurch gehalten wird, daß zur Erzeugung der Lichtbögen Elektroden aus kohlenstoffarmen
Stahl eingesetzt werden.